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Verfahren zur Herstellung von 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-
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tetraalkyl-dicyclohexylmethanen Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Verfahren zur Herstellung von 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-tetraalkyldicyclohexylmethanen
durch Umsetzung von 2,6-Dialkylanilinen mit Formaldehyd oder unter den Reaktionsbedingungen
wie Formaldehyd reagierenden Stoffen in Gegenwart von Oxalsäure und nachfolgender
Hydrierung des Umsetzungsprodukts mit Ruthenium-Trägerkatalysatoren.
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Es ist bekannt, Basen der Diphenylmethanreihe durch Kondensation von
aromatischen Aminen mit Formaldehyd oder unter den Reaktionsbedingungen wie Formaldehyd
reagierenden Stoffen in Gegenwart von Säuren bei Temperaturen zwischen 80 und 1800C
herzustellen (DE-AS 1 205 975).
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Gemäß den Beispielen 2 und 3 der genannten DE-AS wird Anilin mit wäßrigem
Formaldehyd in Gegenwart von wasserfreier Oxalsäure kondensiert. Es werden 72,5
e bzw. 73 % der Theorie an p,p'-Diamino-diphenylmethan erhalten.
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Wird dagegen die gleiche Umsetzung in Gegenwart von wäßriger Salzsäure
durchgeführt, so erhält man eine wesentlich bessere Ausbeute an p,p'-Diamino-diphenylmethan,
nämlich 98,2 % der Theorie (Beispiel 1 der DE-AS).
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Neben den besseren Ausbeuten, die bei der Kondensation mit Salzsäure
erzielt werden, verkürzen sich auch die Reaktionszeiten erheblich. Während die Reaktionszeit
bei der Kondensationsreaktion mit Salzsäure nur 8 Stunden beträgt, beträgt sie mit
Oxalsäure 12 bis 15 Stunden.
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Ein Vergleich der in der DE-AS 1 205 975 angeführten Beispiele zeigt
auch, daß die Kondensationsreaktion wesentlich glatter verläuft, d.h. mit weniger
Nebenprodukten, wenn Salzsäure als Katalysator bei der Kondensation verwendet wird.
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Dagegen vermindert sich die Ausbeute bei der Kondensationsreaktion
erheblich, wenn statt Anilin das sterisch ungünstigere 2,6-Dialkylanilin mit Formaldehyd
in Gegenwart von wäßriger Salzsäure umgesetzt wird. So erhält man z.B. gemäß Beispiel
1 der britischen Patentschrift 852 651 bei der Umsetzung von 2,6-Diethylanilin mit
Formaldehyd in Gegenwart von wäßriger Salzsäure das 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-tetraethyl-diphenylmethan
in 89,5 %iger Ausbeute.
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Weiterhin wird in CA 67, 64 018 c (1967) ein Verfahren zur Herstellung
von 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-tetramethyl-diphenylmethan beschrieben, bei dem das ent-
sprechende
Alkylanilin mit Formaldehyd in Gegenwart von wäßriger Salzsäure kondensiert wird.
Die Ausbeute beträgt 90 %.
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Bekannt ist auch die katalytische Hydrierung von Diaminodiphenylmethanen
zu den entsprechenden Diaminodicyclohexylmethanen.
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So werden in der DE-OS 2 502 893 und der DE-OS 2 745 172 Verfahren
zur Herstellung von Diamino-dicyclohexylmethanen beschrieben, bei denen das entsprechende
Diaminodiphenylmethan mit Ruthenium-Trägerkatalysatoren auf der Basis von Hydroxiden
und/oder Oxidhydraten des Chroms und Mangans und/oder deren Dehydratisierungsprodukten
als Katalysatorträger hydriert wird.
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Dabei kann der Ruthenium-Katalysator noch zusätzlich anorganische
und/oder organische Alkaliverbindungen, wie Oxide, Hydroxide, Alkoholate, Carbonate,
Hydrogencarbonate oder Alkalisalze niederer Carbonsäuren enthalten (DE-OS 2 745
172).
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Es wurde nun ein Verfahren gefunden, das es gestattet, 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-tetraalkyl-dicyclohexylmethane
in einem "Eintopfverfahren" ohne Zwischenisolierung der Diaminodiphenylmethane in
sehr guten Ausbeuten, kurzen Reaktionszeiten und hohen Reinheiten herzustellen.
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Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist demnach ein Verfahren zur
Herstellung von 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-tetraalkyl-dicyclohexylmethanen der allgemeinen
Formel
worin R1 und R2 gleich oder verschieden sind und für Alkylreste mit 1 bis 4 Kohlenstoffatomen
stehen, durch Umsetzung von 2,6-Dialkylanilinen der allgemeinen Formel (II)
worin R1 und R2 die zuvor genannte Bedeutung haben, mit Formaldehyd oder unter den
Reaktionsbedingungen wie Formaldehyd reagierenden Stoffen in Gegenwart von Oxalsäure
bei erhöhter Temperatur und nachfolgender Hydrierung des Umsetzungsproduktes mit
Ruthenium-Trägerkatalysatoren bei Temperaturen von 150 bis 3500C und einem Wasserstoffdruck
von 150 bis 1000 bar, das dadurch gekennzeichnet ist, daß man die Umsetzung in Gegenwart
von 0,2 bis 6 Gew.-% Oxalsäure, bezogen auf das gesamte Reaktionsgemisch, und bei
einem Molverhältnis von 2,6-Dialkylanilin zu Formaldehyd oder unter den Reaktionsbedingungen
wie Formaldehyd reagierenden Stoffen von 2,4 bis ;,7:1 bei Temperaturen
von
100 bis 1800c durchführt, das Reaktionsgemisch bei 0,1 bis 2 bar auf 185 bis 2500C
erhitzt und anschließend hydriert.
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Als 2,6-Dialkylaniline können in das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzt
werden: 2,6-Dimethylanilin, 2,6-Diethylanilin, 2,6-Diisopropylanilin, 2,6-Diisobutylanilin,
2-Methyl-6-ethylanilin, 2-Methyl-6-isopropylanilin und 2-Methyl-6-isobutylanilin.
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Bevorzugt werden 2,6-Dimethylanilin, 2,6-Diäthylanilin, 2,6-Diisopropylanilin,
2-Methyl-6-äthylanilin und 2-Methyl-6-isopropylanilin eingesetzt.
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Neben Formaldehyd kann man auch Stoffe in das erfindungsgemäße Verfahren
einsetzen, die unter den Reaktionsbedinungen Formaldehyd abgeben, wie Paraformaldehyd,
Trioxan, Polyoxymethylen oder Methylal.
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Der Formaldehyd kann als wäßrige Lösung mit einem Gehalt von 20 bis
50 Gew.-% eingesetzt werden. Bevorzugt wird eine wäßrige Lösung von Formaldehyd
mit einem Gehalt von 25 bis 35 Gew.-% oder Paraformaldehyd für das erfindungsgemäße
Verfahren verwendet.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Kondensation des Formaldehyds
oder der unter den Reaktionsbedingungen wie Formaldehyd reagierenden Stoffen mit
2,6-Dialkylanilinen der allgemeinen Formel (II) bei einem Molverhältnis von 2,6-Dialkylanilin
zu Formaldehyd oder unter den Reaktionsbedingungen wie Formaldehyd reagierenden
Stoffen von 2,4 bis 1,7:1, vor-
zugsweise 2,2 bis 1,8:1, durchgeführt.
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Die Oxalsäure wird dabei in einer Menge von 0,2 bis 6 Gew.-%, bevorzugt
0,7 bis 3 Gew.-%, bezogen auf das gesamte Reaktionsgemisch, in das erfindungsgemäße
Verfahren eingesetzt.
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Die Temperaturen bei der Kondensationsreaktion betragen etwa 100 bis
1800C, bevorzugt 130 bis 1700C.
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Die erfindungsgemäße Umsetzung wird vorzugsweise ohne Lösungsmittel
durchgeführt. Man kann jedoch auch in Gegenwart von inerten, organischen Lösungsmitteln
arbeiten.
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Zum'Beispiel kann man aromatische, araliphatische und aliphatische
Kohlenwasserstoffe einsetzen, wie Benzol, Toluol, Xylol, Ethylbenzol, Cumol, Diisopropylbenzol,
Benzine und/oder Ligroine.
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Weiterhin können aliphatische, heterocyclische und cycloaliphatische
Ether, wie Diisopropylether, Dibutylether, Dioxan, Tetrahydrofuran, Ethylenglykoldimethylether
und/oder Dicyclohexylether und aliphatische und cycloaliphatische Alkohole, wie
Methanol, Ethanol, Isopropanol, Butanol, 2-Ethylhexanol, Amylalkohol, Ethylenglykolmonomethylether
und/oder Cyclohexanol eingesetzt werden.
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Bevorzugt können aromatische und araliphatische Kohlenwasserstoffe
wie Benzol, Xylol und/oder Cumol in das erfindungsgemäße Verfahren eingesetzt werden.
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Nach Beendigung der Kondensationsreaktion wird das Reaktionsgemisch
auf 0,1 bis 2 bar, bevorzugt 0,8 bis 1,2 bar entspannt und auf Temperaturen von
185 bis 250 CC, bevorzugt 190 bis 2300C, erhitzt, wobei Wasser und Zersetzungsprodukte
der Oxalsäure sowie gegebenenfalls das Lösungsmittel aus dem Reaktionsgemisch entfernt
werden.
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Anschließend wird das rohe Kondensationsprodukt in Gegenwart eines
Ruthenium-Trägerkatalysators hydriert.
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Die Hydrierung kann in bekannter Weise analog den in der DE-OS 2 502
893 und der DE-OS 2 745 172 beschriebenen Verfahren durchgeführt werden, wobei neben
den dort beschriebenen Ruthenium-Trägerkatalysatoren auch solche Ruthenium-Katalysatoren
verwendet werden können, wie sie in Gmelins Handbuch der anorganischen Chemie, 8.
Auflage, 63 Erg.Bd., auf Seite 173 bis 175 beschrieben sind.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren wird die Hydrierung im allgemeinen
bei 150 bis 3500C, vorzugsweise
bei 200 bis 3000C, unter einem
Wasserstoffdruck von 150 bis 1000 bar, vorzugsweise 150 bis 350 bar, vorgenommen.
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In der Regel wird in Abwesenheit von Lösungsmittel hydriert. Man kann
jedoch auch inerte organische Lösungsmittel einsetzen. Geeignet sind beispielsweise
aliphatische und cycloaliphatische Kohlenwasserstoffe und aliphatische und heterocyclische
Ether. Genannt seien: Cyclohexan, Ethylcyclohexan, Diisopropylether, Dibutylether,
Dioxan und/oder Tetrahydrofuran, bevorzugt Dibutylether, Dioxan und/oder Tetrahydrofuran.
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Das erfindungsgemäße Verfahren kann sowohl kontinuierlich als auch
diskontinuierlich durchgeführt werden.
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Die Vorteile des erfindungsgemäßen Verfahrens sind vor allem in len
hohen Ausbeuten, den kurzen Reaktionszeiten und dem glatten und störungsfreien Reaktionsverlauf
zu sehen.
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Dies überrascht umsomehr, als die Umsetzung, d.h. die Kondensationsreaktion
und die anschließende Hydrierung, nicht getrennt in zwei Stufen, sondern in einem
sogenannten "Eintopfverfahren" durchgeführt wird, wobei mit Nebenreaktionen gerechnet
werden mußte.
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Weiterhin ist es außerordentlich überraschend, daß die erfindungsgemäße
Umsetzung mit Oxalsäure als Katalysator nach der Hydrierung solch hohe Ausbeuten
an 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-tetraalkyl-dicyclohexylmethanen liefert.
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Es mußte nämlich davon ausgegangen werden, daß, wie die Beispiele
2 und 3 der DE-AS 1 205 975 zeigen, die Oxalsäure die Kondensationsreaktion wesentlich
weniger günstig beeinflussen würde als Salzsäure, was mit einer Verminderung der
Ausbeute einherginge.
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Ein weiterer Vorteil des erfindungsgemäßen Verfahrens ist darin zu
sehen, daß aufwendige und verlustreiche Reinigungsoperationen vor der Hydrierung
entfallen.
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Solch apparativ aufwendige und kostspielige Reinigungsoperationen
wären aber erforderlich, wenn die Kondensation mit Mineralsäuren, wie Salzsäure,
Schwefelsäure oder Phosphorsäure, durchgeführt würde.
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Die nach dem erfindungsgemäßen Verfahren erhaltenen 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-tetraalkyl-dicyclohexylmethane
sind wertvolle Zwischenprodukte zur Herstellung von Polykondensationskunststoffen
wie Polyamiden, Polyurethanen, Polyharnstoffen und Epoxidharzen, die in der Lack-
und Beschichtungsindustrie eingesetzt werden (DE-PS 907 294).
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Die genannten Diamine eignen sich besonders als Härter oder Vernetzer
für Epoxidharze und blockierte oder nicht blockierte NCO-Prepolymere, wobei die
letzteren zur Direkt- oder Umkehrbeschichtung von textilen Flächengebilden, wie
Geweben, Gewirken, Vliesen, verwendet werden.
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Die nachfolgenden Beispiele sollen das erfindungsgemäße Verfahren
verdeutlichen, ohne es jedoch auf diese Beispiele einzuschränken.
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Beispiel 1 Ein Gemisch aus 484 g (4,0 Mol) 2,6-Dimethylanilin, 176
g (2,05 Mol) 35 %iges Formalin und 10 g (1,5 Gew.-a) Oxalsäure wird in einem Autoklaven
nach Verdrängung der Luft mit Stickstoff unter seinem Eigendruck 5 Stunden bei 150
bis 1600C gerührt. Danach wird der Druck im Autoklaven allmählich vermindert und
gleichzeitig die Temperatur innerhalb 60 Minuten auf 2100C erhöht, wobei Wasser
aus dem Reaktionsgemisch abdestilliert. Die Temperatur wird 2 Stunden auf 2100C
gehalten. Nach Spülen des Autoklaven mit Wasserstoff wird eine Suspension von 10
g (ca. 2 Gew.-%) eines Rutheniumkatalysators (1 % Ruthenium auf Cr-bln-Oxid-Träger)
in 30 g 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-Tetramethyldicyclohexylmethan in den Autoklaven gepumpt
und unter einem Wasserstoffdruck von 220 bis 250 bar bei Temperaturen von 220 bis
2500C 6 Stunden lang hydriert. Die nach Abfiltrieren des Katalysators durchgeführte
Destillation ergibt, abzüglich der zusammen mit dem Ru-Katalysator eingesetzten
Substanzmenge, 500 g (94 % der Theorie) 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-tetramethyldicyclohexylmethan.
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Beispiel 2 Ein Gemisch aus 540 g (4,0 Mol) 2-Methyl-6-ethylanilin,
180 g (2,10 Mol) 35 %iges Formalin und 10 g (ca. 1,5 Gew.-%) Oxalsäure wird analog
Beispiel 1 behandelt. Nach Aufarbeitung erhält man 4,4'-Diamino-3,3'-dimethyl-5,5'-diethyl-dicyclo-hexylmethan
in einer Ausbeute von 560 g (95 % der Theorie).
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Beispiel 3 Ein Gemisch aus 300 g (2,01 Mol) 2,6-Diethylanilin, 106
g (1,06 Mol) technisches 30 %iges Formalin und 7,0 g (1,5 Gew.-%) Oxalsäure wird
4 Stunden bei 160 bis 1700C unter Stickstoff in einem 1 1 Autoklaven gerührt, entspannt
und innerhalb einer Stunde von 160 auf 2200C gebracht, wobei Wasserdampf und Abgase
entweichen. Die Temperatur wird noch 1 Stunde bei 2200C gehalten. Nach Spülen des
Autoklaven mit Wasserstoff und Zusatz von 3,12 g (1 Gew.-%) Ruthenium-Katalysator
(1 % Ruthenium auf Cr-Mn-Oxid-Träger) wird 8 Stunden bei 260 bis 270 bar Wasserstoffdruck
und 240 bis 2600C nydriert.
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Man erhält 302 g (93 % der Theorie) an 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-tetraethyl-dicyclohexylmethan.
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Beispiel 4 Es wird analog Beispiel 3 gearbeitet, wobei statt Formalin
31,8 g (1,06 Mol) Paraformaldehyd eingesetzt werden. Die Hydrierung ist nach 5 bis
6 Stunden beendet.
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Die Ausbeute beträgt 311 g (96 % der Theorie) an 4,4'-Diamino-3,3',5,5'-tetraethyl-dicyclohexylmethan.
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Die Reinheiten der nach den Beispielen 1 bis 4 erhaltenen 4,4'-Diamino-3,3',
5,5'-tetraalkyl-dicyclohexylmethane betragen i 99 %.