DE19628277A1 - Verfahren zur Aktivierung eines Cellulose und Harnstoff enthaltenden Gemisches - Google Patents
Verfahren zur Aktivierung eines Cellulose und Harnstoff enthaltenden GemischesInfo
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- C08—ORGANIC MACROMOLECULAR COMPOUNDS; THEIR PREPARATION OR CHEMICAL WORKING-UP; COMPOSITIONS BASED THEREON
- C08B—POLYSACCHARIDES; DERIVATIVES THEREOF
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- C08B15/05—Derivatives containing elements other than carbon, hydrogen, oxygen, halogens or sulfur
- C08B15/06—Derivatives containing elements other than carbon, hydrogen, oxygen, halogens or sulfur containing nitrogen, e.g. carbamates
Description
Die Erfindung betrifft ein Verfahren zur Aktivierung eines Cellulose und Harnstoff
enthaltenden Gemisches, das für die Herstellung von Carbamat bestimmt ist, bei dem
die Cellulose mit flüssigem Ammoniak in Kontakt gebracht und das flüssige
Ammoniak durch Entspannen entfernt wird.
Die nach obigem Verfahren erhaltenen Materialien lassen sich zur Herstellung von
Cellulosecarbamat verwenden. Verfahren zur Herstellung von Cellulosecarbamat sind
seit langem bekannt. Ein neueres Verfahren nach der DE 42 42 437 A1 setzt dabei
Cellulose mit überschüssigem Harnstoff in einem inerten flüssigen organischen
Reaktionsträger bei einer Temperatur von 130 bis 160°C um. Anschließend wird der
Reaktionsträger aus dem Reaktionsgemisch und letzteres mit Wasser gewaschen.
Konkret geht man dabei so vor, daß a) die Cellulose mit wäßriger Harnstofflösung
gemischt, b) der Wasseranteil des Gemisches gegen den organischen Reaktionsträger
ausgetauscht, c) die Umsetzung unter Bildung oder Zuführung eines inerten
dampfförmigen bzw. gasförmigen Mediums durchgeführt wird, das aus der
Reaktionszone abgeführt wird. Das inerte dampfförmige bzw. gasförmige Medium
enthält im Rahmen der Umsetzung entstandenes Ammoniak. Anschließend wird der
organische Reaktionsträger in dem Reaktionsgemisch gegen eine wäßrige
Harnstofflösung ausgetauscht. Schließlich wird das gebildete Cellulosecarbamat von
der Harnstofflösung getrennt und gewaschen. Es wird bevorzugt, daß die Cellulose
einen Polymerisationsgrad DP von 200 bis 500, vorzugsweise von 300 bis 400,
aufweist. Vorzugsweise wird die Cellulose mit einer Harnstofflösung einer
Konzentration von 20 bis 60 Gew.-% vermischt. Als inerte flüssige organische
Reaktionsträger werden aliphatische oder aromatische Kohlenwasserstoffe,
vorzugsweise alkylaromatische Kohlenwasserstoffe oder ein Gemisch solcher
Kohlenwasserstoffe mit Siedepunkten in dem Bereich von 100 bis 185°C eingesetzt,
wobei ganz besonders bevorzugt Mono-, Di- oder Trialkylbenzol oder deren
Gemische eingesetzt werden. Insbesondere ist das angesprochene inerte dampfförmige
Medium der durch Sieden des Reaktionsträgers gebildete Reaktionsträgerdampf. Die
Umsetzung erfolgt vorzugsweise in dem Bereich von etwa 135 bis 150°C.
Mit diesem jüngeren Verfahren sind gegenüber den seit vielen Jahren bekannten
Verfahren zur Herstellung von Cellulosecarbamat gewisse Vorteile erzielbar.
Insbesondere kann die Mischung von Cellulose und Harnstoff sowie die Trennung des
gebildeten Cellulosecarbamats von dem Harnstoffüberschuß ohne Zuhilfenahme von
flüssigem Ammoniak durchgeführt werden. Die Umsetzung erlaubt eine relativ
genaue Temperatureinhaltung mit vergleichsweise hoher Geschwindigkeit. Allerdings
hat es sich gezeigt, daß dieses bekannte Verfahren dennoch im Hinblick auf
verschiedene Gesichtspunkte verbesserungsbedürftig ist. Die Imprägnierung des
Zellstoffs mit der Harnstofflösung führt nicht zu einer genügend homogenen
Verteilung, weil Wasser nicht in die kristallinene Bereiche der Cellulose vordringen
kann. So ist es literaturbekannt, daß eine solche Behandlung bei der späteren
Umsetzung zum Carbamat nur zu einer oberflächlichen Reaktion führt. Dies gibt sich
dadurch zu erkennen, daß sich das Röntgenspektrum der Ursprungscellulose nicht von
der behandelten Cellulose unterscheidet (vgl. Leon Segal und F.V. Eggerton in
"Textile Research Journal", Mai, 1961, S. 460-471). Darüber hinaus verlangt der
bekannte Vorschlag in zwei Verfahrensstufen eine azeotrope Abdestillation eines
Flüssigkeitsgemisches. Bei der ersten Verfahrensstufe wird der inerte flüssige
Reaktionsträger hinzugegeben, um ein azeotropes Gemisch aus diesem und Wasser zu
entfernen. Dies bedeutet einen nicht unerheblichen Aufwand. Zum zweiten muß nach
der Carbamatbildung vom Medium des verbliebenen inerten organischen
Rekationsträgers auf ein wäßriges Medium umgestellt werden, was dadurch erfolgt,
daß Wasser, insbesondere wäßrige Harnstofflösung, hinzugegeben und der inerte
organische Reaktionsträger azeotrop abdestilliert wird. Aufgrund der mangelhaften
Durchdringung der Cellulose in der Anfangsphase mit der wäßrigen Harnstofflösung
fällt letztlich ein weitgehend inhomogenes Verfahrensprodukt mit der Folge an, daß
Schwierigkeiten bei der nachfolgenden Auflösung in wäßriger Natronlauge vor dem
Verspinnen in ein saures Fällungsmedium auftreten.
Die oben im Zusammenhang mit dem Stand der Technik nach der DE 42 42 437 A1
angesprochenen Probleme werden z. T. durch ein Verfahren behoben, wie es in der
EP 0 057 105 dargestellt wird. Dort sind beispielsweise die angesprochenen
azeotropen Abtrennungen nicht notwendig. Im einzelnen wird hierbei wie folgt
vorgegangen: Zunächst wird die Cellulose mit einer flüssigen Ammoniaklösung von
Harnstoff bei einer Temperatur unterhalb der Reaktionstemperatur zwischen Cellulose
und Harnstoff zur Verteilung des Harnstoffs in der Cellulose behandelt. Darauf wird
das Ammonik bei einer Temperatur unterhalb der Reaktionstemperatur zwischen
Cellulose und Harnstoff entfernt. Hierdurch erhält man eine Cellulose, die darin den
Harnstoff fein verteilt aufweist. Die so erhaltenen Cellulose mit darin feinverteiltem
Harnstoff wird auf eine Temperatur erhitzt, die für die Reaktion zwischen der
Cellulose und dem Harnstoff genügend hoch ist. Hierdurch wird ein alkalilösliches
Cellulosecarbamat erhalten. Vorzugsweise wird die Cellulose mit einer flüssigen
Ammoniak-Harnstoff-Lösung bei einer Temperatur unterhalb -33° C behandelt.
Allerdings kann auch eine höhere Temperatur gewählt werden, wenn die Cellulose mit
der flüssigen Ammoniak-Harnstoff-Lösung unter Druck bei einer Temperatur höher
als der Siedepunkt des Ammoniaks behandelt wird. Vorzugsweise wird Ammoniak
mittels Evaporation entfernt. Die Reaktionstemperatur soll nach der EP 0 057 105
vorzugsweise zwischen etwa 110 und 150°C liegen. Das erhaltene alkalilösliche
Cellulosecarbamatprodukt wird vorzugsweise abschließend mit flüssigem Ammoniak
einer Temperatur von etwa -40°C bis +30°C gewaschen. Als besonderer Vorteil wird
in der EP 0 057 105 herausgestellt, daß, anders als das vorstehenden Verfahren nach
der DE 42 42 437 A1, der Harnstoff durch die dargestellte Ammoniakbehandlung
weitgehend in den kristallinene Strukturen des Celluloseausgangsmaterials verteilt
wird. Als bevorzugter Rahmen wird es in der EP 0 057 105 herausgestellt, daß das
Beaufschlagen der Cellulose mit dem harnstoffhaltigen flüssigen Ammoniak bei einer
Temperatur zwischen etwa -40 bis etwa + 10°C liegen sollte. Obwohl, wie
ersichtlich, mit diesem Verfahren nach der EP 9 057 105 im Hinblick auf
Aktivierung, Verteilung des Harnstoffs beachtenswerte Vorteile erzielbar sind, so
stellt dieses Verfahren unter verschiedenen Gesichtspunkten dennoch nicht zufrieden.
So erfolgt die Imprägnierung bei relativ tiefen Temperaturen mit der Folge, daß die
Löslichkeit des Harnstoffs in flüssigem Ammoniak gering und dadurch ein hohes
NH₃/Cellulose-Verhältnis notwendig ist. Zusätzlich führt die vergleichsweise tiefe
Temperatur zu einer erheblichen Einwirkdauer von bis zu etwa 6 h. Aus dem
angesprochenen hohen Verhältnis von NH₃/Cellulose ergibt sich ein zusätzlicher
Energieaufwand für die Rückgewinnung der übermäßigen Menge an Ammoniak.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, das eingangs bezeichnete Verfahren so
weiterzubilden, daß die angesprochenen Nachteile des Standes der Technik
weitgehend behoben sind. Insbesondere soll nach der erfindungsgemaßen Lehre ein
hochreaktives Gemisch aus Cellulose und Harnstoff in wirtschaftlicher Weise,
insbesondere im Hinblick auf Energie- und Materialaufwand, vorgeschlagen werden.
Mit anderen Worten soll ein optimales Vorgehen im Hinblick auf die
Zeit/Raumausbeute erzielbar sein.
Erfindungsgemäß wird diese Aufgabe dadurch gelöst, daß die Cellulose mit dem
flüssigen Ammoniak bei einem gegenüber Atmosphärendruck erhöhten
Ausgangsdruck und bei einer Temperatur von mindestens etwa 25°C in Gegenwart
des Harnstoffs in Kontakt gebracht wird, wobei die Menge des flüssigen Ammoniaks
zumindest zur Benetzung der Oberfläche der Cellulose ausreicht und das dem System
Cellulose/Harnstoff/flüssiges Ammoniak zur Verfügung stehende Volumen unter
Senken des Drucks um mindestens 5 bar explosionsartig vergrößert wird, wobei das
aktivierte Gemisch Cellulose/Harnstoff erhalten wird.
Wenn hier von "explosionsartig" gesprochen wird, dann ist dieser Begriff eng zu
sehen. Vorzugsweise erfolgt die explosionsartige Volumenvergrößerung innerhalb
einer Zeit von weniger als einer Sekunde, insbesondere weniger als 0,5 Sekunden. Bei
kontinuierlicher Verfahrensführung wird bei der Betrachtung auf eine inkrementelle
Menge Cellulose/Harnstoff/flüssiges Ammoniak abgestellt. Das Gemisch
Cellulose/Harnstoff wird vorzugsweise in einer Druckeinrichtung mit dem flüssigen
Ammoniak in Kontakt gebracht, und das System Cellulose/Harnstoff/flüssiges
Ammoniak durch Überführen in einen Explosionsraum mit gegenüber der
Druckeinrichtung größerem Volumen entspannt. Alternativ wird die Cellulose in einer
Druckeinrichtung mit dem flüssigen Ammoniak und dem darin gelösten Harnstoff in
Kontakt gebracht, und das System Cellulose/Harnstoff/flüssiges Ammoniak durch
Überführen in einen Explosionsraum mit gegenüber der Druckeinrichtung größerem
Volumen entspannt. Vorzugsweise liegt der Ausgangsdruck zwischen etwa 5 und 46
bar, insbesondere zwischen etwa 25 und 30 bar. Der Mindestdruckabfall von 5 bar ist
kritisch. Wird er unterschritten, dann wird das Erfindungsziel nicht erreicht, d. h. es
stellen sich nicht die wünschenswerten Eigenschaften des Verfahrensprodukts ein. Der
obere Grenzwert von etwa 46 bar führt bei seiner Überschreitung nicht zu
weitergehenden Vorteilen. Seine Einstellung bedingt einen relativ großen apparativen
Aufwand, so daß eine weitergehende Anhebung unter praktischen Erwägungen nicht
sinnvoll ist. Mit dem angegebenen Druckrahmen korreliert die Temperatur von etwa
25 bis 85°C bzw. 55 bis 65°C. Vorzugsweise wird der Ausgangsdruck in dem System
Polysaccharid/flüssiges Ammoniak explosionsartig um mindestens etwa 10 bar und
insbesondere etwa 30 bar gesenkt. Vorzugsweise erfolgt die Explosion in einen
Explosionsraum, der unter Vakuum gehalten wird. Dabei muß der Explosionsraum
ausreichend groß gewählt werden, um die gewünschte Auffaserung bzw. die
Defibrillierung in das große Volumen erreichen zu lassen.
In die Druckeinrichtung muß eine ausreichende Menge Ammoniak eingepreßt werden,
so daß unter den erfindungsgemäß erforderlichen Druck- bzw.
Temperaturbedingungen flüssiger Ammoniak vorhanden ist und zumindest die
Oberfläche der Cellulose benetzt ist. Vorzugsweise entfallen auf 1 Masse-Teil
Cellulose mindestens etwa 1 Masse-Teil, insbesondere etwa 5 bis 10 Masse-Teile,
flüssiges Ammoniak. Durch die Einwirkung des Ammoniaks erfolgt eine zumindest
partielle Quellung der Cellulose.
Auf 10 Masse-Teile Cellulose entfallen üblicherweise mindestens etwa 2 Masse-Teile,
vorzugsweise mindestens etwa 4 Masse-Teile Harnstoff, insbesondere etwa 6 bis 12
Masse-Teile Harnstoff.
Cellulose ist ein Polysaccharid, das aufgrund der Ausbildung intermolekularer
Wasserstoffbrückenbindungen kristalline Bereiche aufweist. Cellulose ist in Wasser
kaum löslich. Ein besonders geeignetes cellulosisches Ausgangsmaterial für die
Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens sind Chemiezellstoffe in Rollen
oder Ballen, mit einer Dichte von etwa 0,6 bis 0,8 g/cm³.
Die erfindungsgemäß eingesetzte Cellulose liegt vorzugsweise chemisch rein vor. Sie
enthält vorzugsweise weniger als 18 Masse-%, insbesondere weniger als 9 Masse-%,
Fremdstoffe.
Der erfindungsgemäß erreichbare Aktivierungsgrad hängt vom Wassergehalt der
Cellulose ab. Ein zu hoher Wassergehalt führt zu ungenügender Aktivierung, was
vermutlich auf die verdünnende Wirkung der Wassermoleküle auf das Ammoniak
zurückzuführen ist. Der Wassergehalt der Ausgangscellulose beträgt daher
vorzugsweise weniger als etwa 12 Masse-%, insbesondere weniger als etwa 9 Masse
%. In besonders bevorzugten Ausführungsformen beträgt der Wassergehalt weniger
als etwa 0,5 Masse-%. Da Cellulose in gewissem Umfang hygroskopisch ist und
während der Lagerung bei Umgebungsbedingungen Wasser aufnimmt, kann es zur
Einhaltung eines niedrigen Wasser- oder Feuchtigkeitsgehalts notwendig sein, die
Cellulose geeigneten Trocknungsschritten zu unterziehen.
Das erfindungsgemäße Verfahren, bei dem die eingesetzte Menge an flüssigem
Ammoniak durch Volumenvergrößerung/Druckerniedrigung schlagartig verdampft
wird, unterscheidet sich von der Ammoniakevaporation des Standes der Technik. Bei
dem bekannten Verfahren wird meist durch Öffnen eines Ventils an einem Autoklaven
ein Druckabfall herbeigeführt. Hierdurch verdampft rasch eine geringe Menge des
eingesetzten Ammoniaks, beispielsweise 20%, und die mit flüssigem Ammoniak
behandelte Masse verbleibt mit dem restlichen Ammoniak im Autoklaven. Die
Restmenge an flüssigem Ammoniak befindet sich kontinuierlich am Sieden, das
Verdampfen des Ammoniaks zieht sich über einen großen Zeitraum hin.
Das erfindungsgemäße Verfahren kann diskontinuierlich oder kontinuierlich
durchgeführt werden. Bei diskontinuierlicher Verfahrensführung weist die Apparatur
im wesentlichen einen Druckbehälter, der mit dem zu behandelnden Gut gefüllt
werden kann, und einen über ein Ventil daran angeschlossenen Auffang- bzw.
Expansionsbehälter auf. Es gilt hierbei zu beachten, daß das Ventil im geöffneten
Zustand eine große lichte Öffnung aufweist, damit sich beim Explosionsvorgang das
Cellulose/Harnstoffmaterial nicht staut und nicht lediglich Ammoniak entweicht. Der
Expansionsbehälter weist gegenüber dem Druckbehälter ein vielfaches Volumen auf,
beispielsweise beträgt das Volumen des Druckbehälters 1 l und das Volumen des
Expansionsbehälters 30 l. Der Druckbehälter ist mit einer Zufuhrleitung für
Ammoniak, gegebenenfalls unter Zwischenschaltung einer druckerhöhenden Vorrich
tung, verbunden. Zur weiteren Druckerhöhung kann außerdem eine Zufuhrleitung für
Inertgase, z. B. Stickstoff, vorgesehen sein.
In kontinuierlicher Weise könnte das Verfahren unter Heranziehen eines rohr- oder
zylinderförmigen, druckfesten Reaktors durchgeführt werden, bei dem das
Inkontaktbringen von Cellulose, Harnstoff und flüssigem Ammoniak im Zylinder des
Reaktors stattfindet und das imprägnierte Material mit Hilfe einer Förderschnecke als
Pfropfen durch den Reaktor transportiert wird und intermittierend durch ein Ventil
oder ein geeignetes System von Druckschleusen in einen Auffangraum ausgetragen
wird. Geeignete Komponenten, die der Fachmann ohne weiteres zur Durchführung
des erfindungsgemäßen Verfahrens adaptieren kann, sind in der EP-A-329 173 bzw.
der US-4 211163 beschrieben.
Die Kontaktzeit zwischen dem flüssigen Ammoniak und den weiteren
Ausgangsmaterialien innerhalb des Druckgefäßes ist nicht kritisch. Sie beträgt in der
Regel etwa 20 min. Als sinnvoller zeitlicher Rahmen kann etwa 10 min bis 60 min
angesetzt werden. Eine Behandlung von länger als etwa 60 min bringt meist keinen
weitergehenden technischen Vorteil.
Nach Überführung des Systems Cellulose/Harnstoff/flüssiges Ammoniak in den
Explosionsbehälter wird das gasförmige Ammoniak aus diesem abgezogen,
vorzugsweise zu flüssigem Ammoniak kondensiert und dann wieder in den
Verfahrensablauf recyclisiert.
Bei dem erfindungsgemäßen Verfahren finden vermutlich folgende Vorgänge statt:
Unter Einwirkung des flüssigen Ammoniaks erfolgt eine zumindest partielle Quellung
der Cellulose. Intramolekulare Wasserstoffbrückenbindungen werden gelöst, da das
Ammoniakmolekül mit Hydroxylgruppen von Nachbarmolekülen konkurriert.
Gleichzeitig findet eine gleichmäßige und feinverteilte Einlagerung von Harnstoff
zwischen die Celluloseketten statt. Durch die explosionsartige Volumenvergröße
rung/Druckerniedrigung erfolgt eine Verdampfung des zwischen den Molekülketten
befindlichen Ammoniaks. Die Molekülketten, deren intermolekulare Wasserstoff
brückenbindungen zuvor gelöst worden sind, werden auseinandergerissen. Die
gleichmäßige Verteilung des Harnstoffs bleibt erhalten. Gleichzeitig kann an anderen
Stellen eine Neubildung von Wasserstoffbrückenbindungen erfolgen, wobei jedoch die
Vernetzungsdichte geringer als in der Ausgangscellulose ist. Die neu eingenommene
Raumstruktur wird auf diese Weise fixiert.
Cellulose weist eine Raumnetzstruktur auf, in der die Elementarfibrillen über eine
bestimmte Länge zu fibrillären Aggregaten assoziiert sind. Der Aggregationsgrad und
die Aggregationslänge sind wichtige Strukturmerkmale. Das einfachste Verfahren zur
Bestimmung der Länge dieser Elemente in Cellulosefasern besteht darin, den Verlauf
des heterogenen hydrolytischen Abbaus zu untersuchen. Aufgrund der dichten
Packung der Cellulosemoleküle in den Elementarkristalliten oder verschmolzenen
Aggregaten der Elementarfibrillen ist der heterogene hydrolytische Angriff durch
Säure mehr oder weniger auf die Oberflächenmoleküle der Elementarfibrillen oder
deren Aggregationen und die ungeordneten Segmente der Cellulosemakromoleküle
begrenzt, die die Kristallite zu fibrillären Strängen miteinander verbinden. Aus diesem
Grund kommt der anfängliche rasche molekulare Abbau nahezu zum Stillstand, wenn
die DP-Länge der Kristallite erreicht ist. Man spricht daher vom "Limiting Degree of
Polymerization" oder "Leveling-off-Degree of Polymerization (LOPD-Wert). Hierzu
sei verwiesen auf Hans A. Krässig "Polymer Monographs", Vol. 11, Gordon and
Breach Science Publishers, insbesondere S. 191 ff.
Die Cellulose im erfindungsgemäß erhaltenen Gemisch weist einen vorteilhaften
LODP-Wert auf. Dieser liegt vorzugsweise zwischen etwa 50 und 200, insbesondere
zwischen etwa 100 und 160 und ganz besonders bevorzugt zwischen etwa 120 bis
145. Der angesprochene Rahmen von LODP-Werten ist ein Indiz für die weitgehend
homogene Struktur des erfindungsgemäß aktivierten Gemisches.
Der erfindungsgemäß aktivierte Gemisch liegt als Flaum vor und zeichnet sich durch
einen bisher nicht erreichten niedrigen Dichtegrad von weniger als etwa 0,2 g/cm³
aus. Dieser Vorteil wird gesteigert, wenn die Dichte des Flaums weniger als 0,1 g/cm³
beträgt. Die Dichte ist hier eine besondere Maßzahl und gibt Auskunft über das
Ausmaß der Explosionsbehandlung.
Die besonders hohe Aktivität bei der Herstellung von Cellulosecarbamat geht vor
allem darauf zurück, daß die Raumnetzstruktur der Cellulose aufgeweitet ist und der
Harnstoff hierin gleichmäßig verteilt ist. Dies führt zu niedrigeren Reaktionszeiten
und zu homogeneren Derivatisierungsprodukten.
Das erfindungsgemäß aktivierte Gemisch Cellulose/Harnstoff weist einen Gehalt an
explodierter kristalliner Cellulose auf, wobei die kristalline Cellulose ein
Röntgenbeugungsspektrum mit Peaks bei folgenden Beugungswinkeln 2 0 und mit den
relativen Intensitäten:
Peak 11,25 ± 1 der relativen Intensität von etwa 15 bis 25,
Peak 17 ± 1 der relativen Intensität von etwa 25 bis 40 und
Peak 20,5 ± 1 der relativen Intensität 100 (Bezugsgröße), aufweist,
Peak 17 ± 1 der relativen Intensität von etwa 25 bis 40 und
Peak 20,5 ± 1 der relativen Intensität 100 (Bezugsgröße), aufweist,
wobei auf 10 Gew.-Teile Cellulose mindestens etwa 2 Gew.-Teile, insbesondere etwa
4 Gew.-Teile Harnstoff entfallen.
Wenn Harnstoff auf seinen Schmelzpunkt oder eine höhere Temperatur erhitzt wird,
beginnt seine Zersetzung unter Bildung von Isocyansäure und Ammoniak.
Isocyansäure ist eine nicht besonders stabile Verbindung und neigt zu Trimerisierung
zu Isocyanursäure. Außerdem neigt Isocyansäure zur Reaktion mit Harnstoff unter
Bildung von Biuret. Isocyansäure reagiert mit Cellulose, wobei eine alkalilösliche
Celluloseverbindung, sog. Cellulosecarbamat, entsteht.
Die Reaktion kann wie folgt dargestellt werden:
Cellulose-OH + HNCO = < Cellulose-O-CO-NH₂
Cellulosecarbamat kann nach dem Waschen getrocknet und lange Zeit aufbewahrt
werden oder unmittelbar in Alkalilösung aufgelöst werden. Aus dieser Lösung können
z. B. Cellulosecarbamatfasern durch Verspinnen, ähnlich der Viskoseherstellung,
hergestellt werden.
Das Verfahren der vorliegenden Erfindung gestattet eine sehr gleichmäßige Verteilung
des Harnstoffs in der Cellulose. Diese führt zu einem sehr homogenen Endprodukt,
das in alkalischer Lösung nahezu vollständig löslich ist. Nach der Explosion wird das
erfindungsgemäß aktivierte Gemisch zur Herstellung von Cellulosecarbamat auf eine
Reaktionstemperatur zwischen etwa 110 und 150°C, insbesondere eine Temperatur
von größer als etwa 130°C, erhitzt. Die notwendige Reaktionszeit beträgt
üblicherweise eine Stunde bis mehrere Stunden. Das Erhitzen und die Reaktion
zwischen Cellulose und Harnstoff werden vorzugsweise bei einem Druck unterhalb
des Atmosphärendrucks durchgeführt, wobei das gebildete NH₃ rasch aus dem
Reaktor abgezogen wird.
Das Erhitzen kann trocken erfolgen oder alternativ in einem inerten flüssigen
organischen Reaktionsträger. In diesem Fall wird das aktivierte Gemisch
Cellulose/Harnstoff in einen inerten flüssigen organischen Reaktionsträger überführt
und das Reaktionsgemisch auf eine Temperatur von etwa 110 bis 150°C, insbesondere
von mehr als etwa 130°C, erhitzt und der inerte organische Reaktionsträger in
üblicher Weise entfernt. Der Reaktionsträger kann beispielsweise von dem
Reaktionsgemisch mechanisch abgetrennt werden oder durch Abdampfen entfernt
werden. Vorzugsweise wird er mit Wasser vermischt und das Gemisch azeotrop
entfernt. Als organischer Reaktionsträger sind lineare verzweigte Alkane und/oder
alkylaromatische Kohlenwasserstoffe, jeweils eines Siedepunktes von 100 bis 185°C
bei Atmosphärendruck und/oder 1,2,3,4-Tetrahydronaphthalin oder Dekahydro
naphthalin eines Siedepunktes von mehr als 185°C geeignet. Als inerter flüssiger
Reaktionsträger ist Xylol besonders geeignet.
In bevorzugten Ausführungsformen wird das erfindungsgemäß aktivierte Gemisch in
einem mit Wasser mischbaren polaren organischen Lösungsmittel eines Siedepunktes
von etwa 110 bis 185°C, insbesondere mehr als etwa 130°C, suspendiert und das
Gemisch zu Cellulosecarbamat umgesetzt wird. Als organisches Lösungsmittel sind
hierbei ein N-Methylpyrrolidon und/oder Cellosolve geeignet.
Am Ende der Carbamatherstellung ist stets zu waschen. Das aus Cellulosecarbamat,
überschüssigem Harnstoff und gegebenenfalls anhaftenden Reaktionsträgern
bestehende Gemisch wird vorzugsweise in Wasser oder niederen Alkoholen, z. B. C₁-C₄-Alko
holen, suspendiert, gegebenenfalls zur Entfernung von restlichem
Reaktionsträger mit Wasserdampf gestrippt, und abfiltriert. Das derart erhaltene
Cellulosecarbamat kann getrocknet und aufbewahrt werden oder aber unmittelbar in
Alkali aufgelöst werden.
Die Vorteile, die mit der vorliegenden Erfindung verbunden sind, lassen sich wie
folgt zusammenfassen. Gegenüber dem Stand der Technik nach der EP 0 057 105
wird ein geringeres NH₃/Cellulose-Verhältnis eingesetzt. Bei der Imprägnierungsstufe
wird gegenüber einer nachteilig langen Einwirkdauer von 6 h erfindungsgemäß eine
Imprägnierdauer von etwa 20 min erreicht. Die erfindungsgemäß einzuhaltende
höhere Temperatur bei der Imprägnierung führt dazu, daß der Ammoniak mit
höherem Druck auf das Cellulosematerial einwirkt, was zu einer besseren
Durchdringung führt. Aufgrund des geringen Anteils an Ammoniak ist damit auch bei
der Rückgewinnung eine Energieeinsparung zu erzielen. Während erfindungsgemäß
der Ammoniak explosionsartig weitgehend entfernt wird, verlangt der Stand der
Technik nach der EP 0 057 105 ein Anheben der Temperatur auf Raumtemperatur,
ohne daß der Gedanke eines explosionsartigen Entfernens angesprochen wäre. So
bedeutet der Vorschlag nach der EP 0 057 105, Ammoniak durch Anlegung von
Vakuum und/oder durch Erhitzen zu entfernen, einen zusätzlichen Energieaufwand
und eine zeitlich längere Verfahrensführung. Darüber hinaus hat es sich gezeigt, daß
das erfindungsgemäß erhaltene Gemisch aufgrund der besonderen hohen spezifischen
Oberfläche für eine weitere Reaktion unter Wärmeeinwirkung einen günstigen
Ausgangspunkt darstellt, indem die Austauschflächen zur Übertragung der
Wärmeenergie infolge der hohen spezifischen Oberfläche nach der Explosion um
mehrere Größenordnungen höher liegt als bei der nach dem Stand der Technik
vorgenommenen normalen Abdampfung des Ammoniaks.
Die Erfindung soll nachfolgend anhand von verschiedenen Beispielen noch näher
erläutert werden:
Dieses Beispiel erläutert die erfindungsgemäße Aktivierung eines Cellulose-
Harnstoffgemisches in einem diskontinuierlichen Verfahren: 70 g handelsüblicher
Chemiezellstoff mit einem Gehalt an alpha-Cellulose von etwa 96% in Blattform
(Wassergehalt etwa 8%) wurde in etwa 1,3 × 1,3 cm große Stücke zerschnitten.
Hiervon wurden 70 g mit 100 g Harnstoff vermischt. Dieses Gemisch wurde in einen
Autoklaven eines Volumens von 1 l mit einer Doppelwand zur Dampfbeheizung
gegeben. Anschließend wurden 220 g flüssiges Ammoniak über ein Ventil in den
Autoklav eingepreßt. Durch die zusätzliche Dampfbeheizung des Autoklavs wurde die
Temperatur auf 66°C angehoben. Hierdurch stellte sich innerhalb des Autoklavs ein
Druck von ca. 20 bar ein. Das System wurde 20 min unter diesen Bedingungen
gehalten. Anschließend wurde es durch Öffnen des Ventils (Durchmesser der
Öffnung: 4 cm) schlagartig und gänzlich in einen Explosionsbehälter eines Volumens
von 30 l entspannt. Es stellte sich eine optimale Defibrillierung des Gemisches
Cellulose/Harnstoff ein. Der Ammoniakgehalt des im Explosionsraum anfallenden
Erzeugnisses lag bei etwa 1 Gew.-%, bezogen auf defibrillierte Cellulose/Harnstoff.
Das nach dem Beispiel 1 erhaltene Gemisch aus Cellulose/Harnstoff wurde zur
Herstellung eines Cellulosecarbamats wie folgt behandelt: Es wurde in einem
Glasgefäß eines Fassungsvermögens von 200 ml 2,5 h lang auf eine Temperatur von
140°C erhitzt. Dabei entwicht der nach der Ammoniakexplosion noch vorhandene
Ammoniak zusammen mit den bei der Reaktion entstehenden Ammoniak und dem im
Gemisch noch enthaltenem Wasser. Eine Röntgenanalyse zeigte, daß dieses Produkt
amorph ist. Eine Probe wurde einmal mit Methanol gewaschen, dreimal mit Wasser,
ein weiteres Mal mit Methanol gewaschen und anschließend getrocknet. Auf diese
Weise wurde überschüssiger und nicht umgesetzter Harnstoff entfernt. Die Probe wies
einen Stickstoffgehalt von 1,264 Gew.-% auf, was einem Substitutionsgrad DS von
0,15 entspricht.
Claims (25)
1. Verfahren zur Aktivierung eines Cellulose und Harnstoff enthaltenden
Gemisches, das für die Herstellung von Carbamat bestimmt ist, bei dem die Cellulose
mit flüssigem Ammoniak in Kontakt gebracht und das flüssige Ammoniak durch
Entspannen entfernt wird, dadurch gekennzeichnet, daß die Cellulose mit dem
flüssigen Ammoniak bei einem gegenüber Atmosphärendruck erhöhten
Ausgangsdruck und bei einer Temperatur von mindestens etwa 25°C in Gegenwart
des Harnstoffs in Kontakt gebracht wird, wobei die Menge des flüssigen Ammoniaks
zumindest zur Benetzung der Oberfläche der Cellulose ausreicht und das dem System
Cellulose/Harnstoff/flüssiges Ammoniak zur Verfügung stehende Volumen unter
Senken des Drucks um mindestens 5 bar explosionsartig vergrößert und das aktivierte
Gemisch Cellulose/Harnstoff erhalten wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die explosionsartige
Volumenvergrößerung innerhalb einer Zeit von weniger als 1 s durchgeführt wird.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß ein Gemisch
Cellulose/Harnstoff und das flüssige Ammoniak in einer Druckeinrichtung in Kontakt
gebracht werden und das System Cellulose/Harnstoff/flüssiges Ammoniak durch
Überführen in einen Explosionsraum mit gegenüber der Druckeinrichtung größerem
Volumen entspannt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Cellulose
und das flüssige Ammoniak mit darin gelöstem Harnstoff in einer Druckeinrichtung in
Kontakt gebracht werden und das System Cellulose/Harnstoff/flüssiges Ammoniak
durch Überführen in einen Explosionsraum mit gegenüber der Druckeinrichtung
größerem Volumen entspannt wird.
5. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der Ausgangsdruck zwischen etwa 5 und 46 bar, insbesondere
zwischen etwa 25 und 30 bar, eingestellt wird.
6. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Temperatur in der Druckeinrichtung vor dem explosions
artigen Senken des Ausgangsdrucks zwischen etwa 25 und 85°C, insbesondere
zwischen etwa 55 und 65°C, eingestellt wird.
7. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß der Ausgangsdruck explosionsartig um mindestens etwa 15 bar,
insbesondere etwa 30 bar, gesenkt wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß auf 1 Masse-Teil Cellulose mindestens 1 Masse-Teil, insbe
sondere etwa 5 bis 10 Masse-Teile, flüssiges Ammoniak eingesetzt werden.
9. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß auf 10 Masse-Teile Cellulose mindestens etwa 4 Masse-Teile
Harnstoff eingesetzt werden.
10. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß die Cellulose einen Polymerisationsgrad DP von etwa 200 bis
500 aufweist.
11. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß als Cellulose ein kompakter Chemiezellstoff einer Dichte von
etwa 0,6 bis 0,8 g/cm³ eingesetzt wird.
12. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Celluloseausgangsmaterial einen Wassergehalt von weniger
als etwa 12 Masse-%, insbesondere weniger als etwa 9 Masse-%, aufweist.
13. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch
gekennzeichnet, daß das Celluloseausgangsmaterial weniger als 18 Masse-%
Fremdstoffe enthält.
14. Aktiviertes Gemisch Cellulose/Harnstoff mit einem Gehalt an explodierter
kristalliner Cellulose, dadurch gekennzeichnet, daß die kristalline Cellulose ein
Röntgenbeugungspektrum mit Peaks bei folgenden Beugungswinkeln 2 θ und mit den
relativen Intensitäten
Peak 11 25 ± 1 der relativen Intensität von etwa 15 bis 25,
Peak 17 ± 1 der relativen Intensität von etwa 25 bis 40 und
Peak 20 5 ± 1 der relativen Intensität 100 (Bezugsgröße), aufweist,wobei auf 10 Gew.-Teile Cellulose mindestens etwa 2 Gew.-Teile, insbesondere etwa 4 Gew.-Teile Harnstoff entfallen.
Peak 17 ± 1 der relativen Intensität von etwa 25 bis 40 und
Peak 20 5 ± 1 der relativen Intensität 100 (Bezugsgröße), aufweist,wobei auf 10 Gew.-Teile Cellulose mindestens etwa 2 Gew.-Teile, insbesondere etwa 4 Gew.-Teile Harnstoff entfallen.
15. Gemisch nach Anspruch 14, gekennzeichnet durch einen LODP-Wert von etwa
50 bis 200, insbesondere etwa 100 bis 160.
16. Gemisch nach Anspruch 14 oder 15, dadurch gekennzeichnet, daß es in Form
eines Flaums einer Dichte von weniger als etwa 0,2 g/cm³ und insbesondere weniger
als etwa 0,1 g/cm³ vorliegt.
17. Verwendung des aktivierten Gemisches nach mindestens einem der Ansprüche
14 bis 16 zur Herstellung von Cellulosecarbamat.
18. Verwendung des aktivierten Gemisches nach Anspruch 17, dadurch
gekennzeichnet, daß das Gemisch auf eine Reaktionstemperatur zwischen etwa 110
und 150°C, insbesondere eine Temperatur von größer als etwa 130°C, zur
Herstellung von Cellulosecarbamat erhitzt wird.
19. Verfahren nach Anspruch 18, wobei die Reaktion bei einem Druck unterhalb
des Atmosphärendrucks durchgeführt wird.
20. Verwendung nach Anspruch 18, dadurch gekennzeichnet, daß das aktivierte
Gemisch Cellulose/Harnstoff in einen inerten flüssigen organischen Reaktionsträger
überführt und das Reaktionsgemisch auf eine Temperatur von etwa 110 bis 150°C,
insbesondere von mehr als etwa 130°C, erhitzt und der inerte organische
Reaktionsträger in üblicher Weise entfernt wird.
21. Verwendung nach Anspruch 20, dadurch gekennzeichnet, daß der inerte
organische Reaktionsträger mit Wasser vermischt und das Gemisch azeotrop entfernt
wird.
22. Verwendung nach Anspruch 20 oder 21, dadurch gekennzeichnet, daß der inerte
flüssige organische Reaktionsträger ein lineares oder verzweigtes Alkan und/oder ein
alkylaromatischer Kohlenwasserstoff, jeweils eines Siedepunktes von etwa 100 bis
185 ° C bei Atmosphärendruck, und/oder 1,2,3,4-Tetrahydronaphthal in oder
Dekahydronaphthalin eines Siedepunktes von mehr als 185°C ist.
23. Verwendung nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß der inerte flüssige
Reaktionsträger Xylol ist.
24. Verwendung des aktivierten Gemisches nach Anspruch 20 oder 21, wobei dieses
in einem mit Wasser mischbaren polaren organischen Lösungsmittel eines
Siedepunktes von etwa 110 bis 185°C, insbesondere mehr als etwa 130°C,
suspendiert und das Gemisch zu Cellulosecarbamat umgesetzt wird.
25. Verwendung nach Anspruch 24, dadurch gekennzeichnet, daß das organische
Lösungsmittel N-Methylpyrrolidon und/oder Cellosolve ist.
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