DE3304246C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft eine Iontophorese-Zwischeneinlage
zur Behandlung von Schmerzsyndromen durch Iontophorese,
die als Wirkstoff ein pharmazeutisch anwendbares Säureadditionssalz
oder ein protoniertes Derivat eines Mikrotubulen
hemmenden Mittels enthält. Die Erfindung betrifft
ebenso die Verwendung einer zur Herstellung des elektrischen
Kontakts zwischen der Iontophoreseelektrode und der
zu behandelnden Hautoberfläche geeigneten Kontaktlösung,
die ein pharmazeutisch anwendbares Salz oder ein protoniertes
Derivat dieses Mikrotubulen-Inhibitors als Wirkstoff
enthält.
Der als Wirkstoff eingesetzte Mikrotubulen-Inhibitor hat
die allgemeine Formel (I)
worin
R eine Methyl- oder Formylgruppe,
R₁ Methoxy- oder Aminogruppe,
R₂ Wasserstoff oder eine Hydroxyl- oder Acetoxygruppe,
R₃ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe,
R₄ und R₅ zusammen eine Valenzbindung oder eine Epoxybrücke, oder
R₄ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe und
R₅ Wasserstoff bedeuten,
enthält.
R eine Methyl- oder Formylgruppe,
R₁ Methoxy- oder Aminogruppe,
R₂ Wasserstoff oder eine Hydroxyl- oder Acetoxygruppe,
R₃ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe,
R₄ und R₅ zusammen eine Valenzbindung oder eine Epoxybrücke, oder
R₄ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe und
R₅ Wasserstoff bedeuten,
enthält.
Iontophorese-Zwischeneinlagen zur Verabreichung von
Medikamenten sind unter anderem aus den US-Patentschriften
19 67 927 und 36 77 268 bekannt.
Die Verbindungen der allgemeinen Formel I sind an sich
schon bekannt, auch ihre cytostatischen Eigenschaften wurden
in der Literatur beschrieben. Besonders Vincristin,
Vinblastin, Vindesin und N-Formyl-leurosin wurden in der
Literatur als therapeutisch anwendbare cytostatische Mittel
beschrieben.
Vincristin und Vinblastin wurden auch als Mittel zur Behandlung
von Psoriasis bekannt (US-PS 37 49 784). Nach
dieser Patentschrift können 0,05% Vincristin oder Vinblastin
enthaltende Salben oder mit Glycerin hergestellte
Lösungen mit Erfolg zur Behandlung von Psoriasis verwendet
werden.
Aufgabe der Erfindung ist, eine Iontophorese-Zwischeneinlage
zur Behandlung von Schmerzsyndromen durch Iontophorese
zur Verfügung zu stellen. Die Aufgabe wird durch die
Iontophorese-Zwischeneinlage gemäß Anspruch 1 sowie durch
die Verwendung einer zur Herstellung des elektrischen Kontakts
zwischen der Iontophoreseelektrode und der zu behandelnden
Hautoberfläche geeigneten Kontaktlösung gemäß Anspruch
2 erfindungsgemäß gelöst.
Mit Hilfe dieser Zwischeneinlage bzw. der den genannten
Wirkstoff gemäß Formel (I) enthaltenden Kontaktlösung können
sonst unerträgliche Schmerzsyndrome wie trigeminale,
postherpetische, parästhetische und ischämische Neuralgie,
alkoholische und diabetische Polyneuropathie, Meralgie,
Brachialgie, Discopathie und Arthropathie erfolgreich behandelt
werden, wenn die Behandlung durch Iontophorese
oder durch perineurale Verabreichung vorgenommen wird. Die
transcutane Iontophorese der als Mikrotubulen-Inhibitoren
wirkenden Verbindungen der allgemeinen Formel (I) induziert
durch die Blockade des axoplasmischen Transports in
den peripheren sensorischen Nerven eine transganglionale
degenerative Atrophie der zentralen Terminale der primären
nociceptiven Neuronen, wodurch eine schmerzstillende Wirkung
von bisher noch nie erreichtem Ausmaß hervorgerufen
wird.
Es wurde weiterhin festgestellt, daß die durch Iontophorese
verabreichten Mikrotubulen-Inhibitoren nicht in den
Blutkreislauf gelangen und deshalb die Blutkörperchen
zahl, das Ionogramm und die Elektrocardiogrammkurve des
Patienten nicht beeinflussen.
Durch die iontophoretische Verabreichung der
Mikrotubulen-Inhibitoren wird an der Haut an der Behandlungsstelle
keine Veränderung verursacht, so daß die mit
der invasiven Therapie verbundene starke Beanspruchung des
Organismus hier vermieden wird.
Erfindungsgemäß werden die Wirkstoffe der allgemeinen
Formel I mit Hilfe der oben erwähnten Iontophorese-
Zwischeneinlage durch Iontophorese auf die zu behandelnde
Hautoberfläche appliziert. Die erfindungsgemäße Iontophorese-
Zwischeneinlage kann 0,01 bis 300 µg/cm², vorteilhaft
1 bis 100 µg/cm² Wirkstoff enthalten.
Die erfindungsgemäße Zwischeneinlage besteht aus
einem, vorteilhaft der Form und der Größe des zu behandelnden
Körperteils bzw. Körperoberfläche entsprechend geformten,
ein- oder mehrschichtigen, feuchtigkeitssaugenden,
faserigen oder porösen Stoff, z. B. aus einem Textilmaterial,
etwa aus dem bei physikotherapeutischen Behandlungen
üblichen Frottierstoff, oder aus Schwamm, Schaumschwamm,
Gaze, Verbandmaterial, Papier, Papierwatte oder aus beliebigen
anderen Stoffen, welche zur Herstellung des Kontakts
zwischen der Iontophorese-Elektrode und der zu behandelnden
Hautoberfläche geeignet sind.
Die Zwischeneinlage kann zweckmäßig unmittelbar
vor der Behandlung zubereitet und während der Behandlung
von Zeit zu Zeit erneuert werden, die Zubereitung kann
entweder durch Benetzung der vorher entsprechend zugeschnittenen
trockenen Zwischeneinlage und Bespritzen mit
der erfindungsgemäßen Wirkstofflösung, oder durch eine auf
andere Weise durchgeführte Imprägnierung oder Benetzung
der trockenen Zwischeneinlage mit der erfindungsgemäßen
Wirkstofflösung erfolgen. Man kann aber die erfindungsgemäße
Zwischeneinlage auch voraus schon in gebrauchsfertigem
Zustand herstellen, da sie bei fachgemäßer Verpackung
und Lagerung auch lange Zeit bis zur tatsächlichen Benützung
gelagert werden kann.
Die erfindungsgemäße Zwischeneinlage kann aber
auch so hergestellt werden, daß sie den Wirkstoff in
trockenem Zustand enthält, in diesem Zustand kann sie dann
beliebig lange gelagert werden. Vor der Anwendung wird
dann die trockene wirkstoffhaltige Zwischeneinlage mit dem
separat verpackten und beigelegten Lösungsmittel benetzt
und so in feuchtem Zustand zur iontophoretischen Behandlung
verwendet.
Die erfindungsgemäße Wirkstofflösung ist vorzugsweise
eine wäßrige Lösung der Verbindungen der allgemeinen
Formel I; außer dem Wirkstoff kann die Lösung auch eine
die Permeabilität erhöhende Verbindung, z. B. Dimethylsulfoxyd
und/oder Hyaluronidase enthalten. Die in den
einzelnen Fällen optimale Zusammensetzung und Konzentration
der Lösung ist außer dem zu behandelnden Fall auch von der
Art und Herstellungsmethode der Zwischeneinlage abhängig.
Nach einer vorteilhaften Ausführungsform der Erfindung
wird die wäßrige Lösung des Wirkstoffs auf die mit
lauwarmem Wasser befeuchtete Zwischeneinlage aufgespritzt.
In diesem Fall kann die Lösung 0,001 bis 0,5% Wirkstoff
und gegebenenfalls 1 bis 10% einer permeabilitäterhöhenden
Verbindung enthalten. Wird die Zwischeneinlage
auf eine andere Weise hergestellt, so kann auch die Zu
sammensetzung und die Konzentration der Lösung - in Abhängigkeit
von der Art und Qualität der Zwischeneinlage
- verschieden sein. Die Wirkstofflösung kann übrigens
auf bekannte Weise hergestellt werden.
Die iontophoretische Behandlung wird unter Anwendung
von Bleielektroden durchgeführt. Die Größe und die
Form der positiven Elektrode entspricht der Größe und der
Form der zu behandelnden Körperoberfläche, die Dicke der
Bleiplatte kann 0,5 bis 2 mm sein. Die der Form und
Größe der Bleielektrode entsprechend geformte Zwischeneinlage,
deren Größe 10 bis 2000 cm² betragen kann, wird
auf die zu behandelnde Körperoberfläche aufgebracht, wobei
darauf zu achten ist, daß die Elektrodenplatte
nirgends unmittelbar mit der Hautoberfläche in Berührung
kommen soll. Die indifferente negative Elektrode, gegebenenfalls
eine Bleiplatte entsprechender Größe, wird auf eine
beliebige Stelle der Körperoberfläche aufgebracht, wobei
hier ein befeuchtetes Textilstück von entsprechender
Größe als Zwischeneinlage zwischen Elektrode und Hautoberfläche
dient. Die Iontophorese kann mit einem üblichen
Iontophorese-Apparat, z. B. "Nervostat®" mit Gleichstrom
durchgeführt werden. Soll die Behandlung am Hals oder
Kopf des Patienten stattfinden, so wird die Iontophorese
mit einer Stromstärke von 1 bis 10 mA angefangen und
dann wird die Stromstärke langsam erhöht, wenn aber der
Patient ein unangenehmes Gefühl empfindet, dann wird keine
weitere Erhöhung der Stromstärke vorgenommen. Bei der
Behandlung des Rumpfes oder der Extremitäten wird in
ähnlicher Weise, aber mit Stromstärken von 10 bis 30 mA
gearbeitet. Die Zeitdauer der iontophoretischen Be
handlung beträgt 10 bis 80, vorteilhaft 30 bis 60 Minuten.
Wird die Behandlung mit kleineren Elektroden
durchgeführt (wie z. B. in Fällen von trigeminalen Neuralgien),
so ist es zweckmäßig die Zwischeneinlage etwa
in jeder Viertelstunde erneut mit der Wirkstofflösung zu
bespritzen, um dem Austrocknen der Einlage vorzubeugen. Die
Behandlung wird anfangs, etwa in den ersten fünf Tagen täglich
wiederholt, dann werden 1 bis 3, vorteilhaft 2 Ruhetage
gehalten. Die gesamte Zeitdauer einer vollständigen
Kur kann 10 bis 60 Tage sein; im allgemeinen ist eine 26tägige
Kur (20 Behandlungen und 6 Ruhetage) als optimal
zu betrachten. In gewissen Fällen, z. B. bei trigeminaler
Neuralgie kann eine Kur von längerer Zeitdauer erforderlich
sein.
Unsere Erkenntnisse bezüglich der durch die Blockade
des axoplasmischen Transports hervorgerufene transganglionale
degenerative Atrophie der zentralen Terminalen
der primären nociceptiven Neuronen, sowie die darauf gegründete
iontophoretische Behandlung von Schmerz-Syndromen
haben vollständig neue Wege auf dem Gebiet der Schmerztherapie
eröffnet. Die iontophoretisch angewendeten Mikrotubulen-
Inhibitoren zeigen praktisch keine toxischen Nebenwirkungen.
Diese Feststellung wurde auch durch radiochemische
Untersuchungen, sowie durch die Tatsache bestätigt,
daß weder die Blutkörperchenzahl, noch das Ionogramm der
behandelten Patienten irgendwelche Veränderungen zeigen.
Bei Tieren, welche mit einem in der Formylgruppe
durch ¹⁴C markierten N-Formylleurosin-sulfat 1
Stunde lang iontophoretisch behandelt waren, konnten 3
Stunden nach der Behandlung weder im Blut, noch im Urin
Spuren von Radioaktivität nachgewiesen werden. Bei
sämtlichen iontophoretisch behandelten Personen wurden
während der Kur sowohl die Blutkörperchenzahl, als auch
das Elektrocardiogramm und das Ionogramm wöchentlich einmal
kontrolliert; dann wurden 3 und 6 Monate nach der Beendigung
der Behandlung dieselben Parameter wieder
kontrolliert. Es wurden keine signifikanten Veränderungen
gefunden und auch auf der Haut der behandelten Patienten
konnten keine pathologischen Veränderungen gefunden werden.
Sowohl die Tierversuche, als auch die an Menschen
durchgeführten klinischen Experimente haben wesentlich
bessere Ergebnisse gezeigt, als die bisher bekannten bzw.
in der Literatur beschriebenen Methoden der Schmerzstillung.
Die mit Menschen durchgeführten Experimente haben die Ergebnisse
der Tierversuche in jeder Hinsicht bestätigt. In
den klinischen Versuchen konnten auch die aus außerordentlich
hartnäckigen Neuralgien stammenden starken und
dauerhaften Schmerzen innerhalb von 3 Wochen völlig beseitigt
werden. Einige ambulant behandelten Patienten haben
nach der schon nach etwa 6 Tagen eingetretenen wesentlichen
Linderung ihrer Schmerzen die Kur willkürlich unterbrochen.
In solchen Fällen traten die Schmerzen nach 3-4 Wochen
wieder auf und die wiederholt angefangene Behandlung
zeigte dann weniger dramatische Wirkungen, als bei Patienten,
bei welchen die Kur ohne Unterbrechung bis zum Ende
fortgeführt wurde.
Die Wirkungen der erfindungsgemäßen iontophoretischen
Behandlung wurden in den folgenden Tierversuchen
getestet:
Es ist bekannt, daß perineurale Behandlungen
degenerative Atrophie verursachen. Auf Grund dieser
Kenntnis haben wir das Ausmaß der bei der perineuralen Anwendung
der Verbindungen der allgemeinen Formel I auftretenden
Schmerzstillung untersucht. Die Versuche wurden
mit 13 weiblichen Ratten mit je 200-250 g Körpergewicht
durchgeführt. Bei 6 Ratten wurden mit je 50 µg Vinblastinsulfat
in physiologischer Kochsalzlösung durchgetränkte
Manschetten aus künstlichem Fibrinschwamm
Gelaspon® um beide unter Nembutal-Anästhesie
freigelegten Ischiasnerven (Nervus ischiadicus) appliziert
und 30 Minuten lang dort gelassen. Nach dem Entfernen
der Manschetten wurden die Wunden mit Seidenfaden
zugenäht. Bei den übrigen 7 Tieren wurden auf beide
Ischiasnerven unter denselben Bedingungen mit physiologischer
Kochsalzlösung getränkte Manschetten appliziert.
Dann wurden sämtliche Tiere auf einer auf 54°C erwärmte
Platte dem üblichen "hot plate test" unterworfen. Die bis
zum Anlecken der hinteren Pfote verlaufene Zeit wurde in
Sekunden registriert und die Ergebnisse wurden auf Grund
des Student'schen t-Testes ausgewertet. Die Zeit-
Latenz bis zum Anlecken der Hinterpfote wurde täglich bestimmt;
die Ergebnisse der Einzelversuche wurden kumuliert
und statistisch ausgewertet. Die statistische Analyse
der Reaktionszeiten der mit Vinblastinsulfat behandelten
Ratten zeigte einen signifikanten Unterschied gegenüber
den Reaktionszeiten der nur mit physiologischer Kochsalzlösung
behandelten Ratten. Angefangen von dem zehnten Tag
der Behandlung hat sich die Zeitdauer zwischen Reiz und
Reaktion graduell bis zum zwei- bis dreifachen der bei den
Kontrolltieren beobacheten Zeitdauer erhöht (siehe Tabelle 1).
Ergebnis des t-Testes zwischen der Kontrollgruppe
(1-7) und der mit Vinblastinsulfat behandelten Gruppe (8-13):
signifikanter Unterschied bei 99%igem Niveau; p<0,001.
Freiheitsgrad: 11; t-Wert: -11,0329, wobei
"p" den zugelassenen prozentualen Fehler bedeutet.
Zwei Ratten wurden nach der Beendigung der Behandlung
mit den mit Vinblastinsulfatlösung getränkten
Manschetten 80 Tage weiter beobachtet. Nach dem 70. Tag
nach der Beendigung der Behandlung ist die Latenzzeit
allmählich gesunken und hat sich den bei den Kontroll-Tieren
erhaltenen Werten genähert (siehe Tabelle 2).
Um nachzuweisen, daß die Mikrotubulen-Inhibitoren
tatsächlich transcutan transportiert werden haben wir
feuchte Gaze mit einer [¹⁴C]-Formyl-leurozinsulfatlösung
(spezifische Aktivität (5,55 × 10⁵ Bq)) bespritzt; die Elektrophorese
wurde mit runden Bleielektroden (Durchmesser 14 mm),
mit höchstens 5 mA Gleichstrom, mit einem Nervostat® Apparat
durchgeführt. Ratten wurden mit 60 mg/kg i. p. Nembutal
[5-Äthyl-5-(1-methylbutyl)-barbitursäure-natriumsalz]
anästhetisiert; am Bauch der Tiere wurden auf beiden Seiten
je eine etwa 12 cm² große Hautoberfläche manuell enthaart.
Die positive Elektrophorese-Elektrode (Oberfläche 6 cm²)
wurde mit einer aus mit Wirkstofflösung (in 5 ml einer 5%
Dimethylsulfoxyd enthaltenden physiologischen Kochsalzlösung
gelöstes Vinblastin- bzw. Vincristinsulfat) durchgetränkter
Gaze bestehenden Zwischeneinlage auf eine der beiden enthaarten
Stellen der Hautoberfläche gelegt; die indifferente
negative Elektrode (Oberfläche 12 cm²) wurde mit nur mit
physiologischer Kochsalzlösung durchgetränkter Gaze umgegeben
und auf die andere enthaarte Stelle der Hautoberfläche
gelegt. Die Strömstärke wurde langsam bis 5 mA erhöht.
Während der eine Stunde lang dauernden Elektrophorese
wurden die Tiere sorgfältig überwacht und die Lage der
Elektroden wurde nach Bedarf korrigiert. Dann wurden die
Tiere enthauptet, die Haut unter der positiven Elektrode
ausgeschnitten und es wurden mit einem Kryostat 25 µm
dicke, mit der Hautoberfläche parallele Schnitte hergestellt.
Die Schnitte wurden mit Soluen® solubilisiert und
ihre Radioaktivität wurde mit einem
Scintillationsapparat bestimmt. Die Ergebnisse wurden in
der Tabelle 3 zusammengestellt.
Die in der Tabelle 3 aufgezählten Ergebnisse zeigen,
daß insgesamt 1% der an der Elektrophorese-Elektrode
anwesenden ¹⁴C-Formyl-leurosin Kationen in die Haut eindringen,
und etwa ein Fünftel dieser Menge (also nur 0,2%
der gesamten Radioaktivität) bis jenen Schichten der Haut
eindringt, wo sensorische Nervenendungen vorhanden sind.
51, von Schmerz-Syndromen verschiedenen Ursprungs
leidende Patienten wurden 8 bis 24 Tage lang täglich mit
Vinblastin- oder Vincristinsulfat iontophoretisch behandelt.
Die Umstände und Bedingungen der Behandlung sind in
der nachstehenden Tabelle 4 zusammengefaßt.
Beispiel für Iontophorese-Therapie (Fig. 1) | |
Konzentration der Wirkstoffe: | |
Vinblastinsulfat 0,01% oder Vincristinsulfat 0,001% | |
Lösungsmittel: | isotonische Kochsalzlösung + 5% Dimethylsulfoxyd |
Volumen: | 100 ml |
Strom: | 10-30 mA Gleichstrom bei Rumpf- und Extremitäten-Dermatomen |
Elektroden: | 1 mm dicke Bleiplatten, |
20 × 40 cm bei Rumpf- und Extremitäten-Dermatomen | |
10 × 15 cm bei Kopf-Dermatomen | |
Zwischeneinlage: | hydrophiles Textilgewebe |
Behandlungszeit: | täglich 1 Stunde, 8 bis 24 Tage lang |
Vor Beginn der Behandlung wurden die Patienten
über die wesentlichen Einzelheiten der iontophoretischen
Behandlung mit Vinca-Alkaloiden unterrichtet; sie wurden
nur nach einer schriftlichen Zustimmungserklärung der Behandlung
unterzogen. Vor der Behandlung mit den Wirkstoffen
wurden sämtliche Patienten 7 bis 14 Tagen täglich
einmal mit Placebo (Kochsalzlösung) iontophoretisch behandelt.
Die Patienten wurden sowohl während der Placebo-
Vorbehandlung, als auch im Laufe der eigentlichen Behandlung
aufgefordert, sich laufend über ihren Zustand
zu äußern und falls sie die Linderung ihrer Schmerzen
empfinden, diese möglichst prozentual anzugeben (100%:
vollständiges Aufhören der Schmerzen; 0%: keine Änderung;
negative Prozente: Verschlechterung des Zustandes).
Während der Placebo-Vorbehandlung hat kein Patient
über günstige Veränderung des Zustandes berichtet;
während der Vinblastin- bzw. Vincristin-Iontophorese haben
sie im allgemeinen nach 5 bis 7 Tagen schon eine wesentliche
Besserung empfunden. Die Patienten wurden nach
einem Jahr wieder untersucht. Bei 40 Patienten konnte
ein vollständiges und permanentes Aufhören der Schmerzen
festgestellt werden; bei 8 Patienten war die Schmerzenlinderung
nur partiell oder zeitweilig, während in 3 Fällen
die Behandlung wirkungslos geblieben ist. Diese Ergebnisse
sind in der Tabelle 5 zusammengefaßt.
Im Hinblick auf die Tatsache, daß die erfindungsgemäß
behandelten Personen vorher schon nach sämtlichen
üblichen Methoden der Schmerztherapie, wie Behandlung
mit Opiaten, mit Carbamazepin (5-Carbamoyl-5H-dibenz[b]azepin),
Infiltrationstherapie, Iontophorese mit Dionin
(Äthylmorphin-HCl) bzw. mit Histamin, sogar auch durch
Neurochirurgie ohne nennenswerte Erfolge behandelt waren,
sind die ausgezeichneten Ergebnisse der erfindungsgemäßen
iontophoretischen Behandlung mit Mikrotubulen-
Inhibitoren der allgemeinen Formel I als überaus überraschend
zu betrachten. Dabei ist es besonders zu betonen,
daß diese iontophoretische Methode wirksam gegen die
pathologischen Schmerzen ist, ohne dabei Anästhesie oder
Analgesie auf die Haut auszuüben.
Die Zusammensetzung und die Herstellung der erfindungsgemäßen
Iontophorese-Zwischeneinlage bzw. der
Kontaktlösung sind durch die nachstehenden Beispiele näher
veranschaulicht, die Erfindung ist aber in keiner Weise auf
den Inhalt dieser konkreten Beispiele beschränkt.
Mehrschichtige Gaze werden entsprechend der Größe
und Form der Iontophorese-Elektrode zugeschnitten; die auf
diese Weise hergestellte Zwischeneinlage wird mit lauwarmem
Wasser angefeuchtet und mit 0,5 ml/cm² einer Kontaktlösung
der nachstehend angegebenen Zusammensetzung bespritzt:
Vinblastinsulfat|5 mg | |
physiologische Kochsalzlösung | 30 ml |
10%ige Dimethylsulfoxydlösung | 20 ml |
Die auf diese Weise behandelte Zwischeneinlage wird
noch im feuchten Zustand auf die Haut appliziert zur Durchführung
der iontophoretischen Behandlung.
Es wird nach Beispiel 1 gearbeitet, mit dem Unterschied,
daß die Lösung anstatt von Vinblastinsulfat mit
0,5 mg Vincristinsulfat hergestellt wird.
Es wird nach Beispiel 1 gearbeitet, mit dem Unterschied,
daß die Lösung anstatt von Vinblastinsulfat mit
10 mg N-Desmethyl-N-formyl-leurosinsulfat hergestellt
wird.
Es wird nach Beispiel 1 gearbeitet, mit dem Unterschied,
daß die Lösung anstatt von Vinblastinsulfat mit
15 mg Vindesinsulfat hergestellt wird.
Es wird nach Beispiel 1 gearbeitet, mit dem Unterschied,
daß die Lösung anstatt von Vinblastinsulfat mit
10 mg Desacetoxy-vinblatinsulfat hergestellt wird.
Claims (8)
1. Iontophorese-Zwischeneinlage zur Behandlung von
Schmerzsyndromen durch Iontophorese aus ein- oder mehrschichtigem
saugfähigen Material, dadurch gekennzeichnet,
daß sie in ihrer mit der Hautoberfläche
in Berührung zu bringenden Schicht als Wirkstoff ein pharmazeutisch
anwendbares Säureadditionssalz oder ein protoniertes
Derivat von mindestens einem Mikrotubulen-Inhibitor der
allgemeinen Formel (I)
worin
R eine Methyl- oder Formylgruppe,
R₁ Methoxy- oder Aminogruppe,
R₂ Wasserstoff oder eine Hydroxyl- oder Acetoxygruppe,
R₃ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe,
R₄ und R₅ zusammen eine Valenzbindung oder eine Epoxybrücke, oder
R₄ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe und
R₅ Wasserstoff bedeuten,
in einer Konzentration von 0,01 bis 300 µg/cm² enthält.
R eine Methyl- oder Formylgruppe,
R₁ Methoxy- oder Aminogruppe,
R₂ Wasserstoff oder eine Hydroxyl- oder Acetoxygruppe,
R₃ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe,
R₄ und R₅ zusammen eine Valenzbindung oder eine Epoxybrücke, oder
R₄ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe und
R₅ Wasserstoff bedeuten,
in einer Konzentration von 0,01 bis 300 µg/cm² enthält.
2. Verwendung einer zur Herstellung des elektrischen Kontakts
zwischen der Iontophorese-Elektrode und der zu behandelnden
Hautoberfläche geeigneten Kontaktlösung, die ein
pharmazeutisch anwendbares Salz oder ein protoniertes Derivat
von Mikrotubulen-Inhibitoren der allgemeinen Formel (I)
worin
R eine Methyl- oder Formylgruppe,
R₁ Methoxy- oder Aminogruppe,
R₂ Wasserstoff oder eine Hydroxyl- oder Acetoxygruppe,
R₃ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe,
R₄ und R₅ zusammen eine Valenzbindung oder eine Epoxybrücke, oder
R₄ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe und
R₅ Wasserstoff bedeuten,
enthält, zur Behandlung von Schmerzsyndromen durch Iontophorese.
R eine Methyl- oder Formylgruppe,
R₁ Methoxy- oder Aminogruppe,
R₂ Wasserstoff oder eine Hydroxyl- oder Acetoxygruppe,
R₃ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe,
R₄ und R₅ zusammen eine Valenzbindung oder eine Epoxybrücke, oder
R₄ Wasserstoff oder eine Ethylgruppe und
R₅ Wasserstoff bedeuten,
enthält, zur Behandlung von Schmerzsyndromen durch Iontophorese.
3. Verwendung nach Anspruch 2, wobei die Kontaktlösung
eine die Permeabilität der Lösung erhöhende Verbindung, insbesondere
Dimethylsulfoxid und/oder Hyaluronidase enthält.
4. Verwendung nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet,
daß sie die Verbindung der allgemeinen
Formel (I) und die permeabilitätserhöhende Verbindung
in wäßriger Lösung enthält.
5. Verwendung nach einer oder mehrerer der vorhergehenden
Ansprüche 2-4, wobei der Mikrotubulen-Inhibitor der allgemeinen
Formel (I) Vinblastin, Desacetoxy-vinblastin, Vincristin,
Vindesin, Leurosin und/oder N-Formyl-leurosin darstellt.
6. Verwendung nach einem oder mehreren der vorhergehenden
Ansprüche 2-5, wobei die Iontophorese mittels einer Iontophorese-
Zwischeneinlage aus ein- oder mehrschichtigem saugfähigen
Material durchgeführt wird, die die Kontaktlösung in
ihrer mit der Hautoberfläche in Berührung zu bringenden
Schicht enthält.
7. Verwendung nach Anspruch 6, daß die Iontophorese-
Zwischeneinlage in einer der Oberfläche des zu behandelnden
Körperteils angepaßten Form ausgebildet ist.
8. Verwendung nach Anspruch 6 oder 7, wobei die Konzentration
des Mikrotubulen-Inhibitors 0,01-300 µg/cm²
beträgt.
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
HU82384A HU185691B (en) | 1982-02-09 | 1982-02-09 | Process for preparing a new analgetic pharmaceutical composition |
Publications (2)
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DE3304246A1 DE3304246A1 (de) | 1983-08-18 |
DE3304246C2 true DE3304246C2 (de) | 1991-03-07 |
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Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE19833304246 Granted DE3304246A1 (de) | 1982-02-09 | 1983-02-08 | Iontophorese-zwischeneinlage, kontaktloesung und verwendung eines mikrotubulen-inhibitors zur behandlung von chronischen schmerz-syndromen |
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JP (1) | JPS58198420A (de) |
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