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Verfahren zur Herstellung von mechanisch widerstandsfestem, feuchtigkeitsaufsaugendem
Kunstleder
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung eines mechanisch widerstandsfähigen, feuchtigkeitsaufsaugenden Kunstleders. Ziel der Erfindung ist es, ein Kunstleder zu schaffen, das in wesentlich besserem Masse befähigt ist als bisherige Kunstlederprodukte, Wasserdampf abzuführen.
Bisher hat man zunächst versucht, das Kunstleder durch die Verwendung von porösen Schichten ausreichend luft-und wasserdampfdurchlässig zu machen. Hiebei hat man aber keine befriedigenden Erfolge erreicht. Es ist nämlich zu bedenken, dass der Wasserdampf nur in dem Verhältnis abtransportiert wird, in dem sich die Poren zur gesamten Oberfläche befinden.
Man ist dann einen Schritt weiter gegangen und hat in die wasserfreien Polymerisatschichten, die üblicherweise Weichmacher und Pigmentfarbstoffe enthielten, Stoffe eingebracht, die entweder in Wasser quellbar oder in Wasser und organischen Lösungsmitteln quellbar sind, und mit solchen Massen Gewebe und/oder Vliesbahnen beschichtet. Nachteilig wirkt sich bei diesen Verfahren aus, dass der Zusatz der hydrophilen Stoffe die mechanischen Eigenschaften der mit solchen Streichmassen hergestellten Kunstlederschicht in einem solchen Ausmass schädigt, dass sie die vom Verkehr verlangten mechanischen Eigenschaften nicht erreicht.
Hier setzt nun die Erfindung mit dem Ziel ein, die beschriebenen Nachteile zu beseitigen. Nach dem neuen Verfahren stellt man zunächst eine Matrize her, indem man eine ebene, biegsame Unterlage mit einer Schicht versieht, die man mit Rücksicht auf ihre besondere Funktion, deren Bedeutung aus den weiteren Ausführungen zu ersehen ist, als Trennschicht zu bezeichnen hat. Als Unterlage für die Trennschicht eignen sich alle Stoffe, aus denen ebene Gebilde, wie Platten, Bänder u. dgl., mit der entsprechenden Biegsamkeit hergestellt werden können. Besonders geeignet erscheint stärkeres Papier, wie Kartonpapier. Die Trennschicht wird aus Stoffen hergestellt, von denen sich die für Kunstleder üblicherweise gebräuchlichen, aus Polymerisaten bestehenden Schichten ohne weiteres ablösen lassen.
Hiefür eignen sich Cellulosederivate, die vorzugsweise in organischen Lösungs- mitteln gelöst, als Streichmasse aufgebracht werden. Es ist möglich, hiefür z. B. Acetyl-, Äthyl-, Benzyl-cellulose, Celluloseacetobutyrat u. dgl. zu verwenden. Acetylcellulose ist zu bevorzugen.
Bei Wahl der die Trennschicht bildenden Stoffe ist zu berücksichtigen, dass sie eine gewisse Adhäsion zu der Kunststoffschicht, die dann daraufgelegt wird, aufweisen. Denn die daraufgelegte Kunststoffschicht enthält Wasser, welches beim Vorverfestigen verdunstet und Kanäle und Poren in der Masse hinterlässt. Beim Vorverfestigen in der Hitze besteht nun die Gefahr, dass die Masse etwas zusammenläuft, und hiebei unter Umständen auch die Poren und feinen Kanäle, die durch das Verdunsten des Wassers entstanden sind, verlaufen. Wenn nun eine gewisse Adhäsion zwischen der Trennschicht und der aufgelegten Kunststoffschicht vorhanden ist, wenn quasi die Kunststoffschicht auf der Trennschicht etwas klebt, dann wird die eben beschriebene Gefahr verringert, d. h., beim Vorverfestigen in der Hitze können die entstandenen Poren nicht durch Zusammenlaufen der Masse verschwinden.
Die Streichmasse wird nach Verdunsten der Lösungsmittel und Erhärten mit einer negativen Narbenprägung versehen, worauf anschliessend auf die genarbte Schicht eine Masse eines Polymerisats aufgestrichen wird, um die luftdurchlässige Schicht zu erzeugen. Hiefür eignen sich die üblichen, für Kunstleder verwendeten Polymerisate, insbesondere weichgestelltes Polyvinylchlorid. Diese Schicht wird nach bekannten Verfahren, z. B. durch der Kunststoffmasse beigegebenes Wasser, das beim Verfestigen der Masse durch Verdunsten Kanäle hinterlässt, luftdurchlässig und porös gemacht.
Die Masse wird dann bei höherer Temperatur, etwa 140 C, vorverfestigt, gegebenenfalls eine weitere Schicht derselben Masse aufgebracht, und dann auf die noch feuchte Masse ein Trägerstoff, wie ein Gewebe, Gewirke, Vlies u. dgl., aufgelegt, und dann das Ganze bei 140-150 C verfestigt.
Nach den vorstehend beschriebenen, erfindungsgemässen Massnahmen entsteht das Kunstleder als ein Verbundkörper, der dann von der als Trennschicht wirkenden Beschichtung der
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biegsamen Unterlage leicht abgezogen und gegebenenfalls aufgewickelt werden kann. Es schliesst sich gemäss der Erfindung dann noch die Behandlung der genarbten Oberfläche des hergestellten Kunstleders an, die dazu dient, die feuchtigkeitsaufsaugende Schicht zu erzeugen. Hiezu wird eine Streichmasse in die Narbenvertiefungen eingestrichen, die aus einer Kunststoffdispersion besteht, die einen in Wasser quellbaren oder löslichen hochmolekularen Stoff, wie Eiweisse, Polyvinylderivate enthält. Zur Herstellung dieser Streichmasse kann der gleiche Kunststoff wie in der porösen Hauptschicht, aber auch andere Polymerisate verwendet werden.
Anschliessend wird das mit dieser Schicht versehene Kunstleder im Spannrahmen bei 170 C ausgeliert.
Man erhält nach der Erfindung ein Kunstleder, das eine sehr gute Fähigkeit für das Aufsaugen von Feuchtigkeit besitzt und sich darüber hinaus noch besonders mechanisch durch seine Knickfestigkeit und Abriebfestigkeit auszeichnet.
Die biegsame Unterlage, die mit der Trennschicht versehen ist und als Matrize zur Herstellung des Kunstleders in dem erfindungsgemässen Verfahren verwendet wird, ermöglicht es, einen Narben zu erzeugen, der trotz nachfolgender Hitzebehandlung nicht zurückgeht.
Alle andern Kunstleder, die nach einer der herkömmlichen Weisen, nämlich durch Prägekalander ihre Narbung erhalten, verlieren diese aufgeprägten Narben bei einer Nachbehandlung bei hohen Temperaturen. Das bessere Verhalten der erfindungsgemäss hergestellten Narbung ist darauf zurückzuführen, dass im Gegensatz zum geprägten Narben bei der Erfindung ein gegossener Narben vorliegt.
Das erfindungsgemässe Verfahren bietet auch die Gewähr, dass die Poren offenbleiben. Beim nachträglichen Prägen des Narbens auf Prägekalandern lässt sich im ausreichenden Masse nicht verhindern, dass bei diesem Vorgang die Poren des Kunstleders verschlossen werden und damit dessen Porosität sehr beträchtlich herabgesetzt wird.
Beispiel : Ein Kartonpapier von 140 bis 150 g/m wird auf einer Streichmaschine mit einer Masse folgender Zusammensetzung einmal beschichtet :
EMI2.1
<tb>
<tb> 10 <SEP> kg <SEP> Acetylcellulose <SEP> (Cellit <SEP> B <SEP> 700)
<tb> gelöst <SEP> in
<tb> 10 <SEP> kg <SEP> Aceton <SEP> und
<tb> 10 <SEP> kg <SEP> Essigäther,
<tb>
um die sogenannte Trennschicht zu erzeugen.
Dann wird in die Oberfläche der aufgebrachten Schicht ein negativer Narben eingepresst, damit auf der Oberfläche des fertigen Kunstleders die Prägung positiv erscheint. Die Trennschicht der Unterlage wird dann auf einer Streicheinrichtung mit einer Masse folgender Zusammensetzung beschichtet :
EMI2.2
<tb>
<tb> 100 <SEP> kg <SEP> Polyvinylchlorid
<tb> 70 <SEP> kg <SEP> Dioctylphthalat
<tb>
EMI2.3
<tb>
<tb> 10 <SEP> kg <SEP> Dibutylphthalat
<tb> 20 <SEP> kg <SEP> Eisenoxyd-braun
<tb> 1 <SEP> kg <SEP> Barium-Cadmiumlaurat
<tb> 20 <SEP> kg <SEP> Wasser
<tb> 1 <SEP> kg <SEP> Polyvinylalkohol <SEP> in <SEP> Wasser <SEP> gelöst.
<tb>
Anstelle von Polyvinylalkohol kann auch l kg der 50%igen wässerigen Dispersion des acrylsäureesterhaltigen Misch- polymerisats verwendet werden, die unter dem Handelsnamen Acronal
500 D" bekannt ist, oder 2- kg hochdisperse Kieselsäure, wie sie unter dem Handelsnamen "Aerosil" bekannt ist.
Die aufgestrichene Masse wird bei 1400 C vorverfestigt, gegebenenfalls wird eine weitere Schicht derselben Zusammensetzung aufgelegt. Anschliessend wird auf die Oberfläche der noch feuchten Masse ein Trägerstoff, wie ein Gewirke, aufgelegt und im Heizkanal bei 140-150 C verfestigt. Beim Aufrollen des Verbundkörpers wird das beschichtete Papier abgezogen und das Gewirke mit Beschichtung aufgewickelt.
Die Oberfläche der auf das Gewirke aufgebrachten Beschichtung weist infolge der negativen Prägung der Trennschicht die positive Seite des Narbens auf.
Auf die Oberfläche dieses so gewonnenen Kunstleders wird nun auf dem Spannrahmen eine Masse folgender Zusammensetzung in die Narbenvertiefungen mehr oder minder hineingestrichen :
EMI2.4
<tb>
<tb> 100 <SEP> kg <SEP> Polyvinylchlorid
<tb> 70 <SEP> kg <SEP> Dioctylphthalat
<tb> 20 <SEP> kg <SEP> Eisenoxyd-braun
<tb> eine <SEP> Auflösung <SEP> von <SEP> 10 <SEP> kg <SEP> Casein <SEP> in
<tb> einem <SEP> Gemisch <SEP> aus <SEP> 3 <SEP> kg <SEP> 25% <SEP> igem <SEP>
<tb> Ammoniak-Wasser <SEP> und <SEP> 57 <SEP> kg <SEP> Wasser
<tb> 1 <SEP> kg <SEP> Barium-Cadmiumlaurat
<tb> 10 <SEP> kg <SEP> Benzin.
<tb>
Danach wird das Ganze im Spannrahmen bei 1700 C aus geliert.
Das erfindungsgemässe Verfahren gestattet ein Kunstleder herzustellen, bei dem die poröse Hauptschicht Träger der mechanischen Eigenschaften ist, während die auf diese Schicht aufgebrachte hydrophile Schicht nur in einem dünnen Film nach Art eines Lacks auf der Hauptschicht verankert ist und trotzdem die gewünschte Eigenschaft, wasser-und wasserdampfaufsaugend zu wirken, in befriedigendem Ausmass besitzt.