DE3514054C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft die Verwendung der Ginkgolide A,
B, C und/oder M oder eines Monoacetat-, Triacetat-, Tetra
hydro- oder Acetyl-Derivats davon, zur Therapie oder
Prophylaxe von durch PAF-Acether induzierten Schockzuständen.
Diese Behandlung umfaßt die Verabreichung einer wirksamen
Menge einer oder mehrerer dieser Verbindungen, allein oder
im Gemisch mit einem pharmakologisch verträglichen Ver
dünnungsmittel oder Trägerstoff.
PAF-Acether (Platelet Activating Factor, Blutplättchenakti
vierungsfaktor) ist ein bekanntes Phospholipid, das
Erkrankungen bei Tieren, einschließlich des Menschen,
hervorrufen kann. Gemäß Benveniste el al. verursacht PAF-
Acether die Aggregation von Blutplättchen und ruft die Frei
setzung von deren vasoaktiven Aminen hervor. Benveniste
berichtet ferner, daß es auch Neutrophile unter Aggregation
und Freisetzung von derem proinflammatorischen Gehalt sti
muliert; vgl. J. Benveniste, C. Boullet, C. Brink und C.
Labat, Brit. J. Pharmacol., The action of PAF-Acether on
guinea-pig isolated heart preparation, Bd. 80 (1983), S. 81-83.
Es wird allgemein angenommen, daß eine PAF-Acether-Frei
setzung bei Tieren, einschließlich des Menschen, beim
Eintritt von verschiedenen Arten von Schockzuständen, wie
anaphylaktischen Schocks, Verbrennungsschocks, septischen
Schocks, Bestrahlungsschocks und traumatischen Schocks,
induziert wird. Es erfolgt eine starke Freisetzung an PAF-
Acether in den Stunden nach dem Schock, was zu einer Unter
drückung von Immunreaktionen aufgrund der Erschöpfung von
Verteidigungsmitteln des Organismus führt. Es wurden zahl
reiche Verbindungen auf ihre Eignung zur Therapie oder
Prophylaxe von durch PAF-Acether induzierten Erkrankungen unter
sucht, jedoch haben sie sich als nicht sehr wirksam erwiesen.
Derartige Behandlungsmöglichkeiten sind in den nach
stehenden Beispielen näher erläutert.
Erfindungsgemäß wurde nunmehr festgestellt, daß durch
PAF-Acether induzierte Schockzustände wirksam behandelt
werden können, indem man eines der oben genannten Gink
golide oder Ginkgolidderivate verabreicht. Diese Ginkgo
lide haben sich in vielen Fällen bei der Behandlung von
durch PAF-Acether induzierten Schockzuständen in über
raschender Weise im Vergleich zu bisher für diese
Erkrankungen verwendeten Verbindungen als wirksamer
erwiesen. Ein ebenso großer oder noch größerer Vorteil
ist in der ausgeprägt selektiven Natur dieser Ginkgolide
zu sehen. Während sie gegen die durch PAF-Acether verur
sachte Blutplättchenaggregation stark wirksam sind, üben
sie offensichtlich keine Hemmwirkung gegen die durch
andere Faktoren hervorgerufene Blutplättchenaggregation aus.
Insbesondere beeinträchtigen sie nicht die durch ADP, Throm
bin, Collagen, Adrenalin, Histamin, LTB₄- und Serotonin
induzierte Aggregation. Somit ist der erfindungsgemäße
Befund, wonach die durch PAF-Acether induzierte Blutplättchen
aggregation in stark selektiver Weise durch die Gink
golide gehemmt wird, von großer Bedeutung.
Ginkgolide sind seit vielen Jahren bekannt. Sie finden sich
in Extrakten von Ginkgo Biloba, jedoch wurde für diese Gruppe
von Verbindungen bisher keine therapeutische Wirksamkeit
festgestellt. Diese Verbindungen lassen sich beispielsweise
gemäß Koji Nakanishi, Pure and Applied Chemistry, Bd. 14
(1967), S. 89, erhalten. Ihre Strukturen sind von Maruyama
et al., Tetrahedron Letters, Bd. 299 (1967), S. 303,
beschrieben. Bekannt ist jedoch, daß Extrakte aus Ginkgo
Biloba, die unzählige Wirkstoffe aufweisen (K. Weinges et
al., Arzneimittelforschung 18, 537 (1968)), verschiedene
therapeutische Wirkungen aufweisen, nämlich beispielsweise
vasoaktive Wirkung (DE-AS 21 17 429), gefäßerweiternde
und durchblutungssteigernde sowie schmerzstillende Wirkung
(Hager, Handbuch der pharmazeutischen Praxis, Springer,
Berlin, Bd. 4, 1134 (1973)), spasmolytische und neuro
vegetative Wirkung (G. Mußgnug et al., Arzneimittel
forschung 18, 543 (1968)) sowie den arteriellen Blutdruck
vermindernde Wirkung beim postthrombotischen Syndrom
(H. Tronnier, Arzneimittelforschung 18, 551 (1968)).
Die Ginkgolide leiten sich vom nacktsamigen Baum Ginkgo
Biloba ab. Zu den allgemein zugänglichen Ginkgoliden
gehören Ginkgolid A, Ginkgolid B, Ginkgolid C und Gink
golid M. Alle diese Verbindungen erweisen sich als wirk
sam bei der Behandlung von durch PAF-Acether induzierten
Schockzuständen.
Von diesen vier Ginkgoliden hat sich Ginkgolid B als am
wirksamsten erwiesen.
Es sind auch Derivate dieser Ginkgolide bekannt, nämlich
das Monoacetat, das Triacetat, das Tetrahydroderivat und
das Acetylderivat; vgl. K. Okabe, K. Yamada, S. Yamamura
und S. Takada, Ginkgolides, J. Chem. Soc. (C), 1967,
S. 2201-2206.
Bei der Behandlung von durch PAF-Acether induzierten Schock
zuständen können die genannten Ginkgolide und Ginkgolid-
Derivate in geeigneter Weise auf oralem oder intravenösem
Weg (unter Einschluß von Perfusion) oder durch Spray-In
halationen in Dosen von 1 bis 50 mg/kg verabreicht werden.
Abgesehen von der Prophylaxe von durch PAF-Acether indu
zierten Erkrankungen können die Ginkgolide auch zur Ver
hinderung des Einsetzens einer durch PAF-Acether induzierten
Blutplättchenaggregation in hochriskanten Situationen
eingesetzt werden.
Die durch Verabreichung der genannten Ginkgolide hervorge
rufene antagonistische Wirkung gegen die durch PAF-Acether
induzierte Blutplättchenaggregation bringt eine entsprechende
Verkürzung der posttraumatischen Periode, während
der die Immunhilfsmittel des Organismus verringert oder
unterdrückt sind, mit sich.
Diese und weitere Vorteile der Erfindung werden anhand der
folgenden Erörterungen, die sich mit der Wirksamkeit der Ver
bindungen bei der Behandlung von durch PAF-Acether indu
zierten Schockzuständen im Vergleich mit aus der Literatur
bekannten Verbindungen befassen, näher erläutert.
Die Konkurrenz der alternativen Bindung entweder von ³H-PAF-
Acether oder von einem der Ginkgolide wird durch radioaktive
Bestimmungen unter Verwendung eines Kaninchenmembran-Blut
plättchenpräparats nachgewiesen. (100%-Kontrolle=³H-PAF-
Acether allein). Bei 10-4 m verringert Ginkgolid M die Bindung
um 79%. Bei 10-5 m verringern die Ginkgolide A und C die
Bindung um 67 bzw. um 83%. Bei 10-6 m verringert Ginkgolid B die
Bindung um 94%.
Der unter diesen Bedingungen für Ginkgolid B ermittelte IC₅₀-
Wert beträgt 5,75×10-7 m.
Zum Test der Spezifität der Wirkung dieser Verbindungen am
PAF-Acether-Rezeptor wird auch die Bindung der Ginkgolide
an anderen Rezeptortypen untersucht: H₁, H₂, 5-HT, 5HT₂, α₁,
α₂, β₁, β₂ und dergl. Es wird keine merkliche Bindung fest
gestellt, was die Spezifität der Wirkung der Ginkgolide belegt.
Die Hemmung von durch PAF-Acether induzierter PA wird an
plasmareichen Kaninchen-Blutplättchen (PRP) untersucht. Zwei
Dosen von PAF-Acether werden verwendet (2,5 nanomolar und
5 nanomolar). Die getesteten Verbindungen werden dem Medium
3 Minuten vor der Zugabe von PAF-Acether zugesetzt. Die Aggre
gation wird verfolgt, indem man die Veränderungen der elek
trischen Impedanz aufzeichnet (Vollblut-Aggregometer - Chrono-
Log). Kadsurenon wird gleichzeitig als Vergleichsverbindung
getestet. Die molaren IC₅₀-Dosen der Ginkgolide A, B, C und
M und von Kadsurenon auf die durch PAF-Acether induzierte
Kaninchen-PA (PRP) wird berechnet. Die Ergebnisse (Mittel
werte von 10 Bestimmungen für jede Dosis) sind in nachstehender
Tabelle zusammengestellt und in Fig. 1 graphisch darge
stellt.
Die Ginkgolide A und B stellen starke Inhibitoren für die
durch PAF-Acether induzierte PA dar und erweisen sich stärker
als die Vergleichsverbindung Kadsurenon und die Ginkgolide
C und M.
Die Ginkgolide A, B, C und M sind vollkommen inaktiv gegen
die durch andere bekannte Aggregationsmittel, wie ADP,
Thrombin, Calcium-Inophor A 23187, Collagen und Adrenalin,
induzierte Aggregation.
Dieses Ergebnis zeigt die hochspezifische Wirkung der Gink
golide.
Die Werte von Fig. 2 erläutern die Dosis-Wirkungs-Beziehung
für Ginkgolid B.
Die Arzneistoffe werden auf oralem Wege (2,5 bzw. 10 mg/kg)
oder auf intravenösem Wege (0,5, 1 bzw. 2 mg/kg) verabreicht.
Blutproben werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten entnommen,
um die durch PAF-Acether (2,5 bzw. 5 nanomolar) hervorgerufene
Blutplättchenaggregation zu testen. In der nachstehenden
Tabelle sind die Hemmwerte im Vergleich zur Kontrolle mit
dem Lösungsmittel, d. h. DMSO, angegeben.
Die Hemmung von durch PAF-Acether induzierter PA wird an
Human-PRP untersucht. Die Versuchsdurchführung entspricht
der vorstehend für Kaninchen angegebenen Vorgehensweise.
molare IC-Dosen für | |
PAF-Acether Dosis (nanomolar) 100 | |
Ginkgolid A | |
9×10-5 | |
Ginkgolid B | 5,6×10-5 |
Ginkgolid C | 1,5×10-4 |
Kadsurenon | 1,3×10-4 |
Sämtliche Ginkgolide erweisen sich im Vergleich zu Kadsurenon
als wirksamer.
Die Werte von Fig. 3 lassen einen Vergleich der Hemmung durch
das am stärksten wirksame Ginkgolid (GK B) und durch die
Vergleichsverbindung (Kadsurenon) zu.
Die Hemmung von durch PAF-Acether induzierter PA wird auch
unter Verwendung von gewaschenen Humanblutplättchen mit den
Ginkgoliden A, B und C getestet. Der beste IC₅₀-Wert ergibt
sich für Ginkgolid B (GK B) (Mittelwert von 5 Bestimmungen)
mit 2,5×10-5 m.
Aus Fig. 4 ist die Dosis-Wirkungs-Beziehung ersichtlich.
Die gleiche Versuchsdurchführung, wie sie vorstehend für
Kaninchen geschildert worden ist, wird am Menschen wieder
holt, wobei die einzelnen Ginkgolide jeweils nur in einer
einzigen Dosis (intravenös, 25 mg) verabreicht werden und
zwei Blutproben (nach 0,5 und1 h) entnommen werden. Die
Ergebnisse sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt.
Bei dieser Untersuchung werden 20 Meerschweinchen eingesetzt.
Die technischen Einzelheiten bezüglich des operativen Vor
gehens, der Einleitung von fokaler Desendothelialisierung
und der Methodik der elektronisch kontrollierten Mikro
projektionsverfahren sind bei R. Bourgain und S. Six, A con
tinuous registration method in experimental arterial throm
bosis in the rat, Thromb. Reg., Bd. 4 (1974), S. 599-607,
näher beschrieben. Kurz zusammengefaßt besteht diese
Methode darin, daß über eine Strecke von 2 bis 3 mm eine
Sektion einer Verzweigung der Arteria mesenterica unter
anschließender leichter Extraktion einer Dünndarmschlinge
durchgeführt wird. Durch Transillumination wird das Bild
dieses Arteriensegments auf einen Satz von 30 lichtabhängigen
Widerständen (LDR), die in zwei Spalten von jeweils 15
Elementen angeordnet sind, projiziert. Ein LDR-Element
besitzt die Eigenschaft, seinen inneren Widerstand als Funk
tion einer Veränderung der Lichtintensität zu verändern.
Jeder LDR ist mit einer eigenen Wheatstone-Brücke verbunden.
Die Veränderung der Lichtintensität aufgrund der Thrombus
bildung wird als Variation der elektrischen Potentiale auf
gezeichnet und als solche mittels einer Multiplexvorrichtung
registriert.
Bei der vorliegenden Untersuchung werden verschiedene
diskriminierende Parameter aufgezeichnet:
- a) Der t₁-Intervall oder die Verzögerungsperiode (hierbei handelt es sich um den zeitlichen Abstand zwischen dem Beginn der PAF-Acether-Super fusion und den ersten Anzeichen der Thrombusbildung);
- b) der td-Intervall, d. h. die Dauer der thrombotischen Erscheinung;
- c) die O(t)-Kurve gibt die Anzahl der vom Thrombusbild erfaßten LDR-Elemente an;
- d) die D(t)-Kurve gibt während eines jeden 30×1/9×10-2 sec-Intervalls die größte Poten tialabweichung von einem der durch das Thrombusbild erfaßten LDR-Elemente an;
- e) die T(t)-Kurve gibt die Summierung der an den LDR-Elementen während eines Zeitintervalls von 30×1/9×10-2 sec registrierten Potentiale an, wobei die TTV(t)-Kurve sich aus der Integration der T(t)-Werte in Funktion der Zeit ergibt;
- f) mD, mT und mO entsprechen den maximalen Werten, die an den D(t)-, T(t)- bzw. O(t)-Kurven registriert werden;
- g) TTV ist der Maximalwert der TTV(t)- Kurve, während TVM der Wert dieser Kurve bis zu dem Punkt ist, an dem mT erreicht ist.
In einer ersten Serie von Versuchen (10 Versuchstiere) wird
die Wirkung der lokalen Superfusion mit PAF-Acether (10-4 m)
untersucht.
In einer zweiten Serie von Versuchen (10 Versuchstiere) werden
die Wirkungen von Ginkgolid B und Kadsurenon bei prophy
laktischer und bei therapeutischer Behandlung miteinander
verglichen.
Die PAF-Acether-Superfusion induziert einen großen und
okklusiven Thrombus. Nur eine mit der PAF-Acether-Super
fusion gleichzeitige Prostacyclin-Superfusion könnte partiell
diese Erscheinung hemmen. Zur Zeit sind keine Arzneistoffe
bekannt, die eine Heilwirkung gegen einen vorgeformten Throm
bus besitzen, während bei Superfusion von Ginkgolid B oder
Kadsurenon zusammen mit PAF-Acether kein Thrombus auftritt,
was die Wirksamkeit dieser Mittel beweist.
Überraschenderweise ergibt sich aus den nachstehenden
Befunden, daß Ginkgolid B und Kadurenon in der Lage sind,
einen vorgeformten Thrombus zu disaggregieren, wobei aber
bei Berücksichtigung der Zeit ein erheblicher Vorteil für
Ginkgolid besteht (etwa 4,30 min für das Verschwinden des
Thrombus mit Kadsurenon gegenüber 2,30 min für Ginkgolid B).
Fig. 5 zeigt die Ergebnisse nach der dritten Superfusion von
PAF-Acether bei der Arteria mesenterica beim Meerschweinchen.
Die antagonistische Wirkung einer präventiven Superfusion von
jeweils 30 µg/ml der Ginkgolide gegen eine durch PAF-Acether
(3 ng) induzierte Kontraktion von Meerschweinchen-Lungen
parenchymstreifen (vgl. G. Camussi, G. Montrucchio, C. Antro,
F. Bussolino, C. Tetta und G. Emanuelli, "Platelet-activating
Factor-mediated Contraction of Rabbit Lung Strips, Pharma
cologic Modulation, Immunopharmacology, Bd. 6 (1983), S. 87-96)
wird unter Verwendung eines mit einem Gould-Aufzeichnungsgerät
verbundenen isometrischen Transducers bestimmt.
Die in folgender Tabelle zusammengestellten Ergebnisse
zeigen eine ausgeprägt signifikante Hemmung der durch PAF-
Acether induzierten Kontraktion.
Die Ginkgolide sind ohne signifikante Wirkung auf durch
Histamin, LTB₄ oder LTD₄ induzierte Kontraktionen.
In vitro-Versuche werden an isolierten Längsstreifen von
Rattenpfortadern, die in Krebs-Henseleit-Medium bei 37°C
unter Zirkulation eines sauerstoffreichen Gases (95% O₂-
5% CO₂), gehalten werden, durchgeführt.
Man läßt die Präparate 1 Stunde unter isotonischen Bedin
gungen unter 500 mg Spannung ins Gleichgewicht kommen und
spült alle 15 Minuten. Wenn eine myogene Aktivität festge
stellt wird, wird PAF-Acether (10-7 m) zugesetzt. Es indu
ziert einen Anstieg des basalen Tonus und der Frequenz der
myogenen Aktivität.
Ginkgolid B (getestet von 1 bis 100 µg/ml), das 30 Minuten
vor PAF-Acether zugesetzt worden ist, übt eine dosisab
hängige antagonistische Wirkung auf den Anstieg des basalen
Tonus mit einem IC₅₀-Wert von 6,8 µg/ml aus. Der Arznei
stoff ist ohne Wirkung auf die myogene Aktivität, was zeigt,
daß er keine calciumantagonistische Aktivität besitzt.
Die schädliche Wirkung von PAF-Acether auf das isolierte
Langendorff-Herz wurde von J. Benveniste, C. Boullet, C. Brink
und C. Labat, Brit. J. Phamacol., The action of PAF-Acether
on guinea-pig isolated heart preparation, Bd. 80 (1983),
S. 81-83, beschrieben.
PAF-Acether (100 pikomolar) induziert einen Abfall der Kon
traktionsfestigkeit (-30%) und eine Abnahme des Koronar
flusses (-50%).
Ginkgolid B (2×10-4 m) hemmt diese Erscheinung vollständig.
Diese Wirkung ist dosisabhängig (Verschwinden der Schutz
wirkung bei einer Dosis 10-7 m).
Methode: Eine intradermale Injektion von 25 ng PAF-Acether
in den dorsalen Bereich der Ratte mit gleichzeitiger intra
venöser Injektion von Evans-Blau-Farbstoff (60 mg/kg/5 ml)
induziert eine vaskuläre Hyperpermeabilität und Striemen
bildung (bezüglich näherer Einzelheiten siehe G.S. Basran,
C.P. Page, W. Paul und J. Morley, Cromoglycate inhibits
responses to platelet-activating factor (PAF-Acether) in
man: an alternative mode of action for DSCG in asthma, Eur.
J. Pharma., Bd. 86 (1983), S. 143-144).
Diese Striemen werden in der Innenseite der Haut 30 Minuten
nach den Injektionen gemessen (Oberfläche in mm²) und ent
nommen, in 4 ml Formamid gelegt, 24 Stunden bei 65°C inku
biert, um den Farbstoff zu extrahieren, und ihre Färbung
wird gemessen (optische Dichte bei 620 nm).
Gruppen von 6 Sprague-Dawley-Ratten mit einem Gewicht von
200 g werden verwendet. Jede Ratte erhält an zwei Stellen
des Rückens intradermale Injektionen. Der Versuch wird
unter Vergleich mit der Vergleichsverbindung D 600 (Methoxy
verapamil), einem Calcium-Blocker, durchgeführt.
Behandlungen: Die getesteten Verbindungen werden durch ein
malige intravenöse Injektion zusammen mit dem Farbstoff
verabreicht.
Die Ergebnisse sind in folgender Tabelle zusammengestellt.
Die Ginkgolide sind ohne jeden Einfluß auf die durch
5-Hydroxytryptamin in einer Menge von 10 µg induzierte
Hyperpermeabilität.
Methode: Eine intravenöse Injektion von PAF-Acether an nicht
betäubte Neuseelandkaninchen mit einem Gewicht von 2 bis 2,5 kg
induziert eine Abnahme der vaskulären Permeabilität und
führt zu Plasmaverlust und Schock. Bei der höchsten Dosis
zeigen einige Tiere Bronchospasmen, Krämpfe und gehen ein
(bezüglich näherer Einzelheiten vgl. M. Sanchez-Crespo,
F. Alonso, P. Inarrea, V. Alvarez und J. Egido, Vascular
actions of Synthetic PAF Acether in the rat, Evidence for
a platelet independant mechanism, Immunopharmacology, Bd. 4
(1982), S. 173-185).
Injektionen von PAF-Acether (3 bis 4 nMol/kg) werden in die
Ohrvene vorgenommen (1 ml/kg 0,9prozentiges NaCl mit einem
Gehalt an 10 mg/ml Trypan-Blau-Farbstoff).
Die Extravasation wird nach 30 min durch Messen der Farb
stoffkonzentration im Plasma (optische Dichte bei 590 nm)
nach Blutentnahme aus der zentralen Ohrarterie quantitativ
bestimmt.
Behandlung: Testverbindungen (Ginkgolide A, B und C) oder
Trägerstoff werden 1 Stunde vor der PAF-Acether-Injektion
in 45 ml 0,9prozentigem NaCl perfundiert. Der Träger
besteht aus 1,5 ml Propylenglykol, das mit isotonischem NaCl-
Puffer auf 45 ml ergänzt ist. Die Ginkgolide werden in
einer Dosis von 2 mg/kg intravenös verabreicht. Die in der
nachstehenden Tabelle wiedergegebenen Werte stellen die
Mittelwerte von 10 Tieren einer jeden Gruppe dar.
Methode: (Bezüglich Einzelheiten wird auf B.B. Vargaftig,
J. Lefort, F. Wal, M. Chignard und M.C. Medeiros, Non
steroidal anti-inflammatory drugs if combined with anti-
histamine and anti-serotonin agents interfere with the
bronchial and platelet effects of PAF Acether, Eur. J.
Pharm., Bd. 82 (1982), S. 121-130 verwiesen). Männliche
Hartley-Meerschweinchen (400 bis 500 g) mit 2 g/kg
Urethan intraperitoneal betäubt, tracheotomiert und mittels
einer Atmungspumpe beatmet: 70 bis 80 Hubvorgänge pro min,
Hubvolumen 5 ml; ein Pneumothorax wurde zur Beseitigung der
spontanen Atmung durchgeführt. Die rechte Jugularvene wurde
katheterisiert und für Injektionszwecke verwendet.
Der ursprüngliche Widerstand wird konstant bei 10 cm H₂O-
Druck gemäß dem Verfahren von Konzett und Rössler gehalten.
Der überströmte Luftweg wird mit einem Bronchospasmus-Trans
ducer Ugo Basile, der mit einem Ugo Basile-Aufzeichnungs
gerät "GEMINI" verbunden ist, gemessen. Die bronchiale
Empfindlichkeit des Tiers wird mit Acetylcholin (10-40 ng kg-1,
intravenös) untersucht. Nachdem eine konstante Reaktion
erhalten worden ist, werden zunächst intravenös Propylenglykol
und 5 Minuten später 60 ng/kg PAF-Acether injiziert, das
die Kontroll-Bronchokonstriktion, ausgedrückt als % der maxi
malen Bronchokonstriktion, die durch Abklemmen der Trachea
gegeben ist, ergibt. 40 Minuten später werden die Testver
bindungen durch intravenöse Injektion verabreicht und
5 Minuten später 60 ng/kg PAF-Acether auf dem gleichen
Verabreichungsweg. Diese Untersuchungen werden an 3 Gruppen
von jeweils 10 Tieren durchgeführt: Die erste Gruppe mit
Ginkgolid A, die zweite Gruppe mit Ginkgolid B und die dritte
Gruppe mit Ginkgolid C, jeweils in Dosen von 1 mg/kg. Die
Werte der nachstehenden Tabelle stellen die Mittelwerte für
die 10 Versuchstiere einer jeden Gruppe dar.
Eine offene Untersuchung wurde an 13 Patienten mit thermischem
Schock (gesamte verbrannte Oberfläche <50%) unter
Behandlung mit Ginkgolid B durchgeführt.
Es wurde kürzlich gezeigt, daß Leukotrien und PAF-Acether
offensichtlich an Flüssigkeitsverlusten, Ödemen und Anergie,
die den thermischen Schock charakterisieren, beteiligt sind
(vgl. M. Braquet et al., Lancet, im Druck, Comptes-rendus de
l'Acad´mie des Sciences, im Druck).
Ginkgolid B wird in einer Perfusion (5 mg/Stunde 6 Stunden
lang und anschließend 2 mg/Stunde für die folgenden 48 Stunden)
verabreicht. Es läßt sich feststellen, daß diese Behandlung
zu einer rascheren Erholung führt (verminderte Ödeme,
verminderter Plasmaverlust und Verbesserung des klinischen
Folgezustands).
Der LD₅₀-Wert wird bei oraler Verabreichung von 600 mg/kg
bei Mäusen und Ratten nicht erreicht. Die Verbindungen besitzen
eine sehr geringe Toxizität, insbesondere bei Vergleich
mit den anzuwendenden Dosen.
Für die Anwendung beim Menschen können die Verbindungen in
Form von Tabletten und Gelatinekapseln für die orale Verabreichung,
in Ampullen für die intravenöse Verabreichung
und in Sprayform für die Inhalation dargereicht werden. Die
nachstehenden Werte geben Tagesdosen an.
Bei der Humantherapie wird die aktivste dieser Verbindungen,
nämlich Ginkgolid B, in oralen Dosen von 10 bis 150 mg verabreicht.
Bei Einsatz von Ginkgolid A oder C betragen die
entsprechenden Dosen 20 bis 250 mg und bei Ginkgolid M 50 bis
300 mg.
Die bevorzugte Darreichungsform für die orale Verwendung
besteht in Gelatinekapseln mit einem Gehalt an 20 mg
Ginkgolid B oder an entsprechenden Dosen der anderen Ginkgolide.
Bei der Humantherapie beträgt die Dosis der aktivsten dieser
Verbindungen, nämlich Ginkgolid B, bei intravenöser Verabreichung
1 bis 20 mg. Bei Verwendung von Ginkgolid A oder C
betragen die entsprechenden Dosen 2 bis 50 mg und bei Ginkgolid
M 5 bis 70 mg.
Die bevorzugte Dosierung besteht bei Verwendung von Ginkgolid
B in Form von Ampullen mit 2 ml isotoner Lösung mit einem
Gehalt an 2 mg des Ginkgolids (wobei entsprechende Dosen
an Ginkgolid A, C oder M anstelle der 2 mg Ginkgolid B verwendet
werden können).
Bei der Humantherapie kann bei Verwendung der aktivsten dieser Verbindungen,
nämlich Ginkgolid B, die Spraydose für 200 Sprühvorgänge
200 mg Ginkgolid zusammen mit dem entsprechenden Treibgas
enthalten. Bei Verwendung von Ginkgolid A oder C kann
die Spraydose 250 mg Ginkgolid und bei Verwendung von
Ginkgolid M, 400 mg enthalten.
Die erfindungsgemäß verwendeten Ginkgolide zeigen auch eine
überraschend bessere Wirkung bei der durch PAF-Acether induzierten
Bronchokonstriktion als ein Ginkgo-biloba-Extrakt,
der eine erheblich größere Menge an Ginkgoliden enthält,
wie die Ergebnisse der unten angegebenen Tabelle zeigen.
Während 400 bzw. 600 mg/kg eines Ginkgo-biloba-Extraktes,
der 20 bzw. 30 mg/kg Ginkgolide enthält, die Bronchokonstriktion
nur um 11,6 bzw. 31,3% vermindert, vermindert
eine Dosis von 10 mg/kg eines Gemisches der Ginkgolide A+B+C
die Bronchokonstriktion um 50,3% und 10 mg/kg Ginkgolid
B die Bronchokonstriktion um 57,0%.
Das verwendete Verfahren folgt im wesentlichen den Angaben,
die in dem Aufsatz von B. B. Vargaftig u. a. in Eur. J. Pharma.,
Bd. 82, S. 121 bis 130 (1982), beschrieben sind. Durch intravenöse
Injektion von PAF-Acether verursacht man beim anästhesierten
Meerschweinchen eine Bronchokonstriktion, begleitet
von einer Leucopenie und eine Thrombocytopenie. Durch Behandlung
mit dem zu testenden Produkt soll diese Bronchokonstriktion
gehemmt werden.
Verwendetes Tier:
Harthley-Meerschweinchen (männlich, Charles River); Gewicht: 450 bis 500 g
Harthley-Meerschweinchen (männlich, Charles River); Gewicht: 450 bis 500 g
Anästhesie:
Intraperitoneale Injektion von Ethylcarbamat (1,5 g/kg in einem Volumen von 10 ml/kg).
Intraperitoneale Injektion von Ethylcarbamat (1,5 g/kg in einem Volumen von 10 ml/kg).
Reizung:
PAF-Acether (60 ng/kg)
Intravenös in einem Volumen von 1 ml/kg
Vehikel: NaCl, 0,9%ig, enthaltend 15% Rinderserum- Albumin.
PAF-Acether (60 ng/kg)
Intravenös in einem Volumen von 1 ml/kg
Vehikel: NaCl, 0,9%ig, enthaltend 15% Rinderserum- Albumin.
Getestete Produkte:
Versuch 1: Traganthgummi in Wasser
Versuch 2: Ginkgo Biloba-Extrakt
Versuch 3: Ginkgo Biloba-Extrakt
Versuch 4: Ginkgolid B
Versuch 5: Ginkgolide A + B + C.
Versuch 1: Traganthgummi in Wasser
Versuch 2: Ginkgo Biloba-Extrakt
Versuch 3: Ginkgo Biloba-Extrakt
Versuch 4: Ginkgolid B
Versuch 5: Ginkgolide A + B + C.
Applikation:
Orale Suspension in einem Volumen von 2,5 ml/kg, 1 Stunde vor der Reizung.
Orale Suspension in einem Volumen von 2,5 ml/kg, 1 Stunde vor der Reizung.
% Bronchokonstriktion:
Diese bezieht sich auf die maximale Bronchokonstriktion, die durch Abklemmen der Trachea bewirkt wird.
Diese bezieht sich auf die maximale Bronchokonstriktion, die durch Abklemmen der Trachea bewirkt wird.
Aus P. Braquet, Ginkgolides-Chemistry, Biology, Pharmacology
and Clinical Perspectives, Vol. 1, S. XXVII (1988) geht
hervor, daß auch Ginkgolid-Derivate, die den erfindungsgemäß
verwendeten Ginkgolid-Derivaten ähnlich sind, eine
ähnliche, jedoch geringere biologische Wirksamkeit haben,
wie die erfindungsgemäß verwendeten Ginkgolide selbst.
Claims (2)
1. Verwendung von Ginkgolid A, Ginkgolid B, Ginkgolid C
und/oder Ginkgolid M oder eines Monoacetat-, Triacetat-,
Tetrahydro- oder Acetyl-Derivats davon zur Bekämpfung
von durch PAF-Acether induzierten Schockzuständen.
2. Verwendung nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß das verwendete Ginkgolid Ginkgolid B ist.
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