DE19750898A1 - Prallschutz-Bekleidungsstück - Google Patents
Prallschutz-BekleidungsstückInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein Prallschutz-Bekleidungsstück, ins
besondere ein Prallschutz-Oberbekleidungsstück.
Prallschutz-Bekleidungsstücke werden vorwiegend verwendet, um
gesundheitliche Folgen von Unfällen für eine in einen Unfall
verwickelte Person zu begrenzen oder völlig zu vermeiden. Be
kannt sind beispielsweise Fahrrad-Sturzhelme mit einer
Schlagenergie absorbierenden Schale aus Formschaum oder der
gleichen. Ebenfalls bekannt sind Knie- und Ellenbogenschüt
zer, wie sie beispielsweise von Fahrern von Inline-Skates
oder Skateboards getragen werden. Bekannt sind auch Motorrad
fahrerjacken und -hosen, die an besonders verletzungskriti
schen Stellen, beispielsweise im Knie- und Ellenbogenbe
reich, eingenähte Polsterungen aufweisen. Die hier nur bei
spielsweise aufgezählten bekannten Prallschutz-Bekleidungs
stücke werden häufig nur ungern angezogen, da sie oft nur
einen geringen Tragekomfort bieten und den Träger nicht sel
ten in seiner Bewegungsfreiheit einschränken. Ein nicht ge
tragenes Stück einer persönlichen Schutzausrüstung verfehlt
jedoch seinen Zweck völlig. Zudem kann es schwierig sein,
derartige Bekleidungsstücke in optisch ansprechender Form
herzustellen. Die Schutzwirkung derartiger Bekleidungsstücke
kann bei harmloseren Unfällen ausreichen. Insbesondere bei
zunehmend risikoträchtigen Freizeitsportarten wie dem Reiten,
dem Bergsteigen, dem Trekking, dem Skateboard- oder Inline
skate-Fahren, dem Ski fahren oder dem Radfahren, insbesondere
mit Mountainbikes, sind in zunehmendem Maße schwere Personen
verletzungen mit teilweise irreversiblen Gesundheitsschäden
bekanntgeworden.
Vor diesem Hintergrund liegt der Erfindung die Aufgabe zu
grunde, ein Prallschutz-Bekleidungsstück zu schaffen, das
bequem zu tragen ist und einen wirksamen Prallschutz gewähr
leistet.
Diese Aufgabe wird gelöst durch ein Prallschutz-Bekleidungs
stück mit den Merkmalen von Anspruch 1.
Das im folgenden auch kurz als Bekleidungsstück bezeichnete
Prallschutz-Bekleidungsstück hat eine zum Anziehen durch eine
Person ausgebildete flexible Hülle. Diese kann vorzugsweise
mindestens teilweise aus textilem Material, beispielsweise
gewebtem, gestricktem, gewirktem oder anderweitig aus Natur-
und/oder Kunstfasern hergestelltem Material bestehen. Sie
kann auch teilweise oder ganz aus Leder bestehen und/oder es
können Flächenbereiche der Hülle durch vorzugsweise flexib
les, Kunststoff-Flachmaterial gebildet sein. Der ein- oder
mehrlagigen Hülle ist ein mittels Druckgas aufblasbares oder
expandierbares Kammersystem zugeordnet, das durch mindestens
eine dem Bekleidungsstück zugeordnete Befülleinrichtung als
Reaktion auf ein Auslösesignal mit Druckgas beaufschlagbar
ist. In einem ein Auslösesignal bewirkenden Situation kann
das Kammersystem aufgeblasen werden, so daß diejenigen Kör
perpartien der das Bekleidungsstück tragenden Person, die
von Bereichen des aufgeblasenen Kammersystems abgedeckt sind,
durch ein als Dämpfungsmittel wirkendes Druckgaspolster vor
auftretender Schlagenergie geschützt sind.
Das Kammersystem kann durch mindestens eine flexible Wandung
begrenzt sein, die vorzugsweise mindestens bereichsweise zu
sammenfaltbar sein kann und die im unbefüllten Zustand einen
sehr geringen Platzbedarf haben kann. Dieser kann im wesent
lichen durch das Volumen des das Kammersystem begrenzenden
Wandmaterials bestimmt sein. Solange keine ein Auslösesignal
bewirkende Situation vorhanden ist, ist das Bekleidungsstück
mit unaufgeblasenem Kammersystem von normalen Bekleidungs
stücken kaum zu unterscheiden und kann für optimalen Trage
komfort ausgelegt sein.
Die Wandung kann das Kammersystem im wesentlichen gasdicht
umschließen, so daß es nach Befüllung über längere Zeit ein
Druckgaspolster bilden kann. Es ist auch möglich, die Wandung
mindestens bereichsweise gasdurchlässig zu gestalten, so daß
sich das Kammersystem ggf. schon während eines Aufpralls wie
der teilweise entleeren kann, um auf diese Weise Schlagener
gie zu dämpfen. Die Wandung kann hierzu mindestens bereichs
weise nach Art einer geringfügig gasdurchlässigen Membran
ausgebildet sein und/oder es können in der Wandung eine oder
mehrere Ausströmöffnungen vorgesehen sein. Eine beispiels
weise durch mindestens eine Ausströmöffnung erzielbare gewis
se Gasdurchlässigkeit der Wandung kann das Kammersystem auch
vor Zerplatzen schützen, falls das Kammersystem zu stark be
füllt und/oder zu stark von außen belastet wird. Es kann zu
diesem Zweck auch mindestens ein Überdruckventil in der Wan
dung vorgesehen sein. Insbesondere bei einem im wesentlichen
gasdicht abgeschlossenen Kammersystem kann mindestens ein
vorzugsweise manuell betätigbares Ablaßventil zum Ablassen
von Gas aus dem Kammersystem vorgesehen sein, um nach erfolg
ter Befüllung des Kammersystems wieder in seinen ursprüngli
chen, geringvolumigen Ausgangszustand zurückzubringen.
Das Prinzip des expandierbaren Kammersystems kann bei belie
bigen Bekleidungsstücken genutzt werden, beispielsweise bei
Mützen, Hosen, Unterzieh-Jacken oder dergleichen. Bei einer
bevorzugten Ausführungsform ist die vorzugsweise textile
Hülle nach Art einer Weste oder Jacke ausgebildet, mit der im
wesentlichen stoßempfindliche Körperpartien im Oberkörperbe
reich einer Person geschützt werden können. Die Jacke oder
Weste kann, beispielsweise über einen Reißverschluß oder eine
Knopfleiste, insbesondere auf der Vorderseite öffenbar sein,
sie ist jedoch vorzugsweise nach Art einer über den Kopf an
zuziehenden Überwurf-Weste oder Jacke ausgebildet. Sie kann
nach Art eines Anoraks mit einer Kapuze versehen sein, in der
mindestens ein Teil des Kammersystems untergebracht sein
kann.
Zwar ist es möglich, ein Universal-Bekleidungsstück zu schaf
fen, bei dem an den meisten oder allen stoßempfindlichen Kör
perpartien Teile des Kammersystems angeordnet sind. Vorzugs
weise kann ein Prallschutz-Bekleidungsstück jedoch zielgrup
penabhängig ausgestattet und auf die Bedürfnisse und typische
Unfallverläufe spezieller Zielgruppen hin optimal ausgelegt
werden. Selbstverständlich können die Größen des Bekleidungs
stückes ebenfalls den entsprechenden Zielgruppen angepaßt
werden, so daß Bekleidungsstücke für Kinder in der Regel
kleiner sind als Bekleidungsstücke für Erwachsene. Entspre
chend der das Bekleidungsstück vorwiegend tragenden Zielgrup
pe, beispielsweise Reiter, Bergsteiger, Wanderer, Fahrradfah
rer, Skateboardfahrer, Inline-Skater, Skiläufer, Go-Kart-
Fahrer, Autofahrer oder dergleichen können Form und Vertei
lung des Kammersystems derart ausgebildet sein, daß es zumin
dest im expandierten Zustand mindestens teilweise im Bereich
der Nieren und/oder der Wirbelsäule und/oder im Schulterbe
reich und/oder im Nackenbereich und/oder im Kopfbereich und/oder
im Gesichtsbereich und/oder im Leberbereich und/oder im
Bereich der Arme einer das Bekleidungsstück tragenden Person
angeordnet oder anordenbar ist. Es ist dabei normalerweise
so, daß das Kammersystem schon im unbefüllten Zustand den
entsprechenden zu schützenden Körperbereich abdeckt, wenn das
Bekleidungsstück angezogen ist. Es ist jedoch auch möglich,
daß das Kammersystem erst auf das Auslösesignal hin derart in
die Nähe des zu schützenden Bereiches expandiert, daß ein
Schlag auf diesen Bereich geeignet gedämpft wird. Beispiels
weise kann ein expandierbarer Kragen vorgesehen sein, der zu
einem den Nacken und Kopf mindestens teilweise umgebenden
Druckgaspolster aufblasbar ist. Zumindest im aufgeblasenen
Zustand kann das Kammersystem flächige kissenartige Bereiche
und/oder linienhafte Abschnitte haben. Linienhafte Kammerab
schnitte können beispielsweise zusammengefaltet, in insbeson
dere nach außen öffenbaren tunnelartigen Kammern der Hülle
angeordnet sein und bei Auslösung zu Druckpolsterwülsten oder
-leisten expandieren, die beispielsweise nebeneinander in
Körperlängsrichtung und/oder in Umfangsrichtung des Körpers
der Person verlaufen.
Das Kammersystem kann, insbesondere schon im unbefüllten Zu
stand, mindestens teilweise an einer der Person abgewandten
Außenseite der Hülle angeordnet sein. Ein derartiges Kammer
system kann bei einem Aufprall auch die Hülle vor Beschädi
gungen schützen. Es ist auch möglich, daß das Kammersystem,
insbesondere im noch unbefüllten Zustand, mindestens teil
weise an einer der Person zugewandten Innenseite der Hülle
angeordnet ist. Ein derartiges Kammersystem kann sich ggf.
bei Expansion besonders gut an die Konturen des zu schützen
den Körpers angleichen.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform ist das Kammersystem,
insbesondere auch im unbefüllten Zustand, mindestens teil
weise, vorzugsweise vollständig zwischen mindestens einem der
Person zugewandten Innenteil der Hülle und mindestens einem
der Person abgewandten Außenteil der Hülle angeordnet. Eine
derartige Anordnung kann insbesondere für den mit dem Be
kleidungsstück erreichbaren Tragekomfort und für das gute
Aussehen des Bekleidungsstückes von Vorteil sein. Das ein-
oder mehrlagige Außenteil kann beispielsweise aus wasserfe
stem oder wasserdichten Material und/oder aus besonders reiß
festem und/oder abriebfestem Material sein und kann neben
dem Schutz der Person auch den Schutz des Kammersystems vor
Beschädigungen dienen. Das Innenteil kann unter dem Gesichts
punkt des Tragekomforts gestaltet sein und beispielsweise ein
ggf. aus Naturfasern oder Kunstfasern hergestelltes Futter
sein.
Ein das Kammersystem außen mindestens teilweise umgebender
Außenteil der Hülle kann mindestens eine, vorzugsweise meh
rere, insbesondere linienhafte Sollbruchstellen aufweisen,
an denen das Außenteil vorzugsweise zerstörungsfrei öffenbar
ist, insbesondere bei Expansion des Kammersystems. Bei einer
derartigen Ausführung bildet das Außenteil keine Behinderung
für die Expansion des Kammersystems, so daß der Expansions
druck im wesentlichen von der Person weggerichtet ist. Ein
zerstörungsfrei öffenbares Außenteil kann ggf. mehrere Auslö
sungen schadlos überstehen, wodurch ein derartiges Beklei
dungsstück ohne Aufwand mehrfach verwendbar ist. Bei einer
bevorzugten Ausführungsform hat ein Außenteil ein Vorder- und
ein Rückenteil, die im Bereich der Taillen mittels aufreiß
barer Haftverschlüsse miteinander verbunden sind, die bei
Expansion des Kammersystems aufreißen können, ohne daß die
Außenhülle zerstört wird.
Es ist möglich, das Kammersystem in die Hülle des Beklei
dungsstückes gleich bei deren Herstellung einzuarbeiten, bei
spielsweise durch Einnähen. Es kann vorteilhaft sein, wenn
mindestens ein Teil des Kammersystems, vorzugsweise das ge
samte Kammersystem, in einem von der Hülle gesonderten
Schlauchsystem vorgesehen ist. Schlauchsystem und Hülle kön
nen getrennt voneinander, ggf. an unterschiedlichen Ferti
gungsstätten und/oder zu unterschiedlichen Zeiten hergestellt
und zur Schaffung des Kleidungsstückes später einander zuge
ordnet werden. Beispielsweise kann das Schlauchsystem später
mit der Hülle vernäht werden. Vorzugsweise ist das Schlauch
system lösbar mit der Hülle verbindbar, so daß die Hülle
und/oder das Schlauchsystem auch unabhändig voneinander ver
wendet werden können. Eine lösbare Verbindung einer Hülle mit
einem in einem Schlauchsystem angebrachten Kammersystem ist
auch für Reparatur- und Wartungsarbeiten an Hülle und/oder
Schlauchsystem vorteilhaft. Einer Hülle können auch mehrere,
ggf. unterschiedlich ausgebildete Schlauchsysteme zugeordnet
sein, so daß eine einzige Hülle für mehrere verschiedene spe
zielle Zielgruppen mit entsprechenden, auswechselbaren
Schlauchsystemen ausgestattet werden kann. Das Schlauchsystem
kann beispielsweise mittels Schlaufen und/oder textiler Haft
vermittler und/oder Knöpfen, insbesondere Druckknöpfen und/oder
mittels mindestens eines Reißverschlusses mit der Hülle
verbunden werden.
Das Kammersystem kann ein Einkammersystem sein, das heißt,
daß alle Kammerabschnitte des Kammersystems gasleitend mit
einander verbunden sind. Gasdurchlässe zwischen Kammerab
schnitten sollten zweckmäßig derart groß dimensioniert sein,
daß keine Engpässe entstehen, damit eine schnelle Befüllung
gewährleistet ist. Gasdurchlässe mit einer im ungefüllten
Zustand gemessenen Breite von mehr als 5 cm, insbesondere
zwischen 10 und 20 cm, sind bevorzugt. Es ist auch möglich,
ein Kammersystem mit mehreren, voneinander getrennten Kammern
vorzusehen, die durch eine einzige gemeinsame Befülleinrich
tung oder durch mehrere separate Befülleinrichtungen befüll
bar sein können. Die einzelnen Kammern können im wesentlichen
linienhaft langgestreckt sein und/oder größere Flächen ab
decken. Das Kammersystem kann einwandig sein, ist jedoch vor
zugsweise mehrwandig, insbesondere doppelwandig, was die Be
triebssicherheit des Systems im Einsatz erhöht.
Die Befülleinrichtung ist zweckmäßigerweise derart auszule
gen, daß sie in der Lage ist, in einer für die entsprechende
Anwendung typischen, relativ kurzen Zeit zwischen einem einen
Aufprall ankündigenden Ereignis und einem Aufprall selbst das
Kammersystem derart weitgehend zu füllen, daß dieses in der
Lage ist, die bei einem Aufprall auftretende Stoßenergie
wirksam zu dämpfen. Typische Reaktionszeiten beispielsweise
beim Fall eines Reiters vom Pferd oder eines Fahrradfahrers
vom Fahrrad können im Bereich unterhalb einer Sekunde liegen.
Entsprechend ist bei einer bevorzugten Ausführungsform die
Befülleinrichtung derart ausgelegt, daß das Kammersystem nach
Auslösung des Auslösesignals innerhalb von weniger als 0,8
Sekunden, insbesondere innerhalb zwischen 0,1 und 0,6 Sekun
den, mindestens zu 80% seines Maximalvolumens befüllbar ist,
so daß innerhalb dieser sehr kurzen Zeiten ein wirksamer Auf
prallschutz durch das Kammersystem gegeben ist. Typische
Maximalvolumina eines Kammersystems können beispielsweise
zwischen 5 und 25 Litern liegen. Es hat sich herausgestellt,
daß es für eine wirksame Schlagdämpfung in der Regel aus
reichend ist, wenn die Befülleinrichtung derart ausgelegt
ist, daß das Kammersystem auf einen mittleren Überdruck von
zwischen 0,2 und 2 bar, insbesondere zwischen 0,5 und 1 bar,
befüllbar ist.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform weist die Befüllein
richtung mindestens eine mit dem Kammersystem gasleitend
verbindbare Druckgaseinrichtung auf, die zum Einpressen von
Druckgas in das Kammersystem ausgelegt ist. Sie kann fest mit
dem Bekleidungsstück verbunden und permanent an diesem ange
bracht sein. Vorzugsweise ist die Druckgaseinrichtung jedoch
lösbar an das Kammersystem anschließbar, beispielsweise durch
einen gasdichten Flansch, insbesondere aber durch Anschrau
ben. Die unter Umständen voluminöse Druckgaseinrichtung kann
dann in Situationen, in denen keine Gefahr von Aufprallen be
steht, von dem Bekleidungsstück entfernt werden. Außerdem er
leichtert die lösbare Anbringung ein Auswechseln von Druck
gaseinrichtungen, beispielsweise nach Auslösen eines Befüll
vorganges oder zur Ersetzung einer Druckgaseinrichtung durch
eine anders ausgelegte Druckgaseinrichtung.
Die Druckgaseinrichtung kann mindestens einen Druckbehälter
umfassen, beispielsweise in Form einer druckstabilen, vor
zugsweise metallischen Patrone. Die Druckgaseinrichtung kann
komprimierbares Gas enthalten und/oder als Gasgenerator aus
gelegt sein, mit dem zum Beispiel aus flüssigem oder festem
Ausgangsstoffen Druckgas erzeugbar ist, beispielsweise durch
explosionsartige Verbrennung oder andere, vorzugsweise chemi
sche Reaktionen. Der Druckbehälter einer bevorzugten Ausfüh
rungsform ist mit komprimiertem Kohlendioxidgas ausgefüllt,
das bei entsprechender Öffnung des Behälters im angeschlos
senen Zustand sich entspannt und dabei in das Kammersystem
expandiert. Es ist auch möglich, daß die Druckgaseinrichtung
einen vorzugsweise elektrisch zündbaren, explosiven Treibsatz
aufweist. Dieser kann beispielsweise durch explosives Pulver
gebildet sein oder es kann ein Feststofftreibsatz sein, bei
spielsweise auf der Basis von Natriumacid. Derartige Treib
sätze zünden schnell und entwickeln als Druckgas im wesentli
chen Stickstoff, der unschädlich ist. Es ist auch möglich,
daß eine Druckgaseinrichtung mindestens zwei durch eine gas
dichte Trennwand getrennte Kammern zur Aufnahme unterschied
licher reaktiver Medien, insbesondere Gase oder Gasgemische
aufweist, die sich bei mindestens teilweiser Beseitigung der
Trennwand zu einem explosiven Gemisch, insbesondere Gasge
misch vermischen, das das Kammersystem aufblasen kann.
Zur Vermeidung einer Verletzung der das Bekleidungsstück
tragenden Person durch die ggf. harte Bauteile aufweisende
Befülleinrichtung kann an dem Bekleidungsstück eine die Be
fülleinrichtung, insbesondere die Druckgaseinrichtung, minde
stens teilweise umgebende Polsterung vorgesehen sein. Die Be
fülleinrichtung, insbesondere die Druckgaseinrichtung, kann
an besonders schlaggeschützten Stellen des Bekleidungsstückes
angeordnet sein, beispielsweise im Bereich des Brustbeins,
damit in einer Unfallsituation die das Bekleidungsstück tra
gende Person nicht durch Teile der Befülleinrichtung verletzt
wird. Es ist auch möglich, eine Befülleinrichtung entfernt
von dem Bekleidungsstück anzuordnen und sie über einen oder
mehrere Druckgasschläuche mit dem Kammersystem zu verbinden.
Zur Einleitung der Befüllung des Kammersystems in einem Be
darfsfall hat die Befülleinrichtung mindestens eine Auslöse
einrichtung, die derart ausgelegt ist, daß sie auf ein vor
zugsweise mechanisches oder elektrisches Auslösesignal die
Befüllung des Kammersystems durch die Befülleinrichtung ein
leitet. Mit der Auslöseeinrichtung kann mindestens ein Sen
sor, insbesondere mindestens ein Beschleunigungssensor und/oder
mindestens ein Berührungssensor und/oder mindestens ein
Lage- oder Winkelsensor signalleitend, insbesondere elek
trisch leitend verbunden sein. Auch optische und/oder über
Funkt erfolgende Signalleitung ist möglich. Der Sensor kann
auf außergewöhnliche Bewegungszustände oder Lagezustände des
Bekleidungsstückes und damit der das Bekleidungsstück tragen
den Person ansprechen. Beispielsweise kann eine Geschwindig
keitsabnahme oder -zunahme relativ zu einer der üblichen
Fortbewegungsgeschwindigkeit entsprechenden Referenzgeschwin
digkeit detektiert werden und/oder es können Richtungsände
rungen einer Bewegung relativ zu einer Referenzbewegung de
tektiert und zur Erzeugung eines Auslösesignals verwendet
werden. Durch eine entsprechend ausgelegte Auswerteelektronik
können Sensorsignale eines oder mehrerer Sensoren interpre
tiert werden, so daß eine Auslösung der Befülleinrichtung im
wesentlichen nur in kritischen Unfallsituationen erfolgt.
Mindestens ein Sensor kann an dem Bekleidungsstück befestigt
sein. Es ist auch möglich, mindestens einen Sensor beispiels
weise an einem Fortbewegungsmittel für die Person anzuordnen.
Alternativ oder zusätzlich zur sensorgesteuerten, automati
schen Auslösung kann eine halbautomatische, insbesondere
mechanische Auslösung vorgesehen sein. Diese kann nach dem
Prinzip einer Reißleine arbeiten. Es kann mindestens ein an
der Auslöseeinrichtung zur Kraftübertragung angreifendes,
vorzugsweise mindestens eine zugfeste Schnur oder Kette um
fassendes Zugelement vorgesehen sein, das beispielsweise an
einem zur Fortbewegung der Person vorgesehenen Fortbewegungs
mittel befestigbar ist. Das ohne Beschränkung der Gemeingül
tigkeit im folgenden als Reißleine bezeichnete Zugelement
kann beispielsweise an einem einen Reiter tragenden Sattel
oder an einem Fahrrad oder dergleichen mit einem seiner Enden
befestigt werden. Das andere Ende kann in Wirkverbindung mit
der Auslöseeinrichtung stehen. Wenn sich in einer Unfallsitu
ation beispielsweise der vom Pferd fallende Reiter oder der
vom Rad fallende Fahrradfahrer von seinem Fortbewegungsmittel
auf unvorhergesehe Art entfernt, wird über die Reißleine eine
Zugkraft an die Auslöseeinrichtung übertragen, die direkt
oder indirekt zur Auslösung des Befüllvorganges genutzt wer
den kann. Beispielsweise kann die Reißleine an einem Kraft
sensor angreifen, der bei einer entsprechenden Zugkraft ein
beispielsweise elektrisches Auslösesignal erzeugt. Die Zug
kraft kann auch selbst als mechanisches Auslösesignal wirken.
Bei einer bevorzugten Ausführungsform weist die Auslöseein
richtung mindestens einen Schwenkhebel auf, an dem das Zug
element außerhalb seiner Drehachse angreift und der als
mechanisches Betätigungselement für die Auslöseeinrichtung
dient. Vorzugsweise ist der Hebel derart lösbar an der Aus
löseeinrichtung angelenkt, daß er nach Betätigung der Aus
löseeinrichtung von dieser lösbar ist. Der ausklinkbare
Hebel kann nach der Auslösung bei weiterem Zug von der Aus
löseeinrichtung abfallen. Der ausklinkbare Hebel stellt eine
vorzugsweise zuglastabhängig öffnende Sollbruchstelle zwi
schen Zugelement und Auslöseeinrichtung und/oder Bekleidungs
stück dar. Alternativ oder zusätzlich ist es auch möglich,
daß das Zugelement selbst mindestens eine zuglastabhängige
Sollbruchstelle aufweist, die vorzugsweise zum Aufbrechen bei
einer Zuglast zwischen 20 kg und 45 kg ausgelegt ist. Die
Aufbrechlast ist zweckmäßigerweise größer als die zur Auslö
sung der Befüllung erforderliche Zugkraft, so daß zuerst die
Auslösung erfolgt, bevor ein Sollbruch stattfindet.
Weitere Merkmale und Einzelheiten der Erfindung ergeben sich
aus der nachfolgenden Beschreibung von bevorzugten Ausfüh
rungsformen in Verbindung mit den Zeichnungen und den Un
teransprüchen. Hierbei können die einzelnen Merkmale jeweils
für sich allein oder zu mehreren in Kombination miteinander
bei einer Ausführungsform verwirklicht sein. Ein Ausführungs
beispiel der Erfindung wird in den Zeichnungen dargestellt
und im folgenden näher erläutert. In den Zeichnungen zeigen:
Fig. 1 eine als Überwurfweste ausgebildete Ausfüh
rungsform eines erfindungsgemäßen Prallschutz-
Bekleidungsstückes,
Fig. 2 ein Innenteil des Bekleidungsstückes von
Fig. 1,
Fig. 3 ein Außenteil des Bekleidungsstückes von
Fig. 1,
Fig. 4 ein als Schlauchsystem ausgebildetes Kammer
system, das in ein Bekleidungsstück nach
Fig. 1 einsetzbar ist, und
Fig. 5 eine Auslöseeinrichtung für die Befülleinrich
tung des Bekleidungsstückes in Fig. 1 im Ruhe
zustand und im ausgelösten Zustand.
Die perspektivische, teilweise gebrochene schematische Dar
stellung in Fig. 1 zeigt eine Ausführungsform eines erfin
dungsgemäßen Prallschutz-Bekleidungsstückes 1, das in Form
einer ärmellosen, über den Kopf zu ziehenden Überwurfweste
ausgebildet ist. Die Weste kann als Teil der persönlichen
Schutzausstattung verwendet werden. Das Prallschutz-Be
kleidungsstück wird im folgenden auch kurz als Prallschutz
weste bezeichnet. Die Prallschutzweste 1 hat eine flexible
Hülle 2, die im wesentlichen aus einem in Fig. 2 gesondert
dargestellten flexiblen Innenteil 3 in Form einer ärmellosen
Überziehweste und einem in Fig. 3 gezeigten flexiblen Außen
teil 4 besteht. Zwischen dem textilen Innenteil 3 und dem
textilen Außenteil 4, die beide aus dem gleichen reißfesten
und winddichten, aus Kunstfasern dicht gewobenen Material be
stehen, ist ein in Fig. 4 näher dargestelltes, einteiliges
Schlauchsystem angeordnet. Das als Einkammersystem ausgebil
dete Schlauchsystem 5 ist ein im wesentlichen gasdicht ab
schließbares, mittels Druckgas aufblasbares Kammersystem,
das bei der Ausführungsform in Fig. 1 im wesentlichen voll
ständig innerhalb der biegsamen Hülle 2 des Bekleidungs
stückes, also zwischen Innenteil 3 und Außenteil 4 angeordnet
ist. Wenn das Bekleidungsstück 1 durch eine Person geeigneter
Körpergröße getragen wird, dann deckt das Druckgas-Kammersy
stem 5 sowohl die Vorderseite des Körpers von den Schultern
bis in den Bereich unterhalb des Nabels, als auch den Rücken
bereich von den Schultern bis unterhalb der Nieren im wesent
lichen vollständig ab.
Das nach Art einer ärmellosen Weste geformte Innenteil 3
(Fig. 2) ist aus einem Kunstfasergewebe gefertigt und hat im
Bereich der Armlöcher um diese herum angeordnete, am Innen
teil angenähte rechteckige Teile 6 von Haftverschlüssen, die
auch als Klettverschlüsse bezeichnet werden. Im Bereich des
unteren Bundes verläuft um das Innenteil herum ein an meh
reren Stellen des Umfangs angenähtes Band 7, durch das im
Bereich des unteren Bundes Schlaufen gebildet sind. Im zusam
mengesetzten Zustand der Prallschutzweste 1 durchsetzt das
Band 7, wie in Fig. 1 angedeutet, an den Schmalseiten des
Schlauchsystems 5 an dieses angenähte Schlaufen 8, wodurch
das Kammersystem 5 an dem Innenteil 3 unverlierbar und in der
gewünschten, die Vorder- und Rückseite des Körpers abdecken
den Form gehalten wird. Statt der Schlaufen 8 könnten auch
lösbare Karabinerhaken oder dergleichen vorgesehen sein.
Das in Fig. 4 auseinandergefaltet dargestellte Außenteil 4
hat die Form einer im Taillenbereich von den Armlöchern 10
bis zum unteren Bund öffenbaren, ärmellosen Überziehweste mit
einem mittleren Durchschlupfloch 11 für den Kopf einer das
Bekleidungsstück an- oder ausziehenden Person. Um den Rand
der Armlöcher 10 sind rechteckige Teile 12 von Haftverschlüs
sen angenäht, die mit entsprechenden Gegenteilen 6 der Innen
weste 3 zusammenwirken, um im Bereich der Armlöcher eine lös
bare Verbindung zwischen Innenteil 3 und Außenteil 4 zu
schaffen. Das Innenteil 3 und das Außenteil 4 können auch im
Bereich der Kopf-Durchschlupflöcher 11, 13 miteinander ver
bunden sein, beispielsweise aneinandergenäht. Bei einer
nicht gezeigten Ausführungsform ist im Kopfbereich eine
Kapuze an der Weste 1 angenäht. Bei einer nicht gezeigten
Ausführungsform sind Ärmel vorgesehen, die Druckgaskammern
aufweisen können.
Das Außenteil 4 hat ein in Fig. 3 unten angeordnetes Vorder
teil 15 und eine daran im Schulterbereich angenähtes Rücken
teil 16, die beide seitlich, im zusammengebauten Zustand im
Taillenbereich unterhalb der Armlöcher 10, Reihen von Teilen
17, 18 von textilen Haftverschlüssen aufweisen. Die jeweils
im Abstand zueinander an dem Außenteil 4 angenähten Haftver
schlußteile 17, 18 können dazu verwendet werden, im in Fig. 1
gezeigten Zustand der Prallschutzweste das Vorderteil 15 und
das Hinterteil 16 im Taillenbereich zerstörungsfrei lösbar
miteinander zu verbinden. An dem Vorderteil 15 ist exzen
trisch ein mittels Haftverschlüssen lösbar mit diesem ver
bindbarer, quadratischer Aufsatz 19 vorgesehen, der eine
ebenfalls quadratische, jedoch kleinere Durchgangsöffnung 20
im Material der Vorderseite 15 abdeckt. Mittig im Aufsatz 19
ist eine durch eine Metallhülse verstärkte, runde Durchgangs
öffnung 21 vorgesehen.
Das in Fig. 4 in Draufsicht dargestellte Schlauchsystem 5
bildet ein im wesentlichen gasdicht abschließbares, durch
Druckgas aufblasbares bzw. expandierbares Druckgas-Kammer
system, dessen einzige Kammer durch eine Wandung 25 aus
flexiblem, innen mit einer gasundurchlässigen Kunststoff
schicht beschichteten Wandung 25 nach außen begrenzt ist. Die
äußere Wandung besteht aus einem reißfesten Kunstfaser-Ge
webe. Zur Herstellung des Schlauchsystems werden zwei gegen
gleiche, etwa birnenförmige Materialstücke des Gewebes einan
der deckend aufeinandergelegt, wobei die beschichteten Seiten
einander zugewandt sind. Dann werden die formgleichen Mate
rialstücke entlang randnaher, linienhafter Schweißnähte 26
gasdicht und reißfest aneinandergeschweißt. Im Bereich der
ca. 5 angenäht werden. Auch im Bereich des birnenförmigen
Kopf-Durchschlupfloches 27 und einer hinter dieser angeordne
ten, der formgerechten Anordnung des Schlauchsystems nahe dem
Körper dienenden, sichelförmigen Ausnehmung 28 werden die
beiden Materialstücke randnah miteinander verschweißt. Die
flexible äußere Wandung 25 des Kammersystems ist sehr robust,
gasdicht und reißfest. Zur Sicherheit kann innerhalb der
durch die Wandung 25 begrenzten Kammer ein Innenschlauch 31
angeordnet sein, der bei der Ausführungsform in Fig. 1 aus
einer transparenten Kunststoff-Folie aufgebaut ist. Das
Druckgas-Kammersystem wird dadurch doppelwandig, was dessen
Betriebssicherheit erhöht.
Auf der Vorderseite des Schlauchsystems 5 ist ein gasleitend
mit dem Inneren des Kammersystems verbundenes Kunststoffrohr
29 an der Wandung 25 des Schlauchsystems 5 angebracht, in
dessen von einer Schlaufe gehaltenen oberen Endabschnitt ein
manuell betätigbares Ablaßventil 30 zum Ablassen von Gas aus
dem Kammersystem vorgesehen ist. Das Kammersystem kann durch
das Ablaßventil 30 evakuiert werden, so daß es sein gering
stes Volumen einnehmen kann.
Auf der Vorderseite des Schlauchsystems 5 ist eine Befüllein
richtung 35 zur Befüllung des Kammersystems mit Druckgas be
festigt. Die Befülleinrichtung 35 hat eine Druckgaseinrich
tung 36, die bei der gezeigten Ausführungsform als mit kom
primiertem Kohlendioxidgas gefüllter Druckbehälter 36 ausge
bildet ist. Kohlendioxid-Patronen mit zwischen 20 g und 80 g,
insbesondere zwischen 30 g und 60 g gasförmigem Kohlendioxid
haben sich bewährt. Die Kohlendioxid-Patrone 36 hat, wie in
Fig. 3 zu erkennen ist, einen mit einem Außengewinde ver
sehenen Hals 37 mit einer Kernbohrung 38, die durch eine im
wesentlichen stirnseitige, metallische Wand 39 gasdicht und
druckfest abgeschlossen ist. Die Druckgaspatrone 36 wird
durch eine an den Schlauch 5 angenähte Schlaufe 40 festgehal
ten.
Der Gewindehals der Druckgaspatrone 36 ist in ein in Drauf
sicht tonnenförmiges Kunststoffgehäuse 41 einer mechanisch
auslösbaren Auslöseeinrichtung 42 eingeschraubt. Die in
Fig. 5 im Detail gezeigten Auslöseeinrichtung ist derart
ausgelegt, daß sie auf ein mechanisches Auslösesignal hin die
Druckgasbefüllung des Kammersystems 5 durch die Befüllein
richtung 35 einleitet. Bei der gezeigten Ausführungsform ist
in dem Kunststoffgehäuse 41 in einem zentrischen, im Quer
schnitt runden, mit einer Durchmessererweiterung versehenen
Längskanal 43 ein Dorn 44 angeordnet. Der Längskanal 43 mün
det nach oben in einer mit einem Innengewinde versehene Auf
nahmeöffnung 45 für den Hals 37 der Druckgaspatrone 36. Eine
auf dem Boden der Ausnahmeöffnung 45 angeordnete, ringförmige
Gummidichtung 46 dichtet bei vollständig eingeschraubter
Druckgaspatrone 36 den Längskanal 43 nach außen ab. Der
Längskanal 43 hat eine nicht gezeigte Durchgangsöffnung, die
den Längskanal 43 mit dem Inneren des im Schlauch 5 angeord
neten Kammersystems verbindet. In der dadurch gebildeten Gas
leitung ist ein in Richtung auf die Druckkammer hin öffenba
res Rückschlagventil angeordnet, das ein Zurückströmen von
bereits eingefülltem Druckgas zur Auslöseeinrichtung verhin
dert.
Der an seinem der Aufnahmeöffnung 45 zugewandten Ende ange
spitzte Stahldorn 44 wird durch eine Feder 47, die sich am
Gehäuse 41 abstützt, in Richtung weg von der Aufnahmeöffnung
45 vorgespannt. Das der Spitze 48 gegenüberliegende, abgerun
dete Ende des Dorns 44 greift an einem Schwenkhebel 50 an,
der an einem im Gehäuse 41 befestigten Querbolzen 51 ange
lenkt ist. Der Schwenkhebel 50 hat einen, bezogen auf seine
Drehachse, langen Hebelarm 52 mit zwei voneinander beabstan
deten Durchgangslöchern, wobei in dem äußeren Durchgangsloch
53 ein Zugelement 54 in Form einer geflochtenen Nylonschnur
befestigt ist. Der kurze Hebelarm 55 hat eine mit dem Dorn 44
zusammenwirkende, gekrümmte Außenfläche 56, die als Steuer
kurve für den Dorn 44 wirkt.
Bei Drehung des Hebels 50 von der in Fig. 5 links gezeigten
Ruhestellung zu der in Fig. 5 rechts gezeigten Auslösestel
lung wird der Dorn entgegen der Kraft der Feder 47 nach oben
geschoben. Wenn eine Druckgaspatrone in die Auslöseeinrich
tung 42 eingeschraubt ist, dann durchsticht die Spitze 48 des
Dorns 44 die die Kernbohrung 38 nach außen abdichtende Wand
39 und Druckgas kann durch den Kanal 43 in das Schlauchsystem
5 einströmen.
Der aus einem flachen Blechstück gestanzte Hebel 50 hat eine
seitlich offene, U-förmige Ausnehmung 57, mit der er an dem
Bolzen 51 eingehängt werden kann. In der in Fig. 5 links
gezeigten Ruhestellung öffnet sich die Ausnehmung 57 nach der
dem Dorn 44 abgewandten Seite. Der Hebel wird durch den in
Richtung auf die Außenfläche 56 vorgespannten Dorn in seiner
gezeigten Ruhestellung unverlierbar am Gehäuse 41 festgehal
ten. Wenn nach Auslösung der Befülleinrichtung der Hebel die
in Fig. 5 rechts gezeigte Position erreicht hat, ist die
Ausnehmung 57 nach rechts geöffnet, und der Hebel 50 kann in
Richtung des Pfeiles 58 vom Bolzen 51 gelöst werden. Durch
die lösbare Anlenkung des ausklinkbaren Hebels an der Aus
löseeinrichtung ist in dem Auslösemechanismus eine Sollbruch
stelle geschaffen, die nach Auslösung öffnet, so daß die
Reißleine 54 mit dem Hebel 50 unter Mitnahme des abreißbaren
Aufsatzes 19 von der Prallschutzweste 1 entfernt werden
kann.
Die beschriebene Ausführungsform eines Prallschutz-Oberbe
kleidungsstückes arbeitet nach folgendem Verfahren, das am
Beispiel eines die Weste benutzenden Reiters beschrieben
wird. Zunächst schlüpft der Reiter in die Prallschutzweste,
indem er das Innenteil 3 mit dem Schlauch 5 sowie das Außen
teil 4 über den Kopf zieht. Das Außenteil 4 kann dabei vor
dem Anziehen oder nach dem Anziehen im Bereich der taillen
nahen Haftverschlüsse 17, 18 geschlossen werden. Vor oder
nach dem Anziehen wird in das Gehäuse 41 der Auslöseeinrich
tung eine Druckgaspatrone 36 eingeschraubt. Der Hebel ist
dabei in seiner in Fig. 5 links gezeigten Ruhestellung. Das
dem Hebel abgewandte Ende der als Zugelement bzw. Reißleine
dienenden Nylonschnur 54 wird, beispielsweise mittels eines
daran befestigten Karabinerhakens, am Sattel befestigt. Wenn
der Reiter in einer Gefahrensituation, beispielsweise beim
Scheuen des Pferdes oder nach einem schwer zu kontrollieren
den Sprung aus dem Sattel geschleudert wird, ändert sich
seine Geschwindigkeit und/oder seine Bewegungsrichtung
und/oder seine Lage relativ zum Sattel, so daß sich Sattel
und Prallschutzweste bzw. Person plötzlich schnell voneinan
der entfernen. Dabei gerät die am Sattel befestigte Reißleine
54 derart unter Zugspannung, daß der Hebel 50 in die in
Fig. 5 rechts gezeigte Auslösestellung bewegt wird, in der
Druckgas in das im Schlauch 5 ausgebildete Kammersystem ein
strömen kann. Die Länge der Reißleine 54 kann dabei derart
gewählt werden, daß normale Abhebebewegungen des Reiters vom
Sattel nicht zu einer Auslösung der Befülleinrichtung führen,
sondern nur solche, bei denen der Reiter mit einer gewissen,
der Auslösekraft entsprechenden Mindestkraft sich weiter vom
Sattel wegbewegt.
Noch in der Anfangsphase der Sturzbewegung des Reiters strömt
so viel Druckgas unter einem derartigen Druck in das Kammer
system, daß dieses bereits nach weniger als einer halben
Sekunde bis zu 80% des Maximalvolumens von beispielsweise
20 Litern aufgeblasen ist. Bei Expansion des Kammersystems 5
kann das Außenteil 4 der Hülle 2 entlang der unter den Armlö
chern verlaufenden linienhaften Sollbruchstellen aufreißen,
ohne daß die Außenhülle selbst zerrissen wird. In dem Zeit
punkt, in dem der Reiter auf dem Boden aufschlägt, wird sein
gesamter Oberkörper von einem schützenden Gasdruckpolster
umgeben, das den Aufprall des Reiters derart dämpft, daß
keine ernsthaften Verletzungen im Oberkörperbereich passie
ren. Wegen der gasdichten Auslegung des Kammersystems bei der
gezeigten Ausführungsform bleibt das Druckpolster solange
erhalten, bis durch Betätigung des Ablaßventiles 30 das Gas
aus dem Schlauch 5 entfernt wird. Daher erfüllt die Prall
schutzweste auch dann ihre Funktion, wenn nach der Auslösung
bis zum Sturz noch längere Zeit vergeht, beispielsweise weil
sich der Reiter noch eine Weile am Sattel festhalten kann.
Claims (22)
1. Prallschutz-Bekleidungsstück, insbesondere Prallschutz-
Oberbekleidungsstück, mit einer zum Anziehen durch eine
Person ausgebildeten flexiblen Hülle (2) und einem der
Hülle zugeordneten, mittels Druckgas aufblasbaren Kam
mersystem (5), das durch mindestens eine dem Beklei
dungsstück zugeordnete Befülleinrichtung (35) als Reak
tion auf ein Auslösesignal mit Druckgas beaufschlagbar
ist.
2. Prallschutz-Bekleidungsstück nach Anspruch 1, dadurch
gekennzeichnet, daß das Kammersystem (5) im wesentlichen
gasdicht abgeschlossen ist, wobei vorzugsweise an dem
Kammersystem mindestens ein vorzugsweise manuell betä
tigbares Ablaßventil (30) zum Ablassen von Gas aus dem
Kammersystem vorgesehen ist.
3. Prallschutz-Bekleidungsstücke nach Anspruch 1 oder 2,
dadurch gekennzeichnet, daß die vorzugsweise textile
Hülle (2) nach Art einer Weste oder Jacke ausgebildet
ist, insbesondere nach Art einer über den Kopf anzuzie
henden Weste oder Jacke.
4. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Kammer
system derart ausgebildet ist, daß es zumindest im ex
pandierten Zustand mindestens teilweise im Bereich der
Nieren und/oder der Wirbelsäule und/oder im Schulter
bereich und/oder im Nackenbereich und/oder im Kopfbe
reich und/oder im Gesichtsbereich und/oder im Leber
bereich einer das Bekleidungsstück tragenden Person
angeordnet oder anordenbar ist.
5. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorher
gehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das
Kammersystem mindestens teilweise an einer der Person
abgewandten Außenseite der Hülle angeordnet ist.
6. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Kammer
system mindestens teilweise an einer der Person zuge
wandten Innenseite der Hülle angeordnet ist.
7. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Kammer
system (5) mindestens teilweise zwischen einem der Per
son zugewandten Innenteil (3) der Hülle (2) und einem
der Person abgewandten Außenteil (4) der Hülle angeord
net ist.
8. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß ein das Kam
mersystem (5) außen umgebendes Außenteil (4) der Hülle
(2) mindestens eine vorzugsweise linienhafte Sollbruch
stelle, wie beispielsweise einen vorzugsweise textilen
Haftverschluß, aufweist, an der das Außenteil vorzugs
weise zerstörungsfrei öffenbar ist, insbesondere bei
Expansion des Kammersystems (5).
9. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß mindestens
ein Teil des Kammersystems, vorzugsweise das gesamte
Kammersystem, in einem von der Hülle gesonderten
Schlauchsystem (5) vorgesehen ist.
10. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Kammer
system (5) lösbar mit der Hülle (2) verbindbar ist.
11. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß das Kammer
system (5) ein Einkammersystem ist.
12. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Befüll
einrichtung (35) derart ausgelegt ist, daß das Kammer
system (5) nach Auslösung des Auslösesignals innerhalb
von weniger als 0,8 Sekunden, insbesondere innerhalb
zwischen 0,1 und 0,6 Sekunden, mindestens zu 80% seines
Maximalvolumens befüllbar ist.
13. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Befüll
einrichtung (35) derart ausgelegt ist, daß das Kammer
system (5) auf einen mittleren Überdruck von zwischen
0,2 und 2,0 bar, insbesondere zwischen 0,5 und 1,5 bar
befüllbar ist.
14. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Befüll
einrichtung (35) mindestens eine mit dem Kammersystem
(5) gasleitend verbindbare Druckgaseinrichtung (36) auf
weist, die vorzugsweise lösbar an das Kammersystem an
schließbar ist, insbesondere durch Anschrauben.
15. Prallschutz-Bekleidungsstück nach Anspruch 14, dadurch
gekennzeichnet, daß die Druckgaseinrichtung (36) minde
stens einen, insbesondere mit komprimiertem Kohlendi
oxidgas gefüllten, Druckbehälter umfaßt.
16. Prallschutz-Bekleidungsstück nach Anspruch 14 oder 15,
dadurch gekennzeichnet, daß die Druckgaseinrichtung zur
Erzeugung des zum Aufblasen verwendeten Druckgases durch
eine aufgrund des Auslösesignals eingeleitete Reaktion
eines oder mehrerer Medien ausgebildet ist, wobei sie
vorzugsweise mindestens zwei durch eine gasdichte Trenn
wand getrennte Kammern zur Aufnahme unterschiedlicher
reaktiver Medien, insbesondere Gase oder Gasgemische
aufweist, die sich bei mindestens teilweiser Beseitigung
der Trennwand zu einem explosiven Gemisch vermischen.
17. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß eine die Be
fülleinrichtung, insbesondere die Druckgaseinrichtung,
mindestens teilweise umgebende Polsterung vorgesehen
ist.
18. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der vorhergehen
den Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß die Befüll
einrichtung (35) mindestens eine Auslöseeinrichtung (42)
aufweist, die derart ausgelegt ist, daß sie auf ein vor
zugsweise mechanisches oder elektrisches Auslösesignal
die Befüllung des Kammersystems (5) durch die Befüllein
richtung (35) einleitet.
19. Prallschutz-Bekleidungsstück nach Anspruch 18, dadurch
gekennzeichnet, daß mindestens ein an der Auslöseein
richtung zur Kraftübertragung angreifendes, vorzugsweise
eine zugfeste Schnur oder Kette umfassendes Zugelement
(54) vorgesehen ist, das vorzugsweise an einem zur
Fortbewegung der Person vorgesehenen Fortbewegungsmit
tel befestigbar ist.
20. Prallschutz-Bekleidungsstück nach Anspruch 18 oder 19,
dadurch gekennzeichnet, daß die Auslöseeinrichtung (42),
insbesondere das Zugelement (54) mindestens eine vor
zugsweise zuglastabhängig öffnende Sollbruchstelle auf
weist, die vorzugsweise zum Aufbrechen bei einer Zuglast
zwischen 20 kg und 45 kg ausgelegt ist.
21. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der den Ansprü
che 18 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß die Auslöse
einrichtung (42) mindestens einen vorzugsweise mechani
schen betätigbaren Dorn (44) aufweist, der zum Durchste
chen mindestens einer eine Druckgaseinrichtung (36) von
dem Kammersystem (5) gasdicht trennenden Trennwand (39)
ausgebildet ist.
22. Prallschutz-Bekleidungsstück nach einem der Ansprüche 18
bis 21, dadurch gekennzeichnet, daß die Auslöseeinrich
tung (42) mindestens einen, insbesondere zur Betätigung
des Dorns (44) ausgebildeten, Schwenkhebel (50) auf
weist, der vorzugsweise lösbar an der Auslöseeinrichtung
(42) angelenkt ist, wobei der Schwenkhebel insbesondere
durch das Zugelement (54) betätigbar ist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
---|---|---|---|
DE1997150898 DE19750898A1 (de) | 1997-10-10 | 1997-10-10 | Prallschutz-Bekleidungsstück |
Applications Claiming Priority (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE1997150898 DE19750898A1 (de) | 1997-10-10 | 1997-10-10 | Prallschutz-Bekleidungsstück |
Publications (1)
Publication Number | Publication Date |
---|---|
DE19750898A1 true DE19750898A1 (de) | 1999-04-15 |
Family
ID=7848991
Family Applications (1)
Application Number | Title | Priority Date | Filing Date |
---|---|---|---|
DE1997150898 Withdrawn DE19750898A1 (de) | 1997-10-10 | 1997-10-10 | Prallschutz-Bekleidungsstück |
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Country | Link |
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