DE19618032C2 - Lagerfähig vorpräparierte Maldi-Probenträger - Google Patents
Lagerfähig vorpräparierte Maldi-ProbenträgerInfo
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Description
Die Erfindung betrifft vorpräparierte Probenträger für die matrixunterstützte ionisierende La
serdesorption großer Analytmoleküle (MALDI) zur Erzeugung von Ionen der Analytsubstanz
für deren massenspektrometrische Untersuchung.
Das Verfahren der massenspektrometrischen Untersuchungen von großmolekularen Analyt
substanzen mit Ionisierung durch laserinduzierte Desorption besteht darin, den Probenträger
mit oberflächlich aufgebrachter Analytsubstanz einem Lichtpuls aus einem Laser auszusetzen,
der auf die Probenoberfläche fokussiert wird. Dieser Lichtpuls erzeugt Ionen der Analytmole
küle, die dann mit ionenoptischen Mitteln der massenspektrometrischen Analyse zugeführt
werden. Es finden dabei insbesondere Flugzeitmassenspektrometer, aber auch ionenspeichern
de Massenspektrometer, wie Hochfrequenz-Quadrupol-Ionenfallen (häufig einfach "Ionen
fallen" genannt) oder Ionen-Zyklotron-Resonanz-Massenspektrometer ("ICR-Spektrometer"),
Anwendung.
Für den besonderen Fall der Flugzeitmassenspektrometrie wird der Probenträger konstant auf
eine Hochspannung zwischen 6 und 30 Kilovolt gelegt, dem in einer Entfernung von 10 bis 20
Millimetern eine Grundelektrode auf Erdpotential gegenüberliegt. Ein Laserpuls von typi
scherweise etwa 4 Nanosekunden Dauer übernimmt die Ionisierung. Die Ionen werden durch
das elektrische Feld zur Grundelektrode hin beschleunigt und erhalten dabei alle die gleiche
kinetische Energie. Jenseits der Grundelektrode befindet sich die feldfreie Flugstrecke des
Flugzeitmassenspektrometers. Am Ende der Flugstrecke werden die ankommenden Ionen de
tektiert, aus ihrer Flugzeit läßt sich - bei gleicher kinetischer Energie - ihre Masse bestimmen.
Bei Verwendung von ionenspeichernden Massenspektrometern wie Quadrupol-Ionenfallen
oder ICR-Spektrometern werden die desorptiv erzeugten Ionen mit ionenoptischen Mitteln in
die Speicherzellen der Massenspektrometer überführt und dort massenspektrometrisch unter
sucht.
Für die Ionisierung von großen Analytmolekülen durch die weithin bekannte matrixunterstützte
Laserdesorption (MALDI = matrix assisted laser desorption and ionization), die in den vergan
genen Jahren eine große Verbreitung gefunden hat, werden die großen Moleküle der Analyt
substanz auf dem Probenträger in eine Schicht winziger Kristalle einer niedermolekularen Ma
trixsubstanz eingelagert (siehe dazu DE 41 43 071 C2). Der Laserlichtpuls verdampft praktisch
momentan eine geringe Menge der Matrixsubstanz. Die Dampfwolke nimmt zunächst praktisch
den gleichen Raum ein wie die Festsubstanz, steht also unter hohem Druck. Auch die großen
Analytmoleküle werden in die zunächst winzige Dampfwolke überführt. Bei der Bildung der
Dampfwolke wird ein geringer Teil der Moleküle, und zwar sowohl der Matrix- wie auch der
großen Analytmoleküle, ionisiert. Anschließend dehnt sich die Dampfwolke in einem adiabati
schen und isentropischen Prozess ähnlich einer Explosion in das umgebende Vakuum aus. So
lange während der Ausdehnung der Dampfwolke noch Kontakt der Moleküle untereinander
besteht, findet durch Ionen-Molekül-Reaktionen eine fortgesetzte Ionisierung der großen
Analytmoleküle auf Kosten der kleineren Matrixionen statt.
Die ins Vakuum expandierende Dampfwolke beschleunigt durch ihre adiabatische Ausdehnung
nicht nur die Moleküle und Ionen der Matrixsubstanz, sondern durch viskose Mitnahme auch
die Moleküle und Ionen der Analytsubstanz. Die dabei auftretende Streuung der Anfangsge
schwindigkeiten bei laserinduzierter Ionisierung beeinträchtigt und begrenzt die Massenauflö
sung der Flugzeitmassenspektrometer. Es gibt jedoch eine Methode, die Ionen wieder zeitlich
zu fokussieren und damit das Auflösungsvermögen zu verbessern.
Für die anderen genannten Arten der Massenspektrometrie ist die Streuung der Anfangsener
gien ebenfalls schädlich, da sie den Einfangprozess der Ionen in den Speicherzellen erschwert.
Hier ist noch keine Methode zur Verbesserung des Einfangs bekannt.
Die Matrixsubstanz muß gegenwärtig verschiedenartige Aufgaben gleichzeitig erfüllen, wobei
stets nur ein gewisser Kompromiß erreicht werden kann: Sie muß die Analytmoleküle in ihre
Kristalle aufnehmen und über das Aufwachsen der Kristalle auf dem Probenträger festhalten.
Sie muß das Licht der Laserstrahlung effektiv absorbieren und so in kürzester Zeit genügend
Energie für die momentane Verdampfung aufnehmen. Während der Verdampfung muß sie eine
solch hohe Plasmatemperatur erreichen, daß ein nicht zu kleiner Bruchteil der Moleküle ioni
siert vorliegt, andererseits darf die Matrixsubstanz nicht - etwa durch Zersetzung - ihre zur
Ionisierung befähigenden Eigenschaften verlieren. Sie muß dann im anschließenden Ionisie
rungsprozeß die großen Analytmoleküle durch Protonierung ionisieren.
Dieses Aufgabenspektrum ist sehr schwierig zu erfüllen; die Matrixsubstanzen sind daher recht
komplexer Natur.
Bisherige Präparationsmethoden verlangen eine frische Präparation, wobei Analyt und Matrix
zu gleicher Zeit in einer Lösung auf den Probenträger gebracht und dort getrocknet werden.
Dieses Verfahren verfolgt das Ziel, die Analytmoleküle in die Mikrokristalle der Matrixsub
stanz einzuschließen, die sich beim Trocknen des aufgebrachten Tröpfchens bilden. Es sind nur
einige wenige Verfahren bekannt geworden, erst die Matrixsubstanz und später die Analytsub
stanz auf den Probenträger aufzubringen, und diese Verfahren verlangen zumeist ein zumindest
teilweises Anlösen der vorher aufgebrachten Matrixkristalle (siehe beispielsweise GB 2 236
185 A, GB 2 235 528 A und GB 2 235 529 A, besonders mit Aufsprühen der Matrixschicht).
Auch eine vorpräparierte, lackartige Matrixschicht ist bekanntgeworden (GB 2 287 315 A).
Selbst bei einer Vorpräparation der Matrixschicht und späterem Aufbringen der Analytsubstanz
muß die Matrixschicht relativ frisch aufgebracht werden. Der Grund dafür ist, daß die bisher
bekannt gewordenen Matrixsubstanzen ganz überwiegend empfindlich gegenüber Oxidation,
Hydrolyse und anderen verändernden Prozessen durch Luftbestandteile sind und sich daher
leicht zersetzen. Sie sind - besonders in der feinen Verteilung auf der Oberfläche einer Träger
platte - spätestens nach einigen Tagen für den vorliegenden Zweck der Ionisation unbrauchbar.
Selbst die längere Lagerung der Matrixsubstanzen in angebrochenen Flaschen ist kritisch und
nicht zu empfehlen.
Diese Verfahren sind also nicht geeignet, große Anzahlen von MALDI-Trägerplatten vorzu
präparieren und dann zu verbrauchen. Insbesondere sind sie nicht für eine industrielle Vorprä
paration verkaufbarer Probenträger geeignet.
Darüberhinaus sind Verfahren bekannt geworden, die Analytmoleküle beim Aufbringen auf den
Probenträger in situ zu verändern, um die Aussagefähigkeit der massenspektrometrischen Un
tersuchungsmethode zu vergrößern. Beispielsweise können Proteine durch einen tryptischen
oder andersartigen enzymatischen Verdau in charakteristischer Weise so in Bruchstücke zer
legt werden, daß über eine Messung der Molekulargewichte dieser Bruchstücke eine sofortige
Identifizierung des aufgebrachten Proteins anhand von Protein-Datenbanken möglich wird.
Krankhafte Veränderungen eines bekannten Proteins können ebenfalls durch einen solchen
Verdau mit anschließender Messung der Molekulargewichte der Bruchstücke festgestellt wer
den, wobei es sogar möglich ist, das veränderte Teilstück der Proteinkette zu erkennen.
Die dazu notwendigen Enzyme sind relativ stabil. Sie könnten einer vorpräparierten Matrix
schicht beigegeben werden, wenn diese haltbar vorpräpariert werden könnte und wenn die En
zyme nicht in direkter Berührung zu den meist sauren Ionisiersubstanzen der Matrix aufge
bracht werden könnten. Da es jedoch keine lagerfähige Matrixpräparation gibt, verlangt auch
diese Methode jeweils frischen Ansatz. Sie ist damit sehr aufwendig.
Es ist die Aufgabe der Erfindung, das Verfahren zur Präparation von MALDI-Schichten und
das MALDI-Verfahren der Ionisierung von Analytmolekülen selbst so abzuwandeln, daß eine
Vorpräparierung der Probenträger erfolgen kann, und zwar so, daß die Probenträger über län
gere Zeit ohne Funktionsverlust gelagert werden können. Die vorpräparierten Probenträger
sollen es ermöglichen, die Analytmoleküle in einfacher Weise aufzubringen, beispielsweise in
der Form automatisch aufpipettierter Tröpfchen. Die Analytsubstanzen sollen von der vorprä
parierten Schicht so festgehalten werden, daß sie waschbar werden, um Reste an Puffersub
stanzen oder Salzen zu entfernen. Es ist also das Ziel, die verwendeten Matrixkomponenten für
die Ionisierung der Analytsubstanzen vor Zersetzung während des Transportes oder der Lage
rung zu schützen und das Aufbringen der Analytmoleküle zu erleichtern. Es soll insbesondere
möglich sein, vorpräparierte Probenträger industriell herstellbar und vertreibbar zu machen.
Darüber hinaus sollen auch Vorpräparierungen unter Einschluß anderer Reaktionspartner er
möglicht werden, beispielsweise mit Enzymen zum charakteristischen Verdau von Proteinen,
aber auch mit anderen Chemikalien zur gezielten Veränderung der Analytsubstanzen.
Die Erfindung soll einen MALDI-Probenträger mit hoher Ionenausbeute und hoher Empfind
lichkeit liefern, um mit eingesetzten Probenmengen von nur wenigen Femtomol arbeiten zu
können. Er soll darüber hinaus durch eine gleichmäßige Schicht automatisch ablaufende
MALDI-Prozesse ermöglichen.
Es ist der Grundgedanke der Erfindung, das Aufgabenspektrum, das die Matrixsubstanz zu
erfüllen hat, auf zwei oder mehr Substanzkomponenten aufzuteilen, und dabei einer Substanz
komponente die zusätzliche Aufgabe des Schutzes der anderen Substanzkomponenten zuzu
weisen. Dabei liegt der Erfindung die experimentell gewonnene Erkenntnis zugrunde, daß für
einen erfolgreichen MALDI-Prozess die Analytmoleküle und die Moleküle der ionisierenden
Substanzkomponente nicht schon im festen Zustand in Berührung sein müssen. Diese Berüh
rung im festen Zustand, im idealen Fall der Einbau der Analytmoleküle in die Mikrokristalle der
Matrixsubstanz, war bisher das Ziel aller Präparationsverfahren.
Eine Aufteilung des Aufgabenkatalogs auf zwei Substanzen kann nach diesem Grundgedanken
der Erfindung etwa so aussehen:
- a) eine erste Matrixsubstanz (ein "Binder") übernimmt die adsorptive Bindung der Analy moleküle an einer vorzugsweise glatten Oberfläche, sie übernimmt die Bindung an die Unterlage, sie kann vorzugsweise die Energieabsorption übernehmen, sie übernimmt ins besondere die Bildung der Plasmawolke und sie übernimmt zusätzlich nach dem Grundge danken dieser Erfindung den Schutz der ionisierenden Matrixkomponente;
- b) mindestens eine weitere Matrixsubstanz (ein "Ionisierer"), die vorzugsweise molekular in der ersten Substanz gelöst ist, übernimmt die Ionisierung der Analytmoleküle in der Plas mawolke; sie kann aushilfsweise auch die Energieabsorption übernehmen, wenn diese nicht von der ersten oder von weiteren Matrixsubstanzen übernommen wird.
Der Schutz der ionisierenden Matrixkomponenete kann am besten verwirklicht werden, wenn
der (oder die) Ionisierer ganz in einer luft- und wasserdichten Masse des Binders eingeschlos
sen werden kann. Es ist daher ein weitergehender Gedanke der Erfindung, einen lackartig ver
arbeitbaren Binder zu verwenden, der den Ionisierer in molekularer Lösung in die Lackmasse
aufnehmen kann.
Es ist nun für den MALDI-Prozess notwendig, daß der Binder die Moleküle des Ionisierers bei
der Desorption freigibt. Das kann beispielsweise durch vollständige Verdampfung geschehen.
Da aber lackartige Schichten in der Regel aus polymeren Molekülen aufgebaut sind, ist eine
solche vollständige Verdampfung nicht ohne weiteres möglich. Es ist daher ein weiterer Erfin
dungsgedanke, daß der Binder die Freigabe der Moleküle des Ionisierers am besten erfüllen
kann, wenn er sich bei Laserlichtbeschuß in kleine Moleküle zersetzt. Als besonders vorteilhaft
bieten sich hier polymere Sprengstoffe an, die sich bei Erhitzung durch den Laserstrahl exo
therm in die kleinen Moleküle Wasser, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid, Stickstoff und Wasser
stoff zersetzen. Es muß aber nicht unbedingt ein solch starker exothermer Zersetzungsvorgang
wie bei Sprengstoffen sein, auch schwach exotherme oder sogar leicht endotherme Zerset
zungsvorgänge, deren Energiezufuhr aus dem Laserlicht stammt, können hier eingesetzt wer
den.
Der Binder muß aber auch die Aufgabe der adsorptiven Bindung der Analytmoleküle über
nehmen können, da die umschlossenen Moleküle des Ionisierers diese Aufgabe nicht überneh
men können. Es ist nun ein weiterer Erfindungsgedanke, hier hochadsorptive Polymerstruktu
ren zu benutzen, wie sie etwa aus Adsorptionssäulen zur Reinigung von hochmolekularen or
ganischen Stoffen oder von Blotmembranen zum Blotten 2D-elektrophoretischer Trennung
bekannt sind.
Eine hervorragende Kombination einer hochadsorptiven, zur Lackherstellung geeigneten poly
mer strukturierten Substanz mit erwünschtem Sprengstoff Charakter ist die Nitrozellulose
(korrekter: Zellulosenitrat, Kurzzeichen nach DIN: CN), deren Explosivität sich darüber hinaus
durch den Grad der Nitrierung einstellen läßt. Man spricht bei Stickstoffgehalten zwischen 10,5
und 12,5% von Zellulosedinitrat (Collodiumwolle), bei solchen zwischen 12,5 und 14,14%
von Zellulosetrinitraten (Schießbaumwolle). Beide Sorten verpuffen bei Erhitzung, die Ver
puffungsheftigkeit nimmt mit höherer Nitrierung zu. Zellulosenitrate bestehen aus etwa 100 bis
3500 teil- bis vollnitrierten Glukose-Einheiten.
Der Binder kann, muß aber nicht notwendig die Aufgabe der Lichtabsorption übernehmen.
Diese Aufgabe kann durch eine Derivatisierung des Zellulosenitrats gelöst werden, wobei ab
sorptive Molekülgruppen in das Zellulosegerüst eingebaut werden. Durch Wahl der Molekül
gruppen kann man sich an die Wellenlänge des verwendeten Lasers anpassen. - Es ist aber auch
möglich, diese Aufgabe einer dritten Matrixsubstanz zu übertragen. Zellulosenitrat ist hervor
ragend färbbar, und kann somit für beliebige Wellenlängen undurchsichtig gemacht werden.
Das Zellulosenitrat kann sehr einfach in Azeton gelöst als Lackschicht auf den Probenträger
aufgebracht werden, sowohl durch Sprühen (siehe GB 2 235 528 A und GB 2 235 529 A),
Streichen oder Drucken. Es wird eine gleichmäßige und glatte Schicht erzeugt, die wiederum
auch eine Grundvoraussetzung sowohl für die Automatisierbarkeit der Probenvorbereitung und
wie auch für die Automatisierbarkeit der MALDI-Ionisierung ist. Eine gleichmäßige Schicht
dicke ist auch für die Genauigkeit der Massenbestimmung notwendig. Aus Zellulosenitrat wer
den technisch die sogenannten Nitrolacke hergestellt. Nitrolacke verwenden meist das weniger
nitrierte Zellulosedinitrat als Grundstoff. Erst die Nitrierung der Zellulose ermöglicht die Lö
sung des entstehenden Produkts in organischen Lösemitteln.
Die Zellulosegrundstruktur ist besonders günstig für die oberflächliche Bindung der Analyt
moleküle wegen ihrer besonders starken Adsorptivität. Da Nitrozellulose nicht in Wasser lös
bar ist, kann man Proteine, wasserlösliche Polymere und andere großmolekulare Analytsub
stanzen sehr einfach aus wässeriger Lösung auf die Lackschicht aufbringen. Nitrozellulose wird
häufig für Blotmembranen verwendet; sie hat gegenüber anderen, meist teuereren Blotmem
branen den Nachteil, daß die Analytmoleküle sehr fest, für viele Untersuchungsmethoden zu
fest, an der Oberfläche haften. Dieser Nachteil ist im vorliegenden Fall ein Vorteil. Die wässe
rige Lösung von hochmolekularen Analytsubstanzen wie Proteinen enthält neben den Analyt
molekülen häufig noch stabilisierende Puffersalze und andere für den Ionisierungsprozess
schädliche Bestandteile. Die feste Haftung der Analytmoleküle und die Wasserunlöslichkeit der
Nitrozellulose ermöglicht ein leichtes und verlustarmes Waschen der aufgebrachten großmole
kularen Analytsubstanz.
Sprengstoffe mit ihrer exothermen Zersetzung führen auch gleichzeitig zu einer sehr konstan
ten Wolkenbildung, dadurch ergeben sich für die Flugzeit-Massenspektrometrie günstige Vor
aussetzungen für eine hohe Massengenauigkeit. Kleinere Energieunterschiede im Laserlicht
strahl spielen eine untergeordnete Rolle. Der Sprengstoff wird dabei so dünn aufgetragen
(teilweise nur Bruchteile eines Mikrometers), daß ein selbständiges Nachbrennen in Nachbar
bereiche unterbleibt, da der Probenträger stark kühlt und die Verbrennung löscht. Im Gegen
satz zu normalem MALDI, bei dem man Laserlichtfokusdurchmesser von 100 bis 200 Mikro
meter bevorzugt, um großflächig eine dünne Schicht der Matrixoberfläche abzutragen, kann
man bei Sprengstoff-MALDI mit Fokusdurchmessern von 5 bis 20 Mikrometern arbeiten. Es
wird dabei innerhalb dieses Durchmessers die gesamte Schicht bis auf den Probenträger dar
unter abgetragen.
Das Aufbringen der Analytmoleküle auf die Oberfläche der Lackschicht hat den weiteren Vor
teil, daß die so gebildeten Ionen der Analytmoleküle nach Ausdehnung der Wolke eine weit
geringere Streuung ihrer Anfangsgeschwindigkeiten zeigen. Die Ionen lassen sich daher viel
besser in Speicherzellen von ionenspeichernden Massenspektrometern einfangen, und sie erhö
hen die Genauigkeit der Massenbestimmung in Flugzeit-Massenspektrometern.
Um die aufgebrachte Schicht auch gegen nicht-wässrige Lösungsmittel unlöslich zu machen, ist
es besonders vorteilhaft, die meist fadenförmigen Moleküle der Lackschicht nach Aufbringen
auf den Probenträger zumindest an der Oberfläche zu vernetzen. Das kann durch Zugabe eines
Brückenbildners geschehen, aber auch durch ionisierende Bestrahlung, zum Beispiel mit UV-
Licht. Für die oberflächliche Vernetzung von Zellulosenitrat hat sich Diisocyanat als Brücken
bildner bewährt, das restliche OH-Gruppen benachbarter Molekülstränge miteinander verbin
det. Diese Vernetzung unterbindet die Lösbarkeit in organischen Lösemitteln. Die Vernetzung
unterbindet nicht die Zersetzlichkeit des Zellulosenitrats unter Einwirkung der Laserstrahlung.
Es hat sich experimentell erwiesen, daß die Konzentration des Ionisierers nicht hoch zu sein
braucht. Unsere Versuche haben sich allerdings auf Alpha-Cyano-4-Hydroxi-Zimtsäure (kurz
"Alpha-Cyano") beschränkt. Mit etwa 10% Alpha-Cyano in 90% Nitrozellulose erhält man
einen nahezu klaren Lack, der sich sehr dünn aufbringen läßt. Er bildet eine gute Grundlage für
die Ionisierung von praktisch allen Arten von Proteinen, die leicht aus wässriger Lösung auf
die Oberfläche des wasserunlöslichen Lacks aufgebracht werden können.
Es ist jedoch zu erwarten, daß die Suche nach bessereren Ionisierern bald Ergebnisse liefern
wird, die die Ausbeute an Analytionen, die jetzt etwa bei 1/10000 Ionen pro Analytmolekül
liegt, ganz wesentlich erhöhen werden.
Es können in der Lackschicht auch mehrere ionisierende Substanzen gleichzeitig untergebracht
werden. Sie können sowohl als eine einzige Lösung mit mehreren Komponenten auf den Pro
benträger aufgebracht sein, aber auch als schichtartiger Aufbau mit mehreren Lacklösungen
übereinander, die jeweils nur eine einzige ionisierende Komponente enthalten. Die Lack
schichten - sowohl als Einzelkomponenten-Schicht, als Mehrkomponenten-Schicht wie auch
als Mehrschichten-Aufbau - können durch eine schützende Deckschicht wasser- und luftdicht
abgedeckt sein. Die Deckschicht enthält zweckmäßigerweise keinen Ionisierer. Die Vernetzung
kann sich auf die Deckschicht oder sogar nur auf die Oberfläche der Deckschicht beschränken.
Für den MALDI-Prozess ist es erforderlich, daß die Dampfwolke in einem Gebiet definierten
elektrischen Potentials entsteht. Da die Lackschicht nichtleitend ist, hat es sich als günstig er
wiesen, einen leitenden Probenträger zu verwenden. Im Falle einer Verwendung von nichtlei
tenden Probenträgern ist eine oberflächliche Metallisierung angebracht. Diese kann sehr dünn,
sogar fast durchsichtig sein, um einen Laserbeschuß von der Rückseite her durch den Proben
träger hindurch zu ermöglichen.
Um Aufladungen der Lackschicht zu vermeiden, oder um die Lackschicht selbst leitend zu ma
chen, kann dem Lack auch ein Leiter in disperser Form zugesetzt werden. Dazu kann beispiels
weise Kohlenstoff in feinster, disperser Form verwendet werden.
Durch solcherart leitfähig gemachte Schichten ist es möglich, Probenträgerplatten herzustellen,
die direkt als Blotmembran zum Blotten zweidimensional durch Gel-Elektrophorese getrennter
Eiweiße benutzt werden können. Die 2-dimensionale Abtastung durch MALDI ergibt eine
Steigerung der Empfindlichkeit gegenüber üblichen Färbungsmethoden, die bei mehreren Zeh
nerpotenzen liegt und darüberhinaus zuverlässige Information über das Molekulargewicht bie
tet.
Wenn wir vom Blotten absehen, so werden die Analytmoleküle meist einfach durch Aufbringen
eines winzigen Tröpfchens der Analytlösung auf die adsorptive Schicht aufgebracht. Die glatte
Lackschicht erlaubt dabei ein automatisches Aufpipettieren kleiner Tröpfchen, in denen sich
gelöste Analytmoleküle befinden. Die Tröpfchen behalten auf der Lackschicht eine etwa halb
kugelige Form, aus der die Analytmoleküle in relativ kurzer Zeit durch Diffusion und feste
Adsorption an der Lackoberfläche herausgezogen werden. Das Tröpchen muß oft nicht einmal
eintrocknen, nach Adsorption der Analytmoleküle kann der Rest einfach abgewaschen werden.
Auch die Substanzen aus eingetrockneten Tröpfchen können gewaschen werden. Das ist be
sonders vorteilhaft, da so auch störende Puffersubstanzen und Salze der Lösung entfernt wer
den können.
Die Oberfläche unter einem Tröpfchen mit etwa 10 Nanoliter Lösung hat etwa 250 Mikrome
ter Durchmesser und kann dabei größenordnungsmäßig 10 Femtomol an Analytmolekülen auf
nehmen, die eine monomolekulare Adsorptionsschicht bilden. Ist die Konzentration wesentlich
geringer als ein Picomol pro Mikroliter, so kann die Lösung nach jeweiligem Trocknen des
Tröpfchens - eventuell unter Einschluß mehrerer Waschvorgänge - mehrfach aufpipettiert wer
den. Die Fläche des Tröpfchens kann während der Spektrenaufnahme durch mehrere Laser
schüsse abgetastet werden und ergibt nach Addition der Meßwerte sehr gute Spektren der
Analytsubstanz. Meist können von einem einzigen Fleck sogar mehrere Spektren gewonnen
werden. Diese Spektren haben wegen der Gleichmäßigkeit der Auftragung alle die gleiche
Qualität.
Für hochverdünnte Analytlösungen, bei denen ein aufgebrachter Tropfen nicht genügend Mo
leküle für eine massenspektrometrische Untersuchung enthält, hat sich eine andere Art der
Probenträger bewährt. Die adsorptive Matrixschicht nach dieser Erfindung wird auf die Ober
fläche von winzigen magnetischen Kügelchen ("magnetic beads") aufgebracht, die in Durch
messern von einem bis 100 Mikrometern erhältlich sind. Besonders vorteilhaft ist es hier, die
Matrixschicht durch Vernetzung vollkommen unlöslich zu machen. Die Kügelchen werden
dann in kleiner Anzahl der sehr verdünnten Analytlösung beigegeben. Durch langandauernden
und bewegten Kontakt können so die Analytmoleküle praktisch quantitativ adsorptiv an die
Oberfläche der Kügelchen gebunden werden. Wenn dabei keine restlose Adsorption erfolgen
soll, wird die restliche Analytlösung nicht durch freiwerdende Substanzen der Matrix verunrei
nigt. Die Kügelchen lassen sich anschließend durch magnetische Spezialwerkzeuge aus der
Lösung herausholen und auf eine flache Probenträgerunterlage bringen. Dort können sie durch
magnetische Kräfte, durch übergelegte Feinstgitter oder aber einfach durch Ankleben befestigt
werden. Sie werden, nach Überführung ins Vakuum, direkt vom Laser beschossen und liefern
ein hervorragendes MALDI. Auch die Kügelchen lassen sich so vorpräparieren, daß sie ver
sand- und lagerfähig werden.
Die Kügelchen sind besonders effektiv einsetzbar, wenn nur geringste Mengen an Analytsub
stanz vorliegen, weil sie die Analytmoleküle praktisch vollständig auch aus sehr verdünnten
Lösungen oder aus kleinsten Volumina adsorbieren können. Dabei braucht die Lösung nicht
pipettiert oder sonstwie transportiert werden, und es werden daher die Verluste durch Wand
adsorptionen so gering wie möglich gehalten. Es lassen sich in dieser Weise sogar Analytsub
stanzen aus einzelnen biologischen Zellen einer massenspektrometrischen Analyse zuführen.
Die bisher verwendeten MALDI-Verfahren verlangten notwendigerweise eine Bestrahlung des
Probenträgers von der Probenseite her, da jeweils nur eine sehr geringe Matrixmenge an der
Oberfläche verdampft wurde, also jeweils nur ein Bruchteil der Schichtdicke abgetragen wur
de. Auch die Verwendung von magnetischen Kügelchen verlangt einen Beschuß von der Pro
benseite her, da die Kügelchen undurchsichtig sind.
Werden jedoch flache Probenträger benutzt, so kann ein anderes Verfahren verwendet werden,
da die Verwendung einer dünnen Sprengstofflackschicht zu einer vollständigen Verdampfung
eines kleinen Schichtbereiches führt, so daß eine nackte Stelle des Probenträgers übrigbleibt.
Es ist daher möglich, die Matrixschicht von der Rückseite eines für die Laserstrahlung durch
sichtigen Probenträgers her zu bestrahlen und so zu verdampfen. Es ist also ein weiterer Ge
danke der Erfindung, durchsichtige Probenträger zu verwenden, die jedoch zur Aufrechterhal
tung stabiler elektrischer Potentiale oberflächlich leitend gemacht werden. Die Rückseite des
Probenträgers ist für den Laserstrahl in der Ionenquelle viel leichter zugänglich als die Vorder
seite, auf der die Beschleunigungs- und Fokussierungsblenden mit ihren hohen Spannungen
einem senkrechten Aufschuß oder einem Aufschuß mit kurzer Brennweite im Wege stehen und
sehr trickreiche Konstruktionen notwendig machen.
Auf die Wellenlänge des Lasers, die bei bisherigen MALDI-Verfahren immer sehr wichtig war
und die Auswahl der Matrixsubstanzen mit bestimmt hat, kommt es nur noch in zweiter Linie
an, da es der einzige Zweck der Laserstrahlung ist, den Sprengstoff zu zünden und ein Plasma
genügend hoher Temperatur zu erzeugen.
Fig. 1 zeigt eine Anordnung eines flachen, metallischen Probenträgers 1 mit einer Lackschicht
2 aus Zellulosenitrat mit eingelagerten Molekülen einer Substanz wie beispielsweise 10% Al
pha-Cyano-4-Hydroxi-Zimtsäure, die beim MALDI-Vorgang zur Ionisierung der auf die
Schicht aufgebrachten Analytmoleküle dient. Der Probenträger hat die für Mikrotiterplatten
eingeführte Größe von 8 × 12 cm2 und ist mit Schwalbenschwanzführungen 3 versehen, mit
denen die Platte auf einem Führungsschlitten befestigt werden kann. Der Probenträger ist auf
seiner Schichtseite poliert, um das eingestrahlte Laserlicht zu reflektieren und so eine gute Ab
sorption des Lichts zu ermöglichen.
Eine günstige Ausführungsform ist die in Fig. 1 gezeigte flache, metallische Trägerplatte in
der für Mikrotiterplatten standardisierten Größe von 8 × 12 cm2. Diese Größe paßt in alle gän
gigen Mikropipettieranlagen und stellt somit eine günstige Voraussetzung für die automatische
Probenaufbringung dar. Die Schwalbenschwanzführungen 3 lassen sich zur Befestigung auf
beweglichen Probentischen verwenden, auch im Vakuum des Massenspektrometers wird die
Platte über diese Führungen einfach gehaltert. Für die Verwendung im Vakuum haben sich
Führungen bewährt, deren Oberfläche mit Tetrafluorethen ("Teflon®") überzogen wurde.
Diese Platte wird nun auf ihrer Probenseite erfindungsgemäß mit der Matrixschicht überzogen.
Dabei wird von einem Lack ausgegangen, der aus in Azeton aufgelöstem Zellulosenitrat mit
einem Nitrierungsgrad von etwa 12% und einer Kettenlänge ("Viskosität") von etwa 100 bis
200 Glukosegruppen und einem geringen Anteil an Alpha-Cyano-4-Hydroxi-Zimtsäure besteht,
die ebenfalls im Azeton gelöst ist. Die Schicht muß sehr dünn sein, sie beträgt nur wenige Mi
krometer. Zum Auftragen haben sich besonders zwei Verfahren bewährt: das bekannte elektri
sche Sprühverfahren und das Aufbringen eines Tröpfchens auf die sich schnell drehende Trä
gerplatte (siehe dazu EP 0 034 318 A2). Das Aufbringen erfolgt erst in einer Umgebung mit
gesättigtem Azetondampf, worauf plötzlich angewärmte reine Luft aufgeblasen wird. Die
Trocknung erfolgt dann in wenigen Sekunden und erzeugt eine sehr gleichmäßige Schicht.
Zellulosenitrat ohne Alpha-Cyano-4-Hydroxi-Zimtsäure oder andere ionisierende Substanzen
haben keine ionisierende Wirkung während des MALDI-Prozesses.
Die etwa 10-prozentige Zugabe von Alpha-Cyano-4-Hydroxi-Zimtsäure hat bisher alle von uns
untersuchten als Analytmoleküle verwendeten Peptide und Proteine ionisieren können. Es ist
jedoch zu erwarten, daß für andere Analytsubstanzen andere Ionisierer bessere Ergebnisse lie
fern. Man kann dann leicht verschiedenartige Probenträgersorten verwenden. Es ist aber auch
möglich, verschiedene Ionisierer in dem gleichen Matrixgemisch zu verwenden. Sollten sich die
verschiedenen Ionisierer nicht in der gleichen Lösung vertragen, so kann man einen schichtwei
sen Aufbau wählen mit Schichten, die verschiedene Ionisierer enthalten. Für den Benutzer ist
es vorteilhaft, wenn eine einzige Trägerplattensorte für alle analytischen Aufgaben benutzt
werden kann.
Diese Trägerplatten sind auch für die schnelle Analyse sehr großer Zahlen an Proben geeignet
(sogenannte "massiv-parallele Verarbeitung"). Es lassen sich bei einem Millimeter Abstand auf
eine Trägerplatte 9600 Probenflecken aufbringen und analysieren. Bei einem halben Millimeter
Abstand lassen sich 38400 Proben aufbringen. Rechnet man 2 Sekunden Analysezeit pro Pro
benfleck, so kann man diese 38400 Proben in etwa 6 Stunden analysieren. Diese Zielsetzung
liegt für medizinische Reihenuntersuchungen vor. Automaten für die schnelle Belegung von
Trägern mit solchen Probenanzahlen sind zur Zeit in Entwicklung.
Diese Trägerplatten verlangen eine Konzentration des Analyten von etwa einem Picomol pro
Mikroliter. Umgerechnet in Gewichtskonzentrationen entspricht das in etwa einem Gewichts
anteil von einem Millionstel des Lösemittels (1 ppmw). Das ist eine geringe Konzentration,
niedriger als sie normalerweise bei chromatographischen oder elektrophoretischen Trennvor
gängen anfällt.
Sollte die verwendete Konzentration aber noch viel geringer sein, so kann man eine ganz ande
re Art der Probenträger verwenden, die aus magnetisierbaren Kügelchen von etwa 10 Mikro
metern Durchmesser bestehen. Diese werden ebenfalls mit einem lackartigen Überzug der Ma
trix überzogen, und können wie die Trägerplatten über längere Zeiten gelagert werden. Eine
geringe Anzahl der Kügelchen wird dann der sehr verdünnten Lösung für längere Zeit und un
ter starker Bewegung beigegeben. Die adsorptive Oberfläche der Kügelchen nimmt dann die
Analytsubstanz aus der Lösung auf und hält sie fest. Die Kügelchen können dann mit magneti
sierbaren Spezialwerkzeugen aus der Lösung entnommen, gewaschen, und auf eine flache Un
terlage aufgebracht werden. Sie werden dort befestigt und dem MALDI-Prozess zugeführt.
Die Kügelchen lassen sich sehr leicht mit einer dünnen Matrixschicht überziehen, indem man
sie einzeln durch einen sehr feinen (elektrisch erzeugten) Lacksprühstrahl fallen läßt. Nach dem
Verlassen des Lacksprühstrahls sind die Kügelchen nach Durchmessen einer Strecke von etwa
20 Zentimetern trocken und können daher einfach in einem Glas aufgefangen werden. Die Ein
richtung einer heißen Wirbelschicht im Glas verhindert das Zusammenbacken der noch frischen
Kügelchen. - Auch ein pneumatisches Versprühen der Kügelchen zusammen mit einer sehr
verdünnten Lacklösung führt zu einer dünnen Lackschicht auf den Kügelchen.
Es ist nun eine häufig auftretende weitergehende analytische Aufgabe, aus einem Lösungsge
misch, in dem sich nicht nur die interessierende Analytsubstanz befindet, die Analytsubstanz
gezielt herauszuholen. Man möchte beispielsweise aus einem Proteingemisch ein interessieren
des Protein herausholen und auf Mißbildungen untersuchen. Diese Aufgabe kann, wie bekannt,
durch Antikörper geleistet werden. Diese Antikörper lassen sich nun relativ leicht auf die lack
artige Matrixschicht aufbringen und dort kovalent binden, ohne die Binde-Eigenschaften der
Antikörper zu zerstören. Solcherart vorgefertigte Probenträger sind dann ganz speziell auf die
Analyse bestimmter Proteine eingerichtet. Besonders die als Kügelchen ausgebildeten Proben
träger können so verwendet werden. In dieser Weise wird es beispielsweise möglich, aus einer
einzigen Zelle ein ganz bestimmtes Eiweiß herauszuholen und zu untersuchen.
Aber auch die gezielte Veränderung der Analytmoleküle läßt sich so erreichen. So ist es bei
spielsweise für die Identifizierung von Eiweißen günstig, das Eiweiß einer enzymatischen Ver
dauung zuzuführen, die die Kette der Aminosäuren zwischen oder nach jeweils genau defi
nierten Aminosäurepaaren auftrennt. So trennt beispielsweise das Enzym Trypsin nach dem
Aminosäurepaar Lysin und Argenin. Die Molekulargewichte der Teilstücke aus dem trypti
schen Verdau lassen sehr schnell über eine Protein-Datenbank eine Identifizierung zu. Dieser
Verdau kann nun in situ auf dem Probenträger vorgenommen werden. Dazu ist es erforderlich,
Trypsin (oder ein anderes Enzym) auf dem Probenträger adsorbiert oder sonstwie fest gebun
den zu haben. Da die Enzyme relativ stabil sind, lassen sie sich auf den Probenträgern lange
lagern. Sie müssen jedoch von den in der Regel sauren Ionisierern ferngehalten werden, was
aber durch den lackförmigen Aufbau der Schicht gewährleistet ist. Für diese Art der Vorpräpa
rierung mit veränderlichen Biochemikalien sind sowohl flache Trägerplatten wie auch magneti
sierbare Kügelchen geeignet.
Claims (23)
1. Probenträger (1) für die matrixunterstützte Laserdesorption (MALDI) einer Analytsub
stanz zum Zwecke einer massenspektrometrischen Analyse, der eine vorpräparierte Ma
trixschicht (2) aufweist, die alle Matrixkomponeten, die zur Ionisierung der Moleküle der
Analytsubstanz während des Desorptionsprozesses notwendig sind, und eine lackartige
Komponente enthält, die die anderen Matrixkomponenten dicht umschließt und so vor
Veränderungen während einer Lagerung und eines Transportes schützt.
2. Probenträger nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die Oberfläche der Matrix
schicht für die Analytsubstanzen adsorptiv ist, so daß sie vor der massenspektrometri
schen Analyse aus einer aufgebrachten Lösung adsorptiv mit den Analytsubstanzen bela
den werden kann.
3. Probenträger nach einem der Ansprüche 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die lack
artige Matrixkomponente so beschaffen ist, daß sie während des Desorptionsvorganges
durch die Laserstrahlung in kleinere Moleküle zersetzt wird.
4. Probenträger nach Anspruch 3, dadurch gekennzeichnet, daß die durch die Laserstrahlung
zersetzbare, lackartige Matrixkomponente ein Sprengstoff oder eine sprengstoffähnliche
Substanz mit Fähigkeit zur Verpuffung ist.
5. Probenträger nach Anspruch 4, dadurch gekennzeichnet, daß Zellulosenitrat als zersetzba
re, lackartige Matrixkomponente verwendet wird.
6. Probenträger nach Anspruch 5, dadurch gekennzeichnet, daß Zellulosenitrat mit einem
optimalen Nitrierungsgrad zwischen 11,5 und 13% Stickstoff verwendet wird.
7. Probenträger nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Lackschicht nach Aufbringen auf den Probenträger zumindest oberflächlich vernetzt
und dadurch unlöslich gemacht wird.
8. Probenträger nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß die Vernetzung durch Be
strahlung erzeugt wird.
9. Probenträger nach Anspruch 7, dadurch gekennzeichnet, daß ein Brückenbildner für die
Vernetzung verwendet wird.
10. Probenträger nach Anspruch 9, dadurch gekennzeichnet, daß Diisocyanat als Brücken
bildner verwendet wird.
11. Probenträger nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
mehrere verschiedenartige Substanzen als Matrixkomponenten für die Ionisierung der
Analytsubstanz vorhanden sind.
12. Probenträger nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die Matrixkomponenten in
gemeinsamer Lösung als Lackschicht aufgebracht werden.
13. Probenträger nach Anspruch 11, dadurch gekennzeichnet, daß die verschiedenen Matrix
komponenten in verschieden Lackschichten übereinander eingebettet sind.
14. Probenträger nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Lackschicht durch eine Deckschicht abgedeckt wird, die keine Matrixkomponente für
die Ionisierung der Analytsubstanz enthält.
15. Probenträger nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
eine weitere Komponente die Matrix färbt und so für das verwendete Laserlicht absorptiv
macht.
16. Probenträger nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Matrixschicht durch eine weitere Komponente elektrisch leitfähig gemacht wird.
17. Probenträger nach Anspruch 16, dadurch gekennzeichnet, daß feinstdispergierter Kohlen
stoff als elektrisch leitfähige Komponente verwendet wird.
18. Probenträger nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß er
aus kleinen magnetischen Kügelchen (magnetic beads) besteht.
19. Probenträger nach einem der vorhergehenden Ansprüche, dadurch gekennzeichnet, daß
die Oberfläche der Matrixschicht mit Reagenzien belegt ist, die die aufzubringenden Ana
lytmoleküle chemisch verändern.
20. Probenträger nach Anspruch 19, dadurch gekennzeichnet, daß die Reagenzien an die
Oberfläche kovalent gebunden sind.
21. Probenträger nach einem der vorhergehenden Ansprüche 19 oder 20, dadurch gekenn
zeichnet, daß Enzyme als Reagenzien verwendet werden, die aufgebrachte Proteine in
charakteristischer Weise zerschneiden können.
22. Probenträger nach einem der Ansprüche 1 bis 20, dadurch gekennzeichnet, daß die Ober
fläche mit Agenzien belegt ist, die ganz spezifisch bestimmte Arten von Analytmolekülen
festhalten können.
23. Probenträger nach Anspruch 22, dadurch gekennzeichnet, daß Antikörper als Agenzien
verwendet werden.
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