DE2457053B2 - Verfahren zur weinsteinstabilisierung - Google Patents
Verfahren zur weinsteinstabilisierungInfo
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Description
'5
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Weinsteinstabilisierung von Wein, Traubenmost und -saft durch
die kontrollierte Senkung des Kaliumgehaltes dieser Getränke innerhalb bestimmter Grenzen -mit Hilfe der
Elektrodialyse. Weinstein oder Kaliumbitartrat ist das zweibasige Kaiiumsalz der Weinsäure. Seine Bestandteile
sind bereits in der reifen Weintraube vorhanden. Unter Weinsteinstabilisierung von Wein, Most oder
Traubensaft versteht man eine Behandlung dieser Produkte, derzufolge der schlecht lösliche Weinstein
in Lösung bleibt und nicht zu einem ungewünschten Zeitpunkt ausfällt.
Insbesondere bei früh abgefüllten Weinen kommt es leicht zu einer späteren Ausscheidung von Weinstein
in der Flasche. Die Verbraucher lehnen Weine mit solchen kristallinen Ausscheidungen im allgemeinen
ab, obwohl sie ernährungsphysiologisch und gesundheitlich unschädlich sind. Kritisch ist die Weinsteinausscheidung
beim Schaumwein, bei dessen Zweitgärung die damit verbundene Zunahme des Alkoholgehaltes
die Löslichkeit des Weinsteins verringert. Ausgefallene Weinsteinkristalle wirken in diesem Fall
beim Öffnen der Flasche als Keimstellen für eine plötzliche Entbindung des Kohlendioxids und führen
dadurch zu einem starken Überschäumen des Flascheninhalts. Ähnlich wie bei Wein und Sekt treten
Weinsteinausscheidungen auch in Traubenmost und Traubensaft auf. Hier sind sie besonders kritisch, wenn
durch Eindampfen ein Traubenkonzentrat hergestellt wird und der Weinstein auf der Heizfläche des Verdampfers
auskristallisiert. In allen diesen Fällen ist es erforderlich, das Produkt durch die gezielte Entfernung
des über die Löslichkeitsgrenze hinausgehenden Anteils des Weinsteins oder eines Teils
seiner Komponenten gegen einen späteren, unerwünschten Weinsteinausfall zu stabilisieren.
Wesentliche Einflußgrößen auf die Löslichkeit des Weinsteins im Gleichgewichtszustand sind die Temperatur,
der Alkoholgehalt und der pH-Wert bzw. das Zusammenwirken der Gehalte an Kalium, 5s
Kalzium, Weinsaure und anderen organischen Säuren im Wein. Um die Einflußgrößen im einzelnen zu erfassen,
hat man verschiedentlich Modellösungen untersucht. Einige Versuchsergebnisse werden anhand der
folgenden Bilder wiedergegeben. (>o
Bild 1 zeigt den maximal in Lösung befindlichen Weinstein in Abhängigkeit von der Temperatur. Die
Kurven zeigen die starke Abnahme der Löslichkeit mit sinkender Temperatur und außerdem mit zunehmendem
Alkoholgehalt, der mit 8, 10 und 12% der Parameter der drei Kurven ist. Die verringerte Löslichkeit
bei höherem Alkoholgehalt ist insbesondere bei der Sektherstellung störend, da hierdurch der eventuell
schon stabile Grundwein bei der Nachgärung wieder instabil werden kann.
Bild 2 gibt die im Lösungsgleichgewicht stehenden
Weinsäure- und Kaliumgehalte bei verschiedenen pH-Werten
wieder, die jeweils konstante Parameter der drei dargestellten Kurven sind. Die Kurven für einen
Alkoholgehalt von 10% und eine Temperatur von -50C Das Bild läßt erkennen, daß die Weinstein-Inslichkeit
mit zunehmendem ph-Wert geringer wird h7w daß der Weinstein um so besser in Lösung bleibt,
ie saurer der Wein ist Aufgrund des pH-Einflusses kann auch beim Vermischen zweier an sich weinstein-%abiler
Weine infolge der auftretenden Änderung des ph-Wertes erneut Weinstein ausfallen
Die in den Bildern 1 und 2 dargestellten Losungsglcichgewichte
gelten für ideale Modelllösungen. In dem als Naturprodukt vorliegenden Wem bzw.
Traubenmost oder -saft wird die Einstellung dieser Gleichgewichte jedoch durch polymere und kolloide
Substanzen, insbesondere durch kondensierte PoIyphenole
behindert Diese Stoffe verzögern die Kristallisation des Weinsteins, der dadurch häufig auch bei
Gehalten oberhalb dieser Gleichgewichtskonzentrationer,
metastabil gelöst bleibt und schließlich nach unkontrollierbaren Zeiten doch ausfällt. Verschiedene
bekannte Verfahren der Weinsteinstabilisierung bestehen
darin, die Konzentration des Weinsteins oder seiner Komponenten gezielt unter die theoretische
Löslichkeitsgrenze zu verringern, um dadurch die unkontrollierte, spätere Kristallisation zu vermeiden.
Das älteste Verfahren der Weinsteinstabilisierung ist die Kühlung des Weinstein-unstabilen Getränks auf
Temperaturen nahe seinem Gefrierpunkt, bei denen das Getränk dann mehrer Tage unter Rühren oder
Umpumpen in einem Tank gehallen wird. Bei genügend langer Kühldauer fällt im allgemeinen ein Teil
des Weinsteins aus. Wegen der erwähnten inhibierenden Wirkung der polymeren Inhaltsstoffe ist das Verfahren
jedoch unsicher.
Eine weitere Möglichkeit stellt die Anwendung von Ionenaustauschern dar. Bei der Verwendung von Anionenaustauschern
wird die Weinsäure entfernt, während das Kalium in Lösung bleibt. Hiermit ist gleichzeitig
eine Entsäuerung verbunden. Im Gegensatz zu den Anionenaustauschern entziehen Kationenaustauscher
mehr oder weniger gezielt das Kalium. Wendet man hierbei die reine Wasserstoff-Form an, so wird
durch den H'-Ionenaustausch der pH-Wert gesenkt und der Wein saurer. Daher setzt man Mischionenaustauschei
ein die teils in der Wasserstoff- und teils in dei Natrium-Form vorliegen. Dadurch vermeidet man die
Schwierigkeiten, die bei der Verwendung der reinen Na4-Form auftreten können. Unterhalb eines pH-Wertes
von ca. 3,5 kann der reine Na+-Ionenaustausdi
zu einer Erhöhung des pH-Wertes und zu einei Gc schmacksverschlechterung führen.
Als viertes Verfahren zur Weinsteinstabilisierung ist die Elektrodialyse zu nennen. Mit Hilfe dieses
physikalischen Verfahrens können Ionen unter dei Wirkung eines elektrischen Feldes aus Lösungen ent
fernt werden. Die Wirkungsweise dieses an sich be kannten Membranverfahren wird anhand des in
Bild 3 wiedergegebenen Schemas erläutert. In einerr Membranpaket sind zwischen zwei als Kathode unc
Anode dienende Elektroden abwechselnd anionen und Kationenselektive Membranen angeordnet, di<
durch besondere Abstandshalter voneinander getrenn sind. Beim Auslegen einer elektrischen Spannung at
die Elektroden beginnen die zwischen den Membranen in Lösung befindlichen Ionen zu wandern, und zwar
die positiv geladenen Kationen in Richtung der negativen Kathode und die negativ geladenen Anionen
in Richtung der positiven Anode. Di<» kationenselektiven
Membranen lassen nur Kationen hindurch und halten Antonen zurück, durch die anionenselektiven
Membranen können umgekehrt nur die Anionen hindurchwandem, nicht jedoch die Kationen.
Durch die besondere Gestaltung der Abstandshalter können (Hs kammerartigen Zwischenräume zwischen
den Membranen und den Elektroden koontinuierlich von Flüssigkeiten durchströmt werden. Die nebeneinander
angeordneten Kammern werden abwechselnd von dem zu behandelnden Produkt und von einer
Spulflüssigkeit durchströmt, wobei die Kationen und Anionen infolge des angelegten elektrischen Feldes
in der angegebenen Weise durch die Membranen aus den Produktkammern in die benachbarten Spülkammern
wandern. In diesen reichern sich beide Ionenarten an, da sie von der jeweils folgenden anionen-
oder kationenselektiven Membran der nächsten Produktkammer zurückgehalten werden und nicht weiter
in Richtung der Elektroden wandern können. Die Produktkammern verarmen dadurch an den gelösten
bzw. in Ionen dissoziierten Stoffen.
Im Wein liegt der gelöste Weinstein weitgehend dissoziiert in Form positiver Kalium- und negativer
Tartrationen vor. Bei der Weinsteinstabilisierung mit Hilfe der Elektrodialyse wandern diese Ionen entsprechend
dem beschriebenen Prinzip aus dem Getränk in die benachbarten Spülkammern und werden
mit der Spülfiüssigkeit abgeführt. Aufgrund unterschiedlicher Wanderungsgeschwindigkeiten der Ionen
wird hierbei von den positiven Kationen das leicht bewegliche Kaliumion bevorzugt aus dem Wein entfernt
Der negative Ladungstransport verteilt sich dagegen gleichmäßiger auf die verschiedenen Anionen
Tartrat, Sulfat usw.).
Die bei den verschiedenen beschriebenen Verfahren auftretenden Konzentrationsänderungen von Kalium
und Weinsäure sind im Bild 4 dargestellt. Hierin ist nochmals die Weinstein-Löslichkeit in einem
Modellwein mit 10% Alkohol aufgetragen. Die Kurven geben das Löslichkeitsprodukt von Kalium und Weinsäure
für verschiedene Temperaturen wieder. Bei Kalium-Weinsäure-Gehalten oberhalb der Kurven ist
der Wein bei den angegebenen Temperaturen weinsteinstabil, bei Zusammensetzungen unterhalb der
Kurven fällt theoretisch Weinstein aus.
Es wird ein Wein mit ursprünglich 830 mg/1 Kalium und 2200 mg/1 Weinsäure betrachtet, dessen Zusammensetzung
als Ausgangspunkt der verschiedenen Behandlungen im Bild 4 eingetragen ist. Die Konzentrationsänderung
α gilt Tür den reinen Kationenaustausch, bei dem die Kalium-Ionen gegen Wasserstoff-
und Natrium-Ionen ausgetauscht werden. Der Weinsäuregehalt bleibt hierbei konstant. Im Gegensatz
dazu bleibt beim reinen Anionenaustausch, Gerade d, der Kaliumgehalt konstant, wänrend die
Weinsäure entzogen wird. Bei der Kühlung, Gerade c, fallen Weinsäure und Kalium gleichzeitig als unlöslicher
Weinstein aus. Ihre Mengen stehen daher im stöchiomeirischen Verhältnis, d.h.,auf Ig Kalium
entfallen ca. 3,84 g Weinsäure entsprechend der Zusammensetzung des Kaliumbitartrats. Als Gerade Ό
schließlich ist die Konzentrationsänderung bei einer Rp.hanrilune mit Hilfe der Elektrodialyse eingetragen.
Gegenüber der Kühlung wird hierbei der Weinsäuregehalt bei gleichem Kalium sntzug etwas weniger verringert,
da sich die dem K+-Kationentransport entsprechende Anionenwanderung in der beschriebenen
Weise neben der Weinsäure auch auf andere Anionen erstreckt
Von diesen verschiedenen Stabilisierungsmöglichkeiten scheiden indes der Kationen- und der Anionenaustausch
als kellertechnische Verfahren aus, da der
ίο Gesetzgeber die Anwendung von Ionenaustauschern
zur Behandlung von Getränken generell verbietet Lediglich für die Sektindustrie besteht zur Zeit noch
eine befristete Ausnahmegenehmigung für den Kationenaustausch, die jedoch ebenfalls in absehbarer
Zeit aufgehoben wird. Gegen die Ionenaustauscher werden insbesondere beim Anionenaustausch die
Möglichkeit der Fälschung angeführt, weiterhin der Einwand, den Getränken würde ihre Naturbelassenheit
genommen, und schließlich das Argument, die als Trägersubstanz verwendeten Kunstharze könnten
toxische Stoffe, beispielsweise restliche Monomere abgeben, die krebsfördernd wirken könnten. Aufgrund
dieses Verbots können von den beschriebenen Verfahren zur Weinsteinstabilisierung nur die Kältestabilisierung
und die Elektrodialyse tatsächlich angewendet werden.
Wohl ist aus verschiedenen früheren Veröffentlichungen über die Anwendung der Elektrodialyse
insbesondere zur Entsäuerung von Wein bekannt, daß hierdurch auch der Weinsteingehalt verringert werden
kann. Ein Verfahren zur Weinsteinstabilisierung mit Hilfe der Elektrodialyse unter besonderen Bedingungen
für die Spülfiüssigkeit wurde indes erst kürzlich entwickelt (DT-OS 22 38 812). Hierbei ergaben
umfangreiche gezielte Versuche, daß die gewünschte Stabilität bereits bei geringeren Änderungen des
Kaliumgehaltes erzielt wird als beim Kühlverfahren bzw. als es die theoretischen Löslichkeitskurven erwarten
lassen. Offensichtlich bleibt der restliche Weinstein bereits bei einer verhältnismäßig geringen Störung
des bis zum Behandlungszcitpunkt in natürlicher Weise eingestellten Weinsteingehaltes durch den nichtstöchiometrischen
Entzug von Kalium und Weinsäure stabil in Lösung. Im Gegensatz dazu ist bei dem
stöchiometrischen Entzug von Kalium und Weinsäure in Form des bei der Kühlung auskristallisierenden
Weinsteins für die gewünschte Stabilisierung ein größerer Kalium- bzw. Weinsäure-Entzug erforderlich.
Dieses unerwartete, nicht vorauszusehende Ergebnis der umfangreichen Untersuchungen wird anhand der
Tabelle 1 bis 4 im folgenden näher erläutert.
Die Tabelle enthalten die Analysen von Weinen verschiedener Qualitätsstufen, von denen zum Zwecke
der Weinsteinstabilisierung jeweils zwei Proben im technischen Maßstab vergleichsweise einer Kälte- und
einer Elektrodialyse-Behandlung unterzogen wurden. Zur Kaltestabilisierung wurden die Weine in üblicher
Weise 5 Tage auf einer Temperatur von -S0C gehalten. Bei der Elektrodialyse wurde ein Membran-
(10 paket mit insgesamt 50 anionen- und Kationenselektiven
Membranen von jeweils 0,1 m2 wirksamer Fläche verwandt. An die Elektroden wurde eine Spannung
von 120 V angelegt. Je Zelle, bestehend aus einei Produkt- und einer Spülkammer, stand somit ein«
mittlere Potentialdifferenz von rund 2,4 V zur Ver
fügung. Die mittlere Feldstärke zwischen den Elek
troden betrug 1,5 V/cm. Unter diesen Bedingunger stellten sich bei den untersuchten Weinen Ström«
zwischen 9 und H A ein. Hierbei wurden den Weinen im Mittel 140 bis 170 g/h Kalium entzogen. Die insgesamt
entzogene Menge kann durch die Wahl der Spannung und die Behandlungsdauer festgelegt
werden. Diese kontrollierbare Konzentrationsänderung bedeutet einen großen Vorteil der Elektrodialyse
gegenüber der unsicheren Kältestabilisierung.
Die Stabilität der behandelten Weine wurde durch einen bewährten, leicht reproduzierbaren Kühltest geprüft.
Bei diesem Test werden 100 ml des zu prüfenden Weines mit 1 ml Äthanol (96%) versetzt und mindestens
10 Tage in einer Kühltruhe bei -5°C gelagert. Weist eine Probe nach diesem Test kristalline Ausscheidungen
bzw. auch nur eine schleierförmige Trübung auf, so wird die Probe als instabil bezeichnet,
anderenfalls als stabil.
Die Zusammensetzung der unbehandelten und behandelten Weine sowie ein Vermerk über den Erfolg
der Behandlung sind in den Tabellen 1 bis 4 angegeben. Von den vier angeführten Weinen konnten
nur zwei mit Hilfe der Kühlung stabilisiert werden, dagegen alle mit Hilfe der Elektrodialyse. Bei den
gekühlten, jedoch instabilen Weinen war durch die Kältebehandlung praktisch kein Weinstein ausgefallen.
Der über das Gleichgewicht hinaus gelöste Weinstein blieb vielmehr während der Behandlung in Lösung
und fiel erst bei dem Stabilitätstest aus. Bei den beiden durch Kühlung stabilisierten Weinen waren dagegen
ca. 300 und 400 mg/1 Kalium und die äquivalenten Mengen an Weinsäure ausgefallen. Diese Mengen
entsprachen etwa den zur Einstellung des temperaturabhängigen Gleichgewichts gemäß Bild 4 erforderlichen
Konzentrationsänderungen. Diese Ergebnisse bestätigen einmal die Unzuverlässigkeit des Kühlverfahrens
aufgrund der inhibierenden Wirkung polymerer Weininhaltsstoffe, zum anderen lassen sie erkennen,
daß sich bei erfolgreicher Kältestabilisierung die Weinsteinkonzentration etwa entsprechend den
theoretischen Löslichkeitskurven ändert.
Im Gegensatz zur Kühlung reicht bei der Elektrodialyse eine weitaus geringere Änderung der Kaliumkonzentration
zur Stabilisierung aus. In den hier angeführten Beispielen wurden zwischen 106 und
156 mg/1 Kalium entzogen. Die gleichzeitige Weinsäureabnahme lag weit unter den stöchiometrischen
Werten und betrug etwa 200 bis 300 mg/1. Diese Werte
wurden in einer großen Anzahl weiterer Versuche bestätigt.
Da neben der verhältnismäßig geringen Kaliumabnahme auch die restlichen Inhaltstoffe des Weines
praktisch erhalten bleiben, stellt die kontrollierbare,
ίο nichtstöchiometrische Verringerung des Kalium- und
Weinsäuregehalts mit Hilfe der Elektrodialyse zur Weinsteinstabilisierung einen wesentlichen Fortschritt
der Kellertechnik dar. Hierfür sprechen auch außerdem durchgeführte sensorische Prüfungen, die bei den genannten
geringen Konzentrationsänderungen keine Beeinflussung der Produktqualität ergaben.
Zusammenfassend kann der überraschende EtTekt geltend gemacht werden, daß es mit Hilfe der Elektrodialyse
möglich ist, zum Stabilisieren von Weinstein unterhalb der empirisch und rechnerisch ermittelten
Werte zu bleiben, die nach den üblichen Methoden erforderlich sind, wobei auf die Arbeit von G. M a i e r
»Die Löslichkeit des Weinsteins im Wein und die Behandlung der Weine«, Dissertation Univ. Frankfurt.
Mai 1961, verwiesen wird.
Entgegen der herschenden wissenschaftlichen Meinung hängt die Weinsteinausscheidung nicht nur vom
Alkoholgehalt, dem pH-Wert, der Temperatur und der Konzentration an K- und Tartrationen ab, sondern
auch vom Gehalt der Weine an polymeren Substanzen.
Es ist daher als überraschend anzusehen, daß diese
bekannten Gesetzmäßigkeiten, nach denen erhebliche
Mengen von K- und Tartrationen aus den Weinen entfernt werden müssen, beim Arbeiten mit der Elektrodialyse
nicht eingehalten zu werden brauchen, wenn das Verfahren zum Weinsteinstabilisieren von Wein.
Traubenmost und -saft unter Anwendung der Elektrodialyse in der Weise durchgeführt wird, daß Kalium
und Weinsäure im Verhältnis von 1:1,6 bis 1 :2,2
entzogen werden und die Erniedrigung der Kaliumkonzentration zwischen 106 und 156 mg/1 beträgt
1973 RieslingX Silvaner, Qualitätswein
Bestandteil
Ausgangswein
Behandelter Wein
Kühlung Elektrodialyse
Kühlung Elektrodialyse
Spez. Gewicht
Alkohol g/l
Alkohol (Grad)
Invertzucker (g/l)
Zuckerfir. Extrakt {g/l)
Titrierbare Säure (g/I)
pH-Wert
Weinsäure (g/l)
Milchsäure (g/l)
Apfelsäure (g/l)
Flüchtige Säure (g/l)
Asche (g/3)
Alkohol g/l
Alkohol (Grad)
Invertzucker (g/l)
Zuckerfir. Extrakt {g/l)
Titrierbare Säure (g/I)
pH-Wert
Weinsäure (g/l)
Milchsäure (g/l)
Apfelsäure (g/l)
Flüchtige Säure (g/l)
Asche (g/3)
Alkalität der A<"-he (rnVal/I)
Altadiiätszahl
Phosphat (P2O5) (mg/1)
Sulfat (K2SO4) (g/l)
Altadiiätszahl
Phosphat (P2O5) (mg/1)
Sulfat (K2SO4) (g/l)
0,9958
10,10
22,65
0,9958 | 0,9952 |
80,4 | 80,4 |
10,18 | 10,18 |
0,55 | 0,55 |
22,35 | 21,65 |
4,2 | 4,2 |
3,7 | 3,7 |
1,5 | 1,4 |
2^ | 22 |
0,9 | 0,9 |
0,20 | 0,2 |
3,10 | 2,98 |
33,2 | 29,6 |
10,7 | 9,9 |
325 | 301 |
0,49 | 0,43 |
Fortsetzung | Ausgangswcin | Behandelter | Wein |
IJesuuiilieil | Kühlung | Elektrodialyse | |
30,0 | 36,0 | 20,0 | |
Freie SO2 (mg/1) | 132,0 | 132,0 | 108,0 |
Gesamte SO2 (mg/1) | 5,9 | 5,8 | 5,8 |
Glycerin (g/l) | 22 | 19 | 23 |
Natrium (mg/1) | 1504 | 1484 | 1380 |
Kalium (mg/1) | 87 | 86 | 85 |
Calcium (mg/1) | + | ||
Stabil (+) | — | — | |
Instabil (-) | |||
Tabelle 2 | |||
1973 Ruländer, Kabinett | Ausgangswein | Behandelter | Wein |
Bestandteil | Kühlung | Elektrodialyse | |
1,0010 | 1,0008 | 1,0006 | |
Spez. Gewicht | 84,5 | 84,5 | 84,5 |
Alkohol (g/l) | 10,70 | 10,70 | 10,70 |
Alkohol (Grad) | 10,3 | 10,2 | 10,8 |
Invertzucker (g/l) | 28,5 | 27,1 | 27,0 |
Zuckerfreier Extrakt (g/l) | 6,6 | 6,3 | 6,6 |
Tilnerbare Säure (g/l) | 3,6 | 3,6 | 3,5 |
pH-Wert | 1,4 | 0,5 | 1,2 |
Weinsäure (g/l) | 0,8 | 0,9 | 0,8 |
Milchsäure (g/l) | 2,9 | 3,0 | 2,9 |
Apfelsäure (g/l) | 0,2 | 0,2 | 0,2 |
Flüchtige Säure (g/l) | 3,10 | 2,78 | 2,90 |
Asche (g/l) | 34,4 | 30,4 | 31,3 |
Alk'aHtät der Asche (mVal/1) | H,l | 10,9 | 10,8 |
Alkalitätzahl | 207 | 204 | 204 |
Phosphat (P2O5) (mg/1) | 0,43 | 0,50 | 0.40 |
Sulfat (K2SO4) (mg/1) | 73,0 | 56,0 | 57,0 |
Freie SO2 (mg/1) | 258,0 | 262,0 | 239,0 |
Gesamte SO2 (mg/1) | 9,3 | 9,3 | 9,2 |
Glycerin (g/l) | 17 | 19 | 18 |
Natrium (mg/1) | 1504 | 1200 | 1398 |
Kalium (mg/1) | 105 | 104 | 103 |
Calcium (mg/1) | + | + | |
Stabil (+) | — | ||
Instabil (-) | |||
Spez. Gewicht Alkohol <g/l) Alkohol (Grad) Invertzucker (g/l)
Zuckerfr. Extrakt (g/l) Titrierbare Säure (g/l)
pH-Wert
0,9990
85,8
10,87
9,5
24,6
4,1
3,8
Behandelter Wein Kühlung Elektrodialyse
0,9988 | 0,9989 |
87,2 | 87,8 |
11,05 | 11,13 |
9,3 | 10,0 |
25,3 | 24,6 |
4,1 | 4,0 |
3,8 | 3,8 |
Fortsetzung
Bestandteil
Weinsäure (g/l) Milchsäure (g/l) Apfelsäure (g/l) Flüchtige Säure (g/l)
Asche (g/l) Alkalität der Asche (mVal/1) Alkalitätszahl Phosphat (P2O5) (mg/1)
Sulfat (K2SO4) (g/l) Freie SO2 (mg/1)
Gesamte SO2 (mg/1) Glycerin (g/l) Natrium (mg/1) Kalium (mg/1)
Calcium (mg/1)
Stabil (+)
Instabil (-)
Instabil (-)
1973 Sektgrundwein
Bestandteil
Alkohol (g/l) Gesamtextrakt (g/l) Titrierbare Säure (g/l) pH-Wert
Weinsäure (g/l) Milchsäure (g/l) Apfelsäure (g/l) Asche (g/l) Alkalität der Asche (ml/1) Phosphat (P2O5) (mg/1) Sulfat (K2SO4) (g/l) Freie SO2 (mg/1) Gesamte SO2 (mg/1) Natrium (mg/1) Kalium (mg/1) Calcium (mg/1)
Weinsäure (g/l) Milchsäure (g/l) Apfelsäure (g/l) Asche (g/l) Alkalität der Asche (ml/1) Phosphat (P2O5) (mg/1) Sulfat (K2SO4) (g/l) Freie SO2 (mg/1) Gesamte SO2 (mg/1) Natrium (mg/1) Kalium (mg/1) Calcium (mg/1)
Stabile+)
Instabil (-) Aiisgiingswcin
Instabil (-) Aiisgiingswcin
Behandelter Wein Kühlung l£lekirodinlyse
178,0
1437
1,4 | 1,2 |
1,8 | 1,7 |
0,7 | 0,8 |
0,3 | 0,3 |
3,11 | 2,97 |
32,4 | 30,4 |
10,4 | 10,2 |
264 | 253 |
0,50 | 0,47 |
77,0 | 65,0 |
174,0 | 160,0 |
9,0 | 8,7 |
18 | i9 |
1415 | 1301 |
88 | 89 |
Ausgangswein
Behandelter Wein Kühlung Elektrodialyse
75,0 | 74,6 |
15,6 · | 17,5 |
7,0 | 7,5 |
3,2 | 3,25 |
1,6 | 2,9 |
3,3 | 2,9 |
0,04 | 0,04 |
1,07 | 1,34 |
17,3 | 20,5 |
66 | 64 |
279 | 227 |
7 | 6 |
52 | 39 |
16 | 13 |
305 | 534 |
83 | 67 |
Hierai 4 BIaJt Zeichnungen
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zum Weinsteinstabilisieren von Wein, f !Traubenmost und -saft unter Anwendung der fs Elektrodialyse, dadurch gekennzeichnet, 1 daß Weinsäure und Kalium im Verhältnis von 1,6 : 1 bis 2,2 :1 entzogen werden und die Ernied- :„ rigung der Kaliumkonzentration zwischen 106 und * 156 rag/l beträgt
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19742457053 DE2457053B2 (de) | 1974-12-03 | 1974-12-03 | Verfahren zur weinsteinstabilisierung |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE19742457053 DE2457053B2 (de) | 1974-12-03 | 1974-12-03 | Verfahren zur weinsteinstabilisierung |
Publications (2)
Publication Number | Publication Date |
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DE2457053A1 DE2457053A1 (de) | 1976-06-10 |
DE2457053B2 true DE2457053B2 (de) | 1977-04-21 |
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ID=5932351
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
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Families Citing this family (1)
Publication number | Priority date | Publication date | Assignee | Title |
---|---|---|---|---|
PT103595B (pt) * | 2006-10-24 | 2007-07-10 | Inst Superior Tecnico | Processo integrado para concentração e rectificação simultânea de mosto de uva por nanofiltração e electrodiálise |
-
1974
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Also Published As
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BHV | Refusal |