DE19500990A1 - Neues Peptid, seine Herstellung und Verwendung - Google Patents
Neues Peptid, seine Herstellung und VerwendungInfo
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Description
Die vorliegende Erfindung betrifft ein neues Peptid, Verfahren zu
dessen Herstellung und dessen Verwendung bei der Bekämpfung von
Krankheiten.
Es ist bekannt, daß Herzrhythmusstörungen eine der häufigsten To
desursachen in westlichen Industrienationen darstellen. Dabei
sind insbesondere Arrhythmien im Zusammenhang mit koronarer Herz
erkrankung, Ischämie und höherem Lebensalter von großer Bedeu
tung. Die Mechanismen, die zu den Arrhythmien führen, sind dabei
sehr unterschiedlich und teilweise auch noch ungeklärt. Gesichert
ist, daß z. B. überlebende Purkinjefasern in einem Infarktareal
als externe Schrittmacher (foci) Arrhythmien unterhalten können.
Ebenso kann im Rahmen der kardialen Ischämie durch ausströmendes
Kalium eine Depolarisation der Fasern auftreten und diese können
teilweise unerregbar werden, so daß sich unidirektionale Blockie
rungen der Erregungsausbreitung ergeben können. Neben einer Viel
zahl anderer Mechanismen kommt es im Rahmen des Infarktes auch zu
lokalen Unterschieden der Aktionspotentialdauer (Dispersion) die
dann Reentry-Kreise auslösen können. Aus solchen kreisenden Erre
gungen kann sich dann ein Kammerflattern oder -flimmern entwic
keln. Ein weiterer Mechanismus, der zu einer derartigen Disper
sion der Aktionspotentialdauer führen kann, ist die zelluläre
Entkopplung (Circ. Res. 65, 1426, (1989)), da dann Potentialun
terschiede zwischen den Zellen nicht mehr ausgeglichen werden
können. Diese Entkopplung kann einerseits mit zunehmendem Alter
durch z. B. Bindegewebseinlagerung entstehen (Circ. Res. 62, 811
(1988)), andererseits im Rahmen des Infarktes durch Schließen der
interzellulären Verbindungen (Gap Junction Kanäle) aufgrund z. B.
des ansteigenden pCO₂ und des abfallen pH-Wertes und ATP-Gehaltes
(Am. J. Physiol. 248, H753-H764 (1985), Circ. Res 45, 324
(1979)).
Bisher wurden als Antiarrhythmika Ionenkanalblocker eingesetzt,
die transmembranäre Ionenkanäle (Natriumkanäle, Calciumkanäle
und/oder Kaliumkanäle) blockieren, die für eine Therapie akuter
bereits bestehender Herzrhythmusstörungen geeignet sind.
Probleme aber ergeben sich, wenn diese Substanzen zur Prophylaxe
von Arrhythmien eingesetzt werden sollen. Zumindest bei prophy
laktischer Gabe zeigen diese Ionenkanalblocker ein hohes pro
arrhythmisches Risiko (Drugs 29, Suppl. 4 33-34 (1985), New Eng
land J. Med. 324, 781 (1991)). Das bedeutet, daß gerade durch die
Gabe von klassischen Antiarrhythmica Arrhythmien paradoxerweise
provoziert werden. Daher sind diese Substanzen zur Prophylaxe nur
sehr beschränkt geeignet.
Daher wird derzeit nach prophylaktisch anwendbaren Stoffen mit
neuen Wirkprinzipien gesucht, die diese proarrhythmische Wirkung
nicht mehr zeigen. Ein neues Prinzip ist die Verbesserung der
zellulären Kopplung.
Die klinischen und experimentellen Ergebnisse mit den alten her
kömmlichen Antiarrhythmika zeigten, daß eine Prophylaxe von Ar
rhythmien kaum möglich ist wegen der hohen proarrhythmischen Ne
benwirkungen, die auch im in-vitro Versuch nachgewiesen werden
konnten (New England J. Med. 324, 781 (1991), Circulation 87, 617
(1993)).
Als neues Prinzip wurde ein antiarrhythmisches Peptid AAP10 vor
geschlagen (Naunyn Schmiedeberg′s Arch. Pharmacol. 350, 174
(1994)), welches zu einer verbesserten zellulären Kopplung führt,
lokale Unterschiede in der Aktionspotentialdauer vermindert und
die epikardialen Erregungsmuster stabilisiert. Im in-vitro Ver
such am isolierten Kaninchenherzen zeigt diese Substanz praktisch
kein proarrhythmisches Risiko, sie ist aber gut wirksam gegen
Ischämie-assoziierte Arrhythmien. Die Primärwirkung der Substanz
liegt in einer Verminderung der Dispersion der Potentialdauer.
Gegenstand der Erfindung sind die Peptid
H₂N-Gly-Ala-Gly-Hyp-Pro-3-Iodtyrosinamid und
H₂N-Gly-Ala-Gly-Hyp-Pro-3-Fluortyrosinamid
sowie die Verwendung dieser Peptide zur Bekämpfung von Krankhei ten. Hyp bedeutet in der obigen Formel 4-Hydroxyprolin.
H₂N-Gly-Ala-Gly-Hyp-Pro-3-Iodtyrosinamid und
H₂N-Gly-Ala-Gly-Hyp-Pro-3-Fluortyrosinamid
sowie die Verwendung dieser Peptide zur Bekämpfung von Krankhei ten. Hyp bedeutet in der obigen Formel 4-Hydroxyprolin.
Diese Peptide können nach den in der Peptidchemie üblichen Metho
den hergestellt werden. Besonders eignen sich folgende Verfahren
zu dessen Herstellung:
Festphasensynthese an unlöslichen Harzen nach einem modifizierten
Merrifield-Verfahren entsprechend E. Atherston & R.C. Streppard
(1989; "Solid phase peptide synthesis", IRL-Press, Oxford) unter
Verwendung der Fmoc-Strategie.
Die Aminosäureaktivierung kann dabei über die Bildung von Säu
reanhydriden, 1-Hydroxybenzotriazolestern oder von Pentafluorphe
nylestern erfolgen.
Das besondere der Wirkung des neuen Peptids besteht darin, daß
unter dem Einfluß der Substanz lokale Unterschiede in der Akti
onspotentialdauer und Irregularitäten der Erregungsausbreitung,
wie beides im Rahmen von z. B. Herzinfarkten oder mit steigendem
Alter auftritt, unterdrückt werden.
Die Erfindung erlaubt eine prophylaktische Therapie von Ischämie
assoziierten und Alters-assoziierten Herzrhythmusstörungen. Dabei
weist die Substanz im Gegensatz zu herkömmlichen Antiarrhythmika
im in-vitro Versuch kein nennenswertes proarrhythmisches Risiko
auf. Gegenüber bekannten Substanzen zeigt das neue Peptid eine
höhere Potenz und eine höhere erreichbare Maximalwirkung.
Entsprechend einer Gabriel-Synthese wurden Tyrosin und
Phthalsäureanhydrid miteinander in Eisessig 20 h umgesetzt,
und das Reaktionsprodukt mit Iod und Hg(II)-acetat zu
N-Phthalyl-L-monoiodtyrosin umgesetzt. Anschließend wurde die
Schutzgruppe mit Phenylhydrazin abgespalten. Das Reaktions
produkt wurde in Gegenwart von Na₂CO₃, Wasser und Aceton mit
Fluorenylmethoxycarbonyl-N-hydroxysuccinimid umgesetzt. Nach
Ansäuern mit HCl erhielt man das gewünschte Fmoc-Iod-Tyrosin.
Es wurde nach dem bekannten Syntheseprotokoll in Fmoc-Strate
gie nach Atherton & Sheppard verfahren. Bei einem Beladungs
grad von 0,55 mmol/g wurden 272,7 mg Rink-Harz vorgelegt, mit
Dimethylformamid vorgequollen und danach die Schutzgruppe mit
20% Piperidin in Dimethylformamid (DMF) abgespalten.
0,9 mmol Fmoc-Iod-Tyrosin wurden nach Spülen mit DMF mit
Dicyclohexylcarbodiimid (DCC) in DMF zugegeben. Nach Spülen
mit DMF und Methanol wurde die Schutzgruppe mit 20%
Piperidin in DMF abgespalten und nach weiterem Spülen die
nächste Aminosäure gekoppelt. Dazu wurde Fmoc-Prolin-OH zu
sammen mit O-((1H-Benzotriazol-1-yl)-NNNN-tetramethyluromi
num-tetrafluoroborat (TBTU), 1-Hydroxybenzotriazol (HOBT),
Diisopropylethylamin (DIPEA) in DMF mit dem Peptid umgesetzt.
Nach Spülen wurde wiederum die Schutzgruppe mit Piperidin,
DMF abgespalten und nach weiterem Spülen das Reaktionsprodukt
mit Fmoc-Hydroxyprolin-OH wie oben beschrieben umgesetzt.
Nach jeweils Spülen und Abspalten wurden auf diese Weise
nacheinander Fmoc-Glycin-OH, Fmoc-Alanin-OH und Fmoc-Gly
cin-OH gekoppelt. Am Ende wurde die Schutzgruppe mit 20%
Piperidin in DMF abgespalten, gespült und über 6 h bei
0,1 mbar getrocknet. Am Ende wurde das Harz abgespalten durch
Zugabe von Trifluoressigsäure und 5% Wasser über 2 h, das
Produkt gespült, einrotiert, in Eisessig gelöst und mit
Diethylether umgefällt. Der Niederschlag wurde abgezogen und
über eine semipräparative HPLC in bekannter Weise gereinigt.
Man erhielt 7,6 mg des neuen Peptids (Molmasse: 701,6).
Die Substanz (1) wurde an isolierten, nach der Langendorff-Tech
nik druckkonstant (70 cm H₂O) mit Tyrodelösung perfundierten Ka
ninchenherzen intracoronar in steigenden Konzentrationen (10-10,
10-9, 10-8, 10-7 Mol/l) infundiert, und es wurde simultan ein epi
kardiales Potentialmapping durchgeführt, vgl. J. Pharmacol.
Methods 22, 197 (1989), Circulation 87, 617 (1993).
Bei diesen Untersuchungen wurde an 256 Stellen der epikardialen
Herzoberfläche simultan ein unipolares Elektrokardiogramm regis
triert, so daß daraus an allen 256 Orten die lokale epikardiale
Aktionspotentialdauer bestimmt werden konnte. Aus diesen Daten
wurde dann die Verteilung der Aktionspotentialdauer um den Mit
telwert und die Änderung dieser Verteilung durch die Substanz im
Vergleich zu AAP10 geprüft. Es zeigte sich für beide Substanzen
eine zunehmende Leptocurtosis der Kurve, das heißt unter dem
Einfluß von AAP10 wie auch unter dem des neuen Peptids lagen kon
zentrationsabhängig zunehmend mehr Werte in der Nähe des Mittel
wertes. So fanden sich unter Kontrollbedingungen 50% aller Werte
in einem Bereich um ± 5 ms um den Mittelwert, unter AAP10 dagegen
bis maximal 74% (10-8 Mol/l), unter dem neuen Peptid aber sogar
bis zu 90% (10-7 Mol/l). Das bedeutet, daß durch das neue Peptid
die Dispersion der epikardialen Aktionspotentialdauer deutlich
gesenkt wird und daß diese Senkung ausgeprägter ist als die durch
AAP10 erreichbare.
Besonders deutlich wird die bessere Wirkung des neuen Peptids,
wenn man die Zahl der Werte für die epikardiale Potentialdauer
(ARI) betrachtet, die weniger als 5 ms vom Mittelwert abweichen.
Im Intervall ± 5 ms um den Mittelwert lagen bei dem neuen Peptid
unter Kontrollbedingungen 54%, dagegen schon bei 10-10 Mol/l
71%, bei 10-9 Mol/l 73%, 10-8 Mol/l 75%, bei 10-7 Mol/l bis zu
90% der ARI-Werte in dem Intervall ± 5 ms um den Mittelwert. Bei
AAP10 wurden Werte über 70% erst in Konzentrationen oberhalb
10-8 Mol/l erreicht, wobei ein Maximum von 74% nicht überschrit
ten wurde.
Die neue Substanz zeigt gegenüber AAP10 eine Wirkung schon bei
niedrigerer Konzentration und eine größere maximal erzielbare
Wirkung von bis zu 90% gegenüber 74% bei AAP10 (%-Werte: n% der
epikardialen Aktionspotentiale zeigten eine Dauer, die im Bereich
von ± 5 ms um den Mittelwert streute, was einer Abnahme der Dis
persion entspricht). Damit ist das neue Peptid nicht nur poten
ter, sondern auch hinsichtlich der maximalen Wirkung effektiver
als AAP10 und stellt daher einen Fortschritt gegenüber AAP10 dar.
Die neue Substanz wie auch AAP10 zeigen beide ein besonders ge
ringes proarrhythmisches Risiko verglichen mit herkömmlichen An
tiarrhythmika (Tabelle 2).
Je niedriger der Wert der Selbstähnlichkeit der Vektorfelder ist,
desto höher ist die proarrhythmische Wirkung der Substanz. Alle
Konzentrationen entsprechen üblichen therapeutischen freien Plas
makonzentrationen. Von den üblichen Klasse I Antiarrhythmika ge
hört Lidocain zu denen mit anerkanntermaßen noch relativ geringem
proarrhythmischen Risiko, während Flecainid nach allgemeiner Ein
schätzung ein sehr hohes proarrhythmisches Risiko aufweist.
Claims (4)
1. H₂N-Gly-Ala-Gly-Hyp-Pro-3-Iodtyrosinamid.
2. H₂N-Gly-Ala-Gly-Hyp-Pro-3-Iodtyrosinamid zur Verwendung bei
der Bekämpfung von Krankheiten.
3. H₂N-Gly-Ala-Gly-Hyp-Pro-3-Fluortyrosinamid.
4. H₂N-Gly-Ala-Gly-Hyp-Pro-3-Fluortyrosinamid zur Verwendung bei
der Bekämpfung von Krankheiten.
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DE2059620A1 (de) | Neuartige Aminoaethansulfonsaeurederivate |
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Date | Code | Title | Description |
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8141 | Disposal/no request for examination |