DE19510242B4 - Vollnarbiges Naturleder - Google Patents
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Abstract
Vollnarbiges
Naturleder, das auf der Beschädigungen
aufweisenden Narbenseite mit einer Zurichtung versehen ist, die
aus zwei Schichten besteht, von welchen die äußere, die Sichtfläche darstellende
Schicht aus einer wässerigen,
Polyurethan enthaltenden Kunststoffdispersion besteht und auf einer,
die charakteristischen Merkmale der Narbenseite des Naturleders
im Negativ aufweisenden, aufheizbaren Unterlage vorfabriziert ist,
und über
eine auf die Narbenseite aufgebrachte, gleichfalls aus einer wässerigen,
Polyurethan enthaltenden Kunststoffdispersion bestehende innere
Schicht mit dieser Narbenseite verbunden ist, dadurch gekennzeichnet,
daß die äußere Schicht
aus einer wässerigen
niedrigviskosen Kunststoffdispersion und die innere Schicht aus
einer wässerigen, hochviskosen
Kunststoffdispersion gebildet ist, die auf die Narbenseite derart
spachtelartig aufgebracht ist, dass sie einerseits die von den Beschädigungen
gebildeten Vertiefungen ausfüllt,
andererseits eine dünne
Klebeschicht für die
Verbindung der Narbenseite des Leders mit der äußeren Schicht bildet, und dass
die Gesamtdicke beider Schichten auf mindestens 90 % der Gesamtoberfläche der Narbenseite
des Leders 0,13 mm nicht übersteigt
und lediglich...
Description
- Die Erfindung betrifft ein vollnarbiges Naturleder, das auf der Narbenseite mit einer Zurichtung versehen ist.
- Vollnarbige Leder ohne nennenswerte Beschädigungen der Narbenseite sind, insbesondere wenn sie von Tieren stammen, die zumindest teilweise in der freien Natur leben bzw. aufwachsen, wie beispielsweise Kängurus oder im Freien gehaltenen Rindern, rar, da, durch die Lebensweise dieser Tiere bedingt, die Haut Beschädigungen aufweist, die von Sträuchern, Dornen und sonstigen scharfen Gegenständen, von durch Insektenstiche verursachten Entzündungen, von Brandzeichen od.dgl. herrühren. Werden somit auf der Narbenseite fehlerfreie Lederformatteile gewünscht; so müssen diese aus entsprechenden Bereichen einer Lederhaut herausgeschnitten werden, der anfallende, Oberflächenfehler aufweisende Abfall ist somit groß. So können beispielsweise bei Känguruleder nur bis zu 60% der anfallenden Menge mit im wesentlichen fehlerfreier Oberfläche verarbeitet werden. Da außerdem die Menge der nachwachsenden Tiere limitiert ist, sind derartige fehlerfreie Lederformatteile und die daraus hergestellten Produkte, wie z.B. Schuhe, entsprechend teuer.
- Da vollnarbiges Leder nach dem Gerben farblos ist, ist es üblich, dieses Leder vor der Weiterbehandlung mit einem sehr dünnen Farbauftrag zu versehen; der auf die nicht geschliffene Narbenseite aufgebracht wird. Das Aussehen dieser Narbenseite wird optisch durch diesen Farbauftrag nicht verändert.
- Man hat daher bereits versucht, die mit Fehlern behaftete Narbenseite von Naturledern einer Bearbeitung zu unterziehen, um diesen Bereichen oberflächlich ein Aussehen zu verleihen, das eine Weiterbearbeitung ermöglicht. So ist es bereits bekannt, die mit Fehlern behaftete Narbenseite durch Abschleifen der obersten Narbenschicht zu Nubukleder zu verarbeiten. Derart hergestellte Nubukleder sind jedoch aufgrund ihrer fehlenden obersten Narbenschicht „wund" und nehmen Wasser sowie Schmutz auf, der an der Oberfläche haften bleibt. Für Schuhe und andere einer starken Beanspruchung unterworfene Lederwaren können solche Nubukleder nur bedingt und vor allem nur dann verwendet werden, wenn auf die Oberseite zusätzlich eine hydrophob wirkende Imprägnierung aufgebracht wird.
- Es ist weiters bekannt, beschädigte Narbenseiten zu schleifen und anschließend auf diese geschliffene Narbenseite eine oder mehrere Kunststoffschichten durch Aufsprühen, Aufgießen oder Auftragen mittels Auftragswalzen aufzubringen und verfestigen zu lassen. Es wurde auch bereits vorgeschlagen, zunächst lediglich die durch die Beschädigungen der Narbenseite entstandenen Vertiefungen zu verspachteln und anschließend die Narbenseite zu schleifen und mit einer aus einer Kunststoffschicht bestehenden Zurichtung zu versehen. Dadurch wird die „wunde" Oberfläche des Leders zwar wieder geschützt, die von der Kunststoffschicht gebildete Sichtfläche ist jedoch glatt und wirkt wegen der fehlenden, für vollnarbige Leder typischen Struktur künstlich, da die Oberflächenmerkmale von Naturleder wie Poren, Schweißdrüsen, Haarschächte und eine feine, verhornte, schuppenartige Struktur sowie geringfügige vernarbte Verletzungen nicht vorhanden sind. Derartige Leder sind als sogenannte korrigierte Narbenleder bekannt. Diese Leder wirken nicht nur im optischen Vergleich mit einem Vollnarbenleder der gleichen Tiersorte minderwertig, sie sind es auch in Bezug auf ihre Eigenschaften wie beispielsweise Atmungsaktivität, Weichheit, sowie Biege- und Griffverhalten.
- Es ist auch bekannt, die so zugerichteten Leder durch Prägen mittels einer Prägeplatte bei Anwendung von Hitze und hohem Druck an der Sichtseite der Zurichtung mit einer Narbenstruktur zu versehen, die der Narbenstruktur des Naturleders ähnlich ist. Durch diesen Prägevorgang wird das Leder noch härter und verliert in unerwünschter Weise an Stärke. Eine vor dem Prägevorgang gegebenenfalls noch vorhandene Atmungsaktivität wird durch das Verdichten der Zurichtung, die beim Prägen in der Regel noch thermoplastisch ist, wesentlich verschlechtert, da bei diesem Vorgang vorhandene Poren weitgehend zerstört bzw. verschlossen werden. Auch ein solches Leder, dessen Zurichtung an der Oberseite mit einer durch Prägen hergestellten Narbenstruktur versehen ist, wirkt künstlich und sieht uniform aus und es sind die fehlenden Vollnarbenledermerkmale mit bloßem Auge leicht zu erkennen.
- Derartige korrigierte Leder weisen auch beim sogenannten Millen (es ist dies eine mechanische Bearbeitung von Narbenleder, um dieses weicher und runder zu machen) Nachteile auf. Die losnarbigen Stellen werden bei dieser Bearbeitung noch losnarbiger und die „blechigen" Stellen noch „blechiger". Daraus ergibt sich, daß aus größerflächigen Formatteilen eines solchen korrigierten Narbenleders keine kleineren, für Schuhe oder sonstige Lederwaren benötigten Teile ausgeschnitten bzw. ausgestanzt werden können, so daß neben dem unvermeidlichen, modellbedingten Stanzabfall ein vermeidbarer weiterer Abfall entsteht. Da dieser Abfall mit einer Zurichtung versehen ist, die aus Chemikalien besteht, ergeben sich Probleme bei der Entsorgung.
- Je tiefer die Beschädigungen durch Verletzungen od.dgl. an der Narbenseite sind, desto mehr muß von der Narbenseite durch Schleifen abgetragen werden und desto dicker muß die auf diese abgeschliffene Narbenseite aufgebrachte Beschichtung sein, um die Fehler unsichtbar zu machen. Mit einer dicken Beschichtung von mehr als 0,15 mm versehene Leder dürfen jedoch nicht mehr als „echtes Leder", sondern nur als „beschichtetes Leder" bezeichnet werden. Es handelt sich hierbei um ein minderwertiges, nur beschränkt verwendbares Material.
- Es ist auch bekannt, Spaltleder, also Leder, das keine Narbenseite aufweist, mit einer Zurichtung zu versehen und dadurch diesem Leder ein naturnarbenähnliches Aussehen zu verleihen. Hierbei wurde bereits vorgeschlagen, zunächst auf eine heiße Unterlage-, deren Oberseite eine Struktur aufweist, die ein Negativ zur gewünschten Narbenlederstruktur darstellt, eine wässerige, Polyurethan enthaltende Dispersion aufzutragen und nach Verfestigung dieser eine äußere Schicht der Zurichtung bildenden Dispersion entweder auf diese verfestigte äußere Schicht oder auf das Spaltleder eine weitere wässerige, Polyurethan enthaltende Kunststoffdispersion oder -lösung aufzubringen und hierauf das Spaltleder auf die verfestigte Außenschicht aufzulegen und einer Vakuum- und Druckbehandlung zu unterziehen. Zur Beseitigung von Fehlern auf der Narbenseite eines vollnarbigen Naturleders ist eine solche Verfahrensweise bisher nicht vorgeschlagen worden.
- Das deutsche Gebrauchsmuster
DE 93 06 118.8 beschreibt ein mit einer Kunststoffbeschichtung versehenes Leder, wobei die Kunststoffbeschichtung das Aussehen eines Nubuk-Leders aufweist. Die Kunststoffbeschichtung kann aus zwei Lagen bestehen und aus einer Polymerdispersion gebildet sein. Die deutsche OffenlegungsschriftDE 33 09 992 A1 beschreibt ein Verfahren zum Beschichten von Spaltleder. Bei diesem Verfahren wird die Beschichtung aus drei Lagen gebildet, nämlich aus einem Deckstrich, einem Zwischenstrich und einer Haft-/bzw. Klebeschicht. - Es ist Aufgabe der vorliegenden Erfindung, die erwähnten Nachteile zu vermeiden und ein vollnarbiges Naturleder insbesondere von Känguruhs oder Rindern mit beschädigter Narbenseite durch Aufbringen einer Zurichtung so zu veredeln, daß einerseits sämtliche charakteristischen vorteilhaften Merkmale des Naturleders erhalten bleiben, andererseits das Leder in seinem Aussehen dem vollnarbigen, auf der Narbenseite unbeschädigten bzw. nur geringfügige Beschädigungen aufweisenden Naturleder ebenbürtig ist, also alle Charakteristika einer solchen Narbenseite des Naturleders erkennbar sind und selbst bei Vergrößerung keine nennenswerten Unterschiede ausgemacht werden können. Die Aufgabe wird gelöst durch ein Leder gemäß Anspruch 1. Zur Lösung sieht die Erfindung vor, daß die Zurichtung auf einem aus der Haut von zumindest teilweise in freier Natur aufwachsenden Tieren gebildeten Leder in zwei Schichten aufgebracht ist, wobei eine, äußere, die Sichtfläche darstellende Schicht aus einer niedrigviskosen, wässerigen, Polyurethan enthaltenden, Kunststoffdispersion gebildet und auf einer die charakteristischen Merkmale der Narbenseite des Naturleders im Negativ aufweisenden, aufheizbaren Unterlage vorfabriziert ist und über die auf die Narbenseite des Leders aufgebrachte zweite, innere Schicht mit dieser Narbenseite verbunden ist, und wobei die aus den beiden Schichten bestehende Zurichtung eine Dicke aufweist, die auf mindestens 90% der Gesamtoberfläche der Narbenseite des Leders 0,13 mm nicht übersteigt.
- Das erfindungsgemäß ausgebildete Naturleder weist hervorragende Eigenschaften und ein der unbehandelten unbeschädigten bzw. nur geringfügige Beschädigungen aufweisenden Narbenseite praktisch identisches Aussehen auf. Alle charakteristischen Merkmale dieser Narbenseite, wie Haarschächte, Verhornung der Oberfläche, Schweißdrüsen, sowie geringfügige vernarbte Verletzungen in der obersten Schicht der Haut, die ein positives Merkmal von Naturleder darstellen, usw. sind vorhanden, da ja die äußere, die Sichtfläche darstellende Schicht der Zurichtung auf einer Unterlage vorfabriziert ist, deren Oberfläche die charakteristischen Merkmale der Narbenseite des zugerichteten Naturleders im Negativ aufweist. Dadurch, daß diese äußere Schicht der Zurichtung aus einer niedrigviskosen wässerigen Polyurethandispersion gebildet ist, die in die Strukturierung der Oberfläche der Unterlage eindringt und auch die feinsten Vertiefungen ausfüllt, wird eine vollständige Abbildung der Negativform sichergestellt und ermöglicht, diese die Sichtfläche darstellende äußere Schicht so dünn auszubilden, daß die erwähnte Gesamtdicke der aus den beiden Schichten bestehenden Zurichtung nur dort überschritten wird, wo die Narbenseite des Leders fehlerhafte, von sehr tiefen Kerben od.dgl. gebildete Stellen aufweist. Durch die besondere Ausbildung der aus den beiden Schichten bestehenden Zurichtung erhält diese die gewünschten Eigenschaften, sie ist dann nämlich atmungsaktiv, abriebfest und gut mit dem Leder verbunden, verhärtet dieses nicht nennenswert, löst sich bei Anwendung von Lösungsmitteln wie Azeton nicht auf und hält mindestens 100.000 Biegungen (Ballyflexe) aus. Die Wasserdampfdurchlässigkeit nach IUP 15 ist größer als 0,6 mg/(cm2h).
- Die im Querschnitt des erfindungsgemäßen Leders optisch gemessene Dicke der Zurichtung ist im wesentlichen identisch mit der mittels eines Dickenmessers ermittelten Dicke. Bei dieser Dickenmessung wird, da die Oberfläche der Narbenseite, auf welche die Zurichtung aufgebracht ist, sehr zerklüftet ist und die feinen Lederfasern in die Beschichtung hineingezogen werden, so vorgegangen, daß zunächst die Beschichtung mittels eines Lösungsmittels von dem Leder getrennt und anschließend getrocknet sowie gegebenenfalls von anhaftenden Lederfasern gesäubert wird. Hierauf wird diese losgelöste Beschichtung mittels eines Dickenmessers unter einem Druck von 10 kp/cm2 gemessen, wobei infolge der Weichheit der Zurichtung bereits bei diesem geringen Druck die Narbkuppen und Narbtäler ausgeglichen werden und eine Messung der mittleren Dicke zwischen den Kuppen und Tälern erfolgt. Hiebei muß bei neun von zehn Proben, die willkürlich über die Narbenseite des Leders verteilt entnommen werden, die Dicke weniger als 0,13 mm betragen.
- Die Oberfläche der Zurichtung kann gegebenenfalls mit einem zusätzlichen Finish versehen sein. Dieses Finish hat bei der Dickenmessung außer Betracht zu bleiben.
- Vorzugsweise ist die zweite, innere Schicht von einer hochviskosen, wässerigen, Polyurethan enthaltenden Kunststoffdispersion gebildet, welche derart spachtelartig auf der Narbenseite des Leders aufgebracht wird, daß sie einerseits die von den Beschädigungen gebildeten Vertiefungen ausfüllt, andererseites eine dünne Klebeschicht für die Verbindung der Narbenseite des Leders mit der äußeren Schicht bildet. Dadurch, daß für diese Schicht eine Dispersion mit hoher Viskosität verwendet wird, wird verhindert, daß diese in die gegebenenfalls leicht angerauhte Narbenseite des Leders eindringt, jedoch dennoch die von den Beschädigungen gebildeten Vertiefungen in der Narbenseite ausfüllt.
- Die Zurichtung kann auf eine ganze vollständige Naturlederhaut aufgebracht werden. Zweckmäßig ist es jedoch, wenn die Zurichtung auf aus der Naturlederhaut herausgeschnittenen Formatteilen aufgebracht ist. In diesem Fall können die unbeschädigten Bereiche der Narbenseite einer Naturlederhaut ohne eine solche Zurichtung verwendet werden und es werden lediglich die fehlerhaften Bereiche der Narbenseite durch Aufbringung der Zurichtung saniert.
Claims (5)
- Vollnarbiges Naturleder, das auf der Beschädigungen aufweisenden Narbenseite mit einer Zurichtung versehen ist, die aus zwei Schichten besteht, von welchen die äußere, die Sichtfläche darstellende Schicht aus einer wässerigen, Polyurethan enthaltenden Kunststoffdispersion besteht und auf einer, die charakteristischen Merkmale der Narbenseite des Naturleders im Negativ aufweisenden, aufheizbaren Unterlage vorfabriziert ist, und über eine auf die Narbenseite aufgebrachte, gleichfalls aus einer wässerigen, Polyurethan enthaltenden Kunststoffdispersion bestehende innere Schicht mit dieser Narbenseite verbunden ist, dadurch gekennzeichnet, daß die äußere Schicht aus einer wässerigen niedrigviskosen Kunststoffdispersion und die innere Schicht aus einer wässerigen, hochviskosen Kunststoffdispersion gebildet ist, die auf die Narbenseite derart spachtelartig aufgebracht ist, dass sie einerseits die von den Beschädigungen gebildeten Vertiefungen ausfüllt, andererseits eine dünne Klebeschicht für die Verbindung der Narbenseite des Leders mit der äußeren Schicht bildet, und dass die Gesamtdicke beider Schichten auf mindestens 90 % der Gesamtoberfläche der Narbenseite des Leders 0,13 mm nicht übersteigt und lediglich im Bereich der Beschädigungen der Narbenseite größer ist.
- Naturleder nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, dass die Zurichtung auf aus der Naturlederhaut herausgeschnittenen Formatteilen aufgebracht ist.
- Naturleder nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es aus Känguruleder besteht.
- Naturleder nach Anspruch 1 oder 2, dadurch gekennzeichnet, dass es aus Rindleder besteht.
- Naturleder nach einem der Ansprüche 1 bis 4, dadurch gekennzeichnet, dass es eine Wasserdampfdurchlässigkeit nach IUP 15 von mindestens 0,6 mg/(cm2h) aufweist.
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