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Die Erfindung bezieht sich auf ein Verfahren zur Herstellung eines
Luft- und wasserdampfdurchlässigen Kunstleders mit gleichmäßig verteilter, mikroskopisch
feiner Hohlraumnetzstruktur in einer oder mehreren weichgestellten Schichten aus
Polyvinylchlorid oder Mischpolymeren des Vinylchlorids, die entweder frei tragend
ausgebildet oder mit Luft- und wasserdampfdurchlässigen Trägerstoffen wie Gewebe,
Gewirke oder Vlies verbunden sind.
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Kunstleder wird in überwiegendem Maße aus weichgestellten Polyvinylchloridschichten
hergestellt, sei es als trägerlose Folie, sei es in Kombination mit einem Trägerstoff
wie Gewebe, Gewirk, Vlies oder Papier. Da sich Kunstleder auf Polyvinylchloridbasis
in der verschiedensten Weise lederähnlich herrichten läßt und ausgezeichnete Dauerhaftigkeit
mit guten mechanischen Eigenschaften verbindet, ist es ohne weiteres geeignet, das
natürliche Leder auf vielen Anwendungsgebieten zu ersetzen. Das Leder besitzt jedoch
bei entsprechender Herrichtung eine Eigenschaft, die dem Kunstleder bisher abging,
nämlich die Fähigkeit, Luft und Wasserdampf durchtreten zu lassen und Wasser aufzunehmen
und wieder abzugeben. Diese Eigenschaft ist für alle diejenigen Verwendungszwecke
von größter Bedeutung, bei denen das Leder in enge Berührung mit der transpirierenden
menschlichen Haut kommt, wie bei Bekleidungsleder, Schuhleder oder Polsterleder.
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Schon seit langem ist es Gegenstand verschiedener Verfahren, die geschlossene
Kunstlederschicht porös und damit Luft- undwasserdampfdurchlässig zu machen. So
gehört es zum Stand der Technik, Kunstleder zu perforieren. Weiterhin ist es bekannt,
Kunstleder auf Polyvinylchloridbasis mittels elektrischer Funken im Hochspannungsfeld
zu durchschlagen und dadurch porös zu machen. Diesen Verfahren haftet jedoch der
Nachteil an, daß die Festigkeit des Kunstleders erheblich herabgesetzt wird. Deshalb
ging man dazu über, die Kunstlederschicht vor oder während ihrer Verfestigung durch
Treibmittel oder durch Verdampfen leicht flüchtiger Substanzen, wie Wasser oder
Lösungsmittel, zu durchbrechen und porös zu machen.
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Zum Stand der Technik gehört auch das Porösmachen von Aufstrichen
durch Zumischen von wasserlöslichen Substanzen zu Polyvinylchloridstreichpasten
und Herauslösen dieser Bestandteile aus dem Aufstrich nach erfolgter Gelierung.
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So ist aus der deutschen Auslegeschrift 1011395
ein Verfahren
bekanntgeworden, bei welchem als wasserlösliche Substanzen anorganische Salze, wie
Natriumchlorid in Kombination mit in Wasser gelösten Kolloiden, wie Kasein, verwendet
werden. Nach dem Auswaschen verbleiben große, unregelmäßig geformte und ungleichmäßig
verteilte Hohlräume, deren Form und Größe im wesentlichen den angewandten Salzkristallen
entspricht. Das in geringer Menge zugesetzte hydrophile Kolloid hat lediglich die
Aufgabe, das Auswaschen der von der hydrophoben Polyvinylchloridpaste umschlossenen
Salzkörner zu begünstigen. Die nach diesem Verfahren gewonnene, grobporige Polyvinylchloridschicht
ist zwar luft- und wasserdampfdurchlässig, besitzt aber schwammigen Charakter, schlechte
mechanische Eigenschaften und eine rauhe, unansehnliche Oberfläche.
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Nach der deutschen Patentschrift 910 960 wird die Porosität imprägnierter
Vliese dadurch verbessert, daß man die zur Imprägnierung verwendeten wäßrigen Dispersionen
vulkanisierbarer Stoffe, wie Natur- oder Kunstkautschuk, mit wäßrigen Lösungen von
höhermolekularen organischen Stoffen, wie Stärke usw., und wasserlöslichen Salzen,
wie Na2S0-, mischt und nach Tränkung der Vliese, Trocknung und Vulkanisation die
wasserlöslichen Substanzen auswäscht. Auch hier resultieren Hohlräume, deren Form
und Größe weitgehend von der Körnung und Korngrößenverteilung des Salzes bestimmt
werden. Ganz abgesehen von dem andersartigen chemischen Aufbau d.-r verwendeten
Bindemittel unterscheiden sich also auch die nach diesem Verfahren gewonnenen Produkte
von den erfindungsgemäß hergestellten durch ihre schwammige und grobporige Struktur.
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Der wesentliche und grundsätzliche Unterschied zwischen den besprochenen
älteren und dem erfindungsgemäßen Verfahren ist darin zu erblicken, daß letzteres
wasserlösliche Salze grundsätzlich nicht anwendet und von der spezifischen Dispergierwirkung
des Polyvinylalkohols auf weichmacherhaltige Pasten von Polyvinylchlorid Gebrauch
gemacht wird. Durch die erfindungsgemäße Einwirkung von Scherkräften auf Gemenge
dieser beiden Komponenten erzielt man eine mikroskopisch feine, innigste gegenseitige
Durchdringung der beiden Phasen. Nach Aufstreichen der mikroskopisch homogen erscheinenden
Mischung auf geeignete Trägerstoffe, Trocknung, Gelierung und Auswaschen des Polyvinylalkohols
erhält man mikroporöse Schichten, die von einer gleichmäßigen, mikrokapillaren Hohlraumnetzstruktur
erfüllt sind. Das Verfahren nach der Erfindung sieht zwar die Mitverwendung von
Polyacrylnitrilkautschuk zur Erzielung besonderer Eigenschaften vor, aber nur in
Form eines Zusatzes zur weichmacherhaltigen Paste von Polyvinylchlorid, denn nur
diese ergibt im Gemisch mit der Polyvinylalkohollösung nach Einwirkung von Scherkräften
die erfindungsgemäße, mikroskopisch feine Verteilung, und nur durch die Gelierung
des Polyvinylchlorids entsteht daraus die erfindungsgemäße »mikrokapillare« Schicht.
Zwar wird in der älteren deutschen Patentschrift 910 960 unter den organischen,
wasserlöslichen Substanzen neben Stärke, Methylcellulose, Eiweißstoffen, Zucker
und Tragant auch Polyvinylalkohol aufgezählt. Aber gerade die Erwähnung von Zucker,
der ja keinerlei emulgierende Wirkung besitzt, beweist, daß die fraglichen wasserlöslichen
Stoffe eben nur ihrer Wasserlöslichkeit wegen angewandt werden sollen. Eine emulgierende
Wirkung wäre auch gar nicht notwendig, da die in Frage kommenden Bindemittel (vulkanisierbare
Natur- und Kunststofflatices) sowieso in höchstdisperser Form vorliegen.
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Den älteren Verfahren fehlt also die Erkenntnis, daß sich Polyvinylalkohollösung
und weichmacherhaltige Paste von Polyvinylchlorid in durchaus spezifischer Weise
unter Einwirkung von Scherkräften ineinander verteilen.
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Im einschlägigen Schrifttum wird wiederholt darauf verwiesen, wie
schwierig es ist, wasserlösliche Stoffe aus gelierten Polyvinylchloridschichten
herauszulösen. Kolloide ergeben diesbezüglich wesentlich größere Schwierigkeiten
als kristalloide, lösliche Salze. Auch beim Verfahren gemäß der Erfindung sind sie
nur zu meistern, weil die wasserunlösliche Phase und die wasserlösliche Phase zwei
einander im mikroskopischen Bereich völlig durchdringende Systeme bilden, deren
jedes sich durch die Oberfläche öffnet und damit erst die Auswaschbarkeit des Polyvinylalkohols
nach Trocknung und Gelierung der Schicht ermöglicht.
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Diese durchaus spezifische Verteilung der Polyvinylalkohollösung
in
der Polyvinylchloridpaste - oder, wenn man will, der Polyvinylchloridpaste in der
Polyvinylalkohollösung - ist das charakteristische Merkmal der Erfindung, welches
auch bei weiteren prioritätsälteren Veröffentlichungen fehlt, nach welchen Porosität
durch Herauslösen von Polyvinylalkoholfasern aus unlöslichen Kunststoffschichten
oder durch teilweise Sinterung von Polyvinylchloridpulver erzielt wird.
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Im Gegensatz zu den bisherigen Arbeitsweisen wird Form und Größe der
Poren beim erfindungsgemäßen Verfahren durch die ganz spezifische Verteilung von
Polyvinylalkohollösung und Polyvinylchlorid-Weichmacher-Paste unter Einwirkung von
Scherkräften ineinander vorbestimmt.
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Die erfindungswesentliche Einwirkung hoher Scherkräfte auf das Gemenge
von weichmacherhaltiger Polyvinylchloridpaste und wäßriger Polyvinylalkohollösung
kann dem vorveröffentlichten Schrifttum, insbesondere der deutschen Auslegeschrift
1011395, nicht entnommen werden. Wenn nach dieser deutschen Auslegeschrift Polyvinylchloridpaste,
Kaseinlösung und feinpulverisiertes Natriumchlorid in einer Knetmaschine gemischt
werden, so dient dieses nur der gründlichen Durchmischung, wie in Spalte 3, Zeile
59 angegeben. Eine streichfähige Polyvinylchloridpastenmasse angegebener Zusammensetzung
hat nämlich eine solche Konsistenz, daß sie bei Verarbeitung in einer Knetmaschine
zwar gut durchgemischt, aber einer nennenswerten Scherwirkung nicht unterworfen
wird.
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Der Sachkundige wird durch die deutsche Auslegeschrift 1011395 schon
deshalb nicht auf die erfindungsgemäße Anwendung hoher Scherkräfte hingelenkt, weil
bei Verwendung einer Mischung aus weichmacherhaltigen Polyvinylchloridpasten, Kaseinlösung
und Natriumchlorid selbst unter Einwirkung von Scherkräften stets nur reichlich
grobe, tropfenförmige Verteilungen entstehen, die nach dem Aufstreichen, Gelieren
und Auswaschen nicht eine mikrokapillare, sondern eine grob zerklüftete Struktur
besitzen. Daß , die Einwirkung von Scherkräften auf Gemenge wäßriger Polyvinylalkohollösungen
mit weichmacherhaltigen Polyvinylchloridpasten zu einer ganz neuartigen, die mikrokapillare
Struktur des Fertigproduktes bestimmenden Verteilung der Phasen ineinander führt,
das ist in der deutschen Auslegeschrift 1011395 weder beschrieben, noch kann
es daraus entnommen werden.
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Schließlich ist auch aus der deutschen Patentschrift 967403
ein Verfahren bekanntgeworden, Aufstriche aus weichmacherhaltigen Polyvinylchloridpasten
dadurch porös zu machen, daß man denselben Lösungen wasserlöslicher Substanzen,
gegebenenfalls unter Zusatz von Treibmitteln, einverleibt und die Aufstriche in
der üblichen Weise durch Gelieren verfestigt. Bei diesem Verfahren werden die wasserlöslichen
hochmolekularen Stoffe nach dem Gelieren nicht ausgewaschen, so daß die Entstehung
der Poren nur auf das Verdampfen des Wassers bzw. auf die Wirkung der Treibmittel
beim Trocknen bzw. Gelieren der Schichten zurückzuführen ist. Zwangsläufig sind
die so gewonnenen Überzüge infolge ihrer Durchsetzung mit Blasen unansehnlich und
mechanisch minderwertig.
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Alle bisher beschriebenen Verfahren führen zu Kunstlederschichten
mit Löchern oder Poren, die für Luft, Wasser und Wasserdampf durchlässig sind. Trotzdem
unterscheiden sich die so gewonnenen Kunstleder grundlegend von echtem Leder, weil
ihnen die Unzahl kapillarer Hohlräume fehlt, durch welche das Naturprodukt die Feuchtigkeit
der schwitzenden Haut absorbiert und von ihr fortleitet. Die luftdurchlässigen Kunstleder,
die nach den oben beschriebenen Verfahren hergestzllt werden, haben nur relativ
wenige, aber große Löcher oder Poren je Flächeneinheit, die wohl unter einem Druckgefälle
Luft und Wasserdampf durchlassen, aber keinerlei schweißaufsaugende Wirkung besitzen,
weil ihnen die Kapillaraktivität fehlt.
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D: mgegenüber erlaubt das Verfahren gemäß der Erfindung die Herstellung
von Polyvinylchloridschichten mit einer Unzahl feiner Poren und Kanäle, die vermöge
ihrer Kapillaraktivität Feuchtigkeit aufsaugen und weiterleiten. Diese für ein Bekleidungskunstleder,
insbesondere für einen Schuhoberstoff so wichtige Eigenschaft ist kombiniert mit
hoher Wasserdampfdurchlässigkeit.
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Das Verfahren zur Herstellung luft- und wasserdampfdurchlässigen Kunstleders
in Form von Gewebe- oder Folienkunstleder durch Überziehen und gegebenenfalls Tränken
eines Luft- und wasserdampfdurchlässigen Trägerstoffes, wie Gewebe, Gewirke oder
Vlies, oder einer gegebenenfalls geprägten, abziehbaren Unterlage mit Mischungen
von monomere und/oder polymere Weichmacher enthaltenden Pasten aus Polyvinylchlorid
oder vinylchloridhaltigen Mischpolymerisaten und wäßrigen Lösungen makromolekularer
Stoffe, Verfestigung der Überzüge und der gegebenenfalls eingebrachten Imprägnierungen
durch höhere Temperaturen, Auswaschen der wasserlöslichen Stoffe und Trocknen, besteht
erfindungsgemäß darin, daß das Gemenge aus einer weichmacherhaltigen Paste von Polyvinylchlorid
oder vinylchloridhaltigen Mischpolymerisaten mit einer wäßrigen Lösung von Polyvinylalkohol
und gegebenenfalls weichmachenden schwerflüchtigen Polyhydroxyverbindungen, vorzugsweise
zusätzlich in Gegenwart einer emulgierend wirkenden oberflächenaktiven Substanz,
der Einwirkung hoher Scherkräfte ausgesetzt wird, worauf die s:) hergestellte Beschichtungsmasse
auf den Trägerstoff aufgebracht und gegebenenfalls auch zu seiner Tränkung verwendet
wird, sodann durch Erwärmung auf Temperaturen bis 80°C von ihrem Wassergehalt befreit,
in bekannter Weise durch Erhitzen auf Temperaturen zwischen 140 und 200°C verfestigt
und gegebenenfalls als trägerlose Folie von der Unterlage abgezogen wird und schließlich
das Kunstleder in bekannter Weise durch Auswaschen mit Wasser von den wass-,rlös'ichen
Stoffen und durch einen anschließenden Trockenprozeß bei Temperaturen unter 100°C
vom Waschwasser befreit wird.
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Ein die gesamte Polyvinylchloridschicht gleichmäßig durchsetzendes
System mikroskopisch feiner und unter sich zusammenhängender Kanälchen wird nach
dem erfindungsgemäßen Verfahren gewonnen, indem eine Paste aus Polyvinylchlorid
und Weichmachern, die dem gewünschten Farbton entsprechend mit Pigmenten angefärbt
sein kann und mit einem der bekannten Stabilisatoren gegen die zerstörende Wirkung
von Hitze und Licht stabilisiert ist, zunächst mit einer wäßrigen Lösung von Polyvinylalkohol,
vorzugsweise in Gegenwart einer emulgierend wirkenden, oberflächenaktiven Substanz,
beispielsweise eine3 Alkylpolyäthylenoxyds, vermischt wird. Das Gemenge wird nunmehr
hohen Scherkr:If:en ausgesetzt. Beispielsweise einer mahlenden Behandlung zwischen
Flichen, die in geringem Abstand aneinander vorbeiglsiten. Für diese Behandlung
kommen die aus der Lack- und Farbenindustrie bekannten Walzenstühle in Frage. Überraschenderweise
wird
durch diese Behandlung die Polyvinylalkohollösung in Form mikroskopisch feiner,
zusammenhängender Partikeln so innerhalb der weichmacherhaltigen Polyvinylchloridpaste
verteilt, daß diese ihrerseits ein in sich zusammenhängendes, mikroskopisch feines
Netzsystem bildet. Die Zeichnungen F i g. 1 und 2 zeigen den inneren Aufbau dieser
Polyvinylchloridpaste - Polyvinylalkohollösung - Kombination in den verschiedenen
Verfahrensschritten. Durch Einwirkung der starken Scherkräfte, also beispielsweise
durch den Mahlprozeß, erhält man eine makroskopisch homogen erscheinende Streichpaste,
die im mikroskopischen Bereich inhomogen ist.
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Die so erhaltene pastöse Masse wird nun auf einen Trägerstoff wie
Gewebe, Gewirke oder Vlies aufgestrichen und dann durch vorsichtiges Erhitzen auf
Temperaturen bis 80°C das in der Polyvinylalkohollösung enthaltende Wasser verdunstet.
Nachdem dies geschehen ist, wird durch starkes Erhitzen auf Temperaturen zwischen
140 und 200°C die weichmacherhaltige Polyvinylchloridschicht geliert und verfestigt
und gegebenenfalls geprägt. Anschließend wird mit Wasser der Polyvinylalkohol ausgewaschen
und nach dem Abquetschen der Rest des Waschwassers durch Erwärmen auf Temperaturen,
die unter 100°C liegen, vertrieben. Nach dem Auswaschen weist die Polyvinylchloridschicht
eine über das ganze Schichtvolumen gleichmäßig verteilte, mikroskopisch feine Hohlraumnetzstruktur
auf. Diese verleiht der Beschichtung ein hervorragendes Wasseraufsaugvermögen sowie
Luft- und Wasserdampfdurchlässigkeit, da sie ein durchgehendes Kapillarsystem enthält,
das schließlich in der Faserstruktur des als Unterlage für die Beschichtung dienenden
Gewebes, Gewirkes oder Vlieses endet.
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Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, der wäßrigen Lösung des Polyvinylalkohols
weichmachende, schwerflüchtige Polyhydroxyverbindungen, wie Glyzerin, zuzusetzen.
Das Glyzerin übt auf den Polyvinylalkohol insofern eine weichmachende Wirkung aus,
als es die restlose Verdampfung des Wassers aus dem innerhalb des Polyvinylchloridaufstriches
feinverteilten Polyvinylalkoholnetzgerüst verhindert und ihm damit Geschmeidigkeit
und Bruchfestigkeit verleiht.
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Es hat sich als zweckmäßig erwiesen, neben einem oder mehreren der
bekannten Weichmacher für Polyvinylchlorid einen oder mehrere polymere Weichmacher
anzuwenden, vorzugsweise solche auf Polyurethan- oder Polybutadien-Acrylnitril-Basis.
Die Anwendung von polymeren Weichmachern, insbesondere vom Typ der mit Polyvinylchlorid
verträglichen Polyurethane, verleiht - in Kombination mit der mikroskopischen Feinheit
und Gleichmäßigkeit der untereinander zusammenhängenden Hohlräume - der Beschichtung
eine für einen porösen Film ungewöhnlich gute Reißfestigkeit, Knickfestigkeit und
Abriebfestigkeit.
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Die Viskosität der Paste aus Polyvinylchlorid oder den Mischpolymeren
des Vinylchlorids kann durch Mitverwendung von flüchtigen Stoffen, welche das Polyvinylchlorid
oder die Mischpolymeren des Vinylchlorids lösen, wie Cyclohexanon, oder mehr oder
minder quellen, wie Toluol, oder nicht lösen, wie Benzin, geregelt werden. Es hat
sich dabei als zweckmäßig erwiesen, diese Substanzen auch für das Auflösen fester
oder zähflüssiger Weichmacher zu verwenden. Es kann auch vorteilhaft sein, feste
oder zähflüssige Weichmacher, wie die oben erwähnten mit Polyvinylchlorid verträglichen
Polyurethane, in flüssigen Weichmachern zu lösen oder zu quellen und in dieser Form
mit dem Polyvinylchlorid oder den Vinylchloridmischpolymerisaten und den anderen
Bestandteilen zu vermischen, bevor die wäßrige Polyvinylalkohollösung zugemischt
wird.
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Die emulgierend wirkende, oberflächenaktive Substanz kann wahlweise
der weichmacherhaltigen Paste von Polyvinylchlorid oder dem Weichmacher allein oder
auch der Polyvinylalkohollösung zugesetzt werden. Wichtig ist, daß sie in dem Gemisch
aus Palyvinylchloridpaste und wäßriger Polyvinylalkohollösung enthalten ist, bevor
diese der Einwirkung starker Scherkräfte unterworfen wird.
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Die weichmacherhaltige Paste aus Polyvinylchlorid oder den Mischpolymeren
des Vinylchlorids kann in bekannter Weise mit Farbstoffen, Füllstoffen, Stabilisatoren
oder Alterungsschutzmitteln und im Falle der Mitverwendung vulkanisierbarer oder
vernetzbarer Substanzen mit den üblichen Vulkanisations- oder Vernetzungshilfsmitteln
vermischt werden.
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Es ist möglich, die erfindungsgemäß hergestellte Beschichtung nach
ihrer Verfestigung von einer gegebenenfalls geprägten Unterlage als trägerlose Folie
abzuziehen.
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Nach Verfahren gemäß der Erfindung hergestellte Gebilde können mit
gleichermaßen hergestellten Erzeugnissen und/oder mit anderen Luft- und wasserdampfdurchlässigen
Körpern wie Gewebe, Gewirke, Vlies oder Papier und/oder mit auf herkömmliche Weise
luft- und wasserdampfdurchlässig gemachten Kunstledern oder Folien verbunden werden.
Beispiel 1 1. Aus 300 Teilen Polyvinylalkohol, 1000 Teilen Wasser, 35 Teilen Glyzerin
wird eine Lösung hergestellt.
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2. Es wird eine weichmacherhaltige Paste von Polyvinylchlorid hergestellt
aus 100 Teilen verpastbarem Polyvinylchlorid, 30 Teilen Dioctylphthalat, 50 Teilen
einer Lösung von 12,5 Teilen eines mit Polyvinylchlorid verträglichen, linearen
Polyurethans in 37,5 Teilen Dibutylphthalat, 6 Teilen eines Alkylpolyäthylenoxydemulgators,
der den Emulsionstyp Wasser-in-Öl bildet, in Form eines Kondensationsproduktes der
Ölsäure mit Äthylenoxyd.
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2 Teilen Barium-Cadmiumlaurat, 2 Teilen Beinschwarz.
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Die unter 2 aufgeführte Paste wird mit 280 g der unter 1 angegebenen
Lösung in einem Planetenmischer vermischt und dann auf einem Dreiwalzenstuhl dreimal
angerieben.
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Danach wird die so gewonnene Beschichtungsmasse in mehreren Arbeitsgängen
auf ein Baumwollgewebe mit einem Quadratmetergewicht von 300 g gestrichen, und zwar
mit einer Auflagemenge von 500 g/m2, wobei jeder Aufstrich in einem geheizten Kanal
bei 75 bis 80°C vorgetrocknet wird.
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Nach dem Auftragen der gesamten Beschichtungsmasse wird diese bei
190 bis 200°C während 2 bis 5 Minuten ausgeliert. Anschließend wird das Produkt
geprägt. Dann wird es in mehreren Passagen auf einem
Färbejigger
durch Auswaschen mit Wasser von dem Polyvinylalkohol und dem Glyzerin befreit.
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Das in dem Kunstleder verbleibende Waschwasser wird durch Erhitzen
auf Temperaturen von 80°C in dem vorerwähnten Heizkanal verdunstet. Das getrocknete
Kunstleder wird durch punktweises Bedrucken mit einem Lack folgender Zusammensetzung
lackiert: 40 Teile hochdisperse Kieselsäure in mikroskopisch feiner Verteilung,
80 Teile einer Polyvinylchloridlösung, bestehend aus 10 Teilen Polyvinylchlorid,
20 Teilen Toluol, 40 Teilen Methyläthylketon, 30 Teilen Tetrahydrofuran, 0,3 Teilen
Barium-Cadmiumlaurat 25 Teile Polymethacrylat, gelöst in 100 Teilen Toluol.
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Man erhält ein Luft- und wasserdampfdurchlässiges Kunstleder, das
in einer Stunde, bezogen auf 100 m2, 1500 g Wasserdampf durchläßt, wenn die Prüfung
nach DIN 53122 durchgeführt wird. Beispiel 2 1. Aus 400 Teilen Polyvinylalkohol,
1000 Teilen Wasser, 200 Teilen Glyzerin wird eine Lösung hergestellt.
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2. Es wird eine weichmacherhaltige Paste von Polyvinylchlorid hergestellt
aus 100 Teilen verpastbarem Polyvinylchlorid, 70 Teilen Dioctylphthalat, 2 Teilen
Barium-Cadmiumlaurat, 8 Teilen Alkylpolyäthylenoxydemulgator, der den Emulgationstyp
Wasser-in-Öl bildet, in Form eines Kondensationsproduktes der Ölsäure mit Äthylenoxyd.
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Die unter 2 aufgeführte- Paste wird mit 350 g der unter 1 angegebenen
Lösung vermischt und auf einem Dreiwalzenstuhl dreimal angerieben.
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Danach wird die so gewonnene Beschichtungsmasse in mehreren Arbeitsgängen
auf ein Baumwollgewebe mit einem Quadratmetergewicht von 250 g gestrichen, und zwar
mit einer Auflagemenge von 600 g/m2, wobei jeder Aufstrich in einem geheizten Kanal
bei 75 bis 80°C vorgetrocknet wird.
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Nach dem Auftragen der gesamten Beschichtungsmasse wird diese bei
190 bis 200°C während 2 bis 3 Minuten ausgeliert.
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Anschließend wird das Produkt geprägt. Dann wird es in mehreren Passagen
auf einem Färbejigger durch Auswaschen mit Wasser von dem Polyvinylalkohol und dem
Glyzerin befreit.
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Das in dem Kunstleder verbleibende Waschwasser wird durch Erhitzen
auf Temperaturen von 80°C in dem vorerwähnten Heizkanal verdunstet. Das getrocknete
Kunstleder wird dann wie im Beispiel 1 mit einem Lack derselben Zusammensetzung
wie im Beispiel l lackiert.
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Man erhält ein Luft- und wasserdampfdurchlässiges Kunstleder, das
in einer Stunde, bezogen auf 100m2, 850 g Wasserdampf durchläßt, wenn die Prüfung
nach DIN 53122 durchgeführt wird.
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Die vorhergehenden Ausführungen in Verbindung mit den Ausführungsbeispielen
zeigen, daß die bisher bekanntgewordenen Arbeitsweisen den Sachkundigen vom Erfindungsgegenstand
wegführen. Erfindungsgemäß werden Erzeugnisse gewonnen, die sich grundsätzlich von
den bekannten Erzeugnissen auf dem in Rede stehenden Gebiet der Technik unterscheiden
und gegenüber dem Bekannten den Vorteil weisen, in Folge ihrer mikrokapillaren Schicht
der durch den neuen bisher nicht bekanntgewordenen kolloid-chemischen Verteilungsprozeß
der Komponenten der Streichmasse, und deren Verhalten beim Gelieren erzielt wird
und dadurch Fertigerzeugnisse darstellen, die ein hervorragendes Aufsaugevermögen
für Wasser und Schweiß aufweisen.