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Verfahren zum Vorbehandeln bzw. Entsehliehten von Garnen und Geweben vor dem Färben.
Textilfäden werden vor dem eigentlichen Webprozess mit einem fadenschliessenden Mittel behandelt, d. h. sie werden geschlichtet. In den meisten Fällen müssen diese Schlichten vor dem Färben wieder entfernt werden. Je nach der Art dieser Schlichtemittel macht die Entfernung derselben mehr oder weniger grosse Schwierigkeiten. Da es sich in den meisten Fällen bei diesen Sehliehtemitteln um
Produkte handelt, welche grössere oder kleinere Mengen Öl, Fett, Harz, Kunstharz oder ähnliche Körper enthalten, wird die Entschlichtung praktisch immer mit emulgierenden Mitteln, wie Seifen, Fettlösern usw., vorgenommen.
Bei Garnen und Geweben, welche weniger alkaliempfindlich sind, wie beispiels- weise Baumwolle und Hydratocellulose (Viskose und Kupferseide), werden in der Praxis meist stark alkalische Bäder zum Entschlichten verwandt, wobei eine Verseifung der Öle und Fette eintritt und damit ein besseres Auswaschen erzielt wird. Handelt es sich aber um Garne und Gewebe aus Cellulose- ester (z. B. Aeetatseide), so müssen zum Abkochen solcher Gewebe schon verhältnismässig schwach alkalische Bäder ausscheiden wegen des leichten Angriffes auf solehe Fasern. Da weiter bei zunehmender Temperatur der Angriff stark zunimmt, ist die Gefahr der Verwendung auch schwach alkalischer Mittel besonders gross. Deshalb werden üblicherweise zum Vorbehandeln bzw.
Entschliehten alkaliempfindliche
Garne und Gewebe 1-2 g eines Fettlösers und 2-3 g Marseillerseife pro Liter angegeben. Es wurde auch schon vorgeschlagen bzw. ist bekannt, dass man derartige Gewebe ohne Schädigung z. B. der A0etatseide mit alkalischen Bädern behandeln könne, wenn das verwendete Alkali in seiner Einwirkung auf die Faser gebremst wird. Als solche bremsende Stoffe sind bekannt : Leim, Sulfitablauge u. ähnl. kolloide Körper. Eine genügende Bremswirkung wurde bei der Anwendung solcher bekannter Stoffe nicht erreicht. Es wurde dagegen gefunden, dass man bei gleicher Alkalität der Bäder (pH-Wert) eine viel stärkere Bremswirkung erzielt, wenn man als Abkoehmittel alkalische Silikatlösungen verwendet.
Wird beispielsweise ein Gewebe aus Acetatseide mit Seife-Soda, Leim-Soda oder Soda allein und anderseits mit einer Silikatlösung abgekocht, wobei alle Bäder den gleichen pH-Wert haben, so ist der Angriff auf die Faser bei der Silikatlösung am geringsten. Neben der sehr günstigen Wirkung auf die Faser wird nach dem neuen Verfahren eine vollkommenere Entschlichtung erzielt. Diese vollkommene Entschlichtung tritt besonders augenfällig zutage, wenn es sich um die Entfernung von schwerlöslichen oder verharzten Schlichten handelt, insbesondere bei Schlichten, die aus Leinöl in Lösungsmitteln oder als Emulsion, Stärke und Stärkeerzeugnis, Kunstharz, Celluloseester-oder Mischungen dieser oder ähnlicher Körper, mit oder ohne Zusatz von Ölen oder Fetten, besteht.
Es hat sich immer wieder gezeigt, dass zur Entfernung praktisch aller Schlichten und sonstigen Schmutzes die Entschlichtung bzw. Abkochbäder eine gewisse Alkalität haben müssen, um diese Aufgabe zu erfüllen. Die sehr mild wirkende Alkalität der Silikatlösungen erfüllt diese Aufgabe technisch in hervorragender und rentabelster Weise. Als grundsätzlich neu kann man deshalb die Anwendung derselben in Verbindung mit oder ohne Weichmacher zum Entfernen von Schlichten aus Garnen und Geweben vor dem Färben bezeichnen.
Da nun besonders reine Textilfasern, also gut entschlichtete, zu einer gewissen Sprödigkeit neigen, werden dieselben in der Praxis mit sogenannten Weich-oder Geschmeidigmaehern behandelt.
Es hat sich bei dem neuen Verfahren gezeigt, dass man mit bester Wirkung solche Weichmacher schon dem alkalischen Silikatbad zusetzen kann, die zur Faser eine gewisse Substantivität haben. Das substantive Aufziehen solcher Weichmacher wird zweifellos durch das stärkere aber ungefährlichere alkalische Silikatbad begünstigt.
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Beispiele :
1. Ein Gewebe ganz aus Viskosekunstseide, welches als Schlichte Leinöl oder Leinölemulsionsschlichte oder in Kette und Schuss beides getrennt enthält, wird in einem Bade, welches 6 cm"Natron- wasserglas vom spez. Gew. 1-350 oder eine äquivalente Menge Kaliwasserglas/Liter enthält, 1 Stunden bei 45-50 C eingeweicht und ohne zu spülen in einem Bade von gleichem Wasserglasgehalt mit 0-5 cm3 Wasserstoffsuperoxyd/Liter und 1 g Igepon/Liter als Weichmacher 1# Stunden bei 90-95 C abgekocht und gespült.
2. Ein Gewebe ganz oder zum Teil aus Acetatseide, geschlichtet wie im Beispiel 1 beschrieben, wird in einem Bade mit 4 cm"Wasserglas und 0-5 cm"Wasserstoffsuperoxyd als Weichmacher 1. 5 g Igepon/Liter 1% Stunden bei 75-78 C abgekocht und gespült.
3. Gewebe na-h Beispiel 1 oder 2, jedoch mit Stärke, Kunstharzschlichten usw., mit oder ohne Zusätze von Ölen und Fetten, geschlichtet, werden in einem Bade mit 3 cm3 Wassergals/Liter 1# Studnen bei 45-50 C eingeweicht und ohne zu spülen in einem Bade von gleichem Wasserglasgehalt, 1 g Natrium- Perborat und 1 g Gardinol als Weichmacher 1% Stunden bei 90 bzw. 750 C abgekocht und gespiilt.
4. Ein Mischgewebe aus z. B. Acetatseide und Wolle, welches nach den Beispielen 1-3 geschlichtet sein kann, wird in einem Bade mit 2 cm3 Wasserglas und 2 g Cykloran/Liter als Weichmacher zwei Stunden bei 40 C eingeweicht und auf dem gleichen Bade mit 0-5 cm"Wasserstoffsuperoxyd pro Liter 1% Stunden bei 75-78 C abgekocht und gespült.
PATENT-ANSPRÜCHE :
1. Verfahren zum Vorbehandeln bzw. Entsehlichten von Garnen und Geweben vor dem Färben, insbesondere alkaliempfindliehe, wie Celluloseester und tierische Fasern, welche als Schlichte Leinöl in Lösungsmitteln oder als Emulsion Stärke und Stärkeprodukte, Kunstharze, Celluloseester, Eiweissprodukte oder Mischungen dieser oder ähnlicher Körper mit oder ohne Zusätze von Ölen oder Fetten
EMI2.1
verwendet.