DE1938675B2 - Verfahren zur schnellbegruendung von windgefaehrdeten sandflaechen - Google Patents

Verfahren zur schnellbegruendung von windgefaehrdeten sandflaechen

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Description

Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Schnellbegrünung von windgefährdeten Sandflächen durch Einbringen von Pflanzenmaterial unter die Bodenoberfläche auf Luke.
Bei diesem bekannten Verfahren werden wurzellose Stecklinge von salzverträglichen Pflanzenarten wie ammophila arrhenaria (Strandhafer) auf winderosionsgefährdeten Sandflächen, wie Dünen, gesetzt. Die Strandhaferstecklinge werden dabei auf Luke gesetzt, um den Sandflug besser aufzuhalten. Dieses bekannte Verfahren ist insofern aufwendig, als die Halmstecklinge tief in den Boden eingesenkt werden müssen. Dabei wird lediglich eine Erosionsausschaltung durch Bremswirkung gegenüber dem Wind, also eine Sandfestlegung, aber keine Bodennutzung erreicht.
Der Erfindung liegt die Aufgabe zugrunde, dieses bekannte Verfahren so weiterzubilden, daß man gleichzeitig auch eine Bodennutzung innerhalb relativ kurzer Zeit erzielen kann.
Diese Aufgabe wird gemäß der Erfindung dadurch gelöst, daß man als Pflanzenmaterial das Saatgut von einjährigen Kulturpflanzen wählt, die in Form von Horsten angelegt werden, wobei das Wachstum durch Zuführung von Kolloiden unterstützt wird.
Insbesondere ist die Zuführung von Alkalisilikaten bzw. Kieselsäuregelen für die Verbesserung der Kolloidstruktur geeignet, um die wachstumshemmende Wirkung des Salzgehaltes so weit herabzumindern, daß Kulturpflanzen der verschiedensten Art zum Anbau kommen können.
Die Herstellung der Kieselsäuregele erfolgt durch Zusatz von sauren Stoffen wie Salzen oder Säuren zu einer Alkalisilikatlösung, wobei als Säure Phosphorsäure Anwendung finden kann. Gewünschtenfalls können die Kieselsäuregele auch durch gegenseitige Ausfällung von Kieselsäuresolen mit entsprechendem saurem bzw. alkalischem pH-Wert hergestellt werden. Als Alkalisilikatlösungen kommen handelsübliche Natrium- oder Kaliumsilikatlösungen in Betracht oder auch Gemische davon. Das Molverhältnis von Alkalimetalloxid Μβ2θ : SiC>2 kann im Bereich von 1 :1 bis 1 :4 liegen. Es können solche Alkalisilikatlösungen verwendet werden, deren Anteil Me20 : S1O2 im Bereich von 1 :3 bis 1 : 3,5 liegt. Wenn die Behandlung der Sandböden bzw. Aussaathorste mit den Kieselräuregelen durch gegebenenfalls örtlich begrenztes Aufspritzen bzw. Aufregnen erfolgt, ist darauf zu achten, daß das Endprodukt in hinreichend flüssiger und versprühbarer Form vorliegt. Gegebenenfalls ist das Kieselsäuregel zu verdünnen.
Nach einer bevorzugten Ausführungsfcrm werden mit der Kolloidzuführung gemeinsam mehrjährige Gräser und Kleesaaten in die Bodenoberfläche eingearbeitet. Es ist häufig vorteilhaft, die Sämereien direkt dem frisch hergestellten Kieselsäuregel zuzufügen.
Dabei wird durch geeignete Maßnahmen wie Rühren od. dgl. für eine gleichmäßige Vermischung gesorgt.
Es hat sich in vielen Fällen als zweckmäßig erwiesen, Kieselsäuregele zu verwenden, die auf einen pH-Wert von 3,5 bis 8 eingestellt sind.
Als Sämereien kommen für diese Arbeitsweise insbesondere solche in Betracht, deren Tausendkorngewicht unter 1 g, etwa bei 0,4 g liegt. Für diesen Zweck können Gramineaen verwendet werden.
In manchen Fällen ist es zweckmäßig, den Kieselsäuregelen in kleinen Mengen Stabilisierungsmittel zuzuselzen. Als solche kommen lierischer Leim, Alginate, Polyacriylate und Harnstoff und Humate in Betracht.
Das Aufspritzen des Kieselsäuregels kann mit üblichen Vorrichtungen erfolgen. Im allgemeinen werden für eine Befestigung des Bodens in Abhängigkeit von der Bodenbeschaffenheit und dem Feststoffgehalt des Kieselsäuregels etwa 0,3 bis 5, beispielsweise 0,6 bis 2,4 1 Kieselsäuregel pro m2 verwendet.
Die zweckmäßigste Einsatzmenge läßt sich durch einen Versuch leicht ermitteln. Es ist darauf zu achten, daß die pro m2 aufgebrachte Samenmenge im üblichen Rahmen liegt, natürlich beschränkt auf die tatsächlich bearbeiteten Standorte.
Die Alkalisilikate oder Kieselsäuregele können gewünschtenfalls im Gemisch mit bekannten Nährsalzen wie Rohphosphate, Superphospate, kalium- und stickstoffhaltige Salze und kolloidalen Stoffen wie Bentonit, Torf und Abwasserschlamm dem Boden zugeführt werden. Eine derartige Maßnahme ist jedoch nicht unbedingt erforderlich.
Versuche haben gezeigt, daß ein Baggersand mit einem KochsalzgfeHalt von 100 g/m2 des oberen Bodenhorizontes (4 cm) mit normal wachsenden Beständen von kräftigen, hochstengligen Leguminosen wie vicia faba (Ackerbohne, Pferdebohne, Puffbohne) und pisum sativum (Felderbse, Futtererbse) ebenso zur Schnellbegrünung und zur schnellen Erosionsabwehr fähig ist, wie ein sandiger Ackerboden, wenn das Keimmilieu des salzhaltigen Sandes mit einer Suspension abgepuffert ist, die die obengenannten Bestandteile enthält.
Auch Kulturgräser wie z. B. lolium perenne (engl. Reygras), phalaris arundinacea (Rohrglanzgras) oder bromus inermis (Wehrlose Trespe) sowie starke Gräser der Heideformation z. B. calamagrostis, epigeios (Landschilf) und Kleearten wie trifolium repens (Weißklee) oder medikago sativa (Luzerne) lassen sich nach einer derartigen Bodenbehandlung ziehen.
Die neue Arbeitsweise hat somit den erheblichen Vorteil, daß mit der Bodenbefestigung gleichzeitig eine Bodennutzung erfolgt, wobei letztere zu einer verstärkten Bodenbefestigung beiträgt.
Es ist bereits bekannt, nach dem hydraulischen Sä- und Mulchverfahren Begrünungen durchzuführen. Bei der hydraulischen Sämethode werden Samen, Dünger
h5 und/oder Kalk gemischt und mit Wasser als Trägersubstanz auf die zu begründende Flächen gespritzt. Für die erfolgreiche Begrünung von insbesondere steilen Mergel-, Sandstein- oder brüchigen Felsböschungen
werden der Samen-, Dünger- und Wassermischung noch Humus, Torf oder Zellulose als Wachstums- oder Klebehilfsstoffe beigefügt.
Nach dem sogenannten Mulchverfahren werden die auf die beschriebene Weise angesäten Flächen mit einer dichten Strohschicht versehen. Das Auftragen der Stroh- oder Heumulch erfolgt mit Hilfe einer Bitumenemulsion.
Es handelt sich also um eine ganz andere Arbeitsweise, bei der das Problem der Begrünung von Dünen oder Sandflächen, wie sie bisher mit Strandhafer vorgenommen wurde, nicht berührt wird.
Beispiel
In Abständen von 5 χ 50 cm bis 100 χ 100 cm (je nach Stärke der Erosionsgefährdung) werden Tüpfel oder Horste angelegt. Zu diesem Zweck wird der Boden an den betreffenden Stellen mit einem verdünnten Kieselsäuregel (etwa 2 l/m2) beregnet. Das Kieselsäuregel wurde erhalten aus einer handelsüblichen Alkalisilikatlösung (Molverhältnis Na2O :SiO2 wie 1 :3,3, Konzentration 37/40 Be), die im Verhältnis 1 :10 mit Wasser verdünnt und mit einer ebenfalls 1 :10 verdünnten technischen Phosphorsäure (66%ig) im Verhältnis 6 :1 vermischt war. Dem frisch bereiteten Gel, welches noch gut versprühbar war, wurden Gramineaen-Samen und Trifolium-Samen in einer Menge von etwa 15 g/l zugemischt.
Anschließend wurden Bohnen und Erbsen in den so behandelten Boden der einzelnen Horste gelegt. Die gesetzten Tüpfel oder Horste gehen infolge der gegsnüber Grassaat größeren Substanzmenge, die das Saatkorn besitzt, schnell auf und ergeben schnell
ίο kräftige Horste von Jungpflanzen, die geeignet sind, den Sandflug in den auf Luke gesetzten Horstreihen aufzuhalten — in derselben Weise, wie dies durch die Sirandhaferstecklinge in den bisher üblichen Verfahren erzielt wurde.
Dabei stützt z. B. der kräftige Stengel einer aufgehenden Ackerbohnenpflanze den weicheren Stengen der Erbse, wohingegen ein bis zwei Wochen später die bigsame Blattmasse der Erbsen noch mehr zur Unterbrechung der Windbahn und zum Sandniederfall beiträgt. Im Schutz dieser windbrechenden Anlage keimen die Feinsaaten wie Klee und Gras noch besser als in einer nicht unterbrochenen Oberfläche.
Es ergibt sich ein hoher Bestand von einjährigen Futterpflanzen und — gewissermaßen als Untersaat — ein Kleegrasbestand.

Claims (3)

Patentansprüche:
1. Verfahren zur Schnellbegrünung von windgefährdeten Sandflächen durch Einbringen von Pflanzenmaterial unter die Bodenoberfläche auf Luke, dadurch gekennzeichnet, daß man als Pflanzenmaterial das Saatgut von einjährigen Kulturpflanzen wählt, die in Form von Horsten angelegt werden, wobei das Wachstum durch Zuführung von Kolloiden unterstützt wird.
2. Verfahren nach Anspruch 1, dadurch gekennzeichnet, das mit der Kolloidzuführung gemeinsam mehrjährige Gräser und Kleesaaten in die Bodenoberfläche eingearbeitet werden.
3. Verfahren nach Anspruch 1 und 2, dadurch gekennzeichnet, daß dem Boden Alkalisilikat und/ oder Kieselsäuregele, gegebenenfalls im Gemisch mit bekannten Nährsalzen und/oder kolloidalen Stoffen zugeführt werden.
DE1938675A 1968-09-13 1969-07-30 Verfahren zur Schnellbegrünung von windgefährdeten Sandflächen Expired DE1938675C3 (de)

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