Die Erfindung befaßt sich mit einem Verfahren zum Reinigen von
mindestens überwiegend tierische und pflanzliche Fette und Öle
und gegebenenfalls Sinkstoffe und/oder Schwebstoffe enthaltenden
Abwässern nach dem Schwerkraftprinzip zum Zwecke der Wiederver
wertung.
Tierische und pflanzliche Fette und Öle fallen in vielen Pro
duktionsbetrieben der Nahrungsmittelindustrie, so z. B. in der
Fleisch- und Wurstfabrikation, Fleischverarbeitung und Fischver
arbeitung, Speiseöl- und Fettraffination sowie in Großküchenbe
trieben, wie Hotels, Gaststätten, Mensen und Kasernen an. Auch
in Hochhäusern, deren Küchenabwässer über separate Leitungen ent
wässert werden, führen diese großen Mengen Speiseöl und-fett mit
sich. Man hat festgestellt, daß in einer Mensa mit ca. 4.500 zu
bereiteten Mahlzeiten täglich ca. 11 kg Fett im Abwasser anfallen
bei einer täglichen Abwassermenge von fast 15 m3. Die DlN 4040
und DIN 4041 schreiben vor, daß für die Entfernung der Fette und
Öle aus den Abwässern Fettabscheider einzusetzen sind. Für den
Einbau von Fettabscheidern stützen sich die Gemeinden in ihren
Ortssatzungen auf die DIN 1986, die von den Ländern als Verwal
tungsvorschrift eingeführt ist.
Da die Entsorgung zeit- und kostenintensiv ist, werden die Ent
sorgungsintervalle möglichst gestreckt. Empfohlen wird zwar eine
Reinigung etwa alle zwei Wochen (LKZ, Fachzeitschrift für Sanitär,
Heizung, Klima 7/79). Der Entleerungsrhythmus in der Praxis ist
jedoch um ein Vielfaches länger und erreicht teilweise sogar
6 Monate.
Es ist klar, daß bei derart langen Verweilzeiten das Fett bei
der Entnahme angefault und größtenteils in Fettsäuren und
Glycerin zersetzt ist. An eine Wiederverwendung des Fettes
ist hierbei nicht zu denken. Frisch zulaufendes Abwasser wird
durch die Zersetzungsprodukte angeimpft und beschleunigt damit
den Fäulnisprozeß der Fette. Die Fettabfälle müssen als Son
dermüll entsorgt werden und sind damit als Wirtschaftsgut ver
loren.
In jüngster Zeit setzt sich immer mehr der Gedanke durch, daß
die in den Abwässern der Großküchen- und Lebensmittelverar
beitungsbetriebe enthaltenen Fette und Öle am sinnvollsten zu
entsorgen sind, wenn sie einer zweckentsprechenden Wieder ver
wendung zugeführt werden. Sie stellen ein wertvolles Wirtschafts
gut dar. Dazu müssen die Fette und Öle in möglichst frischem
Zustand gewonnen werden, d. h. möglichst täglich. Dasselbe gilt
auch für Sinkstoffe, z. B. Stärke und Kochreste, die sich in dem
dem Leichtstoffabscheider vorgeschalteten Schlammfang sammeln,
sowie für alle weiteren tierischen und pflanzlichen Abwasser
inhaltsstoffe.
Die Aufgabe, diese Abwasserinhaltsstoffe in möglichst frischem
Zustand, und zwar möglichst ohne zusätzlichen Energieaufwand zu
gewinnen, wird gemäß der vorliegenden Erfindung dadurch gelöst,
daß die Fette/Öle und/oder Sinkstoffe beim Abscheiden räumlich
auf einen kleinen Querschnitt zusammengezogen und in kurzen Zeit
abständen im frischem Zustand aus dem Abscheidegehäuse abgezogen
werden. Lnsbesondere werden die Fette und Öle vor ihrer Verhär
tung, d. h. also noch vor der Abkühlung des Wassers auf den Stock
punkt, aus dem Abscheider entnommen. Diese Entnahme kann dadurch
unterstützt werden, daß man im Abscheider ablaufseitig kurzzeitig
einen Stau erzeugt.
Um den Abscheideeffekt zu erhöhen, kann dennoch Energie ein
gesetzt werden, und zwar in Form von Zentrifugalkraft oder
Flotation. Das Eindicken der Sinkstoffe kann durch Vibration
beschleunigt werden.
Es ist aus der DE-DS 18 13 886 bekannt, Öl aus Abwasser dadurch
abzuscheiden, daß der obere Teil des ohne Freispiegel betriebenen
Ölabscheiders aus einem nach oben flach zulaufenden Trichter
deckel besteht, aus dessen Öffnung das Öl überläuft. Es war nicht
vorherzusehen, daß eine solche räumliche Konzentrierung auch
für die Abscheidung von Fett geeignet sein würde. Dies aller
dings nur in Verbindung mit der erfindungsgemäßen steilen Aus
bildung des Behälteroberteils und dem Abzug im frischen fLüssigen
oder verflüssigten Zustand.
Um den Austrag der Schwimmstoffe zu erleichtern, ist es zweck
mäßig, die Abwärme der zufließenden Abwässer auf die Fette
zu übertragen und sie dadurch noch einige Zeit flüssig zu
halten oder, falls sie schon erstarrt sind, zu verflüssigen.
Zum Austragen der Sinkstoffe wird der hydrostatische Druck
des Abwassers im Abscheidegehäuse genutzt, indem bei geschlossenem
Zulauf und geschlossenem Reinwasserauslauf der Sinkstoffab
laß geöffnet wird. Der Austrag kann durch einen Räumvorgang
beschleunigt werden, so daß der ausgetragene Schlamm wenig
Ballastwasser enthält. Die Räumvorrichtung kann mit der Ein
dickhilfe kombiniert sein, die das Absetzen und Eindicken der
Sinkstoffe unterstützt. Es besteht Interesse daran, auch die
Sinkstoffe in frischem Zustand zu gewinnen, da sie einen nicht
unerheblichen Anteil an Fett haben und im übrigen auch die
Sinkstoffe größtenteils organischen Ursprungs sind und damit
ebenfalls in Zersetzung übergehen können.
Die Vorgänge der Schwimmstoff- Schwebstoff- und Sinkstoffab
scheidung brauchen nicht notwendigerweise gleichzeitig von
statten gehen. Es ist auch denkbar, sie in verschiedenen Phasen
nacheinander u. U. räumlich getrennt durchzuführen. Dann kann
jede Phase bei optimalen Abscheidebedingungen ablaufen. Bei Ab
wässern, die keine Sinkstoffe enthalten oder deren Sinkstoffe
so grob sind, daß sie in einem gewöhnlichen Schlammfang oder
Sandfang separiert werden können, kann die Phase der Feinsink
stoffabscheidung ganz entfallen.
Geeignete Einrichtungen zur Durchführung des erfindungsgemäßen
Verfahrens sind in den Zeichnungen schematisch dargestellt.
Es zeigen im einzelnen:
Fig. 1 ein erstes Ausführungsbeispiel ohne zusätzliche
Abscheidungshilfen,
Fig. 2 den Abscheidebehälter nach Fig. 1, jedoch mit zu
sätzlichen Abscheidehilfen für die Sinkstoffe,
Fig. 2a einen Horizontalschnitt durch eine Variante von
Fig. 2,
Fig. 3 ein drittes Ausführungsbeispiel mit Austraghilfen
in den Abscheidebereichen für Sink- und Schwimm
stoffe,
Fig. 4 ein weiteres Ausführungsbeispiel, das durch Auftriebs
hilfen für die Schwimmstoffe gekennzeichnet ist,
Fig. 5 ein letztes Ausführungsbeispiel, bei dem der
Frischfettaustrag durch ständig anstehenden
statischen Wasserdruck erfolgt.
Der Abscheidebehälter 1 nach Fig. 1 besteht aus einem zylin
drischen Mittelteil 2 und konischen Boden-(3) und Deckelteilen
(4) unterschiedlicher Neigung. Die Neigung des Bodens ist stärker,
damit die Sinkstoffe möglichst ohne Austraghilfe abgezogen wer
den können. Beide konischen Behälterteile münden in Abzugleitungen
5, 6 mit Schaugläsern 7, 8 und Absperrventilen 9, 10. Die Zulauf
leitung 11 für das zu behandelnde Abwasser mündet tangential in
den Mittelteil 2, während die Abzugsleitung 12 aus dem Zentrum
nach unten herausgeführt ist. Ihre Mündung ist von einem offen
kegeligen Leitblech 14 überdeckt, das den Kurzschlußeintritt
von Wasser verhindern und die kreisende Bewegung 13 des Wassers
aufrecht erhalten soll. Das gereinigte Abwasser tritt unter der
Unterkante des Leitblechs 14 hindurch in die Abzugsleitung. Auch
diese Leitung besitzt ein Absperrventil 15. Dieses Ventil ist
im normalen Abscheide betrieb immer offen so daß sich ein Frei
spiegel 16 in Höhe des Scheitels der Abzugsleitung 12 einstellt.
Tritt Fett in den Abscheider ein, so schwimmt dies auf unter
Überhöhung 17 im Verhältnis des Dichteunterschieds, wobei das
Fett räumlich auf einen kleineren Querschnitt konzentriert wird.
In regelmäßigen kurzen Zeitabständen, insbesondere täglich, wird
durch Schließen des Abzugventils 15, öffnen des Absperrventils
10 und Einleiten von Wasser das Fett nach oben herausgedrückt
und in einen Kleincontainer gefüllt. Anschließend werden auch noch
die Sinkstoffe 18 durch Öffnen des unteren Absperrventils 9 ab
gezogen. Bei beiden Abzugsvorgängen kann man am Schauglas 7, 8
ablesen, wann die abgeschiedenen Stoffe vollständig abgezogen
sind.
Das Ausführungsbeispiel nach Fig. 2 unterscheidet sich von dem
nach Fig. 1 dadurch, daß im unteren konischen Behälterteil 3
radial angestellt Leitwände 19 angebracht sind, die den Zweck
haben, die rotierende Strömung dort zu beruhigen und die Sink
stoffe in einem strömungslosen Raum absinken zu lassen.
Bei dem Abscheidertyp nach Fig. 2 a liegt die Auslaufmündung 12 a
exzentrisch zur Behälterachse 20. Außerdem ist sie von einem zur
Zulauföffnung 11 hin gerichteten Schirm 21 umgeben, der verhin
dert, daß das zulaufende Abwasser schon nach einem halben Umlauf
den Abscheidebehälter verläßt.
Bei der Bauart nach Fig. 3 ist statt der Leitbleche ein Krähl
werk 22 vorgesehen, das im Abscheidebetrieb stillsteht und beim
Abzug der Sinkstoffe in Betrieb genommen wird und für einen voll
ständigen Austrag der Sinkstoffe sorgt. Des weiteren kann an der
Außenfläche ein Vibrator 23 angebracht sein, der die Sinkstoffe
von der Behälterinnenwand ablöst und sie auch noch zusätzlich
eindickt. Gleichachsig mit dem Sinkstoff-Krählwerk kann im oberen
Behälterteil ein Schwimmstoff-Räumwerk 24 vorgesehen sein, das
beim Abzug des Fetts in Betrieb genommen wird.
Nicht dargestellt ist eine Abwärmenutzung des warm zulaufenden
Abwassers zur Verflüssigung oder zum Flüssighalten des Fetts
während des Austrags. Das gereinigte Abwasser wird hierzu vor
der Ableitung durch den doppelwandig ausgebildeten oberen Be
hälterteil geleitet. Auch eine Wärmeabgabe an das Räumwerk, die
Antriebswelle und das Gestänge ist denkbar, die hierzu hohl aus
gebildet sind. Die Doppelwandigkeit kann sich bis zum Absperr
ventil 10 fortsetzen.
Um den Abscheidegrad der Schwimmstoffe nochmals zu verbessern,
kann nach Fig. 4 eine Flotationseinrichtung in Ringform 25 vor
gesehen sein, die mit Luft 26 betrieben wird. Es ist auch denk
bar, das Abwasser vor Einleitung in den Abscheidebehälter unter
Sauerstoffaufnahme unter Druck zu setzen und im Abscheidebehälter
auf Umgebungsdruck zu entspannen. Die sich dabei bildenden Bläschen
tragen feinste Schwimmstoffpartikel nach oben. Man kann auch mit
Flockungs- oder Flockungshilfsmitteln arbeiten, die die Abschei
dung feinst-dispers verteilter Partikel zu beiden Richtungen durch
Koagulation und Aggregation begünstigen. Im Prinzip eignen sich
auch bestimmte Enzyme für diese Koagulation.
Beim Ausführungsbeispiel nach Fig. 5 ist die Abzugsleitung des
gereinigten Wassers 32 so hoch gezogen, daß sich im Abscheidebe
hälter 1 kein Freispiegel einstellen kann. Die Schwimmstoffe
steigen bis in die Austragleitung 6 und treten beim Öffnen des
Ventils 10 unter dem statischen Druck der Wassersäule sofort aus.
Der Zulauföffnung 11 können noch (nicht dargestellt) Leitbleche
vorgeordnet sein, die dafür sorgen, daß sich im Abscheidebehälter
an keiner Stelle strömungslose Totzonen bilden; das Wasser ver
läßt somit immer frisch den Behälter und verhindert somit ein
Anfaulen der organischen Inhaltsstoffe. Auch der Kanalisation und
den Kläranlagen kommt die Frische des Abwassers entgegen.
Die Entnahme der Schwimmstoffe bei einer Freispiegelausführung
kann z. B. auch durch einen gedrosselten Abfluß des Reinwassers
erfolgen. Bei Abwasserstößen steigt dann der Spiegel im Abscheide
behälter so weit an, daß die Schwimmstoffe herausgedrückt werden.
Die Austragvorrichtung für die Schwimmstoffe kann auch als ro
tierende Scheiben ausgebildet sein, an denen sich die Schwimm
stoffe festsetzen. Ein Abstreifer fördert sie dann seitlich aus
dem Abscheidebehälter. Bildet man die rotierenden Scheiben als
Schnecke aus, dann vollführt der Abstreifer eine nach außen ge
richtete Förderbewegung.
Die Austragleitungen für Schwimm- und Sinkstoffe können statt
des Absperrventils mit einem Dreiwegeventil ausgestattet werden.
Ln der ersten Phase des Abzugs werden die abgezogenen Medien in
den Abscheider zurückgeleitet. Erst wenn im Schauglas die abge
schiedenen Stoffe sichtbar werden, wird auf die Luftdicht ange
schlossenen Kleincontainer umgeschaltet. Die Container selbst
sind von der Art mit Ausdrückkolben oder Verdrängungsmembran.
Lufteinschlüsse, die ein Faulen begünstigen würden, sind also
ausgeschlossen. Zum EntLeeren der Container braucht hinter der
Membran bzw. dem Kolben nur noch Druck angelegt werden. Die
Container werden restlos entleert.