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Vorrichtung zum Druckausgleich bei Dampflokomotiven. Bei größeren,
besonders mit Kolbenschiebern gesteuerten Lokomotiven müssen die beiden Enden eines
jeden Arbeitszylinders miteinander in Verbindung stehen, wenn die Lokomotive leer
läuft, und diese Verbindung muß unterbrochen werden, wenn die Lokomotive Arbeit
verrichten soll. In dem einen Fall inuß also der die beiden Enden jedes Arbeitszylinders
verbindende Kanal geöffnet, im andern Fall dagegen geschlossen sein. Die Freigabe
und der Verschluß dieses Kanals wird nun vielfach durch ein in ihn eingebautes Doppelsitzventil
bewirkt, dessen '\,- entilteller in seiner Abschlußlage die Verbindung unterbricht
und sie in seiner Eröffnungslage freigibt. Die Steuerung des Ventiltellers erfolgt
in der Weise, daß der durch eine öffnung vom Schieberkasten her auf den Ventilteller
wirkende Dampfdruck ihn in die Abschlußlage treibt, aus welcher er in die Eröffnungslage
zurückkehrt, sobald dieser Belastungsdruck nach dem Abschluß des Reglers genügend
stark entspannt ist. Bei dem großen Rauminlialt der hinter dem Regler liegenden
Dampfführung dauert es aber immer geraume Zeit, bis eine genügende Entspannung eingetreten
ist. Während dieses Zeitraumes wird der Lokomotive also noch dauernd ein nicht mehr
gewünschter Antrieb erteilt, der zwar im regelmäßigen Betriebe nicht gerade störend
empfunden wird, der aber verhängnisvoll wirken kann, wenn die Umstände ein schnelles
Anhalten der Lokomotive erfordern. Außerdem erfordern die Betriebsverhältnisse zu-«-eilen
auch die zeitweilige Freigabe des Druckausgleichs bei geöffnetem Regler, und dieser
Forderung kann mit den bekannten Einrichtungen nicht entsprochen werden.
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Die Erfindung bezweckt nun die Beseitigung dieser Nachteile durch
eine Anordnung, die die sofortige Entlastung des Ventiltellers zur Herstellung des
Druckausgleichs in jedem Augenblick herbeiführt.
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Dieser Zweck wird durch ein zusätzliches
Steuerventil
erreicht, welches in die Verbindung zwischen dem Schieberkasten und dem Druckraum
des Ventiltellers so ein.gehaut ist, daß beide miteinander in Verbindung stehen,
solange das Steuei-v entil keine Beeinflussung v oin Führerstand her erfährt. Wird
aber eine solche auf das Steuerventil ausgeübt, so unterbricht es sofort die Verbindung
zwischen dein Schieberkasten und dem Druckraum des Ventiltellers und verbindet letzteren
mit der Atmosphäre. Dadurch wird der Ventilteller sofort entlastet, kehrt infolgedessen
in seine Eröffnungslage zurück und gibt dadurch den Druckausgleich frei. Sobald
aber die Beeinflussung des Steuerventils wieder aufhört, kehrt es in die Lage wieder
zurück, in welcher die Verbindung des Ventiltellerdruckraumes finit der Atmosphäre
unterbrochen und die Verbindung mit dem Schieberkasten geöffnet ist. Ist dann in
letzterem noch Druck vorhanden, so bewirkt dieser wieder einen sofortigen Abschluß
des Druckausgleichkanals. Die Beeinflussung des Steuerventils erfolgt entweder mittels
einer Druckflüssigkeit oder mechanisch.
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Zur Erläuterung der Erfindung dienen die Zeichnungen, von denen Abb.
i Anordnung und Ausführung des Ventils zeigt, wenn Druckflüssigkeit zu seiner Beeinflussung
verivendet werden soll, Abb. 2, wenn die Beeinflussung auf mechanischem Wege erfolgt.
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Der Verbindungskanal i zwischen den beiden Enden eines jeden Arbeitszylinders
ist an seiner Ausmündung in den Raum, in dem der Ventilteller 2 angeordnet ist,
mit zwei konzentrischen Ventilsitzen versehen. Die Ausmündung des Druckraumes des
Ventiltellers 2 wird durch das Gehäuse des Steuerventils verschlossen: beide Teilei
und 4 sind mit je einem Ventilsitz versehen, und zwischen ihnen ist das ebenfalls
mit zwei Ventilsitzen versehene Hauptventil 5 verschiebbar.
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Innerhalb des Hauptventils 5 ist ein Nebenventil 6 so angeordnet,
daß es bei einer nach aufwärts gerichteten Verschiebung das Hauptventil s zur Teilnahme
an dieser Bewegung zwingt. Der Kanal 7 bildet die Verbindung mit dem Schieberkasten.
Die Verschiebung des Nebenventils 6 erfolgt bei der Anordnung nach Abb. i durch
die Belastung eines mit ihm verbundenen Kolbens 8 mit Druckflüssigkeit, die durch
den Kanal 9 in den Druckraum des Kolbens 8 eingeführt wird. Bei der Anordnung nach
Abb. 2 erfolgt die Verschiebung des -Nebenventils 6 durch einen Hebel ro.
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Die Anordnung nach Abb. i ist in der Lage gezeichnet, die alle arbeitenden
Teile einnehmen, wenn in dem Schieberkasten Druck vorhanden, also der Verbindungskan
unter gewöhnlichen Betriebsverhältnissen g schlossen ist. Der Dampf, welcher aus
de: Schieberkasten durch den Kanal ? zugefüh, wird, hat, an dem geöffneten Ventil
5. werbe strömend, den Ventilteller -2 auf seine Sitze i der Ausmündung des Verbindungskanals
gedrückt und dadurch die Verbindun zwischen den beiden Enden des Arbeitszvlir ders
unterbrochen. Wenn der Verbindung: kanal wieder geöffnet, der Druckausgleic: also
hergestellt werden soll, wird Druck flüssigkeit durch den Kana19 auf den Kol ben
8 zur Wirkung gebracht. Bei seiner hier durch verursachten Verschiebung nach auf
wärts hebt er zunächst das Nebenventil 6 voi seinem Sitz im Hauptventil 5 und dann
da: Hauptventil s von seinem Sitz im Gehäuseteil 4 ab und dichtet letzteres auf
dem Sitz irr Gehäuseteil 3 ab. Dadurch wird die Verbin. Jung zwischen dem Schieberkasten
und derr Druckraum des Doppelsitzventiltel.lers 2 unterbrochen und letzterer mit
der Atmosphäre durch die Öffnung ii -oberhalb des Kolbens 8 verbunden. Der hierdurch
entlastete Ventilteller 2 kehrt in die Eröffnungslage zurück und gibt den Druckausgleich
frei. Mit dein Verschwinden des Flüssigkeitsdruckes aus dem Druckraum des Kolbens
8 kehren auch das Hauptventil 5 und das Nebenventil 6 wieder in die gezeichnete
Lage zurück.
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Die Anordnung nach Abb. 2 zeigt die Lage der arbeitenden Teile nach
der durch mechanischen Zug des Hebels io herbeigeführten Freigabe des Druckausgleichs.
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Die Bauart des Ventils gestattet, die Druckausgleichkanäle derart
zu bemessen, daß sich der Druck an den beiden Zylinderseiten genügend ausgleicht
und Luftsaugventile sich erübrigen, so daß Verkrustung heißen Zylinderöles durch
Luftzutritt vermieden wird.