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Imprägnier- und Schmierverfahren für Leder aller Art. Dem Leder durch
Imprägnierung mit Gummi, Harz und ähnlichen Klebestoffen eine erhöhte Haltbarkeit
und insbesondere größere Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit und Nässe zu verleihen,
dienen eine ganze Anzahl Verfahren, von denen viele auch durch Patente geschützt
sind. Die Mehrzahl dieser Verfahren beruhen darauf, daß zur Lösung der klebenden
Stoffe zumeist Chemikalien verwendet werden, die dem Leder vielfach schädlich sind
oder mit der Zeit eine schädigendeWirkung ausüben. Um dann das Imprägnierungsmittel
dem Leder einzuverleiben, kommen ferner öfters starker Druck und hohe Hitzegrade
zur Anwendung, leas beides ebenfalls dem Leder nicht immer zum Vorteil gereicht,
insbesondere die Anwendung hoher Hitzegrade.
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Schließlich kommen noch besondere, kostspielige Einrichtungen und
umständliche Anwendungsmethoden in Frage, so daß bei recht vielen dieser Verfahren.
eine technische, nutzbringende Verwertung ausgeschlossen ist.
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Alle diese Übelstände werden nun bei dem vorliegenden Verfahren vermieden;
es kommen weder schädliche, die Lederfasern angreifende Chemikalien zur Anwendung,
noch bedarf es starken Drucks oder hoher Hitzegrade, um den Klebestoff ins Leder
hineinzubringen.
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Es wurde nämlich gefunden, daß ein 24-bis 36stündiges, völlig unschädliches
Urinbad eine Schwellung des zu behandelnden Leders bewirkt, so daß es nunmehr in
ganz besonderer Weise zur Aufnahme des Imprägnier_ungsmittels befähigt ist. Die
Auflösung des Imprägnierungsmittels, wobei in erster Linie an Harz gedacht ist,
geschieht in den so wie so zur Verwendung kommenden Ölen und Fetten, da die Imprägnierung
stattzufinden hat, bevor das Leder noch irgendwelche Fette bekommen hat, also im
sogenannten lohgaren Zustande.
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Andere Chemikalien kommen also bei der Auflösung der Harze gar nicht
erst in Frage. Die Anwendungsweise ist das bisher übliche Schmier- und Einfettungsverfahren,
sei es nun mittels der Hand durch Auftragen oder vermittels des Walkfasses durch-
Einwalken.
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Das Imprägnierungsmittel zieht naturgemäß zusammen mit der betreffenden
Schmiere, dem öle, glatt ins Leder hinein, das nunmehr ohne irgendwelche Beeinträchtigung
in üblicher Weise weiter bearbeitet werden kann.
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Die Vorteile der Einverleibung von Klebstoffen in Leder sind allgemein
bekannt; es sind dies- erhöhte Haltbarkeit und größere Widerstandsfähigkeit gegen
Feuchtigkeit und Nässe.
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Ein besonderer Vorteil des vorliegenden Verfahrens beruht noch darin,
daß eine der einverleibten Menge Klebstoff entsprechende. Menge Fett erspart wird.
Harze sind bekanntlich, von den heutigen abnormen Zeitverhältnissen abgesehen, ganz
erheblich billiger als Fettstoffe. Ausführungsbeispiel. A. Oberledier bzw. Geschirr-
und Riemenleder. Vegetabilisch gegerbtes Schafleder (oder jede andere Lederart),
das dien Gerbeprozeß
Vollendet hat und sich noch, ohne weitere Bearbeitung,
im sogenannten lobgaren Zustand befindet, wird in warmem Wasser gut gewalkt, mit
der 1\Iascbine oder .durch Handarbeit ausgestrichen und getrocknet, a4 Stunden in
einem Bad --einen Urins gewöhnlicher Temperatur belassen, in klarem Wasser gespült,
ausgestrichen und mit einer Mischung folgender Zusammensetzung von der Narbenseite
aus abgeölt.
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Ein Drittel Harz wird in zwei Drittel Tran oder irgendeinem anderen
Lederöl. auf gelindem Feuer gelöst und in warmem Zustande aufgetragen.
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Die Leder werden Narben auf Narben gelegt und bleiben, zwecks Einziehens
der Mischung ins Leder, einige Stunden oder eine Nacht liegen. - Nunmehr wird das
Leder mit der Aas- oder Fleischseite nach oben gebreitet und mit einer Mischung
folgender Zusammensetzung geschmiert: Ein Drittel Harz in zwei Dritteln Lederfette
(Degras, Talg usw.), je nach Zusammensetzung der betreffenden Schmiere, in diesem
Falle ist Degras genommen, auf gelindem Feuer gelöst und in warmem Zustande aufgetragen:
Schließlich wird das Leder zum Trocknen auf Rahmen gespannt.
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B. Unterleder jeder Gerbart wird, nachdem der Gerbprozeß beendet,
das Leder gewalzt und getrocknet ist, einem 36stündigen Bade in reinem Urin ausgesetzt,
in klarem Wasser gespült und getrocknet. Das Leder wird; nunmehr von beiden Seiten
ein- bis dreimal, je nach der Stärke, mit einer \Ilschung folgender Zusammenstellung
behandelt: Ein Drittel Harz in zwei Drittel dünn-' flüssigem Mineralöl auf gelindem
Feuer gelöst und in warmem Zustande aufgetragen.
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Da die Mischung alsbald vollkommen ins Leder zieht, so bedarf es keiner
weiteren Behandlung mehr. '