DE2222267B2 - - Google Patents
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Description
Zur Beseitigung von Abfällen, insbesondere Müll und Klärschlamm, unter Gewinnung eines als Brennstoff
geeigneten Gases ist es bekannt — CH-PS 4 78 216 —, den Abfall zunächst luftzutrocknen und ihn anschließend
in einem von außen beheizten Retortenofen auf mindestens 900 bis 12000C zu erhitzen. Dabei wird der
dort bearbeitete Abfall vergast; das Rohgas wird in einem Trockenreiniger gewissermaßen gefiltert, und
das heiße gereinigte Gas wird in einem Wärmetauscher zur Gewinnung von Dampf gekühlt, und des gekühlte
Gas steht dann als Heizgas zur Verfügung. Wenn das bekannte Verfahren überhaupt technisch durchführbar
ist, dann nur mit der Einschränkung, daß die verarbeiteten Abfälle leicht verbrennbar sein müssen, insbesondere
aber keine Polymerisate sind, bei deren Zersetzung gewöhnlich stark giftige Stoffe entstehen.
Die Erfindung hat sich zur Aufgabe gestellt, ein Verfahren zur umweltfreundlichen Umsetzung hochpolymerisierter
fester Abfallstoffe, wie Polyäthylen, Polypropylen u. dgl. zu finden, wobei die Bindungsenergie
der Polymerisate mit möglichst gutem Wirkungsgrad durch Umsetzung der Polymerisate in feste und flüssige
Brennstoffe möglichst gut sein sollte. Wie erwähnt wird größter Wert darauf gelegt, den Umsetzungsvorgang
umweltfreundlich durchzuführen, d. h., insbesondere die umgebende Luft in den Abgasen u. dgl. nicht mit Schadstoffen
zu beladen.
Die Erfindung löst diese Aufgabe mit den technischen Mitteln, die insgesamt im Anspruch 1 angegeben
sind. Erkennbar wird dabei von dem oben erörterten vorbekannten Verfahren ausgegangen, soweit es die
Aufgabenstellung betrifft.
Es ist für den Fachmann weiter erkennbar, daß die zur Durchführung der einzelnen Verfahrensschritte erforderlichen
Apparaturen im wesentlichen für sich Stand der Technik sind. So beschreibt das Werk
»Kunststoff-Extrudertechnik« von Schenkel, Karl
Hanser Verlag München, 1963, auf S. 65 eine Einschneckenpresse mit einem Entgasungssystem, wobei
allerdings die Presse als erstes Arbeitsglied einer Vorrichtung zum Herstellen von Gegenständen aus Kunststoff
ist. Das Entgasungssystem wird dort angesprochen, weil bei solchen Schnecken in dort Uiierwünscnter
Weise in relativ unzugänglichen Winkeln zwischen Gehäuse und Schnecke insbesondere giftige Gase entstehen,
die möglichst unverzüglich aus der Einrichtung entfernt werden müssen. Die bekannte Schnecke hat
dabei einen sich über die Arbeitsrichtung verjüngenden
,o und wieder verdickenden .Kerndurchmesser. Eine ähnliche
Problematik wird in Band !6 des »Lexikon der Verfahrenstechnik« der Deutschen Verlagsanstalt Stuttgart
(Herausgeber: Schiefer) unter dem Stichwort »Extruder« auf S. 135 angesprochen. Die DT-PS 3 27 379
beschreibt ein Verfahren und eine Vorrichtung zum kontinuierlichen Destillieren von festem, kohlenstoffhaltigem
Material, wobei eine Förderschnecke Anwendung findet, die jedoch nicht eine Kompressions- oder
gar Zerkleinerungsfunktion haben muß, weil es sich bei dem hier beschriebenen bekannten Verfahren praktisch
um das sogenannte »Cracken« handelt.
Die beiden Unteransprüche beschreiben zweckmäßige Vorrichtungen bzw. Teile von Anlagen zur Durchführung
des Verfahrens nach Anspruch 1.
Im folgenden wird die Erfindung unter Hinweis auf die beiden Figuren der Zeichnung an Ausführungsbeispielen
erläutert. Die Figuren zeigen die Ausführungsbeispiele schematisch und teilweise im Schnitt.
Bei dem ersten Ausführungsbeispiel der Erfindung weist ein im ganzen mit 11 bezeichneter Extruder einen
relativ langen Zylinder 12 auf, in welchem eine drehbar gelagerte Schraubenwelle 13 angeordnet ist, wobei eine
Heizeinrichtung 14 den Zylinder 12 umgibt. Am linken Ende des Zylinders 12 — bezogen auf F i g. 1 — ist ein
Zuführungstrichter 15 vorgesehen, durch den das zu verarbeitende Material aufgegeben wird. Solches Material
sind z. B. Abfallprodukte, Ausschuß, nicht vollständig polymerisierte Produkte oder ähnliche Gegenstände
aus Hochpolymeren. Am rechten Ende des Zylinders 12 sind öffnungen 16 und 17 vorgesehen, durch
welche erzeugte Gase abgezogen werden. Die öffnungen 16 und 17 stehen über Rohrstutzen 19 und 20 mit
einer Sammelleitung 18 am anderen Ende in Verbindung. Nun können die verschiedenen Abfallprodukte
aus Hochpolymeren verschiedene Zersetzungstemperaturen haben. Durch Anordnung zweier getrennter
öffnungen 16 und 17 mit axialem Abstand werden Gase, die bei relativ niedriger Temperatur erzeugt werden,
aus einer öffnung abgezogen, und Gase, die bei relativ höheren Temperaturen entstehen, werden aus
der anderen öffnung abgezogen. Auf diese Weise erhöht
man die Ausbeute an abgezogenen Gasen und verhindert Explosionen auf Grund zu hoher Gastemperaturen.
Weiterhin werden die Gase mit niedrigeren Siedepunkten über den Anschluß 16 bis 19 abgezogen,
und Gase mit höherem Siedepunkt über den Anschluß 17 bis 20. Die beiden Gasmengen werden dann in der
gemeinsamen Sammelleitung 18 im wesentlichen homogen gemischt, wodurch die Gase dann in weiteren
Verfahrensstufen in herkömmlicher Weise behandelt werden können.
Eine Luft- oder Wasserkühl-Einrichtung 21 weist nun eine Rohrleitung 22 auf, die um die Sammelleitung 18
herumgewunden ist; durch die Windungen fließt Wasser oder Luft. An der Kühlstation werden die gesammelten
Gase sowohl gekühlt als auch in Gase bzw. Flüssigkeiten getrennt. An der Auslaßseite der Sammelleitung
18 ist ein Brennstoffsammeitank 23 vorgese-
hen, der die gesammelten Gase bzw. Flüssigkeiten aufnimmt Am rechten Ende des Zylinders 12 — Orientierung
nach F i g. 1 — ist eine öffnung 24 vorgesehen, die zum Auslassen verbleibender Flüssigkeiten dient. Über
eine Leitung 25 werden diese verbleibenden Flüssigkeiten abgezogen und in einer Anordnung 26 verfestigt,
die somit Wachse, Paraffine u. dgl. aufnimmt. Um den Zylinder 12 herum ist ein Gehäuse 27 angeordnet, das
parallel zur Achse des Zylinders verläuft. Innerhalb des
Gehäuses 27 ist eine Heizeinrichtung 14 vorgesehen, die aus irphreren getrennten Stufen besteht Es können
Dampfheizungen oder elektrische Heizungen verwendet werden. Die erste Heizstufe 14a hat eine Arbeitstemperatur von 160 bis 400°C; die zweite Heizstufe 146
arbeitet zwischen 400 und 6000C, und die dritte Stufe 14c zwischen 500 und 8000C. Jede dieser Heizstufen ist
für sich einstellbar. Durch entsprechende Einstellung der Stufen erhält man drei Zonen x, y und ζ über der
Länge des Zylinders 12: in der Zone χ wird geheizt, komprimiert, geschnitten und geschmolzen; in der
Zone y wird geheizt, geschmolzen und zersetzt; die Stufe ζ ist eine Überheizstufe, in der im wesentlichen
Zersetzungsvorgänge stattfinden.
Die Schraubenwelle 13 mit Schraubenförmig gewundenem Steg 28 hat einen in Verfahrensrichtung größer
werdenden Durchmesser. Dadurch werden die zu verarbeitenden Abfälle zusammengedrückt und zerschnitten,
während sie an der Welle 13 entlang zur Zone y laufen. Gleichzeitig wird auch Wärme durch innere
Reibung erzeugt, wodurch man die von außen zuzuführende Wärme verringern kann. Derjenige Teil der
Schraubenwelle 13, der in der Überheiz- und Zersetzungszone ζ angeordnet ist, ist nun im entgegengesetzten
Sinne verjüngt, so daß also der Wellendurchmesser etwa von der Stelle der Öffnung 16 an wieder kleiner
wird. Dies ergibt eine Verringerung des Druckes in der Zone z, wodurch die Zersetzung des noch nicht zersetzten
Materials in der Zone ζ beschleunigt wird.
Die beschriebene Anordnung arbeitet wie folgt: Nachdem man die Schraubenwelle 13 durch einen nicht
gezeigten Motor od. dgl. in Drehung versetzt hat, wird das feste Material über den Aufgabetrichter 15 in den
Zylinder 12 gefördert Das eingebrachte feste Material wird nun in der Zone χ komprimiert zum Teil zerrissen
und geschmolzen. Sodann kommt das Material in die Zone y, wo eine vollständige Verflüssigung stattfindet
und eine teilweise Zersetzung. In der folgenden Zone ζ wird die Flüssigkeit zum Teil verdampft. Die Gase mit
relativ niedrigem Siedepunkt, die durch Zersetzung der Hochpolymere am Beginn der Zone ζ erzeugt wurden,
fließen durch die Öffnung 16 und das Anschlußrohr 19 in die Sammelleitung 18. Diejenigen Gast., die einen
höheren Siedepunkt haben, werden durch Zersetzung nahe dem Ende der Zone ζ erzeugt und fließen durch
die öffnung 17 und den Anschluß 20 in die Sammelleitung 18, wo sie dann mit den weiter stromauf erzeugten
Gasen gemischt werden, die einen niedrigeren Siedepunkt haben. Die im ganzen Extruder 11 erzeugten
Gase fließen durch das Sammelrohr 18 zur Kühleinrichtung 21, wo sie auf eine solche Temperatur gekühlt <>o
werden, daß sie einen gasförmigen Brennstoff oder einen flüssigen Brennstoff darstellen, der dann im Sammeltank
23 gesammelt wird. Die nicht zersetzten verbleibenden flüssigen Reste im Zylinder 12 fließen durch
die öffnung 24 und das Rohr 25 in den Kühltank 26, wo 6S
die Bestandteile verfestigt werden. Bei 26 werden also im wesentlichen Wachse, Paraffine u. dgl. gesammelt.
Das beschriebene Ausführungsbeispiel ist geeignet, mit einem minimalen Aufwand an Wärmeenergie im
Extruder 11 solche Abfälle bzw. Reste aus hochpolymeren
petrochemischen Stoffen zu verarbeiten, wie z. B. Polyäthylen, Polypropylen, Polystyren u.dgl. In anderen
Worten heißt dies, daß am Extruder Il nur sehr geringe Wärmeverluste auftreten, weil er gasdicht ist
und mit den zu verarbeitenden Abfällen so dicht gepackt gefüllt ist, daß kein leerer Raum im Arbeitsraum
bleibt. In der Zone, in welcher die Umwandlung von Feststoffen in Flüssigkeiten stattfindet, werden die Abfälle
mechanisch komprimiert und geschnitten, wodurch Wärme frei wird, so daß man also auch diese
Wärme zur Verflüssigung ausnützen kann. Da man weiterhin die Zufuhr von zu verarbeitenden Abfällen beeinflussen
kann, kann man praktisch die Gaserzeugung auf einem konstanten Wert halten. Mit Hilfe dieses
Merkmals ist es möglich, die erzeugten Gase kontinuierlich in einfacher Weise und mit einfachen technischen
Hilfsmitteln zu sammeln.
Bei dem zweiten Ausführungsbeispiel gemäß F i g. 2 weist das rechte Ende des Zylinders 12 eine Auslaßöffnung
29 auf, an welche sich eine Auspreßdüse 30 anschließt, die hinsichtlich ihrer Gestalt der öffnung 29
entspricht. An die Düse 30 ist ein Zersetzungsofen 31 aus feuertestem Werkstoff angeschlossen. Bei diesem
Ausführungsbeispiel ist die Funktion des Extruders 11 auf das Schmelzen der Kunststoffabfälle beschränkt:
die Funktion des Zersetzens der geschmolzenen Abfälle wird vom Ofen 31 mit einem Wirkungsgrad vorgenommen,
der größer ist als bei dem ersten Ausführungsbeispiel.
Innerhalb des Ofens 31 ist ein Endlosförderer 32 auf Zahnrädern 33 und 34 gelagert. Der Förderer ist so
angeordnet daß sein oberes Trum sich in derselben Horizontalebene wie die öffnung 29 befindet. Ein Teil
der Heizeinrichtung 35 ist im Bereich der Düse 30 angeordnet und bildet einen Teil der dritten Heizstufe
14c Um das Zersetzen der Abfälle zu beschleunigen, ist die Düse 30 gasdicht derart ausgebildet, daß man ein
Vakuum oder eine inerte Atmosphäre in der Zone ζ aufrechterhalten kann, die von der dritten Heizstufe
14c gelieferte Temperatur ist innerhalb eines Bereiches von 600 bis 10000C einstellbar. An den Zersetzungsofen 31 ist sowohl eine Gassammelleitung 18, als auch
eine Leitung 25 am rechten Ende angeschlossen, welche verbleibende Flüssigkeit aufnimmt. Die Schraubenwelle
13 wird in Arbeitsrichtung gesehen derart dicker, daß ihr Durchmesser über den Zonen χ und y ansteigt.
F i g. 2 zeigt dies ganz deutlich.
Dieses Ausführungsbeispiel arbeitet wie folgt: Nachdem man die Schraubenwelle 13 in der entsprechenden
Richtung in Drehung versetzt hat, werden die zu behandelnden Kunststoffabfälle oder -gegenstände aus
dem Vorratsbehälter 15 in den Zylinder 12 gegeben. Das eingeführte Gut wird in der Zone χ komprimiert
und zerschnitten bzw. zerrissen und in die Heiz- und Schmelzzone y verbracht. Nach Durchlauf durch die
Zone y wird das Gut durch die Düse 30 in die Zersetzungszone ζ gedruckt, in der eine sehr hohe Temperatur
herrscht. Das in den Zersetzungsofen 31 eingeführte, teilweise geschmolzene. Gut wird dann mittels des
Förderers 32 durch den Ofen 31 gefördert und dabei in Gase zersetzt. Dabei erzeugte Gase fließen durch die
Sammelleitung 18 zur Kühlanordnung 21, wo sie auf Raumtemperatur abgekühlt werden, so daß das Ergebnis
ein Gas und/oder ein Gemisch aus Gas und Flüssigkeit ist, welches im Tank 23 gespeichert wird. Verbleibende
flüssige Teile, die nicht vergast wurden, werden
durch die Leitung 25 in den Apparateteil 26 verbracht, wo diese flüssigen Bestandteile verfestigt werden. Es
handelt sich dabei im wesentlichen um Wachse, Paraffine u. dgl.
Beim vorliegenden Ausführungsbeispiel sind der Extruder 11 und der Zersetzungsofen 31 als selbstständige
Einheiten ausgebildet und mittels einer düsenartigen Öffnung 30 miteinander verbunden. Auf diese Weise ist
es möglich, nicht nur die Hochpolymere zu zersetzen, die höhere Siedepunkte haben und die mithin nur durch
den Extruder 11 schwer zu zersetzen wären, sondern auch die Gefahr zu vermeiden, daß die Bauteile des
Extruders 11, insbesondere Zylinder 12 und Schraubenwelle
13, durch die erzeugten Gase angegriffen werden. Diese Tatsache ist dann besonders wichtig, wenn die zu
behandelndenAbfälle bzw. Gase chemisch sehr aggressiv sind. Da der Innenraum des Zersetzungsofens 31
gegen die Außenatmosphäre isoliert ist, kann man im Ofen 31 unter Vakuum oder in einer beliebigen inerten
Atmosphäre arbeiten. Weiterhin ist es möglich, daß das zu behandelnde Gut in solcher Weise aufgegeben wird,
daß ein konstantes Gasvolumen erzeugt wird, das dann in besonders einfacher Weise kontinuierlich gesammelt
werden kann.
Hierzu 2 Blatt Zeichnungen
Claims (3)
1. Verfahren zur Umsetzung hochpolymerisierter fester Äbfallstoffe, wie Polyäthylen, Polypropylen,
durch Wärme und spätere Kühlung der erzeugten Gase in gasförmige und flüssige Brennstoffe, d a durch
gekennzeichnet, daß unter Verwendung von beheizten Extrudern die Abfallstoffe in
einer ersten Zone (X) durch Heizen und Komprimieren geschmolzen, in einer zweiten Zone (Y) höher
beheizt und teilweise zersetzt und in einer dritten Zone (Z) unter Überhitzung in Unterdruck vergast
werden.
2. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß am
Extruder in bekannter Weise eine öffnung (16) zum Abzug von Gasen relativ niedriger Temperatur vor
der öffnung (17) zum Abzug der Heißgase angeordnet ist.
3. Vorrichtung zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß sich
an den Extruder (11) über eine Düse (30) ein mit Endlosförderer (32) ausgestatteter Zersetzungsofen
(31) anschließt.
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1975
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