DE145015C - Verfahren zum gleichzeitigen Einölen, Stärken oder Beschweren von Geweberohstoffen und zur Behandlung von Gewebefäden oder fertigen Geweben. - Google Patents

Description

KAISERLICHES

PATENTAMT.

Die hauptsächlich aus Stärke oder Dextrin bestehenden Appreturmittel weisen alle den Übelstand auf, daß sie die gleichzeitig mit ihnen aufgebrachten Füllstoffe auf dem Faden 5 oder dem Gewebe nur unvollkommen festhalten. Auf diese Weise ist die vorteilhafte Wirkung, welche durch den Füllstoff herbeigeführt werden soll, von Zufällen abhängig und in Frage gestellt, da der Füllstoff während der mechanischen Bearbeitung der Gewebestoffe (Krempeln, Streichen, Spinnen, Weben) als Staub ausfällt.

Bisher hat man die einzelnen Arbeitsvorgänge des Einölens und des Stärkens zuzüglieh des Beschwerens bei Gewebestoffen, so daß die Füllstoffe während der vorgenannten Vorgänge der Bearbeitung in denselben festgehalten werden, überhaupt nicht in einer einzigen Behandlung" vereinigen können.

Der Zweck vorliegender Erfindung ist:

i. Das Einölen sowie das Stärken und Füllen oder Beschweren unter Anwendung eines einzigen Bades mit Kasein zu vollziehen.

2. Die Gewebe, Fäden oder Rohstoffe in dauerhafter Weise zu stärken und zu beschweren, indem das Kasein als Bindemittel der Stoffe zum Füllen oder Beschweren verwendet wird.

* Diese Wirkung beruht auf der gallertartigen Beschaffenheit des Kaseins, seiner Bildsamkeit, seiner Fähigkeit, in Seifenlösungen aufzuquellen und darin mit Ölen Lösungen zu bilden, die eine sehr große Menge von schweren Füllstoffen in Suspension zu erhalten vermögen.

Das Verfahren zerfällt in folgende zwei Teile:

1. Das Einölen, Stärken und Beschweren der Gewebestoffe in einem einzigen Bade, in der gewöhnlichen Art des Einölens und

2. Stärken und Beschweren oder Füllen allein, in Anwendung auf den Schuß, die Kette oder das ganze Gewebe.

• τ. Es wird folgendes Bad hergestellt:

Kasein 16 Teile,

Seife 8 -

Mineral- oder anderes Öl 60

Wasser 300

Füllstoffe 200 - .

Das zur Verwendung kommende Kasein muß frei von sauren Verunreinigungen sein. Andernfalls sind diese durch Zusatz von Alkali, Soda oder dergl. zu neutralisieren. .

Dieses Bad wird in folgender Weise zusammengesetzt:

Das zur Entfernung saurer Verunreinigungen event, mit Soda versetzte Kasein wird eine Stunde lang in der kalten Seifenlösung eingeweicht. Dann wird das Öl hinzugefügt und unter Umrühren im Wasserbade erwärmt, ohne es zum Sieden kommen zu lassen. Hierauf werden die Füllstoffe in dieser Lösung verrührt und das Ganze auf ein Sieb gebracht.

Diese auf ungefähr 50 ° C. erhaltene Lösung läßt man auf die unbearbeiteten oder ent-

fetteten' Gewebe stoffe einwirken',¹ indem mäh _:< dabei, ,.ebenso wie .,bei dem üblichen Einölen, verfährt.

Auf 1800 kg Rohstoff sind im Mittel 300 1 des angegebenen Bades zu verwenden.

2. Das Stärken und Beschweren der Kettenfäden oder des Gewebes wird gewöhnlich beim Schlichten oder durch Einweichen der Garnsträhne vorgenommen.

Zur Herstellung des Stärke- und Füllbades verwendet man:

. Kasein 12 Teile,

Mineralöl 2 . -

Seife 4

Kaolin 70

AYasser 200 - .

Falls nicht vollkommen gereinigtes Kasein

zur Anwendung kommt, empfiehlt sich auch noch ein geringer Zusatz von Natriumkarbonat.

Dieses Bad wird wie das gewöhnliche Schlichtebad verwendet.

Es ist klar, daß die vorstehend angegebenen Mengenverhältnisse je nach dem Füllstoffe, der Biegsamkeit und dem gewünschten Grade des Stärkens Änderungen unterliegen können. Es -bleibt,-hierbei nur festzuhalten, daß auf kg des Stoffes zum Füllen oder Beschweren g trockenes Kasein zu verwenden sind.

An Stelle trockenen Kaseins kann auch wasserhaltiges Kasein, wie weicher Käse aus abgeschöpfter Milch, gebraucht werden. In diesem Falle ist die Menge des Käsestoffes unter Berücksichtigung des Wassergehaltes entsprechend zu erhöhen.

Claims (1)

1. Patent-Anspruch :

   Verfahren zum gleichzeitigen Einölen, Stärken oder Beschweren von Geweberohstoffen und zur Behandlung von Gewebefäden oder fertigen Geweben, gekennzeichnet durch die Benutzung eines Bades, das durch Auflösen von Kasein und Öl oder, im Falle der Verwendung für Gewebefäden und fertige Gewebe, auch von Kasein allein in einer Seifenlösung und unter Zusatz der als Beschwermittel dienenden Masse hergestellt ist.