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Verfahren zur Herstellung von antilipämisch wirksamen Alkalisalzen
von Dextranschwefelsäureestern Es ist bekannt, daß die sulfatierten Polysaccharide
auf dem Gebiet des Fettstoffwechsels und der Arteriogenese eine Rolle spielen. Wegen
ihrer weiteren Eigenschaft, eine Verlängerung der Gerinnungszeit des Blutes zu bewirken,
können sie jedoch nicht ohne weiteres zur Verhütung und Heilung von Krankheiten,
die durch Hyperlipämie im Blut verursacht werden, wie Arteriosklerose, angewendet
werden, da es bei ihrer Verabreichung erforderlich ist, die Blutgerinnungszeit unter
Aufsicht eines Mediziners laufend zu bestimmen. Wenn die sulfatierten Polysaccharide
beispielsweise zur Behandlung von Hyperlipämie verwendet werden, wird selbst bei
wesentlich niedrigerer Dosierung, als bei Verwendung als Antikoagulan, die Blutgerinnungszeit
verlängert, wobei dies bei Anwendung über einen längeren Zeitraum in einem beachtlich
größeren Ausmaß stattfindet. Die mit ihrer fortgesetzten Verabreichung verbundene
unvermeidliche Hemmung der Blutkoagulierungsfähigkeit führt zu einer ernsten Beschränkung
der klinischen Anwendung von sulfatierten Polysacchariden bei der Behandlung der
Arteriosklerose.
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Es ist ein Verfahren zur Herstellung von Polysaccharidpolyschwefelsäureestern
bekannt, bei welchem man Pyridinium-N-sulfotrioxyd unter Verwendung von Formamid
als Lösungsmittel und unter Erwärmen auf Polysaccharide oder Salze von saure oder
basische Gruppen enthaltenden Polysacchariden einwirken läßt. Die hierbei erhältlichen
Produkte besitzen tlutgerinnungshemmende Eigenschaften, deren Wirkung bei Anwendung
als Arzneimittel in Form ihrer Alkalisalze verwertet wird.
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Die erfindungsgemäß herstellbaren Alkalisalze von Dextranschwefelsäureestern
haben demgegenüber praktisch keine antiokoagulierende Aktivität, jedoch eine lipolytische
Aktivität. Das erfindungsgemäße Verfahren liefert bei Durchführung in technischem
Maßstab gute Ausbeuten.
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Unter Produkten, die praktisch keine antikoagulierende Wirkung, jedoch
lipolytische Wirkung haben, werden solche verstanden, bei deren Anwendung über eine
längere Zeit nicht die Gefahr besteht, daß die Koagulierungszeit des Blutes verlängert
wird, und bei deren klinischer Anwendung somit die Notwendigkeit, die Koagulierungszeit
des Blutes durch häufige Blutentnahme zu bestimmen und zu überwachen, nicht besteht.
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Das erfindungsgemäße Verfahren zur Herstellung von antilipämisch
wirksamen Alkalisalzen von Dextranschwefelsäureestern, die praktisch keine antikoagu
lierende Wirkung besitzen, durch Veresterung von Dextran mit einem Sulfonierungsmittel
in Formamid
als Lösungsmittel, ist dadurch gekennzeichnet, daß man je 1 Gewichtsteil
Dextran, dessen grundmolare Viskositätszahl in Wasser bei 25"C, 0,025 bis 0,055
beträgt, mit 0,025 bis 1,250 Volumteilen Chlorsulfonsäure in Gegenwart von 5 bis
15 Volumteilen Formamid bei einer Temperatur zwischen der Gefriertemperatur des
Reaktionsgemisches und etwa 10"C unter Rühren umsetzt, den gebildeten Dextranschwefelsäureester
mit Hilfe eines mit Wasser mischbaren organischen Lösungsmittels ausfällt, den abgetrennten
Ester in an sich bekannter Weise mit einer wäßrigen Lösung eines Alkalihydroxyds
oder Alkalicarbonats in das Alkalisalz überführt und dieses in an sich bekannter
Weise reinigt.
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Zweckmäßig wird das Reaktionsgemisch vor dem Ausfällen des Dextranschwefelsäureesters
auf eine Temperatur von etwa 20 bis 35C erwärmt und unter ständigem Rühren 1 bis
etwa 24 Stunden auf dieser Temperatur gehalten.
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Die Verfahrensprodukte sind Alkalisalze, wie Natrium- und Kaliumsalze,
von Dextranschwefelsäureestern mit einer grundmolaren Viskositätszahl von 0,020
bis 0,050, gemessen in einer 0,7molaren Lösung des betreffenden Salzes bei 25"C,
und einem Schwefelgehalt von 2,0 bis 13,0 Gewichtsprozent.
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Die grundmolare Viskositätszahl [j der Alkalisalze des Dextransulfats
wird durch die folgenden Formeln definiert: [] lime. .OQnYir)/C limc. . worin #r
= #/#0, #sp = (#-#0)/#0 = #r-1 wobei die Viskosität der Lösung, die = die Viskosität
des Lösungsmittels, C = die Konzentration in g1100 ml ist.
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Die grundmolare Viskositätszahl wird für die verschiedenen Konzentrationen
graphisch bestimmt, indem man (lzr)/C und rysp/C in Abhängigkeit von C aufträgt.
Die Viskositätsmessungen werden mit dem Ubbelohde-Viskosimeter ausgeführt.
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Der Schwefelgehalt der Natrium- und Kaliumsalze des Dextransulfats
wird nach der Methode von Schönigerbestimmt.(W.Schöniger,Mikrochim. Acta, 1956,
S. 869 bis 876).
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Im Hinblick auf den während der Durchführung des Verfahrens eintretenden
Abfall des ]-Wertes muß das als Ausgangsmaterial verwendete Dextran einen []-Wert
von 0,025 bis -0,055 besitzen, damit der ]-Wert des Endproduktes in dem gewünschten
Bereich liegt.
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Ein solches Dextran kann in hier nicht beanspruchter Weise durch
Einwirkung von Leuconostoc mesenteroides auf Rohrzucker, anschließende Hydrolyse
des dabei erhaltenen nativen Dextrans in wäßriger Lösung unter Verwendung einer
Säure und Waschen des so erhaltenen Produkts mit einem organischen Lösungsmittel,
wie beispielsweise Aceton oder Methanol, hergestellt werden. Als für diese Hydrolyse
zu verwendende Säure ist beispielsweise eine Mineralsäure, wie Salzsäure oder Schwefelsäure,
geeignet, und in Gegenwart dieser Säuren sollen Temperatur und Hydrolysezeit so
eingeregelt werden, daß die relative Viskosität der schließlich hydrolysierten Flüssigkeit
unterhalb 1,30 liegt.
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Für die erfindungsgemäße Veresterung des Dextrans mit Chlorsulfonsäure
ist Pyridin als Lösungsmittel, wie es bei dem bekannten Verfahren zur Herstellung
von sulfatierten Polysacchariden verwendet wird, nicht geeignet, um ein Dextransulfat
mit niederem Veresterungsgrad in reinem Zustand und mit guter Ausbeute zu erhalten.
Der Grund liegt darin, daß hierbei der Polymerisationsgrad des Dextransulfats zu
stark abfallen würde, da dieses in jedem Fall auf über 60"C erhitzt und umgesetzt
werden muß. Ferner erniedrigt sich auf Grund der erforderlichen wiederholten Entfärbungsarbeitsgänge
oder Abtrenn- und Ausfällungsarbeitsgänge die Ausbeute am Endprodukt in erheblichem
Maße, und überdies bildet ein Teil des Dextransulfats mit dem Pyridin Salze. Weiterhin
ist es zur Entfernung des zum Teil durch die Kolloideigenschaften des Dextransulfats
adsorbierten oder damit vermischten stark toxischen Pyridins notwendig, weitere
Arbeitsgänge, wie Dialyse u. dgl., durchzuführen, die sich über viele Stunden erstrecken.
Diese Dialyse hat noch den weiteren Nachteil, daß nicht nur das Pyridin, sondern
auch das Dextransulfat durch die Membran wandert, was eine weitere Erniedrigung
der Ausbeute zur Folge hat.
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Dagegen kann bei der erfindungsgemäßen Veresterung in Formamid als
Lösungsmittel die Reaktionstemperatur unterhalb 30"C gehalten werden, wobei das
Ausmaß des Abfalls des Polymerisationsgrades und die Verfärbung im Vergleich mit
der Pyridinmethode sehr gering sind. Es besteht daher keine Notwendigkeit für wiederholte
Entfärbungs-oder Trennungs- und Ausfällungsarbeitsgänge, welche eine Erniedrigung
der Ausbeute verursachen würden.
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Darüber hinaus sind selbst dann, wenn das als Lösungsmittel verwendete
Formamid mit dem Endpro dukt vermischt sein sollte, auf Grund der niedrigen Toxizität
des Formamids im Vergleich zu Pyridin keine Dialysearbeitsgänge notwendig, welche
die Ausbeute nachteilig beeinflussen würden. Da Formamid sich mit Alkali, welches
während der Reinigung des Dextransulfats nach der Beendigung der Reaktion zugegeben
wird, leicht in Ammoniak und Ameisensäure zersetzt, kann es leicht völlig von den
Reaktionsprodukten durch Reinigungsarbeitsgänge abgetrennt werden, wobei kationische
und anionische Austauschharze verwendet werden können.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren beträgt die Ausbeute an Dextransulfat
das Drei- bis Vierfache der Ausbeute, die nach dem bekannten Verfahren unter Verwendung
von Pyridin als Lösungsmittel erhalten wird.
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Bei der Durchführung der Umsetzung unter den vorstehend aufgeführten
Bedingungen wird es vorzugt, entweder das Dextran in Formamid zu lösen und dann
tropfenweise dazu allmählich unverdünnte Chlorsulfonsäure zuzugeben oder unter Rühren
allmählich eine Mischung von Chlorsulfonsäure und einem Teil des Formamids, das
zur Auflösung des Dextrans verwendet wird, zu dem Dextran, welches in dem Rest des
Formamids gelöst ist, zuzugeben und anschließend die Reaktion während 1 bis 5 Stunden
unter Rühren oder Schütteln fortzusetzen.
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Zur Vervollständigung der Reaktion kann die Reaktionszeit auch auf
etwa 24 Stunden ausgedehnt werden.
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Bei der vorstehend beschriebenen Zugabe von Chlorsulfonsäure oder
der Lösung von Chlorsulfonsäure in Formamid zu der Lösung des Dextrans in Formamid
wird es bevorzugt, daß die erstere oder letztere Lösung allmählich zugegeben wird,
wobei tropfenweise Zugabe besonders wünschenswert ist.
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An der Berührungsstelle der beiden Lösungen muß ein Temperaturbereich
zwischen 10"C und der Gefriertemperatur der gemischten Lösung eingehalten werden.
Wenn die beiden Lösungen wie vorstehend gemischt werden, ist es möglich, da der
Gefrierpunkt der gemischten, erhaltenen Lösung allmählich abfällt, ein Kühlmittel
zuzugeben und die Temperatur der beiden Lösungen im Vergleich zu derjenigen, bei
welcher sie zuerst in Berührung kamen, zu erniedrigen.
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Die Einhaltung des vorstehend genannten Temperaturbereichs ist notwendig,
da der Abfall des Polymerisationsgrades des Dextransulfats mit einem ]-Wert von
0,020 bis 0,050 am stärksten in dieser Stufe erfolgt und dieser Abfall des Polymerisationsgrades
so gesteuert werden muß, daß der gewünschte End-[}-Wert erreicht wird. Außerdem
wird so eine Verfärbung des Produkts vermieden. Ferner wird dadurch die Zersetzung
der Chlorsulfonsäure und damit die Veresterung so gesteuert, daß das Dextransulfat
einen Schwefelgehalt 2,0 bis 13,0 Gewichtsprozent enthält.
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In dem vorstehend genannten Temperaturbereich vollzieht sich der
größte Teil der Veresterung. Zur Vervollständigung der Veresterung kann die Temperatur
jedoch während der Endstufen der Reaktion auf etwa 20 bis 35C gesteigert werden.
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Das so gebildete Dextransulfat kann leicht durch Zugabe der Reaktionsmischung
zu einem organischen, mit Wasser mischbaren Lösungsmittel, wie Aceton oder Methanol,
ausgefällt werden. Obwohl die in dem Ausfällungsmittel enthaltenen Verunreinigungen
dann praktisch durch Dekantieren oder Zentrifugieren abgetrennt werden können, wird
es, um die adsorptiv an das Dextransulfat gebundenen Verunreinigungen vollständig
zu entfernen, empfohlen, das abgetrennte Dextransulfat in so wenig Wasser wie möglich
zu lösen, anschließend Alkali, z. B. eine 400/,ige Natrium- oder Kaliumhydroxydlösung
unter Kühlung und Rühren zu dieser Lösung zuzugeben, kurzzeitig zu erhitzen und
anschließend die Lösung mit einem kationischen oder anionischen Austauschharz im
Einzelansatz oder nach der Säulenmethode zu behandeln. Das verwendete kationische
Austauschharz kann entweder ein stark saures oder ein schwach saures Harz sein,
während das anionische Austauschharz entweder stark basisch oder schwach basisch
sein kann.
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Nach der Vervollständigung des Ionen au stausches wird das Dextransulfat
in das Natrium- oder Kaliumsalz übergeführt, danach entfärbt und filtriert. Das
Filtrat wird dann entweder gefriergetrocknet oder zu einer überschüssigen Menge
eines organischen Lösungsmittels zugesetzt, welches mit Wasser mischbar ist, wie
beispielsweise Aceton oder Methanol. Nach Abtrennung des Natrium- oder Kaliumsalzes
des Dextransulfats wird dieses mit Methanol oder Äther gewaschen, worauf es unter
vermindertem Druck und bei niedriger Temperatur getrocknet und anschließend pulverisiert
wird.
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Die Ausbeute an so erhaltenem Dextransulfatsalz beträgt, bezogen
auf das eingesetzte Dextran, zwischen 70 und 110 Gewichtsprozent.
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Weiterhin ist es auch möglich, in den Reinigungsstufen durch 3- bis
4malige Wiederholung der Abtrennungs- und Ausfällungsstufen, die der Alkalizugabe
folgen, ein reines Natrium- oder Kaliumsalz des Dextransulfats herzustellen, das
keine Verunreinigungen mehr enthält.
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In diesem Fall beträgt die Ausbeute, bezogen auf das Dextran, 30
bis 40 o/o; die lipolytische Aktivität und die Toxizität werden jedoch nicht beeinflußt.
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Für die Natrium salze von Dextranschwefelsäureestern, deren Schwefelgehalt
etwa 16 bis 17 Gewichtsprozent betrug, deren g jedoch verschiedene Werte aufwies,
wurden bei Untersuchung der Beziehung, die zwischen dem [8] und der lipolytischen
Wirkung der antikoagulierenden Wirkung bzw. der Toxizität besteht, die in der Ab
b. 1 aufgezeigten Ergebnisse erhalten.
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Ein Maß für die lipolytische Wirkung des Dextransulfatsalzes ist
der in dem Blut bei intravenöser Einspritzung des Natliumsalzes des Dextransulfats
induzierte Klärfaktor, d. h. die klärende Wirkung der sogenannten aktiven plasmahaltigen
Lipoproteinlipase in vitro auf eine, wie folgt, hergestellte Emulsion: Zuerst wurde
das Natriumsalz des Dextransulfats mit einer Dosis von 0,5 mg/100 g Körpergewicht
Ratten mit einem Körpergewicht zwischen 150 und 250 g durch ihre Schenkelvenen injiziert.
10 Minuten
nach der Injektion wurden dieAbdomina eingeschnitten und Blut aus der
Abdominalaorta mit einer Spritze entnommen, welche 0,2 ccm einer 10 obigen Natriumcitratlösung
enthielt. Das entnommene Blut wurde während 5 Minuten bei 2000 U/min zentrifugiert
und das Plasma abgetrennt. 1 ccm davon wurde gründlich mit 2 ccm einer Emulsion
gemischt, welche durch Zugabe von 2 Tropfen einer 20 0/0eigen Sesamölemulsion zu
10 com eines 1 1/15molaren Phosphatpuffers mit einem pH-Wert von 7,4 hergestellt
wurde, und nachfolgend 25 ccm menschliches Plasma (es wurde getrocknetes normales
menschliches Plasma verwendet) damit vermischt und anschließend diese Mischung während
einer Stunde bei 37C inkubiert.
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Dann wurde die Mischung spektrophotometrisch bei 630 bis 650 mCu gemessen
(A).
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Daran anschließend wurde diese Mischung 2 Stunden bei 37C inkubiert
und erneut auf ihre Trübung in derselben Weise gemessen (B). Die Verminderung der
Trübung [(A)-(B), ausgedrückt als -log T-Wert] wurde als lipolytische Wirkung betrachtet.
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Zu Vergleichszwecken wurden neben den vorstehenden Bestimmungen ähnliche
Messungen mit dem Plasma von Ratten vorgenommen, welche nicht mit dem Natriumsalz
des Dextransulfats behandelt worden waren.
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Die antikoagulierende Wirkung wurde in internationalen Standard-Heparineinheiten
entsprechend der biochemischen quantitativen Methode, wie sie in »Pharmacopeia of
the United States«, 16. Auflage, 1960, S. 319, beschrieben ist, gemessen. Die biologische
Toxizität wurde durch intravenöse Einspritzung in Mäuse entsprechend der Behrens-Karber-Methode
bestimmt.
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In der A b b. 1 zeigt die Kurve a in allen Fällen die Beziehung zwischen
der lipolytischen Wirkung, die durch intravenöse Injektion einer isotonischen Natriumchloridlösung
mit einem Gehalt an 0,5 Gewichtsprozent der Probe hervorgerufen wurde, des Natriumsalzes
von Dextransulfat und deren 9-Wert, und die Kurven b und c, welche durch getrennte
Bestimmungen von der vorstehenden erhalten wurden, die Beziehungen zwischen der
antikoagulierenden Wirkung und dem a1-Wert bzw. der LD50 und dem i1-Wert des Natriumsalzes
des Dextransulfats.
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Aus A b b. 1 ergibt sich, daß bei konstantem Schwefelgehalt mit zunehmender
grundmolarer Viskositätszahl die antikoagulierende Wirkung des Natriumsalzes des
Dextransulfats ansteigt, die lipolytische Wirkung und die Toxizität dagegen abfallen.
Um Produkte mit genügend hoher lipolytischer Wirkung bei gleichzeitig ausreichend
niedriger antikoagulierender Wirkung und Toxizität zu erhalten, ist sicherzustellen,
daß der 71-Wert weniger als 0,050 beträgt.
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Da andererseits bei übermäßig geringem 21-Wert die Herstellung und
Gewinnung des Natriumsalzes des Dextransulfats schwierig ist und das Natriumsalz
der sulfatierten Glucose, welche den Grundbaustein des Dextranmoleküls darstellt,
kaum eine lipolytische Wirkung zeigt, muß der 11-Wert mindestens 0,020 betragen.
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A b b. 2 zeigt die Ergebnisse, die bei Verwendung von isotonischen
Natriumchloridlösungen mit einem Gehalt von 0,5 Gewichtsprozent der Natriumsalze
von Dextransulfaten mit unterschiedlichen Schwefelgehalten, jedoch praktisch konstanten
27-Werten zwischen 0,033 und 0,037 erhalten wurden. Die Kurven d und e zeigen die
lipolytische Wirkung an
Ratten bei intravenöser Injektion in Dosen
von 0,5 mg/100 g Körpergewicht und 0,05 mg/100 g Körpergewicht.
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Bei getrennter Bestimmung der antikoagulierenden Wirkung und der
LD50 wurden die Kurven f bzw. g der A b b. 2 erhalten.
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Aus A b b. 2 ist ersichtlich, daß das Natriumsalz des Dextransulfats
mit einem Schwefelgehalt von 2,0 bis 13 Gewichtsprozent praktisch keine antikoagulierende
Wirkung, jedoch eine sehr hohe lipolytische Wirksamkeit bei niedriger Toxizität
besitzt.
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Aus A b b. 1 und 2 ergibt sich zusammenfassend, daß das Natriumsalz
des Dextransulfats mit einem Schwefelgehalt von 2,0 bis 13,0 Gewichtsprozent und
einem 1y-Wert von 0,020 bis 0,050 praktisch keine antikoagulierende Wirkung hat,
jedoch eine sehr hohe lipolytische Wirksamkeit besitzt.
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Das Kaliumsalz des Dextransulfats zeigt ebenfalls Wirkungen, welche
völlig identisch mit den vorher aufgeführten Wirkungen des Natriumsalzes des Dextransulfats
sind.
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Wie durch Kurve e in A b b. 2 gezeigt wird, läßt sich im Fall der
intravenösen Injektion des Natriumsalzes des Dextransulfats bei Ratten in einer
Dosierung von 0,05 mg/100 g Körpergewicht keine lipolytische Wirkung feststellen,
wenn der Schwefelgehalt weniger als etwa 14 Gewichtsprozent beträgt.
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Das Natriumsalz des Dextransulfats mit einem Schwefelgehalt von etwas
mehr als 14 Gewichtsprozent zeigt zwar in einer Dosis von 0,05 mg/100 g Körpergewicht
eine lipolytische Wirkung und wäre somit zur Heilung der Hyperlipämie geeignet,
jedoch bewirkt dieses Salz des Dextransulfats, wie aus der Kurve in A b b. 2 hervorgeht,
eine beträchtliche Hemmung der Blutgerinnungsfäbigkeit und kann daher nicht sicher
und über einen langen Zeitraum bei der Behandlung der Hyperlipämie verbunden mit
Arteriosklerose verwendet werden. Dies steht dem Hauptzweck der Erfindung entgegen,
welcher darin besteht, ein Medikament herzustellen, welches praktisch keine antikoagulierende
Wirkung besitzt, jedoch eine lipolytische Wirkung aufweist.
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Es wurde gefunden, daß die erfindungsgemäß herstellbaren Verbindungen
bei Injektion in die Venen des menschlichen Körpers die lipolytische Wirkung bei
einer Dosierung von 1,2 bis 6,0 mg/kg, d. h. etwa 1,2 antikoagulierenden Aktivitätseinheiten
je Kilogramm voll induzieren und daß dabei kaum irgendwelche Nebenreaktionen, wie
Hemmung der Blutkoagulierung, auftreten.
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Bei einem Vergleich des erfindungsgemäß hergestellten Natriumsalzes
eines Dextransulfats mit einer grundmolaren Viskositätszahl von 0,040 und einem
Schwefelgehalt von 2,8 Gewichtsprozent (1) in einer Dosierung von 1,2 antikoagulierenden
Aktivitätseinheiten je Kilogramm mit dem Natriumsalz eines Dextransulfats mit höherem
Veresterungsgrad, dessen grundmolareviskositätszahl 0,028 und dessen Schwefelgehalt
etwa 16,8 Gewichtsprozent betrug (II) und mit Heparin (III), wobei sämtliche Proben
intravenös an den menschlichen Körper verabreicht wurden, wurden die in A b b. 3
gezeigten Ergebnisse erhalten.
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Demnach besitzt I eine lipolytische Wirkung, die etwa um das 1,Sfache
höher ist als diejenige von II, und die etwa das 3- bis 4fache derjenigen von III
beträgt.
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Im oberen Teil der A b b. 3 sind die zeitlichen Veränderungen des
Cholesteringehaltes im Blut nach
intravenöser Injektion von I, II und III dargestellt.
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Die Kurve al zeigt den Gesamt-Cholesteringehalt im Blut, die Kurve,
den Gehalt an ,B-Lipoproteingebundenem Cholesterin im Blut, jeweils nach Verabweichung
von I. Die Kurven bl und ba bzw. die Kurven e1 und c2 zeigen die entsprechenden
Ergebnisse nach intravenöser Injektion von II bzw. III.
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Aus diesen Kurven ergibt sich, daß bei intravenöser Injektion von
I der Cholesteringehalt im Blut deutlich abfällt, wohingegen II und III in dieser
Hinsicht keine Wirksamkeit zeigen, wenn diese in der entsprechenden, hinsichtlich
der antikoagulierenden Eigenschaften noch keine schädlichen Nebenreaktionen im menschlichen
Körper hervorrufenden Dosis von 1,2 Ein heiten je Kilogramm verabreicht werden.
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Die folgenden Beispiele erläutern die Erfindung.
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Beispiel 1 In 1 1 Formamid wurden 100 g gründlich getrocknetes Dextranpulver
({Z13 = 0,038) aufgelöst. Dazu wurden unter Kühlung in einem Bad aus Trockeneis
und Aceton 9 ccm Chlorsulfonsäure tropfenweise zugegeben, während kontinuierlich
bei unterhalb 5"C gerührt wurde. Anschließend wurde die Lösung allmählich erwärmt
und danach 2 Stunden bei 25"C geschüttelt.
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Die Reaktionslösung wurde dann in 3,61 Aceton gegossen. Nach Dekantierung
und Abtrennung wurde der erhaltene sirupöse Niederschlag in einer geringen Menge
Aceton gewaschen und dieser Niederschlag in 300 ccm Wasser gelöst. Dann wurden unter
Kühlung dieser Lösung auf unterhalb 5"C unter Verwendung eines Kühlmittels 60 ccm
einer 40 0/0eigen Natriumhydroxydlösung tropfenweise zugegeben und anschließend
unter Erwärmen und fortgesetztem Rühren während 20 Minuten bei 10 bis 20"C die Reaktion
fortgesetzt. Die Lösung wurde dann durch eine mit kationischen und anionischen Austauschharzen
gepackte Säule gegeben und anschließend mit 1 n-Ätznatronlösung neutralisiert. Danach
wurde die Lösung nach Entfärbung mit Aktivkohle in eine große Menge Aceton eingegossen
und das ausgefällte Natriumsalz des Dextransulfats durch Dekantieren oder Zentrifugieren
abgetrennt. Nach dessen gründlicher Waschung mit trockenem Methanol und Äther in
der angegebenen Reihenfolge wurde es unter vermindertem Druck bei einer Temperatur
unterhalb 20° C getrocknet und dann pulverisiert. Die Ausbeute betrug 70 g und das
erhaltene Produkt bestand aus einem weißen, hygroskopischen, amorphen Pulver, dessen
Schwefelgehalt 2,8 Gewichtsprozent betrug. Der Cpf-Wert war 0,036 und die LD50 15,5
g/kg.
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Beispiel 2 Zu der gemäß Beispiel 1 durch Zersetzung des aus der Reaktionslösung
erhaltenen sirupösen und mit Aceton gewaschenen Niederschlags mit Alkali hergestellten
wäßrigen Lösung wurden allmählich 1,41 Aceton unter Rühren zugegeben. Danach wurde
das durch Dekantieren abgetrennte Natriumsalz des Dextransulfats gesammelt. Nach
erneuter Auflösung desselben in 300 ccm Wasser wurden vorsichtig 1,2 1 Aceton wie
vorhergehend zugegeben und das Natriumsalz des Dextransulfats erneut ausgefällt.
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Nach zweimaliger, aufeinanderfolgender Wiederholung der Trenn- und
Ausfällungsarbeitsgänge in derselben Weise wurde die Entfärbung und Filtrierung
wie im Beispiel 1 durchgeführt und anschließend das Filtrat gefriergetrocknet. Die
Ausbeute betrug 30 g, und das erhaltene Produkt enthielt keine anorganischen Sulfate
oder andere Verunreinigungen.
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Beispiel 3 100 g Dextran mit einer grundmolaren Viskositätszahl von
0,036 wurden in 0,8 1 Formamid gelöst und damit 100ccm Chlorsulfonsäure, wie im
Beispiel 1 beschrieben, umgesetzt. Danach wurde auf 25"C erwärmt und während 5 Stunden
geschüttelt und die weitere Behandlung wie im Beispiel 1 beschrieben, durchgeführt.
Es wurde das Natriumsalz des Dextransulfats erhalten. Der Schwefelgehalt betrug
12,1 ozon [11] = 0,032 und die LD50 = 5,7 g/kg. Die Ausbeute betrug 110 g.
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Beispiel 4 50 g gründlich getrocknetes Dextranpulver ([nJ = 0,038)
wurden in 0,51 Formamid gelöst. Dazu wurden unter Kühlen der Lösung 50 ccm Chiorsulfonsäure
unter dauerndem Rühren allmählich tropfenweise zugegeben.
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Im Verlauf dieser Arbeitsweise fiel die Temperatur der Lösung bei
Fortschreiten der Zugabe der Chlorsulfonsäure von einer Anfangstemperatur der Lösung
vor der Zugabe von 5,0°C auf eine Temperatur von -20"C am Ende der Zugabe. Danach
wurde die Lösung unter ständigem Rühren 3 Stunden lang auf der Temperatur von -20"C
gehalten. Die Lösung wurde darauf der im Beispiel 1 beschriebenen Behandlung unterworfen,
wobei 64 g Natriumsalz von Dextranschwefelsäureester mit einem Schwefelgehalt von
12,0 O/o, einer Viskositätszahl von [rl = 0,034 und einem LD50-Wert von 5,5 g/kg
erhalten wurden.
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Patentansprüche: 1. Verfahren zur Herstellung von antilipämisch wirksamen
Alkalisalzen von Dextranschwefelsäureestern, die praktisch keine antikoagulierende
Wirkung besitzen, durch Veresterung von Dextran mit einem Sulfonierungsmittel in
Formamid als Lösungsmittel, dadurch gekennzeichn e t, daß man je 1 Gewichtsteil
Dextran, dessen grundmolare Viskositätszahl in Wasser bei 25"C 0,025 bis 0,055 beträgt,
mit 0,025 bis 1,250 Volumteilen Chlorsulfonsäure in Gegenwart von 5 bis 15 Volumtellen
Formamid bei einer Temperatur zwischen der Gefriertemperatur des Reaktionsgemisches
und etwa 10°C unter Rühren umsetzt, den gebildeten Dextranschwefelsäureester mit
Hilfe eines mit Wasser mischbaren organischen Lösungsmittels ausfällt, den abgetrennten
Ester in an sich bekannter Weise mit einer wäßrigen Lösung eines Alkalihydroxyds
oder Alkalicarbonats in das Alkalisalz überführt und dieses in an sich bekannter
Weise reinigt.