DE144296C - - Google Patents

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KAISERLICHES
PATENTAMT.
Seit der Erfindung des Albuminpapiers ist
oft versucht worden, andere Eiweißkörper, vor allem die Case'ine an Stelle des Hühnereiweiß als Bindemittel photographischer Schichten zu verwenden.
Die bisher zu diesem Zweck beschriebenen Methoden haben das Gemeinsame an sich, daß sie ausnahmslos die Löslichkeit der Case'ine in Alkalien ■ benutzen, wonach z. B. zur Herstellung eines Auskopierpapieres Caseine in verdünnten wäßrigen Lösungen von kaustischen oder kohlensauren Alkalien gelöst und mit Chloriden ■ (eventuell anderen Halogenmetallen) versetzt werden, worauf mit dieser Lösung geeignetes Papier überzogen wird. Nach dem Trocknen dieser Schicht wird auf einer Silbernitratlösung gesilbert, welche in der Schicht das Chlorid in Chlorsilber überführt, während aus der Case'inalkalienverbindung unlösliches oder schwerlösliches Case'insilber abgeschieden wird. Die innige Vermischung von Chlorsilber mit Case'insilber in einer Schicht liefert eine auskopierbare lichtempfindliche photographische Schicht. Leider fehlt diesen im wesentlichen aus Chlorsilber und Case'insilber bestehenden Schichten die zur praktischen Brauchbarkeit photographischer Schichten unbedingt notwendige Widerstandsfähigkeit gegen die Einflüsse der! verschiedenen Goldlösungen, Fixierbäder und Waschungen, in denen sie leicht erweichen oder sich sogar auflösen. Zusätze von Eiweiß gerbenden Stoffen, wie Formalin, Alaune usw., vermögen den erwähnten Übelstand nur unvollkommen zu beseitigen und haben leicht andere Nachteile im Gefolge.
Das den Gegenstand vorliegender Erfindung bildende Verfahren zur Herstellung photographischer Schichten vermeidet die angeführten Übelstände vollkommen und liefert äußerst widerstandsfähige Schichten, indem es die Case'ine nicht als Silberverbindung, sondern in anderer Form auf der Unterlage fixiert.
Die Caseine lösen sich nämlich nicht nur in Alkalien, sondern auch in verdünnten anorganischen und organischen Säuren, indem sie hierbei gelatinöse, in der Kälte koagulierende Lösungen ergeben. Eine derartige in der Wärme flüssige Lösung wird nun, wie die Erfinder beobachteten, durch verschiedene silberfreie Salzlösungen, z. B. Haloidsalze (Natriumchlorid, Bromammonium, Jodkalium usw.) Sulfate (Natriumsulfat, Ammoniumsulfat usw.) und andere Salze gefällt, und die entstandene flockige Fällung ist weder in einem Überschuß der zugefügten Salzlösung, noch in Wasser löslich.
Diese Eigenschaft saurer Lösungen von Case'inen bietet nun ein wertvolles Hülfsmittel, um vermittels Casei'nen photographische Platten und Papiere herzustellen.
Im allgemeinen kann hierbei folgendermaßen verfahren werden:
In Wasser eingerührtes Casein wird durch Zusatz irgend einer verdünnten Säure bei mäßigem Erwärmen in Lösung gebracht, wobei eine hyaline, gelatinöse Lösung entsteht.. Mit dieser Lösung wird eine geeignete Unterlage (Glasplatte, Zelluloidfolie, Papier usw.) warm überzogen, worauf die Schicht beim Abkühlen erstarrt und hochglänzend eintrocknet. Die getrocknete, vorerst noch leicht in Wasser

Claims (1)

  1. lösliche Schicht wird nun durch Baden oder Schwimmenlassen mit einer Lösung eines beliebigen Halogenmetalls unlöslich gemacht, wobei eine zur Bildung von Halogensilber genügende Menge Haloidsalz sich der Casemschicht inkorporiert. Man kann hierbei je nach dem gewünschten Endprodukt Chloride, Bromide oder Jodide oder beliebige Gemische von zweien oder dreien derselben verwenden. Die
    ίο resultierende Schicht hat vorzügliche physikalische Eigenschaften; sie ist zäh wie Leder, permeabel für Flüssigkeiten und kann durch Zusatz von Glyzerin oder einem ähnlichen hygroskopischen Körper beliebig geschmeidig erhalten werden. Durch Behandlung mit einem Silberbade, d. i. einer neutralen oder schwach sauren Silbernitratlösung, wird die Schicht lichtempfindlich gemacht, indem das Silbernitrat sich mit dem der Schicht inkorporierten Halogenmetall in Halogensilber umsetzt. Je nachdem man die Casei'nlösung mit Chloriden oder Bromiden fixiert hat, erhält man wenig empfindliche auskopierbar ChlorsilbercaseYnschichten oder hochempfindliche entwickelbare Bromsilbercasei'nschichten.
    Selbstverständlich lassen sich hierbei die in der Photochemie allgemein bekannten Hülfsmittel zur Steigerung der Empfindlichkeit und der Farbenempfindlichkeit, ferner die verschiedenen Modifikationen und Kombinationen verschiedener Silberverbindungen zur Erreichung besonderer Effekte ebenfalls in das Verfahren einbeziehen.
    So läßt sich für Auskopierschichten Chlorsilber mit Bromsilber, mit Silberchromat, mit Silberphosphat usw. kombinieren durch Zusätze von Bromiden, Chromaten und Phosphaten zum Chloridbade oder Einschalten eines besonderen, die betreffenden Salze enthaltenden Bades vor oder nach dem Silberbade, durch Zusätze von geeigneten optischen (Eosinen, Chinolinrot oder anderen Farbstoffen) oder chemischen (Alkaloide,,Tannine, Glycoside usw.) Sensibilisatoren zur sauren Casei'nlösung oder zum Bromidbade kann optische Sensibilisierung oder erhöhte Empfindlichkeit bei Bromsilber oder Bromjodsilber oder Jodsilbercase'inschichten erzielt werden, kurz die Anwendbarkeit der neuen photographischen Schicht ist eine ganz allgemeine und nicht an einem bestimmten photographischen Prozeß gebunden.
    Als Beispiel für die Anwendung des neuen Verfahrens möge die Herstellung eines Silberauskopierpapieres, wofür sich das neue Verfahren ganz besonders eignet, nachstehend beschrieben werden.
    In 9 1 Wasser werden 800 g reines Milchcasei'n eingetragen und in die angewärmte Mischung eine Lösung von 250 g Zitronensäure in ι 1 Wasser eingerührt. Die Masse wird hierdurch flüssig und opalisierend durchscheinend. Man fügt nun 100 bis 800 g Glyzerin zu und filtriert warm.
    Diese Lösung wird warm (etwa 35 bis 500), z. B. vermittels einer geeigneten Maschine, auf gewöhnliches oder barytiertes photographisches Rohpapier aufgetragen, genau wie eine Gelatineemulsion, und das überzogene Papier hierauf getrocknet.
    Das trockene Papier wird dann langsam durch oder über eine 3 bis 7prozentige Lösung von Chlornatrium oder Chlorammonium gezogen, so daß die Schicht gut von der Chloridlösung durchdrungen wird. Es verbleibt dabei genügend Zitronensäure in der Schicht, um beim nachherigen Silbern des Papieres Chlorsilber neben Silbercitrat in richtigen Mengenverhältnissen zu bilden.
    Das getrocknete oder noch feuchte Papier wird hierauf analog wie beim Chloridbade auf einer Silberlösung schwimmen gelassen oder in geeigneter Weise darüber gezogen, der Überschuß des adhärierenden Bades abgestreift und getrocknet.
    Das fertige Papier kopiert rasch in angenehmen Tönen und kann sehr lange aufbewahrt werden, ohne seine guten Eigenschaften zu verlieren. Darauf kopierte Bilder können leicht in Rhodan- oder neutralen Goldbädern, auch im Tonfixierbade gefärbt und in üblicher Weise fixiert werden, wobei sie in den Bädern vollkommen flach liegen, genau wie Albuminpapier. Sie zeigen eine außerordentliche feste, zähe und trotzdem geschmeidige Schicht, die gegen mechanische Verletzungen außerordentlieh widerstandsfähig ist. Die Haltbarkeil der fertigen Bilder ist bedeutend, so daß die nach diesem Verfahren hergestellten Papiere in keiner Weise den besten bekannten Papieren nachstehen.
    Patent-A ν speuch:
    Verfahren zur Herstellung photographischer Schichten vermittels Casei'nen, dadurch gekennzeichnet, daß eine Lösung aus Caseihen in verdünnten Säuren vermittels silberfreier Salzlösungen gefällt bezw. auf der Unterlage fixiert wird, worauf vermittels des Sensibilisierungsbades der lichtempfindliehe, bildgebende Körper in der unlöslichen Case'inschicht erzeugt wird.
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