DE1706C - Mechanismus zur Veränderung des Expansionsgrades bei oscillirenden Dampfmaschinen - Google Patents

Description

1877.

Klasse 14.

STANISLAUS LENTNER in BRESLAU. Mechanismus zur Veränderung des Expansionsgrades bei osciilirenden Dampfmaschinen.

Patentirt im Deutschen Reiche vom 16. December 1877 ab.

In der durch die beiliegende Zeichnung dargestellten Dampfmaschine mit oscillirendem Cylinder, bei welcher die Vertheilung des Dampfes lediglich durch die Oscillation des Cylinders bewirkt wird, indem derselbe mit seiner nach einem Kreisbogen gekrümmten Schieberbahn auf der an dieselbe dampfdicht anschliefsenden Bahn des festgelagerten Steuerungskörpers gleitet, ist die Expansions-Vorrichtung in ihren einzelnen Theilen durch die Buchstaben B, c, d, d¹, e dargestellt.

Der Zugang des Dampfes zum Cylinder erfolgt, wie aus der Zeichnung ersichtlich, durch die innere Höhlung des Steuerungskörpers, und wenn man die Oeffnung und Schliefsung des in der Längenmitte des Steuerungskörpers liegenden Dampfeinströmungskanals (die Bildimg der in der Zeichnung dargestellten zwei Einströmungskanäle, welche durch Einschiebung eines Steges in den bis jetzt üblich gewesenen Kanal entstanden, gehört zu vorliegender Erfindung) 1 zunächst ohne Rücksicht auf die Expansions-Vorrichtung betrachtet, so findet sich, dafs der Beginn der Oeffnung der Dampfeinströmung stets mit dem Beginn des Kolbenlaufs zusammenfällt, dafs ferner die Oeffnung ihr Maximum erreicht, wenn der Kolben seinen halben Weg zurückgelegt hat und der Schlufs der Oeffnung stattfindet, wenn der Kolben am anderen Ende seines Hubes angekommen ist.

Die Maschine arbeitet also mit voller Füllung des Cylinders und läfst sich hieran ohne die Hinzufügung noch weiterer Constructionstheile auch nichts ändern.

Bei der in Nachstehendem erläuterten Expansions-Steuerung ist in dem festgelagerten Steuerungskörper α ein beweglicher Kegelschieber b angebracht, dessen innere Höhlung der aus dem Kessel kommendeDampf nunmehr aufseinemWege nach dem Cylinder zn durchströmen hat. Gleichzeitig ist in die bisher übliche einzige Dampfeinströmungs-Oeffnung des Steuerungskörpers a der schon oben erwähnte Steg eingeschaltet, so dafs auf diese Weise zwei gleich grofse Einströmungskanäle von ausreichendem Querschnitt gebildet werden, während die am Steuerungskörper α befindlichen beiden aufsenliegenden Kanäle, durch welche die Ausströmung des Dampfes erfolgt, unverändert geblieben sind.

Befindet sich nun der Dampfkolben in einem der todten Punkte, so ist die Stellung des Kegelschiebers eine solche, dafs derjenige von den beiden Dampfeinströmungskanälen, welcher auf der Seite des abgehenden Dampfes liegt, durch den Kegelschieber b geschlossen, dagegen der andere vollständig geöffnet ist. In dieser Stellung befinden sich Kolben und Kegelschieber in der Zeichnung. Wird jetzt der Dampfkolben durch den einströmenden Dampf fortbewegt und dadurch der Cylinder in Oscillation versetzt, so macht der in der Höhlung des einen Dampfcylinderstützzapfens befestigte Doppelhebel c die schwingende Bewegung des Dampfcylinders mit. Diese Bewegung wird durch die Zugstangen d und d¹ auf den unteren Doppelhebel e, welcher auf der Spindel s des Kegelschiebers b befestigt ist, übertragen. Es wird also, wenn der Dampfkolben aus der, aus der Zeichnung ersichtlichen Stellung durch den einströmenden Dampf nach links fortbewegt und die Kurbelwelle in der Richtung des Pfeiles in Rotation versetzt wird, der Dampfcylinder sammt dem auf dessen einen Stützzapfen befestigten Doppelhebel c im Punkt h eine ab-' wärtsgehende Bewegung annehmen, welche durch die Zugstange d auf den unteren Doppelhebel e übertragen wird, woraus eine drehende Bewegung des Kegelschiebers, und zwar oben von links nach rechts resultirt, infolge dessen der Dampfeinströmungskanal rechts geschlossen wird.

Denkt man sich die Zugstange d im Punkt h des Doppelhebels c befestigt, so tritt der Moment, in welchem der Kegelschieber b den rechtseitigen Dampfeinströmungskanal abschliefst, dann ein, wenn der Dampfcylinder und mit demselben der Doppelhebel c seine tiefste Stellung in i erreicht hat, bezw. der Dampfkolben auf halbem Hube steht, und folglich würde die Maschine unter diesen Umständen mit halber Füllung arbeiten. Verschiebt man jedoch die Zugstange d vom Punkt h nach Punkt k, so tritt die Schliefsung des rechtseitigen Dampfeinströmungskanals infolge des verlängerten Hebelarmes am Doppelhebel d schon früher ein, als der Dampfcylinder und mit diesem der Doppelhebel c seinen tiefsten Schwingungspunkt erreicht hat, wovon die Folge ist, dafs die Maschine nunmehr mit weniger als halber

Füllung arbeitet. Auf diese Weise läfst sich durch Verschiebung der Zugstange d vom Punkt h nach Punkt k jeder beliebige Füllungsgrad erreichen, der zwischen ein achtel bis ein halb Dampfcylinderfüllung liegt.

Während der Dampfkolben vom todten Punkt rechts sich nach links bewegt, bleibt der linksseitige Dampfeinströmungskanal durch die Ueberdeckung der Cylinderschieberfläche vollständig geschlossen und tritt erst dann in Thätigkeit, wenn die Kolbenbewegung von links nach rechts beginnt, worauf dieselben Bewegungsverhältnisse auch für den Kegelschieber b ihren Fortgang nehmen, wie diese in obigem für das umgekehrte Kolbenspiel erläutert worden sind.

Hierzu ι Blatt Zeichnungen.