DE2435344C2 - - Google Patents
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Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Herstellung von
Cyanpyridinen durch Umsetzung von Alkylpyridinen mit Sauerstoff oder
Luft und Ammoniak in der Gasphase in Gegenwart eines Katalysators.
Es ist bekannt, durch Umsetzung von alkylsubstituierten Pyridinen
mit Ammoniak und Sauerstoff bei erhöhten Temperaturen in der Gasphase
mit Hilfe von Katalysatoren die entsprechenden Cyanpyridine
herzustellen.
Dabei wurden die verschiedensten Katalysatoren eingesetzt. So
wurde in der US-Patentschrift 25 10 605 ein vanadin-molybdän-
phosphoroxydhaltiger Katalysator verwendet und die Ammonoxydation bei
400-500°C durchgeführt. Die Ausbeuten und Selektivität sind
jedoch schlecht. Nach dem Verfahren der US-Patentschrift 25 92 123
wird mit einem Molybdänoxydkatalysator bei Temperaturen von über
410°C gearbeitet. Neben dem Nachteil von schlechten Ausbeuten
verliert auch der Katalysator schnell seine Aktivität und muß
reaktiviert werden. Beim Verfahren der US-Patentschrift 28 39 535
wird ein spezieller Vanadinoxydkatalysator, der auf vorbehandeltes
Al₂O₃ aufgebracht wird, eingesetzt. Dabei ist es von äußerster
Wichtigkeit, daß das Al₂O₃ bei Temperaturen von 1150-
1400°C vorbehandelt wird, ansonsten schlechte Ausbeuten resultieren.
Über diesem Nachteil steht ein weiterer Nachteil darin,
daß der Katalysator im Laufe der Zeit inaktiv wird und regeneriert
werden muß.
Nach der US-Patentschrift 32 97 587 wird die Ammonoxydation unter
Verwendung von mit Verbindungen der Metalle Wismut, Molybdän,
Vanadin, Eisen oder Kobalt aktivierten Borphosphat-Katalysatoren
durchgeführt. Auch dieses Verfahren konnte nicht befriedigen, da
diese Katalysatoren teilweise während der Reaktion in Borsäure
und Phosphorsäure gespalten werden. Gemäß DOS 17 70 841 werden
schließlich mit Molybdän, Wismut, Vanadin, Eisen oder Kobalt
aktivierte Zinnphosphat-Katalysatoren eingesetzt. Der Nachteil
dieses Verfahrens besteht einerseits darin, daß diese speziellen
Katalysatoren erst hergestellt werden müssen, andererseits darin,
daß bei den hier angewendeten Temperaturen von 300-700°C bereits
Zersetzungserscheinungen auftreten.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, Cyanpyridine mit hoher
Reinheit und Selektivität ohne große Ammoniakverluste herzustellen.
Dabei soll der verwendete Katalysator in einfacher, gut
reproduzierbarer Weise herstellbar und ohne der Notwendigkeit der
Reaktivierung seine Aktivität unbegrenzt beibehalten.
Gegenstand der Erfindung ist ein Verfahren zur Herstellung von
Cyanpyridinen durch Umsetzung von Mono-C₁-C₄-alkyl-pyridinen mit
Luft und Ammoniak in der Gasphase mit einem V₂O₅-Katalysator, das
dadurch gekennzeichnet ist, daß man
- a) als Katalysator V₂O₅ mit einer Reinheit von 99,6%, mit einer Korngröße von 50 bis 500 µm und einer spezifischen Oberfläche bis zu 10 m²/g verwendet,
- b) die Reaktion bei Temperaturen ausführt, die sich nach der Gleichung T = S·m+b berechnet, wobei T die Reaktionstemperatur in °C, S die spezifische Oberfläche in m²/g, m ein Faktor von -4 bis -6 und b eine Zahl von 320 bis 322 bedeutet,
- c) eine Kontaktzeit des Reaktionsgases mit dem Katalysator von 0,5 bis 5 sec einhält,
- d) ein Molverhältnis Luft zu Alkylpyridin von 80 : 1 bis 300 : 1 und
- e) ein Molverhältnis von Ammoniak zu Alkylpyridin von 3,5 : 1 bis 12 : 1 anwendet.
Die nach dem Verfahren der Erfindung zur Anwendung kommenden
V₂O₅-Katalysatoren sind im Handel erhältlich und benötigen
keine weitere Vorbehandlung. Die Korngröße der V₂O₅-
Katalysatoren beträgt vorzugsweise 100-200 µm.
Der Katalysator kann auch beispielsweise durch thermische
Behandlung von NH₄VO₃ in einer Sauerstoffatmosphäre hergestellt
werden, wie es beispielsweise in Ullmann's Enzyklopädie
(3. Aufl., 1967, Bd. 18, Seite 60) beschrieben
ist.
Ein weiterer Vorteil besteht darin, daß die Katalysatoren
sich bei den Reaktionsbedingungen selbst regenerieren,
also keinerlei Desaktivierung erleiden.
Als Alkylpyridine werden vorzugsweise die Methylpyridine
verwendet.
Die erfindungsgemäße Umsetzung von alkylsubstituierten Pyridinen
mit Ammoniak und molekularem Sauerstoff zu Cyanpyridinen wird
zweckmäßig im Fließbett durchgeführt. Allenfalls kann der
Katalysator auch fest im Reaktionsraum angeordnet werden. Es müssen
dazu aber die Reaktionsbedingungen den neuen Umständen angepaßt
werden. Der Katalysator besitzt schon zu Beginn der Laufzeit
seine volle Aktivität, die unverändert gut erhalten bleibt. Eine
Reaktivierung des Katalysators ist nicht notwendig.
Das molare Verhältnis von Luft zu Alkylpyridin beträgt vorzugsweise
von 100 : 1 bis 280 : 1, insbesondere von 150 : 1 bis 260 : 1.
Das molare Verhältnis von Ammoniak zu Alkylpyridin beträgt
vorzugsweise 4 : 1 bis 9 : 1. Der einzusetzende
Überschuß und das nicht umgesetzte Ammoniak wird im Kreislauf
geführt und erneut der Reaktion zugeführt. Die entstehenden
Verluste an Ammoniak sind äußerst klein, da die zur Anwendung
kommenden Temperaturen so niedrig sind, daß praktisch keine Oxydation
des Ammoniaks stattfindet.
Bei der Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens betragen
die Kontaktzeiten 0,5 bis 5 sec, zweckmäßig 1,0 bis 2,0 sec. Die
Kontaktzeit wird definiert als die Zeit, die theoretisch ein Molekül
des Reaktionsgases für einen Durchgang durch die Katalytschicht
benötigt.
Die erfindungsgemäß herstellbaren Cyanpyridine stellen wertvolle
Ausgangssubstanzen für die Synthese von Nicotinsäure- bzw.
Isonicotinsäurederivaten dar, die ihrerseits als pharmazeutische
Produkte und Viehfutterzusätze Verwendung finden.
Da die Gesamtreaktion der Ammoxidation von Alkylpyridinen stark
exotherm verläuft, wird bei der technischen Ausübung des Verfahrens
die anfallende Energie zweckmäßig genutzt, z. B. zur Dampferzeugung.
Diese Energie kann nach dem vorliegenden Verfahren voll genutzt
werden, da das erfindungsgemäße Verfahren nicht in Gegenwart von
Wasserdampf ausgeführt werden muß.
In einem Wirbelschichtreaktor mit einem Querschnitt von 17 cm²
und einer Länge von 40 cm werden 75 cm³ eines V₂O₅-Pulvers von
99,6% Reinheit, 6 m²/g spezifischer Oberfläche, Korngröße
100-250 µ auf 291°C erhitzt. Dann wird ein Gasstrom, bestehend
aus 2,9 ml/h β-Picolin (30 m Mol), 5,25 l/h NH₃ und 180 l/h Luft,
der vorher einen auf ∼300°C erhitzten Röhrenofen passiert hatte,
in den Reaktor eingeleitet. Unter diesen Bedingungen beträgt die
Kontaktzeit 1,35 Sekunden. Danach werden die Reaktionsgase auf
Raumtemperatur abgekühlt und bei -10°C in Methanol absorbiert,
wobei Nikotinsäurenitril, nicht umgesetztes β-Picolin, und geringe Mengen
von NH₃ gelöst werden. Diese Absorptionsmethode ist erforderlich,
wenn bei Laborversuchen exakte Analysen eines Durchganges erwünscht
werden. Durch gaschromatografische Analyse nach 2 Std. Reaktionszeit
wird ein Gehalt von 0,6 g β-Picolin und 5,21 g Nicotinsäure
(NS)-Nitril in 456 ml Methanol ermittelt. Dies entspricht einer
Ausbeute von 83,5% d. Th. an Nicotinsäurenitril; die nicht
umgesetzten 10,7% β-Picolin sind ohne Schwierigkeiten rückgewinnbar.
Die Ausbeute, auf umgesetztes β-Picolin bezogen (Selektivität),
beträgt demnach 93,5% d. Th.
Unter ähnlichen Reaktionsbedingungen wurden die in Tabelle 1
aufgeführten Ergebnisse erzielt.
Die Tabelle 1 zeigt, daß bei den mit dem Stern bezeichneten,
nicht erfindungsgemäßen Versuchen schlechtere Ausbeuten resultieren
und eine geringere Selektivität aufweisen.
Es wurde wie im Beispiel 1 vorgegangen, geändert wurde dagegen
der Katalysator. Der Katalysator, der auf eine Temperatur von
320°C erhitzt wurde, bestand aus einem V₂O₅-Pulver mit einer
Reinheit von 99,6% und einer mittleren Korngröße von 100-250 µ
und wies eine spezifische Oberfläche von 0,1 m²/g auf. Die
Reaktionsführung war ähnlich Beispiel 1. Die Ausbeute betrug 85,0%
d. Th. an Nicotinsäurenitril; die Menge nicht umgesetztes β-Picolin
betrug 9,0%. Die Selektivität beträgt 93% d. Th.
Unter ähnlichen Reaktionsbedingungen wurden die in Tabelle 2 aufgeführten Ergebnisse erzielt.
Der erste und letzte Versuch aus Tabelle 2 liegen außerhalb des
beanspruchten Bereichs und weisen schlechtere Ausbeuten und Selektivitäten
auf.
Die Tabelle 3 zeigt die erfindungsgemäßen Versuche 1 und 2 im
Vergleich zu den nicht erfindungsgemäßen Versuchen 5-7. Das
Resultat läßt einen deutlichen Fortschritt erkennen.
Es wurde wie in Beispiel 1 vorgegangen, jedoch wurde γ-Picolin
als Ausgangsmaterial eingesetzt. 75 cm³ eines V₂O₅-Pulvers von
99,6% Reinheit und 6 m²/g spezifischer Oberfläche und einer
Korngröße von 100 bis 250 µ wurde bei 284°C erhitzt. Dann wurde ein
Gasstrom, bestehend aus 2,9 ml/h γ-Picolin (29,8 mMol/h), 5,25 l/h
NH₃ und 180 l/h Luft, der vorher einen auf ∼300°C erhitzten
Röhrenofen passiert hatte, in den Reaktor eingeleitet. Unter
diesen Bedingungen betrug die Kontaktzeit 1,35 s. Danach wurden
die Reaktionsgase auf Raumtemperatur abgekühlt und bei -10°C in
Methanol absorbiert, wobei Isonikotinsäurenitril, nicht umgesetztes
γ-Picolin und geringe Mengen von NH₃ gelöst wurden.
Durch gaschromatografische Analyse nach 2 h Reaktionszeit wurde
ein Gehalt von 0,09 g γ-Picolin und 5,02 g Isonikotinsäurenitril in
485 ml Methanol ermittelt. Dies entspricht einer Ausbeute von
81,2% d. Th. an Isonikotinsäurenitril. Es sind 1,6% γ-Picolin, die
nicht umgesetzt wurden, und die Ausbeute, auf umgesetztes γ-Picolin
bezogen (Selektivität), beträgt 82,7%. Unter ähnlichen
Reaktionsbedingungen wurden die weiteren, in Tabelle 4 aufgeführten
Ergebnisse erzielt.
Es wurde wie in Beispiel 1 vorgegangen, jedoch erfolgte die
Umsetzung mit α-Picolin. Angewendet wurden 125 ml eines V₂O₅-
Pulvers mit 99,6% Reinheit, 6 m²/g spezifischer Oberfläche und
einer Korngröße von 100 bis 250 µ. Der Katalysator wurde auf
291°C erhitzt und ein Gasstrom, bestehend aus 2,9 ml/h α-Picolin
(29,6 mMol/h) 5,25 l/h NH₃ und 180 l/h Luft, der vorher einen
auf ∼300°C erhitzten Röhrenofen passiert hatte, in den Reaktor
eingeleitet. Die Kontaktzeit betrug 1,70 s. Wie beschrieben
wurden die Endprodukte absorbiert, und durch gaschromatografische
Analyse nach 2 h Reaktionszeit wurden 2,04 g α-Picolin und 2,71 g
Picolinonitril in 483 ml Methanol ermittelt. Dies entspricht
einer Ausbeute von 44,2% Picolinonitril. Nicht umgesetzt wurden
37,3% α-Picolin. Die Ausbeute, auf umgesetztes α-Picolin bezogen
(Selektivität), betrug 70,5%.
Claims (2)
1. Verfahren zur Herstellung von Cyanpyridinen durch Umsetzung
von Mono-C₁-C₄-alkyl-pyridinen mit Luft und Ammoniak in der
Gasphase mit einem V₂O₅-Katalysator, dadurch gekennzeichnet,
daß man
- a) als Katalysator V₂O₅ mit einer Reinheit von 99,6%, mit einer Korngröße von 50 bis 500 µm und einer spezifischen Oberfläche bis zu 10 m²/g verwendet,
- b) die Reaktion bei Temperaturen ausführt, die sich nach der Gleichung T = S·m+b berechnet, wobei T die Reaktionstemperatur in °C, S die spezifische Oberfläche in m²/g, m ein Faktor von -4 bis -6 und b eine Zahl von 320 bis 322 bedeutet,
- c) eine Kontaktzeit des Reaktionsgases mit dem Katalysator von 0,5 bis 5 sec einhält,
- d) ein Molverhältnis Luft zu Alkylpyridin von 80 : 1 bis 300 : 1 und
- e) ein Molverhältnis von Ammoniak zu Alkylpyridin von 3,5 : 1 bis 12 : 1 anwendet.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die
Korngröße des Katalysators 100 bis 250 µm beträgt.
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