DE3135410C2 - - Google Patents

Description

Die Erfindung betrifft einen keimtötenden Absorptions­ körper zur Aufnahme von Urin, der eine die menschliche Haut nicht reizende oder schädigende Kupferverbindung enthält.

Es ist bekannt, daß die menschliche Haut im Bereich des Damms zwischen dem After und den äußeren Geschlechtsor­ ganen auch bei sorgfältiger hygienischer Körperpflege der Bereich ist, in dem sich eine große Zahl von Bakterien der verschiedensten Art bildet. Untersuchungen haben ge­ zeigt, daß diese Bakterien, von kleinen individuellen Abweichungen abgesehen, zu 80% zu den vier Gruppen von Proteus, Klebsiella, Pseudomonas und Coli zählen. Unter diesen bilden verschiedene Arten von Proteus nahezu die Hälfte aller festgestellter Bakterien.

Bei einem gesunden erwachsenen Menschen verursachen die­ se Bakterien so lange keine ernstlichen Schädigungen, als sie sich auf einer gesunden unverletzten Haut be­ finden. Im Falle einer starken Ausdünstung in dem Damm­ bereich bestehen jedoch außerordentlich günstige Vor­ aussetzungen für das Wachstum solcher Bakterien, deren durch Umwandlung gebildeten Stoffe zu Hautschäden füh­ ren können. Durch Zellteilung, sogenannte Mitose, her­ vorgerufene Bakterienvermehrung kann unter günstigen Be­ dingungen so rasch erfolgen, daß die Zahl der Bakterien sich alle 20 Minuten verdoppelt. Unter solchen Bedingun­ gen können die Bakterien in die Harnwege eindringen und Entzündungen hervorrufen. Bei Frauen ist diese Gefahr des­ halb größer, weil deren Harnröhre kürzer als diejenige bei Männern ist.

Bei Personen, die nicht in der Lage sind, den Ausfluß von Urin und den Stuhlgang unter Kontrolle zu halten, besteht häufig diese Gefahr einer Entzündung der Harnwege und ei­ ner lästigen Geruchsbildung. Bei solchen Menschen ist die Gefahr des Wachstums und der Vermehrung der Bakterien ei­ ne größere, weil sie stets eine Binde tragen, die an der Haut anliegend die Luftzirkulation verhindert und die Aus­ dünstung vermehrt. Die Binde ist daher meist feucht und der von der Binde aufgesaugte und wegen deren dichtem An­ liegen an dem Körper warme Urin stellt ein das Wachstum der Bakterien begünstigendes Medium dar.

Von den vorgenannten Bakterien sind die zur Gruppe der Proteus zählenden Bakterien in der Lage, Harnstoff zu zer­ setzen. Alle diese Proteus-Arten bilden während ihrer Um­ wandlung Urease-Enzyme, die eine rasche Zersetzung von Harnstoff in Ammoniak bewirken. Normaler menschlicher Urin enthält 2% Harnstoff, was bedeutet, daß aus einem Liter Urin ungefähr 50 ml 25%ig konzentriertes Ammoniak­ wasser freigesetzt werden können.

Ammoniak erzeugt nicht nur einen lästigen Geruch, son­ dern auch einen hohen pH-Wert. Die Berührung mit einer feuchten Binde mit einem hohen pH-Wert kann Hautschädi­ gungen, einen sogenannten Bindenausschlag verursachen. Ein solcher Ausschlag begünstigt wiederum das Bakterien­ wachstum, wodurch wiederum Ammoniak erzeugt wird, so daß ein sich selbst erhaltender Prozeß stattfindet, der Entzündungen der Harnwege und einen lästigen Geruch verursacht.

Diese Erscheinungen sind bei der Pflege von alten Menschen allgemein bekannt, die unter Urinausfluß leiden und daher Binden zu tragen gezwungen sind. Viele Frauen leiden während der Menstruation unter ähnlichen Erscheinungen.

Aus der US-PS 31 72 817 ist es bei desodorierend wirkenden Hy­ gieneartikeln an sich bekannt, ein Metallsalz, beispielsweise ein Kupfersalz eines Beta-Diketons zu verwenden. Die bekannten Hygieneartikel haben jedoch keine keimtötende Funktion, da die Bakterienflora der Haut bzw. der Schleimhaut vollständig erhalten bleibt. Die desodorierende Wirkung wird durch die Eigenschaften der Diketon-Gruppe hervorgerufen. Insbesondere ist die Beta-Position der Keto-Gruppe entscheidend, da Kupfer­ salze der Alpha- oder Gamma-Diketone die gewünschten Eigen­ schaften nicht aufweisen. Die Wirksamkeit der schlecht wasser- und urinlöslichen Beta-Diketonsalze beruht darauf, daß sie in den Stoffwechsel der Bakterien und anderer Mikroorganismen eingreifen und dabei die Bildung unerwünschter Ausscheidungs­ produkte verhindern.

Weiter ist es aus der US-PS 28 56 330 bei einem Verfahren zur Behandlung von Baumwollgewebe an sich bekannt, das Baumwoll­ gewebe vor seiner Verwendung zur Desinfizierung und Geruchs­ verhinderung in eine wäßrige Lösung eines wasserlöslichen Kupfersalzes einzutauchen. Vor dem Eintauchen in die wäßrige Lösung wird das Baumwollgewebe mit einer gewöhnlichen Seifen­ lösung getränkt, durch die die in der Lösung befindlichen Kupfer-Ionen in unlösliche Verbindungen übergeführt werden. Das ggf. in der Windel verbleibende wasserlösliche Kupfersalz wird beim Auswaschen der ausgewrungenen Windel herausgelöst, so daß auf der Windel nur wasserunlösliche Kupferseifen zu­ rückbleiben. Mit der Zugabe von Di-Natriumhydrogenpyrophos­ phat zur saueren wäßrigen Kupfersalzlösung führt außerdem dazu, daß durch Bildung von Kupfer-dihydropyrophosphat die Menge der in der Lösung dissoziierten Kupfer-Ionen niedrig gehalten wird, so daß die Ausscheidung der Kupferseifen lang­ sam und in feinverteilter Form erfolgt.

Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, einen Absorptions­ körper zu entwickeln, mit dem eine möglichst große Menge Urin aufgesaugt und geruchs- und keimfrei gehalten werden kann.

Zur Lösung dieser Aufgabe werden die im Patentanspruch 1 angegebenen Merkmale vorgeschlagen. Weitere vorteilhafte Ausgestaltungen und Weiterbildungen der Erfindung ergeben sich aus den abhängigen Ansprüchen.

Die Erfindung geht u. a. von der Erkenntnis aus, daß Kupfer selbst in kleinen Mengen eine nachhaltige bakterienvernichtende Wirkung hat. Laboratoriumsversuche haben gezeigt, daß ein Zusatz von nur 200 µg Kupfer zu 1 ml Sojabohnenbrühe innerhalb 24 Stunden eine Impfung mit mehr als 10⁶ Bakterien je ml voll­ kommen abtötet. Weiter haben praktische Versuche gezeigt, daß Bakterienwachstum und Geruchsbildung vermieden wurde, wenn auf eine Binde mit einer Fläche von 32 × 65 cm eine Menge von nur 0,25 g (Trockengewicht) Kupferacetat verteilt wurde. Dementsprechend wird gemäß der Erfindung vorgeschlagen, daß der keimtötende Absorptionskörper als Kupferverbindung ein in Urin lösliches Kupfersalz aus der Gruppe Kupferacetat, Kupferformiat, Kupferoxalat, Kupfertartrat, Kupfercitrat, Kupferlactat, Kupfersulfat, Kupferchlorid, Kupferborat mit einem Kupferanteil von mindestens 150 µg je ml des in ihm zur Aufnahme vorgesehenen Flüssigkeitsvolumens enthält.

Gemäß einer bevorzugten Ausgestaltung der Erfindung ist das Kupfersalz in der zuerst mit den Ausscheidungen in Berührung kommenden Oberfläche konzentriert.

Vorteilhafterweise enthält der Absorptionskörper 150 bis 700, vorzugsweise 200 bis 500 und insbesondere etwa 330 µg Kupfer je ml der von ihm aufzusaugenden Kupfermenge.

Ein wesentlicher Vorteil der Erfindung besteht darin, daß die Kupfer-Ionen das Wachstum von Bakterien verhindern. In dem genannten Körperbereich verhindert dies die Zersetzung von Harnstoff in übelriechenden Ammoniak. Sollte trotzdem Ammoniak gebildet werden, so erfolgt dies in der Form von Komplexverbindungen unter Bildung von Tetra-Amin-KupferII- Ionen (Cu(NH₃)₄)²⁺. Dies ist insbesondere für Patienten wichtig, die unter ständigem Urinausfluß und Entzündung der Harnwege leiden. Vorzugsweise wird Kupferacetat verwendet, weil die Acetat-Ionen in einer Protolyse-Reaktion zur Bildung von Essigsäure führen, die eine keimtötende Wirkung haben.

Unter dem erfindungsgemäßen Absorptionskörper werden vor allem Windeln und hygienische Binden aller Art verstanden, die Ausscheidungen des menschlichen Körpers aufzusaugen in der Lage sind. Der zur Herstellung solcher Körper verwendete Stoff ist ein Zellulose-Faservlies oder Watte. Solche Körper können je nach ihrer Größe 50 bis 700 ml Flüssigkeit auf­ saugen.

Das Kupfersalz wird entweder vor Herstellung des Absorptions­ körpers unmittelbar auf die Zellulose-Fasern oder die Watte aufgebracht oder es wird in einem unschädlichen Lö­ sungsmittel, vorzugsweise Wasser gelöst und auf eine Sei­ te des fertigen Absorptionskörpers oder auf einen Teil desselben aufgesprüht. Dieser Teil des Absorptionskörpers bildet die Seite, die zuerst mit den Ausscheidungen in Berührung kommt.

Eine bevorzugte Ausbildungsform des Absorptionskörpers besteht aus einem Vlies flauschiger Zellulosefasern mit einem Gewicht von 250 bis 350 g/m². Dieses Vlies bildet die absorbierende Schicht der Binde und ist so bemessen, daß eine fertige Binde ungefähr 500 ml Urin aufsaugen kann. Das Vlies liegt zwischen zwei Streifen weichen Papiers, die maschinell sicher mit dem Vlies verbunden werden. Das auf beiden Seiten eine Papieroberfläche aufweisende Vlies ist auf einer Seite mit einer dünnen aus Kunststoff beste­ henden feuchtigkeitsundurchlässigen Folie verbunden, die so bemessen ist, daß sie die Kanten des Vlieses umfaßt und einen Randstreifen von etwa 2 bis 3 cm der gegenüber­ liegenden Seite des Vlieses überdeckt. Ein dünner durch­ lässiger netzartiger oder nicht gewebter Stoff wird mit diesen gefalteten Kanten der Folie verbunden. Dieser aus einem netzartigen oder nicht gewebten Stoff bestehende Teil des Körpers bildet die Seite des absorbierenden Kör­ pers, die gegen die Haut anliegt und zuerst in Berührung mit Urin oder Blut kommt.

Das Vlies ist etwa 10 bis 15 cm kürzer als die Gesamtlänge des fertigen Körpers, so daß die beiderseitigen Enden ei­ ner Binde nur aus 5 bis 7,5 cm langen Kunststoffstreifen bestehen, auf die der netzartige, nicht gewebte Stoff auf­ gebracht ist. Dies erfolgt deshalb, um eine Leckage an den Kanten der fertigen Binde zu vermeiden. Eine bevorzugte Weiterbildung einer so aufgebauten Binde besteht darin, daß der an dem netzartigen Stoff anliegende oberste Pa­ pierstreifen, ehe er auf das Vlies aufgebracht wird, mit­ tels einer wäßrigen Lösung eines Kupfersalzes impräg­ niert wird, was in einer getrennten Vorrichtung oder in einem Teil der zur Herstelung der Binde dienenden Ma­ schine erfolgen kann.

Bei der Verwendung von Kupferacetat wird das Verhältnis zwischen der Konzentration der Imprägnierlösung und dem Papier so gewählt, daß das imprägnierte Papier 1,5 bis 2,5 g Kupferacetat (Trockengewicht) je m² aufweist.

Monatsbinden, die sich von solchen Binden nur in der Grö­ ße und dem absorbierenden Stoff unterscheiden, können in derselben Weise hergestellt werden.

Mit Binden, die in der vorgannten Weise hergestellt wur­ den, eine Größe von etwa 32 × 65 cm aufwiesen und zur Auf­ nahme von etwa 300 ml Urin vorgesehen waren, wurden kli­ nische Untersuchungen durchgeführt. Der gegen die oben auf­ liegende netzartige Schicht anliegende weiche Papierstrei­ fen wurde mit einer wäßrigen Lösung von Kupferacetat be­ sprüht, so daß der Papierstreifen 0,25 g (Trockengewicht) Kupferacetat oder 0,08 g Kupfer je Binde enthielt. Dies entspricht einer Menge von 267 µg Kupfer je ml der von der Binde absorbierbaren Urinmenge. Ein weiblicher Patient mit scharf riechendem Urin benützte insgesamt 112 solcher Bin­ den. Die Binden wurden im Durchschnitt alle zwei Stunden ge­ wechselt. 89% dieser benutzten Binden wiesen keinerlei Uringeruch auf, 8% wiesen normalen Uringeruch und nur 4% scharfen Uringeruch auf. Beim Übergang zu diesen keimtö­ tenden Binden verschwand der Uringeruch aus dem Zimmer. Nachdem die Patientin erneut gewöhnliche Binden verwendete, verbreitete sich der lästige Geruch wieder. Irgendwelche Hautbeschädigungen wurden nicht festgestellt.

Der erfindungsgemäße absorbierende, Kupfersalz enthaltende Körper verhindert das Wachstum von Bakterien und die Zer­ setzung von Harnstoff in Ammoniak. Jeglicher entstehende Ammoniak wird gebunden und kann nicht entweichen, so daß der pH-Wert nicht ansteigt und sich kein lästiger Geruch entwickelt. Die erfindungsgemäße Binde hat praktische Vor­ teile, da sie die Bildung von Hautausschlägen, eine lä­ stige Geruchentwicklung und Entzündungen der Harnwege ver­ hindert.

Claims (5)

1. Keimtötender Absorptionskörper zur Aufnahme von Urin, der eine die menschliche Haut nicht reizende oder schädigende Kupferverbindung enthält, dadurch gekennzeichnet, daß er als Kupferverbindung ein in Urin lösliches Kupfersalz aus der Gruppe Kupferacetat, Kupferformiat, Kupferoxalat, Kupfertartrat, Kupfercitrat, Kupferlactat, Kupfersulfat, Kupferchlorid, Kupferborat mit einem Kupferanteil von mindestens 150 µg je ml des in ihm zur Aufnahme vorge­ sehenen Flüssigkeitsvolumens enthält.

2. Absorptionskörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß das Kupfersalz in der zuerst mit den Ausscheidungen in Berührung kommenden Oberfläche konzentriert ist.

3. Absorptionskörper nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß er 150 bis 700, vorzugsweise 200 bis 500 und insbeson­ dere ungefähr 330 µg Kupfer je ml des in ihm zur Aufnahme vorgesehenen Flüssigkeitsvolumens enthält.

4. Absorptionskörper nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß er 1,2 bis 2,5 g Kupferacetat als Trockengewicht je m² der Körperoberfläche enthält, die zuerst mit der ausge­ schiedenen Flüssigkeit in Berührung kommt.

5. Absorptionskörper nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß die zuerst mit der ausgeschiedenen Flüssigkeit in Berührung kommende Oberfläche des Körpers mit einer solchen Menge einer wäßrigen Lösung von Kupferacetat besprüht ist, daß der Körper je m² dieser Fläche 1,2 bis 2,5 g Kupferacetat als Trockengewicht enthält.