DE3833439A1 - Verfahren zur mikronisierung von glibenclamid - Google Patents
Verfahren zur mikronisierung von glibenclamidInfo
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Description
Glibenclamid, ein Sulfonylharnstoffderivat der Formel
ist ein orales Antidiabetikum, das besonders zur Behandlung
von Diabetes melitus geeignet ist (vgl. z. B. Deutsche
Patentschrift 13 01 812).
Es ist bekannt, daß bei der geringen Löslichkeit von
Glibenclamid in den Verdauungssäften die
Resorptionsgeschwindigkeit vom Verteilungsgrad des
Wirkstoffes abhängt (Deutsche Patentschrift 23 48 334). Sehr
geringe Teilchengrößen in der Größenordnung von weniger als
2 µ mit einer Oberfläche von mindestens 3 m2/g nach BET
bieten den Vorteil einer hohen Resorptionsrate, die zu
einem therapeutisch gewünschten, raschen Absinken des
Blutzuckerspiegels führt.
Verschiedene Verfahren zur Herstellung von Glibenclamid mit
hohen Oberflächen im Bereich von 3 bis 10 m2/g nach BET
sind aus der Literatur bekannt. In der Deutschen
Patentschrift 23 48 334 werden Methoden beschrieben zur
Mikrofällung von Glibenclamid ausgehend von Glibenclamid
bzw. von Salzen des Glibenclamids.
Mikrofeines Glibenclamid wird entsprechend dem genannten
Stand der Technik z. B. durch Ausfällen des Wirkstoffs aus
einem mit Wasser mischbaren organischen Lösungsmittel
erhalten. Hierbei wird Glipenclamid z. B. in
Dimethylformamid gelöst und die Lösung unter starkem Rühren
in Wasser oder Wasser/Säure Mischungen einlaufen gelassen.
Zur besseren Vermischung wird vorgeschlagen, die Lösung
direkt in den Rührkopf eines Ultra-Turrax Turbinenrührers
laufen zu lassen bzw. zu pumpen.
Alternativ kann das Natriumsalz des Glibenclamid in einem
Gemisch von Methanol und Wasser gelöst werden. Die Lösung
wird nach Filtration in Wasser eindosiert, dem die zur
Neutralisation des Natriumsalzes ausreichende Menge Säure
zugesetzt ist. Zur guten Durchmischung wird ebenfalls ein
Ultra-Turrax Turbinenrührer eingesetzt.
Als weitere Variante wird der Einsatz wäßriger Lösungen des
Alkalisalzes des Glibenclamid vorgeschlagen. Nachteilig ist
die geringe Löslichkeit der Alkalisalze in Wasser, so daß
der Einsatz wäßriger Lösungen zur Mikrofällung kein
brauchbares technisches Verfahren darstellt.
Eine weitere Möglichkeit der Mikronisierung besteht in der
Feinmahlung von Glibenclamid. Zur Erzielung der gewünschten
hohen Oberflächen von bis zu 10 m2/g ist eine mehrmalige
Mahlung auf Strahlmühlen erforderlich, evt. auch mit Zusatz
von Mahlhilfsmitteln.
In der Patentschrift RO 89 209 wird eine andere Variante
zur Herstellung von mikrofeinem Glibenclamid mit Teilchen
von 1-2 µ beschrieben. Glibenclamid wird in
Dimethylformamid gelöst und die 80-85°C heiße Lösung zu
vorgelegtem Wasser hinzugefügt bzw. das Wasser zur heißen
Lösung gegeben.
Diese den Stand der Technik darstellenden Methoden besitzen
unter verschiedenen Gesichtspunkten Nachteile in
wirtschaftlicher Hinsicht, unter dem Aspekt der Qualität
oder in Bezug auf den technischen Aufwand.
Bei der Mikrofällung gemäß Stand der Technik unter
Verwendung organischer Lösemittel sind Nebenreaktionen des
Glibenclamid mit den Lösemitteln nicht zu vermeiden. Die
zulässigen Konzentrationen an Nebenprodukten in
pharmazeutischen Wirkstoffen wie Glibenclamid sind sehr
niedrig angesetzt. In der BP 80 ist der Gehalt an
Nebenverbindungen wie dem Sulfonamid (4-(2-(5-Chlor-2
methoxybenzamido)-ethyl)-phenylsulfonamid) oder dem Urethan
(4-(2-(5-Chlor-2-methoxybenzamido)-ethyl)phenylsulfonyl
carbaminsäuremethylester) mit kleiner 0,4% begrenzt. Dem
Fachmann ist bekannt, daß beim Lösen von Glibenclamid in
Dimethylformamid in Abhängigkeit von der Temperatur eine
Rückspaltung zum Sulfonamid stattfindet, die in der
Größenordnung von einigen Zehntelprozent bereits bei 40°-60°C
erfolgt. Wird Glibenclamid in Methanol gelöst, wird
bekanntermaßen das Urethan gebildet, das im
Temperaturbereich von 40°-60°C im Zeitraum von wenigen
Stunden Konzentrationen von einigen Zehntelprozent
erreichen kann.
Da bei den für technische Verfahren erforderlichen
Konzentrationen die Temperaturen bis zur vollständigen
Lösung des Glibenclamids in DMF, Methanol oder Methanol/Was
ser-Gemischen im Bereich von 40°-60°C liegen, ist eine
Qualitätsverschlechterung des Glibenclamids bei diesen
Fällverfahren auch bei sehr sorgfältiger Arbeitsweise nicht
auszuschließen.
Ein weiterer Nachteil dieser Fällverfahren ist in der
zusätzlichen wirtschaftlichen Belastung zu sehen, die durch
die Entsorgung der org. Lösemittel entsteht, sei es durch
Recyclisierung, sei es durch Verbrennung oder biologischen
Abbau in der Kläranlage.
Der Restgehalt an Lösemitteln im Produkt ist bei diesen
Verfahren zur Mikrofällung ein weiteres Problem. Besonders
hochsiedende Lösemittel wie Dimethylformamid sind adsorptiv
an der großen Oberfläche des Produktes gebunden. Eine
weitgehende Entfernung, wie es für pharmazeutische
Wirkstoffe erforderlich ist, ist möglich aber sehr
aufwendig.
Weiters ist dem Fachmann bekannt, daß die Oberflächen der
mikrogefällten Produkte in weiten Bereichen schwanken
können, da die Kristallwachstumsbedingungen durch die
Fällbedingungen nicht ausreichend festgelegt sind. So wird
häufig festgestellt, daß die Oberfläche des Wirkstoffs
nicht im Rahmen der Spezifikation liegt. In solchen Fällen
muß das Produkt unter hohen zusätzlichen Kosten
umgearbeitet werden.
Die Mikrofällung aus Lösung wie auch die Feinmahlung
stellen einen zusätzlichen Verfahrensschritt dar, der
spezielle technische Einrichtungen erfordert.
Für die Feinmahlung ist eine Mahlanlage erforderlich, die
üblicherweise aus einer Strahlmühle und einem aufwendigen
Staubabscheidesystem besteht, um den pharmakologisch
hochwirksamen Wirkstoff vollständig abzuscheiden.
Die Produktionsanlagen zur Mikrofällung erfordern spezielle
Einrichtungen, um die vorzugsweise durchgeführte
Vermischung der Lösungen in Rotor-Stator-Systemen wie dem
Ultra-Turrax Turbinenrührer bzw. in Mischpumpen durchführen
zu können.
Überraschender Weise wurde nun gefunden, daß die
Mikrofällung auf technisch sehr einfache, ökonomisch und
ökologisch sehr günstige Art und Weise durchgeführt werden
kann.
Die Erfindung betrifft daher ein Verfahren zur Herstellung
einer mikronisierten Form von Glibenclamid mit einer
Oberfläche der Wirkstoffteilchen von mindestens 3 m2/g nach
BET, das dadurch gekennzeichnet ist, daß eine Suspension
eines schwerlöslichen Salzes des Glibenclamids in Wasser
mit einer Säure angesäuert wird, wobei mikrofein gefälltes
Glibenclamid entsteht, sowie das nach diesem Verfahren
erhältliche mikronisierte Glibenclamid.
Besondere technische Einrichtungen sind zur Herstellung
nicht erforderlich. Das erfindungsgemäße Verfahren kann in
einem Standard-Rührkessel durchgeführt werden.
Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens liegt
in der Tatsache, daß die Oberfläche des gefällten
Wirkstoffes in reproduzierbarer Art und Weise durch die
Fälltemperatur bestimmt werden kann.
Im Temperaturbereich von 20°-60°C ist z. B. bei der
Umsetzung des Natriumsalzes die Oberfläche eine eindeutige
Funktion der Temperatur. Bei 20°C werden im Mittel
Oberflächen von 14-15 m2/g erreicht, bei 60°C eine
Oberfläche von 2,5-3,0 m2/g. Die vorzugsweise gewünschte
Oberfläche im Bereich von 5-10 m2/g wird im
Temperaturintervall von 35-45°C erreicht.
Als Salze des Glibenclamids kommen in Frage die Salze der
Alkalimetalle Lithium, Natrium oder Kalium und das
Ammoniumsalz, vorzugsweise jedoch das Natriumsalz.
Zum Ausfällen kommen in Betracht die Mineralsäuren
Salpetersäure, Schwefelsäure, Salzsäure oder Phosphorsäure
und die organischen Säuren Essigsäure oder Zitronensäure.
Vorzugsweise wird Salpetersäure oder Salzsäure eingesetzt.
Der pH-Wert der Suspension beträgt nach der Fällung 1,0 bis
6,0, vorzugsweise 2,0 bis 4,5.
Durch Zusätze von oberflächenaktiven Stoffen läßt sich die
kristalline Umwandlung der Glibenclamid-Salze zu
Glibenclamid mikrofein beeinflussen. Als Netzmittel können
physiologisch verträgliche ionogene und nicht ionogene
Stoffe eingesetzt werden. Bevorzugt werden
Polyoxyethylenstearate wie z. B. Polyoxyethylenstearat mit
durchschnittlich 50 Ethylenoxid-Einheiten. Die
Konzentration beträgt z. B. 0,05-1,0 Gew.-%, vorzugsweise
0,1-0,2 Gew.-% bezogen auf den Wirkstoff.
Mit Zusätzen von organischen mit Wasser mischbaren
Lösemitteln wie z. B. Dimethylformamid oder niederen
Alkoholen zu den Suspensionen läßt sich die Kristallgröße
und damit die Oberfläche des Glibenclamids steuern.
Das nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhältliche
Glibenclamid eignet sich zur Herstellung von Arzneimitteln.
Die erfindungsgemäße Herstellung von mikronisiertem
Glibenclamid mit einer Oberfläche von mindestens 3 m2/g
vorzugsweise 5-10 m2/g nach BET wird anhand der
nachstehenden Beispiele erläutert:
2480 l E-Wasser werden im Kessel vorgelegt und unter
Rühren werden 62 kg Glibenclamid-Na-Salz eingetragen. Die
Temperatur der Suspension wird auf 40°C eingestellt.
Innerhalb von 30 min werden unter gutem Rühren 65,4 l
2n-Salpetersäure zulaufen gelassen. Das Glibenclamid fällt
als fein verteilte Suspension aus, die abzentrifugiert und
mit reichlich Wasser gewaschen wird. Nach dem Trocknen
beträgt die Ausbeute 55,3 kg 96,5% d. Th.. Das Produkt
hat eine Oberfläche von 6,9 m2/g nach BET. Der Schmelzpunkt
liegt bei 170°C.
1500 ml Wasser werden vorgelegt. Darin werden erst 0,35 g
Polyoxyethylenstearat 50 (® Macrogol) gelöst und
anschließend 37,7 g Glibenclamid-Na-Salz suspendiert. Die
Temperatur der Suspension wird auf 30°C eingestellt.
Innerhalb von 30 Min. laufen 40 ml 2 normale Salpetersäure
unter gutem Rühren zu. Der pH-Wert der Suspension beträgt
danach pH 2,2. Die Suspension von Glibenclamid mikrofein
wird abgesaugt und sorgfältig mit Wasser gewaschen. Nach
Trocknen im Vakuum bei 60°C beträgt die Ausbeute 33,97
97,4% d. Th.. Die Oberfläche nach BET liegt bei 8 7 m2/g.
75,5 g Glibenclamid-Na-Salz werden in 2700 ml E-Wasser und
300 ml Methanol suspendiert. Bei 30°C werden unter Rühren
innerhalb von 40 min. 80 ml 2n-Salpetersäure zulaufen
gelassen. Nach 1stündigem Nachrühren wird das Produkt
abgesaugt und mit Wasser reichlich gewaschen. Nach Trocknen
im Vakuum bei 60°C erhält man eine Ausbeute von 67,8 g
96,8% d. Th. an Glibenclamid mikrofein mit einer
Oberfläche von 4,8 m2/g.
Claims (10)
1. Verfahren zur Herstellung einer mikronisierten Form von
Glibenclamid der Formel
mit einer Oberfläche der Wirkstoffteilchen von
mindestens 3 m2/g nach BET dadurch gekennzeichnet, daß
eine Suspension eines schwerlöslichen Salzes des
Glibenclamids in Wasser mit einer Säure angesäuert
wird, wobei mikrofein gefälltes Glibenclamid entsteht.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
die Temperatur bei der Bildung des mikrogefällten
Glibenclamids im Bereich von 5°-90°C liegt,
vorzugsweise im Bereich von 30°-50°C.
3. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als Salz des Glibenclamids das Lithium, Kalium,
Ammonium oder Natriumsalz eingesetzt wird, vorzugsweise
das Na-Salz.
4. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
als Säure mineralische Säure wie Salpetersäure,
Salzsäure, Schwefelsäure oder schwache organische
Säuren wie Essigsäure oder Zitronensäure eingesetzt
werden, vorzugsweise Salpetersäure oder Salzsäure.
5. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
der pH-Wert nach der Fällung des mikronisierten
Glibenclamids bei pH 1,0-6,0, vorzugsweise bei pH
2,0-4,5 liegt.
6. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
dem Wasser ein pharmakologisch verträgliches Netzmittel
zugesetzt wird in einer Konzentration von 0,05 bis 1,0
Gew.-% bez. auf den Wirkstoff.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß
dem Wasser ein Polyoxyethylenstearat, vorzugsweise
Polyoxyethylenstearat mit durchschnittlich 50
Ethylenoxid-Einheiten zugesetzt wird vorzugsweise in
einer Konzentration von 0,1 bis 0,2 Gew.-% bezogen auf
den Wirkstoff.
8. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß
dem Wasser organische, mit Wasser mischbare Lösemittel
zugesetzt werden wie z. B. Dimethylformamid oder niedere
Alkohole.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß
eine Mischung von Wasser mit Methanol im Bereich von
5-30 Vol. % zum Suspendieren des Glibenclamid-Na-Salzes
eingesetzt wird.
10. Glibenclamid in mikronisierter Form erhältlich nach
Verfahren gemäß einem der Ansprüche 1 bis 9.
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