DE30913C - Brennerei-Verfahren für stärkemehlhaltige Substanzen, Kartoffeln und dergl - Google Patents
Brennerei-Verfahren für stärkemehlhaltige Substanzen, Kartoffeln und derglInfo
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Description
KAISERLICHES
PATENTAMT.
PATENTSCHRIFT
KLASSE 6: Bier, Branntwein, Wein, Essig und Hefe.
Patentirt im Deutschen Reiche vom 15. März 1884 ab.
Vorliegendes Brennerei - Verfahren unterscheidet sich vor den bekannten durch die
Combination folgender wesentlicher Einzelheiten :
ι. Die Behandlung von Kleister oder Stärkemehl stärkemehlhaltiger Substanzen, gleichviel
ob dieselben in feste Stärke verwandelt sind oder nicht, mit Diastase bei gewöhnlicher
Gährungstemperatur und im Gährbottich.
2. Vermeidung der Zwischenoperation der Verzuckerung, welche stets bei den bekannten
Methoden in einem besonderen Apparat vorgenommen wird, und zwar durch Ersetzen dieser Operation der Verzuckerung durch ein
einfaches, augenblickliches Flüssigmachen, um das Erkalten der Stärke zu erleichtern.
3. Gleichzeitige Verzuckerung und Gährung des Kleisters oder der Stärke der stärkemehlhaltigen
Substanzen oder der Kartoffeln im Gährbottich und bei Gährungstemperatur.
4. Abkühlen der gekochten und siedenden Körner oder der gekochten und siedenden
Kartoffeln, welche beide, Kartoffeln sowohl wie Getreide und andere Körner, ganz und unverletzt
bleiben, damit sie eine möglichst grofse Verdampfungsoberfläche bieten, durch Luft auf
mechanischem Wege oder andere Weise.
Die praktische Ausführung des Verfahrens ist folgende:
Das Getreide wird, ohne vorheriges Quetschen,· in einen einfachen eisernen oder hölzernen
Bottich geschüttet, welcher mit einem durchlöcherten Doppelboden aus Eisenblech und
einem Schlangenrohr mit siebartigen Oeffnungen, durch welche Dampf austritt, versehen ist. Letzteres
liegt unter dem Doppelboden. Aufserdem ist dieser Bottich mit einer seitlich angebrachten
Thür versehen, die etwas über dem Doppelboden liegt, welche mit einer guten Gummidichtung
oder irgend einer anderen passenden Dichtung und mit einer Schraube zum Verschliefsen
versehen ist.
Dieser Bottich gleicht einem Champonnoisschen Macerirkessel, dessen man sich in den
Rübenbrennereien bedient. Derselbe kann aber auch beliebig andere Formen und Einrichtungen
haben, wenn sie nur zu dem gewünschten Zweck dienen, und bildet keinen der die vorliegende
Methode charakterisirenden Theile.
Nachdem man dem Getreide ein gewisses, je nach der Natur desselben verschiedenes
Quantum Wasser, z. B. ungefähr 300 1 Wasser auf 100 kg Getreide, zugesetzt hat, erwärmt
man die Masse bis auf ioo° C. und läfst dieselbe
dann während eines Zeitraumes stehen, welcher mit der Gröfse der Getreidekörner wechselt, wobei man jedoch Sorge zu tragen
hat, dafs sich die Temperatur nicht zu sehr erniedrigt.
Während dieser Operation wird das Getreide gekocht, bleibt jedoch ganz, worauf mit Bezug
auf die nachfolgende Abkühlung das Hauptgewicht zu legen ist.
Ist das Getreide gekocht, so wird das von demselben nicht absorbirte Wasser durch den
Doppelboden abgezogen und unmittelbar darauf wieder zu einem neuen Kochprocefs verwendet,
so dafs die ganze in demselben enthaltene Wärme wieder verwendet wird.
Ist das Getreide gut abgetropft, so öffnet man die Thür des Bottichs und entleert ihn.
Man breitet dann das Getreide an einem luftigen
Ort, ζ. B. auf einer Tenne aus Mauersteinpflaster,
in Schichten aus und überläfst es sich selbst. Die grofse Verdunstungsoberfläche,
welche die gequollenen Körner darbieten, läfst das Erkalten rasch vor sich gehen. Dasselbe
hängt natürlich ab:
ι. von der Dicke der Getreideschicht,
2. von der Zugluft,
3. von der Temperatur und dem hygrometrischen Zustande der Luft.
Soll das vorliegende Verfahren bei Kartoffeln angewendet werden, so werden letztere, anstatt
in Wasser gekocht zu werden, einer Dampftemperatur von ioo° C. ausgesetzt; in diesem
Falle ist kein Wasser für ein neues Kochverfahren, wie bei den Getreidekörnern, abzuziehen.
Man beobachtet im übrigen dasselbe Verfahren wie beim Getreide, so dafs z. B. die
Kartoffeln möglichst ganz erhalten werden, um, wie beim Getreide, nachher abgekühlt zu werden
und zu erkalten.
Zur Abkühlung nur kleiner Quantitäten Getreide oder Kartoffeln sind mechanische Mittel
nicht zu empfehlen. Wenn es sich aber im Gegentheil um grofse Quantitäten handelt, so
wird man den Mais oder irgend anderes Getreide, gekocht und ganz, am besten mittelst
einer archimedischen Schraube auf die Mitte einer runden, grofsen Fläche befördern, auf
welcher dasselbe von Harken, welche an einer verticalen Welle befestigt sind und sich mit
derselben drehen, gegen den Rand der Trockenfläche getrieben wird, während welcher Zeit
das aufgewühlte Getreide von einem kräftigen, von einer windmühlenflügelartigen Vorrichtung
hervorgebrachten Luftzug bestrichen und rasch getrocknet wird. Diese Art von Trocknen
bezw. Abkühlen und Erkalten der vorbeschriebenen Massen ist allein wesentlich, während
die Art und Weise und der Mechanismus, mittelst deren dies vollzogen wird, gleichgültig
sind.
Nachdem nun .das Getreide oder die Kartoffeln abgekühlt sind, bringt man dieselben
in Cylinder oder andere Behälter, in welchen sie geknetet und in Brei übergeführt werden;
ist dies geschehen, so setzt man ein gewisses Quantum Wasser zu (im Sommer kalt, im
Winter lauwarm), hierauf gequetschtes Malz und Hefe (Bärme); dieses Gemisch wird direct
und ohne vorherige Verzuckerung in den Gährbottich gebracht, wobei sich gleichzeitig die
Verzuckerung und die Gährung vollzieht.
Will man gröfsere Quantitäten bearbeiten, oder für den Fall, dafs die Gährbottiche sehr
grofs sind, ist es zweckmäfsig, von einem mechanischen Rührwerk Gebrauch zu machen,
um die mit Wasser geknetete Masse, welche die verzuckernden Elemente der gekeimteil
Körner (Malz) und der Hefe darstellt, vollständig homogen zu erhalten.
Nachstehend folgen einige Angaben, auf welche Weise man das vorstehend beschriebene
Verfahren in kleinen bestehenden Brennereien einrichten kann.
Die stärkehaltigen Stoffe und Substanzen, Kartoffeln oder das Stärkemehl werden in der
bekannten Weise gedämpft.
Von diesem Augenblick an und im Gegensatz zu dem gebräuchlichen Verfahren kühlt
man sie bis nahe zur Gährungstemperatur ab. Man kann hier auch, wenn nothwendig, um
die Masse leicht flüssiger zu machen, eine Spur Malz zusetzen.
Je weiter man sich von der Temperatur entfernt, welche man gegenwärtig bei dem Zusatz
des Malzes zu erreichen sucht, und je mehr man sich der Gährungstemperatur nähert, desto
sicherer ist der Erfolg.
Dann erst fügt man das Malz, trocken oder grün, oder seine verzuckernden Elemente hinzu,
dann unmittelbar darauf die Bärme oder Hefe, und schüttet das Ganze in den Gährbottich,
wo die Wirkung der verzuckernden Elemente des Malzes sich gleichzeitig mit derjenigen der
Hefe vollzieht. Es ergiebt sich aus dieser Wirkungsweise, dafs die Berührung des Malzes
mit dem Stärkemehl vor dem Hinzufügen der Hefe unnütz und überflüssig ist, weil sich dieselbe
im Gährbottich auch vollzieht und selbst eine gewisse Zeit ohne Schaden dauern kann.
Man erhält somit durch vorliegendes Verfahren, da die verzuckernden Stoffe des Malzes
bei einer relativ niedrigen Temperatur zur Anwendung kommen, eine Wirkung, welche die
heutigen Verfahren infolge der angewendeten hohen Temperaturen zum gröfsten Theil verloren
gehen lassen, und erzielt daher eine vollständige Verzuckerung des Kleisters oder des
Stärkemehls mit einem verhältnifsmäfsig geringen Quantum Malz, also unter einer namhaften
Ersparnifs. Aufserdem bedarf man hierbei einer weniger grofsen Keimungsfläche oder Tenne
und weniger Arbeitskraft, sowohl für das Keimverfahren wie für die Herstellung dieses Malzes.
Es ist hier noch hinzuzufügen, dafs diejenigen Brennereien, welche über geeignete
Mittel verfügen, um die stärkemehlhaltigen Substanzen in einen Zustand der gröfsten Vertheilung
überführen zu können, das Verfahren der . Umänderung der stärkemehlhaltigen Substanzen
in Stärke entbehren können, weil sie ihre Stärkemehlmassen direct mit dem Malz und der Hefe im Gährbottich zusammenmischen
können, welche Methode ebenso dem vorliegenden Verfahren entspricht.
Nachtrag.
Der Verlauf der Gährung ist der bekannte. Wenn man Würze beobachtet, in welcher die
Verzuckerung sich gleichzeitig mit der Gährung vollzieht, so kann auch das geübteste Auge
keinen Unterschied von einer vorher verzuckerten Würze wahrnehmen, weil die Diastase eine
unmittelbare Verflüssigung des Stärkemehls herbeiführt.
Die Zeitdauer der Gährung ist in beiden Fällen genau gleich. Es mag dies seinen Grund
darin haben, dafs die Einwirkung der Diastase auf die Stärke kräftiger ist als die Einwirkung
der Hefe auf die sich bildenden gährungsfähigen Substanzen. Die erstere ist ein chemisches,
die zweite ein physiologisches Phänomen, welches mehr Zeit verlangt.
Die Schnelligkeit der Gährung hängt bei beiden von der Wirkung und Menge der Hefe ab.
Betreffs der Ausbeute an Alkohol seien nachstehend die Resultate zweier Versuchsreihen
mitgetheilt. Die Quantitäten von Stärkemehl, Malz oder Malzextract, die Menge und Consistenz
der Hefe sowie die Dauer und Temperatur der Gährung waren bei allen Versuchen derselben Versuchsreihe genau dieselben.
Die Versuche A (bekanntes Verfahren) wurden in der Weise ausgeführt, dafs man das
Stärkemehl und das Malzextract während 40 Minuten auf einer Temperatur von 60 ° C.
erhielt, dann auf 250C. erkalten liefs und in
Gährung versetzte. Bei den Versuchen B nach vorliegendem neuen Verfahren wurde dem
Stärkemehl, sobald es bis zu einer Temperatur von 250C. abgekühlt war, Malzextract und
die Hefe gleichzeitig zugesetzt: Die verarbeiteten Quantitäten Mais betrugen in jedem Falle
ca. 300 g. Die Ausbeute an absolutem Alkohol betrug in Centilitern:
Versuchsreihe A.
ι. Versuch... ι ο ι ,76,
ι. Versuch... ι ο ι ,76,
2. - ... 92,87,
3. - ... 94,98,
Mittel.. . 96,14.
Versuchsreihe B.
1. Versuch.. . 112,63,
2. - ... 113,08,
3. - ... 114,36,
Mittel... 113,94·
Claims (3)
1. Dämpfen der ganzen Körner, Abziehen des
überschüssigen Wassers, Abkühlen der unverletzten Körner mit Apparaten, welche
eine starke Verdunstung des Wassers ausden Körnern gestatten, und Quetschen der gekühlten Masse.
2. Mischender nach Anspruch 1. hergestellten
Masse mit Wasser und gequetschtem Malz bei gewöhnlicher Temperatur und Anstellen
derselben mit Hefe, ohne vorherige Verzuckerung. Die Operationen unter 2. können
im Gährbottich selbst ausgeführt werden.
3. Die Behandlung in beliebiger Weise erhaltener stärkehaltiger Dämpfmasse gemäfs
Anspruch 2., d. h. das Versetzen derselben mit Malz und Hefe bei Gährungstemperatur
während oder nach dem Einbringen in den Gährbottich.
Publications (1)
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---|---|
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