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Mittel zum Färben von lebenden Haaren Zum Färben von lebenden Haaren
werden seit längerer Zeit Farbstoff-Vorprodukte verwendet, die - selbst farblos
- durch Oxydation zu Farbstoffen entwickelbar sind.
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Die als »Oxydationshaarfarben« bisher bekannten Verbindungen werden
in zwei Gruppen unterteilt: Gruppe A: Farbstoff-Vorprodukte, welche bereits für
sich durch Einwirkung eines Oxydationsmittels zu einem Farbstoff entwickelbar sind.
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Gruppe B: Farbstoff-Vorprodukte, welche für sich in der Regel durch
Einwirkung eines Oxydationsmittels nicht zu einem Farbstoff entwickelbar sind, jedoch
in Kombination mit einer Verbindung der Gruppe A. Die Farbstoff-Vorprodukte der
Gruppe B werden auch «Modifier« oder »Nuanceurs« genannt.
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Als Verbindungen der Gruppe A werden p-Diaminobenzole wie p-Phenylendiamin
oder p-Toluylendiamin verwendet. Bei deren Oxydation wird, zumindest intermediär,
N- Bis-(2,5-diaminophenylen)-chinondiimin gebildet, eine unter dem Namen »Bandrowskische
Base« bekannte Verbindung. Diese Verbindung kann bei disponierten Personen zu allergischen
Reaktionen führen.
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Es wurde nun gefunden, daß man bisher noch nicht bekannte Oxydationshaarfarben
erhalten kann, wenn das Haar mit einer schwach alkalischen, vorzugsweise ammoniakalischen
Lösung, Creme oder Paste behandelt wird, welche Benzidin und/oder dessen Derivate,
vorzugsweise 2-Aminobenzidin, 3,3'-Diaminobenzidin, 3,3'-Dihydroxybenzidin oder
3,3'-Dimethoxybenzidin allein oder im Gemisch mit Amino- oder Oxypyridinen oder
anderen, an sich als Oxydationsfarbstoffe bekannten aromatischen Aminen enthält.
Als Oxydationsfarbstoffe können hierbei folgende Verbindungen verwendet werden:
p-Phenylendiamin, p-Toluylendiamin, p-Aminophenol, m-Aminophenol, o-Aminophenol,
m-Phenylendiamin, m-Toluylendiamin, 2,3-Diaminopyridin, 2,6-Diaminopyridin, 2,5-Diaminopyridin,
3,5-Diaminopyridin und/oder 2,6-Dihydroxypyridin.
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Diese Zubereitung wird kurz vor dem Auftragen mit einem geeigneten
Oxydationsmittel, vorzugsweise Wasserstoffperoxyd oder dessen Verbindungen, gemischt.
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Im Benzidin und seinen Derivaten ist die p-Stellung jeweils durch
einen weiteren Ring blockiert, so daß die Bildung der Allergien verursachenden »Bandrowskischen
Base« ausgeschlossen ist. Das neue Färbemittel zeichnet sich also dadurch aus, daß
es keine Allergien auszulösen vermag.
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Ein weiterer Vorteil der erfindungsgemäßen Verbindungen besteht darin,
daß die schon vorhandene Reihe an Oxydationshaarfarben durch eine Vielzahl neuer,
sehr echter Nuancen erweitert und ergänzt wird.
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Ein Teil der erfindungsgemäßen Verbindungen gibt bereits ohne Zusatz
weiterer Farbstoffvorprodukte durch Einwirkung von Oxydationsmitteln eine Farbe
(Gruppe A). Hierzu gehört beispielsweise Benzidin und 3,3'-Diaminobenzidin. Diese
Benzidinderivate der Gruppe A können also auch in Kombination mit Farbstoff-Vorprodukten
sowohl der Gruppe A als auch der Gruppe B angewendet werden und ergeben dann neue
bisher noch nicht bekannte Oxydationshaarfarben.
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Ein anderer Teil der erfindungsgemäßen Verbindungen zählt zu den
»Modifiern« (Gruppe B), beispielsweise 2-Aminobenzidin, 3,3'-Dihydroxybenzidin und
3,3'-Dimethoxybenzidin. Diese Gruppe ist sowohl mit den Benzidinen der Gruppe A,
vorzugsweise Benzidin oder 3,3-Diaminobenzidin (Tabelle 1) als auch mit den Farbstoffvorprodukten
aus der Gruppe der p-Diaminobenzole (Gruppe A), beispielsweise p-Phenylendiamin
oder p-Toluylendiamin, oder der Gruppe B (»Modifier«) kombinierbar (Tabelle 2).
Dadurch werden neue für die Färbung von lebenden Haaren interessante Nuancen erhalten.
Die dabei entstehenden Oxydationshaarfarben sind bisher noch nicht bekannt.
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Beispiel I 0,5 g Benzidin-hydrochlorid werden in 96,5 g Wasser durch
Erwärmen auf 70"C gelöst. Man läßt auf 20"C abkühlen und gibt 3,0 g wäßrige Ammoniaklösung
(250/,in) hinzu.
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Zur Färbung werden 80 ml dieser Lösung mit 20 ml Wasserstoffperoxyd
(60/,in) gemischt und die Mischung auf das Haar gleichmäßig aufgetragen.
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Nach einer Einwirkungszeit von 20 bis 30 Minuten
wird
das Haar ausgespült und getrocknet. Auf weißem Haar wird dadurch ein schöner goldblonder
Farbton erhalten.
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Beispiel II 1,5 g 3,3-Diaminobenzidin .4 4 HCl werden in 96,5 g Wasser
durch Erwärmen auf 70"C gelöst. Man läßt auf 20 C abkühlen und gibt 4,0 g wäßrige
Ammoniaklösung (25%ig) hinzu.
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Man färbt nach Beispiel I: Weißes Haar erhält dadurch eine intensive
rotbraune Färbung.
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Beispiel 111 1,0 g p-Toluylendiamin und 1,0 g 2-Aminobenzidin werden
in 94,0 g Wasser durch Erwärmen auf 70 C gelöst. Man läßt auf 20"C abkühlen und
gibt 4,0 g wäßrige Ammoniaklösung (25%ig) hinzu.
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Man färbt nach Beispiel 1: Weißes Haar erhält einen sehr intensiven
graublauen Farbton.
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Weitere Kombinationsbeispiele und die hiermit erzielten Farbtöne
sind in den Tabellen 1 und 2 zusammengestellt.
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Tabelle 1 Färbung von lebenden Haaren mit einer Kombination von Benzidinderivaten
der Gruppe A mit Benzidinderivaten der Gruppe B
Benzidinderivat der Gruppe A | Benzidinderivat der Gruppe B
| Erzielter Farbton |
1. 3,3'-Diaminobenzidin .4 4 HCl 3,3'-Dihydroxybenzidin Rotbraun |
2. 3,3'-Diaminobenzidin .4 4 HCI 2-Aminobenzidin Olivgrau |
3. Benzidin 2-Aminobenzidin Grau |
Tabelle 2 Färbung von lebenden Haaren mit einer Kombination von Benzidinderivaten
mit Farbstoff-Vorprodukten, die nicht der Benzidin-Reihe angehören
Benzidinderivat | Farbstoff-Vorprodukt | Erzielter Farbton |
1. Benzidinhydrochlorid p-Tol uylendiamin Rotbraun |
2. Benzidinhydrochlorid j m-Aminophenol Olivgrau |
3. Benzidinhydrochlorid 3,5-Diaminopyridin Gelboliv |
4. Benzidinhydrochlorid 2,6-Dioxypyridin Oliv |
5. 3,3'-Diaminobenzidin + 4 HCI m-Toluylendiamin intensives
Olivgrün |
6. 3,3'-Diaminobenzidin + 4 HCI o-Aminophenol intensives Gelborange |
7. 3,3'-Diaminobenzidin - 4 HCI m-Aminophenol intensives Olivgrau |
8. 3,3'-Diaminobenzidin -4 4 HCI 2,3-Diaminopyridin intensives
Oliv |
9. 3,3'-Diaminobenzidin + 4 HCI 2,6-Diaminopyridin intensives
Olivgelb |
10. 2-Aminobenzidin p-Toluylendiamin sehr intensives Grünblau |
mit guter Abtragung |
11. 2-Aminobenzidin o-Phenylendiamin sehr intensives Olivgrün |
12. 2-Aminobenzidin p-Aminophenol sehr intensives Rotbraun |
13. 2-Aminobenzidin 2,3-Diaminopyridin Olivgrün |
14. 3,3'-Dihydroxybenzidin o-Phenylendiamin sehr intensives
Olivgrau |
15. 3,3'-Dihydroxybenzidin 2,3-Diaminopyridin intensives Oliv |
Die Färbemischungen nach der Tabelle können wie folgt hergestellt werden: Man bereitet
eine 1 0/0ige wäßrige Lösung des Benzidinderivates in Spalte 1 und fügt 3 Oi, einer
wäßrigen 25%igen Ammoniaklösung hinzu (Lösung a).
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Daraufhin stellt man sich eine 1 0/0ige Lösung der in Spalte 2 angegebenen
Verbindung her und gibt dazu gleichfalls 30% einer wäßrigen 25°/Oigen Ammoniaklösung
(Lösung b).
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Es werden nun Lösung a t- Lösung b + Wasserstoffperoxydlösung (3%ig)
im Verhältnis 1-t 1 1 gemischt. Nach dem Auftragen dieser Mischung auf das Haar
und einer Einwirkung von 20 bis 30 Minuten bei Raumtemperatur wird mit Wasser ausgespült
und getrocknet.
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Die vorstehend angeführten Färbemischungen stellen nur Beispiele
aus der durch die erfindungsgemäßen Verbindungen zugänglichen großen Anzahl neuer
Haarfarben dar.
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Patentansprüche: 1. Mittel zum Färben von menschlichen Haaren mit
Farbstoffen. die durch Oxydation entwickelt werden, dad urch geken nzeichnet, daß
es Benzidin und/oder dessen Derivate. vorzugsweise 2-Aminobenzidin 3.3'-Dihydroxybenzidin
oder 3,3'-Dimethoxybenzidin allein oder im Gemisch mit Amino- oder Oxypyridinen
oder anderen, an sich als Oxydationsfarbstoffe bekannten aromatischen Aminen enthält.