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Gegenstand
der Erfindung ist ein Verfahren und eine Vorrichtung zur Charakterisierung
der Oberfläche
gasgetragener Aerosolpartikel, basierend auf Einteilchen-Lasermassenspektrometrie.
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Neben
Parametern wie die Partikelgrößenverteilung,
Partikelkonzentration und der chemischen Zusammensetzung der Partikel,
ist die spezifische Oberfläche
eines Aerosols besonders bedeutend, da Eigenschaften wie chemische
und katalytische Reaktivität
aber auch biologische Wirksamkeit mit ihr assoziiert sein können. Weiterhin
wird die Oberfläche von
Aerosolpartikeln als eine der Größen diskutiert, die
für die
Wirkung von Aerosolen auf die menschliche Gesundheit verantwortlich
sein kann.
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Verfahren
zur Bestimmung der Oberfläche von
Aerosolpartikeln beruhen im Allgemeinen auf der Bestimmung von Adsorptionsisothermen
(BET). Nachteil dieser Verfahren ist, daß die spezifische Oberfläche von
realen Aerosolen bisher nur mit off-line Methoden, d.h. durch Analyse
einer gesammelten Probe (0.1–5
mg) bestimmt werden kann. Die Verfahren zur Bestimmung der spezifischen
Oberfläche
beruhen auf der Messung der Adsorption von Gasen auf der Oberfläche. Die
Masse von einer Aerosolprobe absorbierten in Abhängigkeit von der Gaskonzentration
ist durch die Absorptionsisotherme gegeben (BET-Isotherme, siehe 1).
Die Messung der Oberfläche
einer Partikelprobe erfolgt i. A. durch Zusammenbringen einer definierten
Probenmenge mit dem Adsorptionsgas, wobei entweder die Reduktion
der Gasmenge (volumetrische Methoden) oder die Massenzunahme der
Partikelprobe (gravimetrische Methoden) bestimmt wird.
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Die
Bestimmung der Oberfläche
von Aerosolen erfolgt an gesammelten Proben nach der BET-Methode
oder abgeleiteten Verfahren durch Bestimmung eines oder mehrerer
Punkt der BET-Absorptionsisotherme an Partikelproben [1] (mittels
Filtern oder Im paktoren abscheidend gewonnen). Eine on-line Methode
zur Bestimmung der Oberfläche
von luftgetragenen Teilchen ist bisher nicht bekannt.
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In
der Literatur sind auf Basis der Massenspektrometrie arbeitende
Analysengeräte
beschrieben, welche eine chemische Charakterisierung von luftgetragenen
Aerosolpartikehn erlauben (Einteilchen-Lasermassenspektrometrie)
[2]. Die Aerosolpartikel werden aus dem luftgetragenen Zustand mittels
eines speziellen Einlaßsystems
in das Vakuum des Massenspektrometers transferiert. Die chemische
Analyse der Aerosolpartikel erfolgt nach deren Größenbestimmung
(aerodynamischer Durchmesser) nach dem Prinzip der Lasermicroprobemassenspektrometrie
(Ionisation mit intensiv fokussierten 337 nm oder 266 nm Laserpulsen
zur Elementbestimmung bzw. zum Nachweis von Fragmenten organischer
Spezies).
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Einteilchen-Lasermassenspektrometrie
wurde in den letzten Jahren für
eine Reihe von Untersuchungen an Umweltaerosolen oder an im Labor
generierten Aerosolen eingesetzt.
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Eine
Analyse der Oberflächenzusammensetzung
kann erfolgen, indem das Aerosolpartikel von zwei kurz aufeinanderfolgenden
Laserpulsen bestrahlt wird, wobei der erste ein IR-Laserpuls zur
Desorption von auf der Oberfläche
des Partikels befindlichen Verbindungen ist. Der zweite Puls ist
ein UV-Laserpuls zur REMPI-Ionisation der desorbierten Verbindungen,
die dann im TOFMS Spektrometer nachgewiesen werden [3].
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Auch
aus der [10] ist eine Vorrichtung zu Charakterisierung gasgetragener
Aerosolpartikel bekannt.
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Ferner
ist aus [7] die Verwendung eines doppelten Flugzeitmassenspektrometers
im bipolaren Modus mit der Möglichkeit
zum gepulsten Abzug der Ionen zur Analyse der chemischen Zusammensetzung
von Aerosolpartikeln bekannt. Die dabei detektierten Ionensignale
geben Aufschluss über
die Natur des Partikels und über
die Konzentration von Substanzen, die von dem Partikel getragen
werden.
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Davon
ausgehend liegt die Aufgabe der Erfindung darin, ein weiteres Verfahren
und eine weitere Vorrichtung zur Charakterisierung der Oberflächen gasgetragener
Aersosolpartikel vorzuschlagen.
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Diese
Aufgabe wird durch die Merkmale der Patentansprüche 1 und 7 gelöst. Die übrigen Ansprüche beschreiben
vorteilhafte Ausgestaltungen der Erfindung.
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Das
Meßprinzip
beruht auf der Analyse einer Tracer-Verbindung, die in einer Belegungsapparatur auf
die gasgetragenen Partikel auf-adsorbiert wird.
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Entscheidend
ist, daß diese
Tracer-Verbindung weder mit chemischen Verbindungen, die sich bereits
auf den Aerosolen befinden, noch mit der Oberfläche selbst reagiert.
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So
sind saure oder basische Gase wie z.B. NH3,
HCl, HNO3 oder H2SO4 nicht geeignet, da sie zur Bildung von
salzartigen Verbindungen auf den Partikeln führen können (also reagieren). Nach
der BET-Theorie läßt sich
die Belegung relativ einfach so steuern, daß eine Monolage des Tracers
auf die Partikel aufadsorbiert. Mit einem Aerosolmassenspektrometer
werden nun Einteilchen-Analysen der Partikel vorgenommen. Dabei
wird neben dem aerodynamischen Durchmesser des Partikels die Menge
des auf-adsorbierten Tracers bestimmt, die proportional zur Oberfläche des
Partikels ist. Weiterhin kann parallel eine chemische Charakterisierung
des Partikelkerns erhalten werden.
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Die
Erfindung wird im Folgenden anhand von Ausführungsbeispielen mit Hilfe
der Figuren näher erläutert.
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Dabei
zeigt
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die 1 eine
typische Adsorptionsisotherme und
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die 2 eine
schematische Darstellung der Gesamtapparatur.
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Die 3 zeigt
eine Anordnung mit einem doppelten Reflektron-Flugzeit-Massenspektrometer.
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Die 1 zeigt
eine typische BET-Absorptionsisotherme, wobei P der Partialdruck
der adsorbierenden Substanz (Tracer, z. B. Benzol oder N2), P0 der Gesamtdruck,
P* die Konzentration der adsorbierenden Substanz bei der sich ungefähr eine
Monolage der adsorbierenden Substanz auf den Partikeln befindet
und x die Masse der auf den Partikeln adsorbierten Substanz ist.
In der 2 ist ein beispielhaftes Schema der Gesamtapparatur
dargestellt. Die Apparatur besteht aus einer Probenahmesonde 2, durch
die das zu untersuchende Aerosol 1 eingesaugt wird.
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Vor
dem Einleiten in die Belegungsapparatur kann das Aerosol 1 konditioniert
werden.
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Durch
einen Denuder 4 können
organische und anorganische Gaspasenkomponenten des Aerosols absepariert
werden, weiterhin kann das Aerosol in einer Trocknungseinheit 3 getrocknet
werden. Eine Durchführung
der Konditionierung in 4 und 3 bei erhöhter Temperatur
oder alternierend höherer
und niedrigerer Temperatur erlaubt eine effektivere „Reinigung" der Partikel von
absorbierten flüchtigen
Chemikalien. Die Konditionierungsschritte können in beliebiger Reihenfolge
und Anzahl wiederholt und kombiniert werden. Weiterhin können verschieden
gestaltete Denuder- und Trocknungseinheiten 3, 4 und
verschiedene Adsorptionsmedien (Aktivkohle, Tenax-Harz etc.) und
Trocknungsmedien (Silica-Gel etc.) eingesetzt werden.
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Zur
Bestimmung der Oberfläche
der konditionierten, luftgetragenen Aerosolpartikel werden diese
in einer geeigneten Belegungsapparatur (bzw. Belegungsstrecke) 5 einem
Tracer-Gas ausgesetzt. Dieser Tracer sollte folgende Eigenschaften
aufweisen:
- – nicht reaktiv mit den Aerosolverbindungen
- – einfach
und effektiv mit REMPI ionisierbar
- – keine
Masseninterferenz mit typischen Aerosolbestandteilen aufweisen
- – thermisch
stabil (um Desorptionsprozeß quantitativ
zu über
stehen)
- – geeignete
Flüchtigkeit
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Die
Flüchtigkeit
des Tracers sollte einerseits eine zügige Einstellung des Absorptionsgleichgewichtes
erlauben, anderseits sollte ohne heizen eine ausreichend hohe Tracerkonzentration
ohne Kondensation einstellbar sein. Beispielsweise ist Benzol (nativ
oder isotopenmarkiert) ein guter Tracer. Alternativ könnte Acetylen,
Acetaldehyd oder Formaldehyd verwendet werden (kleiner, dringt eher
in Poren ein) oder ein größerer Aromat
wie z.B. Pyren oder Coronen. Der Aerosolstrom mit den konditionierten Partikel
strömt
in die Belegungsstrecke 5 (z. B. eine Rohrreaktor). Zuvor
wird das konditionierte Aerosol in dem Mischvolumen 10 mit
partikelfreiem Gas (z. B. He) aus der Standardgasquelle 9,
indem eine definierte Konzentration der Tracer-Verbindung vorhanden
ist, durchmischt. Die Standardgasquelle 9 kann z.B. aus
Gasflaschen (für
Tracer-Konzentration >1 ppmv) oder Permeations-
oder Diffusionsstandardgasgeneratoren [4] (für kleinere Konzentrationen)
bestehen. Die Konzentration des Tracers ist so eingestellt, daß die Belegung
der Partikel im Bereich einer Monolage liegt. Auf dem Weg des Aerosols
durch die Belegungsstrecke 5 stellt sich ein, durch die
BET-Isotherme beschriebenes Gleichgewicht zwischen partikelabsorbierten
und freien Tracermolekülen
(Benzol), ein.
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Die
BET Isotherme (1) zeigt zuerst einen sehr steilen
Ansieg der Anzahl absorbierten Gasmoleküle mit steigender Tracer-Gaskonzentration (P/P0). Nach Erreichen der Monolage fällt dieser
Anstieg stark ab („Knie" in der BET-Kurve
[1]). Das heißt,
daß Konzentrationen
des Tracers gefunden werden können,
bei denen die Belegung der Partikel i. a. einer Monolage sehr nahe
kommt (etwas überhalb
des „Knies" der BET-Kurve).
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Nach
einer definierten Verweilzeit in der Belegungsstrecke 5 (die
Kontaktzeit zwischen Tracer und Aerosolpartikeln in der Belegungsstrecke 5 ist durch
die Länge
der Belegungsstrecke 5 und die Flußgeschwindigkeit in dieser
gegeben) wird ein Teil strom des Aerosols über eine Sonde 7 einem
Aerosolmassenspektrometer 8 zugeführt.
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Im
Einlaßsystem
des Aerosolmassenspektrometers werden die Partikel z. B. durch ein
Skimmer-System mit differentiellen Vakuumpumpstufen schlagartig
von der Gasphase separiert [2]. Es bildet sich ein Partikelstrahl 30 aus.
Im Einlaßbereich
erfolgt die Erfassung der Partikel und die Bestimmung bzw. Festlegung
des aerodynamischen Durchmessers [2, 3] über eine Lichtschrankentechnik.
Dabei passiert ein Aerosolpartikel z. B. nacheinander zwei cw-Laserstrahlen 22.
Das Streulicht wird detektiert und aus dem zeitlichen Abstand der
beiden Streusignale wird der aerodynamische Durchmesser bestimmt
[3]. In der Ionenquelle werden einzelne der erfaßten Partikel gezielt mit einem
oder mehreren Laserpulsen 23, 24, 25 bestrahlt
um die Konzentration von absorbiertem Tracer und andere Partikeleigenschaften
im TOFMS nachzuweisen.
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Alternativ
kann vor oder nach der Belegungsapparatur, z. B. über einen
elektrostatischen Klassifizierer [5], eine Größenfraktion aus dem polydispersen
Aerosol herausselektiert werden (d. h. Einlaß eines selektierten, monodispersen
Aerosols).
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Der
Nachweis der Konzentration von absorbiertem Tracer und anderen Partikeleigenschaften kann
dann auch in einem sog. „free
running" Experiment
erfolgen, mit dem auch ultrafeine Partikel erfaßbar sind [6].
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Für den Nachweis
können
einfache [2] oder vorteilhaft doppelte Reflektron-Spektrometer [7]
verwendet werden (3). Der Nachweis des Tracers kann
in einem Einlaserstrahlexperiment versucht werden [2, 7], jedoch
sind hierbei die relativ geringe Empfindlichkeit und starke Matrixeffekte
als deutliche Nachteile festzuhalten. Vorteilhaft ist die Verwendung eines
Zweistufen – Ionisationsprozesses
wobei der Tracer zuerst durch ein Desorptions-Laserpuls 23 (z. B.
IR-Laser) desorbiert wird. Etwa 50 ns bis 100 μs nach dem Desorptions-Laserpuls
erfolgt eine Nachionisation (über
REMPI oder VUV-Einphotonenionisation) des desorbierten Tracers.
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Im
folgenden ist eine Abschätzung
der Ionenausbeute für
ein vollständig
mit Benzol belegtes Partikel gegeben:
Die Oberfläche eines
idealen, glatten sphärischen Partikels
mit 100 nm Durchmesser beträgt
3.1 10–14 m2. Die Fläche
eines Benzolmoleküls
beträgt
4 10–19 m2. Die Zahl der Benzolmoleküle in einer
idealen (d.h. vollständigen)
Monolage beträgt
damit 78.000. Die Desorption mit IR-Laserlicht 23 (z. B.
CO2 Laser λ = 10.6 μm) ist relativ effizient. Unter
den Annahme von ca. 50% Verlust befinden sich etwa 1 μs nach dem
Desorptions IR-Laserpuls 23 (Laserpulsdauer ca. 1–100 ns)
ca. 40.000 Benzolmoleküle
in einem „Halo" um das Partikel.
Die Bestrahlung mit einem UV-Laserlichtpuls 24 zur REMPI-Ionisation
ergibt ca. 4.000 Ionen (bei λ =
248 nm oder einer spezifischen Benzol Resonanzlinie, 0.1–15 ns Laserpulsdauer und
einer Laserleistungsdichte von etwa 107 W/cm2 ist die Ionisationseffizienz für Benzol
ca. 10%) von denen in einem empfindlichkeitsoptimierten TOFMS wiederum
ca. 10%, also ca. 400 Ionen, nachgewiesen werden können.
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Die
Verwendung eines doppelten TOFMS Systems (26 und 27)
und gepulsten Spannungen zum Abzug der Ionen („delayed extraction" Technik) sowie eventuell
weiteren Laserpulsen 25 erlaubt eine große Variabilität im Nachweis
von Tracer und anderen Partikeleigenschaften.
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In
folgenden sind einige mögliche
Verfahren vorgestellt. Sie beziehen sich auf die 2 und 3.
Es ist zu beachten daß die
ionenoptischen Elemente in der 3 nicht
vollständig
dargestellt sind. Neben den gezeigten Blenden und Elektroden der
Ionenquelle können
z.B. Linsensysteme, weitere Elektroden und Blenden etc. eingesetzt
werden. Die Verwendung von sog. mass-gates, also Vorrichtungen die
es erlauben bestimmte Massen oder Massenbereiche aus dem TOF Massenspektrum
herauszupulsen, kann ebenfalls für
bestimmte Anwendungen interessant sein.
- 1.
Verwendung eines doppelten Reflektron TOFMS und zwei Laserpulsen 23, 24.
Das Zentrum der Ionenquelle ist feldfrei während Desorptions-Laserpuls 23 (z.B.
Blenden 18, 14 sind auf Erdpotential). Eventuell
gebildete, direkte Ionen vom Desorptions-Laserpuls 23 werden
nicht beeinträchtigt.
Nach dem Nachionisations-Laserpuls 24, der 10–10000 ns
nach dem Desorptions-Laserpuls 23 den Bereich um das Partikel
bestrahlt, werden die Blenden 18 und 14 der Ionenquelle schlagartig
auf Hochspannung gelegt. Das TOFMS wird im bipolaren Modus betrieben
(ein TOFMS 26 für
die negativen, das andere TOFMS 27 für die positive Ionen). Die
direkten Ionen (positive und negative) sowie die durch Nachionisation
gebildeten Ionen (positive) werden daraufhin in den TOFMS 26, 27 nachgewiesen.
Im positiven Massenspektrum sind daher der Tracer zusammen mit den
direkten Ionen sichtbar, im negativen Massenspektrum nur direkte
Ionen. Somit können Einzelteilchen
wie folgt charakterisiert werden:
– aerodynamischer Durchmesser
(aus der Lichtschrankenmessung mit 22),
– Partikel-Typ
(durch z.B. Klassifikation des Musters direkter Ionen [8]) und
– Oberflächeneigenschaft
(~ Tracer-Signal).
- 2. Verwendung eines doppelten Reflektron-TOFMS (siehe 3)
und zwei Laserpulsen 23, 24. An den Blenden der
Ionenquelle 17, 18, 14, 13 liegen
bereits während
des Desorptions-Laserpuls 23 geeignete Potentiale an. Das TOFMS
wird im bipolaren Mode betrieben (ein TOFMS 26 für die negativen,
das andere TOFMS 27 für
die positive Ionen). Direkte Ionen, die vom Desorptionlaserpuls 23 gebildet
werden, werden abgezogen. Die direkten negativen Ionen werden im
TOFMS 26 nach wiesen. Die direkten positiven Ionen werden
zwar durch die Blende 14 im TOFMS 27 abgezogen
aber z.B. durch ein Defelektionsfeld so abgelenkt daß sie den
Detektor 20 des TOFMS 27 nicht erreichen. Das
Deflektionsfeld kann durch ein stark negatives Potential an der
Elektrode 15 realisiert werden, die somit die positiven
Ionen auffängt.
Nach dem Nachionisationslaserpuls 24 wird das Deflektionsfeld
in der Ionenquelle ausgeschaltet, um die durch die Nachionisation
mit Laserpuls 24 gebildeten positiven Ionen ohne Einfluß von positiven
Ionen, die durch den Laserpuls 23 erzeugt wurden, nachzuweisen. Gleichzeitig
kann ein Deflektionsfeld im Bereich der Ionenquelle, der für das „negative" TOFMS 26 zuständig ist,
eine Blende 16 auf ein geeignetes Potential gelegt werden,
das eventuell vom Nachionisationslaserpuls 24 gebildete
negative Ionen vom Detektor 19 abhält. Im positiven MS ist daher nur
der mit Laserpuls 24 nachionisierte Tracer sichtbar (und
eventuell andere nachionisierte Spezies), im negativen MS nur direkte
Ionen von Laserpuls 23.
- 3. Verwendung eines doppelten Reflektron-TOFMS (siehe 3)
und zwei Laserpulsen 23, 24. Beide Detektoren 19, 20 sind
für den Nachweis
von positiven Ionen ausgelegt. Die Blenden der Ionenquelle 18, 14, 13 liegen
auf geeigneten Hochspannungen während
des Desorptions-Laserpuls 23, so daß direkte positive Ionen im
TOFMS 27 nachgewiesen werden. Die direkten negativen Ionen
werden zwar durch die Blende 18 abgezogen aber z.B. durch
ein Defelektionsfeld (Elektrode 16) so abgelenkt daß sie den Detektor 19 des
TOFMS 26 nicht erreichen. Vor dem Nachionisations-Laserpuls 24 werden
die Spannungen der Blenden 17, 18 und 14 auf
geeignete Hochspannungen gelegt um im TOFMS 26 positive
Ionen aus dem in TOFMS 26 abzuzeihen (die primären Ionen
haben bereits die Ionenquelle des TOFMS 27 verlassen und
sind im feldfreien Driftraum). Gleichzeitig wird das Deflektionsfeld
(Elektrode 16) ausgeschaltet.
Die durch die Nachionisation
mit Laserpuls 24 gebildeten positiven Ionen werden (getrennt
von den positiven Ionen, die durch den Laserpuls 23 erzeugt
wurden) im TOFMS 26 nachgewiesen. Gleichzeitig kann ein
Deflektionsfeld im Bereich der Ionenquelle, im TOFMS 27 an
die Elektrode 15 gelegt werden, um eventuell vom Nachionisations-Laserpuls 24 gebildete
negative Ionen vom Detektor 20 abzuhalten.
Im positiven
MS des TOFMS 27 sind die direkten Ionen von Laserpuls 23 sichtbar.
Im
positiven MS des TOFMS 26 der mit Laserpuls 24 nachionisierte
Tracer sichtbar (und eventuell andere nachionisierte Spezies).
- 4. Verwendung eines doppelten Reflektron-TOFMS (siehe 3)
und drei Laserpulsen 23, 24, 25. Bei
dieser Variante erfolgt zuerst die (sanfte) Desorption mit dem Desorptions-Laserpuls 23.
Nach dem Nachionisations-Laserpuls 24 wird der Tracer (positive
Ionen) zum Nachweis in das TOFMS 26 abgezogen. Das TOFMS 27 wird durch
geeignete Potentiale an den Blenden bzw. Elektroden 14, 15, 13 abgeschlossen
(d.h. keine Ionen die durch die Laserpuls 23 oder 24 erzeugt wurden
gelangen zum Detektor 20). Kurz darauf (frühesten wenn
die ionisierten Tracermoleküle die
Ionenquelle verlassen haben) wird ein weiterer Laserstrahl 25 auf
dasselbe. Partikel geschossen, dessen desorbierte und nachionisierte
Tracermoleküle
bereits nachgewiesen werden. Der Laserstrahl 25 (z.B. 266
nm, 248 nm oder 357 nm) ist hart fokussiert und erzeugt Ionen (negative
und positive) die den Partikeltyp charakterisieren [8]. Die Blenden 13, 18, 14 werden
zu einem geeigneten Zeitpunkt auf geeignete Potentiale gelegt um entweder
die positiven oder die negativen Ionen im TOFMS 27 mit
dem Detektor 20 nachzuweisen. Da das zeitliche Delay zwischen
den Laserpulsen 23, 24 einerseits und dem Laserpuls 25 andererseits,
einige 100 ns bis zu einigen μs
betragen muß,
um die Ionen die durch die Laserpulse 23 und 24 gebildet worden
sind aus der Ionenquelle abzuziehen, hat sich der Ort des Partikels bereits
deutlich verändert
wenn der Laserpuls 25 ausgelöst wird. Daher muß das Delay
zwischen den Laserpulsen 23, 24 einerseits und
dem Laserpuls 25 andererseits, entsprechend der Geschwindigkeit
des Partikels (~ aerodynamische Durchmesser), die zuvor mit der
Lichtschrankentechnik 22 bestimmt wurde, angepaßt werden.
Ein positiver Nebeneffekt diese Vorgehens ist, daß die Bestimmung
des aerodynamischen Durchmessers „überprüft" wird. Werden durch den Laserpuls 25 keine
Ionen erzeugt, war die vorangegangene Größenbestimmung des Partikels
wahrscheinlich falsch.
- 5. Verwendung eines doppelten Reflektron-TOFMS (siehe 3)
und vier Laserpulsen (zweimal eine Sequenz aus 23, 24).
Bei dieser Variante erfolgt zuerst die (sanfte) Desorption mit dem
Desorptions-Laserpuls 23. Nach dem Nachionisations-Laserpuls 24 wird
der Tracer (positive Ionen) zum Nachweis in das TOFMS 26 abgezogen.
Das TOFMS 27 wird durch geeignete Potentiale an den Blenden
bzw. Elektroden 14, 15, 13 abgeschlossen
(d.h. keine Ionen die durch die Laserpuls 23 oder 24 erzeugt
wurden gelangen zum Detektor 20). Kurz darauf (frühesten wenn
die ionisierten Tracermoleküle
die Ionenquelle verlassen haben) wird ein weiterer Desorptions Laserstrahl 23 auf
dasselbe Partikel geschossen, dessen im ersten Schritt desorbierte
und nachionisierte Tracermoleküle
bereits nachgewiesen werden. Der weitere Laserstrahl 23 (z.
B. 10,6 μm) desorbiert
eventuell noch vorhanden Tracermoleküle. Nach einer entsprechenden
Zeit werden im zweiten Schritt desorbierte Tracermoleküle durch einen
weiterern Nachionisations-Laserstrahl 24 ionisiert. Die
Blenden 13, 18, 14 werden zu einem geeigneten
Zeitpunkt auf geeignete Potentiale gelegt um die im zweiten Schritt
erzeugten positiven Tracermolekülionen
im TOFMS 27 mit dem Detektor 20 nachzuweisen.
Da das Delay zwischen dem ersten Satz Laserpulsen 23 und 24 einerseits und
dem zweiten Satz Laserpulsen 23 und 24 andererseits,
einige 100 ns bis zu einigen μs
betragen muß,
um die Ionen die durch die ersten Laser pulse 23 und 24 gebildet
worden sind aus der Ionenquelle abzuziehen, hat sich der Ort des
Partikels bereits deutlich verändert
wenn der zweite Satz Laserpulsen 23 und 24 ausgelöst wird.
Daher muß das
Delay zwischen dem ersten Laserpulsen 23, 24 einerseits
und den zweiten Satz Laserpulsen 23 und 24 andererseits,
entsprechend der Geschwindigkeit des Partikels (~ aerodynamische
Durchmesser), die zuvor mit der Lichtschrankentechnik 22 bestimmt
wurde, angepaßt werden.
Ein positiver Nebeneffekt diese Vorgehens ist, daß die Bestimmung
des aerodynamischen Durchmessers „überprüft" wird. Werden durch den zweiten Satz
Laserpulse 23 und 24 keine Ionen erzeugt, war
die Größenbestimmung des
Partikels wahrscheinlich falsch.
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Die
Bestimmung der Oberfläche
eines Einzelpartikels ist zwar prinzipiell möglich, vorteilhafter und praktikabler
ist wohl die Bestimmung von mittleren Oberflächen bestimmter Partikel-Klassen oder Größenfraktionen.
Die Vorgehensweise zur Bestimmung von mittleren Oberflächen bestimmter
Partikel-Klassen geht folgendermaßen vonstatten: Nach einer
gewissen Meßdauer
sind für
eine größere Anzahl
von Partikeln Daten vorhanden. Für
jedes Partikel sind dabei folgende Daten wesentlich:
- – der
(aerodynamische) Durchmesser,
- – die
Intensität
des Tracersignals (proportional zur Oberflä che),
- – Information über die
Partikel-Klasse (aus z.B. den direkten Ionen, falls vorhanden)
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Mittels
dieses Datensatzes kann die mittlere Oberfläche (~ Intensität des Tracersignals)
einer bestimmten Größenfraktion
einer bestimmten Partikel-Klasse bestimmt werden. Die Einteilung
in Partikel-Klassen ergibt je nach Klassifizierungsalgorithmus eine
unterschiedliche Anzahl von Klassen. Beispielsweise wurde die Einteilung
von Innenraum-Aerosol in 5 Klassen beschrieben (Sekundäres Aerosol, Ruß, Salz,
Ruß aus
Biomasseverbrennung und mineralische Partikel) [8].
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
ließe sich
z.B. die mittlere Oberfläche
von sekundären
Aerosolpartikeln mit 200, 300 oder 800 nm Durchmesser bestimmen.
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Als
Referenz können
Daten aus der Analyse von mit Tracermolekülen belegte sphärischen
Standardaerosolpartikeln mit gleichem aerodynamischen Durchmesser
verwendet werden.
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Für ultrafeine
Partikel d.h. Partikel mit einem aerodynamischen Durchmesser von
unter etwa 150 nm kann die Expansions-/Lichtschrankentechnik [2, 3] nicht
angewendet werden da kein ausreichendes Streulichtsignal zu Detektion
erhalten wird und außerdem
sich die Geschwindigkeit der Partikel der des Gases weitgehend angenähert hat.
Wie oben erwähnt
kann dann durch einen Mobilitätsklassierer
[5] eine Größenfraktion
aus dem polydispersen Aerosol herausselektiert werden (d.h. Einlaß eines
monodispersen Aerosols) und der Nachweis der Konzentration von absorbiertem
Tracer und anderen Partikeleigenschaften erfolgt in einem sog. „free running" Experiment [6].
Für den
Einlaß von
ultrafeinen Partikel wird vorzugsweise eine sog. „aerodynamische
Linse" angewendet.
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Beim
Nachweis des Tracers ist zu beachten, daß die Abseparation des Gasphasenanteils
möglichst
effizient ist um den Untergrund an Gasphasenionisation (die ja direkt
zum Signal des Tracers beiträgt),
möglichst
klein zu halten. Wenn der Nachweis der Tracerverbindung über REMPI
erfolgt kann auch eine spektroskopische Separation der Tracermoleküle aus der
Gasphase gegenüber
denen aus der Laserdesorption/Nachionisation erreicht werden. Diese Sparation
beruht auf dr unterschiedlichen Temperatur. Der Einlaß über eine
Düse [2,
3] führt
zur Ausbildung eines Überschallmolekularstrahls
und kann damit zu einer Abkühlung
der Gasmoleküle
genutzt werden. Die Abkühlung
der Gasmoleküle
führt z.B. bei
Benzol zu extrem schmalen Absorptionsbanden. Solche scharfe Banden
gekühlter
Moleküle
wer den für
deren hochspezifischen Nachweis mit REMPI benutzt [9]. Warme Moleküle hingegen
weisen wesentlich breitere Banden auf.
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Dieser
Effekt kann hier zur Diskriminierung der gasphasengetragenen Tracermoleküle von den partikeladsorbierten
Tracermolekülen
angewendet werden. Der Laser für
den REMPI-Nachweis der partikeladsorbierten Tracermoleküle wird
auf eine geeignete Wellenlänge
eingestellt, die abseits der scharfen Absorptionsresonanzen für das kalte
Tracermolekül liegt
aber deutlich Absorptionsbeitrag zeigt wenn das Tracermolekül warm ist.
Die REMPI-Ionisationseffizienz für
kalte Gasphasenmoleküle
ist somit sehr klein. Bei der Laserdesorption durch den Desorptionslaser 23 entstehen
sehr warme/heiße
Tracermoleküle,
die wiederum relativ gut mit der geeigneten Laserwellenlänge über REMPI
nachweisbar sind.
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Anwendungsbeispiele
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a) Verbrennungsaerosole
aus industriellen Quellen
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Bei
Verbrennungsprozessen entstehen eine große Zahl von Partikeln. Die
(Ruß-)Partikel
können extrem
unterschiedliche Oberflächen
aufweisen. Neben der Beladung der Rußpartikel mit toxischen organischen
Verbindungen wie PAK oder der Konzentration wird auch die spezifische
Oberfläche
als ein relevanter Parameter diskutiert. Die Größe der Oberfläche der
entstehenden Rußpartikel
hängt von
den Verbrennungsbedingungen in der Feuerungsanlage. Durch eine online
Untersuchung der spezifischen Oberfläche als Funktion von Prozeßparametern
können
umwelt- und gesundheitsschonende Verbrennungsbedingungen gefunden
werden (prozeßintegrierter
Umweltschutz).
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b) Monitoring von Umweltaerosolen
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
läßt sich
das Umweltaerosol umfassend charakterisieren (aerodynam. Durchmesser,
Oberfläche,
chemische Zusammensetzung). Dies ist interessant z.B. um die Belastung
der Bevölkerung
mit anthropogenen Aerosolen und deren gesundheitliche Auswirkungen
zu erfassen.
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c) Überwachung der Produktion definierten
Nanopartikel
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Mit
dem erfindungsgemäßen Verfahren
lassen sich das künstlich
erzzeugte bzw. produzierte Aerosole umfassend charakterisieren (aerodynam. Durchmesser,
Oberfläche,
chemische Zusammensetzung). Dies ist interessant z.B. um die Produktions/Prozeßbedingungen
zu optimieren und zu Überwachen.
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- 1
- Aerosol
- 2
- Sonde
zur Aerosol-Probenahme
- 3
- Trocknungseinheit
- 4
- Denuder
- 5
- Belegungsstrecke
- 6
- Thermostat
für Belegungsstrecke
- 7
- Probenahme
für Aerosolmassenspektrometer
- 8
- Aerosolmassenspektrometer
- 9
- Standardgasquelle
- 10
- Mischvolumen
- 11
- Pumpe
- 12
- elektronisch
gesteuerte, individuell pulsbare Spannungsversorgung für Blenden
(17, 18, 14, 13), Liner (28, 29),
Ablenkplatten (15, 16) und andere ionenoptische
Elemente (nicht dargestellt)
- 13
- Zweite
Blende von TOFMS 27
- 14
- Erste
Blende von TOFMS 27
- 15
- Ablenkplatte
von TOFMS 27
- 16
- Ablenkplatte
von TOFMS 26
- 17
- Zweite
Blende von TOFMS 26
- 18
- Erste
Blende von TOFMS 26
- 19
- Detektor
von TOFMS 26
- 20
- Detektor
von TOFMS 27
- 21
- Vakuumpumpe
- 22
- cw-Laserstahlen
(einer oder zwei) für
die Bestimmung des aerodynamischen Durchmessers (Lichtschranke)
- 23
- gepulster
Laserstrahl zur Desorption von (i.a. IR_licht, z.B. 10.6 μm aus CO2-Laser))
- 24
- gepulster
Laserstrahl zur Nachionisation mit REMPI oder Einphotonenionisation
(i.a. UV oder VUV, 0.1–30
ns Puls breite, 0.01–100000 μJ/Puls)
- 25
- Intensiver,
gepulster Laserstrahl zur Desorption/Ionisation (z. B. 337 nm aus
Stickstofflaser, 266 nm aus YAG-Laser oder 248 nm aus Excimerlaser)
- 26
- Erstes
TOFMS für
negative (bipolarer Mode) oder positive Ionen
- 27
- Zweites
TOFMS für
positive Ionen
- 28
- Liner
für TOFMS 26
- 29
- Liner
für TOFMS 27
- 30
- Aerosolpartikel-Strahl
-
Literaturverzeichnis
-
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A