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Verfahren zur Regenerierung von Altpapier, bei welchem die Entfärbungs-
und Aufschließungsflüssigkeit in einem Kreislauf durch die ruhende Altpapiermasse
geschickt wird. Unter Regenerierung von Altpapier versteht man den Prozeß der Entschwärzung,
Entfärbung und Aufschließung aller Arten von bedruckter oder beschriebener oder
sonstwie bekannten Makulatur auf solche «"eise ausgeführt, daß das Regenerat nicht
nur der Forderung entspricht, ohne weiteres zu gutem weißen Papier wieder verwendbar
zu sein, sondern daß dasselbe auch so billig hergestellt werden kann, daß ein Wettbewerb
gegen neue Papiermasse, z. B. Zellstoff, mit Erfolg möglich ist. -Maßgebend hierfür
und ganz und gar von der Art des angewandten Verfahrens abhängig sind die Faserverluste.
Die Verfahrenswirtschaftlichkeit ist unstreitbar am höchsten, wenn das Altpapier
unzerkleinert in ruhendem Zustand behandelt wird.
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Es ist bereits bekannt, bei der Regenerierung von Altpapier in der
Weise zu verfahren, daß die Laugenflüssigkeit (unter Umständen auch reines Wasser),
welche die Entfärbung und Aufschließung bewirkt, unter steter Erwärmung außerhalb
des Kessels in einem ständigen Kreislauf durch die ruhende Altpapiermasse geschickt
wird. Dieses Verfahren besitzt gegenüber dem früher angewendeten Verfahren, bei
welchem Heizdampf unmittelbar in die Flüssigkeit eingelassen wurde, und auf diese
Weise sowohl deren Erhitzung als auch deren Bewegung hervorrief, den wesentlichen
Vorteil einer genauen Temperatureinstellungs möglichkeit, während nach dem anderen
Verfahren die Flüssigkeit immer mehr und mehr erhitzt wurde, bis sie schließlich
die Temperatur des Heizdampfes annahm. Will man aber bei der Regenerierung von Altpapier
ein zur \eupapierherstellung unmittelbar wieder verwendbares, also weißes Regenerat
ohne jede Tönung ins Graue oder Gelbliche oder Schmutzige erhalten, und soll außerdem
das Regenerat besonderenfalls, z. B. zur Erzeugung hochweißer Papiere, bleichfähig
ausfallen, so ist wesentlich, daß je nach den verschiedenen Altpapiersorten ganz
bestimmte Temperaturen der Flüssigkeit eingehalten werden. Dies ist nach dem neuen
Verfahren ohne weiteres möglich.
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Die Erwärmung der Flüssigkeit außerhalb des Kessels vergrößert natürlich
die Apparatur nicht unwesentlich und verteuert die Anlage, was für kleinere Betriebe
als maßgebender Faktor in die Erscheinung tritt. Abgesehen hiervon kann die Besonderheit
des Altpapiermaterials eine besondere Behandlung durch die Flüssigkeit notwendig
machen. Der Zweck der Erfindung ist es nun, die bekannten Verfahren nach dieser
Richtung hin zu verbessern, und zwar geschieht dies in erster Linie dadurch, daß
-egebenenfalls vorgewärmte: Luft, Gase oder Genfische beider in die Flüssigkeit
eingeblasen «-erden. Hierbei kann die vorgew=ärmte Luft, Gase oder Gemische beider
zur Erzeugung der kreisenden Bewegung der Flüssigkeit benutzt «-erden, indem das
Einblasen injektorartig vor sich geht.
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Dadurch, daß man die Temperatur der eingeblasenen Luft genau regeln
kann, ist es
natürlich möglich, auch die Temperatur der Flüssigkeit
genau zii bestimmen.
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Es hat sich gezeigt, daß bei leicht regenc:ic-rbarem Altpapier, worunter
alle Druck- und gestrichenen Papiere sowie die Mehrzahl der nicht oder nur wenig
geleimten Papiere gehören, sich der Prozeß der Entfärbung und Aufschließung und
die Vorbereitung für die sich anschließende Zerfaserung ohne weiteres auf kaltem
Wege vornehmen läßt. Soweit dies jedoch nicht möglich ist, kann eine Forcierung
des Prozesses durch Vorwärmung der Luft erzielt «-erden, was technisch um so leichter
zu bewältigen ist, als es sich nur um geringe Temperaturen, beispielsweise zwischen
3o und 40' C, handelt.
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Die Verwendung von Luft ist nun in erster Linie für die Regenerierung
von Altpapier auf dem eben erwähnten kalten Wege bestimmt, trenn also Dampf in irgendeiner
Anwendungsform weder zur Erwärmung der Flüssigkeit noch zur Erzeugung der Zirkulation
benutzt «-erden kann oder gänzlich ausgeschaltet «erden soll. Die Vorrichtung, in
welcher die Regenerierung vor sich gehen soll, kann beispielsweise der in der deutschen
Patentschrift 3o3343 dargestellten ähnlich sein. Durch Einblasen der gespannten
Luft am unteren Ende des oder der Steigrohre wird eine intensive Mischung von Flüssigkeit
und Luft und gleichzeitig durch Injektorwirkung ein kräftiger Umlauf hervorgerufen,
so daß eine besondere Pumpe in 'Wegfall kommen kann.
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Schon allein durch die innige Mischung von Luft mit der Entfärbungsflüssigkeit
wird eine wesentlich bessere entfärbende und aufschließende Wirkung auf die Altpapiermasse
erzielt, als bei den bisher bekannten Verfahren, da die Luft bekanntlich o-xvdierend
und faserbleichend wirkt. Tiefergreifende Reaktionen, wie z. B. die Bildung von
OxSzellulose; finden hierbei nicht statt. Andererseits wird bis zu einem gewissen
(grade ;iiif natürlichem Wege oder künstlich durch Zuführung von CO., eine Karbonisation
der Flüssigkeit (Rückbildung von Alkalikarbonat aus evtl. entstandenem Hvdrat) eintreten,
was unter Umständen von Bedeutung ist.
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Gleichzeitig finit dem Luftstrom oder auch an Stelle dieses kann entweder
dauernd oder in Zeitabständen ein die Regenerierung begünstigendes Gas eingeführt
werden, wodurch der ganze Regenerierungsprozeß infolge der unter gewissen Umständen
auftretenden chemischen Einwirkung von Luft oder Gas oder Gemischen beider sehr
verkürzt wird.
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Die Art der Gase, die gegebenenfalls hinzugefügt werden, richtet sich
ganz nach der Besonderheit des zu regenerierenden Altpapieres, ebenso wie sich hiernach
Temperatur und Art der Gaszuführung (mit Unterbrechungen oder ununterbrochen) richtet.
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Es kommen alle oxvdierenden und bleichenden oder die Aufschließung
begünstigenden Gase oder Gasgemische in Frage; beispielsweise sei auf reinen Sauerstoff,
Ammoniak, Wasserstoffgas, Chlorgas, schweflige Säure usw. verwiesen. Die Wahl des
Gases richtet sich stets nach der chemischen Natur der verwendeten Flüssigkeit,
nach dem zur Verfügung stehenden Altpapiermaterial sowie nach der gewünschten Art
und Stärke der Regenerierung.