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Verfahren zur Gewinnung von Hellebrigenin aus Hellebrin oder hellebrinhaltigen
Drogenextrakten Die Erfindung betrifft ein neues einfaches Verfahren zur Gewinnung
von Hellebrigenin aus Hellebrin oder hellebrinhaltigen Drogenextrakten. Die Gewinnung
von Hellebrin, einem stark wirksamen Herzglykosid, ist bereits aus der deutschen
Patentschrift 605 073 bekannt. Im weiteren Verlauf der .Untersuchungen hat sich
herausgestellt, daß sein Aglykon Hellebrigenin der Formel
das Glykosid in bezug auf die Herzwirkung noch übertrifft (J. S c h m u t z, Helv.
chim. Acta, 32, S. 1442 [1949]).
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Die Gewinnung des Hellebrigenin bereitete bisher große Schwierigkeiten.
Die literaturbekannten Verfahren zur Gewinnung des Hellebrins lieferten eine Ausbeute
von nicht mehr als 5%, bezogen auf den Gehalt der Droge an Hellebrin. Das Hellebrin
mußte dann mittels des Ferments Strophanthobiase in Desglukohellebrin übergeführt
und dieses nach M a n n i c h - S i e v e r t mit konzentrierter Salzsäure in Aceton
in Rhamnose und Hellebrigenin gespalten werden. In der Literatur fehlen Ausbeuteangaben,
eine Nacharbeitung des Verfahrens ergab, daß nicht mehr als 2 bis 30/0 Hellebrigenin,
bezogen auf den Hellebringehalt der Droge, erhalten werden können.
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Überraschenderweise wurde nun festgestellt, daß man Hellebrin auf
sehr einfache, wirtschaftliche Weise in Hellebrigenin überführen kann, wenn man
es in einem Keton mit 3 bis 10 n-Salzsäure bei Temperaturen von 20 bis 100°C behandelt
und anschließend das rohe Hellebrigenin chromatographisch reinigt, vorzugsweise
über eine Kieselgelsäule.
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Je konzentrierter die verwendete Salzsäure ist, desto niedriger muß
die Temperatur gehalten werden, da sich ansonsten größere Mengen von 5,6-Anhydrohellebrigenin
bilden. Die Reaktionsdauer beträgt je nach der Temperatur 14 Tage (bei 20°C) bis
wenige Stunden (bei der Rückflußtemperatur des verwendeten Lösungsmittels). Die
besten Ausbeuten wurden erhalten, wenn man mit 5 n-Salzsäure bei 40°C in Aceton
arbeitet, die Spaltung, deren Verlauf dünnschichtchromatographisch gut verfolgt
werden kann, ist dann nach 5 Tagen beendet. Das so erhaltene Hellebrigenin enthält
in der Regel noch geringe Mengen 5,6-Anhydrohellebrigenin und nicht umgesetztes
Hellebrin, die chromatographisch leicht entfernt werden können.
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Ein besonderer Vorteil des neuen Verfahrens liegt darin, daß man nicht
von reinem Hellebrin ausgehen muß, sondern direkt einen auf bekannte Weise ererhaltenen
hellebrinhaltigen Drogenextrakt verwenden kann, wobei an die Reinheit des Extraktes
keine besonderen Anforderungen gestellt werden müssen; beispielsweise kann die übliche
Fällung der Gerbstoffe mit Bleiacetat und die nachfolgende Ausfällung der Bleisalze
mit Natriumphosphat ohne weiteres unterbleiben. Aus einem auf diese Weise aus Helleborus-Arten,
vorzugsweise aus Helleborus niger L., erhaltenen Drogenextrakt kann Hellebrigenin
in einer Ausbeute von 10 bis 15%, bezogen auf den Hellebringehalt der Droge, erhalten
werden.
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Nach dem erfindungsgemäßen Verfahren können aber auch Mutterlaugen
der Hellebringewinnung auf Hellebrigenin verarbeitet werden. Man erhält auch in
diesem Fall aus einer Lösung, aus der sich mittels bekannter Verfahren kein Hellebrin
mehr erhalten ließ, reines Hellebrigenin in guter Ausbeute.
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Der Hellebringehalt der Droge und der Extrakte, auf den die Ausbeuteangaben
bezogen wurden, läßt sich sehr genau UV-spektrographisch bestimmen. Zu diesem Zweck
wird der ungesättigte Lactonring des Glykosids quantitativ verseift, die entstandene
Carbonsäure besitzt ein besonders hohes Maximum im UV-Spektrum, durch dessen Messung
in Verbindung mit einer Eichkurve der Hellebringehalt bestimmt wird.
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Das nachstehende Beispiel soll die Erfindung näher erläutern
Beispiel
1 kg Droge Helleborus niger L. wird zweimal mit 3 1 Benzol je 1 Stunde entfettet.
Das anfallende gelbe C11, Hellebringehalt 00(o, wird verworfen. Die entfettete Droge
wird nun während 15 Stunden mit 61 Methanol-Wasser = 4 : 1 ausgerührt und anschließend
abgesaugt. In der Lösung befindet sich eine Substanzmenge von 240 g mit einem Hellebringehalt
von 3.50;'0. Nun rührt man so viel Aktivkohle in die Lösung, bis eine filtrierte
Probe der Lösung nicht mehr bitter schmeckt. Der Verbrauch an Aktivkohle beläuft
sich auf etwa 800 g pro Kilogramm Droge. Nach 1stündigem Stehen und Absaugen der
Aktivkohle rührt man diese 1j2 Stunde in 3 1 Methanol ein. Nach Absaugen wird die
Kohle zweimal mit je 61 Methylenchlorid-Methanol = 1 : 1 1 Stunde extrahiert, wobei
sich ein Extrakt mit 60 g Substanz mit einem Hellebringehalt von 100;'o ergibt.
Der scharf getrocknete Extraktrückstand wird nun pro Gramm reines Hellebrin mit
100 ml Aceton und 10 ml 5 n-Salzsäure versetzt und 5 Tage bei 35 bis 40°C gehalten.
Anschließend wird das Aceton abdestilliert und mit Wasser versetzt. Nach 6maligem
Extrahieren mit 40 ml Chloroform, Waschen der Extrakte mit Wasser und Sodalösung,
Trocknen über Natriumsulfat wird zur Trockene eingeengt und der Rückstand über eine
Kieselgelsäule (Korngröße 0,2 bis 0,5 mm) laufen gelassen: 1. Mit Chloroform wird
5,6-Anhydrohellebrigenin erhalten.
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2. Mit Chloroform-Methanol = 99 : 1 wird Hellebrigenin erhalten. 3.
Nachwaschen mit Methanol ergibt noch unumgesetztes Hellebrin.
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Aus den Hellebrigeninfraktionen läßt sich nach Umkristallisation aus
Aceton-Äther = 1 : 1 Hellebrigenin vom Fp. 146 und 235°C in einer Ausbeute von 1,2
g, das sind 15°;ö der Theorie, bezogen auf den Hellebringehalt der Droge, erhalten.
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Auf die gleiche Weise, wie hier für den Extraktrückstand beschrieben,
kann auch aus reinem Hellebrin oder aus den eingeengten Mutterlaugen der Hellebringewinnung
reines Hellebrigenin erhalten werden.