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Verfahren und Vorrichtung zum Veredeln des Tones von Streichinstrumenten.
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren und eine Vorrichtung zum Veredeln des
Tones von Streichinstrumenten (wie Geigen, Viölas, Celli usw.).
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Es ist bekannt, daß neue Streichinstrumente wie auch ältere, welche
nicht oder nur wenig gespielt worden sind, weder den Wohlklang und Schmelz noch
die Leichtigkeit der Ansprache alter Instrumente, denen die Vorzüge richtiger Handhabung
und guten, langen Einspielens zugute kamen, zu erreichen vermögen. Ebenso ist der.
Ton eines Instrumentes um so ausgeglichener und vollkommener, je kunstgerechter
im Laufe der Zeit darauf gespielt wurde, wobei die Beschaffenheit des Baues insofern
ihre ganze Bedeutung beibehält, als ein in jeder Hinsicht ausgezeichneter Bau bessere
Resultate aufweisen wird als ein minderwertiger.
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Der Erfinder hat nun auf Grund langjähriger Beobachtungen das Wesen
des »Altwerdens« des Tones sowie des Einspielens -ergründet und die Entdeckung gemacht,
daß die Veredelung des Tones vor allem der während langer Jahre andauernden Wirkung
des von den Saiten durch Vermittelung des Steges auf der Stegstelle der Decke ausgeübten
örtlichen Druckes zuzuschreiben ist.
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Durch diesen an der genannten Stelle angesammelten Druck findet im
Laufe der Jahre gleichsam eine allmählich fortschreitende Vervielfachung der Wirkung
dieses Druckes statt. Die Vervollkommnung des Tones der Streichinstrumente ist keineswegs,
wie man bislang geneigt war anzunehmen, auf irgendeine Beeinflussung des Instrumentes
durch die beim Spielen erzeugten Schwingungen zurückzuführen, sondern sie ist in
erster Linie der Wirkung des von den Saiten sowie vom Spieler auf den Saiten ausgeübten
Druckes zuzuschreiben. Dieser Druck ist mannigfaltigen Veränderungen unterworfen,
entsprechend den Druckstellen sowie dem jeweiligen dynamischen Grad der Ausführung
durch den Spieler im Laufe der Zeiten.
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Die Wirkung dieses Druckes, welcher in mannigfaltiger Weise absatzweise
durch den Spieler erhöht und verändert wird, erzeugt im Laufe der Zeiten eine Kompression
und molekularische Verschiebung der unterhalb des Steges und in der Nähe desselben
liegenden Teile der Resonanzdecke. ' Infolgedessen bilden sich an diesen Stellen
Schwingungsübersetzungsschichten von besonderer Struktur, welche kraft dieser Struktur
überaus geeignet sind, die beim Spielen des Instrumentes vom Steg aufgenommenen
Schwingungen verfeinert und geläutert wiederzugeben. , Aus diesen Wahrnehmungen
zog der Erfinder den Schluß, daß es möglich sein müsse" die andauernde Wirkung .des
von den Saiten durch Vermittlung des Steges auf der Resonanzdecke ausgeübten Druckes
sowie die absatzweise
Beeinflussung dieses Druckes durch den Spieler,
deren Wirkungen erst nach langen Jahren im Sinne der Veredelung des Tones an den
Tag treten, durch eine geeignete, planmäßige Behandlung der Resonanzdecke zu ersetzen,
so daß es auf diesem Wege gelingen würde, beispielsweise neue Instrumente in kurzer
Zeit derart zu. veredeln, daß sie mit alten, ihrer edlen Toneigenschaften wegen
gesuchten Instrumenten erfolgreich in Wettkampf treten können.
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Das Verfahren der Erfindung besteht nun darin, daß die Resonanzdecke
des zu veredelnden Instrumentes zeitweilig einem, den normalen Druck der gewöhnlichen
Saiten erheblich übersteigenden, an der. Sternstelle oder in deren--Nähe - ausgeübten
örtlichen Druck ausgesetzt wird.
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Dies wird beispielsweise dadurch erreicht, daß über die Resonanzdecke
an Stelle der gewöhnlichen Saiten des Instrumentes Metallsaiten von geeigneter Stärke
und Beschaffenheit, deren Spannung erheblich stärker ist als die der gewöhnlichen
Saiten, vorzugsweise Klaviersaiten, aufgezogen und über den zweckmäßig verstärkten
Saitensteg in gleicher Weise wie die gewöhnlichen Saiten geführt werden.
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Durch diesen anhaltenden starken Druck erfahren die unterhalb und
in der. Nähe des Steges ' befiildlichen Teile der Resonanzdecke in verhältnismäßig
kurzer Zeit (beispielsweise in q. bis 8 Wochen) -die Strukturveränderung, welche
bei bloßer normaler Benutzung des Instrumentes, und zwar selbst bei noch so starker
Spannung der gewöhnlichen Saiten, erst nach einer sehr langen Zeitdauer eintreten
kann, und .es erhält das Instrument, dessen Resonanzdecke auf diese Weise behandelt
wurde, einen dem Ton alter und gut eingespielter Instrumente vergleichbaren Ton
sowie die derartigen Instrumenten eigene leichte Ansprache.
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Der oben angeführte Druck kann in bezug auf seine Intensität auf folgende
Weise verändert werden i: Innerhalb des Zeitraumes, währenddessen die Resonanzdecke
dem erhöhten Druck durch die Metallsaiten ausgesetzt wird, werden deren verschiedene
Stellen, welche auf dem Instrument den: Lagen der verschiedenen Töne der Tonleiter
entsprechen, abwechselnd und zeitweilig auf eine feste Unterlage, entsprechend dem
Griffbrett des zum Spielen eingerichteten 'Instrumentes, genießt.
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2. Der schon . bei der normalen Stimmung der geeigneten Metallsaiten
eintretende starke Druck wird zweckmäßig dadurch allmählich noch weiter verstärkt,
..daß die Metallsaiten nach und nach über die normale Stimmung hinaus -immer höher,
gestimmt . werden, ..wodurch die Resonanzdecke einem allmählich zunehmenden Spannungsdruck
ausgesetzt wird. 'Beispielsweise können die Metallsaiten, nachdem sie zuerst normal
gestimmt und in dieser Stimmung während einer Woche über der Resonanzdecke gespannt
gehalten waren, jeweilen von Woche zu -Woche um einen halben Ton höher gestimmt
werden, soweit.dies mit Rücksicht auf die Beschaffenheit der Saiten und den von
der Resonanzdecke erforderten Kompressionsgrad ausgeführt werden kann. Auf den höher
gestimmten Saiten kann nach Belieben das unter i angegebene Verfahren ausgeübt «erden.
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Zur zweckmäßigen Durchführung des Veredelungsverfahrens unter Verhütung
von Beschädigungen der dem Drucke auszusetzenden Resonanzdecke kann eine Vorrichtung
verwendet werden,- welche auf der Zeichnung in einer für die Behandlung von Geigen
geeigneten Ausführung beispielsweise veranschaulicht ist, wobei Fig: i eine Draufsicht,
und Fig. 2 eine Seitenansicht der Einrichtung darstellt.
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Die Vorrichtung besteht aus einer festen Unterlagplatte a aus Holz
oder anderem geeigneten Material, welche auf ihrer oberen Fläche mit einem Griffbrett
b, nach Art eines gewöhnlichen Geigengriffbretts, und mit einem Saitenhalter c,
ebenfalls nach Art des gewöhnlichen Geigensaitenhalters, beides ,in der Anordnung,
wie sie für eine Geige :paßt,- versehen ist. Außerdem ist die Unterlagplatte mit
Wirbelmechaniken d nach Art der bei Celli und Kontrabässen gebräuchlichen Mechaniken
zur Befestigung von vier Metallsaiten und zu deren Spannen und Stimmen. versehen.
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Die von dem Körper des zu veredelnden Instrumentes abgehobene oder
noch nicht an ihm befestigte Resonanzdecke e wird derart auf die Unterlagplatte
gelegt, daß sie im Verhältnis zum Griffbrett und zum Saitenhalter dieselbe Lage
,einnimmt wie bei einer zum Spielen eingerichteten Geige. Die vier den gewöhnlichen
Geigensaiten entsprechenden Metallsaiten, vorzugsweise Klaviersaiten, werden über
einen genau an der richtigen Stelle der Resonanzdecke angeordneten, zweckmäßig stark
ausgeführten Steg f geführt und über der Resonanzdecke in derselben Weise wie die
gewöhnlichen Saiten auf einer Geige aufgezogen.
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Damit der starke Druck, welchen die Metallsaiten auf der Resonanzdecke
auszuüben berufen sind, ohne jeglichen Nachteil für diese bewirkt werde, empfiehlt
es sich, diejenige Stelle der Decke unter dem Steg zu stützen, .wo nicht bereits
der Baßbalken g (in punktierten Linien auf der Zeichnung angegeben) eine Stütze
der Decke bildet. Zu diesem Zwecke bedient man sich beispielsweise
eines
Holzklötzchens 1a (gleichfalls in punktierten Linien angegeben), welches der Wölbung
der zu stützenden Stelle vollkommen ängepaßt und zwischen dieser und der Unterlagplatte
eingeschoben ist.
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Die zeitweilige Anpressung der Saiten auf das Griffbrett gemäß dem
unter i angegebenen Verfahren kann durch beliebige Mittel, wie z. B. durch Festbinden
der Saiten mittels einer starken Schnur auf der betreffenden Griffbrettstelle oder
durch Aufsetzen einer geeigneten Klammer, bewirkt werden.