-
Die Erfindung betrifft ein Walzgerüst mit einem die Walzen lagernden
Ständerpaar oder Ständerrahmen, bei dem die Walzspaltebene durch Verlagerung des
einen kreisbogenförmig ausgebildeten Fußteil aufweisenden Ständerpaares oder Ständerrahmens
in einer ortsfesten Kreisbogenführung um mindestens 90° verdrehbar ist.
-
Walzgerüste dieser Art sind bereits durch die österreichischen Patentschriften
196 333 und 202 098 bekanntgeworden. Sie werden in Walzenstraßen für Knüppel, Profile,
Mittel- und Feineisen sowie Draht eingesetzt, innerhalb welcher in bestimmter Reihenfolge
Horizontalgerüste und Vertikalgerüste aufgestellt sind, um auf das durchlaufende
Walzgut im Wechsel aus verschiedenen Richtungen verformend einwirken zu können.
-
Diese bekannten Walzgerüste können nur mit Walzenpaaren bestückt werden,
die ein einziges Walzkaliber aufweisen. Die Kalibrierung des Walzenpaares muß dabei
so angeordnet sein, daß sie sich mit dem Mittelpunkt der zur Verstellung des Ständerpaares
oder Ständerrahmens vorgesehenen ortsfesten Kreisbogenführung dauernd deckt, weil
es sonst nämlich nicht möglich ist, jedes beliebige dieser Walzgerüste je nach Bedarf
wahlweise als Horizontalgerüst oder Vertikalgerüst innerhalb der Walzenstraße einzustellen.
-
Bei diesen bekannten Walzgerüsten ist es in hohem Maße nachteilig,
daß nur Walzenpaare mit einem einzigen Walzkaliber verwendet werden können, weil
es dann nämlich notwendig ist, beim Übergang auf ein anderes Walzprofil zumindest
einen großen Teil der Walzenpaare innerhalb der Walzenstraße auszutauschen. Ein
solches Vorgehen ist aber nicht nur zeitraubend und umständlich, sondern stellt
einen wirtschaftlichen und kostengünstigen Betrieb der Walzenstraße überhaupt in
Frage.
-
Durch die deutsche Patentschrift 957 930, die deutsche Auslegeschrift
1018 375 und die Bekanntmachungsunterlagen derPatentanmeldung I 5843, 7a, 7 sind
zwar auch schon Walzgerüste bekanntgeworden, in die wahlweise Kassetten mit horizontalen
oder vertikalen Walzensätzen eingebaut werden können, deren jeder mit mehreren auf
die Walzachse einstellbaren Kalibern versehen ist. Hierdurch ist zwar die Möglichkeit
gegeben, mit einem eingebauten WalzensatzmehrereverschiedeneProfile auszuwalzen
und damit einen wirtschaftlicheren Betrieb einer Walzenstraße zu erreichen. Da es
aber beim Übergang von einem Walzprofil auf ein anderes auch öfter notwendig ist,
die Reihenfolge der hintereinander stehenden Horizontal- und Vertikalwalzgerüste
zu verändern, haftet auch dieser bekannten Bauart von Walzgerüsten noch ein wesentlicher
Nachteil an. Ein Wechsel in der Reihenfolge der hintereinander stehenden Horizontal-
und Vertikalwalzgerüste macht es nämlich jeweils notwendig, Kassetten mit Horizontalwalzen
gegen solche mit Vertikalwalzen und umgekehrt auszutauschen. Die für den Kassettenwechsel
notwendigen Stillstandszeiten der Walzenstraße sind immerhin beträchtlich.
-
Die zuletzt beschriebene Gattung von Walzgerüsten hat auch noch den
weiteren Nachteil eines sehr komplizierten und verwickelten Aufbaus. Es ist nämlich
notwendig, jedem der in der Walzenstraße vorgesehenen Walzgerüste für die Einstellung
der verschiedenen Walzkaliber auf die Walzachse zwei getrennte Verstellvorrichtungen
zuzuordnen. Die eine Verstellvorrichtung ist nämlich notwendig, um beim Einbau einer
Kassette mit Horizontalwalzen die verschiedenen Kaliber dieser Horizontalwalzen
auf die Walzachse ausrichten zu können, während die andere erforderlich ist, um
beim Einbau einer Kassette mit vertikalen Walzen die Einstellung der verschiedenen
Kaliber auf die Walzachse vornehmen zu können.
-
Durch die Erfindung sollen sämtliche Nachteile der vorstehend beschriebenen
bekannten Walzgerüste beseitigt werden.
-
Ausgehend von einem Walzgerüst mit einem die Walzen lagernden Ständerpaar
oder Ständerrahmen, bei dem die Walzspaltebene durch Verlagerung des einen kreisbogenförmig
ausgebildeten Fußteil aufweisenden Ständerpaares oder Ständerrahmens in einer ortsfesten
Kreisbogenführung um mindestens 90° verdrehbar ist, liegt der Erfindung die Aufgabe
zugrunde, ein solches Walzgerüst so auszugestalten, daß die Kalibereinstellung auf
die Walzachse mit Hilfe nur einer einzigen Verschiebevorrichtung erreicht werden
kann, gleichgültig, ob die Walzspaltebene nun horizontal oder vertikal verläuft,
oder ob sie innerhalb des möglichen Verstellbereiches irgendeine andere Winkellage
einnimmt. Es soll also der Anlagenaufwand für ein derartiges Walzgerüst bei gleichzeitiger
Vergrößerung seines Einsatzbereiches wesentlich vereinfacht werden.
-
Nach der Erfindung wird das in erster Linie dadurch erreicht, daß
das Ständerpaar oder der Ständerrahmen auf dem Fußteil in Richtung einer Parallelen
zur Kaliberebene verschiebbar und feststellbar geführt ist.
-
Eine solche Ausgestaltung macht es nämlich möglich, die Verschiebevorrichtung
für die Einstellung der verschiedenen Walzkaliber auf die Walzachse unmittelbar
in den Fußteil einzubauen. Bei einer Verlagerung der Walzspaltebene bleibt daher
die Verschiebevorrichtung in jedem Falle mit dem Ständerpaar oder Ständerrahmen
im Verstelleingriff. Damit wird es sogar möglich, gleichzeitig mit einer Verlagerung
der Walzspaltebene auch eine andere Kalibereinstellung vorzunehmen, so daß der Übergang
von einem bestimmten Walzprofil auf ein anderes in kürzester Zeit erfolgen kann,
ohne daß die Walzenstraße stillgesetzt werden müßte.
-
Durch die ältere, nicht zum Stand der Technik gehörende deutsche Patentschrift
1172 636 ist zwar bereits ein Kippgerüst mit Antriebseinrichtung zum wahlweisen
Einbau als Horizontal- oder Vertikalgerüst offenbart, bei dem die Walzspaltebene
durch Verlagerung des einen Fußteil aufweisenden Ständerpaares oder Ständerrahmens
um 90° verdrehbar ist, und bei dem das Ständerpaar oder der Ständerrahmen auf dem
Fußteil in Richtung einer Parallelen zur Kaliberebene verschiebbar und feststellbar
geführt ist. Das Kippgerüst nach dem älteren Vorschlag ist dabei gekennzeichnet
durch Zuordnung einer um 45° gegenüber der Horizontalen geneigten Schwenkachse,
um welche das Gerüst einschließlich Sohlplatte und/oder das Kammwalzengetriebe um
180° von der horizontalen Anordnung in die vertikale Anordnung oder umgekehrt schwenkbar
ist. Eine solche Anordnung liegt jedoch außerhalb des Schutzbereichs der vorliegenden
Erfindung. Sie hat im übrigen, ebenso wie die vorbekannten Walzgerüst-Ausführungsformen,
den wesentlichen Nachteil, daß bei der Betriebsstellung als Horizontalwalzgerüst
zur
Kalibereinstellung eine andere Verschiebevorrichtung herangezogen
werden muß als sie in der Betriebsstellung als Vertikalwalzgerüst zur Kalibereinstellung
benutzt werden kann. Auch nach diesem älteren' Vorschlag ergibt sich daher ein entsprechend
hoher Anlagenaufwand. Auch die Kalibereinstellung kann nur vorgenommen werden, nachdem
das Walzgerüst entweder in die Horizontal- oder die Vertikallage eingefahren worden
ist.
-
Nach einem weiterbildenden Erfindungsmerkmal zeichnet sich das Walzgerüst
aus durch einen vorzugsweise mit Selbstsperrung arbeitenden Verstellantrieb für
das Ständerpaar oder den Ständerrahmen.
-
An Hand der Zeichnung soll der Gegenstand der Erfindung nunmehr eingehend
beschrieben werden. Es zeigt F i g. 1 in rein schematischer Draufsichtdarstellung
eine nur horizontale Walzgerüste enthaltende Straße für mehradrigen Betrieb, F i
g. 2 ebenfalls in rein schematischer Draufsichtdarstellung eine abwechselnd aus
Horizontal-und Vertikalwalzgerüsten bestehende Walzenstraße für einadrigen Walzbetrieb,
F i g. 3 in rein schematischer Darstellung ein erfindungsgemäßes Walzgerüst in Anordnung
als Horizontalwalzgerüst, in Walzrichtung gesehen, F i g. 4 in einer der F i g.
3 entsprechenden Darstellung ein erfindungsgemäßes Walzgerüst in Anordnung als Vertikalwalzgerüst
und F i g. 5 ein erfindungsgemäßes Walzgerüst in einer den F i g. 3 und 4 entsprechenden,
rein schematischen Darstellung sowie in einer gegenüber den F i g. 3 und 4 abgewandelten
Arbeitsstellung.
-
Walzenstraßen zum gleichzeitigen Verwalzen mehrerer Walzadern
A und B bestehen, wie F i g. 1 erkennen läßt, aus einer Mehrzahl von
Horizontalwalzgerüsten G1 bis G6, durch die die Walzadern A und B nacheinander hindurchlaufen.
Derartige Walzenstraßen dienen der Herstellung von Walzgut mit verhältnismäßig großen
Toleranzbereichen.
-
In F i (1. 2 ist eine Walzenstraße dargestellt, innerhali)
welcher Vertikalgerüste V l, V3, V 5 im Wechsel mit Horizontalgerüsten
H 2, H 4, H 6 hintereinander aufgestellt sind. In einer solchen Walzenstraße
wird immer nur eine Ader C verwalzt, und zwar kann mit geringsten Toleranzbereichen
gearbeitet werden, wie sie bei der Walzung von Spezialstahl vorgegeben sind.
-
Unter Verwendung von Walzgerüsten, wie sie in den F i g. 3 bis 5 der
Zeichnung schematisch dargestellt sind, ist es möglich, Walzenstraßen zu erstellen,
die in kürzester Zeit von der Walzart nach F i g. 1 auf die Walzart nach F i g.
2 oder umgekehrt umgestellt werden können.
-
Um das zu erreichen, ist das Walzenständerpaar oder der Ständerrahmen
1, in welchem die Walzen 2 und 3 lagern, in einer Führung 4 eines Baukörpers 5 angeordnet.
Die Führung 4 ermöglicht eine Verlagerung des Ständerpaares bzw. Ständerr ahmens
1 mit den Walzen 2 und 3 in einer quer zur Walzlinie liegenden Vertikalebene, derart,
daß die Walzspaltebene x-x mindestens um 90= verdreht werden kann.
-
Besonders zweckmäßig ist es, die Führung 4 als Kreisbogenführung auszubilden
und in dieser das Ständerpaar bzw. den Ständerrahmen 1 über einen segmentförmigen
Fußteil 6 verschiebbar und in jeder Stellung feststellbar zu lagern. Besonders zweckmäßig
ist es, wenn der Mittelpunkt 7 der Kreisbogenführung 4 sich mit der Walzachse deckt.
In diesem Falle ist nämlich die Walzspaltebene x-x um die Walzachse verlagerbar.
-
Sind die im Ständerpaar oder Ständerrahmen 1 lagernden Walzen 2 und
3 als Kaliberwalzen ausgebildet, dann ist es zweckmäßig, daß Ständerpaar oder den
Ständerrahmen 1, wie F i g. 5 zeigt, entlang der Sehne 8 des segmentförmigen Fußteils
6 verschiebbar und in jeder Lage feststellbar zu führen. Dadurch kann nämlich die
Achse jedes Kalibers genau auf den Mittelpunkt 7 der Führung 4 ausgerichtet werden,
so daß auch in diesem Falle die Walzachse mit dem Mittelpunkt 7 der Führung 4 übereinstimmt.
Des weiteren ist es möglich, den die Führung 4 aufweisenden Baukörper 5 in den Pfeilrichtungen
y-z auf dem Fundament verschiebbar und feststellbar zu gestalten. Diese vielfältige
Verstellbarkeit gibt die Möglichkeit, die Walzgerüste gemäß den F i g. 3 bis 5 nicht
nur leicht von Horizontal- auf Vertikalgerüste oder umgekehrt umzustellen, sondern
bei Bedarf ist es auch möglich, diese Walzgerüste selbst als Drallvorrichtung einzusetzen.
-
In Abweichung von der in den F i g. 3 bis 5 dargestellten Ausführungsform
eines erfindungsgemäßen Walzgerüstes ist es auch möglich, das Ständerpaar oder den
Ständerrahmen mit Kreisform oder nahezu Kreisform zu gestalten und mit seiner Umfangsfläche
auf Gleitflächen oder Stützrollen ruhend vorzusehen. Durch diese Anordnung ist an
sich die gleiche Wirkung erzielbar wie durch die Anordnung gemäß den F i g. 3 bis
5.
-
Zum Zwecke der Umstellung der Walzgerüste von Horizontal- auf Vertikalbetrieb
oder umgekehrt wird zweckmäßig im Baukörper 5 ein mit Selbstsperrung arbeitender
Verstellantrieb für das Ständerpaar oder den Ständerrahmen vorgesehen. Dieser kann
beispielsweise am segmentförmigen Fußteil 6 des Ständerpaares oder Ständerrahmens
1 angreifen, der in der Kreisbogenführung 4 bewegbar ist. Die Antriebsaggregate
für die Walzen 2 und 3 sind zweckmäßig am Ständerpaar oder Ständerrahmen 1 montiert.