DE1518810A1 - Verfahren zur Stabilisierung von Acrylnitril - Google Patents
Verfahren zur Stabilisierung von AcrylnitrilInfo
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Description
LEVERKUSEN-Bayerwerk 5· März I965
Es ist bekannt, daß Acrylnitril und seine Substitutionsprodukte, wie z. B. o^Methylacrylnitril, OC-Cyanacrylnitril, OC-Phenylacrylnitril,
sich sehr leicht durch Radikalbildner zu hochmolekularen Verbindungen polymerisieren lassen. Im Falle einer gelenkten
Polymerisation gelangt man auf diese Weise zu Substanzen mit bestimmten physikalischen Eigenschaften, die inzwischen eine
große industrielle Anwendung gefunden haben. Erwähnt seien die Acrylnitrilfasern, die ölfesten Kautschuke oder schlagbiegefeste
Thermoplaste. Um diese Substanzen herstellen zu können, muß das
zum Einsatz kommende Acrylnitril von höchster Reinheit sein. Es hat sich aber gezeigt, daß gerade bei der Reinigung wie auch bei
der chemischen Umwandlung zu Amiden oder zu Estern das Acrylnitril und seine Substitutionsprodukte sehr leicht einer unerwünschten
Polymerisation erliegen können, die zu einer Störung der Reinigungs- oder Umwandlungsverfahrensschritte Anlaß geben oder diese
ganz in Präge stellen können. Weiterhin ist bekannt, daß OC, ß-ungesättigte
Nitrile beim Lagern polymerisieren können und dadurch für die Weiterverarbeitung unbrauchbar werden.
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Bei der Suche nach Polymerisationsinhibitoren ist in der Vergangenheit
eine Reihe von Stoffen gefunden worden, die eine gewisse Verzögerung oder auch eine Verhinderung der Polymerisation
unter bestimmten Bedingungen bewirken können, wogegen sie unter anderen Bedingungen eine nur geringe oder gar keine Inhibitorwirkung
besitzen. So zeigen z. B. anorganische Verbindungen im sauren Bereich eine nur geringe Wirkung und sie müssen vor Verwendung
des Aorylnitrils zur Polymerisation entfernt werden. Andere dagegen zeigen eine Verfärbung des stabilisierten Materials.
Wiederum andere Inhibitoren sind zwar ohne verfärbende Wirkung, müssen aber meist in einer solchen Konzentration angewendet werden,
daß ein Verbleib im Monomeren die gewünschte Polymerisation ungünstig beeinflußt oder sich z. B. bei Reinigungsverfahren durch
Destillation als zähige käsige Rückstände an den Apparaturwandungen ansetzen und zu Betriebsstörungen Anlaß geben. Ein idealer
Stabilisator sollte daher in sehr geringer Konzentration unter extremen Bedingungen wirksam sein, andererseits in dieser Konzentration
eine naohgeschaltete und gezielte Polymerisation nicht mehr beeinflussen.
Es wurde nun gefunden, daß man Acrylnitril sowie seine Substitutionsprodukte
gegen eine ungewollte Polymerisation unter extremen Bedingungen stabilisieren kann, indem man geringe Mengen eines
substituierten Aminodiphenylamins der Formel
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in der R für einen bis zu 8 C-Atome enthaltenden Aryl-, Aralkyl-,
Cycloalkyl- oder Alkylrest und R. für Wasserstoff oder einen Alkylrest mit bis zu 2 C-Atomen stehen, zufügt. Typische Beispiele
dieser Verbindungsklasse sind z. B. 4-Phenylaralno-diphenylamin,
M,M'-Di-o-tolyl-, Di-xylidyl-p-phenylendiamin, Benzylamino-diphenylamin, ^-Cyclohexylamine-, 4-(oc-Methyl)-cyclohexylamino-diphenylamin, 4-Methylamino-diphenylamln oder 4-Isopropylamino-, 4-(l-Methyl)-propylamino-, 4-(1,2-Dimethyl)-propylamino-, 4-(1-Methyl)-butylamino-, 4-(l,3-Di»ethyl)-butylamino-, Octylamino-diphenylanin oder 4-Isopropylamino-4'-methyl-diphenylamin. Die Menge der
Verbindung, die zur Inhibierung der Polymerisation am günstigsten ist, kann durch einen Test, der den jeweiligen Bedingungen entspricht, leioht ermittelt werden. Im allgemeinen wendet man je
nach dem zu stabilisierenden Material und in Abhängigkeit der das Material erwartenden Behandlungen 0,1 bis 1000 Oewiohtsteile,
vorzugsweise 0,1 bis 100 Gewichtsteile, der erfindungsgemäßen Verbindungen pro 1 000 000 Gewiehtsteile Acrylnitril oder seiner Substitutionsprodukte, wie z. B. Of-Methaerylnitril, OC-Cyanaorylnitril
oder Oi-Phenylaerylnitril, an.
Die in den folgenden Beispielen gezeigten Anwendungen stellen nur
einzelne Fälle dar, auf die die Anwendung der erfindungsgemäßen Inhibitoren nicht zu begrenzen ist. Sie sind vielmehr überall dort
anzuwenden, wo Acrylnitril und/oder seine Substitutionsprodukte hergestellt, gereinigt, gelagert oder umgearbeitet werden. Unter
Bearbeitung ist z. B. die Verseifung unter gleichzeitiger Ver-
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esterung zum Aerylsäure-methylester, -butylester, -oyolohexylester oder -äthylester, die Verseifung zu Acrylsäure, die Verseifung von Acetonoyanhydrln in Gegenwart von Methanol zu Methacrylsäuremethylester, die Wasserabspaltung aus Acetophenon-
-cyanhydrin zu OC-Phenylacrylnitril oder die Cyanäthylierung mit
Acrylnitril zu verstehen.
In den nachfolgenden Beispielen wird mit Acrylnitril A ein Acrylnitril bezeichnet, daß naoh einem der Ubliohen Verfahren aus
Acetylen und Blausäure erhalten wurde, während das als Acrylnitril P bezeichnete Produkt nach einem der bekannten Verfahren aus Propylen,
Ammoniak und Sauerstoff in Gegenwart eines Oxydationskatalysators erhalten wurde.
Als Testmethode für die Lagerstabilität von Acrylnitril wird allgemein der Sauerstoffbombentest angewendet, wie er nach ASTM
D 525-55 für die StabilitätsprUfung von Treibstoffen beschrieben
wird. Bet diesem Test unterwirft man das Acrylnitril in einer mit einem herausnehmbaren Glaseinsatz von ca. 25 ml Fassungsvermögen
ausgestatteten Bombe bei einem Sauerstoffdruck von 8 Atmosphären einer Temperatur von 10O0C. Die Bombe ist mit einem Druckschreiber
verbunden. Beim Einsetzen der Polymerisation des Acrylnitrlls findet ein plötzlicher Druckanstieg statt. Die Zeit, die bis dahin
verstreicht, wird als Induktionsperiode bezeichnet.
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Bei kurzer Induktionszeit ist die Stabilität gering, bei langer
Indulctionszeit ist die Stabilität größer. En vorliegenden Pail
wurde wie folgt verfahren:
Acrylnitril in einer für die Paserherstellung geeigneten Qualität
wird dem Sauerstoffbombentest unterzogen, wobei in Anwesenheit von nichtrostendem Stahl ("VA-Stahl") die Wirksamkeit der erfindungsgemäßen
Inhibitoren in Abhängigkeit von ihrer Konzentration und von der Herkunft des Aerylnitrils getestet werden. Zum Vergleich
ist p-Methoxyphenol herangezogen worden.
Die mit dem Inhibitor versetzte Probe wurde in das Glasgefäß der Testapparatur gegeben und ein Metallstreifen (Fläche 1x6 cm),
durch den der Einfluß des Lagergefäßes getestet werden soll, eingetaucht. Dann wurde die Bombe verschlossen und bei 100°C in einen"
Thermostaten gestellt. Die Druckkurve wurde über einen Zeitraum von maximal 6 Stunden aufgezeichnet. Die einsetzende Polymerisation
zeigte sich an dem plötzlichen Druckanstieg.
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In der nachfolgenden Tabelle 1 bedeuten
A: Acrylnitril
B: Acrylnitril
C: Acrylnitril
D: Acrylnitril
E: Acrylnitril
P: Acrylnitril
A stabilisiert mit A stabilisiert mit P stabilisiert mit P stabilisiert mit
P stabilisiert mit P stabilisiert mit
Methoxyphenol
4-Isopropylamino-diphenylamin p-Methoxyphenol
4-Isopropylamino-diphenylamin 4-Cyclohexylamino-diphenylamin
4-Phenyiamino-diphenylamin
O: Acrylnitril P | 40 | stabilisiert mit | 4-(l,3-Dimethyl)-butylamino- diphenylamin |
80 | 240 260 230 240 |
80 > | -360 >360 ^360 ^360 | ||||
Tabelle 1 | Induktionszeit in Minuten BCDEPG |
85 - | •36O | ||
Inhibitor konzentration in ppm A |
165 | 100 > | •360 ^»360 ^360 ^>360 | ||
1 | 115 | >360 | |||
5 | >360 | 290 | |||
10 | 310 | >360 | |||
20 | >360 | >360 | |||
30 | |||||
40 | |||||
60 | |||||
80 | |||||
Beispiel 2 |
Als Testmethode für die Stabilität beim Destillieren wurde versohiedene Verunreinigungen enthaltendes Acrylnitril unter ver-
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schiedenen Reinigungsbedingungen bei Normaldruck unter Rückfluß
gekocht und die Zeit bis zum Auftreten der ersten Trübungen festgestellt. Weiterhin wurden Versuche im technischen Maßstab durchgeführt,
indem das in einer Destillationsanlage zu reinigende Acrylnitril mit verschiedenen Inhibitoren versetzt wurde und die
Zeit bis zum Auftreten eines den Wärmeübergang in den UmlaufVerdampfern
herabsetzenden polymeren Belages als Maß für die Wirksamkeit genommen wurde.
Ein stark verunreinigtes Acrylnitril, daß 0,3 % Wasser, 0,2 %
Methylvinylketon, 0,01 % Divinylacetylen, 0,008 % Cyanbutadien,
0,1 % Blausäure sowie geringe Mengen an Peroxiden enthält, soll
durch Zugabe von 0,4 Gewichtsteilen Dodecylmercaptan und 0; 4 Oewichtsteilen
p-Toluolsulfonsäure pro 100 Gewichtsteile Acrylnitril,
vierstündiges Erwärmen unter Rückfluß und anschließende zweistufige Destillation gereinigt werden (vgl. deutsche Patentschrift
1 O89 750). Bei Zugabe des Dodecylmereaptans und der p-Toluolsulfonsäure
tritt in der Kälte sofort eine Trübung auf, die sich beim Erwärmen verstärkt und den Ansatz völlig durchpolymerisiert.
Die Zugabe bekannter Polymerisationsinhibitoren, wie Hydrochinon, p-Methoxyphenol, Brenzkateehin, Cyclohexylbrenzkatechin, in Mengen
bis zu 0,1 Gewichtsteil pro 100 Gewichtsteile Acrylnitril verhindern zwar in der Kälte ein Ausflocken von Polymerisat, lassen jedoch
beim Erwärmen den Ansatz zu einer zähen Masse durchpolymerisieren.
Gibt man Jedoch nur 0,005 Gewichtsteile 4-Isopropylaminodiphenylamin
pro 100 Gewichtsteile Acrylnitril zu, so tritt auch in der Wärme keine Polymerisation mehr ein.
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Ein unreines Acrylnitril der Zusammensetzung des Beispiels 2 wurde unter den gleichen Bedingungen mit Dodeoylmercaptan und
p-Toluolsulfonsäure* versetzt und bei einem stündlichen Durchsatz
von 600 kg mit jeweils 400 ppm Hydrochinon bzw. Brenzkatechin bzw. p-Methoxy-2,6-di-tert.-butylphenol stabilisiert,
einer zweistufigen kontinuierlichen Destillation unterworfen. Nach jeweils 24 Stunden mußte die Anlage außer Betrieb genommen
werden, da die Umlaufverdampfer zupolymerisiert waren. Wurden
stattdessen als Stabilisator 0,005 Oewiohtsteile 4-Iaopropylaminodiphenylamin
pro 100 Oewichtsteile Acrylnitril zugegeben, konnte die Anlage monatelang ohne Störung betrieben werden.
700 ml destilliertes Wasser werden mit verdünnter Schwefelsäure auf pH 2,5 angesäuert, auf 600C erwärmt und 10 Minuten Stickstoff
durchgeperlt. Innerhalb von 5 Stunden werden aus drei Tropftrichtern
folgende Lösungen gleichzeitig zugetropft:
1). 0,6 g K3S3Op in 20 ml Wasser gelöst
2) 0,3 g Na3S3O5 in 20 ml Wasser gelöst
3) 100,0 g reines Acrylnitril
10 bis 20 Sekunden nach dem Beginn des Zulaufs setzt unter Trübung
die Polymerisation ein. Nach Zugabe der genannten Lösungen wird aus zwei Tropftrichtern
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1) 0,2 g K2S3Op in 10 ml Wasser gelöst und
2) 0,1g Na3S2O- in 10 ml Wasser gelöst
zugegeben. Unter überleiten von Stickstoff wird über Nacht bei
6O0C weitergerührt. Nach Abkühlung auf 200C wird das Polymerisat
abgesaugt, mit Wasser gewaschen und bei 600C im Vakuumtroekensohrank
getrocknet. Der Versuch wird parallel mit einem Acrylnitril durchgeführt, das stabilisiert wurde. Dabei werden folgende
Ergebnisse erzielt:
Ausbeuten an Polymerisat:
a) unstabilisiertes Acrylnitril = 93,0 g
b) mit 5 ppm 4-Isopropylamino- = 92,0 g
diphenylamin stabilisiert
diphenylamin stabilisiert
Die pulverförraigen Polymerisate a) und b) und deren konzentrierte
Lösungen in Dimethylformamid gaben auch nach der Belichtung keinen Unterschied in der Farbe.
Wie aus den Beispielen 1 bis 3 zu ersehen ist, zeigen die erfindungsgemäß
verwendeten Verbindungen eine sehr gute Wirkung. Sie machen es daher möglich, Acrylnitril unter extremen Bedingungen
zu lagern bzw. zu reinigen oder umzusetzen. Da für die Lagerung von reinem Acrylnitril eine Mindeststabilität von vier bzw. sechs
Stunden Induktionszeit im Sauerstoffbombentest gefordert wird,
für welche nach Beispiel 1 von den erfindungsgemäßen Inhibitoren
für welche nach Beispiel 1 von den erfindungsgemäßen Inhibitoren
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eine Menge von nur 1 bis 5 Gewiohtsteilen pro Million Oewiohtsteile
Acrylnitril nenötigt wird, besteht damit die Möglichkeit, ohne vorherige Entfernung des Inhibitors die gewünschte Polymeri
sation zu Polyacrylnitril für die Faserhersteilung durchzuführen.
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Claims (2)
1. Verfahren zur Stabilisierung von Acrylnitril und seinen Substitutionsprodukten gegen unerwünschte Polymerisation, dadurch
gekennzeichnet, daS man dem Acrylnitril und seinen Substitutionsprodukten
geringe Mengen eines substituierten Aminodiphenylamins der Formel
in der R für einen bis zu 8 C-Atome enthaltenden Aryl-, Aralkyl-, Cycloalkyl- oder Alkylrest und R. für Wasserstoff oder einen Alkylrest
mit bis zu 2 C-Atomen stehen, zufügt.
2. Stabilisiertes Acrylnitril, das geringe Mengen eines substituierten
Aiüinodiphenylamins der Formel
V_NH-R
in der R für einen bis zu 8 C-Atomen enthaltenden Aryl-, Aralkyl-,
Cycloalkyl- oder Alkylrest und R1 für Wasserstoff oder einen Alkylrest
mit bis zu 2 C-Atomen stehen, enthalten.
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