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Die Erfindung betrifft eine Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung für einen Lenkdrachen nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1.
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Kitesurfen ist ein relativ junger Trendsport, der aus dem Powerkiten entstanden ist. Beim Kitesurfen steht der Sportler auf einem Board, das Ähnlichkeit mit einem kleinen Surfbrett oder Wakeboard aufweist, und wird von einem Lenkdrachen (engl. Kite) über das Wasser gezogen.
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Gesteuert wird der Kite über eine Lenkstange, die „Control-Bar“ oder einfach nur „Bar“. Sie verbindet den Sportler über 20–30 m lange Steuerungsleinen (engl. Backlines), und Frontleinen (engl. Powerlines), mit dem Lenkdrachen und ermöglicht dessen Steuerung hinsichtlich der Richtung und der Kraftentwicklung. Die Großzahl der heutigen Lenkdrachen sind 4 Leiner. Die beiden Frontleinen sind für die Übertragung der hohen Zugkräfte zuständig. Sie werden in der Mitte, kurz über der Lenkstange zur Depower-Leine zusammengeführt und über eine zentrale Durchführung sowie einer Schlaufe am Ende (engl. Chickenloop) am Trapezhaken und weiter am Kiter befestigt. Die beiden Steuerungsleinen werden links und rechts an den Enden der Lenkstange befestigt und erzeugen weniger Zugkräfte. Sie ermöglichen weitere aerodynamische Manipulationen wie Lenken, Anstellwinkel verändern oder Anbremsen. Um die auftretenden Zugkräfte zu verringern sind moderne Drachen mit einer sogenannten „Depower“-Möglichkeit (engl. etwa Entkräften) ausgestattet. Unter Verwendung von „Depower“ wird der Winkel der Anströmkante des Drachens zum Wind reduziert und das Profil des Kites verändert, so dass sich weniger Wind im Schirm fängt und der Zug des Drachens abnimmt. Dies geschieht über ein Nachgeben der Steuerungsleinen, bzw. ein Hochschieben der Lenkstange entlang der Depowerleine.
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Nimmt der Wind nun dauerhaft stark zu, hat man mit dem Versteller (engl. Adjuster), die Möglichkeit, während der Fahrt den Trimm am Lenkdrachen zu beeinflussen. Dabei wird üblicherweise die zentrale Depowerleine über eine Seilklemme, oder ein Gurtbandsystem verkürzt. In Folge dessen rutscht die Lenkstange über die Depowerleine etwas weiter runter in Richtung des Fahrers. Es ergibt sich eine angenehmere Körperhaltung und der Fahrer kann höhere Windstärken meistern. Lässt der Wind wieder nach, löst man den Versteller und die Lenkstange rutscht wieder hoch in ihre Normalstellung.
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Nachteilig bei den bekannten Verstellern ist der sehr hohe Kraftaufwand, welcher notwendig ist, um den Versteller zu bedienen. Außerdem muss sich der Fahrer sehr weit nach vorne beugen, was die Fahrstabilität negativ beeinflusst und oft zu Stürzen führt. Des Weiteren können Fahrer mit kürzeren Armen den Versteller oft nicht erreichen und kommen so sehr oft an ihre physischen Grenzen, weil der Lenkdrache schnell zu groß wird, wenn der Wind plötzlich auffrischt.
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Um den Kraftaufwand zu reduzieren und die Handhabbarkeit des Verstellers zu verbessern sind im Stand der Technik bereits Lösungen vorgeschlagen worden, bei denen der Versteller nicht die Länge der zentralen Depowerleine, sondern der beiden Steuerungsleinen gleichmäßig und gleichsinnig verändert. Der Vorteil dieser Lösungen besteht in einer besseren Erreichbarkeit des Verstellers während des Fahrbetriebs und dem reduzierte Kraftaufwand beim Verstellen, da auf den Steuerleinen erheblich weniger Zug lastet, als auf den beiden Frontleinen.
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Aus der
US 2012/0018584 A1 ist bereits eine Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung für einen Lenkdrachen bekannt, die mit einem Versteller zum Verändern der Länge der äußeren Steuerleinen ausgestattet ist. Die Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung umfasst eine rohrförmige Steuerstange durch deren Öffnung an den gegenüberliegenden Stirnseiten die Steuerleinen in das Innere der Lenkstange geführt werden. Innerhalb der Lenkstange ist eine als Stift ausgebildete Leinenumlenkung angeordnet, um die eine der beiden Steuerleinen geführt wird. Die Enden der beiden Steuerleinen sind mit einem gemeinsamen Zugabschnitt verbunden, der aus einer der beiden stirnseitigen Öffnungen der rohrförmigen Lenkstange hinausgeführt und mit einem kugelförmigen Endstück versehen ist. Durch Ziehen an dem Endstück des Zugabschnitt kann der Fahrer die effektive Länge der Steuerleinen verkürzen und dadurch den Anstellwinkel des Lenkdrachens und infolgedessen die Zugkraft erhöhen. Durch Loslassen des gemeinsamen Zugabschnittes kann die effektive Länge der Steuerleinen vergrößert und damit der Anstellwinkel des Lenkdrachens zum Wind reduziert werden, um die Zugkraft des Lenkdrachens zu verringern. An der äußeren Stirnseite der Steuerstange ist eine Arretierung zum Feststellen des Zugabschnittes in der jeweils gewünschten Position angeordnet. Die Arretierung ist beispielsweise als Einkerbung ausgebildet.
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Eine gattungsbildende Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung für einen Lenkdrachen ist aus der
DE 203 15 464 U1 bekannt. Die Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung umfasst eine rohrförmige Lenkstange, an deren geöffneten Stirnseiten Umlenkungen angeordnet sind, über die die beiden Steuerleinen in das Innere der Lenkstange geführt sind. Die erste Steuerleine läuft über die einlaufseitige Umlenkung direkt zur Umlenkung an der gegenüberliegenden Stirnseite der Steuerstange und wird hinter der Umlenkung an einem Knoten mit der anderen Steuerleine verbunden. Von dem Knoten aus wird eine gemeinsame Leine als Zugabschnitt über eine im Griffbereich der Lenkstange angeordnete Arretierung nach außen geführt. Die Arretierung besteht aus einem federbelasteten Bolzen mit Senkkopf. Der Senkkopf wirkt mit einer Durchtrittsöffnung in der Lenkstange derart zusammen, dass die durch die Durchtrittsöffnung hindurchgeführte Leine bei nicht betätigtem Bolzen durch die Federbelastung zwischen dem Senkkopf und der Durchtrittsöffnung eingeklemmt wird. Durch Drücken des Bolzens entgegen der Wirkung der Federkraft wird die Klemmung aufgehoben, wodurch die Zugkräfte des Lenkdrachens die effektive Länge der Steuerleinen vergrößern. Die Verlängerung der Steuerleinen reduziert die Zugkraft des Lenkdrachens. Zur effektiven Verkürzung der Steuerleinen muss der Fahrer ebenfalls auf den Bolzen drücken und an der Leine ziehen. Die Verkürzung der Steuerleinen erhöht die Zugkraft des Lenkdrachens.
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Aufgrund der Anordnung der Arretierung im Griffbereich der Lenkstange besteht bei der gattungsbildenden Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung die Gefahr, dass die Arretierung während des Fahrbetriebes unbeabsichtigt gelöst wird. Des Weiteren birgt das freie Ende der gemeinsamen Leine, die aus der Lenkstange herausgeführt ist, eine nicht unerhebliche Unfallgefahr, wenn sich dieses freie Ende mit der Depower-Leine verknotet. Der in Richtung der Depower-Leine beweglich angeordnete, federbelastete Bolzen ist ungünstig zu bedienen. Schließlich führt der senkrecht zur Längsachse der Lenkstange verlaufende Zug an dem Seil dazu, dass beim Trimmen des Lenkdrachens Drehmomente auf die Lenkstange wirken, die unbeabsichtigte Lenkimpulse auf den Lenkdrachen ausüben können.
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Ausgehend von diesem Stand der Technik liegt der Erfindung die Aufgabe zugrunde, eine Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung für einen Lenkdrachen zu schaffen, die eine verbesserte und sicherere Bedienung des Verstellers während des Flugbetriebs des Lenkdrachens erlaubt, insbesondere unbeabsichtigte Auslösungen des Verstellers und Lenkimpulse bei der Benutzung des Verstellers sowie Verknotungen des Zugabschnittes mit anderen Leinen vermeidet.
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Diese Aufgabe wird bei einer Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung für einen Lenkdrachens nach dem Oberbegriff des Anspruchs 1 dadurch gelöst, dass
- – sich der mittlere Abschnitt von der Mitte der Lenkstange maximal 7 cm zur Stirnseite des ersten Abschnitts und maximal 7 cm zur Stirnseite des zweiten Abschnitts erstreckt,
- – die Arretierung an dem mittleren Abschnitt angeordnet ist und
- – das freie Ende des Zugabschnitts innerhalb der Lenkstange geführt ist.
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Der mittlere Abschnitt ist zwischen einem ersten äußeren Abschnitt und einem zweiten äußeren Abschnitt der Lenkstange angeordnet, die als Griffbereiche der Lenkstange dienen. Der mittlere Abschnitt kann als gesondertes Bauteil oder integral mit der Lenkstange ausgeführt sein. Um ausreichend große Griffbereiche an der Lenkstange zu gewährleisten, erstreckt sich der mittlere Abschnitt von der geometrischen Mitte der Lenkstange maximal 7cm zur linken Stirnseite der Lenkstange und maximal 7cm zu rechten Stirnseite der Lenkstange. Vorzugsweise erstreckt sich der mittlere Abschnitt lediglich über eine maximale Gesamtlänge von 10cm, d.h. maximal 5cm zur Stirnseite des ersten Abschnitts und maximal 5cm zur Stirnseite des zweiten Abschnittes.
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Indem die Arretierung des Verstellers in dem mittleren Abschnitt außerhalb der Griffbereiche angeordnet ist, werden versehentlich Auslösungen des Verstellers weitgehend ausgeschlossen. Des Weiteren verhindert die Anordnung der Arretierung in dem mittleren Bereich unbeabsichtigte Lenkimpulse bei der Bedienung des Verstellers. Schließlich werden Verknotungen des Zugabschnittes mit der Depower-Leine dadurch unterbunden, dass das freie Ende des Zugabschnittes innerhalb der Lenkstange geführt ist.
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Eine platzsparende Anordnung der Arretierung an der zum Fahrer weisenden Rückseite der Lenkstange sowie eine vorteilhafte Führung des Zugabschnitts wird dadurch erreicht, dass der Zugabschnitt durch eine Austrittsöffnung aus dem Inneren der Lenkstange herausgeführt und durch eine Eintrittsöffnung wieder in das Innere der Lenkstange hineingeführt ist. In dem mittleren Abschnitt der Lenkstange, in dem der Zugabschnitt außerhalb der Lenkstange geführt ist, befindet sich die Arretierung, die den Zugabschnitt entweder formschlüssig oder kraftschlüssig feststellt.
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Eine bevorzugte formschlüssige Arretierung umfasst einen als Seil ausgeführten Zugabschnitt, wobei das Seil mehrere Stopper aufweist. Ferner umfasst die Arretierung ein Anschlagelement mit einem Einschnitt zur Aufnahme und Führung des Seils, wobei der Einschnitt derart dimensioniert ist, dass die Stopper den Einschnitt in Zugrichtung des Seils nicht passieren können.
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Eine kraftschlüssige Variante der Arretierung mit einem als Seil ausgebildeten Zugabschnitt umfasst eine Seilklemme, vorzugsweise eine V-Seilklemme.
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In einer besonders bevorzugten Ausführungsform der Erfindung ist der Zugabschnitt als Gurtband ausgeführt, das von einem Klemmschloss als Arretierung festgestellt wird. Das Klemmschloss weist eine Klemmbacke und eine der Klemmbacke gegenüberliegende, an dem mittleren Abschnitt der Lenkstange angeordnete Auflage für das Gurtband sowie eine Feder auf, die die Klemmbacke in Richtung des Gurtbandes und der Auflage drückt. Die Klemmbacke ist derart eingerichtet, dass sich der Zugabschnitt in einer Richtung, nämlich entgegengesetzt zur Zugkraft des Lenkdrachens durch das Spannschloss hindurch ziehen lässt, während der Zugabschnitt in der anderen Richtung durch die Klemmbacke blockiert wird. Der Anstellwinkel der Klemmbacke zu der Auflage für das Gurtband ist derart zu bestimmen, dass das Klemmschloss auch unter Last problemlos gelöst werden kann. Die Klemmbacke ist vorzugsweise strukturiert, beispielsweise geriffelt, um bei einer gegebenen Federbelastung der Klemmbacke den Kraftschluss zu erhöhen.
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Eine Arretierung zum formschlüssigen Feststellen des Zugabschnittes umfasst einen als gerastertes Band ausgeführten Zugabschnitt sowie einen federbelasteten Sperrhebel mit mindestens einer Rastnase, die in das gerasterte Band formschlüssig eingreift.
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Um das Verändern der effektiven Länge der Steuerleinen zwischen der Lenkstange und dem Lenkdrachen zu erleichtern ist der Zugabschnitt in einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung endseitig mit einem Kraftspeicherelement verbunden. Die Kraftwirkung des Kraftspeicherelementes auf den Zugabschnitt ist derart zu bemessen, dass das Kraftspeicherelement den arretierten Zugabschnitt nicht lösen kann. Weiter ist die auf den Zugabschnitt wirkende Rückstellkraft des Kraftspeicherelementes für den Flugbetrieb des Lenkdrachens derart ausgelegt, dass bei gelöster Arretierung und einer Verkürzung des effektiven Abstandes zwischen der Lenkstange und dem Lenkdrachen die Steuerleinen automatisch in die Lenkstange eingezogen werden. Des Weiteren ist die auf den Zugabschnitt wirkende Rückstellkraft des Kraftspeicherelementes für den Flugbetrieb des Lenkdrachens derart ausgelegt, dass bei gelöster Arretierung und einer Verlängerung des effektiven Abstandes zwischen der Lenkstange und dem Lenkdrachen die auf die Steuerleinen von dem Lenkdrachen ausgeübte Zugkraft größer ist, als die Rückstellkraft des Kraftspeicherelements.
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Durch eine derartige Auslegung des Kraftspeicherelementes ist es zum Bedienen des Verstellmechanismus lediglich erforderlich, die Arretierung zu betätigen. Ein händisches Nachführen des Zugabschnittes ist indes nicht notwendig. Das Kraftspeicherelement ist aufgrund der beengten Platzverhältnisse innerhalb der Lenkstange vorzugsweise als elastisches Band oder elastisches Seil ausgeführt.
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Die Steuerleinen, der Zugabschnitt und gegebenenfalls das elastische Band können innerhalb der rohrförmigen Lenkstange in Führungskanälen laufen. Die Führungskanäle können beispielsweise durch das Innere der Lenkstange teilende Stege ausgebildet werden, die zugleich deren Stabilität erhöhen.
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Um die Steuerleinen an den Stirnseiten der Lenkstange möglichst reibungsfrei umzulenken, sind in einer vorteilhaften Ausgestaltung der Erfindung an den Stirnseiten der Lenkstange Führungen angeordnet, die beispielsweise als Rollenführungen oder als zylindrische Stifte ausgestaltet sind, die diametral in der rohrförmigen Lenkstange angeordnet sind.
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Zur Erhöhung der Wartungsfreundlichkeit können die Führungen für die Steuerleinen in Endstücken angeordnet sein, die lösbar mit der Steuerstange verbunden sind. Ferner kann in einem der Endstücke eine Führung zur Umlenkung und Führung des elastischen Bandes angeordnet sein.
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Nachfolgend werden vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung anhand der Zeichnungen zu vier Ausführungsbeispielen näher erläutert. Es zeigen:
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1 eine perspektivische Darstellung eines ersten Ausführungsbeispiels einer Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung für einen Lenkdrachen sowie eine Vergrößerung des mittleren Abschnittes einer Lenkstange,
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2 eine perspektivische Darstellung der Führung von Steuerleinen sowie eines Zugabschnittes innerhalb der Lenkstange,
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2b einen Schnitt durch die Lenkstange nach 1,
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3a eine Seitenansicht der Lenkstange nach 1,
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3b einen Schnitt entlang der Linie A-A nach 3a,
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3c einen Schnitt entlang der Linie B-B durch die Lenkstange nach 3a,
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4 eine perspektivische Darstellung eines zweiten Ausführungsbeispiels einer Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung für einen Lenkdrachen sowie eine Vergrößerung des mittleren Abschnittes einer Lenkstange,
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5a eine perspektivische Darstellung der Führung von Steuerleinen sowie eines Zugabschnittes innerhalb der Lenkstange,
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5b einen Schnitt durch die Lenkstange nach 4,
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6a eine Seitenansicht der Lenkstange nach 4,
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6b einen Schnitt entlang der Linie A-A nach 6a,
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6c einen Schnitt entlang der Linie B-B durch die Lenkstange nach 6a,
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7 eine perspektivische Darstellung eines dritten Ausführungsbeispiels einer Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung für einen Lenkdrachen sowie eine Vergrößerung des mittleren Abschnittes einer Lenkstange,
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8a eine perspektivische Darstellung der Führung von Steuerleinen sowie eines Zugabschnittes innerhalb der Lenkstange,
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8b einen Schnitt durch die Lenkstange nach 7,
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9a eine Seitenansicht der Lenkstange nach 7,
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9b einen Schnitt entlang der Linie A-A nach 9a,
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9c einen Schnitt entlang der Linie B-B durch die Lenkstange nach 9a sowie
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10 eine perspektivische Darstellung eines vierten Ausführungsbeispiels einer Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung sowie eine Vergrößerung des mittleren Abschnittes einer Lenkstange.
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Unter Bezugnahme auf 1 wird zunächst der grundsätzliche Aufbau einer Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung (1) für einen in den Zeichnungen der Übersichtlichkeit halber nicht dargestellten Lenkdrachen erläutert. Die Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung (1) weist eine rohrförmige Lenkstange (2) mit einem mittleren Abschnitt (2a), einem ersten äußeren Abschnitt (2b) und einem zweiten äußeren Abschnitt (2c) auf. Der mittlere Abschnitt (2a) ist als Mittelstück ausgebildet, das mit dem rohrförmigen ersten und zweiten äußeren Abschnitt (2b, 2c) fest verbunden ist. Alternativ ist der mittlere Abschnitt nicht einstückig mit den äußeren Abschnitten ausgebildet, sondern als separates Mittelteil ausgeführt, das mit zwei Rohren als äußere Abschnitte vernietet, verschraubt oder verklebt ist. In dem zweiten äußeren Abschnitt (2c) ist eine Leinenumlenkung (4) angeordnet, die beispielsweise durch einen zylindrischen Stift im Inneren der Lenkstange gebildet wird. Die Leinenumlenkung (4) befindet sich wegen der besseren Zugänglichkeit möglichst weit Außen in Richtung der Stirnseite des zweiten äußeren Abschnitts (2c).
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Die Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung (1) umfasst zwei Frontleinen (5), die an einem Ende an der vorderen Anströmkante des Lenkdrachens befestigt sind und am anderen Ende im Abstand von der Lenkstange (2) an einem Ende einer Depower-Leine (6) zusammengeführt sind. Am anderen Ende der Depower-Leine (6) befindet sich eine Schlaufe (7), die zum Einhängen in einen Trapezhaken eingerichtet ist. Als Sicherheitseinrichtung ist zwischen der Schlaufe (7) und der Depower-Leine (6) ein sogenanntes Quick-Release (8) angeordnet, mit dem der Kiter den Lenkdrachen gezielt zum Absturz bringen kann.
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In dem mittleren Abschnitt (2a) ist eine die Lenkstange diametral durchsetzende Durchführung (3) für die Depower-Leine (6) angeordnet. Ein vollständiges Hindurchziehen der Depower-Leine (6) durch die Durchführung (3) wird durch einen Stopper (9) zwischen den Frontleinen (5) und der Depower-Leine (6) verhindert.
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Des Weiteren umfasst die Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung (1) eine erste und zweite Steuerleine (10a, 10b), die an den Stirnseiten des ersten beziehungsweise zweiten äußeren Abschnittes (2b, 2c) in die Lenkstange einlaufen. Die erste Steuerleine (10a) ist durch den ersten äußeren Abschnitt (2b), den mittleren Abschnitt (2a) der Lenkstange und um die Leinenumlenkung (4) in dem zweiten äußeren Abschnitt (2c) geführt. Die zweite Steuerleine (10b) ist durch den zweiten äußeren Abschnitt (2c) geführt. Die erste Steuerungsleine (10a) und die zweite Steuerungsleine (10b) sind mit einem Koppelende (11a) eines Zugabschnittes (11) feste verbunden. Mit seinem freien Ende (11b) erstreckt sich der Zugabschnitt (11) in den ersten äußeren Abschnitt (2b) der Lenkstange.
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Der Zugabschnitt (11) wird durch eine Austrittsöffnung (12) in dem mittleren Abschnitt (2a) aus dem Inneren der Lenkstange (2) herausgeführt, läuft dann in den mittleren Abschnitt (2a) außerhalb der Lenkstange (2) und wird schließlich durch eine Eintrittsöffnung (13) wieder in das Innere der Lenkstange (2) hineingeführt. Bei sämtlichen Ausführungsformen der erfindungsgemäßen Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung (1) befindet sich im mittleren Abschnitt (2a) der Lenkstange (2) eine Arretierung (14), die zum Feststellen des Zugabschnittes (11) eingerichtet ist, nachdem die erste und zweite Steuerleine (10a, 10b) auf die gewünschte effektive Länge zwischen dem nicht dargestellten Lenkdrachen und der Lenkstange (2) eingestellt sind.
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Unabhängig von der Ausgestaltung der Arretierung (14) schließt sich bei allen Ausführungsformen an das freie Ende (11b) des Zugabschnittes ein Kraftspeicherelement (15) in Form eines Gummibandes oder eines elastischen Seils an, das in den Figuren lediglich teilweise dargestellt ist. Das Kraftspeicherelement (15) wird vorzugsweise an der Stirnseite des ersten äußeren Abschnittes umgelenkt und ist im Inneren der Lenkstange vorzugsweise lösbar festgelegt, um dieses bei Beschädigung oder Verschleiß auswechseln zu können. Durch die Umlenkung ergibt sich ein längerer Weg des elastischen Bandes bzw. Seils. Je nach Auslegung des Kraftspeicherelements kann ggf. auf eine Umlenkung verzichtet werden.
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Aus den Schnittdarstellungen in den 3b, 6b, 9b der Darstellung der Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung (1) nach den 1–9 ist weiterhin erkennbar, dass im Inneren der Lenkstange (2) durch Trennwände Führungskanäle (16) für die erste und zweite Steuerleine (10a, 10b), den Zugabschnitt (11) und das Kraftspeicherelement (15) gebildet werden.
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Unterschiede zwischen den in den 1–10 dargestellten Ausführungsformen der Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung (1) ergeben sich hinsichtlich der Ausführung des Verstellers:
In den 1–3 ist ein Versteller dargestellt, bei dem der Zugabschnitt (14) als Seil (17) ausgeführt ist. Das Seil (17) weist mehrere, vorzugsweise in gleichmäßigem Abstand zueinander angeordnete Stopper (18), beispielsweise in Form von Knoten auf, die formschlüssig mit einem Einschnitt (19) zusammenwirken, wobei der Einschnitt (19) derart dimensioniert ist, dass die Stopper (18) den Einschnitt (19) in Zugrichtung des Seils (17) nicht passieren können.
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In der zweiten, in den 4–6 dargestellten Ausführungsform des Verstellers zur gleichmäßigen und gleichsinnigen Längenverstellung der beiden Steuerleinen (10a, b) ist der Zugabschnitt (11) ebenfalls als Seil (20) ausgeführt, jedoch hier ohne Stopper. Der als Seil (20) ausgeführte Zugabschnitt (11) wird mittels einer an dem mittleren Abschnitt (2a) der Lenkstange befestigten V-Seilklemme (21) kraftschlüssig festgestellt.
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Um die Handhabung der Lenkstange nicht zu beeinträchtigen, sind sowohl die V-Seilklemme (21) als auch die Einschnitte (19) in einer Vertiefung in dem mittleren Abschnitt (2a) angeordnet.
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In einer dritten, in den 7–9 dargestellten, bevorzugten Ausführungsform des erfindungsgemäßen Verstellers ist der Zugabschnitt (11) als Gurtband (22) ausgeführt. Die Arretierung (14) zum Feststellen des Gurtbandes (22) umfasst eine um eine parallel zur Oberfläche des Gurtbandes (22) verlaufende Achse schwenkbare und in Richtung des Gurtbandes federbelastete Klemmbacke (23), die mit einer strukturierten Oberfläche (24), beispielsweise in Form einer Riffelung das Gurtband (22) auf eine an dem mittleren Abschnitt (2a) der Lenkstange (2) angeordnete Auflagefläche (25) drückt. Zum Lösen der Klemmbacke (23) dient ein Betätigungsabschnitt (27). In Zugrichtung des nicht dargestellten Lenkdrachens wird das Gurtband (22) durch das Klemmschloss blockiert. In der entgegen gesetzten Richtung lässt sich das Gurtband (22) durch das Klemmschloss hindurch ziehen.
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In einer vierten, in 10 dargestellten Ausführungsform des Verstellers ist der Zugabschnitt (11) als gerastertes Band (28) ausgeführt. Die Arretierung (14) umfasst ein Gesperr (29) mit einem federbelasteten Sperrhebel (30) mit mehreren Rastnasen (31). Wie insbesondere aus der vergrößerten Schnittdarstellung erkennbar, rastet mindestens eine der Rastnasen (31) in eine Rastung (32) des gerasterten Bandes (28) formschlüssig ein. Die Rastungen (32) auf dem Band (28) sind derart ausgerichtet, dass die Rastnase (31) das gerasterte Band (28) in Zugrichtung des Lenkdrachens blockiert. In die Gegenrichtung lässt sich das Band unter dem federbelasteten Sperrhebel (30) hindurch ziehen.
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Um das Verkürzen der Steuerleinen (10a, 10b) zu erleichtern, ist der Zugabschnitt bei sämtlichen Ausführungsformen mit dem Kraftspeicherelement (15) verbunden, dessen Kraftwirkung auf den Zugabschnitt (14) so bemessen ist, dass das Kraftspeicherelement (15) den Zugabschnitt (11) entgegen der Zugrichtung der Steuerleinen (10a, 10b) nicht durch den Einschnitt (19), die V-Seilklemme (21), das geschlossene Spannschloss oder das geschlossene Gesperr (29) hindurch zieht. Nach dem Lösen der Arretierung (14) und einer effektiven Verkürzung des Abstandes zwischen der Lenkstange (2) und dem nicht dargestellten Lenkdrachen zieht das Kraftspeicherelement (14) die Steuerleinen (10a, 10b) automatisch in die Lenkstange (2) ein. Eine derartige Verkürzung der effektiven Länge der ersten und zweiten Steuerungsleine wird durch Lösen der Arretierung (14) und ein Hochschieben der Lenkstange (2) entlang der Depower-Leine (6), d.h. vom Körper des Kiters weg, erreicht. Die Verkürzung der Steuerungsleinen (10a, 10b) hat zur Folge, dass der Lenkdrachen bei gleicher Stellung der Lenkstange in Bezug zu der Depower-Leine (6) höhere Zugkräfte entwickelt.
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Soll bei auffrischendem Wind die Zugkraft des Lenkdrachens bei gleicher Stellung der Lenkstange in Bezug zu der Depower-Leine (6) indes reduziert werden, wird bei gelöster Arretierung (14) die effektive Länge der Steuerleinen zwischen der Lenkstange (2) und dem Lenkdrachen vergrößert. Die Vergrößerung wird erreicht, indem bei gelöster Arretierung (14) die Steuerstange entlang der Depower-Leine (6) in Richtung des Körpers (3) bewegt wird. Die Rückstellkraft des elastischen Kraftspeicherelementes (15) ist derart ausgelegt, dass die dabei auftretenden Zugkräfte der Steuerleinen größer sind als die Rückstellkraft, wodurch die Steuerungsleinen bei gelöster Arretierung automatisch aus dem Inneren der Steuerstange (2) entgegen der Kraft des Kraftspeicherelementes (15) herausgezogen werden.
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Die vorstehenden Erläuterungen verdeutlichen, dass durch bloßes Betätigen der Arretierung (
14) die Trimmung des Lenkdrachens bewirkt werden kann. Das freie Ende des Zugabschnittes (
11) wird durch das elastische Kraftspeicherelement (
15) zuverlässig innerhalb der Lenkstange (
2) gehalten und geführt.
Nr. | Bezeichnung |
1 | Steuerungs- und Zugkraftübertragungseinrichtung |
2 | Lenkstange |
2a | Mittlerer Abschnitt |
2b | Erster äußerer Abschnitt |
2c | Zweiter äußerer Abschnitt |
3 | Durchführung |
4 | Leinenumlenkung |
5 | Frontleine |
6 | Depowerleine |
7 | Schlaufe |
8 | Quick-Release |
9 | Stopper |
10a | Erste Steuerleine |
10b | Zweite Steuerleine |
11 | Zugabschnitt |
11a | Koppelende |
11b | Freies Ende |
12 | Austrittsöffnung |
13 | Eintrittsöffnung |
14 | Arretierung |
15 | Kraftspeicherelement |
16 | Führungskanäle |
17 | Seil |
18 | Stopper |
19 | Einschnitt |
20 | Seil |
21 | V-Seilklemme |
22 | Gurtband |
23 | Klemmbacke |
24 | Strukturierte Oberfläche |
25 | Auflagefläche |
26 | Achse |
27 | Betätigungsabschnitt |
28 | Gerastertes Band |
29 | Gesperr |
30 | Sperrhebel |
31 | Rastnasen |
32 | Rastung |
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ZITATE ENTHALTEN IN DER BESCHREIBUNG
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Zitierte Patentliteratur
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- US 2012/0018584 A1 [0007]
- DE 20315464 U1 [0008]