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Verfahren zum Behandeln feinteiliger Feststoffe mit polaren, oberflächenaktiven
Substanzen zur Verhinderung des Zusammenbackens Die vorliegende Erfindung betrifft
ein Verfahren zum Behandeln von feinteiligen Feststoffen mit minimalsten Mengen
von polaren, oberflächenaktiven Substanzen in Mischaggregaten zur Verhinderung des
Zusammenbackens. Das Verfahren ist dadurch gekennzeichnet, daß man feinteilige Feststoffe
mit einer Wasserhaut von 5 bis 20, vorzugsweise 8 bis 15 Molekülschichten belegt
und anschließend mit den oberflächenaktiven Substanzen in einer Menge behandelt,
die einer 1- bis 20fachen, vorzugsweise 3-bis 10 fachen, Molekülschicht entspricht.
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Es ist bekannt, feinteilige Feststoffe mit oberflächenaktiven Substanzen
zu mischen, um diesen spezielle Eigenschaften, besonders im Hinblick auf ihre Rieselfähigkeit
zu verleihen. Diese Präparationsverfahren benötigen aber entweder einen erheblichen
technischen Aufwand oder eine verhältnismäßig große Menge des verwendeten oberflächenaktiven
Stoffes.
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Es wurde nun ein einfaches und vielseitig anwendbares Verfahren gefunden,
das schon beim Einsatz von sehr geringen Mengen polaren, oberflächenaktiven Stoffes
dennoch eine außergewöhnlich gute Rieselfähigkeit des feinteiligen Feststoffs ergibt.
Außerdem zeichnen sich die so präparierten Substanzen vorteilhafterweise durch eine
extrem hohe Schüttdichte aus.
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Das neue Verfahren zum Behandlen von feinteiligen Feststoffen mit
minimalsten Mengen polarer, oberflächenaktiver Substanzen ist an die Einhaltung
der folgenden Bedingungen geknüpft, daß erstens auf der Oberfläche der zu präparierenden
Substanz eine definierte Wasserkonzentration eingehalten wird. Überraschenderweise
hat sich nämlich gezeigt, daß eine definierte Belegung der Oberfläche mit polaren,
oberflächenaktiven Stoffen nur dann stattfindet, wenn auf ihr eine Wasserhaut in
der Größenordnung von 5 bis 20 Molekülschichten (der Berechnung der Belegung der
Oberfläche wurden die Oberflächenwerte zugrunde gelegt, die nach dem Blaine-Test
ermittelt wurden. Zur Bestimmung der Oberfläche nach dem Blaine-Test, s. ASTM-Bulletin
Nr. 118 [1942]) vorhanden ist (Beispiel 1 und 2) und daß zweitens die Menge der
polaren, oberflächenaktiven Substanz auf die spezifische Oberfläche des zu präparierenden
Materials derart abgestimmt ist, daß sie etwa einer Belegung von 1 bis 20 Molekülschichten
entspricht.
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Größere Mengen an polarem, oberflächenaktivem Stoff bringen überraschenderweise
keine weitere Verbesserung der Eigenschaften, z. B. der Rieselfähigkeit (Beispiel
3).
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Die Molekülschichten Wasser bzw. oberflächenaktive Substanz lassen
sich auf die folgende Weise in die entsprechenden Mengen Wasser bzw. polare, oberflächenaktive
Substanz umrechnen:
Bei der Berechnung der Wassermenge wird der bekannte effektive
Flächenbedarf eines Wassermoleküls zugrunde gelegt, der 10 10-18 cm2/Mol beträgt.
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Multipliziert man diesen Wert mit der Loschmidtschen Zahl, so erhält
man den Flächenbedarf eines Mols Wasser bei monomolekularer Belegung (= 6 108 cm2/
Mol). Durch Einsetzen des Moelkulargewichts für Wasser erhält man die Wassermenge,
die erforderlich ist, 1 cma mit einer monomolekularen Schicht Wasser zu überziehen,
nämlich 3 10-5 mg H2O/cm2 spezifische Oberfläche. Daraus folgt, daß eine Wasserhaut
von 5 bis 20 Molekülschichten einer Menge von 1,5 10-4 -6 10- mg H2O/cm2 spezifischer
Oberfläche entspricht. Durch Multiplikation dieses Wertes mit dem Wert der spezifischen
Oberfläche/g, welche nach dem Blaine-Test ermittelt wurde, erhält man die für die
Präparation tatsächlich erforderliche Menge Wasser.
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Auf analoge Weise kann auch die Menge an polarer, oberflächenaktiver
Substanz bestimmt werden. Der Flächenbedarf für 1 Molekül oberflächenaktiver Substanz
liegt in der Größenordnung von 10 10-16 -15 10-l6 cm2/Molekül oberflächenaktive
Substanz.
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Durch Multiplikation mit der Loschmidtschen Zahl
erhält
man 0,167 10-8. Molekulargewicht (der oberflächenaktiven Substanz) g oberflächenaktive
Substanz/cm2 spezifische Oberfläche, -0,11 10-8. Molekulargewicht (der oberflächenaktiven
Substanz) g oberflächenaktive Substanz/cm2 spezifische Oberfläche.
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Setzt man nun in diesen Ausdruck die vorstehend genannte Anzahl der
Molekülschichten ein, so ergibt sich 0,11 0-8 MG g oberflächenaktive Substanz/ cm2
spezifischer Oberfläche, -3,34 10-8 MG g oberflächenaktive Substanz/ cm2 spezifischer
Oberfläche.
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Die effektiv benötigte Menge wird ebenfalls durch Multiplikation
mit dem Wert für die spezifische Oberfläche erhalten, welche nach dem Blaine-Test
bestimmt wurde.
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Wenn die gemäß vorliegender Erfindung angestrebte Präparation erreicht
werden soll, können 10- bis 20mal längere Mischzeiten angewendet werden, als normalerweise
zur Erzielung einer homogenen Mischung erforderlich ist. Soweit es technisch möglich
ist und das disperse Gut eine entsprechende mechanische Belastung verträgt, hat
es sich in diesen Fällen aus wirtschaftlichen Gründen als zweckmäßig erwiesen, wenn
man einen Intensivmischer verwendet, bei dem die Umfangsgeschwindigkeit des Mischwerkzeuges
(Rührarm usw.) 10 m/sec oder mehr beträgt (Beispiel 4) Die für die Präparation in
Frage kommenden polaren, oberflächenaktiven Stoffe sind in der üblichen Weise aus
einer hydrophilen und einer hydrophoben Gruppe im Molekül aufgebaut, beispielsweise
Metallsalze langkettiger Fettsäuren, substituierter Fettsäuren, ungesättigter Fettsäuren,
langkettiger Fettamine und deren Salze usw. Die Behandlung mit Wachsen, Paraffinen
oder Mineralölen, also Verbindungen, die keine ausgeprägte Polarität besitzen, lassen
sich nach dem vorliegenden Verfahren nicht durchführen.
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Nach dem Verfahren gemäß der vorliegenden Erfindung können sehr verschiedenartige
feinteilige Feststoffe präpariert werden. Als Beispiele sind zu nennen, anorganische
Stoffe, insbesondere Salze, Metallpulver, Nichtmetallpulver und organische Verbindungen.
Diese verschiedenartigen feinteiligen Feststoffe können nach ihren Anwendungsgebieten
beispielsweise wie folgt eingeteilt werden: Düngemittel (z. B. Kalisalpeter, Harnstoff,
Thomasmehl usw.), Baustoffe (Zement, Quarzsand usw.), Bestandteile für Sprengstoffmischungen
(Kalium-, Natrium- und Ammoniumnitrat, Trinitrotoluol, Al-Pulver, Schwefel, Natriumchlorid
usw.), Bestandteile für Zündmassen oder Brandmassen (Al-Pulver, Holzkohlepulver,
Schwefel usw.) sowie Formmassen für die Metallurgie (Quarzsand usw.). Aber auch
feinteilige Feststoffe anderer Anwendungsgebiete können nach dem vorliegenden Verfahren
mit gutem Erfolg präpariert werden.
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Im folgenden wird die praktische Durchführung der Behandlung beschrieben.
Man bestimmt mit einer der bekannten Methoden (Blaine-Test) die spezifische Oberfläche
des feinteiligen Feststoffs und berechnet, wie bereits vorher beschrieben, auf Grund
des ermittelten Oberflächenwertes die erforderlichen Mengen an
Wasser und an oberflächenaktiver
Substanz; dadurch sind die optimalen Präparationsbedingungen bekannt und brauchen
nicht erst durch umständliche Versuchsreihen bestimmt zu werden. Unmittelbar vor
der Präparation kann die Wasserkonzentration an der Oberfläche des feinteiligen
Gutes je nach seinem Ausgangszustand durch Befeuchten oder Trocknen erreicht werden.
Es ist auch möglich, die Feuchtigkeit an der Oberfläche des feinteiligen Feststoffs
durch Lagerung unter geeigneten klimatischen Bedingungen von vornherein einzustellen.
Das für das Verfahren benötigte Wasser kann aber auch in flüssiger Form in den Mischer
eingebracht werden. Nach Zugabe des oberflächenaktiven Stoffes kann mit dem Mischvorgang
begonnen werden, wobei die Präparationszeit von der Intensität des Mischaggregates
abhängt.
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Die Vorteile des Verfahrens gemäß der vorliegenden Erfindung lassen
sich folgendermaßen zusammenfassen: Das Verfahren ist einfach und schnell durchzuführen;
bei Lagerung unter geeigneten klimatischen Bedingungen ist nur ein einziger Arbeitsgang
erforderlich. Wie durch die Beispiele gezeigt wird, kann das Verfahren auf eine
große Anzahl verschiedener Stoffe (anorganische Salze, Metalle, Nichtmetalle, organische
Verbindungen) angewendet werden.
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Die Vielseitigkeit des Verfahrens zeigt sich auch darin, daß beim
Präparationsvorgang die mechanische Belastung des feinteiligen Feststoffs so auf
seine Festigkeit abgestimmt werden kann, daß gerade noch keine Zerkleinerung stattfindet.
Sollte aber eine Zerkleinerung erwünscht sein, so kann sie zusammen mit dem Präparationsverfahren
gemäß der vorliegenden Erfindung in einem Arbeitsvorgang kombiniert werden.
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Das erfindungsgemäße Verfahren besitzt weiterhin den großen Vorteil,
daß sich schon bei sehr geringen Zusätzen an polarem, oberflächenaktivem Stoff eine
außerordentlich gute Rieselfähigkeit des feinteiligen Feststoffs ergibt (Beispiel
1). Damit wird die Menge des polaren, oberflächenaktiven Stoffes, die sich oft bei
der Weiterverwendung der feinteiligen Feststoffe störend bemerkbar machen könnte,
auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt. Da die Adhäsion der präparierten Teilchen
untereinander extrem niedrige Werte annimmt und da die auf der Oberfläche des dispersen
Gutes aufgebrachten Schichten auf Grund ihres molekularen Aufbaus gleichzeitig eine
Hydrophobierung bewirken, bleibt die Rieselfähigkeit auch bei längerer Lagerung
vollständig erhalten. Der starke Einfluß der erfindungsgemäßen Präparation auf die
Schüttdichte erlaubt es, bei der Lagerung im gleichen Volumen erheblich mehr feinteiligen
Feststoff unterzubringen.
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In den folgenden Beispielen, die das Verfahren an ausgewählten Versuchen
illustrieren, ist die Abhängigkeit der Präparation von der Wassersicht auf der Oberfläche,
der Menge und der Natur des oberflächenaktiven Stoffes, der spezifischen Oberfläche
des feinteiligen Feststoffs und der Mischintensität angegeben.
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Beispiel 1 In einem Intensivmischer wurden jeweils 4 kg Kalisalpeter
(spez. Oberfläche 6I0 cm2/g) mit 0,045 01o Zinkstearat (= 3 Molekülschichten) präpariert,
wobei der Wassergehalt variiert wurde. Die Tabelle 1 gibt die Ergebnisse wieder.
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Tabelle 1
Böschungswinkel Rütteldichte g/cm³ |
Wassergehalt |
vor der nach der vor der nach der |
°/o Präparierung Präparierung Präparierung Prãpariensng |
1 a 0,050 (#27,3 Molekülschichten) ... 62° 43° 1,20 1,41 |
1 b 0,021 (#11,5 Molekülschichten) ... 54° 40° 1,18 1,45 |
1 c 0,011 (#6 Molekülschichten) ..... 48° 22° 0,96 1,59 |
1 d 0,002 (#1,1 Molekülschichten) ... 46° 42° 1,06 1,45 |
Beispiel 2 Daß der optimale Wassergehalt nach Beispiel 1, 1c auf die Oberfläche
der dispersen Substanz abgestimmt sein muß, wird durch den folgenden Versuch belegt
(s.
Tabelle 2). Es wurden wie in Beispiel 1 4 kg Kalisalpeter mit0,12 % Zinkstearat
(= 3 Molekülschichten) präpariert, entsprechend der größeren spez. Oberfläche von
1420 cm2/g.
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Tabelle 2
Böschungswinkel Rütteldichte g/cm³ |
Wassergehalt |
vor der nach der vor der nach der |
% Präparierung Präparierung Präparierung Präparierung |
2 a 0,051 (#1,2 Molekülschichten) .... 64° 44° 1,22 1,42 |
2 b 0,026 (#6,1 Molekülschichten) .... 50° 24° 0,91 1,56 |
2 c 0,001 (#0,02 Molekülschichten) . . 48° 31° 1,08 1,50 |
Beispiel 3 Bezüglich der Abstimmung der Menge des oberflächenaktiven Stoffes auf
die spez. Oberfläche von Kalisalpeter (spez. Oberfläche: 620 cm2/g) ergab sich (s.
Tabelle 3), daß mit einer monomolekularen Schicht
eine geringe, aber immer noch deutliche
Präparation erzielt wird. Die optimalen Verhältnisse liegen bei etwa 3 bis 6fachen
Schichten vor, während erheblich größere Stearatmengen keine weitere Wirkung mehr
haben.
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Tabelle 3
Stearat- Schichtenzahl der Böschungswinkel Rütteldichte g/cm³ |
Wassergehalt |
menge oberflächenaktiven |
vor der nach der vor der nach der |
Substanz |
% % Präparierung Präparierung Präparierung Präparierung |
3a 0,014 0,014 50° 40° 1,02 1,45 |
(7,5 Molekularsch.) |
3b 0,013 0,056 4 | 50° | 23° | 1,02 | 1,58 |
(7,0 Molekularsch.) |
3c 0,014 0,50 etwa 35 | 50° | 23° | 1,02 | 1,56 |
(7,5 Molekularsch.) |
Beispiel 4 Der Einfluß der Mischzeit und Mischintensität ist in Tabelle 4 wiedergegeben.
Es wurden jeweils 4 kg Kalisalpeter (spez. Oberfläche 620 cm2/g, Wasserge-
halt 0,012
0/o' welcher ungefähr 6,5 Molekülschichten entspricht) mit 0,050 0/o Calciumstearat
(#4 Molekülschichten) präpariert.
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Tabelle 4
Umfangs- Böschungswinkel Rütteldichte g/cm³ |
Mischertyp geschwindigkeit Mischzeit |
vor der nach der vor der nach der |
m/sec. Präparierung Präparierung Präparierung Präparierung |
4A Intensivmischer ...... etwa 20 12" 50° i0° 40° 0,98 1,46 |
4B Intensivmischer ...... etwa 20 3' 50° 22° 0,98 1,59 |
4 a | Z-Mischer .......... | etwa 1 | 10' | 50° | 43° | 0,98
| 1,31 |
4b Z-Mischer etwa 1 150' 50° I 25° 0,98 1,55 |
Beispiel Sbis 11 An Stelle von Zinkstearat wurde Kalisalpeter noch
mit folgenden oberflächenaktiven Stoffen präpariert: Die Stearate von Calcium, Aluminium,
Magnesium, Chrom, Cobalt, Titan; die Oxy-Stearate von Zink und Calcium; Calciumoleat;
Stearylamin und Stearylamin-Hydrochlorid. In jedem Fall ergaben sich Produkte mit
hoher Rütteldichte und kleinem Böschungswinkel.
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Beispiel 12 Es zeigte sich, daß das vorliegende Verfahren zur Präparation
nicht nur mit Kalisalpeter, sondern auch mit anderen dispersen Substanzen durchzuführen
ist.
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In den folgenden Beispielen sind einige weitere typische Stoffe aufgeführt,
wobei nicht in jedem Fall die günstigsten Verhältnisse bezüglich Wassergehalt und
Menge des oberflächenaktiven Stoffes ermittelt wurden.
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Als oberflächenaktiver Stoff wurde wieder Zinkstearat verwendet.
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Tabelle 5
Böschungswinkel Rütteldichte g/cm³ |
Wassergehalt Stearat |
Beispiele Stoff vor der nach der vor der nach der |
% % Präparierung Präparierung Präparierung Präparierung |
12 NaNO3 ........ 0,012 0,05 47° 30° 1,02 1,54 |
13 NH4NO3 ....... 0,011 0,3 50° 45° 0,82 1,05 |
14 NaHCO3 ....... 0,014 0,1 38° 35° 0,91 1,27 |
15 NaCl .......... 0,015 0,07 45° 42° 1,31 1,65 |
16 Quarzsand ...... 0,009 0,05 50° 35° 1,60 1,65 |
17 Zement ....... 0,016 0,10 50° 40° 1,59 1,79 |
18 Schwefel 0,008 0,10 39° 37° 1,33 1,47 |
19 | Cu-Bronze ...... | 0,020 | 0,05 | 43° | 42° | 2,94 | 3,57 |
20 Al-Pulver 0,016 0,15 46° 44° 0,58 0,75 |
21 Pentaerythrit 0,018 0,05 37° 34° 0,75 0,96 |
22 | Trinitrotoluol ... | 0,035 | 0,12 | 40° | 37° | 0,90 |
0,96 |
Bei dem Beispiel 22 (Tabelle 5) wurde dem zugefügten Wasser etwas Netzmittel (z.
B. das Na-Salz der Diisobutylnaphthalinsulfonsäure), um eine gleichmäßige Verteilung
des Wassers zu gewährleisten, zugesetzt.