DE1904543C3 - Verfahren zur mikrobiologischen Umwandlung von 3 ß-Hydroxy-5,6- epoxysteroiden in 6-Hydroxy-3-Keto- A4 -Steroide - Google Patents
Verfahren zur mikrobiologischen Umwandlung von 3 ß-Hydroxy-5,6- epoxysteroiden in 6-Hydroxy-3-Keto- A4 -SteroideInfo
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Description
Die Erfindung betrifft ein mikrobiologisches Verfahren zur Herstellung von 6-Hydroxy-3-Keto-d4-Steroiden
der Pregnan- und Androstanreihe, dadurch gekennzeichnet, daß man ein im Α-Ring gesättigtes
3/J-Hydroxy- bzw. 3ji-Acyloxy-5,6-epoxysteroid der
Pregnan- und Androstanreihe mit Bakterien der Gattung Flavobacterium oder der Gattung Pseudomonas
oder mit deren Enzymen fermentiert, wobei die
Verwendung von Mikroorganismen der Species Flavobacterium dehydrogenans oder der Species Pseudomonas
fluorescens bevorzugt geeignet sind.
Chemische Verfahren zur Herstellung von 6-Hydroxy-3-Keto-44-Steroiden
aus im Α-Ring gesättigten 5,6-Epoxysteroiden sind bekannt (L. Liteil und S.
Bernstein, J. Org. Chem, 27, 2544 [1962]). Diese
bekannten Verfahren sind vielstufige Synthesen, bei denen Ausbeuten von weniger als 20% erzielt werden
können.
Demgegenüber kann man bei dem erfindungsgemäßen einstufigen Verfahren Ausbeuten von über 50%
erzielen.
Für die Durchführung des erfindungsgemäßen Verfahrens ist allein erforderlich, daß die angewandten
Ausgangssteroide die 3/3-Hydroxy- bzw. 30-Acyloxy-5,6-epoxy-Gruppierung,
wobei der 5,6-Epoxyring <x- oder ^-ständig sein kann, besitzen. Darüber hinaus kann
das Ausgangssteroid beliebige weitere Substituenten, wie beispielsweise freie oder funktionell abgewandelte
Hydroxylgruppen, z. B. in 1«-, 11)?-, 14<x-, 15«-, 16-, 17-
und/oder 21-Stellung, vorzugsweise niedere Alkylgruppen, z. B. in 1«-, 2«-, 7«-, 16- und/oder 18-Stellung, freie
oder funktionell abgewandelte Ketogruppen, z. B. in 11-
und/oder 17- oder 21-Stellung, Halogenatome, vorzugsweise
Chlor und Fluor, z.B. in 16-Stel lung enthalten. Auch zusätzliche Doppelbindungen, z.B. in 7-, 9(11)-,
14(15)- und/oder 16-Stellung, kann das angewandte Ausgangssteroid enthalten.
Die Durchführung dir erfindungsgemäßen mikrobiologischen
Umwandlung erfolgt nach den dem Fachmann dafür bekannten Arbeitsmethoden. So werden in
allgemein üblichen Vorversuchen die günstigsten Reaktionsbedingungen für die aerobe, submerse Fermentation
ermittelt Die Umwandlung des als Lösung oder Suspension zugesetzten Substrats wird zweckmäßigerweise
durch dünnschichtchromatographische Analyse von Probeextraktraten verfolgt. Nach beendeter
Fermentation wird das Verfahrensprodukt mit einem geeigneten mit Wasser nicht mischbaren Lösungsmittel
aus der Kulturbrühe extrahiert und aus dem Extrakt, z. B. durch Eindampfen und weitere bekannte Aufarbeitungsmethoden,
beispielsweise durch Umkristallisieren und/oder Chromatographie an Silicagel gereinigt.
Die erfindungsgemäß eingeführte 6-Kydroxyignippe
im Verfahrensprodukt ist je nach der Stellung des
5,6-Epoxydringes im Ausgangssteroid «- oder ^-ständig.
Das erfindungsgemäße Verfahren ist ein technisch
einfaches Verfahren zur Herstellung von 6-Hydroxy-3-
keto-44-Steroiden der Pregnan- oder Androstanreihe,
die wichtige Zwischenprodukte zur Herstellung von
hormonwirksamen Steroiden sind oder teilweise selbst schon als Arzneimittelwirkstoffe verwandt werden
können. Der glatte Reaktionsverlauf unter Erzielung
■o technisch brauchbarer Ausbeuten an gewünschtem
Verfahrensprodukt war auch für den Fachmann nicht zu erwarten. Der Arbeit von S. S. Lee und Ch. J. Sih
[Biochem. 3,1267 (1964)] ist nämlich zu entnehmen, daß
die Fermentation von 3^-Hydroxy-5«,6a-epoxy-androstan-17-on
mit Pilzen, wie z. B. Nocardia restrictus, zur Einführung einer 6<x-Hydroxylgruppe ungeeignet ist, da
dabei das gewünschte 6«-Hydroxy-4-androsten-3,17-dion
in nur bescheidener Ausbeute (maximale Ausbeute 15%) entsteht und sich unter Ringspaltung überwiegend
jo 9,10-seco-Steriode bilden.
Die für das erfindungsgemäße Verfahren notwendigen 30-Hydroxy- bzw. 3/3-Acetoxy-5,6-epoxysteroide
werden hergestellt aus den entsprechenden 3JJ-Hydroxy-
bzw. 3/i-Acyloxy-45-Steroiden durch Epoxydierung
der Δ5- Doppelbindung in an sich bekannter Weise, z. B.
mittels Persäuren. Am Beispiel des 3ß-Hydroxy-21-acetoxy-16«-methyl-5-pregnen-2o-on
soll die Herstellung des Ausgangssteroids näher erläutert werden:
60 g 3/i-Hydroxy-21-acetoxy-16a-methyl-5-pregnen-20-on
werden in 1,8 I trockenem Methylenchlorid gelöst und mit 12 g Natriumacetat (geschmolzen) und 40 g
Natriumsulfat (sicc) versetzt. Bei +2° C werden innerhalb einer halben Stunde unter Rühren 36 ml
Peroxyessigsäure zugetropft, dann nochmals 12 g Natriumacetat und 40 g Natriumsulfat zugesetzt und in
gleicher Zeit weitere 36 ml Peroxyessigsäure zugetropft. Es wird nachgerührt, wobei innerhalb von 2
Stunden die Reaktionslösung sich auf Raumtemperatur erwärmt Nach Neutralisieren mit 1 Liter 5%iger
NaHCC>3-Lösung unter Rühren wird die Methylenchloridlösung abgetrennt, mit Wasser, FeSCv Lösung und
Wasser gewaschen, über NajSO« getrocknet und im
Vakuum bei 4O0C eingeengt Der Rückstand wird aus Essigester umkristallisiert, F. 177-169° C (Ausbeuten
bis85%«-Epoxyd).
Die gewünschten 3-Acetate werden durch Epoxydierung der analogen 45-3-Acetate erhalten oder auch
durch nachträgliche Acetylierung der 30-Hydroxy-5a,6«-epoxyde.
Die Verfahrensprodukte sind wertvolle Zwischenprodukte zur Herstellung pharmakologisch wertvoller
110-Hydroxysteriodverbindungen.
Beispiel 1
6ß- Hydroxy- testololacton
6ß- Hydroxy- testololacton
Ein 2-l-Erlenmeyerkolben - gefüllt mit 500 ml eines
sterilisierten wäßrigen Mediums, enthaltend 03% Hefeextrakt, 0,5% Cornsteep liquor und 0,2% Stärke,
eingestellt auf Ph 7 — wird mit einer Lyophilkultur von
te Flavobacterium dehydrogenans beimpft und 48 Stunden bei 300C und 145 U/Min, geschüttelt. Mit 250 ml der
Bakteriensuspension wird ein 20-1-Giasfermenter —
beschickt mit 14,75 1 sterilisierter Nährlösung gleicher Zusammensetzung — inokuliert und 24 Stunden bei
29° C mit einer Belüftung von 1650 l/U mit 220 U/Min,
gerührt Aus dieser Vorfermentation werden 0,91 in einen 20-1-Glasfermenter überführt, der mit 151
sterilisierten Mediums gleicher Zusammensetzung be-
schickt ist Zur Hauptfermentation werden die gleichen technischen Bedingungen wie bei der Vorfermentation
angewendet Dabei wird der pH-Wert während der Hauptfermentation zwischen 6-7 gehalten. Nach 6
Stunden Anwachsphase werden 3,75 g 3/?-Hydroxy-5/?-
6/3-epoxy-testololacton in 80 ml Dimethylformamid
zugegeben und fermentiert Der Reaktionsverlauf wird durch dünnschichtchromatographische Analyse von
Methylisobutylketonextrakten einzelner Kulturproben verfolgt Nach 28 Stunden ist das Ausgangsmaterial
vollständig umgesetzt und ein Hauptprodukt (Rf: 0,25 Chloroform/Me 95 :5) und in sehr geringen Mengen ein
Nebenprodukt (Rf: 0,06) entstehen. Die Kulturbrühe wird einmal mit 7,51 und weitere zweimal mit je 5 I
Methylisobutylketon ausgerührt Die vereinigten Extrakte werden in einem Umlaufverdampfer im Vakuum
bei 30-350C konzentriert und im Rotationsverdampfer bei maximal 400C Badtemperatur im Vakuum zur
Trockne eingeengt Der Rückstand wird mit wenig kaltem Hexan von Antischaummitteln (Siliconöl) freigewaschen und ergibt nach Trocknen 3,2 g Rohprodukt
Nach Umkristallisieren aus Essigester/Methanol und Essigester/Isopropyläther erhält man 2,1 g (58% d.Th.)
6/J-Hydroxy-testololacton vom Schmelzpunkt
222-224° C, Rf: 0,16 (Benzol/Essigester 1 :4), 8234 =
10 200.
6a-21-Dihydroxy-16«-methyl-4-pregnen-3,20-dion
Unter den Bedingungen von Beispiel 1 — jedoch in einem Hauptfermentermedium der Zusammensetzung
1% Hefeextrakt, 0,77% KH2PO4 - werden 7,5 g
3jJ-Hydroxy-21 -acetoxy-Six.ea-epoxy-16<x-methyl-pregnan-20-on in 100 ml Dimethylformamid in 151
Kulturbrühe von Flavobacterium dehydrogenans fermentiert Nach 33 Stunden Kontaktzeit ist das
Ausgangsmaterial zu zwei Produkten Rf 0,57 und 0,5 (Cyclohexan/Essigester 1 + 1) umgewandelt. Durch
übliche Aufarbeitung erhält man 3,2 g Rohprodukt (Schmelzpunkt 161 -166° C) das aus Essigester umkristallisiert wird; F. 177/179- 1810C; Rf: 0,5 (Cyclohexan/
Essigester 1 +1); 6239 = 14 890.
Beispiel 3
6a-Hydroxy-testoloIacton
Analog Beispiel 1 werden 3,75 g 3/5-Hydroxy-S 5«,6«.-epoxy-testololacton in 80 ml Dimethylformamid
ir 151 Kulturbrühe von Flavobacterium dehydrogenans fermentiert Nach 25 Stunden ist das Ausgangsmaterial
umgewandelt und ein Hauptprodukt (Rf 0,18) und zu sehr geringen Anteilen ein Nebenprodukt (Rf 0,27)
(Chloroform/Methanol 95-5) entstehen. Nach 28 Stunden Fermentationszeit = 22 Stunden Kontaktzeit wird
wie üblich aufgearbeitet Das isolierte Rohprodukt wird aus Essigester und Essigester/Methanol umkristallisiert
Man erhält so 2 g 6«-Hydroxy-testololacton; F.
264/269-272°C; Rf: 0,16 (Benzol/Essigester 1 :4), Rf:
0,85(Chloroform/Methanol 9 :1)1B2Si = 15 700.
Beispiel 4
^ 6/J-Hydroxy-4-androsten-3,l7-dion
Eine Lyophilkultur von Pseudomonas fluorescens (Biologische Bundesanstalt Berlin) wird in 500 ml eines
sterilen wäßrigen Mediums, enthaltend 0,5% Glucose,
0,5% Hefeextrakt und 0,2% Cornsteep liquor (pH
eingestellt auf 7), eingebracht und 48 Stunden bei 30° C
geschüttelt 5CmI der Bakteriensuspension werden in einen 2-l-Erlenmeyerkolben, der 500 ml des gleichen
Mediums enthält überführt Nach 24 Stunden werden
2 ml der Kulturbrühe überführt in einen 100-ml-Erlenmeyeirkolben, der 20 ml des gleichen Mediums enthält
Nach 6 Stunden Anschütteln werden 0,2 ml einer sterilfiltrierten Lösung von 400 mg 3/?-Hydroxy-5«,6«-
epoxy-androstan-17-on in 20 ml Dimethylformamid
zugegeben und weitere 42 Stunden bei 30° C geschüttelt
Die Fermentationsbrühe wird dann mit 4 ml Methylisobutylketon ausgeschüttelt Vom Extrakt wird eine
aliquote Menge dünnschichtchromatographisch untersucht und gegen Vergleichsmengen einer Standardsub-
stanz 6«-Hydroxy-4-androsten-3,17-dion ausgeschätzt (Rf 0,43 Benzol: Essigester 1 :4). Danach entstehen ca.
60% Umwandlungsprodukt.
Claims (1)
- Patentanspruch:Verfahren zur Herstellung von 6-Hydroxy-3-keto-J4-Steroiden der Pregnan- und Androstanreihe, dadurch gekennzeichnet, daß man ein im Α-Ring gesättigtes 30-Hydroxy- bzw. 30-Acyloxy-5,6-epoxysteroid der Pregnan- oder Androstanreihe mit Bakterien der Gattung Fiavobacterium oder der Gattung Pseudomonas oder mit deren Enzymen fermentiert
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