Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Abtrennen von Tier- oder
Pflanzenzellen sowie Viren aus biologischen Flüssigkei
ten.
In der Medizin und der Biochemie ist es erforderlich,
eine spezielle Zellgruppe aus einer verschiedene
Zellengruppen enthaltenen Suspension zu isolieren oder
abzutrennen, um eine Grundauswertung der Substanzen in
einem klinischen Test durchzuführen einschließlich
einer Immundiagnose oder Immuntherapie. Es gibt jedoch
kein Verfahren, um die gesuchten Zellen oder Zielzellen
mit geringen Kosten und in kurzer Zeit abzutrennen,
ohne die Verteilung der Zielzellen-Untergruppen zu än
dern, wenn es beabsichtigt ist, selektiv T-Zellen, B-
Zellen, K-Zellen oder NK-Zellen aus Lymphozyten zu ge
winnen. Wie im folgenden beschrieben wird, ergeben sich
bei der Durchführung der bekannten Verfahren eine Reihe
von Problemen.
Die japanischen Offenlegungsschriften Nr. 56-140886 und
57-204454 beschreiben jeweils die Verwendung einer eine
azide funktionale Gruppe enthaltenden speziellen Sub
stanz oder einer hydrophoben und wasserunlöslichen spe
ziellen Substanz mit Mikroporen. Nach dem in diesen
Offenlegungsschriften beschriebenen Verfahren ist es
möglich, T-Zellen in einem einzigen Trennschritt zu er
halten. Die Ausbeute der T-Zellen ist jedoch nicht kon
stant und sehr niedrig. Darüber hinaus wird die Trenn
säule aufgrund der kleinen Teilchengröße der
verwendeten speziellen Substanz verstopft.
Natürlich gibt es einige Zelltrennmaterialien und
-verfahren, die international als brauchbar auf dem Ge
biet der akademischen oder wissenschaftlichen Studien
anerkannt wurden. Alle diese Materialien und Verfahren
aber benötigen eine lange Zeit für die Vorbereitung des
Trennverfahrens, eine sorgfältige Durchführung des
Trennverfahrens und insgesamt ein zeitraubendes und
schwieriges Verfahren. Darüber hinaus leiden sie an
einer ungenügenden Reproduzierbarkeit, da das Trenn
vermögen und das Trennmuster des verwendeten Zell-
Trennmaterials in weitem Umfange von der speziellen
Produktionscharge des Materials abhängen kann.
Die japanische Offenlegungsschrift Nr. 61-235752 be
schreibt, daß Hydroxyapatitkörner ein spezielles
Adsorptionsvermögen für Zellen haben. Jedoch ist das
Wasserrückhaltevermögen und entsprechend die Trenn
fähigkeit ziemlich gering, während die Zeit zur Durch
führung des Verfahrens verkürzt werden kann. Die japa
nische Offenlegungsschrift Nr. 63-284 dagegen be
schreibt, daß infolge der Verwendung eines
faserförmigen Apatits die Trennfähigkeit zusammen mit
der Wasserrückhaltefähigkeit verbessert werden kann. Es
ist jedoch hier zu bemerken, daß im allgemeinen ein
faserförmiges Füllmaterial mit dem faserförmigen Apatit
gemäß der japanischen Offenlegungsschrift Nr. 63-284
keine gleichförmige Füllung ergibt, wenn es in eine
Säule gepackt wird. Ferner liefert es keine stabileren
Ergebnisse im Vergleich mit einem granulatartigen Füll
material, da die Ergebnisse abhängig von der verwende
ten Charge in einem weiten Bereich streuen.
Auf dem Gebiet der Immundiagnose ist unter der Bezeich
nung "SEPHADEX G10" ein Verfahren bekannt, das
Dextranzellen verwendet. Das Prinzip dieses Verfahrens
ist zwar nicht vollständig aufgeklärt. Man geht jedoch
davon aus, daß ein bestimmtes Niveau, d. h. Größe oder
Kleinheit der Adhäsionseigenschaft der Zellen die füh
rende Rolle bei diesem Verfahren spielt. Makrophagen
oder adhäsionsfähige zusätzliche Zellen mit großen Ab
messungen werden nämlich durch Adsorption abgetrennt,
während T-Zellen und B-Zellen die Säule passieren. Bei
diesem Verfahren ist es jedoch wesentlich, daß kleine
nicht adsorptionsfähige zusätzliche Zellen die Säule
passieren und daß die Untergruppen der T-Zellen an dem
Füllmaterial haften. Wegen der unerwünschten Haftung
der T-Zellen ist es unmöglich, eine vollständige
Population oder Verteilung der T-Zellen zu erhalten.
Diese Probleme müssen gelöst werden, wenn man das
SEPHADEX G10-Verfahren in der Immundiagnose effektiv
einsetzen will. Ferner ist auch eine Trennsäule be
kannt, die als Füllmaterial Nylonwolle enthält. Diese
Trennsäule wird im allgemeinen verwendet, um T-Zellen
reiche Zellgruppen getrennt zu erhalten. Die tatsächli
che Ausbeute der als Zielzellen gesuchten T-Zellen ist
jedoch relativ gering und liegt im Bereich von 12 bis
25%. Während außerdem die T-Zellen mit einer relativ
hohen Reinheit erhalten werden, hat sich die Verteilung
der T-Zellen-Untergruppen nach dem Durchlaufen der
Säule geändert. D.h. die Verteilung der separierten T-
Zellen-Untergruppen ist nicht dieselbe wie die Vertei
lung der nicht separierten T-Zellen-Untergruppen in der
Zellsuspension. Zusätzlich zu der Variation der
Zellverteilung ändert sich auch das Trennvermögen und
das Trennmuster abhängig von verschiedenen Faktoren wie
beispielsweise der speziellen Charge der ausgewählten
Nylonwolle, des speziellen Spleißverfahrens für die
Wolle, des speziellen Füllverfahrens und des speziellen
Waschverfahrens, obwohl die Wolle nach dem
Wiegen in die Säule eingefüllt wird.
Wie man aus der obigen Beschreibung erkennt, befinden
sich die Zelltrennverfahren, die auf der
Adsorptionseigenschaft der Zellen basieren, gegenwärtig
noch am Anfang der praktischen Verwendbarkeit. Es ist
daher wünschenswert, das
Zelltrennverfahren zu verbessern und ein neues
Verfahren zu schaffen, das eine hohe
Ausbeute, hohe Geschwindigkeit und Genauigkeit bei der
Trennung von Zellen erlaubt. Wenn sich diese Verbesse
rung erreichen läßt, können Zelltrennverfahren im wei
teren Umfange und in vorteilhafter Weise auf verschie
denen wichtigen Gebieten wie der Biotechnologie und der
Medizin, beispielsweise der Immundiagnose und der
Immuntherapie verwendet werden.
Neben der Zelltrennung ist auch das Abtrennen von Viren
ein wichtiges Problem auf dem Gebiet der Medizin und
der Biochemie. Da die Abtrennung von Viren wesentlich
für die Prophylaxe und die Behandlung von Virus
krankheiten, wie beispielsweise Influenza ist, und in
jüngster Zeit Krankheitserreger wie AIDS-Viren stark
zugenommen haben, ist die Verbesserung der Virentrenn
verfahren für die medizinische Versorgung besonders
dringlich geworden. Derzeit sind insbesondere zur Ab
trennung von Hepatitis-B-Viren verschiedene Virustrenn
verfahren bekannt, die polymere Membranen, Hohlfasern
oder Ionenaustauscherharze verwenden. Diese Trenn
verfahren sind jedoch schwierig durchzuführen und benö
tigen aufgrund des speziellen
Trennsystems eine teuere Einrichtung. Dies ist der Grund, weshalb diese Verfah
ren bisher noch nicht in einem praktisch nennenswerten
Umfange genutzt wurden.
Wie bereits oben erwähnt wurde, lehren die japanischen
Offenlegungsschriften 61-235752 und 63-284 die Verwen
dung von Hydroxyapatitkörnern bei der Zelltrennung.
Diese Verfahren haben jedoch zahlreiche Nachteile.
Diese Schriften sagen auch nichts über die Verwendung
dieses Granulats zur Virustrennung aus. Ferner be
schreibt auch die japanische Offenlegungsschrift Nr.
63-16045 die Verwendung eines porösen
Calciumphosphatgranulates als Füllmaterial für die
Flüssigchromatographie. Calciumphosphatkörner können in
einer chromatographischen Säule verwendet werden, um
Biopolymere wie Proteine selektiv abzutrennen und zu
reinigen. Diese Offenlegungsschrift sagt jedoch nichts
aus über ein Adsorptions- und Trennmittel für Zellen
oder Viren.
Aus der DE-OS 24 10 848 ist ein Verfahren zur Herstellung
poröser Polyvinylacetylgebilde bekannt. Die Porengröße bei
diesem Material liegt zwischen 0,02 mm und 2 mm. Derartige
Polyvinylacetylgebilde können gemäß der DE-OS 20 27 843 als
Filtermaterial verwendet werden.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein verbessertes
Trennverfahren anzugeben, das als Zell- oder Virus-
Trennverfahren verwendet werden kann,
das bei seiner derartigen Verwendung
die Vorbehandlung, die vorbereitenden Maßnahmen oder
das Trennverfahren selbst vereinfacht, zu einer raschen
Trennung bei niedrigen Kosten führt und mit einer guten
Reproduzierbarkeit durchgeführt werden kann, und das
darüber hinaus eine deutlich erhöhte Trennfähigkeit
aufweist sowie eine einfache Steuerung des resultierenden
Trennmusters ermöglicht.
Diese Aufgabe wird mit einem Verfahren gemäß Anspruch 1
gelöst, wobei insbesondere ein Trennmittel zum Abtrennen von
Zellen oder Viren aus einem Polyvinylacetalharz mit offener
Zellstruktur und einer mittleren Porengröße von
10 bis 1000 µm verwendet wird.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Abtrennen
von Zellen oder Viren wird
eine biologische Flüssigkeit, welche die abzutrennenden
Zellen oder Viren enthält, durch eine Säule geleitet,
die mit dem oben beschriebenen
Trennmittel gefüllt ist.
Weitere Merkmale und Vorteile ergeben sich aus den Unteransprüchen und der fol
genden Beschreibung, welche in Verbindung mit der bei
gefügten Zeichnung die Erfindung anhand von Aus
führungsbeispielen erläutert. Es zeigt
Fig. 1 einen schematischen Querschnitt durch
eine Trennvorrichtung für Zellen oder
Viren zur Durchführung eines Trennverfahrens gemäß
der vorliegenden Erfindung,
Das erfindungsgemäß zu verwendende Trennmittel zum Trennen
von Zellen oder Viren besteht aus einem
Polyvinylacetalharz mit offenzelliger Struktur und
einer mittlerer Porengröße (Durchmesser) von ca. 10 bis
1000 µm.
Das oben genannte Trennmittel wird aus
Polyvinylacetalharz mit speziellen Poren und einer spe
ziellen Verteilung derselben hergestellt. Zur Bildung
eines Trennmittels geeignete Polyvinylacetalharze sind
solche, die teilweise oder vollständig durch die
Acetalisierung von Hydroxylgruppen von Polyvinylalkohol
mit Aldehyd entstehen. Die Acetalisierung wird durch
das folgende Reaktionsschema dargestellt:
Darin ist R eine Alkylgruppe, beispielsweise eine
Methyl-, Äthyl- oder Butyl-Gruppe und n eine positive
ganze Zahl.
Typische Beispiele des Polyvinylacetalharzes, wie es bei
der vorliegenden Erfindung verwendet wird, umfassen
Polyvinylformalharz, Polyvinylbutyralharz und derglei
chen. Diese Polyvinylacetalharze können mit den in der
Kunststoffindustrie wohlbekannten Methoden hergestellt
werden. Sie werden beispielsweise durch gleichzeitige
Hydrolysierung und Acetalisierung von Polyvinylacetat
oder durch die Hydrolysierung von Polyvinylacetat und
die anschließende Acetalisierung des erhaltenen
Polyvinylalkohols erhalten. In jedem Falle sollte die
Hydrolyse vollständig durchgeführt und die
Acetalisierung soweit ausgeführt werden, daß mindestens
50% der Hydroxylgruppen in dem Polyvinylalkohol
acetalisiert sind, um das entsprechende
Polyvinylacetalharz mit einer Acetalisierungsrate von
50 bis 100% zu erhalten. Die Acetalisierungsrate von
weniger als 50% sollte vermieden werden, da sie eine
Deformation des Trennmittels und eine Verminderung sei
ner Adsorptionseigenschaften bewirkt. Dies wiederum
führt zu einer Verminderung der Separationsfähigkeit,
wenn eine Kulturlösung oder dergleichen dem Element zu
geführt wird. Das Polyvinylacetat, das als Ausgangs
material für die Herstellung des Polyvinylacetalharzes
verwendet wird, sollte vorzugsweise einen
Polymerisationsgrad von ca. 200 bis 2000 haben.
Das bei der vorliegenden Erfindung verwendete
Polyvinylacetalharz hat offene Zellen und eine mittlere
Porengröße im Bereich von ca. 10 bis 1000 µm. Die
Porengröße von weniger als 10 µm kann dazu führen, daß
der Fluß der Lösung durch die Säule behindert und die
Säule verstopft wird, da die Porengröße im
Verhältnis zur Größe der abzutrennenden Zellen, d. h.
der Zielzellen, zu klein ist. Auf der anderen Seite kann durch eine
Porengröße von mehr als 1000 µm das Trennvermögen des
Trennmittels durch die verringerte Oberfläche für die
Adsorption verringert werden. Die offene Zellstruktur
des Polyvinylacetalharzes wird gebildet, wenn die
Polymerisation in Anwesenheit eines Treibmittels ausge
führt wird. Die Bildung der offenzelligen Struktur kann
jedoch auch durch irgendein anderes wohlbekanntes Ver
fahren hergestellt werden.
Das in der oben beschriebenen Weise aus
Polyvinylacetalharz hergestellte Trennmittel zum Ab
trennen von Zellen oder Viren hat vorzugsweise eine po
röse, schwammartige Struktur und insbesondere die Form
eines schwammähnlichen Tuches oder Blattes. Das
blattförmige Trennmittel wird vorzugsweise in der Säule
der Trennvorrichtung geschichtet, nachdem es in Form
von Scheiben mit einem dem Innendurchmesser der Säule
entsprechenden Durchmesser hergestellt wurde. Diese
Herstellung kann durch ein Herstellungsverfahren wie
Stanzen oder Schneiden erfolgen. Eine ausreichende An
zahl der so erhaltenen Scheiben mit einer gewünschten
Dicke des Trennmittels oder Füllmittels sind in der
Säule übereinander geschichtet. Wenn ein granulat- oder
pulverförmiges Harz verwendet wird, kann man gleichzei
tig eine Sperre wie beispielsweise ein Sieb oder einen
Filter verwenden, um das Ausfließen des eingefüllten
Harzes aus der Säule zu verhindern. Es ist zu bemerken,
daß sphärisches Harzgranulat bei der Zelltrennung oder
Virustrennung leicht verstopfen kann und daß dadurch
kein gleichförmiger Durchfluß der Lösung aufrechterhal
ten werden kann. Es ist nämlich schwierig, ständig eine
gleichförmige Porengröße des Harzes aufrechtzuerhalten.
Daher verursacht die Verwendung des sphärischen
Harzgranulates Schwierigkeiten bei der
Reproduzierbarkeit der Ergebnisse.
Eine Trennvorrichtung zur Trennung von Zellen oder
Viren für das Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung umfaßt einen Be
hälter, in den ein Polyvinylacetalharz mit offener
Zellstruktur und einer mittleren Porengröße von ca. 10
bis 1000 µm eingefüllt ist. Das Polyvinylacetalharz,
das als Füllmittel für den Behälter verwendet wird,
wurde im vorstehenden als Trennmittel beschrieben.
Der in der Trennvorrichtung verwen
dete Behälter kann unterschiedliche Formen haben, wie
sie auf dem Gebiet der Zell- oder Virustrennung Verwen
dung finden. Er kann beispielsweise als Säule, Rohr,
Schlauch, Spritzenkörper oder dergleichen ausgebildet
sein. Das Polyvinylacetalharz wird, wie dies oben be
schrieben wurde, vorzugsweise in den Behälter in
Scheibenform eingefüllt. Die Schichtdicke des ein
gefüllten Harzes in dem Behälter kann von verschiedenen
Faktoren wie beispielsweise der abzutrennenden speziel
len Zell- oder Virusart, einem speziellen Harz oder
dergleichen abhängen.
In der Trennvorrichtung nach Fig. 1 enthält ein Behälter oder eine
zylindrische Säule 1 das Trennmittel 2 zum Abtrennen
von Zellen oder Viren. Obwohl dies im einzelnen nicht
dargestellt ist, besteht das Trennmittel 2 aus einem
Laminat von blattförmigen Schichten aus
Polyvinylacetalharz Selbstverständlich kann das Trenn
mittel 2 auch eine Schicht aus einem
Polyvinylacetalgranulat sein. In diesem Fall wird vor
zugsweise ein Sieb oder ein Filter in dem Bodenbereich
des Trennmittels 2 vorgesehen.
Verwendet man einen Separator gemäß Fig. 1, wird eine
biologische Flüssigkeit, welche die abzutrennenden Zel
len oder Viren enthält, über eine Einlaßöffnung 3 in
die Säule 1 eingeführt. Die Trennung erfolgt, während
die biologische Flüssigkeit durch das Trennmittel 2
hindurchfließt. Dabei werden nur die nicht-adsorptiven
Zellen oder Viren durch die Auslaßöffnung 4 der Trenn
vorrichtung abgeführt.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren zum Abtrennen von
Zellen oder Viren wird eine biologische Flüssigkeit
durch einen Behälter oder eine Säule der Trennvor
richtung hindurchgeführt, in welcher das oben beschrie
bene Trennmittel als Füllstoff angeordnet ist.
In der Praxis wird die Säule zur Durchführung des erfindungs
gemäßen Verfahrens vor dem Trennschritt im
allgemeinen mit einer Waschlösung vorbehandelt, um un
erwünschte kontaminierende Stoffe oder dergleichen aus
der Säule auszuwaschen. Nach dem Waschvorgang wird die
biologische Flüssigkeit in die Säule eingefüllt. Die zu
verwendende biologische Flüssigkeit ist beliebig. Typi
sche Beispiele für eine solche biologische Flüssigkeit
sind Blut, Serum, Urin, Speichel und Suspensionen von
Zellen und/oder Viren sowie eine verdünnte Lösung des
ganzen Blutes, in der das Blut mit einem geeigneten
Koagulationsinhibitor vermischt ist. Die Mischung wird
mit einer Kulturlösung verdünnt, um das Volumen der Mi
schung um den Faktor 1 bis 10 zu vergrößern. Insbeson
dere wird hier eine Zellsuspension als biologische
Flüssigkeit verwendet. Nachdem die biologische Flüssig
keit ausreichend in das Trennmittel eingedrungen ist,
erfolgt eine Waschung mit einer Waschlösung, um die
nicht adsorptiven Zellen und dergleichen aus der Säule
auszuwaschen und aufzufangen.
Die Waschlösung und gegebenenfalls die Grundflüssigkeit
für eine Suspension umfassen beispielsweise ein
Kulturmedium, wie beispielsweise Hank′s Puffer-Salz-
Lösung (HBSS), ein Serum-Medium (RPMI-1640 und andere)
oder ein chemisch definiertes Medium, eine
physiologische Salzlösung oder andere herkömmlicher
weise als Waschlösung in diesem Gebiet verwendete Lö
sungen. Der Trennschritt wird vorzugsweise bei einer
Temperatur ausgeführt, die von Raumtemperatur bis unge
fähr 370°C betragen kann, um unerwünschte und schädi
gende Einflüsse auf die Zellen oder Viren der biologi
schen Flüssigkeit zu vermeiden.
Erstaunlicherweise und völlig unerwartet haben die ab
getrennten Zellen oder Viren charakterische Merkmale,
wie Überlebensprozentsatz oder andere Eigenschaften,
die im wesentlichen denen der Zielzellen oder Viren in
der biologischen Flüssigkeit entsprechen. So zeigen
beispielsweise die aus dem Lymphozyten separierten T-
Zellen eine Steuerbarkeit der Antikörperproduktion oder
andere charakteristische Merkmale, die im wesentlichen
identisch sind mit jenen, die in dem Lymphozyten vor
dem Trennschritt bestimmt wurden.
Zusammenfassend läßt sich sagen, daß bei der
erfindungsgemäßen Verwendung eines Trennmittels das
aus Polyvinylacetalharz mit offenzelliger Struktur und
einer Porengröße von 10 bis 1000 µm besteht, die ge
suchten Zellen oder Viren im Vergleich zu den herkömm
lichen Trennverfahren
bei hoher Trennungsausbeute
und ohne Änderung einer Zell- oder Virenverteilung vor
und nach der Trennung in sehr stabiler Weise aus der
biologischen Flüssigkeit abgetrennt werden können. Da fer
ner bei diesem Trennverfahren komplizierte Schritte, wie
eine Inkubation, nicht erforderlich sind, ist es
möglich, den Trennvorgang deutlich zu vereinfachen und
die zur Trennung erforderliche Zeit bemerkenswert zu verkür
zen. Darüber hinaus kann ein nur einen Schritt um
fassendes Verfahren bei der Trennung verwendet werden.
Die biologische Flüssigkeit, welche die abzutrennenden
Zellen oder Viren enthält, kann direkt in die mit dem
Trennmittel gefüllte Säule gegossen werden.
Darüber hinaus ist das
Polyvinylacetalharz im Handel zu geringem Preis erhält
lich und kann bei Herstellung in Form eines
blattförmigen Trennelementes auf einfache Weise in die
Säule eingesetzt werden, indem man das Blatt entspre
chend der Größe und Form der Säule zurechtschneidet.
Das blattförmige Trennelement kann offensichtlich sehr
rasch und einfach zurechtgeschnitten und in die Säule
eingesetzt werden, wobei man darüber hinaus keinerlei
Stützeinrichtung benötigt, wie sie üblicherweise bei
einem pulverförmigen Trennmedium in der Säule erforder
lich ist. Schließlich kann die Trennvorrichtung, d. h.
eine mit dem Trennmittel gefüllte Säule nach ihrer
Sterilisation mit irgendeinem geeigneten
Sterilisationsmittel wie beispielsweise Äthylenoxydgas
(EO) problemlos als sterilisiertes und versiegeltes Produkt
auf den Markt gebracht werden.
Da ferner das Trennmittel gleichförmig in die Säule
eingefüllt wird, ist kein Verstopfen während des
Trennvorganges zu befürchten. Man kann einen
gleichförmigen Durchfluß der biologischen Flüssigkeit
und daher auch eine effektive und stabile Trennung der
Zellen oder Viren vom Beginn bis zum Ende des
Trennvorganges erreichen. Wenn eine große Menge von
Zellen in dem Trennverfahren behandelt werden muß, kann
man schließlich die Durchflußrate der biologischen
Flüssigkeit durch die Säule zur Erreichung der
optimalen Resulate frei steuern, indem man die
Querschnittsfläche der Polyvinylacetalharzschicht, die
Porengröße des Harzes, die Schichtdicke oder die Füll
höhe in der Säule oder andere Faktoren verändert.
Das erfindungsgemäße Trennverfahren kann vorzugsweise
für viele Zwecke verwendet werden wie beispielsweise
das Abtrennen von Viren aus biologischen Flüssigkeiten,
die Gewinnung einer speziellen Zellgruppe wie bei
spielsweise T-Zellen aus dem gesamten Blut oder
Lymphozyten oder für andere Zwecke. Insbesondere bei
der Abtrennung von Zellen aus dem gesamten Blut ist es
wünschenswert, daß nach der Abnahme des Blutes aus dem
menschlichen Körper dieses mit einem
Blutkoagulationsinhibitor wie beispielsweise Heparin
oder Zitronensäure vermischt wird. Die Mischung wird
mit einer Kulturlösung als einem Verdünnungsmittel ver
dünnt, um das Volumen der Mischung um das Ein- bis
Zehnfache zu vergrößern. Als Ergebnis der Verdünnung
des Blutes wird die Abtrennung der Zellen stärker be
schleunigt, da die Viskosität des Blutes abnimmt. Eine
Verdünnung des Blutes über das Zehnfache sollte jedoch
vermieden werden, da sonst die Menge der zu behandeln
den Mischung in nicht akzeptabler Weise vergrößert
wird.
In der Praxis wird das erfindungsgemäße Trennverfahren
bei einem granulat- oder pulverförmigen Harz als Trennmittel
vorzugsweise in der folgenden Weise durchgeführt. Um
eine Rückhaltung des Trennmittels in einem Behälter wie
beispielsweise einer Säule der Trennvorrichtung zu ge
währleisten, wird ein Füllmaterial wie beispielsweise
Glaswolle in den Austrittsabschnitt des Behälters ge
füllt. Anschließend wird das Trennmittel
in einen Mittelabschnitt des
Behälters eingefüllt. Das eingefüllte Trennmittel kann
mit einer geeigneten Waschlösung gewaschen werden, um
kontaminierende Stoffe und dergleichen zu entfernen.
Nach Abschluß des Waschvorganges wird eine die
gesuchten Zielzellen oder Viren enthaltende biologische
Flüssigkeit in den Behälter gegossen. Nachdem die bio
logische Flüssigkeit das Trennmittel in dem Behälter
ausreichend durchströmt hat, wird das Trennmittel wie
derum mit der Waschlösung ausgewaschen, um die nicht
adsorptierten Zellen oder Viren zu entfernen und wieder
zu gewinnen.
Die Suspension oder Waschlösung, die bei dem
erfindungsgemäßen Trennverfahren verwendet wird, kann
in geeigneter Weise aus den bekannten Lösungen ausge
wählt werden je nach Art der speziellen Zellen oder
Viren, die abgetrennt werden sollen. Typische Beispiele
solcher Lösungen und der bevorzugte Bereich der
Arbeitstemperatur bei dem Trennverfahren wurden oben
bereits beschrieben.
Wie sich aus der obigen Beschreibung ergibt und wie
noch anhand der folgenden Ausführungsbeispiele erläu
tert wird, kann das Adsorptions-/Trennmittel
eine hohe Adsorptionsfähigkeit im Hinblick
auf Viren und Tier- oder Pflanzenzellen zeigen. Daher
kann es in wirkungsvoller Weise dazu eingesetzt werden,
solche Viren und Zellen aus- biologischen Flüssigkeiten
abzutrennen.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist insbesondere ge
eignet, um nur T-Zellen aus biologischen Flüssigkeiten
wie beispielsweise dem gesamten Blut abzutrennen, da es
keinen Einfluß auf die T-Zellen hat, während die B-
Zellen und Makrophagen selektiv an dem Trennmittel
adsorbiert werden. Da ferner insbesondere die T-Zellen
mit hoher Reinheit gewonnen werden können, ohne die
Verteilung der Untergruppen derselben zu ändern, kann
das Trennmittel
zusätzlich zur
Analyse der T-Zellen
mit Vorteil bei immunologischen Studien
und klinischen Tests eingesetzt werden. Als Beispiele von klinischen
Tests, bei denen das erfindungsgemäße Trennverfahren ver
wendet werden kann, sind Test zu nennen, wie beispiels
weise die Bestimmung der Verteilung von T-Zellen und
Funktionstests. Diese Tests werden bei der Behandlung
von Krebs, Autoimmunkrankheiten, AIDS und anderen
Krankheiten vorgenommen. Bei einem klinischen Test, bei
dem nach der Abnahme des Blutes das gesamte Blut unmit
telbar anschließend in einer Testvorrichtung geprüft
wird, besteht die Möglichkeit, zunächst die B-Zellen
und die Makrophagen aus dem ganzen Blut zu entfernen,
und dadurch die Möglichkeit zu einer sehr genauen Über
prüfung der T-Zellen zu schaffen.
Zusätzlich zu diesen Vorzügen ist es erfindungsgemäß
möglich, die Zell- oder Virustrennung mit hoher
Reproduzierbarkeit und einer kurzen Zeit durchzuführen,
da das Trennmittel ein ausreichend
verbessertes Wasserrückhaltevermögen hat und darüber
hinaus eine hervorragende Mikroporenstruktur besitzt.
Da ferner bei dem erfindungsgemäßen Trennverfahren ein
Inkubationsschritt entfallen kann, ist es auch möglich,
das Trennverfahren erheblich zu vereinfachen.
Die vorliegende Erfindung wird im folgenden unter Be
zugnahme auf einige Arbeitsbeispiele noch näher erläu
tert, wobei jedoch der Schutzumfang der vorliegenden
Erfindung nicht auf diese Ausführungsbeispiele be
schränkt ist. Zur Durchführung der folgenden Beispiele
wurden Trennvorrichtungen der in Fig. 1 dar
gestellten Art verwendet.
Beispiel 1
Eine spritzenkörperartige Säule mit einem Innenvolumen
von 5 ml wurde mit einem kleingeschnittenen Blatt aus
Polyvinylformalharz ("Sponch Bell - ETA", Produkt von
Kanebo) mit einer mittleren Porengröße von 100 µm und
einer Formalisierungsrate von 80 bis 86% gefüllt, um
einen Zellseparator mit einem Inhalt von 2 ml herzu
stellen. Das kleingeschnittene Blatt hatte 13 mm Durch
messer und 16 mm Dicke. Das Füllmaterial der Säule
wurde gewaschen, zunächst mit destilliertem Wasser und
anschließend mit HBSS bei einer Temperatur von 37°C.
Nach dem Waschen wurden 0,2 ml von HBSS, in dem
mononukleare Zellen suspendiert waren, auf das Füll
material gegossen, so daß es das Füllmaterial durch
dringen koste. Die mononuklearen Zellen waren solche,
die vorher
durch eine übliche Dichtegradienten-
Zentrifugierung
aus dem normalen peripheren menschlichen
Blut isoliert worden waren. Nachdem der
Durchlauf durch das Füllmaterial abgeschlossen war,
wurden die nichtadsorptiven Zellen aus der Säule
entfernt, indem das Füllmaterial wieder mit HBSS gewaschen
wurde.
Bei dieser Zelltrennung wurden die folgenden drei Tests
durchgeführt, um das Trennvermögen der verwendeten
Trenneinrichtung zu bestimmen.
Test 1
Die Anzahl der Zellen wurde in einem Hämozythometer so
wohl vor als auch nach dem Durchlauf der Zellsuspension
durch die Säule gezählt. Die Ergebnisse dieses Tests
sind in der folgenden Tabelle 1 dargestellt.
Test 2
Der Status der Zelltrennung wurde geprüft. Um diese
Prüfung durchzuführen, wurden die Zellen in dem Abfluß
aus der Säule mit Fluorescein konjugierten An
tikörpern CD3 (Anti-Leu 4) oder CD19 (Anti-Leu 12 gefärbt. An
schließend wurde der Prozentsatz an T-Zellen und B-
Zellen mit Hilfe eines fluoreszenzaktivierten
Zellsortierers (FACS) bestimmt. Die Ergebnisse dieses
Tests sind in der folgenden Tabelle 2 dargestellt.
Test 3
Die Verteilung von T-Zellen-Untergruppen wurde be
stimmt. Um diese Bestimmung durchzuführen, wurden die
Zellen in der abfließenden Flüssigkeit aus der Säule
mit Fluorescein konjungierten
Antikörpern, CD8 (Anti-Leu 2a) oder CD4 (Anti-Leu 3a
(gefärbt oder markiert).
Anschließend wurde der Prozentsatz von Supressor- und
Helfer-T-Zellen unter Verwendung des FACS bestimmt. Die
Ergebnisse dieses Tests sind in der folgenden Tabelle 3
zusammengefaßt.
Die für die Trennung erforderliche Zeit:
Die Zeit, die von der Vorbereitung der Säule bis zum
Abschluß der Trennung erforderlich war, wurde aufge
zeichnet. Das Ergebnis ist in der folgenden Tabelle 4
zusammengefaßt.
Beispiel 2
Das Verfahren nach Beispiel 1 wurde mit der
Ausnahme wiederholt, daß als Füllmaterial ein kleingeschnittenes
Blatt aus Polyvinylformalharz mit einer mittleren
Porengröße von 500 µm und einem Formalisationsgrad von
80 bis 86% verwendet wurde. Die Ergebnisse der Tests 1,
2 und 3 und die erforderliche Zeit für die Trennung
wurden in den folgenden Tabellen 1 bis 4 zusammenge
faßt.
Beispiel 3
Das Verfahren nach Beispiel 1 wurde mit der
Ausnahme wiederholt, daß als Füllmaterial ein kleingeschnittenes
Blatt aus Polyvinylbutyralharz mit einer mittleren
Porengröße von 100 µm und einem Butyralisationsgrad von
80 bis 86% verwendet wurde.
Die Ergebnisse der Test 1, 2 und 3 sowie die für die
Trennung erforderliche Zeit wurden in den folgenden Ta
bellen 1 bis 4 zusammengefaßt.
Vergleichsbeispiel 1
Eine handelsübliche Nylonwolle wurde über Nacht in ein
ausreichendes Volumen einer 0,1 N HCl-Lösung
eingetaucht und anschließend mehrere Male unter Ausdrücken in
deionisiertem Wasser ausgewaschen. Die
gewaschene Wolle wurde dann bei 30°C für 3 Stunden
getrocknet. Auf diese Weise wurde eine vorbehandelte
Nylonwolle erhalten.
Eine spritzenkörperartige Säule mit einem Innenvolumen
von 5 ml, wie sie in Beispiel 1 verwendet wurde, wurde
mit 0,25 g der vorbehandelten Nylonwolle gefüllt, um
einen Zellseparator mit einem Füllvolumen von ca. 3 ml
zu schaffen. Das Füllmaterial der Säule wurde anschlie
ßend mit einer physiologischen Salzlösung sowie einem
Hank′schen Medium bei einer Temperatur von 37°C gewa
schen. Nach dem Waschen wurden 0,2 ml einer Suspension
von Monozyten in dem HBSS mit schwimmenden Monozyten
auf das Füllmaterial gegossen, so daß sie in dieses
eindringen konnten. Die Monozyten waren solche, die
vorher durch
Zentrifugieren in herkömmlicher Weise aus normalem menschlichen peripheren Blut isoliert wurden.
Nach dem Durchfluß des HBSS wurde die Inkubation bei
37°C für 1 Stunde fortgesetzt. Anschließend wurden die
nicht-adsorbierten Zellen aus der Säule durch
Waschen des Füllmaterials mit dem Hank′schen Medium wieder
ausgewaschen.
Bei dieser Zelltrennung wurden die Tests 1, 2 und 3
gemäß Beispiel 1 durchgeführt, um das Trennvermögen des
verwendeten Separators zu bestimmen. Die Ergebnisse der
Tests sind zusammen mit der für die Trennung
erforderlichen Zeit in den folgenden Tabellen 1 bis 4
zusammengefaßt.
Zellausbeute |
Beispiel Nr. |
Ausbeute (%) |
Beispiel 1 |
57 |
Beispiel 2 |
50 |
Beispiel 3 |
49 |
Vergleichsbeispiel 1 |
25 |
Verteilung von T-Zellen-Untergruppen
Für Trennung erforderliche Zeit |
Beispiel Nr. |
Zeit |
Beispiel 1|30 Min. |
Beispiel 2 |
30 Min. |
Beispiel 3 |
30 Min. |
Vergleichsbeispiel 1 |
2 Tage |
Man erkennt aus diesen Ergebnissen, daß
die hervorragende Ausbeute
und das gute Trennvermögen
beim erfindungsgemäßen Verfahren
nicht nur merklich höher als
die entsprechenden Werte bei einem herkömmlichen Füll
material (Nylonwolle) sondern auch stabil sind, und daß
die Verteilung der abgetrennten T-Zellen-Untergruppen
im wesentlichen dieselbe wie vor der Abtrennung ist.
Darüber hinaus ist es bei dem erfindungsgemäßen
Verfahren möglich, eine rasche Trennung durchzuführen,
da zeitintensive Waschvorgänge und 1 Stunde Inkubation,
die bei dem herkömmlichen Füllmaterial erforderlich
waren, entfallen sind. In den Beispielen 1 bis 3 wurde
die Erfindung anhand der Trennung und Ausbeute von T-Zellen
erläutert. Ähnlich gute Resultate wurden jedoch
auch bei der Trennung anderer Zellen oder Viren
erhalten.