DE3635088A1 - Verfahren und walzstrasse zum herstellen von metallband in einem walzprozess - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft ein Verfahren zum Herstellen von Metallband in einem Walzprozeß, bei dem das Metallband vor einem Walzstich streckbiegegerichtet wird.

Beim Reduzierwalzen, wie auch beim Dressierwalzen, ergeben sich Schwierigkeiten, wenn das einlaufende Band wellig ist. Die welligen Bandzonen verursachen Quetschmarkierungen, die das Band und die Walzen beschädigen. Bei größerer Welligkeit stauen sich die Wellen vor dem Walzspalt, bis sie umschlagen und gedoppelt werden. Bei großen Walzen-Durchmessern mit ausreichendem Greifwinkel, z. B. bei Duo-Walzwerken, werden die Doppelungen gewalzt, was die Walzen und das Band unbrauchbar macht. Bei kleinem Walzen-Durchmesser, z. B. Quarto- oder Vielwalzengerüsten, führt die Stauung zum Band­ riß oder Walzenbruch.

Man walzt deshalb zur Vermeidung dieses so­ genannten Pinching-Effektes mit so hohen Bandzügen, daß die plastische Längung des Bandes vor dem engsten Walzspalt stattfin­ det. Die Verlagerung der Fließscheide bewirkt eine stärkere Längung der kürzeren Bandlängszonen gegenüber den welligen längeren Band­ längszonen, so daß die Welligkeiten beseitigt werden und der Pinching-Effekt nicht auftritt. Diese extrem hohen Bandzüge erfordern zusätzliche Einrichtungen, wie z. B. Zugrollensätze vor dem Walzge­ rüst, die vom Walzenantriebsaggregat zusätzlich aufgebracht werden müssen. Außerdem führen extrem hohe Bandzüge zu einer beschleu­ nigten Alterung des Bandmaterials.

Bei Nachwalzwerken, z. B. Dressiergerüsten, ist es zur Erzielung be­ stimmter Materialeigenschaften jedoch erwünscht, die Walzverformung mit möglichst kleinen Bandzügen durchzuführen, um z. B. ein be­ stimmtes Korngefüge im oberflächennahen Bereich zu erzielen. Empirische Erfahrungen weisen darauf hin, daß das Walzen mit kleinen Zügen in Hinsicht auf das sogenannte antiflooting-Verhalten bei Stählen eine deutliche Verbesserung ergibt. Es ist noch weit­ gehend ungeklärt, wie weit diese Verbesserung durch andersartige Restspannungen, durch Veränderung der Versetzungen und deren Dichte oder andere Wirkungsmechanismen bewirkt werden.

Da sich Welligkeiten bei der Herstellung von Bändern nicht vermei­ den lassen, treten die geschilderten Nachteile der bekannten Walzver­ fahren beim Dressierwalzen besonders nachteilig auf.

ln einem ganz anderen Zusammenhang, nämlich beim Herstellen von dünnem Metallband aus Warmband in einem Warmwalzprozeß ist es bekannt, das Warmband vor dem Aufwickeln streckbiegezurichten, wobei das Streckbiegerichten vor dem letzten Warmwalzstich erfolgt. Dadurch soll dünnes Metallband in einem kontinuierlichen Warmwalz­ prozeß mit den mechanischen, metallurgischen und geometrischen Qualitätseigenschaften eines kaltgewalzten Metallbandes rationell und wirtschaftlich hergestellt werden, insbesondere unter Vermeidung aus­ geprägter Walztexturen. Durch diese bekannten Maßnahmen sind die eingangs erläuterten Probleme, die beim Kaltwalzen von Metallbän­ dern auftreten, nicht maßgebend beeinflußt worden.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, ein Verfahren zum Her­ stellen von Metallband der eingangs beschriebenen Art anzugeben, wonach sich beim Kaltwalzen des Pinching-Effekts unter Anwendung äußerst geringer Bandzüge eliminieren läßt.

Diese Aufgabe löst die Erfindung bei einem gattungsgemäßen Verfahren dadurch, daß das Streckbiegerichten in einem Kaltwalzprozeß vor dem ersten Kaltwalzstich erfolgt. - Die Erfindung geht von der Erkennt­ nis aus, daß das kaltzuwalzende Metallband beim Streckbiegerichten unter Zug wechselseitig über mehrere Streckbiegerollen geringen Durchmessers gebogen wird, wobei sich auf den jeweiligen Streckbie­ gerollen Zug- und Biegespannungen addieren. Die für das Strecken erforderlichen Spannungen werden nicht nur durch den Bandzug, son­ dern zu einem überwiegenden Anteil durch die überlagerte Biegung erzielt. Der Vorteil des Streckbiegerichtens liegt neben den verhält­ nismäßig geringen Bandzügen auch bei großen Blechquerschnitten in der erreichbaren Planheit des Metallbandes, so daß zugleich auch die Welligkeiten beseitigt werden. Das Metallband wird nach dem Streckbiegerichten mit nunmehr gleichen "Faser"-Längen dem Kaltwalz­ prozeß unterworfen. Dadurch wird der Pinching-Effekt eliminiert. Beschädigungen an dem Metallband und an den Walzen werden ver­ mieden, wobei der gewünschte Walzeffekt erzielt wird. Es zeichnet sich auch die Möglichkeit ab, Streckgrenzenausbildung, Verformbar­ keit und Alterung des Metallbandes kontrolliert zu beeinflussen. Das erfindungsgemäße Verfahren eignet sich in besonders vorteilhafter Weise für Behandlungslinien wie z. B. Glühlinien, Verzinkungslinien oder dergleichen, bei denen das betreffende Metallband in der Linie nachgewalzt bzw. dressiert wird. In solchen Behandlungslinien wird das kaltgewalzte Metallband in Glühöfen weichgeglüht, wodurch Wellig­ keiten durch die Auflösung ungleicher Restspannungen in Bandebene neu entstehen können, nunmehr jedoch beseitigt werden.

Gegenstand der Erfindung ist auch eine Walzstraße, die sich zur Durchführung des beanspruchten Verfahrens besonders eignet und mit zumindest einem Walzgerüst und einem dem Walzgerüst vorgeschalte­ ten Streckbiegegerüst ausgebildet ist. Diese Walzstraße ist dadurch gekennzeichnet, daß das Walzgerüst als Kaltwalzgerüst, z. B. Duo-, Quarto- oder Mehrwalzengerüst ausgebildet ist. Dabei kann der Durch­ messer der Streckbiegerollen das 30- bis 40-fache der Banddicke vor dem ersten Kaltwalzstich betragen.

Im folgenden wird die Erfindung anhand einer lediglich ein Ausfüh­ rungsbeispiel darstellenden Zeichnung näher erläutert; es zeigt:

Fig. 1 eine Kaltwalzstraße mit einem Quarto-Walzgerüst zur Durch­ führung des beanspruchten Verfahrens,

Fig. 2 eine Kaltwalzstraße mit einem Duo-Walzgerüst zur Durchfüh­ rung des beanspruchten Verfahrens in einer Glühlinie.

In Fig. 1 ist eine Walzstraße mit zumindest einem Walzgerüst 1, näm­ lich Quarto-Walzgerüst, und einem dem Walzgerüst 1 vorgeschalteten Streckbiegegerüst 2 dargestellt, ferner mit einem Abhaspel 3 und einem Aufhaspel 4 für das Metallband 5. Das Quarto-Walzgerüst ist als Kaltwalzgerüst 1 ausgebildet. Der Durchmesser der Streckbiegerollen 6 des vorgeschalteten Streckbiegegerüstes 2 beträgt das 30- bis 40-fache der Banddicke vor dem ersten Kaltwalzstich.

In Fig. 2 ist eine Glühlinie mit einem Glühofen 7, einer nachgeschal­ teten Kühlzone 8 und einem Bandspeicher 9 mit Schlingenwagen dar­ gestellt. Zwischen der Kühlzone 8 und dem Bandspeicher 9 ist ein Duo-Walzgerüst angeordnet, dem ein Streckbiegegerüst 2 vorgeschal­ tet ist. Dem Streckbiegegerüst 2 wiederum können Bremsrollen 10 vor­ geordnet sein. Jedenfalls ist auch das Duo-Walzgerüst als Kaltwalz­ gerüst 1 ausgebildet.

Bei beiden Ausführungsformen erfolgt das Streckbiegerichten in einem Kaltwalzprozeß vor dem ersten Kaltwalzstich, so daß beim Kaltwalzen des betreffenden Metallbandes 5 der Pinching-Effekt bzw. Klemm/ Quetsch-Effekt unter Anwendung äußerst geringer Bandzüge eliminiert wird. Aus den geringen Bandzügen resultiert eine kontrollierte bzw. extrem verzögerte Alterung des Bandmaterials.

Claims (4)

1. Verfahren zum Herstellen von Metallband in einem Walzprozeß, bei dem das Metallband vor einem Walzstich streckbiegegerichtet wird, dadurch gekennzeichnet, daß das Streck­ biegerichten in einem Kaltwalzprozeß vor dem ersten Kaltwalzstich erfolgt.

2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Streckbiegerichten vor dem Nachwalzen oder Dressieren des Metallban­ des in einer Behandlungslinie, z. B. Glühlinie, Verzinkungslinie oder dergleichen erfolgt.

3. Walzstraße zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1 oder 2, mit zumindest einem Walzgerüst und einem dem Walzgerüst vorge­ schalteten Streckbiegegerüst, dadurch gekenn­ zeichnet, daß das Walzgerüst als Kaltwalzgerüst (1), z. B. Duo-, Quarto- oder Mehrwalzengerüst ausgebildet ist.

4. Walzstraße nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß der Durchmesser der Streckbiegerollen (6) das 30- bis 40-fache der Band­ dicke vor dem ersten Kaltwalzstich beträgt.