DE19856582C1 - Verfahren zur Gewinnung von Chemiezellstoff aus Hackschnitzeln - Google Patents
Verfahren zur Gewinnung von Chemiezellstoff aus HackschnitzelnInfo
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Abstract
Beschrieben wird ein Verfahren zur Gewinnung von Chemiezellstoff aus Hackschnitzeln von Holz mit einer Dampfdruckbehandlung und anschließender Entfernung der Hemicellulosen sowie des Lignins. Dieses Verfahren zeichnet sich dadurch aus, daß die Hackschnitzel mit einer wäßrigen Lösung einer phenolischen Verbindung imprägniert, die imprägnierten Hackschnitzel bei einer Sattdampftemperatur von etwa 160 bis 230 C einer Dampfdruckbehandlung unterzogen und die Hemicellulosen sowie das Lignin entfernt werden. Die Hemicellulosen werden vorteilhafterweise durch Einwirkung eines wäßrigen Mediums entfernt. Anschließend wird das Lignin mit einer wäßrigen alkalischen Lösung extrahiert. Dieses Verfahren ist einfach und wirtschaftlich zu führen und führt zu einem hochwertigen Chemiezellstoff.
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Gewinnung von Chemiezellstoff aus Hackschnitzeln
von Holz mit einer Dampfdruckbehandlung und anschließender Entfernung der Hemi
cellulosen sowie des Lignins.
Hohe Ligninanteile finden sich angereichert in den Mittellamellen zwischen den Holzfasern.
Dadurch wird die Steifheit von Holz bewirkt. Der maximal zulässige Gehalt an Lignin nach
einem Holzaufschluß vor Einleitung der Bleiche im großtechnischen Maßstab wird mit einer
κ-Zahl von 40 angegeben.
Bei den klassischen Holzaufschlußverfahren (Sulfat-, Sulfit-Verfahren) wird das Lignin
chemisch gespalten, und hauptsächlich werden die Spaltprodukte (Ligninsulfonsäuren)
aufgelöst. Hierbei beruht die Extrahierbarkeit des Lignins auf zwei Effekten, nämlich der
Spaltung der Aryl-Alkyletherbindungen und der Erhöhung der Löslichkeit in Wasser oder
Alkali. Die Nachteile dieser klassischen Zellstoffprozesse sind hauptsächlich die Umwelt
belastung durch gasförmige Schwefelverbindungen und die relativ hohen Betriebskosten.
Letztere sind nicht zuletzt durch die Nebenbetriebe zur Aufarbeitung der Lauge und der
Abwasser- bzw. Abfallströme bedingt. Die konventionellen Verfahren kommen ohne den
Einsatz von schwefelhaltigen Verbindungen nicht zu einer Abtrennung des Lignins; dies ist
mit Geruchsbelästigungen verbunden.
Anlagen nach den konventionellen Verfahren sind unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten
erst ab Jahreskapazitäten von mehr als 500000 Tonnen zu betreiben. Die Chemiezell
stoffproduktion nimmt dabei neben der Papierzellstoffproduktion nur einen geringen Anteil
von 1-2% der Kapazität ein. Andererseits wünscht sich jeder Chemiezellstoffverarbeiter
auf seine Belange hin maßgeschneiderte Zellstoffe, möglichst in verschiedenen Abstufungen
der Qualitäten.
Anders als beim Papierzellstoff (Papier, Karton, Fluff) sind für den Chemiezellstoff die che
mischen Eigenschaften und nicht die physikalischen Eigenschaften der Zellstoffasern maßge
bend, da die Struktur der Fasern im Prozeß der chemischen Zellstoffverarbeitung ohnehin
gebrochen wird. Bei den Chemiezellstoffen kommt es noch mehr als bei den Papierzell
stoffen auf die quantitative Entfernung des Lignins an. Außerdem spielen folgende Kriterien
eine Rolle: Reinheit der Cellulose, Polymerisationsgrad und -verteilung; Weißgrad und die
Quellbarkeit in NaOH.
Ein Nachteil der industriell eingeführten Zellstoffverfahren ist der Verlust der Reaktivität
infolge der Trocknung. Sogenannter "never-dried pulp" ist dagegen hochreaktiv.
Es sind andererseits Verfahren bekannt, bei denen Lignocellulosematerial in zerteilter Form
in ein Druckgefäß gepackt wird, das Druckgefäß mit komprimiertem Wasserdampf gefüllt
wird und der Druck unter Ausstoß des plastifizierten Lignocellulosematerials aus dem
Druckgefäß plötzlich reduziert wird. Dieser Stand der Technik wird oft als Dampfexplosion
("Steam-Explosion") bezeichnet und ist in einer Vielzahl von Patenten festgehalten, die sich
in erster Linie auf die technische Auslegung und auf die grundsätzlichen Verfahrensweisen
beziehen. Die meisten Studien wurden mit Holz als Rohstoff durchgeführt. Der Schwer
punkt lag in der Mehrzahl der Fälle auf der Optimierung des Severity-Faktors (Integral aus
dem Produkt von Dampftemperatur und Einwirkzeit). Die Herstellung von Chemiezellstoff
ist beispielsweise in den EP-B-0 434 851, CA 1 267 407 und CA 1 141 376 beschrieben.
Weitere Verfahren zur Herstellung von Zellstoff werden in der
DE 197 30 486, DE 42 28 171 und EP 0 082 116 beschrieben.
Die DE 197 30 486 betrifft ein Verfahren, bei dem ligno
cellulosehaltige Biomasse mit flüssigem Ammoniak bei einem
gegenüber Atmosphärendruck erhöhten Ausgangsdruck und bei
einer Temperatur von mindestens etwa 25°C in Kontakt gebracht
wird und anschließend entspannt wird. Die DE 42 28 171
beschreibt ein Verfahren zur Gewinnung von Zellstoffen durch
Erhitzen von Lignocellulosen auf 170 bis 190°C unter Druck in
einem Aufschlußmedium mit wäßriger Essigsäure und 5 bis unter
40 Gew.-% Ameisensäure. EP 0 082 116 befaßt sich mit einem
Verfahren zur Delignifizierung von Holz und anderen Ligno
cellulosematerialien, das gleichzeitig zur Hydrolyse der
Hemicellulosen in monomere Zucker in Gegenwart wäßriger
Säure, von Phenol oder Mischungen von Phenolen oder anderen
phenolischen Produkten geeignet sein soll.
Bei den bekannten Dampfexplosions-Verfahren sind zur Überschreitung der Erweichungs
temperatur des Lignins und der Polyosen Drücke ab 20 bar üblich. Die mit diesen hohen
Drucken verbundenen hohen Dampftemperaturen von über 200°C bedingen einerseits einen
starken Kettenabbau der Cellulose, andererseits führen sie zu einer Kondensation des
Lignins, welche ihrerseits zu einer schlechten Extrahierbarkeit führt. Ferner wird aufgrund
der entsprechenden kurzen Behandlungszeiten eine kontrollierte Prozeßführung erschwert.
Ein Eindringen des Dampfes in kristalline Bereiche der lignocellulosischen Struktur ist
unwahrscheinlich; insofern sind dort Modifizierungen nicht möglich.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das eingangs bezeichnete Verfahren so wei
terzubilden, daß eine einfachere und wirtschaftlichere Herstellung von Chemiezellstoff mög
lich wird.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Hackschnitzel mit einer
wäßrigen Lösung einer phenolischen Verbindung imprägniert werden, die imprägnierten
Hackschnitzel bei einer Sattdampftemperatur von etwa 160 bis 230°C einer Dampfdruck
behandlung unterzogen werden und die Hemicellulosen sowie das Lignin entfernt werden.
Nachfolgend soll die Erfindung näher erläutert werden:
Im Rahmen der Erfindung werden vorzugsweise feuchte Hackschnitzel beliebiger Holzarten
eingesetzt. Dies können sowohl außertropische als auch tropische Laub- und Nadelhölzer
sein. Der Wassergehalt der jeweiligen Hackschnitzel kann beispielsweise zwischen etwa 70
und bei nahe 0 Masse-% nach intensiver Trocknung liegen. Ein Wassergehalt von etwa 15
bis 60 Gew.-%, insbesondere etwa 25 bis 50 Gew.-%, wird bevorzugt. Ein niedrigerer
Wassergehalt begünstigt die nachfolgend erläuterte Imprägnierung mit der wäßrigen
Lösung einer phenolischen Verbindung. Das Ausgangsholzmaterial wird in geeigneter Form
zerkleinert. Hierzu können übliche Hacker eingesetzt werden. Der Zerkleinerungsgrad spielt
im Rahmen der Erfindung keine kritische Rolle. Kleinere Hackschnitzel haben den Vorteil,
daß die angesprochene Imprägnierung schneller abläuft und auch die Dampfdruckbe
handlung vorteilhafter vollzogen werden kann.
Im ersten wesentlichen Schritt des erfindungsgemäßen Verfahrens werden die angespro
chenen Hackschnitzel mit einer wäßrigen Lösung einer phenolischen Verbindung impräg
niert. Voraussetzung ist es, daß die Verbindung möglichst leicht einer einzelnen
elektrophilen Substitution zugänglich ist. Dem Fachmann sind vielfältige phenolische
Verbindungen bekannt. Ihre besondere Eignung läßt sich anhand einfacher Handversuche
feststellen. Eine wesentliche Rahmenbedingung, die die phenolischen Verbindungen
vorzugsweise einhalten sollten, besteht darin, daß sie eine unerwünschte Kondensation des
Lignins bei der Dampfdruckbehandlung vermindern bzw. weitgehend ausschließen sollten.
Diese Anforderungen werden beispielsweise erfüllt von folgenden phenolischen
Verbindungen: β-Naphthol, 2,5-Xylol, o-Kresol, Phenol, Anthrachinon und Catechol.
Vorzugsweise werden die Hackschnitzel mit einer etwa 0,1 bis 3 gew.-%igen
wäßrigen Lösung der jeweiligen phenolischen Verbindung imprägniert, insbesondere mit
einer entsprechenden Lösung von β-Naphthol. Dabei erfolgt die Imprägnierung vor
zugsweise so weitgehend, daß etwa 1 bis 5 Gew.-%, insbesondere etwa 2 bis 4 Gew.-%
phenolische Verbindung, bezogen auf atro Hackschnitzel, in den imprägnierten Hack
schnitzeln vorliegen. Für die Imprägnierung ist keine besondere Einrichtung erforderlich.
Es hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, der Imprägnierlösung zusätzlich eine Säure in
einer Menge von etwa 0,03 bis 2,0 Gew.-% einzuverleiben, insbesondere 4-Hydroxy-
Benzoesäure und/oder Ameisensäure. Der Zusatz von Säure bewirkt eine Verschärfung der
Aufschlußbedingungen. Darüber hinaus zeigt die 4-Hydroxy-Benzoesäure eine
Unterstützung der phenolischen Verbindung im Hinblick auf die vorstehend angesprochene
Funktion. Die 4-Hydroxy-Benzoesäure wird vorzugsweise in einer Menge von etwa 0,5 bis
1,5 Gew.-% und die Ameisensäure vorzugsweise in einer Menge von etwa 0,05 bis 0,2
Gew.-% in der Imprägnierlösung eingesetzt.
Die imprägnierten Hackschnitzel werden anschließend einer Dampfdruckbehandlung bei
einer Sattdampftemperatur von etwa 160° bis 230°C unterzogen. Vorzugsweise liegt die
Sattdampftemperatur im Bereich von etwa 180 bis 220°C. Eine zu niedrig angesetzte Satt
dampftemperatur führt dazu, daß der Ligninanteil später nicht in dem gewünschten Umfang
entfernt werden kann. Wird eine zu hohe Temperatur gewählt, dann beeinträchtigt dies die
Qualität der Fasern des angestrebten Chemiezellstoffes. Die Dampfdruckbehandlung kann in
einem üblichen Dampfdruckdefibrator duchgeführt werden (so einem der
Handelsbezeichnung SUNDS-DEFIBRATOR® vom Modell Typ D).
Geeignet ist beispielsweise auch ein
Laboratoriumsdefibrator, der
aus einem zylindrischen Gehäuse mit beheizbarem Mantel besteht. Im Innenraum (ca. 10 l
Volumen) befindet sich ein Rotor mit vier Flügeln sowie fünf Gegenmessern auf der
Innenwand, zwischen denen das gedämpfte Holz am Ende der Behandlungszeit jeweils etwa
10-60 s mechanisch zerfasert wird. Sie erfolgt vorzugsweise während einer Zeitspanne von
etwa 5 bis 30 min. insbesondere etwa 10 bis 20 min.
Um den reinen Chemiezellstoff zu gewinnen, müssen die Hemicellulosen und der Lignin
anteil entfernt werden. Dies kann in vielfältiger Weise erfolgen. Die Extraktion des Lignins
und der Hemicellulosen aus den dampfdruckbehandelten Hackschnitzeln kann durch Was
serdampf bzw. heißes Wasser, durch organische Lösemittel bzw. durch deren Gemische und
durch Kombination der Wirkungen von Wasserdampf und organischen Lösemitteln durch
geführt werden. Die Extraktion hat zur Aufgabe, Lignin und Hemicellulosen weitgehend zu
entfernen. Hierzu können alle in der Technik bekannten Apparate zum Abtrennen von in
Flüssigkeiten löslichen Feststoffen von einem darin unlöslichen Feststoff zur Anwendung
kommen. Dabei kann auch in den Apparaten mit erhöhtem Druck gearbeitet werden. Eben
so kann es angezeigt sein, das zu extrahierende Gut und das Extraktionsmittel im Gegen
strom zu führen.
Vorzugsweise werden im Verfahrensschritt der Extraktion das Lignin und die
Hemicellulosen voneinander getrennt. Daher muß bei der Auswahl der Extraktions
flüssigkeit darauf geachtet werden, daß sich Hemicellulosen gut in heißem Wasser lösen,
Lignin dagegen besser in Lösemitteln mit einem d-Wert nach der Hildebrandschen Löse
parameter-Skala von 10 < d < 12. Hierunter fallen alle Verbindungen, die eine (an)lösende
oder weichmachende Wirkung auf Lignin haben, insbesondere solche, die einen Hilde
brandschen Löseparameter d von etwa 9 bis 13, insbesondere von etwa 10 bis 12, aufwei
sen. Als Lösemittel für Lignin kommen Wasserstoffbrückenbindungsdonatoren, wie Amine,
Alkohole, Phenole, Mercaptane, und Wasserstoffbrückenbindungsakzeptoren, wie Ether,
Dimethylsulfoxid (DMSO), Tetrahydrofuran (THF) in Frage. Ethylencarbonat, Ethylen
glycolmonomethylether, Carbowax, Dioxan, Acetonmethylcellusäure sind bevorzugt. Ferner
lassen sich auch Propylencarbonat, Formamid, Dimethylformamid, Pyridin anführen.
Es hat sich als besonders vorteilhaft erwiesen, nach der erfindungsgemäßen Dampfdruck
behandlung die Maßnahmen des Entfernens der Hemicellulosen durch Waschen mit einem
einfachen wäßrigen Medium, insbesondere einfachem Wasser, vorzunehmen und
anschließend den Ligninanteil des erhaltenen feuchten Faserstoffes mit einer wäßrigen
alkalischen Lösung zu extrahieren. Als wäßrige alkalische Lösung wird vorzugsweise eine
Alkalihydroxidlösung, insbesondere eine Natriumhydroxidlösung, herangezogen. Dabei
werden etwa 4 bis 12 Gew.-%, insbesondere etwa 7 bis 9 Gew.-% Alkalihydroxid, bezogen
auf atro Faserstoff, herangezogen.
Insbesondere kann auch so verfahren werden, daß der mit Dampfdruck behandelte feuchte
Faserstoff mit Wasser/Ethanol (Gewichtsverhältnis: 1 : 1) extrahiert wird, die Cellulose bzw.
der Zellstoff abfiltriert wird, der Alkohol abdestilliert wird, wobei Lignin ausfällt und die
Hemicellulosen in wäßrigem Medium gelöst zurückbleiben, aus dem sie gegebenenfalls
isoliert werden.
Die Abtrennung des Lignins von den Hemicellulosen gestattet dessen weitere vorteilhafte
Verwendung als Rohstoff zum Beispiel für die Erzeugung von Harzen oder PU-Schäumen.
Auch die Hemicellulosen lassen sich chemisch nutzbringend weiterverarbeiten, wobei
insbesondere die Herstellung von Xylit zu erwähnen ist.
Um die Anforderungen an einen hochwertigen Chemiezellstoff zu erfüllen, wird das der
Extraktion unterzogene feuchte Fasermaterial einer Lignin entfernenden Bleiche unterzo
gen, wie sie im Stand der Technik bekannt ist.
Im Rahmen der Erfindung ist es regelmäßig erforderlich, den Zellstoff einer
Bleichbehandlung zu unterziehen. Nachfolgend soll, ohne das hierin eine Beschränkung
gesehen werden soll, ein geeignetes Verfahren zur weitergehenden Bleichbehandlung
beschrieben werden:
Ausgehend von einem mit Sauerstoff vorgebleichten Dampfdruckzellstoff wird eine
chlorfreie Bleichsequenz angewendet, mit welcher die Spezifikationen für Chemiezellstoff
erreicht werden. Da allein mit Peroxid oder auch mit einer sauerstoffverstärkten
Peroxidbleiche die Kappazahl nicht ausreichend gesenkt werden kann, wie sich in
Versuchen zeigte, wurde zusätzlich eine Ozonbleichstufe eingeschaltet. Mit deren Hilfe es
möglich ist, die Kappazahl auf Werte unter 1 zu senken. Als Ausgangsmaterial für die
Bleiche dient ein bei 200°C aufgeschlossener Dampfdruckfaserstoff, der mit Sauerstoff
gebleicht wurde. Dessen Ausgangskappazahl liegt unter 10 und die Viskosität bei 520 ml/g
(angewandte Methode: Weißgrad nach TAPPI, Viskosität gemäß SCAN-CM 15 : 88).
Der Zellstoff wird zunächst in einer sauerstoffverstärkten Peroxidstufe im alkalischen
Medium auf Kappawerte zwischen etwa 3 und 4 gebleicht. Zuvor werden in einer
Komplexbildnerbehandlung mit EDTA/atro Stoff Schwermetalle aus dem Zellstoff entfernt,
die andernfalls in der Peroxidbleiche zu einem erheblichen Abbau der Cellulose führen
könnten. Die Bleiche wird im Autoklaven bei 90°C und 8 bar Sauerstoffdruck durchgeführt.
Der NaOH-Einsatz beträgt 3%, bezogen auf den trockenen Zellstoff. Der Weißgradanstieg
und Absenkung der Kappazahl verringern sich ab 1,5% Peroxideinsatz deutlich, so daß
diese Menge möglichst nicht überschritten werden sollte. Es wird bereits mit 1% Peroxid
die in dieser Bleichstufe maximal mögliche Delignifizierung nahezu erreicht. Darüber hinaus
sinkt mit Erhöhung der Peroxidmenge die Viskosität des Zellstoffs beinahe linear ab. In
allen weiteren Bleichuntersuchungen wird daher in der OP-Stufe (sauerstoffverstärkte
Peroxidstufe) stets mit 1% Peroxid gearbeitet.
Im Anschluß an die OP-Stufe wird der Stoff mit Ozon gebleicht. Ozon ist aufgrund seiner
starken oxidierenden Wirkung in der Lage, auch höherkondensierte Ligninstrukturen
aufzubrechen. Wenn nicht bereits in der Ozonstufe selbst eine ausreichende Delignifizierung
eintritt, so wird doch die Zugänglichkeit für eine anschließende Peroxidbleiche erheblich
verbessert. Im Anschluß an die Ozonstufe werden alle Stoffproben einheitlich mit 1%
Peroxid bei 80°C zwei Stunden lang endgebleicht. Der NaOH-Einsatz beträgt 1,25%. Vor
der abschließenden Peroxidbleiche wird nochmals eine Komplexbildnerbehandlung mit
0,4% EDTA durchgeführt.
Aus den obigen präzisen Ausführungen lassen sich abstrahiert folgende vorteilhafte
Ausgestaltungen des erfindungsgemäßen Verfahrens darstellen: Vorzugsweise erfolgt das
Bleichen im Rahmen einer chlorfreien Bleichsequenz, bei der insbesondere Sauerstoff, Ozon
und Wasserstoffperoxid herangezogen werden. Mit besonderem Vorteil wird folgende
Bleichsequenz eingehalten: 1. Alkalisauerstoffstufe (EO), 2. Komplexbildnerbehandlung (Q),
3. sauerstoffverstärkte Peroxidbehandlung (OP), 4. Ozonbleichstufe (Z), 5.
Komplexbildnerbehandlung (Q) und 6. abschließende Peroxidbleichstufe (P).
Die in der oben beschriebenen Weise erfindungsgemäß, insbesondere mit abschließender
Bleichbehandlung, erhaltenen Zellstoffe sind von hohe Qualität. Sie lassen sich
beispielsweise mit großem Vorteil zur Herstellung von Viskose, Lyocell-Fasern, Filamenten,
Celluloseether und Celluloseester einsetzen.
Die Erfindung soll anschließend anhand von Beispielen weitergehend erläutert werden:
Es wurden 100 g Buchen-Industriehackschnitzel mit 50% Feuchtigkeit (bezogen auf
Trockengewicht) mit 500 ml einer 1% β-Naphthol enthaltenden wäßrigen alkoholischen
Lösung (mit einem Gehalt an 3,0 Vol.% Ethanol) imprägniert. Die Imprägnierung erfolgte
bei Normaldruck während 24 Stunden bei einer Temperatur von 40°C. Die imprägnierten
Hackschnitzel wurden in einem Dampfdruckrefiner der Marke SUNDS-DEFIBRATOR®
(Modell: Typ D) bei 16,0 bar Sattdampfdruck und bei einer Verweilzeit von 15 min
behandelt. Anschließend wurde der aus den Hackschnitzeln erhaltene Faserstoff mit Wasser
gründlich gewaschen und darauf auf etwa 35% Feststoffgehalt getrocknet.
Das durch den Dampfdruckaufschluß in kleinere, alkalilösliche Einheiten überführte Lignin
wurde durch Extraktion mit Natronlauge aus dem feuchten Faserstoff herausgelöst. Es
wurden 8% NaOH, bezogen auf atro Faserstoff, bei einer Temperatur von 90°C und einer
Stoffdichte von 10 Gew.-% eingesetzt. Die Dauer der Extraktion betrug 1 h. Anschließend
wurde der Faserstoff mit Wasser alkalifrei gewaschen.
Das Beispiel 1 wurde mit der Abänderung wiederholt, daß der Imprägnierlösung zusätzlich
1 Gew.-% 4-Hydroxy-Benzoesäure und/oder 0,1 Gew.-% Ameisensäure zugefügt wurde.
Um den größten Teil des in dem anfallenden Faserstoff enthaltenen Restlignins zu entfernen,
wurde der Faserstoff einer alkalischen Sauerstoffbleiche unterzogen. Hierbei wurden
folgende Verfahrensparameter eingehalten: 5% NaOH-Einsatz/atro Faserstoff, 8 bar
Sauerstoffdruck, Temperatur 80°C, Verweilzeit 1 h sowie 0,25% MgSO4/atro Stoff zur
Verminderung des Kohlenhydratabbaues.
Um die Spezifikationen für Chemiezellstoffe zu erfüllen, erwies sich die Bleichsequenz
(OP)ZP als geeignet. Dabei wurden folgende Stufen vollzogen: sauerstoffverstärkte Per
oxid-, Ozon- und Peroxid-Stufe, wobei vor den beiden Peroxid-Stufen jeweils eine
Komplexbildnerbehandlung unter den folgenden Bedingungen durchgeführt wurde:
- 1. Peroxidstufe: 3% Stoffdichte; 0,25% H2SO4;
0,4% EDTA 60°C, Einwirkzeit 30 min - 2. Peroxidstufe: 3% Stoffdichte; 0,25% H2SO4;
0,1% EDTA
Anschließend wurden die komplexierten Schwermetalle mit Wasser ausgewaschen.
Die in den vorstehenden Beispielen 2 und 3 vollzogenen Verfahrensschritte führen zu den
aus der nachfolgenden Tabelle ersichtlichen Parametern, nämlich Kappazahl [-], Weißgrad
[% ISO], Viskosität [ml/g] und Hemicellulosegehalt [%].
Die Kappa-Zahl stellt ein Maß für den restlichen Ligningehalt dar. Der Weißgrad in % wird
bestimmt nach TAPPI. Die angegebene Kappa-Zahl von 0,4 zeigt ein hohes Qualitätsmaß.
Entsprechendes gilt auch für den Weißgrad von 91,3% ISO. Die Viskosität steht in
Korrelation zum DP (Polymerisationsgrad) der Cellulose des Fertigerzeugnisses. Sie wird
nach der Scan-Vorschrift SCAN-CM 15 : 88 bestimmt. Die Tabellenwerte zeigen, daß der
restliche Anteil an Hemicellulose ausreichend niedrig liegt. Somit ist der erhaltene
Chemiezellstoff in der chemischen Industrie zum Einsatz als Rohstoff besonders geeignet.
Insbesondere erfüllt er nach der Bleiche die höchsten Anforderungen.
Claims (15)
1. Verfahren zur Gewinnung von Chemiezellstotl aus Hackschnitzeln von Holz mit einer
Dampfdruckbehandlung und anschließender Entfernung der Hemicellulosen sowie des
Lignins, dadurch gekennzeichnet, daß die Hackschnitzel mit einer wäßrigen Lösung einer
phenolischen Verbindung imprägniert, die imprägnierten Hackschnitzel bei einer Sattdampf
temperatur von etwa 160 bis 230°C einer Dampfdruckbehandlung unterzogen und die
Hemicellulosen sowie das Lignin entfernt werden.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Hemicellulosen durch
Waschen mit einem wäßrigen Medium, insbesondere reinem Wasser, entfernt und an
schließend der Ligninanteil des erhaltenen feuchten Faserstoffes mit einer wäßrigen alkali
schen Lösung extrahiert wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß eine Sattdampf
temperatur von etwa 180 bis 220°C eingehalten wird.
4. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 3, dadurch gekennzeichnet, daß die Extraktion
des Ligninanteils bei erhöhter Temperatur, insbesondere in einem Temperaturbereich von
etwa 50 bis 100°C, durchgeführt wird.
5. Verfahren nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, daß die Hack
schnitzel mit einer 0,1 bis 3 gew.-%igen wäßrigen Lösung von β-Naphthol, insbesondere
mit einer 0,5 bis 1,0 gew.-%igen Lösung von β-Naphthol imprägniert werden.
6. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Dampfdruckbehandlung während einer Zeitspanne von etwa 5 bis 30 min.
insbesondere etwa 10 bis 20 min. durchgeführt wird.
7. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß etwa 1 bis 5 Gew.-%, insbesondere etwa 2 bis 4 Gew.-% phenolische Ver
bindung, bezogen auf atro Hackschnitzel, eingesetzt werden.
8. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß der Imprägnierlösung zusätzlich etwa 0,03 bis 2,0 Gew.-% Säure zugesetzt
werden.
9. Verfahren nach Anspruch 8, dadurch gekennzeichnet, daß als Säure 4-Hydroxy-Ben
zoesäure in einer Menge von etwa 0,5 bis 1,5 Gew.-% und/oder Ameisensäure in einer
Menge von etwa 0,05 bis 0,2 Gew.-% eingesetzt werden.
10. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche 2 bis 9, dadurch
gekennzeichnet, daß bei der Extraktion etwa 4 bis 12 Gew.-%, insbesondere etwa 7 bis 9
Gew.-% Alkalihydroxid, bezogen auf atro Faserstoff, eingesetzt werden.
11. Verfahren nach Anspruch 10, dadurch gekennzeichnet, daß als Alkalihydroxid Natrium
hydroxid eingesetzt wird.
12. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die weitgehend von Lignin und Hemicellulosen befreiten Faserstoffe in
üblicher Weise einer Lignin entfernenden Bleiche unterzogen werden.
13. Verfahren nach Anspruch 12, dadurch gekennzeichnet, daß im Rahmen einer chlorfreien
Bleichsequenz gebleicht wird.
14. Verfahren nach Anspruch 13, dadurch gekennzeichnet, daß bei der chlorfreien
Bleichsequenz Sauerstoff, Ozon und Wasserstoffperoxid herangezogen werden.
15. Verfahren nach Anspruch 14, dadurch gekennzeichnet, daß folgende Bleichsequenz
eingehalten wird: 1. Alkalisauerstoffstufe (EO), 2. Komplexbildnerbehandlung (Q), 3.
sauerstoffverstärkte Peroxidbehandlung (OP), 4. Ozonbleichstufe (Z), 5.
Komplexbildnerbehandlung (Q) und 6. abschließende Peroxidbleichstufe (P).
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