DE19510242A1 - Vollnarbiges Naturleder - Google Patents
Vollnarbiges NaturlederInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein vollnarbiges Naturleder, das auf der Narbenseite mit einer
Zurichtung versehen ist.
Vollnarbige Leder ohne nennenswerte Beschädigungen der Narbenseite sind,
insbesondere wenn sie von Tieren stammen, die zumindest teilweise in der freien Natur leben
bzw. aufwachsen, wie beispielsweise Känguruhs oder im Freien gehaltenen Rindern, rar, da,
durch die Lebensweise dieser Tiere bedingt, die Haut Beschädigungen aufweist, die von
Sträuchern, Dornen und sonstigen scharfen Gegenständen, von durch Insektenstiche
verursachten Entzündungen, von Brandzeichen od. dgl. herrühren. Werden somit auf der
Narbenseite fehlerfreie Lederformatteile gewünscht, so müssen diese aus entsprechenden
Bereichen einer Lederhaut herausgeschnitten werden, der anfallende, Oberflächenfehler
aufweisende Abfall ist somit groß. So können beispielsweise bei Känguruhleder nur bis zu 60%
der anfallenden Menge mit im wesentlichen fehlerfreier Oberfläche verarbeitet werden. Da
außerdem die Menge der nachwachsenden Tiere limitiert ist, sind derartige fehlerfreie
Lederformatteile und die daraus hergestellten Produkte, wie z. B. Schuhe, entsprechend teuer.
Da vollnarbiges Leder nach dem Gerben farblos ist, ist es üblich, dieses Leder vor
der Weiterbehandlung mit einem sehr dünnen Farbauftrag zu versehen, der auf die nicht
geschliffene Narbenseite aufgebracht wird. Das Aussehen dieser Narbenseite wird optisch
durch diesen Farbauftrag nicht verändert.
Man hat daher bereits versucht, die mit Fehlern behaftete Narbenseite von
Naturledern einer Bearbeitung zu unterziehen, um diesen Bereichen oberflächlich ein Aussehen
zu verleihen, das eine Weiterbearbeitung ermöglicht. So ist es bereits bekannt, die mit Fehlern
behaftete Narbenseite durch Abschleifen der obersten Narbenschicht zu Nubukleder zu
verarbeiten. Derart hergestellte Nubukleder sind jedoch aufgrund ihrer fehlenden obersten
Narbenschicht "wund" und nehmen Wasser sowie Schmutz auf, der an der Oberfläche haften
bleibt. Für Schuhe und andere einer starken Beanspruchung unterworfene Lederwaren können
solche Nubukleder nur bedingt und vor allem nur dann verwendet werden, wenn auf die
Oberseite zusätzlich eine hydrophob wirkende Imprägnierung aufgebracht wird.
Es ist weiters bekannt, beschädigte Narbenseiten zu schleifen und anschließend
auf diese geschliffene Narbenseite eine oder mehrere Kunststoffschichten durch Aufsprühen,
Aufgießen oder Auftragen mittels Auftragswalzen aufzubringen und verfestigen zu lassen. Es
wurde auch bereits vorgeschlagen, zunächst lediglich die durch die Beschädigungen der
Narbenseite entstandenen Vertiefungen zu verspachteln und anschließend die Narbenseite zu
schleifen und mit einer aus einer Kunststoffschicht bestehenden Zurichtung zu versehen.
Dadurch wird die "wunde" Oberfläche des Leders zwar wieder geschützt, die von der
Kunststoffschicht gebildete Sichtfläche ist jedoch glatt und wirkt wegen der fehlenden, für
vollnarbige Leder typischen Struktur künstlich, da die Oberflächenmerkmale von Naturleder wie
Poren, Schweißdrüsen, Haarschächte und eine feine, verhornte, schuppenartige Struktur sowie
geringfügige vernarbte Verletzungen nicht vorhanden sind. Derartige Leder sind als
sogenannte korrigierte Narbenleder bekannt. Diese Leder wirken nicht nur im optischen
Vergleich mit einem Vollnarbenleder der gleichen Tiersorte minderwertig, sie sind es auch in
Bezug auf ihre Eigenschaften wie beispielsweise Atmungsaktivität, Weichheit, sowie Biege- und
Griffverhalten.
Es ist auch bekannt, die so zugerichteten Leder durch Prägen mittels einer
Prägeplatte bei Anwendung von Hitze und hohem Druck an der Sichtseite der Zurichtung mit
einer Narbenstruktur zu versehen, die der Narbenstruktur des Naturleders ähnlich ist. Durch
diesen Prägevorgang wird das Leder noch härter und verliert in unerwünschter Weise an
Stärke. Eine vor dem Prägevorgang gegebenenfalls noch vorhandene Atmungsaktivität wird
durch das Verdichten der Zurichtung, die beim Prägen in der Regel noch thermoplastisch ist,
wesentlich verschlechtert, da bei diesem Vorgang vorhandene Poren weitgehend zerstört bzw.
verschlossen werden. Auch ein solches Leder, dessen Zurichtung an der Oberseite mit einer
durch Prägen hergestellten Narbenstruktur versehen ist, wirkt künstlich und sieht uniform aus
und es sind die fehlenden Vollnarbenledermerkmale mit bloßem Auge leicht zu erkennen.
Derartige korrigierte Leder weisen auch beim sogenannten Millen (es ist dies eine
mechanische Bearbeitung von Narbenleder, um dieses weicher und runder zu machen)
Nachteile auf. Die losnarbigen Stellen werden bei dieser Bearbeitung noch losnarbiger und die
"blechigen" Stellen noch "blechiger". Daraus ergibt sich, daß aus größerflächigen Formatteilen
eines solchen korrigierten Narbenleders keine kleineren, für Schuhe oder sonstige Lederwaren
benötigten Teile ausgeschnitten bzw. ausgestanzt werden können, so daß neben dem
unvermeidlichen, modellbedingten Stanzabfall ein vermeidbarer weiterer Abfall entsteht. Da
dieser Abfall mit einer Zurichtung versehen ist, die aus Chemikalien besteht, ergeben sich
Probleme bei der Entsorgung.
Je tiefer die Beschädigungen durch Verletzungen od. dgl. an der Narbenseite sind,
desto mehr muß von der Narbenseite durch Schleifen abgetragen werden und desto dicker
muß die auf diese abgeschliffene Narbenseite aufgebrachte Beschichtung sein, um die Fehler
unsichtbar zu machen. Mit einer dicken Beschichtung von mehr als 0,15 mm versehene Leder
dürfen jedoch nicht mehr als "echtes Leder", sondern nur als "beschichtetes Leder" bezeichnet
werden. Es handelt sich hierbei um ein minderwertiges, nur beschränkt verwendbares Material.
Es ist auch bekannt, Spaltleder, also Leder, das keine Narbenseite aufweist, mit
einer Zurichtung zu versehen und dadurch diesem Leder ein naturnarbenähnliches Aussehen
zu verleihen. Hierbei wurde bereits vorgeschlagen, zunächst auf eine heiße Unterlage, deren
Oberseite eine Struktur aufweist, die ein Negativ zur gewünschten Narbenlederstruktur
darstellt, eine wässerige, Polyurethan enthaltende Dispersion aufzutragen und nach
Verfestigung dieser eine äußere Schicht der Zurichtung bildenden Dispersion entweder auf
diese verfestigte äußere Schicht oder auf das Spaltleder eine weitere wässerige, Polyurethan
enthaltende Kunststoffdispersion oder -lösung aufzubringen und hierauf das Spaltleder auf die
verfestigte Außenschicht aufzulegen und einer Vakuum- und Druckbehandlung zu unterziehen.
Zur Beseitigung von Fehlern auf der Narbenseite eines vollnarbigen Naturleders ist eine solche
Verfahrensweise bisher nicht vorgeschlagen worden.
Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die erwähnten Nachteile zu vermeiden
und ein vollnarbiges Naturleder insbesondere von Känguruhs oder Rindern mit beschädigter
Narbenseite durch Aufbringen einer Zurichtung so zu veredeln, daß einerseits sämtliche
charakteristischen vorteilhaften Merkmale des Naturleders erhalten bleiben, andererseits das
Leder in seinem Aussehen dem vollnarbigen, auf der Narbenseite unbeschädigten bzw. nur
geringfügige Beschädigungen aufweisenden Naturleder ebenbürtig ist, also alle Charakteristika
einer solchen Narbenseite des Naturleders erkennbar sind und selbst bei Vergrößerung keine
nennenswerten Unterschiede ausgemacht werden können. Zur Lösung dieser Aufgabe schlägt
die Erfindung vor, daß die Zurichtung auf einem aus der Haut von zumindest teilweise in freier
Natur aufwachsenden Tieren gebildeten Leder in zwei Schichten aufgebracht ist, wobei eine,
äußere, die Sichtfläche darstellende Schicht aus einer niedrigviskosen, wässerigen,
Polyurethan enthaltenden, Kunststoffdispersion gebildet und auf einer die charakteristischen
Merkmale der Narbenseite des Naturleders im Negativ aufweisenden, aufheizbaren Unterlage
vorfabriziert ist und über die auf die Narbenseite des Leders aufgebrachte zweite, innere
Schicht mit dieser Narbenseite verbunden ist, und wobei die aus den beiden Schichten
bestehende Zurichtung eine Dicke aufweist, die auf mindestens 90% der Gesamtoberfläche der
Narbenseite des Leders 0,13 mm nicht übersteigt.
Das erfindungsgemäß ausgebildete Naturleder weist hervorragende Eigenschaften
und ein der unbehandelten unbeschädigten bzw. nur geringfügige Beschädigungen
aufweisenden Narbenseite praktisch identisches Aussehen auf. Alle charakteristischen
Merkmale dieser Narbenseite, wie Haarschächte, Verhornung der Oberfläche, Schweißdrüsen,
sowie geringfügige vernarbte Verletzungen in der obersten Schicht der Haut, die ein positives
Merkmal von Naturleder darstellen, usw. sind vorhanden, da ja die äußere, die Sichtfläche
darstellende Schicht der Zurichtung auf einer Unterlage vorfabriziert ist, deren Oberfläche die
charakteristischen Merkmale der Narbenseite des zugerichteten Naturleders im Negativ
aufweist. Dadurch, daß diese äußere Schicht der Zurichtung aus einer niedrigviskosen
wässerigen Polyurethandispersion gebildet ist, die in die Strukturierung der Oberfläche der
Unterlage eindringt und auch die feinsten Vertiefungen ausfüllt, wird eine vollständige
Abbildung der Negativform sichergestellt und ermöglicht, diese die Sichtfläche darstellende
äußere Schicht so dünn auszubilden, daß die erwähnte Gesamtdicke der aus den beiden
Schichten bestehenden Zurichtung nur dort überschritten wird, wo die Narbenseite des Leders
fehlerhafte, von sehr tiefen Kerben od. dgl. gebildete Stellen aufweist. Durch die besondere
Ausbildung der aus den beiden Schichten bestehenden Zurichtung erhält diese die
gewünschten Eigenschaften, sie ist dann nämlich atmungsaktiv, abriebfest und gut mit dem
Leder verbunden, verhärtet dieses nicht nennenswert, löst sich bei Anwendung von
Lösungsmitteln wie Azeton nicht auf und hält mindestens 100 000 Biegungen (Ballyflexe) aus.
Die Wasserdampfdurchlässigkeit nach IUP 15 ist größer als 0,6 mg/cm² .h.
Die im Querschnitt des erfindungsgemäßen Leders optisch gemessene Dicke der
Zurichtung ist im wesentlichen identisch mit der mittels eines Dickenmessers ermittelten Dicke.
Bei dieser Dickenmessung wird, da die Oberfläche der Narbenseite, auf welche die Zurichtung
aufgebracht ist, sehr zerklüftet ist und die feinen Lederfasern in die Beschichtung
hineingezogen werden, so vorgegangen, daß zunächst die Beschichtung mittels eines
Lösungsmittels von dem Leder getrennt und anschließend getrocknet sowie gegebenenfalls
von anhaftenden Lederfasern gesäubert wird. Hierauf wird diese losgelöste Beschichtung
mittels eines Dickenmessers unter einem Druck von 10 kp/cm gemessen, wobei infolge der
Weichheit der Zurichtung bereits bei diesem geringen Druck die Narbkuppen und Narbtäler
ausgeglichen werden und eine Messung der mittleren Dicke zwischen den Kuppen und Tälern
erfolgt. Hiebei muß bei neun von zehn Proben, die willkürlich über die Narbenseite des Leders
verteilt entnommen werden, die Dicke weniger als 0,13 mm betragen.
Die Oberfläche der Zurichtung kann gegebenenfalls mit einem zusätzlichen Finish
versehen sein. Dieses Finish hat bei der Dickenmessung außer Betracht zu bleiben.
Vorzugsweise ist die zweite, innere Schicht von einer hochviskosen, wässerigen,
Polyurethan enthaltenden Kunststoffdispersion gebildet, welche derart spachtelartig auf der
Narbenseite des Leders aufgebracht wird, daß sie einerseits die von den Beschädigungen
gebildeten Vertiefungen ausfüllt, andererseites eine dünne Klebeschicht für die Verbindung der
Narbenseite des Leders mit der äußeren Schicht bildet. Dadurch, daß für diese Schicht eine
Dispersion mit hoher Viskosität verwendet wird, wird verhindert, daß diese in die
gegebenenfalls leicht angerauhte Narbenseite des Leders eindringt, jedoch dennoch die von
den Beschädigungen gebildeten Vertiefungen in der Narbenseite ausfüllt.
Die Zurichtung kann auf eine ganze vollständige Naturlederhaut aufgebracht
werden. Zweckmäßig ist es jedoch, wenn die Zurichtung auf aus der Naturlederhaut
herausgeschnittenen Formatteilen aufgebracht ist. In diesem Fall können die unbeschädigten
Bereiche der Narbenseite einer Naturlederhaut ohne eine solche Zurichtung verwendet werden
und es werden lediglich die fehlerhaften Bereiche der Narbenseite durch Aufbringung der
Zurichtung saniert.
Claims (6)
1. Vollnarbiges Naturleder, das auf der Narbenseite mit einer Zurichtung versehen
ist, dadurch gekennzeichnet, daß die Zurichtung auf einem aus der Haut von zumindest
teilweise in freier Natur aufwachsenden Tieren gebildeten Leder in zwei Schichten aufgebracht
ist, wobei eine äußere, die Sichtfläche darstellende Schicht aus einer niedrigviskosen,
wässerigen, Polyurethan enthaltenden Kunststoffdispersion gebildet und auf einer die
charakteristischen Merkmale der Narbenseite des Naturleders im Negativ aufweisenden
aufheizbaren Unterlage vorfabriziert ist und über die auf die Narbenseite des Leders
aufgebrachte zweite, innere Schicht mit dieser Narbenseite verbunden ist, und wobei die aus
den beiden Schichten bestehende Zurichtung eine Dicke aufweist, die auf mindestens 90% der
Gesamtoberfläche der Narbenseite des Leders 0,13 mm nicht übersteigt.
2. Naturleder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, daß die zweite, innere
Schicht von einer hochviskosten, wässerigen, Polyurethan enthaltenden Kunststoffdispersion
gebildet ist, die auf die Narbenseite aufgebracht ist.
3. Naturleder nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, daß die Zurichtung
auf aus der Naturlederhaut herausgeschnittenen Formatteilen aufgebracht ist.
4. Naturleder nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß es aus
Känguruhleder besteht.
5. Naturleder nach Anspruch 1, 2 oder 3, dadurch gekennzeichnet, daß es aus
Rindleder besteht.
6. Naturleder nach einem der Ansprüche 1 bis 5, dadurch gekennzeichnet, daß es
eine Wasserdampfdurchlässigkeit nach IUP 15 von mindestens 0,6 mg/cm² aufweist.
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