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:Flachdruckverfahren. Das Drucken vom lithographischen Stein oder
Metallblech, im-Gegensatz zum Buchdruck auch Flachdruck genannt, beruht im wesentlichen
darauf, daß fette Farbe und Wasser einander abstoßen. Vor dem jedesmaligen Einwalzen
mit fetter Farbe wird die Druckplatte gefeuchtet, damit die von Zeichnung freien
Stellen keine Farbe annehmen. Es ist jedoch notwendig, die Platte vor Beginn des
Druckes derart vorzubereiten, daß sie, auch wenn sie trocken geworden, doch an den
von Zeichnung freien Stellen für die Aufnahme des Wischwassers empfänglich bleibe.
Zu diesem Zwecke kam bisher für die verschiedenen Abarten des Flachdruckverfahrens
ein Ätzprozeß in Anwendung, durch welchen das Plattenmaterial mehr oder weniger
angegriffen wird.
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Bei dem den Gegenstand der Erfindung bildenden Verfahren kommt keinerlei
saure Ätzung zur Anwendung, weshalb es kurz als akaustisch bezeichnet werden kann.
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Arbeitsweise. i. Vorbereitung für den Druck. Zeichnung und Umdruck
geschehen auf die gleiche Weise wie bisher; jedoch ist es nicht notwendig, wie dies
beim Ätzverfahren geschieht, die Zeichnung oder den Umdruck durch Anwalzen, Anreiben,
Einstauben und Anwärmen zu verstärken, denn diese Handhabungen bezwecken, die auf
der Platte be$ndliche Zeichnung (den Umdruck) gegen den Einfluß der sauren Ätze
widerstandsfähig zu gestalten. Die Vorbereitung für den Druck der Auflage geschieht
auf folgende Weise Ein mit Wasser aufgeschwemmtes Kolloid wird mit Wasserglas versetzt,
und mit diesem Gemenge wird die Zeichnung -(der Umdruck) über-@vischt. Geeignete
Kolloide gibt es =in großer Menge, und es seien hier nur einige genannt Agar-Agar,
Sago, Salep; Tapioka, .Dextrin, Gummitragant, Gummiarabikum, Hafer, -Gerste
usw. Die Zusammensetzung der -Kolloidaufschwemmung wechselt, je nach Erfordernis,
zwischen 5 bis 40 g des Kolloids auf ioo cm3 Wasser. Desgleichen wechselt der Zusatz
von Wasserglas je nach Erfordernis und je nach der Konsistenz des Wasserglases von
0,5 bis 1o em3 auf ioo cm3 der Kolloidaufschwemmung. Sobald die hier beschriebene
Mischung von Kolloidaufschwemmung mit Wasserglas getrocknet ist, kann ohne weiteres
mit dem Druck der Auflage begonnen werden.
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2. Ausbesserungen. Zur Vornahme von Ausbesserungen, sei es vor dem
Drucke der Auflage oder während desselben, löscht man, wie üblich, auf den betreffenden
Stellen die fette Farbe aus und überwischt sie sodann zuerst mit verdünnter Flußsäure,
dann mit Wasser. Sind die Ausbesserungen beendet, überwischt man die betreffenden
Stellen oder auch die ganze Druckplatte von neuem mit dem Gemenge Kolloidanschwemmung-Wasserglas,
läßt sie trocknen und kann hierauf den Druck fortsetzen. Die verdünnte Flußsäure
besteht aus o,5 bis 2 cm3 Flußsäure auf ioo cm3 Wasser.
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3. Behandlung der ausgedruckten Platten für neue Zeichnung oder neuen
Umdruck. Ist die Auflage ausgedruckt und der Stein oder die Platte aus Metall (oder
anderem Material) für neue Auflagen freigeworden, bedient man sich nicht des Schleifens
mit Bimsstein, Sand usw.,-sonüern man entfernt alle Druckfarbe mit
Benzin
oder Terpentin usw. und läßt auf kurze Zeit die obenbezeichnete Flußsäureverdünnung
auf die ganze Platte einwirken. Bei Stein und Metall, außer Aluminium, kann man
anstatt der verdünnten- rüißsn:ire" Lauge verwenden. Nach der Behanel,tUL54it. Flußsäure
oder Lauge wird die b'lat'te mehrmals mit Wasser gewaschen und ist nach dein Trocknen
für die Aufnahme neuer Zeichnung oder neuen Umdrucks geeignet.
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Gegenüber den bisher bekannten Verfahren bietet das akaustische Verfahren
mannigfache Vorteile. Es entfällt das Einstauben und Anwärmen, auch das Verstärken
der Zeichnung (des Umdrucks) durch Anreiben mit dem Gemisch von schwach angesäuertem
Gummi und fetter Farbe. Durch deren M'egfall wird die Vorbereitung der Platte für
den Druck nicht allein wesentlich vereinfacht und verbilligt, es entfallen auch
die Unzukömmlichkeiten, welche bei jenen Handgriffen leicht eintreten; das mit Recht
gefürchtete Verätzen kann nicht mehr vorkommen. Die Schicht, welche bei der oben
beschriebenen Vorbereitung die von Zeichnung freien Stellen des lithographischen
Steines bedeckt und in dessen Poren eindringt, ist nach dem Trocknen wasserunlöslich,
daher ist die beim Steindruck häufig auftretende Erscheinung ausgeschaltet; daß
das Wischwasser durch die Poren des Steines hindurch unter die mit Zeichnung bedeckten
Stellen gerät und diese blaß und zerfressen aussehen macht. Wenn an den von Zeichnung
freien Stellen durch Übertragung von Fett sich Farbe ansetzt, ist sie bei dem bisher
üblichen Verfahren schwer wegzubringen, während dies mit Hilfe des neuen Mittels
leicht bewerkstelligt wird. Es können auch mit Glas-, Metalloxyd- oder Kalkadern
behaftete Steine zum Drucken verwendet werden. Das Entfernen der Vorbereitungsschicht
zur Vornahme von Ausbesserungen und für neue Druckauflagen bringt weder auf Stein
noch auf Metall und sonstigem Plattenmaterial Veränderungen hervor, welche den Druck
(bei Neuauflagen) ungünstig beeinflussen könnten, so daß das Abschleifen und Neukörnen
entfällt, selbstverständlich vorausgesetzt,daßnicht durch Behandeln mit dem Schabmesser
-oder anderen Instrumenten die Gleichförmigkeit der Oberfläche beeinträchtigt würde.
Es können außer lithographischem Stein und Metall auch andere Materialien, z. B.
wasserdicht gemachte Gewebe, Papier, Holz usw., zur Anwendung kommen.