DE19814137A1 - Verfahren zum Austreiben von Ammoniak aus einem aktivierten Polysaccharid - Google Patents
Verfahren zum Austreiben von Ammoniak aus einem aktivierten PolysaccharidInfo
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Abstract
Beschrieben wird ein Verfahren zum Austreiben von Ammoniak aus einem aktivierten Polysaccharid, insbesondere aus aktivierter Cellulose. Dabei wird das Ammoniak enthaltende aktivierte Polysaccharid in eine inerte Flüssigkeit einer zum schnellen Austreiben des Ammoniaks ausreichend hohen Temperatur, insbesondere von mehr als etwa 60 DEG C, überführt. Als inerte Flüssigkeit wird insbesondere eine hochsiedende aromatische Flüssigkeit herangezogen, vorzugsweise Xylol. Die Ammoniak enthaltende aktivierte Cellulose wird vorzugsweise mit einer unter etwa -15 DEG C liegenden Temperatur in eine heiße inerte Flüssigkeit einer Temperatur zwischen etwa 80 DEG C und 120 DEG C eingeleitet. Dieses Verfahren läßt sich schnell und einfach und mit großer Effizienz durchführen, ohne daß der Aktivierungszustand des behandelten Polysaccharids beeinträchtigt wird.
Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein Verfahren zum Austreiben von Ammoniak aus
einem aktivierten Polysaccharid, insbesondere aus aktivierter Cellulose. Die Aktivierung
wird dadurch erhalten, indem ein Polysaccharid, insbesondere Cellulose, unter gezielten
Bedingungen mit Ammoniak "explodiert" wird. Dabei können in dem Ausgangspoly
saccharid auch andere Substanzen vorliegen, die dann in dem aktivierten Polysaccharid
fein dispergiert sind.
Die WO 96/30411 beschreibt ein Verfahren zur Aktivierung von Polysacchariden, ins
besondere von Cellulose, bei dem das Polysaccharid mit flüssigem Ammoniak bei einem
gegenüber Atmosphärendruck erhöhten Ausgangsdruck und bei einer Temperatur von
mindestens etwa 25°C in Kontakt gebracht wird, wobei die Menge des flüssigen Am
moniaks zumindest zur Benetzung der Oberfläche des Polysaccharidausgangsmaterials
ausreicht, und anschließend entspannt wird. Das dem System Polysaccharid/flüssiges
Ammoniak zur Verfügung stehende Volumen wird unter Senken des Drucks um min
destens 5 bar explosionsartig vergrößert, insbesondere innerhalb einer Zeitspanne von
weniger als 1 Sekunde. Bevorzugt wird es, daß das Polysaccharid und das flüssige Am
moniak in einer Druckeinrichtung in Kontakt gebracht werden und das System Poly
saccharid/flüssiges Ammoniak durch Überführen in einen Explosionsraum mit gegenüber
der Druckeinrichtung größerem Volumen entspannt wird. Der Ausgangsdruck liegt
zweckmäßigerweise zwischen etwa 5 und 46 bar, insbesondere zwischen etwa 25 und 30
bar, und/oder die Temperatur in der Druckeinrichtung vor dem explosionsartigen Senken
des Ausgangsdrucks zwischen etwa 25° und 85°C, insbesondere zwischen etwa 55° und
65°C. Auf ein Masse-Teil Polysaccharid, insbesondere Cellulose, entfällt vorzugsweise
mindestens ein Masse-Teil, insbesondere etwa 5 bis 10 Masse-Teile, flüssiges Ammo
niak. Als Cellulosematerial wird insbesondere ein kompakter Chemiezellstoff einer
Dichte von etwa 0,6 bis 0,8 g/cm3 eingesetzt. Mit besonderem Vorteil wird das obige
Verfahren zur Herstellung eines explodierten Polysaccharids in Form kristalliner Cel
lulose herangezogen. Diese zeigt ein Röntgenbeugungsspektrum mit Peaks bei folgenden
Beugungswinkeln 2 θ und mit den relativen Intensitäten: Peak 11,25 ± 1 der relativen
Intensität von etwa 15 bis 25; Peak 17 ± 1 der relativen Intensität von etwa 25 bis 40;
Peak 20,5 ± 1 der relativen Intensität 100 (Bezugsgröße).
Der sogenannte LODP-Wert liegt vorzugsweise zwischen etwa 50 bis 200, insbesondere
zwischen etwa 100 und 160. Insbesondere liegt die aktivierte kristalline Cellulose in
Form eines Flaums einer Dichte von weniger als etwa 0,2 g/cm3 und insbesondere we
niger als etwa 0,1 g/cm3 vor. Für eine chemische Umsetzung hat ein derartiger Flaum
vorzugsweise einen Ammoniakgehalt von weniger als 0,5 Masse-%, um z. B. vorteilhafte
Weiterverarbeitungen zu Cellulosederivaten zu ermöglichen, insbesondere durch Acylie
rung, Alkylierung, Silylierung, Xanthogenierung oder Carbamoylierung. Dieser Stand der
Technik sieht auch Maßnahmen vor, wie nach der Volumenvergrößerung/Drucker
niedrigung das aktivierte Polysaccharid, insbesondere aktivierte Cellulose, behandelt
wird, nämlich vorzugsweise im Rahmen einer Wärme- und/oder Vakuumbehandlung, um
Restgehalte an Wasser und Ammoniak weitgehend auszuschließen. So sollen hierbei
optimale Ergebnisse bei einer Temperatur von 60°C und einem Druck von 1 mbar über
zwei Stunden erreicht werden. Der Restgehalt an Wasser soll dabei auf unter etwa 1
Masse-% und der an Ammoniak auf unter etwa 0,2 Masse-% gesenkt werden können.
Im allgemeinen sind diese Ergebnisse zufriedenstellend. Zur Optimierung einer in Aus
sicht genommenen Weiterreaktion, beispielsweise einer Carbamoylierung, kann es
zweckmäßig sein, restliches Ammoniak schnell und einfach weitestgehend zu entfernen,
ohne daß der wünschenswerte Grad der Aktivierung aktivierten Polysaccharids beein
trächtigt wird.
Aus der DE 43 29 937 C1 geht ein Verfahren zur Aktivierung von Cellulose hervor.
Dabei wird die Cellulose mit flüssigem Ammoniak bei gegenüber Atmosphärendruck er
höhtem Druck in einem Druckgefäß in Kontakt gebracht. Anschließend wird durch
rasche Reduzierung des Drucks auf Atmosphärendruck entspannt. Dabei wird von einem
Zellstoff mit einem α-Cellulose-Gehalt von mindestens 92 Masse-% ausgegangen. Das
Ammoniak wirkt bei Raumtemperatur oder bei einer höheren Temperatur als Raumtem
peratur auf den Zellstoff ein. Nach dem Entspannen wird das im Druckgefäß verbliebene
Ammoniak bis auf einen Minimalgehalt von 2 bis 4 Masse-%, bezogen auf die Masse an
Zellstoff, bei dem der durch die Einwirkung des Ammoniaks erreichte Aktivierungszu
stand noch erhalten bleibt, entfernt. Schließlich wird das für die Aufrechterhaltung des
Aktivierungszustands notwendige restliche Ammoniak durch Einwirken überhitzten
Wasserdampfes durch Wasser als Quell- und Inklusionsmittel ersetzt. Dieses Verfahren
ist gegenüber dem zuerst geschilderten vergleichsweise aufwendig, ersetzt zwar weitge
hend Ammoniak unter Beibehaltung des gewünschten Aktivierungszustandes der Cellu
lose, bezieht jedoch dafür Wasser als Quell- oder Inklusionsmittel ein.
Aus der DE 196 28 277.2 geht ein Verfahren hervor, dem zwar der Grundgedanke der
beiden oben geschilderten Verfahren zugrunde liegt, nämlich insbesondere Cellulose zu
deren Aktivierung mit flüssigem Ammoniak zu explodieren. Dies erfolgt im Beisein von
Harnstoff. Somit ist dieser bekannte Vorschlag auf ein Verfahren zum Aktivieren eines
Cellulose und Harnstoff enthaltenden Gemisches, das für die Herstellung von Cellulose
carbamat bestimmt ist, gerichtet. Dabei wird die Cellulose mit flüssigem Ammoniak bei
einem gegenüber Atmosphärendruck erhöhten Ausgangsdruck und bei einer Temperatur
von mindestens etwa 25°C in Gegenwart des Harnstoffs in Kontakt gebracht, wobei die
Menge des flüssigen Ammoniaks wie bei den oben geschilderten Verfahren zumindest
zur Benetzung der Oberfläche der Cellulose ausreicht und das dem System Cellulose/
Harnstoff/flüssiges Ammoniak zur Verfügung stehende Volumen unter Senken des
Drucks um mindestens 5 bar (0,5 Mpa) explosionsartig vergrößert wird. Es fällt ein ak
tiviertes Gemisch Cellulose/Harnstoff an. Dabei zeigt es sich, daß die Cellulose in dem
aktivierten Gemisch Cellulose/Harnstoff ein Röntgenbeugungsspektrum aufweist, das
oben bei der Darstellung der WO 96/30411 angegeben worden ist. Bevorzugt ist es im
Hinblick auf die Weiterverarbeitung zu Cellulosecarbamat, daß auf 10 Gew.-Teile Cel
lulose mindestens etwa 2 Gew.-Teile, insbesondere etwa 4 Gew.-Teile, Harnstoff ent
fallen. Zur Umsetzung des aktivierten Gemisches Cellulose/Harnstoff wird dieses vor
zugsweise in einen flüssigen inerten organischen Reaktionsträger überführt. Das Reak
tionsgemisch wird dann auf eine Temperatur von etwa 110° bis 150°C, insbesondere von
mehr als 130°C, erhitzt. Darauf wird der inerte organische Reaktionsträger in üblicher
Weise entfernt, was vorzugsweise dadurch erfolgt, daß er mit Wasser vermischt und
dieses Gemisch azeotrop entfernt wird. Der inerte flüssige organische Reaktionsträger ist
vorzugsweise ein lineares oder verzweigtes Alkan und/oder ein alkylaromatischer Koh
lenwasserstoff, jeweils eines Siedepunktes von etwa 100° bis 185°C bei Atmosphären
druck, und/oder 1,2,3,4-Tetrahydronaphthalin oder Dekahydronaphthalin eines Siede
punkts von mehr als 185°C. Besonders bevorzugt ist der inerte flüssige Reaktionsträger
Xylol. Nach dem oben geschilderten Überführen des Systems Cellulose/Harnstoff/flüs
siges Ammoniak in den Explosionsbehälter wird aus diesem gasförmiges Ammoniak ab
gezogen, vorzugsweise zu flüssigem Ammoniak kondensiert und dann wieder in den
Verfahrensablauf recyclisiert. Ein besonders vorteilhaftes Verfahren zum Entfernen des
dennoch verbliebenen und möglicherweise bei chemischen Abläufen, denen das aktivierte
Gemisch unterzogen wird, störenden Restammoniaks wird in der DE 196 28 277.2 nicht
angesprochen.
Wenn vorstehend von "aktiviertem Polysaccharid", insbesondere "aktivierter Cellulose",
gesprochen wird, dann soll darunter ein solches Polysaccharid verstanden werden, das im
Beisein von Ammoniak, beispielsweise im Rahmen der oben beschriebenen "Explosions
verfahren", in eine aktivierte Form überführt worden ist, wobei noch Restammoniak zu
rückgeblieben ist. Es besteht ein Bedarf an einem optimierten Verfahren, mit dem es ge
währleistet ist, daß Restammoniak und eventuell vorliegendes Wasser schnell und einfach
weitestgehend entfernt werden, ohne daß der Aktivierungszustand des Polysaccharids
beeinträchtigt wird. Der nachfolgend geschilderten Erfindung liegt demzufolge die Auf
gabe zugrunde, hier einen entsprechenden technischen Vorschlag zu unterbreiten.
Gegenstand der vorliegenden Erfindung ist daher ein Verfahren zum Austreiben von Am
moniak aus aktiviertem Polysaccharid, insbesondere aus aktivierter Cellulose, das da
durch gekennzeichnet ist, daß das Ammoniak enthaltende aktivierte Polysaccharid, insbe
sondere die Ammoniak enthaltende aktivierte Cellulose, in eine inerte Flüssigkeit einer
zum schnellen Austreiben des Ammoniaks ausreichend hohen Temperatur, insbesondere
von mehr als etwa 60°C, überführt wird.
Das aktivierte Polysaccharid muß nicht in reiner Form vorliegen. Es kann im Einzelfall
von anderen Substanzen begleitet sein, sofern sie die Bildung des aktivierten Poly
saccharids im Rahmen der Ammoniakexplosion nicht beeinträchtigen. Somit können auch
ammoniakexplodierte Biomassen, die Polysaccharid enthalten, erfindungsgemäß behan
delt werden. Der Begriff "Biomasse" soll weitestgehend verstanden werden und bei
spielsweise auch Hackschnitzel erfassen.
Nachfolgend wird detailliert auf die erfindungsgemäße Behandlung von aktivierter Cellu
lose eingegangen. Diese Darstellungen gelten, was für den Fachmann ohne weiteres er
sichtlich ist, auch für andere Polysaccharide.
Grundgedanke der vorliegenden Erfindung ist es demzufolge, die Ammoniak enthaltende
aktivierte Cellulose nicht in eine inerte Flüssigkeit niedriger Temperatur, beispielsweise
von Raumtemperatur, einzubringen, sondern unmittelbar in eine bereits aufgeheizte inerte
Flüssigkeit, um Ammoniak weitestgehend auszutreiben, was insbesondere schnell erfol
gen muß, damit nicht unerwünschte langsam ablaufende chemische Reaktionen bereits
stattfinden und das aktivierte Polysaccharid seine durch die angesprochene Ammoniakbe
handlung eingestellte Aktivierung bewahrt. Dabei wird insbesondere von Ammoniak ent
haltender aktivierter Cellulose nach der oben angesprochenen Explosionsmethode einer
Temperatur von unter etwa 0°C, insbesondere von weniger als etwa -15°C, ausgegan
gen. Insbesondere liegt dabei die Temperatur der Ammoniak enthaltenden aktivierten
Cellulose zwischen etwa -15°C und -30°C. Die Ammoniak enthaltende aktivierte Cellulose
der oben bezeichneten Temperaturen wird unmittelbar in die inerte Flüssigkeit möglichst
hoher Temperatur überführt, wobei insbesondere hochsiedende aromatische Flüssigkei
ten in Frage kommen, vorzugsweise Mono-, Di- und Trialkylbenzole oder deren Gemi
sche, beispielsweise Xylol, Toluol, 1,2,3,4-Tetrahydronaphthalin und/oder Dekahydro
naphthalin. Dabei sollte der Siedepunkt der jeweils eingesetzten inerten Flüssigkeit mög
lichst um etwa 5° bis 10°C unterschritten werden, damit nicht gleichzeitig mit dem aus
getriebenen Ammoniak eine wesentliche Menge an inerter Flüssigkeit entweicht. Als all
gemeiner Rahmen könnte angesetzt werden, daß die Temperatur der inerten Flüssigkeit
beim Austreiben des Ammoniaks in einem Temperaturbereich von etwa 60° bis 135°C,
insbesondere zwischen etwa 80° und 120°C liegt. Insbesondere wird demzufolge die ak
tivierte Cellulose von einer niedrigen Eingangstemperatur, insbesondere einer deutlich
unter 0°C liegenden Temperatur, auf eine deutlich höhere Ausgangstemperatur der iner
ten Flüssigkeit, insbesondere von mehr als 60°C, erhitzt.
Die auf die vorstehend beschriebene Weise von Ammoniak befreite heiße Suspension der
aktivierten Cellulose in der inerten Flüssigkeit kann nachfolgend als heiße Reaktions
träger-Suspension direkt für chemische Reaktionen eingesetzt werden. So ist es möglich,
diese Reaktionsträger-Suspension unmittelbar für weitere chemische Reaktionen heran
zuziehen, so insbesondere zur Herstellung von Cellulosecarbamat, Celluloseacetat und
dergleichen. Im Falle der Herstellung von Cellulosecarbamat wird der aus dem Austrei
bungssystem abgezogenen heißen Reaktionsträger-Suspension eine für die Herstellung
von Cellulosecarbamat ausreichende Menge an Harnstoff zugeführt. Danach erfolgt die
übliche Umsetzung. Bei der Herstellung von Cellulosecarbamat kann im Rahmen der Er
findung auch so vorgegangen werden, daß in der von Restammoniak zu befreienden ak
tivierten Cellulose Harnstoff bereits in der erforderlichen Menge vorliegt. Dabei wird das
Gemisch aktivierte Cellulose/Harnstoff vorzugsweise nach dem vorstehend geschilderten
Verfahren der DE 196 28 277.2 hergestellt.
Grundsätzlich kann die angefallene heiße Reaktionsträger-Suspension nach dem Austrei
ben des Ammoniaks auch abgekühlt werden, um dann bei Bedarf für die verschiedenen
denkbaren Reaktionen eingesetzt zu werden, insbesondere auch zur Herstellung von Cel
lulosecarbamat.
Vorzugsweise wird die vorstehend beschriebene heiße Reaktionsträger-Suspension der
aktivierten Cellulose während des Austreibens des Ammoniaks zur Verbesserung der
Wärmeübergänge und zum beschleunigten Austreiben des Ammoniaks gerührt. Das Ver
fahren kann sowohl chargenweise als auch kontinuierlich geführt werden. Die konti
nuierliche Verfahrensweise wird bevorzugt. Insbesondere wird das erfindungsgemäße
Verfahren so gesteuert, daß die Verweilzeit in dem Austreibungssystem so eingestellt
wird, daß darin noch keine unerwünschten und zeitlich verzögert einsetzenden Re
aktionen ablaufen, wie beispielsweise die Biuretbildung.
Die mit der vorliegenden Erfindung verbundenen besonderen Vorteile sind wie folgt zu
beschreiben: Durch das Austreiben des Ammoniaks aus einer inerten flüssigen Phase
wird der in einem üblichen Trocknungsapparat (Konvektionstrocknung mit Luft, Kon
takttrocknung) sehr schlechte Wärmeübergang durch den innigen Kontakt mit heißen
inerten Flüssigkeiten, insbesondere mit heißem Xylol, mit der Cellulose stark verbessert.
Durch das Einleiten der Ammoniak enthaltenden aktivierten Cellulose in eine bereits
erhitzte inerte Flüssigkeit, vorzugsweise Xylol, wird das Ammoniak sehr schnell ausge
trieben. Dadurch wird es vermieden, daß bei der Aktivierung der Cellulose bereits einge
lagerte Harnstoff mit sonst langsam austretendem Ammoniak gleichfalls ausgetragen
wird. Durch eine langsamere Erwärmung der Cellulose könnten unerwünschte Nebenre
aktionen ablaufen. Würden herkömmliche Trocknungsapparate eingesetzt werden, dann
ergäbe sich ein schlechterer Wärmeübergang. Hierzu wären auch deutlich größere Ap
parate erforderlich. Schließlich überrascht es, daß bei dem erfindungsgemäßen Vorgehen
der wünschenswerte Aktivierungszustand der Cellulose im Hinblick auf chemische Um
setzung, beispielsweise bei der Umsetzung mit Harnstoff zu Cellulosecarbamat, aufrecht
erhalten bleibt.
Die Erfindung soll nachfolgend anhand eines Beispiels näher erläutert werden:
Eine durch "Ammoniakexplosion" erhaltene ammoniakhaltige aktivierte Cellulose einer
Temperatur von etwa -30°C wird in einen üblichen Rührkessel überführt. Darin befindet
sich als Suspensionsträger Xylol einer Temperatur von etwa 100°C. Die aktivierte Cellu
lose enthaltende heiße Suspension wird gerührt, um das Entweichen des Ammoniaks
durch eine Ausgangsöffnung im oberen Teil des Rührkessels zu beschleunigen. Im unte
ren Teil des Rührkessels wird eine heiße Suspension der aktivierten Cellulose abgeführt.
Die abgezogene Menge an Suspension wird kontinuierlich durch Einführen von Xylol
einer Temperatur von etwa 100°C durch eine weitere Öffnung im oberen Teil des Rühr
kessels ersetzt. Die aus dem Rührkessel abgezogene heiße Reaktionsträger-Suspension
kann durch Zugabe von Harnstoff zur Herstellung von Cellulosecarbamat eingesetzt
werden.
Claims (12)
1. Verfahren zum Austreiben von Ammoniak aus einem aktivierten Polysaccharid, ins
besondere aus aktivierter Cellulose, dadurch gekennzeichnet, daß das Ammoniak ent
haltende aktivierte Polysaccharid, insbesondere die Ammoniak enthaltende aktivierte
Cellulose, in eine inerte Flüssigkeit einer zum schnellen Austreiben des Ammoniaks aus
reichend hohen Temperatur, insbesondere von mehr als etwa 60°C, überführt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Ammoniak enthaltende
aktivierte Cellulose beim Einleiten in die inerte Flüssigkeit eine Temperatur unter etwa
0°C, insbesondere unter etwa -15°C, aufweist.
3. Verfahren nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß als inerte Flüssigkeit
eine hochsiedende aromatische Flüssigkeit eingesetzt wird.
4. Verfahren nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß als aromatische Flüssigkeit
Mono-, Di- und Trialkylbenzole oder deren Gemische, beispielsweise Xylol, Toluol,
1,2,3,4-Tetrahydronaphtalin und/oder Dekahydronaphtalin eingesetzt werden.
5. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die Temperatur der inerten Flüssigkeit beim Austreiben des Ammoniaks
zwischen etwa 60° und 135°C, insbesondere zwischen etwa 80° und 120°C, liegt.
6. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die vom Ammoniak befreite heiße Suspension der aktivierten Cellulose als
heiße Reaktionsträger-Suspension für weitere chemische Reaktionen eingesetzt wird.
7. Verfahren nach Anspruch 6, dadurch gekennzeichnet, daß der heißen Reaktionsträger-
Suspension zur Herstellung von Cellulosecarbamat Harnstoff zugeführt wird.
8. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 1 bis 6, dadurch gekennzeichnet, daß
in der Ammoniak enthaltenden aktivierten Cellulose Harnstoff dispergiert ist.
9. Verfahren nach mindestens einem der Ansprüche 6 bis 8, dadurch gekennzeichnet, daß
die heiße Reaktionsträger-Suspension nach Austreiben des Ammoniaks entweder abge
kühlt oder in heißer Form chemischen Reaktionen, insbesondere durch Einbeziehen von
Harnstoff zur Herstellung von Cellulosecarbamat, unterworfen wird.
10. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß die die aktivierte Cellulose enthaltende heiße inerte Flüssigkeit während
des Austreibens des Ammoniaks gerührt wird.
11. Verfahren nach mindestens einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekenn
zeichnet, daß das Verfahren kontinuierlich geführt wird.
12. Verfahren nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Verweilzeit in dem
Austreibungssystem so eingestellt wird, daß darin noch keinem unerwünschten zeitlich
verzögert einsetzenden Reaktionen ablaufen.
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