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Verfahren zur Herstellung von stabilen Insulinkristallsuspensionen
mit protrahierter Wirkung Es wurde bereits ein Verfahren zur Herstellung von stabilen
Insulinpräparaten mit protrahierter Wirkung durch Suspendieren von scharkantige
und durch ebene Kristallflächen begrenzte Rhomboeder in einem wäßrigen Injektionsmedium
vorgeschlagen, dessen Besonderheit darin besteht, daß man von aus Rinderpankreasdrüsen
gewonnenen Insulinkristallen ausgeht, die erhaltene Suspension auf einen pH-Wert
von etwa 7 einstellt und der Suspension in bekannter Weise einen solchen Gehalt
an Ionen der die Kristallisation des Insulins fördernden Metalle, vorzugsweise Zink,
gibt, daß die suspendierten Insulinkristalle weniger als 0,35 Milliäquivalente an
den vorerwähnten Metallen pro Gramm der getrockneten Insulinkristalle enthalten.
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Es wurde nun gefunden, daß man überraschenderweise zu stabilen Insulinpräparaten
mit protrahierter Wirkung auch dann kommt, wenn man unter Einhaltung der sonstigen
Bedingungen das bereits vorgeschlagene Verfahren an Stelle von Rinderinsulinkristallen,
die scharfkantige, von ebenen Kristallflächen begrenzte Rhomboeder darstellen, Rinderinsulinkristalle
verwendet, welche die Form von Zwillingskristallen, Sternchen oder deformierten
Rhomboedern aufweisen.
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Die erfindungsgemäß hergestellten Insulinpräparate weisen eine mäßig
protrahierte Wirkung auf. Sie haben eine kürzere Wirkungsdauer als die der Suspensionen
von Insulinkristallen mit mehr als 1% Zink bei neutraler Reaktion der Suspensionen,
ermöglichen jedoch eine fast gleichbleibende klinisch brauchbare protrahierte Wirkung
bei der Applikation im Sinne der medizinischen Richtung, die eine 2malige Injektion
pro Tag bevorzugt.
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Das Verfahren nach der Erfindung hat demjenigen Verfahren gegenüber,
bei welchem man eine Suspension von Insulinkristallen mit einem Zinkgehalt über
1% bei neutraler Reaktion herstellt, den Vorteil, daß man mit geringerem Zinkgehalt
auskommen kann. Es erübrigt sich ein zusätzlicher Zinkzusatz. Man kann einfach das
Rinderinsulin in bekannter Weise kristallisieren und dann durch Verdünnung auf die
therapeutisch brauchbare Insulinkonzentration und auf neutrale Reaktion einstellen.
Auch kann man beliebige, gegebenenfalls zinkbindende Pufferstoffe, wie Phosphat-
oder Zitratpuffer verwenden.
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Das Verfahren kann derart durchgeführt werden, daß man die vorgenannten
Insulinkristalle in dem wäßrigen Injektionsmedium suspendiert. In diesem Falle werden
vorzugsweise Insulinkristalle verwendet, die vorher keiner Trockenbehandlung unterzogen
wurden. Es hat sich nämlich gezeigt, daß durch den Trockenvorgang die Wirkungsdauer
der Suspensionen verkürzt wird.
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Es ist jedoch zweckmäßiger, die Kristallisation des Insulins unter
sterilen Bedingungen durchzuführen und dem Kristallisationsmedium eine derartige
Zusammensetzung zu verleihen, daß es injizierbar ist, so daß als Suspensionsmedium
für die Kristalle die Mutterlauge derselben, der etwa fehlende Substanzen, wie Wasser,
Isotonika und Konservierungsmittel zugesetzt werden, verwendet wird.
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Das erfindungsgemäße Verfahren wird durch das folgende Beispiel näher
erläutert. Beispiel 3,48 g aus Ochsenpankreas gewonnenes Insulin, das 0,78% Zink
enthält, werden in 100 cms Wasser suspendiert und durch Zugabe von 4 cm31 n HCl
gelöst. Die Lösung wird steril gefiltert und mit sterilem Wasser auf 150 cm3 verdünnt.
Dieser Lösung werden 50 em3 einer 0,4 molaren Natriumazetatlösung zugesetzt, die
so viel Natriumhydroxyd enthält, daß die Mischung einen pH-Wert von 5,5 erhält.
Nach dem Mischen kristallisiert das Insulin unter etwa 24stündigem langsamem Rühren
in Form von Zwillingkristallen; anschließend wird die Suspension durch Zugabe von
1800 em3 einer O,llprozentigen p-Hydroxybenzoesäuremethylester-Lösung verdünnt,
die 14 g Natriumchlorid und so viel NaOH enthält,
daß der pH-Wert
der Endsuspension auf 7,3 bis 7,4 eingestellt wird. Die fertige Suspension hat einen
Zinkgehalt von 1,36 mg pro 100 ems.
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Wenn man diese Suspension bei erhöhter Temperatur längere Zeit, beispielsweise
bei 45° C 1 Monat, aufbewahrt, erfolgt keine wesentliche Änderung der verlängerten
Insulinwirkung der Suspension. Dagegen ist die Suspension, wenn sie einen pH-Wert
von 5,5 an Stelle von 7,0 aufweist, bei einer Aufbewahrung von nur 2 Wochen nicht
stabil. Die Aufbewahrung bewirkt eine erhebliche Verlängerung der Insulinwirkung.
Auch zeigt die frische Suspension bei pH 5,5 keine merkbare protrahierte Wirkung.
Nur die Einstellung der Suspension auf einen pH-Wert von etwa 7 schafft eine klinisch
brauchbare protrahierte Wirkung.
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Die Blutzuckerkurven der beigefügten Zeichnungen veranschaulichen
die obigen Versuchsergebnisse. An Stelle eines Natriumazetatpuffers, wie er beim
vorbeschriebenen Beispiel verwendet wurde, können auch Natriumphosphat- oder Natriumzitratpuffer
Verwendung finden. Weiter können auch Insulinkristalle mit niedrigerem Zinkgehalt
oder andere kristallisationsfördernde Metalle als Zink enthaltende Insulinkristalle
eingesetzt werden. Außerdem können der wäßrigen Suspension noch gesondert Ionen
von kristallisationsfördernden Metallen zugesetzt werden, vorausgesetzt, daß der
Ionengehalt so niedrig gehalten wird, daß die suspendierten Insulinkristalle weniger
als 0,35 Miniäquivalente von Metall pro Gramm der getrockneten Kristalle enthalten.