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Schiffsantrieb durch unter dem Wasserspiegel austretendes Gas. Die
Erfindung bezweckt eine Verbesserung an Fahrzeugen, die durch unter dem Wasserspiegel
ohne wesentlichen Überdruck austretendes Gas getrieben werden.
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Bei derartigen Fahrzeugen läßt man das Gas gewöhnlich nahe am Bug
aus; dies hat den Vorteil, daß das während der Vorwärtsfahrt nach hinten entweichende
Gas nahezu den ganzen Schiffsboden umspült und den Reibungswiderstand zwischen Schift
und Wasser entsprechend herabsetzt. Ein Nachteil des Gasauslasses nahe am Bug ist
jedoch, daß, wenn das Vorderschiff auf Sand gerät, die Gasauslaßöffriung ganz oder
teilweise abgesperrt und die Antriebsvorrichtung daher vollständig oder nahezu vollständig
wirkungslos wird.
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Diese Anordnung hat indessen noch einen zweiten wesentlichen Nachteil.
Bekanntlich führt ein in bewegtem Wasser fahrendes Schiff immer eine stampfende
Bewegung aus, (l. h. es wird abwechselnd vorn und hinten von einer Wasserwelle angehoben,
und es linder t seine Schräglage, je nachdem der Wellenberg sich vorn oder hinten
befindet. Diese Bewegung wird durch die Veränderlichkeit des Wasserdruckes unter
dem Schiffsboden verursacht; dieser Druck nimmt in einem gegebenen Punkt zu, wenn
eine Welle ankommt, tun abzunehmen, wenn sich der Wellenberg vorbeibewegt hat und
der gedachte Punkt daher in das Wellental getreten ist. Wird das Antriebsgas an
nur einer einzigen Stelle in der Schiffslänge ausgelassen und soll der Gasaustritt
ununterbrochen stattfinden - was ja für einen stoßfreien .Antrieb Vorbedingung ist
-so müßte daher der Betriebsdruck des Gases dem höchsterreichbaren Wasserdruck unter
dem Schiffsboden entsprehen, d. h. erheblich höher sein, als dem Tiefgang entspricht.
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Die erwähnten Nachteile kann man nun gemäß der Erfindung grundsätzlich
dadurch beheben, claß für die Vorwärtsfahrt wenigstens zwei in der Längsrichtung
angeordnete, entsprechend entfernt voneinander liegende Gasauslaßöffnungen oder
quer verlaufende Reihen von üffnungen vorgesehen sind, die miteinander in Verbindung
stehen und je nach den Verhältnissen wechselweise in Betrieb gesetzt werden oder
selbständig in Betrieb treten. Ist bei einer derartigen Anordnung die vordere Gasauslaßöffnung
dadurch ganz oder teilweise abgesperrt, daß das Vorderschiff auf Sand geraten ist,
so ist die zweite oder sonst doch die dritte, vierte usw. t iffnung oder Öffnungsreihe
iici allgemeinen noch offen und läßt sich noch für den Antrieb des Schiffes verwenden.
Zwar kann man in diesem Fall das Gas nicht oder nur im verminderten Maß längs dem
Bug aufsteigen lassen, dagegen kann man nach Ablassen das Gasdruckes das Außenwasser
in die zti diesem Zweck windkesselartig erweiterte hintere Gasauslaßleitung ansteigen
lassen und es dann durch Gasdruck kräftig nach vorn austreiben; hierdurch entsteht
ein Rücktrieb, während das kräftig austretende Wasser außerdem das Bestreben hat,
den Sand unter dein Vorderschiff wegzuspülen. Diesen Rücktrieb kann man dadurch
ununterbrochen gestalten, daß man beispielsweise drei Windkessel oder Behälter nebeneinander
anordnet und während des Entleerens der beiden äußeren Behälter Wasser in den mittleren
striiinen läßt und umgekehrt. Während der Füllung eines Behälters stellt man die
zti diesem Zweck vorgesehene Vorrichtung zweckmäßig so, daß das Wasser entgegengesetzt
zur gewünschten Fahrtrichtung angesaugt und dadurch gleichfalls eine nützliche Reaktion
auf das Schiff erzeugt wird. Weiter kann man unter diesen Umständen mit nach hinten
aus der hinteren Üffnung austretendem Gas und unter Zuhilfenahme von besonderen
Bremsblechen das Hinterschiff abwechselnd nach Backbord und nach Steuerbord treiben
und so versuchen, das Vorderschiff
ohne Hilfe von Schleppdampfern
flottzumachen. Auch kann man durch die Anordnung von mehreren Gasäuslaßöffnungen
in der Schiffslänge eine erhöhte Manövrierfähigkeit erzielen.
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Weil die verschiedenen Gasauslaßöffnungen miteinander in Verbindung
stehen, tritt das Gas immer dort aus, wo der durch das Wasser gebotene Gegendruck
am niedrigsten ist, d. h. abwechselnd an der Vorder- und an der Hinterseite. Es
braucht der Betriebsdruck somit theoretisch nicht höher zu sein als der niedrigst
erreichbare Wasserdruck unter dem Schiffsboden, d. h. der Betriebsdruck könnte bei
stark bewegter See sogar niedriger sein, als dem normalen Tiefgang entspricht. Dies
bedeutet eine wesentliche Arbeitsersparnis. Bei ruhigem Wasser läßt man das Gas
vorzugsweise durch Betätigung von Ventilen nur an der Vorderseite austreten, um
den Schiffsboden über den größten Teil seiner Länge zu umspülen.
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Das. obenerwähnte Steuerverfahren mittels durch Gasdruck ausgetriebenen
Wassers, und zwar je nach den Verhältnissen nach vorn oder nach hinten, läßt sich
selbstverständlich auch dann anwenden, wenn das Treibgas an nur einer einzigen Stelle
ausgelassen wird, beispielsweise zum Zweck, dem stilliegenden Schiff eine Anfangsgeschwindigkeit
zu erteilen.
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Die Zeichnung veranschaulicht beispielsweise zwei Vorrichtungen, welche
dazu benutzt werden können, in die windkesselartig erweiterte Gasdruckleitung eingeströmtes
Wasser nach Belieben nach vorn oder nach hinten auszutreiben. Die Abb. i und 2 zeigen
in einem Längs- und Querschnitt einen Teil der ersten, die Abb. 3 in einem Längsschnitt
einen Teil einer zweiten Ausführungsform.
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Das Preßgas wird durch eine Leitung a in einen Behälter b geleitet,
der zwischen zwei Spanten liegt und einen Teil des Doppelbodens bildet. Dieser Behälter
wird oben und unten durch die Doppelbodenbleche c und d, an Vorder- und Hinterseite
durch die Wrangen e begrenzt. Querschiffs sind einige dieser durch Längsschotte
f voneinander getrennten Behälter nebeneinander angeordnet zu denken.
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Auf dem mit Öffnungen g versehenen Boden c ist eine Welle h querschiffs
"gelagert, welche mittels eines daraufgekeilten Hebels i und einer Stange h gedreht
werden kann. Auf der Welle h ist in einiger Entfernung unter dem Schiffsboden c
ein Ablenkblech l durch Winkelbleche in befestigt. Durch Drehung der Welle h kann
man das Ablenkblech 1 nach Belieben in die in Abb. i gezogen oder in die
punktiert gezeichnete Lage verschwenken und so die Luft oder das in den Behälter
b geströmte Wasser entweder nach hinten oder nach vorn, und zwar etwa gleichlaufend
mit dem Schiffsboden auslassen oder ausdrücken.
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Bei der Anordnung gemäß Abb. 3 sind im Behälterboden c zwei in der
Längsschiffrichtung hintereinanderliegende Reihen Öffnun-. gen g vorgesehen; mittels
eines entsprechend geführten, schieberartigen, durch einen T-Hebel o zu betätigende
Körper iz kann man die eine Öffnungsreihe verschließen und gleichzeitig die andere
öffnen. Durch die Anordnung von festen, schrägen Wänden p und durch eine entsprechende
Ausbildung des Körpers n erreicht man, daß die Luft oder das Wasser immer unter
einem geringen Winkel mit dem Schiffsboden nach vorn oder nach hinten ausströmt.
Diese Anordnung hat den Vorteil, daß sich keine bewegbaren Teile unterhalb des Schiffsbodens
befinden.