-
Leinölfirnisersatz. Man hat bereits versucht, Firnisse mittels Ozon
oder ozonhaltiger Luft herzustellen, und zwar ausschließlich aus fetten Ölen, welche,
wie z. B. Leinöl, auch auf anderem Wege zu Firnissen verarbeitet werden. Die Einwirkung
des Ozons hatie den Erfolg, -daß man schnelltrocknende Firnisse erhielt, während
die fetten Öle selbst nur langsam trocknen und Sikkative erfordern. Die Aufnahme
des Ozons wurde als eine Absorption dargestellt, während man der Bildung und Bereitung
bestimmter chemischer Verbindungen keine Aufmerksamkeit schenkte (vgl. Hefter, Technologie
der Fette und Öle, Berlin igio, Bd. III, Seite 418).
-
Durch die Untersuchungen von Harries war aber inzwischen bewiesen
worden, daß sich bei der Einwirkung von Ozon auf üngesättigte organische Verbindungen
eine neue Körperklasse bildet, die »Ozonide«, welche unter bestimmten Bedingungen
isoliert werden können. Die Ozonide sind meist sehr verschieden voneinander, teils
sind sie beständig, teils äußerst zersetzlich und explosiv.
-
Es wurde nun die merkwürdige Beobachtung gemacht, daß sich allgemein
die Ozonide von ungesättigten Kohlenwasserstoffen der aliphatischen und alicyklischen
Reihe unmittelbar als trocknende Stoffe verwenden lassen und daher als Ersatz der
Firnisse aus fetten Ölen vorzüglich in Frage kommen, trotz des großen Unterschiedes
in der chemischen Struktur.
-
Als Beispiel seien die kürzlich entdeckten und beschriebenen Braunkohlengasölozonide
genannt (vgl. Chemiker-Zeitung 1917, Seite 117), welche besonders geeignet sind,
da sie leicht im Großbetriebe dargestellt werden können und nicht explosiv sind.
Diese Ozonide sind dicke rotb--aune Öle, welche zur Bereitung synihetischer Seifen
gewonnen werden, zu welchem Zwecke eine Spaltung mit chemischen Agentien nötig ist.
Für die Verwendung als Leinölfirnisersatz können jedoch die Ozonide unmittelbar
mit Farben, wie Bleimennige, angerührt werden, um schnelltrocknende Firnisse zu
ergeben. Die Farbanstriche verhalten sich der Witterung und dem Einfluß des Wassers
gegenüber genau so wie die mit Leinöl angerührten Farben. Da das Braunkohlengasöl,
obwohl es bereits bedeutende Mengen ungesättigter Kohlenwasserstoffe enthält, selbst
keine trocknenden Eigenschaften besitzt, ist diese technisch ' wertvolle
Eigenschaft der daraus bereiteten Ozonide besonders überraschend.
-
Außer den Braunkohlenozoniden sind auch die Ozonide von anderen ungesättigten
aliphatischen und hydroaromatischen Kohlenwasserstoffen brauchbar, z. B. die Erdölozonide,
welche sich aus Erdöl oder seinen Krakdestillaten entsprechend dem Gehalt an Carbüren
bilden.
-
Es wurde gefunden, daß die Ozonide ohne weiteres als trocknende Firnisse
verwendet werden können, ebenso aber auch in Gegen-*) Vgl. ferner die deutsche Patentschrift
324663.
wart indifferenter Lösungsmittel, wie Chloro-' form,
Tetrachlorkohl enstoff, Benzol u. a. Ferner sind die Ozonide sowohl in Mischung
mit anderen Firnissen als auch mit Sikkativen aller Art, beispielsweise 'Manganharmeifen,
brauchbar, 1 -MankannauchdieTrocknu.ngsgeschwindigkeit, dadurch erhöhen,
daß ma:n die Ozonide vor der Verwendung vortrocknen oder altern läßt, z. B. durch
Stehenlassen in offenen Schalen. Ferner kann man die Ozonide durch Erwärmen mehr
oder weniger zersetzen, wobei infolge der Bildung von Peroxyden Firnisse von verschiedener
Trockenfähigkeit gewonnen werden können.
-
B e i s p i e 1 e Z In 50o kg Braunkohlengasöl,
welches durch Destillation im Vakuum gereinigt ist, wird ein kräftiger Ozonstrom
eingeleitet. Die das Einleitungsgefäß verlassenden Gase treten in ein zweites Gefäß
ein, welches ebenfalls mit 5oo kg Gasöl beschickt ist. Die Apparate sind
zweckmäßig am Boden mit Konus und Ablaßstutzen versehen. Das Ozon wird begierig
verschluckt; nachdem das 01 um etwa 2o Prozent an Gewicht zugenommen hat,
läßt man absitzen und zieht das gebildete rotbraune, dickölige Ozonid ab. Die Ausbeute
an Ozonid beträgt etwa 6o Prozent des Gasöls. Das Ozonid ist noch ungesättigter
Natur und trocknet sehr schnell. Es läßt sich direkt mit Körperfarben verreiben;
es empfiehlt sich jedoch das Ozonid wegen der hohen Viskosität mit einem Lösungsmittel
(Benzol, Chloroform usw.) zu verdünnen.
-
2. Man verfährt wie in Beispiel i, ozonisiert jedoch länger, wodurch
män hellgefärbte,- gesättigte Ozonide erhält, welche langsamer trocknen, aber ebenfalls,
namentlich für hellere Farben, als Firnisersatz verwendet werden können.
-
3. Man verfährt wie im Beispiel i, jedoch unter Verwendung
von galizischem Spindelöldestillat. Nach dem Behandeln mit Ozon fällt in,
einer Ausbeute von etwa 25 Prozeni ein hellgelbes, sehr zähflüssiges Ozonid
aus. Da sich dieses nicht leicht durch den KonuE abziehen läßt, wird das darüberstehende,
durch das Ozon raffinierte Spindelöl abgepumpt und das zurückbleibende Ozonid mit
einem Lösungsmittel,z.B. Tetrachlorkohlenstoff, aufgenommen. Diese Lösung kann man
sowohl allein wie auch in Mischung mit trocknenden fetten Olen oder Sikkativen mit
Farben verrieben werden.
-
4. Nach Ber. d. deutschen chem. Ges. 41 (igo8), Seite
38 ff . wird ein hydroaromatischei ungesättigter Kohlenwasserstoff mit Ozon
behandelt. Man kann z. B. das aus Pinen er. hältliche glasklare, dickölige Ozonid
vorzüglich als Firnis verwenden.