DE3542919C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf eine verbesserte Nitroharnstoffverbindung,
die sich als Treibmittelzusammensetzung
eignet, sowie auf deren Herstellung und Anwendung.
Bei der Herstellung von expandiertem Material, wie geschäumtem
Polymermaterial, wird das jeweilige Polymermaterial
üblicherweise mit einem Treibmittel, wie Azodicarbonamid,
vermischt. Die Anforderungen an die Leistungsfähigkeit
solcher Treibmittel werden immer höher und kritischer,
zumal Veränderungen in der Zusammensetzung der Treibmittel
signifikante Einflüsse auf das Endprodukt haben können
Aufgabe der Erfindung ist daher die Schaffung eines neuen
Treibmittels, das sich gegenüber den bekannten Treibmitteln
durch eine bessere Leistung auszeichnet.
Diese Aufgabe wird nun erfindungsgemäß durch eine neue
Verbindung gelöst, die aus einem Zinksalz von Nitroharnstoff
besteht. Diese neue Verbindung läßt sich entweder
direkt als Treibmittel oder auch als Teil einer Treibmittelzusammensetzung
verwenden, um hierdurch gasexpandierbare
Polymere zu blähen oder zu expandieren, wie
Polyethylen, Polyvinylchlorid und natürliche oder synthetische
Kautschuke. Die neue Verbindung eignet sich insbesondere
zur Expansion von Siliconelastomeren.
Siliconkautschuke lassen sich bisher nur schwierig unter
Erzielung zufriedenstellender Ergebnisse expandieren.
Es sind bereits die verschiedensten Verfahren zur Herstellung
von Nitroharnstoff bekannt. Ein solches Verfahren
wird beispielsweise in US-PS 23 11 784 beschrieben. Zinksalze
von Nitroharnstoff werden darin jedoch nirgends
erwähnt.
In dem Artikel New Blowing Agents for Foaming Plastics
von Reed in British Plastics, Oktober 1960, wird über die
Anwendung von Nitroharnstoff als Treibmittel berichtet.
Der Einsatz eines Zinksalzes von Nitroharnstoff wird darin
jedoch nirgends angesprochen.
In DE-PS 11 09 876 werden bestimmte Nitroharnstoffderivate
beschrieben, die als Treibmittel Verwendung finden. Die
Anwendung von Zinksalzen von Nitroharnstoff wird darin
jedoch weder erwähnt, noch hierdurch nahegelegt.
Die erfindungsgemäßen Zusammensetzungen lassen sich ganz
allgemein zum Verschäumen irgendeines gasexpandierbaren
Polymermaterials verwenden, und zwar vor allem von Polymermaterial,
das zu einem normalerweise festen Zustand härten
kann und bei der Verarbeitungstemperatur oder durch
die bei der Verarbeitung angewandte abgeschlossene Vorrichtung
über eine solche Konsistenz und Festigkeit verfügt,
daß das Gas zurückgehalten und eine zellulare Struktur
im expandierten Produkt beibehalten wird. Die Verarbeitungstemperatur
hängt von einer Reihe Faktoren ab, wie
der Art des Polymermaterials und seinen viskoelastischen
Eigenschaften, der angewandten Formvorrichtung und der
Art des gewünschten Endprodukts. Die besten Ergebnisse
lassen sich im allgemeinen dann erzielen, wenn das zu
expandierende Polymermaterial über eine so hohe Konsistenz
und Zugfestigkeit verfügt, daß die einzelnen Mikroporen an
Gas als diskrete Zellen erhalten bleiben und so eine
Koaleszenz zu einer unerwünschten groben Zellstruktur
verhindert wird. Dies läßt sich im Falle warmhärtender
Harze im allgemeinen erreichen, indem man das Ausmaß und
den Zustand der Härtung so einstellt, daß die jeweilige
Zusammensetzung bei der Temperatur der Gasbildung über
die gewünschte Viskosität und Festigkeit verfügt. Im Falle
thermoplastischer Harze läßt sich die gewünschte Konsistenz
und Festigkeit im allgemeinen erreichen, indem man die Temperatur
bis zur Erzielung der geeigneten Viskosität einstellt.
Die Temperatur der Gasbildung ist abhängig von
der jeweils verwendeten Treibmittelzusammensetzung und
wird in Abhängigkeit von dem zu expandierenden Polymeren
ausgewählt.
Als warmhärtende Polymermaterialien lassen sich alle
Kautschukarten verwenden, die zu einem festen Zustand
härtbar oder vulkanisierbar sind, wie Naturkautschuk oder
synthetische kautschukartige Polymere, die aus Diolefinen,
wie Butadien oder Isopren, oder ihren Copolymeren mit
Styrol, Acrylnitril und dergleichen hergestellt werden,
Butylkautschuk, polymerisierte Halogendiolefine, wie
Neopren und dergleichen, oder auch Ehtylen-Propylen-Copolymerisate
und elastomere Terpolymerisate aus
Ehtylen, Propylen und nichtkonjugierten Dienen oder
Siliconkautschuke. Zu thermoplastischen Polymeren, die
unter Verwendung der erfindungsgemäßen Treibmittel
expandiert werden können, gehören Polyethylen, Polypropylen,
Polystyrole, Polyvinylchlorid, Polyamide, Styrol-
Acrylnitril-Polymere, Polyacrylate und dergleichen.
Die Treibmittelzusammensetzungen werden mechanisch mit
den Polymermaterialien gewünschtenfalls unter Zusatz
anderer herkömmlicher Hilfsstoffe, Füllstoffe, Weichmacher,
Stabilisatoren und dergleichen vermischt, bevor
man das Gemisch auf Temperaturen erhitzt, bei denen es
zu einer Zersetzung des Treibmittels kommt. Die in Polymeren
vorhandene Menge an Treibmittel kann zwischen etwa
0,5 und 20% schwanken, wobei die jeweils angewandte
Treibmittelmenge abhängig ist von der jeweils gewünschten
Dichte und Anwendung des herzustellenden geschäumten
Polymermaterials. Gewöhnlich sind Treibmittelmengen von
0,1 bis 15% ausreichend, wobei normalerweise Treibmittelmengen
von 1,0 bis 10% angewandt werden.
Die neue Nitroharnstoffverbindung wird erfindungsgemäß
hergestellt, indem man Nitroharnstoff mit Zinkoxid umsetzt.
Hier geht man normalerweise wie folgt vor:
Man suspendiert zuerst praktisch stöchiometrische Mengen
an Zinkoxid und Nitroharnstoff in einer geeigneten Menge
an Wasser bei Raumtemperatur. Das Ganze wird dann während
etwa 30 Minuten bis zu 4 Stunden gerührt, wobei sich normalerweise
eine exotherme Reaktion beobachten läßt. Sodann
wird das Reaktionsprodukt von der Suspension abfiltriert,
mit Wasser gewaschen und getrocknet. Wahlweise kann man das
Zinkoxid und den Nitroharnstoff auch in ein Polymeres
einmischen und einarbeiten und diese Zusammensetzung dann
als Treibmittelzusammensetzung verwenden.
Eine weitere Ausführungsform der Erfindung besteht in einem
Gemisch aus Azodicarbonamid und dem oben erwähnten Zinksalz
von Nitroharnstoff oder in einem Gemisch aus Nitroharnstoff
und Zinkoxid. Wird die erfindungsgemäße Verbindung in einer
Treibmittelzusammensetzung verwendet, die Azodicarbonamid
enthält, dann wirkt sie gleichzeitig auch als Aktivator.
Treibmittelzusammensetzungen, bei denen von den erfindungsgemäßen
neuen Verbindungen Gebrauch gemacht wird, werden
in den folgenden Beispielen beschrieben. Durch diese
Beispiele werden spezielle Ausführungsformen der Erfindung
erläutert, ohne daß hierdurch ihr Schutzumfang eingeschränkt
werden soll.
Ein 2000 ml fassender Dreihalskolben, der mit einem mechanischen
Rührer und einem Thermometer ausgerüstet ist, wird
mit 1500 ml Eisessig versetzt. Hierauf stellt man den
Rührer an und gibt auf einmal 112,5 g Harnstoff zu. Nach
Auflösung des gesamten Harnstoffes setzt man während einer
Zeitdauer von 5 Minuten allmählich 180 ml konzentrierte
Salpetersäure zu. Hierdurch kommt es praktisch unmittelbar
zur Bildung von Kristallen. Die Temperatur des Kolbeninhalts
wird mit einem Wasserbad auf 25°C gehalten. Das Reaktionsgemisch
wird über Nacht weiter gerührt. Das angefallene
weiße kristalline Produkt wird durch Filtration auf einer
Sinterglasnutsche gesammelt, und der erhaltene Filterkuchen
wird mehrmals mit getrennten Anteilen an Benzol (insgesamt
300 ml) gewaschen. Das Produkt wird dann an der Luft bei
Raumtemperatur getrocknet. Hierdurch erhält man 218,6 g
Produkt, was einer Ausbeute von 94% der Theorie entspricht.
Dieses Produkt schmilzt bei 159°C.
Ein 300 ml fassender Dreihalskolben, der mit einem mechanischen
Rührer, einem Heizmantel und einem Thermometer ausgerüstet
ist, wird mit 2000 g (1905 ml) Eisessig und mit
200 g Essigsäureanhydrid beschickt. Das Gemisch wird unter
Rühren auf 63°C erwärmt. Sodann entfernt man den Heizmantel
und versetzt das Reaktionsgemisch auf einmal mit 200 g
Harnstoffnitrat. Hierdurch fällt die Temperatur des Reaktionsgemisches
auf 58°C ab, bleibt jedoch während des anschließenden
30 Minuten langen Rührens des Gemisches ständig
bei 57 bis 58°C. Während dieser Zeitdauer geht der
suspendierte Feststoff allmählich in Lösung, so daß
schließlich eine klare Lösung gebildet wird. Sodann wird
das Reaktionsgemisch kurzzeitig erhitzt (auf 65°C), worauf
man den Heizmantel wiederum entfernt. Hierauf läßt man das
Reaktionsgemisch unter weiterem Rühren über Nacht abkühlen.
Sodann wird das Gemisch auf 14°C abgekühlt (mit einem Eis-Wasser-Bad),
und das dabei angefallene kristalline Produkt
wird durch Filtration auf einer Sinterglasnutsche gesammelt.
Das Produkt wird zuerst dreimal mit jeweils 100 ml Benzol
und dann mit 100 ml Hexan gewaschen. Hierauf gibt man das
Material auf ein Trocknungspapier und läßt es über Nacht
stehen. Auf diese Weise erhält man 136,3 g des gewünschten
Nitroharnstoffs, was einer Ausbeute von etwa 80% der
Theorie entspricht. Diese Verbindung schmilzt bei 144 bis
145 °C.
Ein 500 ml fassender Dreihalskolben, der mit einem mechanischen
Rührer und einem Thermometer ausgerüstet ist, wird
bei Raumtemperatur mit 105 g Nitroharnstoff, 200 ml Wasser
und 40,7 g Zinkoxid beschickt. Die erhaltene Suspension
wird 1 Stunde gerührt, wobei die Temperatur von 24°C auf
30°C ansteigt. Der nach Filtration der Suspension erhaltene
Niederschlag wird zweimal mit kaltem Wasser gewaschen,
worauf man das Gemisch über Nacht bei 60°C in einem Ofen
trocknet. Auf diese Weise gelangt man zu 102 g des gewünschten
Produkts, das sich bei einer Temperatur von
125°C zersetzt.
In diesem Beispiel unterzieht man das Zinksalz von Beispiel 1
sowie Gemische hiervon mit Azodicarbonamid einer
Beurteilung bezüglich der Eignung als Treibmittel. In
der folgenden Tabelle I sind die Zersetzungspunkte und
die in einer Gasbürette gemessenen Mengen an Gasentwicklung
für die angegebenen Treibmittel, deren Mengen jeweils
auf Gewichtsteile gezogen sind, angeführt.
Die obigen Daten zeigen, daß die Anwendung von nur 10%
ZSN eine Erniedrigung der Zersetzungstemperatur von Azodicarbonamid
von über 200°C auf 122°C ergibt.
Dieses Beispiel zeigt, daß sich die Gasentwicklung in
bezug auf ihr Ausmaß und ihre Geschwindigkeit durch Verwendung
bestimmter erfindungsgemäßer Zusammensetzungen
beschleunigen läßt. Dieses Verhalten geht aus der folgenden
Tabelle II hervor.
Bei diesem Beispiel werden bestimmte erfindungsgemäße
Treibmittelzusammensetzungen bezüglich ihres Verhaltens
bei der Expansion von Siliconkautschuk untersucht. Hierzu
geht man wie folgt vor:
Man gibt Treibmittel und Härter zu dem auf einem Walzenstuhl
befindlichen Elastomeren, wobei das Walzwerk auf
einer Temperatur von etwa 38°C gehalten wird. Nach gründlicher
Durchmischung zieht man die kompoundierte Masse
vom Walzenstuhl als etwa 0,64 cm starkes Walzfell ab. Hierauf
wird das Walzfell zuerst 15 Minuten bei 150°C und dann
4 Stunden bei 205°C preßgehärtet, worauf man den erhaltenen
geschäumten Siliconkautschuk auf Raumtemperatur abkühlt
und untersucht. Die dabei verwendete Rezeptur (in
Gewichtsteilen angegeben) und die hiermit erhaltenen
Ergebnisse gehen aus der folgenden Tabelle III hervor.
Unter Verwendung des obigen Zinksalzes von Nitroharnstoff
(ZSN) expandiert man Polyethylen, indem man Niederdruckpolyethylen
(Polyethylen niedriger Dichte) zuerst mit den
Treibmittelzusammensetzungen trocken vermischt und die
erhaltenen Mischungen dann mit einem Brabender-Extruder
bei 25 upm durch ein kreisförmiges Mundstück (Temperatur
190°C, Durchmesser 0,64 cm) verschäumt. Die Zusammensetzung
der hierzu verwendeten Mischungen und die mit ihnen erhaltenen
Ergebnisse gehen aus der folgenden Tabelle IV hervor.
Claims (3)
1. Treibmittelzusammensetzung, dadurch gekennzeichnet, daß
diese Zusammensetzung ausgewählt ist aus einem Zinksalz
von Nitroharnstoff und/oder einem Gemisch aus Nitroharnstoff
und Zinkoxid und/oder einem Gemisch aus Azodicarbonamid
und einem Zinksalz von Nitroharnstoff und/oder einem
Gemisch aus Azodicarbonamid, Nitroharnstoff und Zinkoxid.
2. Verwendung der Treibmittelzusammensetzung nach Anspruch 1
zusammen mit einem gasexpandierbaren Polymeren zur Herstellung
einer gasexpandierbaren Polymerzusammensetzung.
3. Verwendung nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, daß
das Polymere ein Elastomeres oder thermoplastisches Polymeres
ist.
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