DE2362741B2 - Verfahren zum erzielen von differenzierten farb- und fliesseffekten auf textilen flaechengebilden - Google Patents
Verfahren zum erzielen von differenzierten farb- und fliesseffekten auf textilen flaechengebildenInfo
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Description
Es ist bekannt, daß man die Anfärbung eines Gewebes •n bestimmten Stellen durch Aufbringen von mechanisch
oder chemisch wirkenden Mitteln verhindern kann. Diese Färbetechnik, welche in der Praxis als
Reservierung bezeichnet wird, beruht z. B. auf einer Affinitätsänderung (Immunisierung) der Fasern gegenüber
der Farbstoffaufnahme. Ebenso ist es nicht mehr neu, auf einem vorgefärbten oder vorgeklotzten
Gewebe den schon fixierten Farbstoff mittels einer Ätzpaste zu zerstören, wobei farblose (Weißätze) oder
bunte Effekte (Bundätze) entstehen. Je nach den hierzu verwendeten Produkten unterscheidet man Reduktions-
oder Oxydations-Ätzen.
Es wurde nun gefunden, daß sich im Rahmen eines normalen Färbeverfahrens differenzierte Färb- und
Fließeffekte auf mit Reaktivfarbstofflösungen geklotzten, nassen oder getrockneten textlien Flächengebilden
aus Cellulosefasermaterialien bei einer Fixierung der Farbstoffe nach einer dafür üblichen Methode dadurch
erzielen lassen, daß man auf das mit den Farbstoffen versehene Textilgut vor der Farbstoff-Fixierung an
bestimmten Stellen neutrale Zucker aufträgt und die so behandelte Ware sodann der Fixierungsoperation
unterwirft.
Im Rahmen der vorliegenden Erfindung wurde festgestellt, daß die Einwirkung von neutralen Zuckern
auf noch unfixierte Klotzungen mit Reaktivfarbstoffen bestimmte Farbtonänderungen hervorruft und somit zu
neuen färberischen Musterungsmöglichkeiten führt, ohne daß durch die aufgebrachten Produkte eine
Farbstoffzerstörung erfolgt. Hierbei ergeben sich interessante örtliche Farbeffekte bzw. ringförmige
Farbtiefenänderungen auf der vorgeklotzten Ware als Folge davon, daß diese Chemikalien an bestimmten
Stellen des Gewebes aufgrund von künstlich herbeigeführter Migration eine Ansammlung der verwendeten
Farbstoffe auslösen, also ein Konzentrationsgefälle erzeugen können. Es lassen sich auf jeden Fall
Schattenfärbungen bzw. lokale Halbtoneffekte herstellen. Je nachdem, ob nasse oder getrocknete Klotzungen
mit den Chemikalien behandelt wurden, erhält man unterschiedliche Effekte, was eine weitere Verfahrensvariante bedeutet.
Im Einzelnen betrachtet verläuft die erfindungsgemäß bewirkte Veränderung des Warenbildes nach dem
PrinziD einer Reservierung in der dafür bekannten Weise, allerdings unter Zuhilfenahme von für diesen
Zweck bisher nicht üblichen, chemisch wirksamen Produkten. Bisher ist die Verhinderung einer Farbstoff-Fixierung
mit chemischen Substanzen bei Reaktivfarbstoffen durch Säureeinwirkung erreicht worden. Durch
diese wird entweder die Bildung der reaktionsfähigen Form der Reaktivfarbstoffe oder aber es wird die
Einstellung von für die Reaktion derselben mit den OH-Gruppen der Faser günstigen pH-Bedingungen
ίο verhindert Nach dem beanspruchten Verfahren werden
aber keine Säuren eingesetzt und es ist aus diesem Grunde überraschend, daß auch mit vollkommen
neutralen oder nahezu neutral wirkenden Verbindungen, die bis jetzt für diese Aufgabe als ungeeignet
angesehen wurden, die gleichen Effekte zu erzielen sind.
In einigen Fällen reagieren die erfindungsgemäß zugesetzten Zucker während des Fixierprozesses mehr
oder weniger stark mit dem verwendeten Reaktivfarbstoff oder solchen Kombinationen. Durch diese
Reaktion kommt es, je nach der Konzentration der eingesetzten Zucker, zu örtlichen Ausfällungen aufgrund
der Bindung des Farbstoffes mit diesen Chemikalien. Der Farbstoff kann dann nicht mehr in der
üblichen Weise mit der Cellulose reagieren. Entweder ist der Farbstoff örtlich ausgefällt oder das Farbstoff molekül
ist zumindest teilweise in seiner Reaktionsfähigkeit blockiert.
Als neutraler Zucker, der nicht im üblichen Sinne als Ätz- oder Reserviemngsmittel wirksam ist, kommt nach
der vorliegenden Erfindung insbesondere Glucose in Betracht.
Diese chemischen Verbindungen können bei der erfindungsgpmäßen Behandlung der Klotzungen mit
Reaktivfarbstoffen sowohl in gelöster Form als auch im festen Zustand zur Anwendung gelangen.
Die Durchführung des beanspruchten Verfahrens zur Musterung bzw. zur Herstellung von Musterungseffekten
ist sehr einfach und stellt unabhängig von den verwendeten Zuckern färbetechnisch immer den gleichen
Vorgang dar: Die Reaktivfarbstoffe werden in gelöster Form auf das Flächengebilde aus Cellulosefasern
appliziert. Zwischen dem Foulard und der Trockenvorrichtung oder danach erfolgt das Aufbringen
der erfindungsgemäß genannten Zucker. Diese können aufgetropft wie aus einer TAK-Anlage,
aufgemalt, aufgesprüht, aufgeschäumt, aufgegossen und aufgedruckt werden. Während des sofort anschließenden
Trocknungsvorganges, der bei Temperaturen von 90-15O0C abläuft, erfolgt die Reaktion dieser oben
angegebenen Chemikalien, die eine Veränderung der Farbstoffe hervorrufen. Diese Einwirkung kann eine
leichte Farbtiefenverschiebung im einen Fall, eine vollständige Reservierung des Farbstoffes im anderen
Fall zur Folge haben.
Die für die Anwendung nach der vorliegenden Erfindung in Betracht zu ziehenden Reaktivfarbstoffe
sind unter dieser Bezeichnung hinlänglich bekannt. Hierbei handelt es sich um organische Verbindungen,
die mindestens eine mit der Cellulosefaser reaktionsfähige Gruppe, eine Vorstufe hierfür oder einen mit der
Cellulosefaser reaktionsfähigen Substituenten aufweisen. Die Grundkörper dieser Farbstoffe können
unterschiedlichen Verbindungsklassen angehören; es eignen sich besonders Produkte aus der Reihe der
Anthrachinon-, Azo- und Phthalocyaninfarbstoffe, wobei die Azo- und Phthalocyaninfarbstoffe sowohl
metallfrei als auch metallhaltig sein können. Als reaktionsfähige Gruopen und Vorstufen, die im
alkalischen Medium solche reaktionsfähige Gruppen bilden, sind im Rahmen dieser Farbstoffe z.B.
Epoxygruppen, die Äthylenimidgruppe, die Vinylgruppe innerhalb des Vinylsulfon- oder Acrylsäureester, ferner
die ff-Sulfatoäthylsulfonylgruppe, die 0-Chloräthylsulfonylgruppe,
die 0-Thiosulfatoäthylensulfonylgruppe, die
/J-Phosphatoäthylsulfonylgruppe oder die ß-Alkoxyäthylsulfongruppe
zu nennen. Dabei spielt es keine Rolle, ob die zuvor genannten Reste unmittelbar oder über ein
Zwischenglied, besonders -NH- oder -NR- (R=niederes Alkyl), an das Farbstoffmolekül gebunden sind, wie z. B.
beim Äthionyl-aminorest Es können auch solche Farbstoffe eingesetzt werden, deren reaktionsfähige
Gruppe, wie beispielsweise die Vinylgruppe, durch Einwirkung alkalisch wirkender Vtrbindungen zur
Hydroxyättylgruppe umgesetzt wurde. Als reaktionsfähige
Substituenten in Reaktivfarbstoffen kommen solche in Frage, die leicht abspaltbar sind und einen
elektrophilen Rest hinterlassen. Als Beispiele derartiger Substituenten seien genannt Halogenatome an folgenden
Ringsystemen: Chinoxalin, Triazin, Pyrimiden, Phthalazin und Pyridazon. Darüber hinaus können auch
Farbstoffe eingesetzt werden, deren reaktionsfähiger Rest eine ß-(2,23,3-Tetrafluor-cyclobutyl)-acryloylamino-Gruppe
oder eine 0-(2,2,3,3-Tetrafluor-4-alkylcyclobutylJ-acryloylamino-Gruppe
darstellt. Derartige Farbstoffe sind hinlänglich bekannt und im Colour Index, 3. Auflage (1971) unter der Klassenbezeichnung
»Reactive Dyes« aufgeführt.
Ein Baumwollkörper wird bei Raumtemperatur und einer Flottenaufnahme von 75 Gew.-% mit einer
SO3H
wäßrigen Flotte geklotzt, die im Liter 16 g des Farbstoffes Reactive Red 22 (Cl.-Nr. 14824) in gut
gelöster Form, 15 cm3 Natronlauge von 38° Be und 15 g Natriumchlorid enthält Bevor man nun das Gewebe
zwecks Farbstoff-Fixierung auf einer Docke aufrollt,
wird es mit einer wäßrigen Lösung, die 60 g/l Glucose und gegebenenfalls noch einen geringen Zusatz an
Verdickungsmittel (Alginat oder Carboxymethylcellulose) enthält, betropft oder besprüht Nach einer
Verweilzeit der Ware von wenigstens 4 Stunden im feuchten Zustand resultiert eine Färbung, die überall an
den aufgetropften Stellen — im Gegensatz zum übrigen stark rotgefärbten Gewebegrund — nur zartrosa
Flecken aufweist
Ein ähnlicher färberischer Effekt tritt auf, wenn man in analoger Verfahrensweise vorgeht und an Stelle des
oben angegebenen Farbstoffes hier den FarbstofF Reactive Red 23 (CI.-Nr. 16202), allerdings mit einem
Zusatz von 100 g/l Harnstoff zur Klotzflotte einsetzt.
Der erzielte Effekt ist weder auf eine Reduktion oder
Alkalibindurig durch die Glucose zurückzuführen. Man
erhält gleiche Ergebnisse, wenn die Reaktion in Gegenwart von aromatischen Nitroverbindungen, welche
die Reduktionswirkung ausschließen, durchgeführt wird.
Ein Baumwollgewebe wird bei Raumtemperatur und 70 Gew.-% Flottenaufnahme mit einer wäßrigen Flotte
geklotzt, die im Liter 60 g des Reaktivfarbstoffes der Formel
CF2-CF2
NH—CO—CH=CH—CH—CH
NH—CO—CH=CH—CH—CH
HO3S
in handelsüblicher Form und Beschaffenheit, und 100 g Natronwasserglas von 49° Βέ enthält. Dann wird auf die
geklotzte Ware stellenweise eine wäßrige Lösung von 100 g Glucose in Form eines großporigen Schaumes
aufgetragen. Anschließend wird das so behandelte Textilgut zur Fixierung des Farbstoffes 15 Minuten bei
105° C gedämpft und danach wie üblich mit Wasser
gespült, geseift und fertiggestellt. Man erhält eine brillante Orangefärbung mit unregelmäßigen helleren
Flecken, die eine ausgeprägte dunklere Randzone aufweisen.
Hinsichtlich der Ausschaltbarkeit der reduzierenden Wirkung von Glucose siehe Beispiel 1.
Claims (3)
1. Verfahren zum Erzielen von differenzierten Färb- und FlieSeffekten auf mit Reaktivfarbstofflösungen
geklotzten, nassen oder getrockneten textlien Flächengebilden aus Cellulosefasermaterialien
und Fixierung der Farbstoffe nach einer üblichen Methode, dadurch gekennzeichnet, daß
man auf das mit den Farbstoffen versehene Textilgut vor der Farbstoff-Fixierung an beliebigen Stellen
neutrale Zucker aufträgt und die so behandelte Ware sodann der Fixierungsoperation unterwirft
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet,
daß als Zucker Glucose eingesetzt wird.
3. Verfahren nach Ansprüchen 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Zucker in gelöster Form
oder im "esten Zustand eingesetzt werden.
Priority Applications (9)
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