DE31722C - Dampfmaschine für Zwillingsschraubenschiffe - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT,

Die Erfindung besteht im wesentlichen in einem Verfahren, die beiden Schraubenwellen von Zwillingsschraubenschiffen mittelst nur eines Maschinensatzes anzutreiben. Von den drei Dämpfcylinderii der Maschine wirkt einer auf beide Wellen, während je einer der zwei anderen Cylinder auf je eine der beiden Wellen wirkt.

Zur Erläuterung ist auf den beiliegenden Zeichnungen beispielsweise eine horizontale Halbbalancier-Compound-Maschine von etwa 6 000 indicirten Pferdekräften dargestellt.

Fig. ι ist eine Seitenansicht des führenden (hier Hochdruck-) Cylinders B.

Fig. 2 ist eine Seitenansicht des mittleren Niederdruckcylinders C; der hintere Cylinder D hat eine ähnliche Seitenansicht, nur liegen die Pleuelstangen gegen die Steuerbordwelle.

Fig..3 ist eine Draufsicht des Maschinensatzes.

In Fig. ι und 2 deuten die Pfeile die Drehungsrichtung der Achsen A Al bei der Vorwärtsbewegung an.

In Fig. ι sind die Kurbeln der beiden Cylinder C und D punktirt und mit K bezw. K¹ bezeichnet.

In Fig. 2 sind die Kurbeln des Cylinders B punktirt und mit K"² K³ bezeichnet.

,Condensatoren und Pumpen, welche man in neuester Zeit häufig, von der Maschine getrennt, in geeigneten Räumlichkeiten aufstellt, sind auf den Zeichnungen nicht dargestellt.

Die Dampfcylinder sind direct auf dem Maschinenfundament horizontal, querschiffs gelagert und den jeweiligen Anforderungen entsprechend gegen einander gestellt.

Die drei Kolbenstangen bed haben gegen Backbord zu je einen Kreuzkopf ρ, von dessen Enden zwei Seitenstangen b¹ c¹ d¹ ein Paar Halbbalanciers/g· h bethätigen; an diesen letzteren sind die eigentlichen Pleuelstangen mnb" und d" hier auf γ₃ der Halb balancierlänge von oben eingehängt und übertragen die Bewegung auf die Kurbelachsen.

Auf der Backbordseite befinden sich zwei Paar Kurbeln und zwei je aus drei Stangen und einem Querstück zusammengesetzte Pleuelstangen mn.

. Auf der Steuerbordseite sind vier Paar Kurbeln und vier gerade Pleuelstangen b" und d".

Der Cylinder B (hier der Hochdruckcylinder), der durch Pleuelstangen mit beiden Achsen verbunden ist, ist der führende Cylinder, weil die Stellung sä'mmtlicher Kurbelzapfen in den Warzenlinien durch die Stellung des. Dampfkolbens in diesem Cylinder bestimmt wird.

Auf den Zeichnungen ist jene Stellung der Maschine dargestellt, in welcher der Unterschied der gegenseitigen Lage der Kolben der zwei Cylinder C D am gröfsten ist, wie dies am deutlichsten aus Fig. 2 an den Mittellinien der Halbbalanciers und aus Fig. 3 an den Kreuzköpfen ρ ersichtlich ist.

Die in Fig. 2 mit s bezeichnete punktirte Linie ist die Mittellinie der Halbbalanciers des hinteren Cylinders B; die mit r bezeichnete Linie ist die Mittellinie des Halbbalanciers des mittleren Cylinders C. s ist nach rechts, r nach links von der Vetticalen Mittelschiffslinie geneigt.

Auch in Fig. 3 ist der Kreuzkopf des mittleren Cylinders C weiter nach links geschoben, wie jener des hinteren Cylinders D.

Dieser Unterschied in der Stellung der Kolben der Cylinder C und D zu einander ist,- wie erwähnt, in der auf den Zeichnungen dargestellten Position der Maschine am bedeutendsten, denn näher den Enden des Kolbenweges ist derselbe nahezu Null. Die Dampf kolben der Cylinder C und D bewegen sich beinahe immer in derselben Richtung, so dafs bei kleinen Maschinen die Schieber der Cylinder C D mit einem Paar Excenter bethätigt werden können.

Die zu einem Cylinder gehörigen Kurbeln je einer Achse bilden einen Winkel von 90° mit jener des zweiten auf dieselbe wirkenden Cylinders, und der oben erwähnte Unterschied ist die bekannte Folge des Einflusses der Länge der Pleuelstangen, sowie die Ursache, weshalb die beiden Achsen unbedingt nicht mittelst nur zweier an beiden Enden mit Pleuelstangen versehener Cylinder gekuppelt und bethätigt werden können. Nach der vorliegenden Methode sind die beiden Achsen einerseits durch die Pleuelstangen des führenden Cylinders B und andererseits durch den auf den Dampfkolben der Cylinder C und JD wirkenden Dampfdruck gekuppelt. So lange die Maschine unter Dampfdruck ist, giebt es keine Möglichkeit, dafs eine der Achsen sich verkehrt drehen könne; nur beim Drehen der Maschine mittelst Handkraft mufs ■ man dieser Möglichkeit vorbeugen, und zwar geschieht dies durch gleichzeitige Benutzung beider Drehvorrichtungen, während die' vom führenden Cylinder B bethätigten Kurbeln die todten Punkte passiren.

Die beschriebene Methode zum Kuppeln und Bethätigen der beiden Achsen von Zwillingsschraubenschiffen ist anwendbar auf verschiedene der bestehenden horizontalen Maschinenformen; die Compound-Systeme sind die vortheilhaftesten.

* Da jedoch seit allgemeiner Einführung der Hammer-Maschinen die Achsen auf den neueren Zwillingsschraubenschiffen verhältnifsmäfsig nahe an einander und tief im Schiffe gelagert werden, so erscheint für derartige Propeller die dargestellte horizontale Halbbalancier-Form der Maschine besonders geeignet.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch:

   Ein Motor für Zwillingsschraubenschiffe, bei welchem die beiden Schraubenwellen mittelst nur eines Maschinensatzes von wenigstens drei Dampfcylindern BCD angetrieben werden, indem einer der Cylinder, B, beide Wellen AÄ^l bethätigt, während jeder der beiden anderen Cylinder CD nur je eine der beiden Wellen bethätigt und wobei, wenn mehr als drei Cylinder verwendet werden, an Stelle jedes der Cylinder BCD mehrere Cylinder treten können.

   Hierzu ι Blatt Zeichnungen.

   BERLIN.

   GEDRUCKT IN DER REICHSDRUCKEREI.