DE19735944C2 - Verfahren und Vorrichtung zur Stabilisierung von Flußdeichen bei Hochwasser - Google Patents
Verfahren und Vorrichtung zur Stabilisierung von Flußdeichen bei HochwasserInfo
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Description
Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren gegen das Durchweichen und
Abrutschen von Flußdeichen, bei dem bei Hochwasser längere Deichstrecken
innerhalb kurzer Zeit mittels abrollbarer Abdichtungsfolien (21) geschützt
werden,
und eine Schutzvorrichtung (1) nach Anspruch 2, bestehend aus wenigstens
einem Abrollstab (2) und wenigstens einer auf einem Wickelrohr (12) auf
gerollten Abdichtungsfolie (21).
Derartige Verfahren und Vorrichtungen sind bekannt. Als nächstkommend ist
hierbei das Patent DE-PS 38 30 458 C2 zu sehen.
Nachteilig hierbei ist, dass Verfahren und Vorrichtung nach DE-PS 38 30 458
C2 in Hochwasserkrisensituationen für einen nachträglichen Deichschutz aus
folgenden Gründen nur bedingt geeignet sind:
Das Verfahren nach DE-PS 38 30 458 C2 findet primär Anwendung im
Rahmen präventiver wasserbaulicher Maßnahmen. Zur sorgfältigen Aus
bringung der abdichtenden Dauerfolie ist umfangreiches technisches Gerät
erforderlich.
Eine krisengerechte weltweite Verfügbarkeit des technischen Geräts
scheidet daher aus und ist allenfalls über kostenintensive Lösungen (Statio
nierung und Wartung des Geräts in allen potentiellen Hochwasserregionen
der Welt) zu erzielen.
Aufgrund der synchronen Folienabrollung über Ponton und Radlader ist das
Verfahren besonders anfällig gegen stärkere Flußströmungen, was zu
Verdriftungen von Abdichtungsfolie und Abrollvorrichtung führen kann.
Desweiteren können hervorstehende Deichobjekte wie beispielsweise Büsche
und Zäune zu einem Verhaken der Folienrolle und somit zu einem vorzeitigen
Ende des Installationsvorganges führen.
Das Verfahren sowie die Vorrichtung nach DE-PS 38 30 458 C2 sind für die
sorgfältige, dauerhafte Folienausbringung im Rahmen wasserbaulicher Maß
nahmen konzipiert. Eine krisengerechte schnelle Abdichtung möglichst langer
durchbruchgefährdeter Deichabschnitte ist hierbei nicht möglich.
Aufgabe der vorliegenden Erfindung ist es daher ein Verfahren sowie eine
Vorrichtung weiterzuentwickeln, mit denen im Hochwasserfall ohne größere
Vorbereitung innerhalb kurzer Zeit auf einfache Weise längere Deichabschnitte
gegen Durchbruch mittels abrollbarer Folie geschützt werden können.
Gemäß der Erfindung wird diese Aufgabe mit den in Anspruch 1 angegebenen
Verfahrensschritten gelöst. Zur Lösung der Aufgabe dient auch die Schutz
vorrichtung nach Anspruch 2, deren Verwendung eine Durchführung des
Verfahrens nach Anspruch 1 erst ermöglicht.
Die nun vorliegende Erfindung kann sich gegenüber den bereits oben er
wähnten Verfahren und Vorrichtung nach DE-PS 38 30 458 C2 durch
folgende Vorzüge auszeichnen:
Für die Installation der Abdichtungsfolie (21) müssen keine aufwendigen und
kostenintensiven Gerätschaften konstruiert werden. Man kann, bei einfacher
Handhabung, auf bereits vorhandene, weit verbreitete Techniken (Hub
schrauber) zurückgreifen.
Durch die Verwendung von Hubschraubern wird ein Einsatz der Abdichtungs
folie (21) auch in schwer zugänglichen Gegenden möglich. Insbesondere
bereits vorgeschädigte Deiche, die mit schwerem Gerät (Kranwagen) nicht
mehr befahrbar sind, lassen sich auf diese Weise noch nachträglich abdichten.
Aufgrund des parallel zum Deichverlauf erfolgenden Abdichtungsverfahrens
und der in der Abdichtungsfolie (21) integrierten Auftriebvorrichtungen (29,
30, 32) ist ein Verhaken der Abdichtungsfolie (21) an auf dem Deich hervor
stehenden Objekten (z. B. Zäune, Büsche) deutlich reduziert.
Aufgrund der parallel zum Deichverlauf erfolgenden, technisch wenig aufwen
digen Installation der Abdichtungsfolie (21), der manuel einfach zu bedienen
den Vorrichtung sowie der integrierten Abrollhilfen (34, 35) können sich im
Vergleich zu den bisherigen nachträglichen Verfahren innerhalb kürzerer Zeit
längere Deichabschnitte mit Abdichtungsfolie (21) absichern lassen.
In den gefährdeten Deichabschnitten werden stromabwärts beginnend in
gleichmäßigen Abständen (der Länge einer Deichabdichtungseinheit (1) ent
sprechend - z. B. 50-100 m) die Abrollstäbe (2) angebracht. Diese werden
von der Deichkrone aus in der Falllinie und parallel zur Deichinnenseite in den
Vorlandbereich fest eingerammt (Fig. 1).
Der Abstand des Abrollstabes (2) zur Deichinnenseite sollte so gewählt
sein, daß ein Unterspülen der Abdichtungsfolie (21) nicht mehr möglich ist.
Das Gewicht des Abrollstabes (2) sollte für ein bis zwei Personen trag
bar sein.
Anschließend wird die Folienrolle (11) mittels Hubschrauber oder Kran
wagen auf das aus dem Wasser hervorstehende andere Ende des Abroll
stabes (2) draufgesteckt (Fig. 2).
Damit sich die Abdichtungsfolie (21) durch die Flußströmung weitgehend
selbständig enfalten kann, muß nach dem Anbringen der Folienrolle (11)
das markierte obere Ende (13) des Wickelrohres (12) aus dem Wasser
ragen.
Vor dem Öffnen der Folienrollenverschlußbänder (20), diese sollen ein
vorzeitiges Entrollen der Abdichtungsfolie (21) verhindern, muß noch das
frei stehende obere Ende (3) des Abrollstabes (2) gesichert werden. Dies
kann auf zweierlei Weise geschehen:
- - über einfache Abspannleinen, die an den Befestigungsösen (4) des Abrollstabes (2) befestigt Werden;
- - über einen variabel einstellbaren Abstandhalter (6), der an der Einker bung (5) des Abrollstabes (2) ansetzt und auf dem Deichrücken befestigt werden kann.
Nach Eröffnen der Folienrolle (11) durch die Reißleine (24) wird diese zur
oberen Führungsleine (24). Zusammen mit der unteren Führungsleine (25)
kann man dann den Entfaltungsprozeß der Abdichtungsfolie (21) von der
Deichkrone aus steuern.
Das weitgehend eigenständige Entrollen der Abdichtungsfolie (21) wird bei
vorhandener Flußströmung durch sogenannte Strömungstaschen (34)
erzielt.
Hierbei handelt es sich um Taschen, die auf der flußzugewandten Seite der
Abdichtungsfolie (21) angebracht sind und mit ihrer Öffnung gegen die
Strömung zeigen.
Zur besseren Öffnung können die Taschen (34) an ihrem freien Rand mit
einem Eröffnungsband (35) versehen sein.
Damit beim Entrollen ein Festhaken der Abdichtungsfolie (21) an hervor
stehenden Deichobjekten (z. B. Zäune, Büsche) weitgehend verhindert wird,
sollte die Abdichtungsfolie (21) in Abhängigkeit von ihrer Dichte mit einer
Auftriebvorrichtung versehen sein.
Diese besteht aus Luftkammern (29), (30), die mit einer Gaspatrone (32)
in Verbindung stehen.
Mit dem Öffnen der Folienrolle (11) durch die Reißleine (24) wird gleich
zeitig über eine Lasche (33) die Gaspatrone (32) eröffnet.
Das dabei frei werdende Gas, z. B. CO2, strömt in die Luftkammern (29),
(30) und bewirkt somit den erwünschten Auftrieb.
Die in den Zeichnungen dargestellte Abdichtungsfolie (21) ist mit zwei
untereinander verbundenen Luftkammern (29), (30) unterschiedlicher
Funktion versehen:
- - die Querluftkammer (29) am Anfang (22) der Abdichtungsfolie (21) erzeugt den Gleitauftrieb beim Entrollen der Folie um ein Verhaken (z. B. mit Deichzäunen) zu verhindern;
- - die Längsluftkammer (30) am Oberrand der Abdichtungsfolie (21) soll diese in der Vertikalen aufspannen.
In Abhängigkeit von der Dichte des Folienmaterials kann zur vertikalen
Aufspannung der Abdichtungsfolie (21) auch eine Beschwerung (36) an
ihrem Unterrand erforderlich sein.
Nach vollständiger Entfaltung der Abdichtungsfolie (21) wird die untere
Führungsleine (25) an der Verschlußstelle (26) von der oberen Führungs
leine (24) getrennt und mit dem unteren Ende (18) des Kopplungsbandes
(16) der weiter flußabwärts befindlichen Abrollvorrichtung verbunden.
Das Kopplungsband (16) wird daraufhin soweit an seinem oberen Ende
(17) gezogen, bis die untere Führungsleine (25) im Kopplungsschacht
(15) vollständig verschwunden ist.
Anschließend werden das obere Ende (17) des Kopplungsbandes (16) und
die obere Führungsleine (24), nachdem sie durch eine der Befestigungsösen
(4) des Abrollstabes (2) geführt wurde, auf dem Deichrücken fixiert.
Um Unterspülungen zu vermeiden, ist beim Ankoppeln zweier Deichabdich
tungseinheiten (1) darauf zu achten, daß der Folienanfang (22) der fluß
aufwärts befindlichen Deichabdichtungseinheit (1) die Abrollvorrichtung
(2), (12) der flußabwärtsbefindlichen Deichabdichtungseinheit (1) auf der
flußzugewandten Seite dachziegelartig überlappt.
Hierzu muß beim Ankoppeln die Luft aus den Auftriebsvorrichtungen (29),
(30) über das Ablaßventil (31) abgelassen werden.
Die Abdichtungsfolie (21) selbst ist alle 5-10 Meter mittels Arretierungs
ösen (28) am Deichrücken fixierbar.
Nach Absinken des Flußpegels auf Normalniveau können die Abdichtungs
folien (21) wieder eingerollt werden.
Die Abdichtungsfolie (21) sollte aus einem sehr strapazierfähigem Material
bestehen und aus transporttechnischen Gründen möglichst leicht sein.
Aus Gründen des Umweltschutzes wäre eine Wiederverwertbarkeit wün
schenswert.
1
Schutzvorrichtung Deichabdichtungseinheit
2
Abrollstab
3
oberes Stabende mit Einschlagplatte
4
Befestigungsösen für Leinen/Seile
5
Einkerbung für Abstandhalter
6
Abstandhalter
7
Scharniere des Abstandhalters
8
Metallnägel zur Fixierung ("Heringe")
9
Abrollteller
10
Zugespitztes Ende zum Einrammen in die Erde
11
Folienrolle
12
Wickelrohr
13
Wickelrohr: oberes Ende
14
Schacht für Abrollstab
15
Schacht für Kopplungsband
16
Kopplungsband
17
Kopplungsband- oberes Ende
18
Kopplungsband- unteres Ende
19
Durchtrittsöffnung für Kopplungsband
20
Verschlußbänder für Folie
21
Abdichtungsfolie
22
Anfang der Abdichtungsfolie
23
Ende der Abdichtungsfolie
24
obere Führungsleine (= "Reißleine")
25
untere Führungsleine
26
Führungsleinenverschluß (z. B. Karabinerhaken)
27
Führungsstab
28
Arretierungsösen
29
aufblasbare Querluftkammer
30
aufblasbare Längsluftkammer
31
aufschraubbares Ablaßventil
32
CO2
Gaspatrone mit Zuleitung
33
Öffnungslasche für Gaspatrone
34
Strömungstaschen
35
Öffnungsbänder für Strömungstaschen
36
Gewichtleiste
37
Teleskopschienen des Abstandhalters
Claims (13)
1. Verfahren gegen das Durchweichen und Abrutschen von Flußdeichen, bei dem
bei Hochwasser längere Deichstrecken innerhalb kurzer Zeit mittels abroll
barer Abdichtungsfolien (21) geschützt werden,
dadurch gekennzeichnet, dass während oder unmittelbar vor einem Hoch
wasser in vorgegebenen Abständen Folienrollen (11) auf in Falllinie und parallel
zur Deichinnnenseite eingerammten Abrollstäben (2) gesteckt werden und
dass anschließend die mit Strömungstaschen (34) und/oder Auftriebs
vorrichtungen (29, 30, 32) versehenen Folien (21) durch die Flußströmung
weitgehend selbständig abgerollt und mittels Leinen (24, 25) geführt und
befestigt werden.
2. Schutzvorrichtung (1) zur Durchführung des Verfahrens nach Anspruch 1,
bestehend aus wenigstens einem Abrollstab (2) und wenigstens einer auf
einem Wickelrohr (12) aufgerollten Abdichtungsfolie (21),
dadurch gekennzeichnet, dass der Abrollstab (2) am oberen Ende eine
Einschlagvorrichtung (3) zum Einrammen des Abrollstabes (2) aufweist.
3. Schutzvorrichtung (1) nach Anspruch 2, dadurch gekennzeichnet, dass der
Abrollstab (2) im Bereich des oberen Endes eine Einkerbung (5) für einen Ab
standhalter (6) aufweist.
4. Schutzvorrichtung (1) nach Anspruch 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet,
dass das Wickelrohr (12) mindestens zwei Schächte (14, 15) zur getrennten
Führung des Abrollstabes (2) und der erforderlichen Leinen (16) aufweist.
5. Schutzvorrichtung (1) nach einem der Ansprüche 2 bis 4, dadurch gekenn
zeichnet, dass die Abdichtungsfolie (21) zur Erleichterung des Abrollvor
ganges Strömungstaschen (34) aufweist.
6. Schutzvorrichtung (1) nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, dass die
Strömungstaschen (34) zur besseren Öffnung mit Öffnungsbändern (35)
versehen sind.
7. Schutzvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die abrollbare Abdichtungsfolie (21) zu Stabilisierungs
zwecken eine untere (36) und eine an ihrem Anfang angebrachte (27) Auf
spannvorrichtung aufweist.
8. Schutzvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die abrollbare Abdichtungsfolie (21) zum Öffnen mit
Reißleinen (24, 25) versehen ist.
9. Schutzvorrichtung (1) nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, dass die abrollbare Abdichtungsfolie (21) eine Auftriebsvor
richtung (29, 30, 32) aufweist, die beim Abrollen ein Verhaken der Abdich
tungsfolie (21) mit hervorstehenden Deichobjekten verhindert.
10. Schutzvorrichtung (1) nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, dass die
Auftriebsvorrichtung aus mindestens einer Luftkammer (29, 30) und einer
damit verbundenen Gaspatrone (32) besteht.
11. Schutzvorrichtung (1) nach Anspruch 8 bis 10, dadurch gekennzeichnet,
dass zum automatischen Füllen der Luftkammern (29, 30) an den
Gaspatronen (32) Öffnungslaschen (33) vorgesehen sind, an denen die zum
Öffnen der Abdichtungsfolie (21) vorgesehenen Reißleinen (24, 25) angreifen.
12. Schutzvorrichtung (1) nach Anspruch 10 oder 11, dadurch gekennzeichnet,
dass die Luftkammern (29, 30) über ein Ablaßventil (31) verfügen.
13. Schutzvorrichtung (1) nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, dass der
variabel einstellbare Abstandhalter (6) Teleskopschienen (37) aufweist.
Priority Applications (1)
Application Number | Priority Date | Filing Date | Title |
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DE19735944A DE19735944C2 (de) | 1997-08-19 | 1997-08-19 | Verfahren und Vorrichtung zur Stabilisierung von Flußdeichen bei Hochwasser |
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- 1997-08-19 DE DE19735944A patent/DE19735944C2/de not_active Expired - Fee Related
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