DE322773C - Verfahren zur Herstellung mehrfarbig marmorierten Papiers oder Kartons - Google Patents

Description

• Verfahren zur Herstellung mehrfarbig marmorierten Papiers oder Kartons. Wenn man auf ungeleirntes Papier stellenweise ein ungebundenes oder. nur schwach gebundenes Gemisch von mehreren Farben, insbesondere Anilinfarben, aufträgt, so entmischen sich um die Konturen der gefärbten Stellen herum die einzelnen Farben wieder infolge ihrer verschiedenen spezifischen Gewichte oder auch infolge ihrer verschiedenartigen Löslichkeit. Auf Grund dieses Umstandes wurde beobachtet, daß auch aus einem der ganzen oder geteilten Fläche nach hergestellten Farbgrunde die Entmischung unregelmäßig gemustert hervorgehen kann, falls man auf die Farbfläche Wasser oder eine andere Flüssigkeit tropfen- oder klecksweise oder anderswie auf bekannte Weise in genügender Menge aufbringt. Die jeweils auftreffenden Wassertropfen o. dgl. dringen dabei in den zur Anwendung gelangenden, zweckdienlich saugfähigen Stoff ein und dehnen sich darin allmählich im Umfange aus, wobei sie gewisse Bestandteile der Farbgemischfläche ausscheiden und diese mehr oder weniger bei der stattfindenden Ausdehnungsbewegung mit fortnehmen, d. h. gegen den entstehenden Klecksrand zu vertreiben, welcher Vorgang die stellenweise mehrfarbige Wirkung zeitigt. Dies wird gleichzeitig noch dadurch unterstützt, daß sich gegen das Innere der jeweilig reichlich aufgebrachten Wasserstellen zu (die von den ausgeschiedenen Bestandteilen teilweise frei werden oder von solchen weniger durchsetzt bleiben und so in bestimmt veränderter Schicht erscheinen) gewisse kleinere Mengen überschüssigen Wassers und . ausgelöster Farbbestandteile wieder ansammeln und so weitere Schattierungen nach erfolgter Austrocknung hervorrufen.
• Bei den Versuchen wurde für eine besonders zweckdienende Entmischung als wesentlicher Vorteil gefunden, das Aufbringen des Wassers erst in einem Zeitpunkte erfolgen zu lassen; woselbst das Farbgemisch bereits schonannähernd oder gänzlich getrocknet ist und so durch das auftreffende Wasser wieder aufgeweicht wird, im Gegensatz zu den bereits benutzten Verfahren, wonach man auf eine noch nasse Farbfläche ebenfalls Wasser tropfenweise aufbringt, wodurch stellenweise die Farbe vertrieben und hierdurch der weiße oder anders gefärbte Untergrund gemustert bloßgelegt wird, während nach dem neuen Verfahren die Gesamtwirkung in anderen Effekten aus 'der Farbfläche selbst hervorgeht.
• Der Umstand, daß sich das erforderliche angeleimte oder gegebenenfalls nur schwach geleimte Papier für die verschiedensten Verwendungsarten (außer wenigen, z. B. Seiden--papierzwecken) nur schlecht verarbeiten läßt, und andererseits das ungebundene oder nur schwach gebundene, durch und durch gehende Farbgemisch eine nachträgliche Leimung des Papiers nicht gut zuläßt, wenn nicht die Form- und Farbenwirkung der Marmorierung darunter leiden soll, beinträchtigt indessen sehr die praktische Anwendungsmöglichkeit der erzielbaren schönen und billigen Effekte in vielen Fällen. Diese Erwägungen führten nun zu dem Gedanken, vorteilhaft ein Papier zu verwenden, das auf einer Seite die erforderliche saugfähige Eigenschaft besitzt, während es auf der anderen Seite geleimt ist oder auf der Papiermaschine mit geleimtem.Papier zusammengegautscht wurde. Die geleimte Seite dient alsdann vollkommen für Auikle@ew'öder sonstige Weiterverarbeitungszw ecke. .. . -1.
• Die praktische Ausführung des neuen Verfahrens ist folgende: Saugfähiges, gegebenenfalls auf einer Seite geleimtes oder mit geleimtem Papier zusammengegautschtes Papier wird auf einer bekannten Färb- oder Druckmaschine oder durch sonstige bekannte Auftragmethoden mit einem Gemisch von beispielsweise dreier Anilinfarben (die in der Regel immer etwas im spezifischen Gewicht oder in der Löslichkeit differieren), wie blau, rot und grün, versehen und annähernd oder gänzlich getrocknet, wobei für ein gleichbleibendes Fabrikat Lufttrocknung vorzuziehen ist. Dann wird auf die Farbfläche durch Bespritzen oder Auflaufenlassen oder auf sonstige bekannte Art (z. B. unter Anwendung von Schablonen) Wasser stellenweise aufgebracht, wodurch die die Effekte zeitigende Entmischung entsprechend ' der Form und Größe der aufgetroffenen Wasserstellen entsteht. Das Verfahren läßt sich auch durch Handarbeit ausüben.
• Die Marmorierung kann später, wenn erforderlich, durch vorsichtiges, fein verteiltes Besprühen mit bekannten Mitteln, z. B. Schellack, oder auch durch flüchtiges Berühren eines daraus oder aus anderen Materialien hergestellten Bades fixiert werden. Das zur Verwendung gelangende Papier kann glatt oder uneben oder durch irgendein anderes Verfahren vorher gemustert 'sein, wie es auch eine das Farbgemisch stellenweise abstoßende Fettzeichnung o. dgl.- in bekannter Weise besitzen kann.

Claims (3)

1. PATENT-ANSPRÜCIIE: i. Verfahren zur Herstellung mehrfarbig marmorierten Papiers oder Kartons, dadurch gekennzeichnet, daß auf ungeleimtes oder nur schwach geleimtes Papier ein Gemisch von mehreren Farben verschiedenen spezifischen Gewichtes oder auch verschiedener Löslichkeit aufgetragen und hierauf Wasser oder eine andere Flüssigkeit tropfenartig oder in ähnlicher Form aufgebracht wird.
2. 2. Verfahren nach Anspruch i, dadurch gekennzeichnet, daß das Wasser erst aufgebracht wird, wenn das Farbgemisch bereits annähernd oder gänzlich getrocknet ist.
3. 3. Verfahren nach Anspruch I; dadurch gekennzeichnet, daß das zu behandelnde ungeleimte oder nur schwach geleimte Papier rückseits normal geleimt ist, oder mit normal geleimtem Papier zusamrnengegautscht ist.