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Mehrschichtige, thermoplastisch geformte Miederwaren Die vorliegende
Erfindung betrifft thermoplastisch geformte Miederwaren mit hoher sprungelastischer
Steifheit aus vollsynthetischem Material, wobei die einzelnen Schichten einen besonderen
Aufbau haben. Vorzugsweise werden unter Miederwaren Büstenhalter und Büstenschalen
verstanden.
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Es ist bereits bekannt, mehrschichtige genähte Büstenhalter herzustellen,
indem man mehrere Schichten von Geweben und Gewirken zusammen mit einem versteifenden
Drahtgewebe aus Polyamiddrähten in der gewünschten Weise zusammennäht. Die Dahtgewebe'aus
Polyamiddrähten sind in diesem Fall genau so wenig wie die anderen verwendeten textilen
Flächengebilde thermoplastisch verformt.
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Der Vorteil solcher Büstenhalter besteht darin, daß sie die gewünschte
sprungelastische Steifheit aufweisen. Nachteilig ist die aufwendige Herstellung
durch Zusammennähen von vielen Einzelteilen und die unvermeidlichen störenden dicken
Nähte.
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Es ist weiterhin bekannt, mehrschichtige Büstenhalter dadurch herzustellen,
daß man feinfädige Gewebe oder Gewirke in einem Arbeitsgang thermoplastisch verformt.
Die Fäden bestehen in diesem Fall aus Polyamid 66 (lineares Polykondensat aus Hexamethylendiamin
und Adipinsäure) und sind teilverstreckt oder unverstreckt. Der Einsatz von den
hansdelsüblichen verstreckten Fäden zur Herstellung der benötigten Gewebe und Gewirke
ist nicht möglich, da diese sich nicht thermoplastisch verformen lassen. Diese Büstenhalter
enthalten keine thermoplastisch geformten versteifenden Einlagen.
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Ihr Vorteil besteht darin, daß sie überhaupt keine Nfhte aufweisen
und in einem Arbeitsgang sehr rationell hergestellt werden können. Nachteilig ist
jedoch, daß sie nicht die gewünschte sprungelastische Steifheit aufweisen, da sie
kein versteifendes Drahtgewebe enthalten. Dies ist darin begründet, daß Drahtgewebe
aus Polyamid 66 nicht thermoplastisch verformbar sind. Zur Erhöhung der Steifheit
hat man diese Büstenhalter deshalb mit Kunstharzen imprägniert. Es ist jedoch auf
diese Weise nicht möglich, gleichzeitig eine höhere Steifheit und eine hohe Sprungelastizität
zu erzielen. Außerdem nehmen die Büstenhalter durch die Kunststoffimprägnierung
ein unschöne kunststoffartiges Aussehen an und sind weniger hautangenehm.
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Es wurde nun gefunden, daß mehrschichtige, thermoplastisch geformte
Miederwaren aus vollsynthetischen Materialien nur dann eine hohe sprungelastische
Steifheit aufweisen, wenn mindestens eine Schicht aus Drahtgeweben oder Drahtgewirken
hergestellt ist, deren Drähte aus Polycaprolactam bestehen und nur teilverstreckt
sind und die restlichen Schichten aus textilen Flächengebilden, wie Gewebe, Gewirken
oder Vliesen bestehen, die aus unverstreckten, teilverstreckten oder verstreckten
vollsynthetischen thermoplastischen Fäden hergestellt sind.
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Bei der Herstellung der erfindungsgemäßen Miede. : waren ist es überraschend,
daß Drahtgewebe, deren drähte aus Polyamid 6 bestehen und nur teilverstreckt sind,
sich thermoplastisch verformen lassen, während dies bei Drahtgewebe, dessen Drähte
aus Polyamid 66 besteht und ebenfalls nur teilverstreckt sind, nicht der Fall ist.
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Es liegt hier offensichtlich ein prinzipieller Unterschied zwischen
dem Polyamid 6 und dem Polyamid 66 hinsichtlich der thermoplast schen Verformbarkeit
vor.
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Beim Polyamid 66 spielt es keine Rolle, ob die Drähte teilverstruckt
oder vollverstreckt sind. In keinem Falle ist eine zufriedenstellenden thermoplastische
Verformung des Gewebes möglich.
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Beim Polyamid 6 ist nur die Verformung von Geweben bzw. Gewirken aus
teilverstreckten Drähten möglich. Sind die Fäden vollverstreckt, so ist auch hier
eine thermoplastische Verformung ausgeschlossen.
Die Verwendung
von unverstreckten Drähten wäre bei beiden Polyamidarten hinsichtlich der Verformbarkeit
möglich, man erzielt jedoch nur eine sehr geringe Steifheit, aber keinerlei Sprungelastizität.
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Zur Erzielung der gewünschten sprungelastischen Steifheit ist es deshalb
unbedingt notwendig, daß die verwendeten Drähte zumindest teilverstreckt sind.
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Weiterhin ist sehr überraschend, daß es bei der Verwendung von Polyamid
6 als Grundmaterial für die versteifenden Drahtgewebe möglich ist, das Drahtgewebe
zusammen mit den wesentlich feinfädigeren Materialien der anderen Schichten vollständig
gleichmäßig thermisch zu verformen.
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Die erfindungsgemäßen Miederwaren weisen eine Anzahl von Vorteilen
auf. Sie können in einem Arbeitsgang sehr einfach hergestellt werden, haben keine
störenden Nähte und zeigen die gewünsche sprungelastische Steifheit. Darüberhinaus
wird eine praktisch unbegrenzte Variationsmöglichkeit hinsichtlich der Steifheit
und Sprungelastizität als auch hinsichtlich des material-und dessinmäßigen Auf ;
\aus des Artikels ermöglicht.
Die erfindungsgemäßen Erkenntnisse
ermöglichen erstmalig die Herstellung von kompletten, einwandfrei versteiften Büstenschalen
mittels thermischer Verformung in einem Arbeitsgang.
DieBegriffe"vollverstreckt""teilverstreckt"und"unverstreckt" |
werden zweckmäßigerweise nicht durch die Angabe des Streckverhältnisses definiert.
Eine Definition der oben genannten Begriffe erfolgt besser über die Bruchdehnung.
Vollverstrecktes Material hat eine Bruchdehnung von 10 - 50 %, teilverstrecktes
Material eine Bruchdehnung von 70-180 %, vorzugsweise 80 -140 %, und unverstrecktes
Mcerial eine Bruchdehnung von 300-600 %.
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Die erfindungsgemäß verwendeten Drahtgewebe oder Gewirke können in
üblicher Weise hergestellt werden. Sie bestehen aus Polyamid 6-
Drähten mit einem Durchmesst von et'.'ja 0, 1-0, 5 mm. Die
Drähte |
sind teilverstreckt, z. B. liegt ihre Verstreckung zwischen 1 : 2, 7 und 1 : 20
Sie weisen eine Bruchdehnung von vorzugsweise etwa 80-120 % auf.
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Bei den weiteren Schichten kann es sich um Gewebe, Gewirke, Spitzen,
Vliese und ähnliche textile Flächengebilde handeln. Die textilen Flächengebilde
können aufgebaut sind aus Multifilen, Monofilen, Fasergarnen und im Falle der Vliese
aus Fasern direkt. Die Fadenstärke der Kapillarfasern liegt etwa zwischen 1 und
30, vorzugsweise zwischen 3 und 20 den.
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Die Fasermaterialien bestehen aus thermoplastischen vollsynthetischen
Polymeren, vorzugsweise aus Polyamiden und Acrylnitrilpolymerisaten mit mehr als
80 % gebundenem Acrylnitril. In diesem Fall kommen alle bekannten Polyamide in Frage.
Weiterhin können auch noch andere thermoplastische vollsynthetische Fasermaterialien
verwendet werden, wie Polyester und Polyolefine.
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Die Fäden in den einzelnen Schichten können unverstreckt, teilverstreckt
oder vollverstreckt sein, vorzugsweise wendet man die handelsüblichen vollverstreckten
Fäden an.
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Der Aufbau der Miederwaren hängt unter anderem von der Verwendung
Die normalen Büstenhalter werden im allgemeinen aus drei Schichten aufgebaut, wobei
man als Außenschicht z. B. Spitze aus Polyamid 6-Fäden verwendet, als versteifende
Zwischenlage ein Gewebe aus
teilverstreckten Polyamid 6-Dr ? hb51Und
als Innenschicht z. B. Taft aus Polyamid 6.
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Werden die erfindungsgemäßen Miederwaren in Oberbekleidungsstücke,
wie Badeanzüge, eingearbeitet, so genügt es, wenn sie zwei Schichten aufweisen.
Die Außenschicht wird z. B. durch den Stoff des Badeanzugs gebildet, die Zwischenschicht
besteht in diesem Fall zweckmäßigerweise aus einem besonders starken Drahtgewebe
und die Innenschicht kann z. B. aus Wirkware aus Acrylnitrilpolymerisat-Fasergarnen
hergestellt sein.
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Die Herstellung der erfindungsgemäßen Miederwaren erfolgt nach den
üblichen Methoden tür die thermoplastische Verformung. Dazu gehören im wesentlichen
die folgenden Schritte :
1) Zuschneiden der einzelnen Schichtteile, |
2) Stapeln der Teile in der gewünschte Reihenfolge, |
3) Einspannen des Stapels in eine Klemmvorrichtung, 4) Aufheizen des Stapels bis
zur notwendigen Plastizität, 5) Sofortiges, Verziehen auf kalten Pressteilen in
die gewünschte Form, 6) Entnahme des geformten Artikels aus der Form und 7) Schlußkonfektionierung
Die
einzelnen Schichten können auch, falls gewünscht, mit Kunstharzen imprägniert oder
mit Quell-oder Fixiermitteln behandelt werden. Auf diese Weise kann eine zusätzliche
Variation der Griffeigenschaften und eine weitere Verbesserung der thermischen Stabilität
erzielt werden. Außerdem ist es auf diese Weise möglich, eine Verklebung der einzelnen
Schichtteile zu erzielen.
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Weiterhin ist es möglich, durch Vorbehandlung mit heißsiegelfähigen
Klebern während des Preßvorgangs eine stellenweise oder vollständige Verklebung
der einzelnen Schichten zu erzielen.
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Ebenso lassen sich mit Hilfe von Zusatzeinrichtungen an der Presse
während des Verzugsvorganges Verschweißungen durchführen.
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Abb. 1 zeigt einen erfindungsgemäßen Büstenhalter, Figur 2 einen Ausschnitt
aus diesem Büstenhalter in Vergrößerung. In dieser Abbildung bedeutet 1 die Außenschicht,
2 das eingelegte Drahtgewebe aus teilverstreckten Polyamid 6-Drähten und 3 dif,
Innonschicht.
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Die Herstellung'der erfindungsgemäßen, mehrschichtigen, thermoplastisch
geformten Miederwaren wird durch folgende Beispiele erläutert ;
1. Büstenhalter, bestehend aus a) dekorative Deckschicht, z. B. Spitzentüll, aus
100 % Polyamid 6-endlos (Polycaprolactam) b) hochelastische Versteifung, z. B. leinwandbindiges
Gewebe aus 100 % Polyamid 6-Drähten, teilverstreckt 1 : 3 c) Futter, z.B. Wabentüll,
aus 100 % Polyamid 6-endlos Die Schichten a)-c) werden in den gewünschten Reihenfolgen
übereinander in einen Rahmen eingespannt und dann in eine Heizvorrichtung gebracht,
wo sie von beiden Seiten bis zur plastischen Verzugsfähigkeit aufgeheizt werden,
wobei Temperaturen, Zeiten und die Intensität der Aufheizung von oben und unten
der jeweiligen Kombination angepaßt werden müssen. Von den mannigfaltigen Beheizungsmöglichkeiten
hat sich hierfür Infrarot-Strahlungsheizung als die materialschonendste erwiesen.
Außerdem ermöglicht Infrarot-Heizung auf sehr einfache Weise (Veränderung des Abstandes
zwischen Strahler und Heizgut, Veränderung der Heizzeit) eine rasche Anpassung an
verändertes Heizgut.
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Das so aufgeheizte Material wird unmittelbar auf kalter Presse in
die gewünschte Form gezogen. Hierbei kühlt der Preßling soweit ab, daß'er praktisch
sofort aus der Presse entnommen werden kann, ohne daß die Gefahr einer Formänderung
besteht. Der erhaltene Rohling wird anschließend konfektioniert.
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Beispiel 2 : 2. Büstenformteile, z. Bo für Badeanzüge, bestehend aus
a) hochelastische Versteifung, z. B. Gewebe aus gröberen Drähten aus 100 % Polyamid
6, teilverstreckt 1 : 2, 8 b) Futter, z. B. Wirkware, aus 100 % Polyamid 6-endlos
Herstellung wie unter 1.
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Beispiel 3 : 3. Büstenhalter aus a) Deckschicht, z. B, Taft, aus Polyamid
6-endlos 45/9 den b) Versteifung wie unter 1 Futter, z. B. Taft, aus Polyacrylnitrl-endlos
70 den Beispiel 4 : 4. Büstenhalter aus a) Deckschicht z. B. Wirkware, aus Polyacrylnitril-endlos
b) Versteifung, wie unter 1 c) Futter, z. B. Kettsamt, aus Polyamid 6-endlos Zur
Erzielung zusätzlicher Effekte können die zum Einsatz gelangenden Materialien auch
mit geeigneten Kunstharzen ausgerüstet sein.
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Die Verbindung der einzelnen Schichten so hergestellter Artikel kann
schon während des Preßvorgangs durch Verkleben oder Verschweißen erfolgen.